Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, February 15, 1900, Page 2, Image 2

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    2 Jacher »md Schirm.
Ein fächelndes Palmblati, «5n zu
sammengebundenes Büschel Aogelf«-
dern, ein Wedel aus Büff«lschwänz«n
das waren die Ansänge des Fächers.
Die egyptischen Pharaoner waren alle
z«it von ihrem Fächertrög«r begleitet,
der den aus kostbaren kinten Federn
sorgfältig zusammengesetzten Fäch«r
schützend über dem Pherao hielt; und
dieser Federsächer war Fliegenwedel,
Pharao.
Dem Herrscher Indiens wurde ein
Fliegenwedel aus Büffelschwänzen und
ein gelbseidener Sonnenschirm nachge
standen aus gclbfarbigen, «ich gestick
ten Seidenstoffen. Wie die Herrsch«:,
so waren auch die vornehmen Jntxr
<gl«itet.
«in wirklich schmückendes Schaugeräth.
Fällen die Gestalt von Blättern, von
Palmetten, stattete sie mit bunter Ma-
I«? alten Rom ist d«r Fächer (Na
mentlich der Platane. Bei dem römi
(40 —102) wird einmal der Pfauen
sein, denn um's Jahr 800 sandt« Al
kuin, der Abt von Tours, dem Bischof
Arno von Salzburg «ine tuchartige
Schirm mit gewölbtem und gerippten«
Dach, ganz unserm heutigen Regen
schirm gleichend. Ob er auch zusam
menfaltbar gewesen ist, davon verräth
die Geschichte nichts. Der Fächer
scheint diesen nördlich wohnendenVöl-
Zern entbehrlich gewesen zu sein, kam
aber später von Italien mach Deutsch
land und wurde als Rundfächer, als
Fahnenfächer und als halbkreisförmi
ger Faltfächer benutzt. Die Stiele be
standen aus Elfenbein oder Edelmetall
um den Knauf herum mit Straußen-
oder Pfauenfedern besteckt. Die Fah
nenfächer waren aus Pergament, ski
deckte ihn mit feinen Malereien in da-i
maligem Geschmack, mit Landschaften,
Genien und SchÄf«rscen«n, Am Schluß
deS Jahrhunderts erhielt der Falt
fächer die schönste Durchbrucharbeit
über den Kopf halten. Um 1760'
klappen zu können, verdankt er seinen
unbeschränkten Erfolg bis heute. Bald
wurde er nun der unentbehrlich« Be
bezug durchweg so grellroth wie mög
lich. Zumeist wurde «r unt«r dem
Arm getragen. Wegen s«iner Größe
und Schwer« war der Regenschirm ein
Requisit der Männerwelt, während
der zierliche Sonnenschirm Alleinbesitz
der Frauen wurde.
In den dreißiger Jahren unseres
Jahrhunderts kam der „chinesisch« Fä
cher" in Mode. Die Stäbe waren
lackirt, das Blatt außerordentlich dünn
und mit chinesischer Malerei: Land
schaften, Vögeln oder Menschenfiguren
bedeckt und außerdem mit Perlmutter,
Elfenbein und Gold ausgelegt. Ih
nen folgten die Fächer auS grünem
Taffet mit Stäben auS Elfenbein,
Ebenholz und Gold, geschnitzt, gravirt,
mit Malerei geschmückt, oft auch mit
Federbesatz, Neben dem Rundfächer,
der sich ebenfalls zusammenfalten ließ,
erschienen kleine, seidene Sonnen
am Stiel überkippen ließen und da
durch eine fächerartige Form annah
men, Es waren das di« sogenannten
„Knicker". Seit 1850 kam der Spitzen
behang unten am Rande des Sonnen-
Den werthvollsten, diamantenlxsctz
ten Fächer aus Gold-Elfenbein mit
wunderfeiner Malerei, ein Kunstwerk
ersten Ranges, besitzt die Gemahlin des
Millionärs Howard Gould; der
Prachtfächer, meist französische Arbeit,
hat «inen Werth von PlOO,OOO und ist
gegenwärtig wohl der schönste und kost
barste Fächer auf dem Erdenrund.
A, diese Wänner!
Zwei Ehepaare gingen Arm in Arm
nach Haufe aus einer Gesellschaft, wo
trällert ein lustiges Li«d für sich, dann
läßt sie den Arm ihres Gatten fallen.
„Ach Koloman, ich kann zwar sehr
lalala."
im Polkatakt vorwärts. Er stürzt ihr
„Bist Du toll, mußt Du denn schon
„Es sieht's ja Niemand."
„Du hättest es wohl gern, wenn man
es sähe?"
