Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, July 13, 1899, Page 6, Image 6

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    6 Hngtand und Transvaal.
Düstere Weiterwolken thürmen sich
drohend am Horizont des Transvaal,
Paul Krüger, der greise Präsident der
'deten Staatsschisfleins und aller Vor
aussicht nach wird dasselbe auch dies
mal den dräuenden Gefahren entgehen.
Die unersättliche Habsucht des perfi
den England ist es, welche die schwere
Krisis im Transvaal heraufbeschworen
hat. Seit einem halben Jahrhundert
Hat England den durch Nichts gerecht
fertigten Anspruch auf die Oberhoheit
iiber das Transvaal erhoben, aber die
Majuber Hill lBBl und bei
men vergaßen; auch der Jamcfon'sche
„Oom" Paul Krüger.
Einfall machte ein klägliches Fiasco.
Alles, was die Buren in Gemäßheit
der Convention von 1881 England zu
gestehen, besteht darin, daß die Repu
blik verpflichtet ist, „weder Vertrag
sind, als die Bürger der Republik. Auf
Grund dieses Artikels findet Chamber-
Gesetz, welches die Paßpflicht regelt
-richtet ist.
CecilJ. Rhodes.
seine Jurisdiction und Controle zu
bringen sich bemüht.
Englands Gier nach dem Besitz des
Transvaal hätte jedenfalls nicht die
heutigen Dimensionen angenommen,
wenn nicht innerhalb der Grenzen der
Burenrepublik reiche. Goldfelder ent
deckt worden wären. Die Goldsunde
führten viele Tausende von Auslän
dern dorthin und die Transvaal - Re
gierung sah sich neuen Aufgaben ge
genüber, welche die Verausgabung be
deutender Geldsummen nothwendig
machten. Um diese zu beschaffen, ver
lieh die Regierung werthvolle Privile-
und beseitigte dadurch eine drohende
Finanzkrisis. Die werthvollsten Pri
vilegien erhielt eine Eisenbahn- und
eine Dynamit - Gesellschaft. Nur
eine Eisenbahn darf im Gebiete des
Transvaal gebaut und in Betrieb ge
setzt werden und nureine Dynamit-
Gesellschaft darf dort diesen Explosiv
ungebührlich vertheure. Daran mag
etwas Wahres sein, aber ein Recht zur
Einmischung in die internen Angele
genheiten des Transvaal tonnte Eng
land darin nicht finden. Jetzt hat" sich
der Colonialministcr Chamberlain zum
Champion der Uitlander ausgeworfen,
die angeblich im Transvaal rechtlos
sind. Aber auch dies ist ein leerer
Borwand, da der Aufforderung der
schen Commissär Sir Alfred Milner
bahnen versucht, allein ohne Erfolg.
Daß auch Eecil Rhodes sein Mög
lichstes thut, um England immer mehr
gegen die Buren aufzuhetzen, ist wohl
Straße in Johannesburg.
konisches Reich südlich vom Zambesi zu
gründen, und ohne die Niederwerfung
der Buren kann er dies nicht erreichen.
Rhodes war der Urheber des Jame
fon'fchen Einfalles und keine Gelegen
dingt mit Ja beantworten, wenn Eng
land sich für einen solchen stark genug
fühlte. Aber der Weg von den briti
schen Inseln nach dem Transvaal ist
sehr weit und der Truppentransport
dorthin sehr beschwerlich. Daß sei
selbststehendc Thatsache betrachtet^wer
von Maulthieren sind auf dem Wege
nach Südafrika von Eypern aus, die
Lagerhäuser sind bis unter die Dächer
C a p st a d t.
16,000 bis 18,000 Mannen verfügen
unter Commando von Generalmajor
Sir William Francis Butler, der seit
dem Jahre 1898 den Befehl über die
11,000 Mann zählen. Außerdem ste
hen den Briten eine große Zahl berit
tener Polizisten
versehen und im Kampfe sind sie den
Engländern weit überlegen. Außer
dem kann es keinem Zweifel unterlie
gen, daß sie in dem Oranje - Freistaat
einen willigen Bundesgenossen finden
und mit diesen, zusammen wohl eine
schellen dürften.
Boshaft. A.: „Welche Rolle
wirst Du heute Abend spielen?"
