2 Zwei mal zweiter Klasse. Behältniß schließen ließ. In dieser größte Monstrum von Koffer oder Reisekorb in fünf Minuten packen können, aber in die Verlegenheit kam und hineinzulegen hatte er auch nich! viel. Während Fritz also packte, saß Hans vm Tisch und bemühte sich, auf dem abgerissenen Respektblatt eines alten Brieses allerlei Rechnungen anzustel len. Er Pflegte sehr selten zu rechnen, und da es ihm also naturgemäß an wir allein in der Laube sahen? Als ich die Mädels fragte, ob sie uns nicht das Gekeit zum Bahnhof geben wollten, stießest Du an und brummtest mir zu, ich solle stillsein. Warum denn?" Hans machte ein sehr überlegenes Gesicht. „Na, hör mal, Mensch", sagte «r, „daS hättest Du Dir eigentlich den „Weshalb denn? Ich hab' gar keine Ahnung." „Na, Mensch, hast Du Dir das denn noch gar nicht überlegt, wie wir mor gen fahren werden?" „Natürlich mit dem Frühzug." „Das ist schon richtig, aber selbst verständlich standesgemäß." „Standesgemäß, wie denn?" „Na, hör mal, Du bist aber schwer von Begriffen, natürlich zweimal zweiter Klasse." Fritz machte ein bestürztes Gesicht. „Ja, hast Du denn nicht mehr?" „Nein, das ist doch nicht möglich, Mensch. Dazu haben die acht Wochen zu viel gekostet. Erst heute die Bou quets für die Mädels, dann am vori gen Sonntag die Torte na, und so weiter, das weißt Du ja auch allein. Was meine werthe Persönlichkeit anbe langt, so bin ich vollständig kahl, na, und Du hast wohl auch nichts Bedeu tendes mehr?" „Nein, ich dachte aber, daß Du we nigstens noch etwas.. „Siehst Du, das muh man nie den ken. Ich thue das nie, grundsätzlich nicht, man täuscht sich regelmäßig da bei. Na, da Hilst ja nun alles nichts ; einen Pump hier noch anlegen, hätte ten von Hause. Da fahren wir also jetzt einfach mal viertcrKajiite, da lom inen wir ebenso gut hin. Du scheinst wohl 'nen kleinen Horror davor zu ha inäh" gefahren?" „In der Weise allerdings noch nicht." „Das ist s«hr dumm von Dir. Die bedeutendsten Menschen, kann ich Dir brauch gemacht und sind zweimal zwei ter Klasse gefahren. Ich zum Beispiel thue es gewöhnlich immer." „Du denkst ja sehr bescheiden von Dir." „Thue ich auch, lieber Freund, mal morgen besorgt. Du weiht ja, daß ich vorzüglich und schnell zu packen verstehe." » « » und kwns waren eben auf dem Babn hof angelangt. Hans kaufte die Fahr karten; mit der Würde eines Granden «ine Ecke und spazierte den Bahnsteig Minuten bis zur Ankunft des als Fritz auf einmal einen Todesschreck bekam: er hatte in der Ferne, auf der Strahe. die zum Bahnhof führte, zw:i helle Kleider bemerlt. „Du, Hans, te Fritz ganz fassungsws. welch n Li nahm von der einen jungen Dame den für ihn bestimmten Strauß «ntZezen. „Ich danke Ihnen vielmals, Fräu lein Else; Si« haben mir wirklich eine grohe Freude gemacht," wandte sich Fritz an das andere Mädchen. Er brachte die Worte wirklich ganz kühn heraus, das lag aber nur daran, dah eben ein Bahnbeanöer auf der bekannten große» Tafel eine Zug- Verspätung von zehn Minuten ange zeigt hatte. hat. „Ja, ja, es ist sehr schönes Wet- Wetter fährt sich's besser." Käthe lachte. „Frieren Sie denn so schrecklich, Herr Werner?" „O, meinetwegen nicht, nur der muthung ans, daß einige Wöllchcn, !ie sich ganz harmlos fern am Horizont zeigten, einen unwillkommenen Regen den bei dem weiten Weg« vielleicht noch tüchtig nah werden u. f. w. „Ach! das macht nichts, wir können ja mit einem Hotelomnibus zurückfah ren." Es war also wirklich nichts zu ma chen, die beiden Mädels waren nicht den beiden Koffern vorbei, die die bei den Studenten beiseite gesetzt hatten; Fritz besaß einen recht ansehnlichen Koffer, Hans einen von Dimensionen, die ihn mehr als eine kleine Reiseta sche erscheinen ließen. „Da ist ja Ihr Gepäck," sagte Fräulein Kätbe; auf?" Fritz wurde xanz roth vor Verle genheit; Hans aber machte ein pfiffi ges