„Ich hätte nichts dagegen; mir ist so
wohl, liebes Männchen, ich habe mich
„Natürlich!"
gottvoll, wenn ich Deine Ausgelassen
heit sehe! Was zu viel ist, ist zu viel!
Du verstehst nicht, die Würde einer
„Du bist zu lebhaft. Auch heute
kettirt."
Bes, kleines Aeffchen?"
„Wähle Deine Ausdrücke besser. Du
siehst, ich habe leine Lust zum Scher
„Nun, weil ich ein Pantoffelheld
ich that nichts Unschickliches,"
wie die kleine Frau von Dobay ihre !
Nase gerümpft hat, als Du inmitten >
des Zimmers mit
„Ei, sich doch! hast Du sie >
Inzwischen waren sie zu Hv'usi an
gelangt. Di« gute Laune Frau Ellas
derhole, was ich schon so oft gesagt
habe: Ich wünsche, daß Du so distin
guirt, ernst und vornehm wärest wie
große Wort führst. Ich könnte wet-
Aber Ellci oh, die —"
namen.
„Soll ich Dir nicht den Thee berei
ten?" fragt sie endlich, als sie sieht, daß
ihr Gatte gar keine Anstalten trifft,
stehen bleibend, „Dein ganzes Leben
nichts Anderes sein als eine Wachs
puppe.
„Was meinst Du damit?" fragt
Irene erschrocken.
„Aber ich bitte Dich, Soltan, ich ver
stehe Dich nicht!"
„Das ist's ja eben, daß Du mich
nicht verstehst. Ich weiß, daß Du nicht
dumm bist, und doch benimmst Du
Dich in der Gesellschaft wie ein Auto
mat. Du hast kein Leben, kein Feuer,
„Jawohl, das ist ein Weib, sie ist
voll F«uer und Esprit. Wie wunder
voll sie tanzt! Du liebst nicht mal das
Tanzen, als wärest Du ein altes
Weib,"
„Ella! Wieder diese Ella!"
„Gewiß, sie ist ein, Musterweib, wi«
glücklich mag mein Freund Koloman
Du kannst Dich eben nicht zur Geltung
bringen! Es ist geradezu albern, in
Gesellschaft zu gehen! Bleiben wir
lieber zu Hause, da blamiren wir uns
wenigstens nicht!"
„O Soltan...
„Da haben wir die Bescheerung! Es
ist entsetzlich, Irene, daß man mit Dir
nie ein vernünftiges Wort sprechen
0Du.... Gute Nacht!"
Zornig wirft er sich auf's Lager,
löscht die Lampe aus, dreht sich der
sofort ein.
Opzitten.
Originell ist die Art, wi« um das
bringen. Man nennt diesen
das „Opzitten" des Freiers, Die Boe
rcnschöne giebt es ihrem Verehrer sehr
Emilie?" „-!«>!" i,Gut! Wie
„tu!" „Gut! Wie heißt „er", Fräu
lein Meta?" Fräulein Meta (zer
streut): .Eduard!"
Dorf und Ztadt.
Die Amme war angekommen.
Der Haushofmeister war in höchster
Eile mit dem ersten Frühzug aus daZ
Land gefahren, denn der kleine Graf,
welcher in der Nacht zur Welt gekom
men war, erfüllte den weiten Palast
mit seinem verzweifelten Geschrei, je
nem Schreien des Hungers und der
Schmerzen, welche, leider, die erste
Aeußerung des Lebens sind.
Die schöne, kräftige Bäuerin mit
ihrem frischen Gesicht schritt furchtlos
durch die lange Reihe der prachtvollen
Gemächer, bis zu jenem, wo das Kind
mit aller Kraft seiner kleinen Lungen
schrie; sie nahm es aus seinem spitzen
überriefelten Bettchen und begann mit
„Ein schönes Weib!" riefen die im
und stellten ihre boshaften Vergleiche
an zwischen der kraftvollen Schönheit
der Amme und der ungesunden Zart
heit der armen Gräfin, die erschöpft in
den seidenen Decken ihres großen Bet
tes lag.
Die Schwiegermutter war gekom
men, um einen Blick auf die Amme zu
werfen und ihr einige Verhaltungs
regeln zu geben.
Der Graf hatte sie von Kopf bis zu
den Füßen mit seinen Kennerblicken ge
mustert, der berühmte Hausarzt, von
dem jedes Wort ein Orakel war, hatt«
sie oberflächlich untersucht und dabei
ein paar b«friedigte Worte gebrummt
... und nur die Mutter, die junge lei
dende Mutter, um die sich scheinbar
niemand kümmerte, hatte ein herzliches
Wort für sie gefunden.
„Und Ihre Familie?" hatte sie
betrübt fein, daß Sie sie verlassen
mußten?"
