Vervehin t. Criminal-Romlln von M- E. Braddon. (13. Fortsetzung.) „Arme Ursula!" seufzte er. „Mir meine Veranlassung entdeckt wurde?" Während Austin von solchen Zn>ei s-ln Bedenken gequält wurde, sein Zuge zu verlassen beabsichtige." „Weswegen?" „Um so schnell, als es mir möglich Mörder ist?" „Aber Alfred Dawson war 3S fort. „Mein lieber Sohn!" las er. „Ge „W?llen Si/ die Rechnung verlangen, Herr Austin? Ich vermuthe, Sie wer den bis zum Ende dieser Geschichte in meiner Gesellschaft ausharren und mich auch nach Mangoldshöh begleiten „Nein, ich mag nichts weiter mit die ser Sache zu thun haben. Thun Sie Ihre Pflicht, Herr Carter, und Ihre Belohnung wird Ihnen pünktlich aus gezahlt werden. Wenn Joses Wilmot wirllich seinen alten Freund ermordete, muß er seine Schuld büßen; ich habe weder die Macht, noch den Wunsch, ihn in Schutz zu nehmen! Aber er ist der Vater des Mädchens, das ich liebe, es ist nicht meines Amtes, behilflich zu sein, ihn an den Galgen zu bringen." „Ach, jetzt erinnere ich mich," erwi derte Carter sehr ernst. „Vollständig an meine Ausgabe hingegeben, vergaß ich, daß di« Angelegenheit sur Sie jetzt aanz anders zewordea ist." Während Leonor in dem einsamen Zimmer des Gasthofes sich seinem Schmerz überließ, wartete ein junges Mädchen auf dem hellerleuchteten Bahnsteig in Rugby aus den Zug, der nach Shornkliff abgehen sollte. Es >var Ursula Wilmot. Sie hatte den dichten Schleier, der bisher ihr Gesicht verhüllt, zurückgeschlagen, aber so schluß und einen zielbewußten Willen. Sie stieg in einen Wagen erster Klasse, in dem sich außer ihr nur noch geführte. Mein Gott, wenn sie vor mir dort wa ren, wenn sie diesen Zug benutzten! Nein, das ist unmöglich. Ich weiß, daß iveder Leonor noch sein Begleiter gleichzeitig mit mir Winchester verlie ßen. Aber wenn sie nach London oder Shornkliff telegraphirt hätten?" In Shornkliff stieg sie aus. Ein Gefährt war zu dieser Stunde der Nacht nicht zu bekommen. Ursula eilte spät?" klinkt war. Innerhalb des Parkes schlug sie den kürzesten Weg ein, der zum Schloß führte. Aus drei hohen Fenstern strahlte ihr «ine Fluth von 39. Kapitel. Der Mann, der sich Alfred Dawson nannte, lag in den seidenen Kissen sei henden Holzscheit« beobachtend. Es war drei Uhr Morgens. Die lange Gefangenschaft schien den liebevoll aus ihm geruht hatten und auch sich selbst sah er, in all' den Wandlungen, die sein Aeußeres wie Gesicht des Knaben, dem die Welt so schön erschien, das hoffnungsreiche Antlitz des jungen Mannes und das harte Gesicht, das im Verlauf der Jahre würde ganz anders werden," sagte er sich; „Wechsel de., Umgebung, Thätigkeit, das Wandern von Ort zu Ort, der Aufenthalt in fr«mden Län dern, unter fremden Menschen, würden diese grausige Erinnerung verbannen, die mich jetzt so tödtlich soltert, sie würde vorübergehen, wie auch die frü heren Erinnerungen entschwunden sind. Aber so lange ich hier verweile, gibt es für mich keine Hoffnung auf Frieden und Vergessen. Ich sah ihn heute Nacht, wie die Nacht vorher, wie ich ihn immer sehe, wenn ich die Augen schließe, um zu schlafen: ich sehe ihn, wie er lächelt«, als wir in den Wald eintraten. die er sprach. Bah, was war er, daß ich ihn bedauern sollte? Thut «s mir leid um ihn? Nein! Ich selbst thue Hände gegen die Stirn, nachdenkend, wer der späte Gast sein könnte. Wes halb sollte Jemand zu so später Stunde Begegnung keu chender Brust und nach Athem ringend, wartete der Unselige auf eine Antwort draußen. Das Klopfen wiederholt« sich lauter zum