Gesicht, als ob ihm eben ein guter Gedanke gekommen wäre. „Das liegt an Fritz," begann er, „der arme Kerl ist so ängstlich um seine Siebensachen Sesorgt, daß er sie niemand anver der Herreise damit quälen müssen, das Monstrum von Koffer ins Coupe zu schaffen." Elfe kam ihm zu Hilfe. „Aber Sie Dieser'lächelte klcht! „Ach Got.!" teiltest- " „Patent? Aber red doch nicht so keitsriicksichten dritter Klasse fahren »Sei nur ruhig, Freundch-n, ich kenne Dich. Wenn Du einmal gar vierter Klasse fahren solltest,wobei auc? nichts ist, ich glaube, Du stiegt eher auss Schafott/' Em kräftiger Puff in die Seit- be gleitete diese Worte. Der Puff :hae seine Schuldigkeit, Fritz bega»>l zu verstehen. „Du übertreibst >oie gewöbn „Beweisen! Ha ha! was zilt die Wet te, daß Du niemals in die viert- Klassc einsteigen wirst?" „Zwei Flaschen Sekt! Noch Wette." ' lüt. „Da kommt der Zug; H?err Wei mer, verlieren Sie Ihre Wette nicht!" Der Zug hielt. Mit größter See- Als der Zug den Bahnhof verlassen hatte und nichts mehr von den wehen den weißen Taschentüchern zu sehen war, sank Fritz erschöpft auf seinen großen Koffer. Er wischte sich den Angstschweiß von der Stirn. „Gott sei Dank, daß das vorüber ist! Wenn uns das nun nicht so gelungen „Dann hätte ich einfach im letzten Augenblick noch zwei Billets dritter bis zur nächsten Station getauft und „Donnerwetter, warum hast Du das nicht gleich gesagt, dann hätten wir uns die ganze Komödie erspart." Hans lächelte ironisch. „Ja, weiht Du," meinte er ganz ruhig, „Deine Angst machte mir zu großen Spaß. Die zwei Flaschen Seit kannst Du übrigens zum besten geben, ich habe doch die Idee gehabt." d ßD Kasse." —« tzt« sMiNel. ret glaublich" sagt man gewöhnlich von Dingen, die alle Tage vorkommen. Zsie Köchin. selbst die Fischer, Hirten, Schnitter den, die Flügel sinken lassen. Jeden falls war die Luft frisch und elastisch, ken und Möwen. Besänftigend über schleicht solch zauberhafte Ruhe das Gemüth, die Quellen der Geschichte „Und ich will, daß Du ihr behältst! Ich bin nicht umsonst der Großschläch termeister Peter Griebe aus Berlin, und so jut ich weiß, was ein vollflei schiges Schwein is, so jut verstehe ich, daß Aujuste nicht nur ein jebildetes Mächen, sondern auch eine famose Kö chin is. Ich esse Alles, was mir nicht aufeßt, aber jut muß et sind. Du bist noch ein Kind, und die Kochkunst ist und wenn Du flennen willst, na, denn man los, dann jzb Du nur die Fleder mäuse hier mitten mang das olle Je rllmpel ein Concert, ich seh mir inzwi guten Troppen erobern kann." Wuchtige Schritte entfernten sich und ein jammervolles Weinen erweckte mein Mitgefühl. Ich ging den Tönen nach und bald fand ich das Opfer eines zu kräftigen, männlichen Appetits. Im dürren Grase lag eine zarte, schlanke, junge Frau im weißen Kleidchen, das Sonnengold hüllte sie in eine Glorie, sie hielt eine halb im Boden steckende Amphora umklammert, sie schluchzte und ihre Kinderschultern bebten. Ding da ein Thränenlriiglein machen? Stehen Sie doch auf und klagen Sie mir Ihr Leid." Sie erhob sich sofort, sah mich mit großen, verstörten Augen erstaunt an, gab mir aber zutraulich die Hand und während ihr noch di« Thränen über die schmalen Wangen liefen, sagte sie kind lich, holdselig: „Deutsche Laute von ei ner freundlichen weiblichen Stimme, das ist schon Trost! Ach, gnädige Frau, ich bin so unglücklich, aber sicher lich lachen Sie mich aus!" „Ganz gewiß nicht," erwiderte ich ernst. Wir setzten uns auf Säulenstumpfe in den spärlichen Schatten eines Oel strauches und von mehrfachem Schluch zen unterbrochen, erzählte die junge Frau die folgende tragikomische Ge schichte: „Im Frühling habe ich geheirathet, die Eltern wünschten es, und Peter ist auch sehr gut zu mir. Er findet mich sogar hübsch, obgleich ich nur hundert Pfund wiege. Ich wollte gern ein« Hochzeitsreise nach