Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, July 20, 1899, Page 2, Image 2

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    2 Spaziergang.
Mhlst du, wie die Sonn« leuchtet,
Liebster, fühlst du das?
Wie im Duft sich thauig feuchtet
Schon das Wiesengras?
Keiner schaut uns an.
Welch' ein Locken in den Zweigen,
Rufen dort und hier,
Alle Frühlingsblüthen neigen
Sich vor dir und mir
Und die Sonne küßt im Scheiden
Zärtlich Baum und Strauch
Liebster, will es gerne leiden,
Küsse du mich auch!
Aas Modell.
Wie ein Halbmond geschweift ruhte
das Städtchen Etretat mit seinen wei
ßen Klippen, seinem weißen Strand
und seinem blauen Meer in der Sonne
eines hellen Julitages. An den beiden
Spitzen dieses Halbmonds ragten die
beiden Thore in das ruhige Wasser
hinein, das kleine links, das große
rechts, das eine mit Zwergfüßen, das
andere mit feinen kolossalen Beinen;
und der unten breite nach oben sich ver
jüngende Kirchthurm, der beinahe so
hoch ist wie die Uferfelfen, reckte seine
dünne Spitze zum Himmel empor.
Am Strande längs des Meeres
saßen eine Menge Menschen und be
obachteten die Badenden. Auf der
Terrasse des Kasinos faß oder prome
nirte die übrige Menge und bildete
unter dem lichtstrahlenden Himmel ei
nen Garten von Toiletten, aus dem
Ein junger Mann, der bekannte, ja
berühmte Maler Jean Tummer, ging
mit düsterem Gesicht neben einem klei
nen Krankenwagen her, in dem eine
junge Frau lag, seine Frau. Ein Die
ner schob den rollenden Sessel sacht
vorwärts und die Verkrüppelte sah
aus traurigen Augen auf den lachen-
Diener ihm zurechtstellte.
Die Menschen, die hinter dem stum
men, regungslosen Paar vorbeigingen,
Dummheit."
„Und was weiter?"
„Was weiter ... was weiter! Lie
ber Freund, weiter gar nichts! Man
Wer weiß es? Man sollte im Gegen
gar nicht! Erst sind sie ihre Modelle,
Alphonse Daudets kleines Buch „Die
Künstlerfrauen", das so wahr, so
sich das Unglück ans ganz besondere
furchtbare Art. Die kleine Frau spielte
Komödie oder vielmehr ein entsetzliches
Karte. War sie ehrlich? Liebte sie
machen. Das Unvorhergesehene und
das Plötzliche in ihren Entschlüssen
sind der Grund, weshalb sie für uns
unlösbare Räthsel bleiben. Wir fra
gen uns beständig: Sind sie ehrlich?
Sind sie falsch?
Aber, lieber Freund, sie sind gleich
zeitig ehrlich und falsch, denn es liegt
jn der Natur. Beides bis zum Aeußer-
sten, und doch weder das Ein«, noch
das Andere zu sein. Betrachte die
Mittel, deren sie sich, selbst die anstiin
gen, was sie wollen. Diese Mittel sind
zirt, wie wir es im Voraus nie erwar
tet hatten, und so einfach, wenn wir
ihnen erst zum Opfer gefallen sind, daß
wir unwillkürlich verblüfft sind und
uns sagen: „WaS, so albern hat sie
mich hinter'S Licht geführt?" Und sie
kommen immer zum Ziel, lieber!
Freund, namentlich wenn eS sich darum
handelt, daß sie geheirathet werden.
Doch höre Tummers Geschichte:
Die kleine Frau ist natürlich ein
Modell. Sie saß ihm. Sie war
hübsch, namentlich elegant und sie
hatte, wie es scheint, eine himmlische
Figur. Er verliebte sich in sie, wie
man sich in jede einigermaßen reizende
Frau verliebt, mit der man oft zusam
men kommt. Er bildete sich ein, er
liebe sie von ganzer Seele. Das ist
eine eigenthümliche Erscheinung. So
bald man eine Frau begehrt, glaubt
man ganz ehrlich, man in
öfters passirt ist, daß dem Besitz stets
tale, so schnell verlöschende physische
Appetit, sondern die Uebereinstimmung
im Denken, Wollen und Empfinden er
forderlich ist. Man muß in dem Reiz,
dem man unterliegt, zu unterscheiden,
wissen, ob er rein körperlich ist und ei
nem gewissen sinnlichen Rausch ent
stammt, oder einem tieferen geistigen
Zauber.
Er glaubte also, er liebe sie, gelobte
ihr immer wieder Treue und lebte voll
ständig mit ihr.
Sie war in der That allerliebst und
besaß jene elegante Albernheit, die den
kleinen Pariserinnen so oft eigen ist.