Die Bäurrin lächelte; ein schönes,
freimüthiges Lächeln, welches zwei
Reihen leuchtender Zähne sehen ließ
und ein harmloses Gemüth.
„Betrübt?. . . Wie man's nimmt!
Meines Mannes wegen thut mir's leid,
gewiß, und auch wegen der Kleinen, die
ich nun ein Jahr lang nicht sehen wer
de. Aber, sehen Sie, mit der Schwie
germutter ist's nicht zum Aushalten,..
Ich wäre zu Fuß nach Amerita gegan
gen, um ihr davonzulaufen!..."
Das Zimmer der Amme war groß
und hell, fast elegant.
„Ich habe schönere Möbel hier, als
unser Herr Pfarrer", dachte die Bäue
rin, ihr Zimmer musternd. Sie erhielt
auch eine ganze Ausstattung von Wä
sche und Kleidern.
„Wenn mein Mann mich so sehen
würde" murmelte sie lächelnd.
Dann schüttelte sie mit einem aus Mit
leid und Liebe gemischten Ausdruck d:n
Kopf.
„Da ist schon Besuch für Euch, Fra
uchen," sagte der Haushofmeister, sein
von Pomade glänzendes Haupt in die
Thüre stecken. „Im Vorzimmer wartet
ein Mann auf Euch."
„Besuch für mich? Ich erwarte nie
mand," sagte sie, ohne in ihrer bäuerli
chen Schlauheit d?n Gedanken zu ver
rathen, der ihr durch den Kopf geflogen
war.
Sie nahm die spitzenbefetzten Kissen,
in denen das Kind schlief, in den Arm
und trat mit gewaltigem Herzklopfen
in das Vorzimmer, wo ihr Mann sie
erwartete.
Er war ein großer, unschöner Bauer
mit gutmüthigen furchtsamen Augen,
Er trug seine besten Kleider, die ihm
saßen, als seien sie für einen anderen
und Entschlossenheit krampfhaft gesal
i tet.
»Ich bin gekommen, Dich zu holen"
! sagte er, sobald er seine Frau er
blickte.
und die umhersiehenden Diener lachten
und tauschten ihre spöttischen Bemer
kungen aus.
fort:
„Ich will Dich mitnehmen... Es ist
mir unmöglich, allein zu sein; ich habe
nicht gewußt, wie es ist... wenn ich es
gewußt hätte, hätte ich Dich nicht fort
gelassen. Ich habe acht Tage verbracht,
wie in der Hölle. . . nimm dies Zeua
vom Leibe und komm mit..."
„Aber Du bist verrückt," sagte
sie ruhig. „Wenn sie Dir den Kops
jetzt" bin ich hier und bleibe hier,"
Er betrachtete sie vom Kops bis zu
den Füßen mit stummer Wuth und
ein bischen Vernunft hättest, müßtest
Du Dich freuen über mein Glück, stall
mir etwas vorzujammern."
Er kannte sie und sich selbst zu gut, -
um nicht -u wissen, daß sie ihn besieg:,-,
wußt, was es ist, . . Wenn ich es ge- !
wußt hätte. ,
Die Amme schritt' ruhig vorwärts,
„Was giebt'S Neues?" fragte die
in Ruhe lassen soll. Ich weiß nicht,
unv er..
„Das ist wahr" gstand der
Bauer harmlos. „Sie haben mir
daß sie überhaupt nicht zurückkommt."
Sie gab ihm plötzlich einen energi
schen Stoß mit dem Ellbogen und
sagte halblaut; „Dummkopf!'' Er
Er gehorchte widerwillig, doch än
derte sich feine Haltung, als feine Mut
ter ihn von dem Vorgefallenen in
Kenntniß setzte. Er betrachtete for
„Eure Frau wird zurückkommen,
wie Ihr sie abreisen ließet. In mei
nem Hause droht ihr keine Gefahr,
Laßt sie ruhig hier; gönnt ihr eine Zeil
lang das gute Leben. Ihr könnt auch
kommen, sie zu sehen, so oft Ihr wollt,
und ich gebe Euch mein Wort, sobald
das Jahr zu Ende ist, wird sie heim
kehren."
ihm doch „ihr" Wille.
„Und Du willst wirklich nicht kom
men?" murmelte er noch einmal, fi«
hierher, daß ich. mich schämen
mrch,"
Sie grüßte ihn kaum, aber als sich
die Thüre des Vestibüls, bis zu weichn
sehn begleitet hat e, dinier ihm schloß,
alte Gräfin aus, ihr Riechfläfchchen an
Der Graf lachte.
Gefühl, Bitterkeit und Neid:
Schau Wandrer hier am Blumenpor
Dies scklichte Martürl hat geweiht. !