Italien machen, aber Peter konnte vor dem Berliner Viehmarkt nicht fort; er versprach mir, holen, und wie Sie sehe», hat er sein Wort gehalten. Aber in anderer Be ziehung hat er mich grausam getäuscht, als Bräutigam sagte er, Essen sei dern auch schrecklich gut essen, und da rum will er Auguste nicht gehen lassen, denn die versteht ihr Fach, obgleich sie Peters Li«blingsgericht, den Rücken des jungen Masthammels, immer viel zu sehr durchbraten läßt. Auguste ist verrückt und hat gar keinen Respekt „Sie schreibt?" Skatkränzchen nach Hause. Ich sehe Licht in der Küche, fasse Muth und finde Auguste am Tisch, auf dem das Person, kirschroth im Gesicht, auf, stößt schreit: „Nicht die geringste gebildete Unterhaltung hat man in diesemHguse. Finger auf den Sprung und wüthet weiter: „Morgen erzählen Sie dem Herrn wohl wieder, ich hätte die Ka raffe zerbrochen, und dabei sind doch nur Ihre ungerechten Vorwürfe daran schuld!" Ist das nicht zu arg? Aber Peter schlief schon, und am nächsten Morgen schmeckten ihm seine Hammel rippchen so vortrefflich, daß ich mich mit einer Anklage gar nicht heran gnädige Frau, lesen Sie laut!" Ich entzifferte die folgenden ortho graphisch richtig geschriebenen Zeilen: „Zuvörderst meinen aufrichtigen Wunsch, daß sich die Herrschaften in dem Lande des Papstes und der Ban diten wohl befinden mögen und daß die setze. Hier geht's gut. Blumen pran gen im saftigsten Grün. Vögel sind lustige Concertmeister, von Einbrechern Furcht ist die, wo das Schießgewehr steht, es ist doch keineswegs geladen? Da die gnädige Frau nicht hier ist, ist von alleine über. Vom Oktober ab möchte ich 10V Thaler Lohn haben, meine Bescheidenheit grenzt schon an Dummheit, und Thal«r ist auch „Die Gänse sind jetzt fett, und bald gibt es Rebhühner. Mit ehrerbie tigem Gruß Auguste." „Nun, was sagen Sie dazu?" rief Herrn Peters Ehegattin, und ohne meine Antwort abzuwarten, fuhr sie lassen! Aber Peter lacht und küßt mich und sagt: Füttere die Bestie gut, dann wird sie Dich ewig lieben! Füt tern! Bestie! ach, es ist zu entsetzlich!" „Aber liebe, verehrte Frau, er hat einen bekannten Scherz wiederholt, wie kann man sich das nur so zu Herzen nehmen," tröstete ich mit verhaltenem Lachen. „Glauben Sie mir, einer gänzlich Fremden, mit ein bischen listi ger Schelmerei erreicht man bei den Augen roth Solch reizen des Geschöpfchen wie Sie wird doch noch eine Auguste aus dem Sattels he nin schlucken, so befolgen Sie sicher nicht den Befehl Ihrer Küchenfee, et was Fleisch anzusetzen!" Arm in Arm gingen wir auf dem antiken Pflaster dem neuen Ostia zu, ein bettelnder Knabe, der Knechts dienste in der Osteria that, führte mein Rad. Die Augen des Kindes glühten im Fieber, die ruinenhaften Häuser te selbst am bischöflichen Palast. Von Schänke. Da saß der wohlbeleibte Herr Griebe am rauchgeschwärzten Feuerplatz unter dem Heiligenbilde und trank wacker aus «iner schilfumflochte nen Foglietta einen Rosso Asciuto. Er nickte seinem Weib« freundlich zu und verfiel in «ine feuchte Redselig keit: „Na Mauseken, sei froh, daß Du Deinen Ollen noch hast, beinah' hätte ihn ein wüthender Stier «in bischen uffjegabelt! Ich hatte mir nämlich verlaufen und kam in eine sumpfige Jegend, und plötzlich sagte mir eine Rinderheerde juten Morjen! Ich sah mir die Kerle mit ihre mächtig jehörn ten Stirnen als Fachmann an: Ihr seid was für die Pinf'ler, dachte ich, aber Ihr habt hartes Fleisch! Ob mir weiß ich nicht, kurzum, er wurde unje miithlich, und wäre nicht der Hirt mit gellendem Geschrei angeritten gekom- Speer so'n langes Ding je fcheucht, so wär' ich jetzt ein todter Mann!" „Aber das ist ja schrecklich, Herr „Aber natürlich," log ich un schuldigster Miene, „ich bin ja aus Berlin, da kennt man doch den Groß- Köchin ist und di« bei mir zu Gesell schaften kocht, garnirte mir neulich ei- nen englischen Hammelrücken damit, ich sage Ihnen, das Ganze war ein Mei sterstück der Kochkunst." „Ist die Perfeite frei?" fragte Herr lAb'er?"