Sie plapperte und schwatzte und redete
Thorheiten, die in der drolligen Art,
in der sie vorgebracht wurden, fast
geistreich erschienen. Bei jeder Gele
genheit hatte sie anmuthige Bewegun
gen, die ein Malerauge entzücken muß
ten. Wenn sie in den Wagen stieg
oder uns die Hand reichte, stets waren
ihre Bewegungen angemessen und ge
schmackvoll.
Drei Monate lang wurde Jean sich
nicht darüber klar, daß sie im Grunde
Häuschen in Andressy.
Dort war ich eines Abends,- als
in meinem Freunde die ersten Sorgen
aufkeimten.
Es war eine wundervolle Nacht und
wir Drei wollten einen Spaziergang
am Flußufer machen. Der Mond goß
einen Lichtregen über das zitternde
Wasser und streute seine gelben Blitze
über jeden Strudel, über die Strö
tere, athmende Frische der wundervol
len Nacht und des Mondlichts, das un
seren Körper zu durchdringen und zu
Plötzlich schrie sie: „O! Hast Du
Lieb."
Sie wurde ärgerlich. „Nein, Du
hast ihn nicht gesehen, Du hattest Dich
gerade abgewendet."
„Allerdings, das ist wahr," lächelte
begann jenes entsetzliche Lied
macht hat? „Ich starrte in die Luft?."
„Ich bitte Dich, sei still," murmelte
Wüthend rief sie: „Warum soll ich
still ftin?"
lickie Abend batte ihn taub gemacht und
«strikt. Sie Ehielt ihn fest, machte ihn
zum Sklaven und marterte ihn. Sie
stritten sich von Morgens bis Abends,
beschimpften und prügelten sich.
sich Geld von seinen Freunden, machte
so zwanzigtausend Francs flüssig
er war damals noch wenia bekannt
und legte ihr diese Summe eine»
Morgens mit einem Abschiedsbrief auf
den Kamin. Dann flüchtete er sich zu
Gegen drei Uhr Nachmittags klin
gelte eS. Ich öffnete. Eine^Frau
lier. Sie war eS.
Als er sie kommen sah, war er auf
kurz: „Da haben Sie Ihr Geld! Ich
will es nicht!"
Sie war sehr bleich, sie zitterte und
war sicherlich zu jeder Thorheit sähig.
Und ich sah, wie auch er erbleichte vor
Zorn und höchster Erregung. Er war
jetzt vielleicht zu jeder Gewaltthätigkeit
fähig.
„Was wollen Sie?" fragte er.
„Ich will nicht wie eine Dirne be
handelt werden," erwiderte sie. „Sie
mich an sich gerissen. Ich habe nichts
von Ihnen verlangt. Behalten Sie
mich bei sich."
Er stampfte mit dem Fuße. „Nein,
das ist zu stark! Du glaubst wirklich,
daß Du..."
Ich faßte ihn am Arm. „Sei still,
Jean. Laß mich die Sache erledigen."
Ich trat zu ihr, sprach sanft und
vernünftig mit ihr und erschöpfte alle
Gründe, die man in derartigen Fällen
bei der Hand hat. Sie hörte mir un
beweglich mit starren Augen, stumm
und eigensinnig zu.
Als ich schließlich nichts mehr zu sa
gen wußte und sah, daß die Scene ein
übles Ende nehmen würde, griff ich
zum letzten Mittel und sagte: „Er
liebt Dich ja immer noch, Kind, aber
und da begreifst Du w0h1..."
Sie fuhr in die Höhe. „Ach so ...
dann begreife ich freilich ..." Und sie
wandte sich zu ihm: „Du willst...
Du willst... Heirathen?"
„Ja," erwiderte er rücksichtslos.
Sie trat einen Schritt vor. „Wenn
Du Dich verheirathest, tödte ich mich
... verstehst Du mich?"
Achselzuckend sagte er; „Bitte...
tödte Dich!"
Die entsetzlichste Angst schien ihr die
Kehle zuzuschnüren und sie sagte zwei-,
Du ... Was sagst Du ... Was? ...
Er wiederholte: „Bitte, tödte Dich,
Immer noch todtenbleich sagte sie:
„Reize mich nicht! Ich springe zum
Fenster hinaus!"
Er lachte auf, trat an's Fenster,
öffnete es und verbeugte sich wie Je
lassen will: „Der Weg ist frei! Bitte,
blicken, als sollte ich selbst hinabstür
Das ist die Geschichte, lieber
ten sie !em Wort m.t einander gewech.
«osttiarc Uliren.
Die werthvollste Uhr, die existirt, ist
aus Ludwigs XVI. Zeit und befindet
sich heute im Besitze der Familie Roth
schild, die nicht weniger als PI6S,OW)
dafür bezahlte. Eine andere werth
volle Uhr befindet sich in Brüssel und
ZMeltantenkiwste.