Bestrafte Neugier. Gast
Jür unsere Kinder.
Da» ArznetglaS.
Der kleine Peter war krank gewor
den und muhte viele Wichen lang im
Bette liegen. Alle Tage kam der Dok
tor zu ihm und verschrieb ihm Arznei,
damit er wieder gesund werden sollte.
Nach und nach erholte er sich auch,
konnte schon des Tages über ein paar
Stunden außer dem B«tte sein und
erhielt jetzt statt der vielen bitteren
Niemand freute sich Über die Besse
rung Peter's mehr als seine Schnxster
Helene. Sie spielte mit dem Brüder
chen, erzählte ihm hübsche Geschichten
und zeigte ihm allerhand Bilderbücher,
die sie von allen ihren Freundinnen
zusammengeholt und geliehen hatt«.
Eines Tages fragte sie Petern: „Pe
ter, wie schmeckt denn die braune Arz
nei, die du aus dem großen Glase da
„Sie schmeckt ganz süß," erwidert«
Peter, „gerade so schmeckt fi«, als ob
lauter Zucker darin wäre."
' ein bischen davon!"
I Peter langte bereitwillig nach dem
Glase, um den Wunsch seiner Schwe
ster, die ihm so freundlich die Zeit ver
trieb, zu erfüllen, die Mutter aber
nahm ihm das Glas fogl«ich wieder
aus der Hand und sagte:
„Ja nicht, Helene! ja nicht! Laß
die Arznei ruhig stehen I Sie ist für
kranke Kinder gemacht, die davon ge
sund nxrden sollen und nicht sllr ge-
Die Mutter stellt« das Arzneiglas
die Küche. Helene aber nahm sogleich
das Glas wieder vom Schranke, be
trachtetes» Flüssigkeit und sagte:
fi« P«ter gewiß nicht einnehmen. Was
weiß die Mutter davon! Ich loste ein
mal."
sie wieder hereingeschlichcn und ächzte
! und krümmte sich. „Ach Gott, ach
Gott!" sagte sie, „was habe ich für
, Leibschmerzen! Ich kann es gar nicht
aushalten, so weh thut es mir."
! Di« Mutter erschrack, denn Helene
sah wirklich ganz krank aus
Leute!" sagte die Mutter,
den Faden, an welchem die Birne aus
gehängt ist, durchbrennt? —Wir brau
chen hierzu kein Loth: es genügt, die
werden dann auf einen »nd denselben
Punlt des Tisches oder des Fußbodens
einen Puntt, dcii Wir fus ge
»ultelt hat: die Pinie wird dann bei
ihrem Fallen in vier Theil« getheilt
werden.
Junge Spiele", alte Bettler.
Jung gewohnt, alt gethan.
Lerne Ordnung, liebe sie
Si« erspart Dir Zeit und Müh'.
Prinz Schnatterich schwimmt wohlge
muth
Im Sonnenschein aus klarer Fluch,
Und dentt bei sich: „Der Ententeich
Ist offenbar mein Königreich:
Er setzt sich auf den Thron sogleich
Und Überschaut sei» weites Reich,
Da schwimmt ein alter Krebs heran.
Prinz Schnatt'rich steht ihn gnädig a»
Und spricht: „Was bittest du von mir?
Sag's nur, denn ich bin König hier!"
Jedoch das Krebslein nimmt sich Zeit,
Macht aus dem Herrschersitz sich breit.
„He! Krebslein, he! Hörst Tu denn
nicht?
Der König ist's, der mit dir spricht!
Herunter, Knirps! Gehst du nicht bald.
Du frecher Wicht, brauch' ich Gewalt!"
Da zwickt der Krebs ihn in das Bein.
Der König schreit: Was fallt dir ein?!
Laß los! Laß los! Tu Grobian, du!"
Doch fester packt der Krebs nur zu.
Da schrei! der König „ach!" »nd „Wehl"
Und stürzt verzweifelt in den See.
Lies schimpfend nach dem Hvie wieder,
Der Vater ging auf die Jagd in den
Wald:
Ein gutes Wild ersah er sich bald.
Der Sperling fiel auf das weiche
' MooS.
Die Vriider luden zu Schlitten den
Fang
Und schleiften ihn heim und jubelten
T cht sch ll d s"""' 'chü t
Die Mutter brüht und schmort ihn
gleich.
Der Braten war köstlich und schmackhaft
auf;
Es kamen die fröhlichen Haste zu Hous.
Sie setzten zu Tisch sich und säße» fest
Fest.
Sie schmausten den Sperling in guter
Ruh
Und tran.'eü drei Fässer des Bieres dazu.
A. von Cdamiiis.