Schauspieler: „Gar keine!" A.: „Ah
Frau!"
Blick." Graf: doch, ich habe es er
„Sehen Sie die Dame dort? Die be
kommt zwei Million«» mit."
Ardennen-Wilder.
merfrifchlern der verschiedensten Natio
nen bevölkert. Besonders gilt dies für
das inmitten einer reizenden Umge
hauptet werden, daß derßahnzug durch
übergroße Schnelligkeit sich selbst in
Gefahr bringt. „Immer gemüthlich
sein!" rühmt der Luxemburger sich
selbst nach; gemüthlich fährt auch der
Zug dahin durch die lachenden Fluren
und kommt schließlich doch an's Ziel.
Von einer herrlichen Landschaft wird
Diekirch umgeben. An den grünen,
mit Blumen durchwirkten Wiesentep
pich schließen sich baumbestandene Hö
hen an, deren Gips«! hochschästiger
Brandenbourg.
Zeichen eines ausblühenden Gemeinwe
sens ist. Zu den schönsten Punkten der
Umgebung gehört der stolze Herren
berg. Höchst lohnend ist ein Ausflug
nach Esch le Trou und Über Vranden-
Tourist die nach Wiltz führende schmal
spurige Bahn. Auf stolzer Berges
höhe bei dem gewerbreichen Städtchen
Wiltz liegt ein Schloß und von dort
geht die Wanderung weiter durch Wald
undßuchenhallen nach dem Flecken Esch
le Trou, im oberen Sauerthal.
Riesenarme emporheben. Das ganze
Landschaftsbild trägt den Charakter
einer schaurigen Naturwildniß. Kühn
kahlen Blicken den Fremden an, der
hier wie ein Zwerg unter Steinriesen
einherwandelt. Und hoch von einem
blicken dem Wanderer die Trümmer des
früheren Escher Felsenschlosses schaurig
entgegen. Zwei hohe Thürme, deren
krönen die Trümmer auf der imposan
ten Felsenmasse. Es scheint dies eine
uneinnehmbare Feste gewesen zu sein,
auf welcher einst mächtige Ritter haus
ten. Die Burg wurde zu Anfang
dieses Jahrhunderts von einem Belgier
sen, das hat im Lauf der Jahre der
Zahn der Zeit besorgt.
E 112 ch a. d. S a u e r.
schen Ardennen. Der französische Kö
nig hatte zur Ausführung dieses Auf
trages in dem General Bouffiers den
richtigen Mann gefunden. Wie ein
Ungeheuer derselbe Land,
gensetzte, entging nicht seinem Schick
sal. Dasselbe wurde, wie so viele an
dere Burgen des Landes, in eine Ruine
verwandelt.
Auf den Flügeln des Dampfes er
reicht man in kurzer Zeit von Diekirch
aus das reiz«nd an der Our gelegene
Städtchen Blanden. Hier erheben sich
auf einer mächtigen Felsenhöhe die
Ruinen der alten Burg Blanden, dem
Hause Nassau-Oranien gehörig. Das
ganze Landschaftsbild ist eine wahr«
Augenweide für den Naturfreund, eine
unerschöpfliche Stoffquelle für den
Maler. Die stattlichen Häuser des Or
tes, die sich vom saftiggriinen Wiesen
grund aus den Berg hinanziehen, sind
breitkronigen Obstbäumen. Wogende
Saaten und goldene Rebenhügel be-
Blanden.
chenden Thalgrund, an dessen rauschen
dem Bach der Angler weilt. Imposant
ist das alte Schloß mit seinen stattli-
Nassaubau, der Wachtsaal, der Ritter
saal, der byzantische Saal und dießan
ketthalle, alles Stätten früherer Größe,
in denen jetzt Disteln und Nesseln wu
chern und das Geißblatt sich ungepflegt
an dem zerfallenen Gemäuer empor
rankt. Die kleine Schloßkapelle, welche
ausPietät durch einen oranischen Prin
das stolze Feudalschloß Beaufort. Die
diesem Blättermeer. Schloß Beaufort!