Die „weiblichen Handarbeiten", m!t
denen unsere Mütter und Frauen ein
g»:t Theil ihrer Mädchenjahre hin
brachten, gehören heute fast einer iiber
wilt hat sich anderen ernsthafterenAuf
gaben zugewendet. Borbereitungen zu
einem nährhaften Beruf, Betheiligung
daraus und derDilettantismus-steht in
voller Blüthe. Die Strick- und Häkel
nadeln ruhen, die zarten Hände haben
lich von Frauen und Mädchen gelesenen
Zeitschriften haben diesem Worte eigene
Rubriken gewidmet und überbieten sich
lettantenthums.
Ein Wiener Mode - Journal gab
vor einiger Zeit den schönen Leserinnen
um die Leserinnen nicht etwa in Ver
suchung zu führen. Abgesehen von den
unvermeidlichen schweren Verletzungen,
Kunstfleiß eine leere Fleischextrakt-
Nistkästchen für die Vöglein in Wald
ken.
Ziminerzierde durch die lebhaften Con
traste einen sehr hübschen Anblick." Ich
meine, das heißt eine harmlose rothe
Rübe geflissentlich wahnsinnig machen
und eine Hyacinthe frevelhaft in di«
Enge treiben.
Möbelstücke, Requisiten, Gebrauchs-
Lampenschirme, den beleuchteten Mar
kusplatz in Venedig darstellend. Das
sind überwundene Stümpereien. Man
finden werden, zu HaufeMöbel, Schüs
seln, Trinkgläser, Paravents, Besen
stiele und Plättbretter mit Chrysan-
Sardinenbüchfe sah ich auf demßauch
tifchchen stehen. Auf dem Rande des
gedeckten Balcons sind billige Zier
sten Metalls.
Mitte ein Abziehbild, Beethoven dar
ter aus der Bahn gelenkt. Die
was ich, nebenbei gesagt, wegen der
halte. Auf dem Ofenbrett erblickte ich
daß ich, vom Goldglanz geblendet, di-
Düsterkeit dort, wo er noch fehlte, wie
gab?
ZUM.
zitternden Mittagsgluth. Nur hier
sonst Todtenstille.
später. Damals hatte sie nicht Ächt
darauf gegeben. Es war Mittagszeit,
Und in diesem Sichverschließen lag
das Trauerspiel ihres Lebens. Das
erste, heimliche, bis dahin ungekannte
Gefühl der Liebe durchbebte sie mit
verwirrender Freude oder mit Stau
ihr Herz.
Seit jenem Tage war manche Ernte
gereift und eingebracht. Für sie aber
war es beständig Juni. Ihre Liebe
kannte leinen Herbst.
terkeit. Denn ihr Leben war ausge
füllt. hatte einen festen Halt, war für
immer mit der Vergangenheit ver
knüpft. Jeder Einzelheit erinnerte sie
sich, rief sie sich mit unermüdlicher
Wort, das er gesprochen und dem sie
mit ungetheilter Aufmerksamkeit ge
lauscht, hörte sie von neuem; jede
Stunde barg einen Schatz von Erinne
rungen; die Tage folgten sich in un
veränderter Gleichförmigkeit. Nur eine
einzige Abwechslung: jedes Jahr ein
mal eine Reife nach der großen Stadt,
kehr, wie in einen sichern Hafen, ihr
Werthlosigleit voll bewußt.
Trübe Tage folgten, mühevolle Tage
Während all der Jahre hatte Nie
'und da ein bedeutungsvolles Lächeln
auf der Dorfstraße.
Aber sie gab kaum Acht durauf. Im
Plötzliche Gerüchte von dem Erwa
chen seines Genius, von seinem weit
verbreiteten Ruhm drangen bis in'S
Dorf.
Und sie? In ihrem Leben gab eS
keinen Wechsel, keinen Fortschritt. Für
l einen Augenblick erfaßte sie Schrecken,
blinde Angst. Dann ein Strahl der
Vernunft, der Demuth, und sie sah al
les. begriff alles, alles, was ihr Herz
jahrelang ihrem Verstand vorenthalten
Lächerlichkeit ihrer Verehrung, dießer
gangenheit, die sich überlebt und der
Zukunft niemals gleichkommt/ Junik
die Rosen der Jasminstrauch —s
und der erste Rauhreif.... s
Der Frühling brachte eineWendung;«
erschöpft, athemlos, die Antwor? er-
Die Stufen, die sie sonst so leicht er
stiegen hatte, einst alte liebe Freunde,
Mitleid mit ihr? Und die Räume so
Was Recht hatte sie? ....
Ihr Herzschlag stockte. Ein Augen
blick der Ruhe und als sie die Au-
Und sie kehrte nicht in die Farm zu
«inder bet Tisch.
Soll man Kind» zwingen,Ellies zu
ihnen widersteht, ihren Magen zu flll-
Kosten. Der Satz: „daZ Kind soll essen,
Butter, Obst, Ei und Milch aufstellt
Wer feine Kinder von früh auf in Al
lem, so auch in der Nahrungsaufnah
me, an Ordnung gewöhnte, vor Allem
„Schnabel" kommt.
EinJnteressent. „Wie,
Ihren Schatz haben Sie in der Küche