^ „Sie geht nur zu Kennern." „Mauseken, Du darfst Auguste kün digen," sagte Herr Peter Griebe. Wandernde' Krauen. fern im alt«n Vaterland« fei«rt man während des Spätsommers Volksfeste, hält man Jahrmärkte ab. Und da Weltstädten antreffen, alle sind sie aus und Mutter, beides in d«s Wortes «ch sen gebe. Wenn auch in der Kllch«, die den ersten Abtheil des Wohnwagens bildet, die Köchin oder die erwachsene Gesellschaft. Und ob mit Recht oder nicht, Thatsache ist, daß sich die Arti liegt das Speisezimmer, d«r eigentlich« Wohnraum. Viel Platz ist freilich auch hier nicht, Kasten, Tisch und Stühle , t d' richt sie selbst leitet. In ihnen lebt sie begrenzt ist seine Welt! Wohl zieht die Manngott« bald dahin, bald dorthin, drauhen aussieht, und tennt nur ein Ziel: Möglichst bald frei zu werden, selbstständig, vollgiltige Artistin. Deshalb ist die wandernd« Frau auch so ganz anders als jede einzelne ihrer Mitschwestern. Denn sie wird von frühester Kindheit an schon zu einer Selbstständigkeit erzogen, welche den in geordneten bürgerlichen Ver feind ist. Auch bringt ihr Beruf es »iit sich, daß sie im Verkehr mit den männlichen Mitgliedern der Gesell gesehen werden könn«n. Zu dem kommt noch die Thatsache, daß derArtist über haupt viel sorgloser das Leben aussaht auch der Grund liegen, ivarum sich sein Wesen und Streben im Laufe der Zeit auf A«uß«rlichke!ten richtet, die ihm zum wichtigsten Inhalt seines Lebens werden. Am deutlichsten zeigt sich dies bei der wandernden Frau. Der äußer liche Erfolg begründet ihre Existenz. Sie muß gefallen können, gefallen gefallen durch ihr« äu/eren Vorzüge. Es ist daher nothwendig, daß sie sich schmücke, um dies«lb«n hervorzuheben; was si« anfangs vielleicht nur tastend und prüfend versucht und findet, wird mit der Zeit Gewohnheit. So ist di« wandernde Frau meist mit Schmuck heit«n des Uniganges noch der „gött liche Leichtsinn", weder der Beruf der persönlich«» Schaustellung noch der leicht erregbar« Sinn für Aeußerlich keit«n haben vermocht, die Moral ihrer g«funden und practifch«n L«bensan sicht zu trüben. Sie ist trotz alledem ein ehrenwerthes Weib; ihrer Zukunft sich vollkommen klar, wartet sie mit Ruh« auf den Tag, da si« diesen oder jenen Mann aus der Truppe zum Gat- Gleichberechtigung der beiden Ge schlechter", grollte der alte Hagestolz, als in einer Gesellschaft die Rede da vdn war, daß den Frauen mehr R«cht« zuerkannt werden müßten. „Man sagt, jeder Mann habe seinen Tag, aber dank seiner Galanterie gehört der Frau jeder Tag. Wenn sie einigermaßen gewitzt ist, wird sie stets yerrin ihres Schicksals sein. Ueb«rall hat sie ihre Hand im Spiele, ihre Sünden werd«n Wenn si« ihren Gatten «rmord«t, weil er «s versäumt«, si« als Dame zu be handeln, die si« nicht ist, dann läßt sich ! die Jury in 99 von Ivb Fällen dazu herbei, sie freizusprechen, indem die „außerordentlich« Rohheit" des in's Jenseits beförderten Mannes in Be tracht gezogen wird. Andererseits da gegen, wenn sie ihrem Eheherrn di« j Hölle derart heitzt, daß ihm eines Ta ! ges d«r G«duldssad«n r«ißt und «r sie ! still macht, dann sind zwölf gute Män s ner jederzeit bereit, seiner Darlegung d«s Sachverhalts keinen Glauben zu schenken und ihn zum Schaffst zu ver urtheilen. Wenn eine Frau ihr«n treulosen Geliebten wegen Bruchs des fordert. Läßt ein Mann sich's aber Straß« verspottet und verhöhnt. B«i ein«m ehelichen Zwist zieht ~«r" meist den Kürzeren, denn die letzt« Zuflucht des Ewig-Weiblickxn die Thränen Nach einiger Zeit tritt Löb in das Comptoir feines Ckefs, zuckt di« Ach „Wie haißt?" ruit Rosenzweig ent rüstet. „Ich find' nix! In einem P-sten Waaren, den mer will zurück schicken, nix finden ä Fehler sind E« ä Kaufmann?!"