Hoch erhebt dasselbe sich auf stolzer
Bergeshöhe, und seine Zinnen glänzen
weithin über die Lande. Das Gebäude
sant in die Erscheinung. Hier wohn
ten einst mächtige Ritter, die lange Zeit
hindurch Richter des Luxemburger
Adels waren und deren Thaten in der
Geschichte des Landes verzeichnet sind.
Das Geschlecht der Herren von Beau
fort ging im sechzehnten Jahrhundert
unter, als der Besitzer der Herrschaft
feine Waffen gegen den Herrscher des
Landes richtete. Aus diesem Anlaß
wurde der letzte Sproß des Geschlechts
in Acht erklärt und später hingerich
tet.
Individuelle Auffassung.
Ein Optimist.
„Was fällt Ihnen denn ein, bei dem
elenden Stück so wüthend zu applau
diren?"
„Wie heißt, elend?. . . Soll ich be
zahlen das schwere Geld for nischt?"
Vorbereitung. „Ein«
glänzende Partie hätte ich mit 200,000
Mark. Wollen Sie die Photographie
sehen?" „In Gottes Namen! Aber
ster: „Ich werde Dir mal «twas «zäh
len, Ell>>. Weißt Du, daß ich mich ge
st«rn aus Eurem Kränzchen mit Deiner
Schwester Emma verlobt habe? Hof
fentlich bist Du mir nicht bös«, daß ich
s« Dir fortnehme?" Elly: „I, Gott
Tanzkränzchen blos gegeben worden,
damit endlich einer anbeißt!"
Im BlMrthal.
liebliche: Gegenden, die, fernab von den
Heerstraßen des Verkehrs, ihre stillen
und ungeahnten Reize nur dem Fuß-
Bühler, eines der Hauptzuslüsse des
Kochers. In vielfältigstem Schluch
uralten Bergstädtchen Vellberg. Rie-
Bellb e r g.
auf der Spitze das zackengicbelige
Schloß trägt. Wild und keck schaut
das Schloß hinab auf das spiegelnde
findlichen Grabltg« derer von Bellberg,
Schwäbischen Bund (1523) den herrli
chen Rittersitz sich schuf, den unser Bild
des Geschlechts (1692) begehrte die in
Vellberg 1802 an Württemberg; was
Bühlerthals.
s, cht! S t dlt
kommt er jeden Tag zu spät!"
Ein neuer Mensch.
Kommerzienrath Beigelstock ist ge
adelt worden. „Gestatten Se," sagt er,
als er nach diesem wichtigen Ereigniß
ncn thäten, nacha tunnt' ja mii' Niann,
der aa' a' Maler is, 's Anmalen selbst
besorgen!"
in Händen hat, da is grad«zu d'r Him
mel uff Erden."
Mädchens Klage.
nähere reißt er aus!"
Die verliebte Patientin.
Arzt: „ . .Beruhigen Sie sich, Fräu
lein, Ihr Herzklopfen hat nichts zu be
deuten!"
Fräulein (indignirt): .Das glaub'
ich aber doch, Herr Doctor!"
Anch ein Merkzeichen.
Lieschen: „Was thu' ich nur, daß ich
den Auftrag der Tante nicht vergesse?!
epi einen Knopf m sein Hern
beute?"
Hotel Germania, er solle sie mir in's
Haus tragen!. . . Sieh', da kommt er
gerade mit meiner Tasche! Nun, wo
haben Sie die Hasen?"
Hausknecht: „Entschuldigen Sie,
Hasen waren nicht mehr da und da
kaust!"
Zukunftsbild.
„Gnädiges Fräulein, darf ich um
Feuer bitten?"
flussen l"bt!"
—ln der Küche. Mutter:
„Aber Kind, was machst Du denn da
die Kochschul« besucht): „Ach,' Mama,
was Essen gebeten hat... und da
mache ich ihm einen Vanille-Auflauf."
Der Teufel ml« dem Streich!,»«.