Fenster. Das Klopfen dauerte fort. „Was soll das Alles heißen, Ur sula?" fragte Josef Wilmot. «Sage sula!" iDIg etwas unendlich Hoheitsvol nicht thun." „Aber Du willst fortgehen. Du wirst „Weshalb sollte ich sie fürchten? Sie „O, mein Gott, Vater, Du weißt es sichtiger Entfernung. Er ging geraden Wegs zu der Stelle, wo der Mord ver gern." „Das Wasser auszubaggern? All barmherziger, weswegen thaten sie nächsten Sessel sinkend. Zum ersten Male, seit Ursula ein getreten war, bemächtigte sich seiner eine namenlose Angst, «in lähmendes Entsetzen. Bis dahin hatte er mit ge spannter Ausmertsamleit zugehört, aber der geisterhafte Blick des Grauens und der Todesfurcht war in seinem Ge sicht etwas Neues. Er hatte «ine Ent deckung für unmöglich gehalten, denn es gab nur Eines, das gegen ihn zeu gen tonnte, das Bündel mit den Klei dungsstücken und dem Hemde, das mit dem Namenszug d«s Ermordeten ge zeichnet war, jenen verhängnißoollen Sachen, die er nicht zerstören, sondern die er nur hatte verbergen können. Wer aber sollte daraus kommen, am Grunde des Wassers nach ihnen zu suchen? Wieder und wieder hatte er an jenes teten. von Todtengesichtern angegrinst hatten, seine Unthat verrieth! Die Nachricht traf ihn wie ein Donn«rschlag. „WeShalb baggerten sie den Bach aus?" wiederholte er stammelnd. „Und dann und dann?" „Ich wartete es nicht ab, noch mehr zu hören, sondern lies schnurstracks deckung entfliehen und Mangoldshöh für immer verlassen zu können. Des halb hatte er an jenem Sonntag in Sturm und Schnee sein« Reise angetre ten, um aus England zu fliehen und in chen, so daß, wenn je ein wunderbarer Zufall das Geheimniß an's Licht zog, der Mörder jeder menschlichen Versol- in den stolzen Gemächern des Schlosses durchwachte, hatte er Zeit ge Anblick Alfred Dawfons in dem längst auf abschüssige Bahn Gerathenen auf gestachelt worden. Durch das «ine digt worden, und Josef Wilmot, der entlassene Zuchthäusler, der Ausgesto ßen! und Vervchmte, der Bettler, Silbergeld in der Tasche und einem Le ben der Armuth und Schmach vor sich, war er nach Winchester gekommen; als der Chef der Firma Dawson und der einzige Besitzer großer Güter in War wickshire und eines palastartigen Hau ses am Portlandplatze hatte er es ver lassen. Wenige Augenblicke stand JosefWiU tigten sich die Schatten in seinem Ge sicht, das einen Ausdruck fester Ent schlossenheit annahm. Der erste heftige Schrecken war vorüber. Dieser Mensch war niemals, konnte niemals ein Feig ling sein. Er war jetzt auf das Schlimmste gefaßt und vielleicht froh, daß das Schlimmste endlich gekommen war. In der Zeit, in der sein Verbre chen noch nicht entdeckt war, hatte er so unbeschreiblich gelitten, daß er es fast als eine Erleichterung empfand, zu wis sen, sein Geheimniß sei enthüllt und er dürfe die Maske fallen lassen. „Das Pferd!" rief er endlich mit tri umphirendem Lächeln. „Ich kann rei ten, wenn ich nicht gehen tann." Auf den Stock gestützt, hinkte er in das Nebenzimmer, von dem aus eine ! Thür in den Hof ging, in dessen Mitte i der Schloßherr einen Stall für sein Lieblingspferd hatte erbauen lassen, l Ursula folgte dem Vater in einiger Entfernung, ihn mit erstaunten Blicken ! beobachtend. Er ging in den altmodi schen Garten hinaus. Lampe," flüsterte Wilmot. „Ich muß Licht haben." Ursula gehorchte schweigend. Die ! Lampe in der Hand, begleitete sie den Vater nach dem Stall. Das Thier 5 kannte auch in dem ungewissen Lichte seinen Herrn. Es wieherte leise und . legte seinen Kopf auf die Schulter fei nes alten Freundes. Das Geschirr hing in einer Ecke des Stalles. Josef . Wilmot sucht« sich aus, was er brauch ' te, und fing an, das Pferd zu satteln. ! Der Stalldiener schlief auf den Be fehl feines Herrn im Hause, und so war Niemand in der Nähe, der ihn be- Wilmot führte da« Pferd aus dem Stall. Ursula leuchtete ihm. Durch eine eiserne Gitterthür gelangten sie in's Freie. „Geh' zurück und hole mir meinen Ueberzieher," bot Wilmot seine Toch ter. „Du bist schneller als ich. In finden. Er ist mit Pelz gefüttert." Die Tochter gehorchte schweigend wie vorher. Das Schlafzimmer war leicht gefunden. Sie stellte die Lampe auf den Tisch, warf den Pelz übn den Arm und nahm im Vorübergehen die Börse, die aus dem Ankleidetisch lag. Durch zuhelsen. „Hier ist Deine Börse, Vater," sagte schlüpfte. „Ich fürchte, es ist nicht viel den Sattel. „Wohin wirst Du Dich wenden, Va ter?" sula?" „Ja, Vater." Hände fiel. „Ich will Dir vertrauen, Ursula. Habe ich denn nicht Grund dazu?'' Gleichst Du nicht Deiner Mutter, die den?" „Ja, Jasminhof, Lixdorf, ich werde es nicht vergessen! Gott nehme Dich in An die Gitterthllr gelehnt, horchte Ursula auf di« 'erhallenden Hufschläge des Pferdes, das ihren Vater in die Es war Heller Tag, als sie im Jas „Armes Kind!" rief Joses Wilmot. „Wie viel hast Du um mich gelitten. Armes, unglückliches Kind!" Derselbe Mensch, der Alfred Daw- Tochter blickte. eine scharfe Stimme aus dem Wohn zimmer, „wir haben jetzt leine Zeit zu solchem Geplärr." 4V. Kapitel. So sehr der Detectiv die Verhaftung Josef Wilmots auch beschleunigte, be diente er sich doch nicht des Telegra phen, seine Anordnungen zu treffen, um nicht die Ortsbehörde in's Ver trauen ziehen zu müssen. Nachdem er sich von Leonor Austin verabschiedet hatte, fuhr er nach Lon don, stieg auf dem Bahnhof in eine Droschke, die ihn nach der Wohnung eines seiner Untergebenen führte, und holte den allzeit Dienstwilligen ohne Umstände aus dem Bett. Um 6 Uhr ging «in Güterzug nach Warwickshire, deshalb «ntschied sich Carter für den um 7 Uhr abgehenden Schnellzug. Er stärkte sich inzwischen durch ein gutes Frühstück, das die Frau seines Unter gebenen ihm aufgetragen, und wäh rend er aß und trank, erklärte er Tribbs, welch- Rolle er ihm zugedacht hatte. „Wenn ich auch allen Grund habe, anzunehmen, daß wir nieinen Freund in Mangoldshöh so ruhig wie ein Kind aus seiner Wiege ausheben werden, müssen wir doch bei einem Menschen wie ihm, der sich ein ganzes Jahr in seinem angemaßten Besitze gehalten hat, auf allerlei böse Ueberraschungen gefaßt sein, lieber Tribbs," sagte Car ter. Tribbs nickte zustimmend. „Wir reisen als Anwalt und einer seiner Schreiber, Freund Tribbs, zu einem alten Herrn, in der Nähe von Shornkliff, der sein Testament machen will. Und nun ziehen Sie sich rasch an und holen Sie eine Droschke." Um 1 Uhr Mittags hielt der Wagen Carters vor Mangoldshöh. Er stieg aus, um sich bei dem Thor wart nach dem Schloßherrn zu erkun digen. „Steigen Sie auch aus, Tribbs," forderte er feinen Begleiter auf, „ich will den Wagen nicht mit in den Park nehmen, es wird geräuschloser und sicherer abgehen, wenn wir zu Fuß bis zum Schloß gelangen." Der Thorwart war nicht allein in schwätz. „Na, ich war nicht wenig erschrocken, als es hieß, unser Herr wäre spurlos verschwunden," rief der Thorwart, seine Gäste verlassend, um Carter und sei nem Begleiter das Thor zu öffnen. „Ich wünsche Herrn Dawson in ei ner dringenden Angelegenheit zu spre chen," sagte der Detectiv. „Sie tönnen