In der Nähe des Ortes Kusel in der
nimmer zu verachten ist. Mit dem üb
lichen Pomp wurde das Schlachtfest ge
feiert, und am Abend wanderten die
Schinken und Würste in gewaltigen
Portionen auf di« Vor?ath'ilammer,
um alsbald in den Schornstein zum
ken; das war aber auch weiter nicht
schlimm, denn bei saftigein Wellfleisch
und einem guten Schlachtsesttrunk
und müde von des Tages Arbeit suchte
der schwarze Mann bald sein Nacht
quartier auf. Wie er ging und stand,
streckte er sich mit schwarzem Antlitz
nieder, aber reinen Herzens siel er in
süßen Schlummer. Plötzlich fuhr er
aus seinen süßen Träumen auf, ge
ne. Richtig, kam's da nicht mit leich
tem Knarren der Leiter zum Heuboden
herauf? Doch; «s war leine Täuschung
möglich; zwei Männer warm's, die,
leise mit einander flüsternd, die steile
Leiter emporkletterten. Offenbar hat
ten sie es auf die Schinken in der ne
benan gelegenen Vorrathskammer ab»
gesehen. Mäuschenstill duckte sich unser
wackerer Schlotseger ins Heu, um die
kommenden Dinge zn erwarten. Jetzt
standen die kxiden Bösewichte auf dem
Heuboden. »Also Du", sagte der eine
mit gedämpfter Stimme, „also Du
nemmscht die zwoa Schinke un ich
nemm Werscht, fo viel als ich trag«
kann. Jetzt mach enrol e Streichholz
an, daß mcr die Dihr sinnt." Der an
dere begann in seinen Hosentaschen zu
suchen, endlich langte er die gelblöpfi
gen Schwefelhölzer hervor und ver
suchte sie auf die mit Recht so beliebte
Art des Streiches am gespannten Ho
senbein zu entzünden. Aber o weh!
Die Streichhölzer mußten feucht gewe
sen sein, denn eins nach dem anderen
versagte, und mit einem Fluch warf
der Schinkendieb «ins nach dem andern
beiseite. Nun glaubte der verborgene
Kaminkehrer seine Zeit gekommen; er
suchte leise in seinen eigenen Taschen
nach der Zündholzschachtel und hielt
sie parat. „Da, dess iss 's lescht,"
fluchte der Einbrecher, „e Dunnerwet
ter noch emol, do soll jo de leibhaftige
Deiwel neisahre!" Kaum aber hatte er
das Wort heraus, da flammte plötzlich
eine kleine schwefelige Flamme vor
ihnen auf und in dem ungewissen
Scheine stand eine langt schwarze Ge
stalt vor den zu Tode Erschrockenen, dir
ihnen entgegenbrüllte: „Hier iss'r, was
soll'r?" Mit einem Satz waren die bei
den Spitzbuben vom Heuboden herun
ter und in d?r Tenne. Hals und Bein
hätten sie brechen können, aber das
kümmerte sie nicht. Spornstreichs lie
fen sie mit blutigen Köpfen in die
Nacht und ins Dunkel hinaus. Nie
mand hat sie erkannter wenn in dem
benachbarten Dorfe Zwei mit verbun
denen Köpfen erscheinen, da sieht ihnen
allemal Alt und Aung mit vielsagen
dem Lächeln nach.
Frühling» Rache
Ein Radler liegt auf grünem Plan
—Sein Rad«l l«hnt am Bauine
Er dichtet Lenz und Liebe an
Verklärt in sel'gem Traume.
Und als er fertig mit dem Gedicht,
Genug er die Muse geschunden,
Da traf ihn auch gleich das Strafge
richt:
Sein Rädel war verschwunden.
WeiberschieHe».
In dem durch die Schriften des I. -
remias Gotthelf auch literarisch be
kannt gewordenen bernischen Emmen
thal hat sich bis auf diesen Tag ein
Weiberschießen erhalten. Es findet
abwechslungsweise in den Ortschaften
Langnau, Suiniswald und Burgdorf
statt. Diese eintägigen Schützenftsichen
führen den Namen Weiberschießen, weil
jeder Schütze, «r sei ledig oder im Be
sitze einer Frau, verpflichtet ist, in
weiblicher Begleitung beim Schießen zu
erscheinen. Die am Weiberschießen sich
beteiligenden Frauen und Jungfrauen
ziehen im Schritt und Tritt, wie ein
schießen eingeladen werden, werden lie
Abends den Schönen det Ortes und
an hübschen Landmädchen ist das Eiu
mit ihnen tanzen.
Sicheres Vorzeichen.
A.: „Unser Bataillonscommandeur
Er heuchelt schon Rheuinatil^
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