ihm mittheilen, daß ich von dem Bank hause in der St. Gundolphstraße kom me und beauftragt bin, ihm «inen Brief Herrn Roderich Bald«rs persönlich zu überreichen. Stall des Bucephalus steht, lautes Wenn Ihre Angelegenheit so dringend „Sie, Tribbs, bleiben hier," flüsterte «r seinem Begleiter zu, „und suchen her- Der Diener lehrte mit der Antwort zurück, die Baronin sei bereit, ihn vor zulassen. Carter würd« in das Zimmer ge führt, in dem der Verschwundene so viele jammervolle Nächte zugebracht meinem Vater?" fragte sie, zu dem Fremden aufblickend. Es war etwas in seinem ernsten Gesicht, das sie äng stigte. „Mein Gott Sie sind ge den ich um jeden Preis finden inuß. Alles, was ich von Ihnen erbitt«, ist, meine Bemühungen ein wenig zu un terstützen. Sie tönnen sich darauf ver lassen, daß ich ihn sehr bald ausgefun den haben werde, wenn er noch lebt." „Wenn er nocy lebt?" rief Laura entsetzt. „Sie fürchten doch nicht —" „Ich fürchte vorläufig gar nichts, gnädige Frau. Meine Aufgab« ist ein fach, den Vermißten aufzufinden." „Wie kommt «s, daß Sie sich für mei n«n Vater so lebhaft interessiren? Sind gelegenheit betraut worden?" „Ja, gnädig« Frau," erwiderte der Detecti» nach kurzer Ueberlegung. Mit jenem scharfen Blick, der jeden noch so geringfügigen Umstand über fliegt, wanderten seine Augen von Gegenstand zu Gegenstand. Das Ein zige, was seine Aufmerksamkeit länger fesselte, war die Lampe, di« Ursula ausgelöscht hatte. „Ich möchte mir «rlauben, der Frau Baronin eine Frage vorzulegen," fuhr der Detectiv fort. „Sie werden mich vielleicht zudringlich finden, doch gebe ich Ihnen die heilige Versicherung, daß ich nichts thue, als was die Pflicht mir gebi«tet. Sje scheinen um den ver schwundenen Herrn sehr besorgt. Darf ich Sie bitten, mir zu sagen, ob Sie ihn sehr lieben? Die Frage wird Ihnen sehr seltsam «rschein«n, und doch ist die Antwort daraus wichtiger, als Sie ahnen. Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mir ganz aufrichtig mittheil ten, wie es sich damit verhält." „Ich glaube in der That," «rwid«rt« Laura, „daß «s Jhn«n um der Sache selbst willen wichtig ist, zu «rfahren, wie das Verhältniß zwischen mir und Bett und an das Zimmer gefesselt !hati«.""^^ (Fortsetzung folgt.) Jür die Küche. FroschsuppemitSpargel. Ein Duzend sauber geputzte Frosch in zwei Eßlöffel frischer Butter. Ist in llcine Würfel. In derselben But ter schmort man noch einen Eßlöffel seines Mehl mit etwas Petersilie, kocht mit Erbsenbrühe drei Pmt Supp« da von, läßt das Froschfleisch darin auf lochen, würzt mit etwas Muskat und löffet in ein wenig Suppe aufgelöstem Fleischextract. D«r Spargel wird ganz kurz geschnitten, in l-ichter Vou'l» in die Terrine gegeben. W e i n-K altschal« mit H i m b « « ren. Geröstete, in Stücke zer- Weile auf Eis gestellt. tern abgezogen und mit fein gehackten Kräutern (Kerbel oder Petersilie) ge mischt werden. Wenn möglich, nehme man dazu auch einen weichgekochten Ochsenfuß, gieße soviel Essig darüber, daß es ganz eine Nacht mariniren. Beim Gebrauch wird aus gutem Fett und Mehl eine hellbraune Einbr«nne gemacht, sieden des Wasser darauf gegossen und die gebeizten Kutteln in der nur leicht ge bundenen, glattgerührt«n Sauce vol lends weichgekocht. Nachdem das Ra gout mit Salz und Pfeffer abge schmeckt ist, verfeinert man es mit «t- Kartoffeltlöße. Speckkuchen. Ein Viertel Pfund Butter wird etwas gerührt, dann werden unter fortgesetztem Rüh ren zwei Tassen lauwarm« Milch, «in Pfund Mehl, eine Unze Hefe, die man in einer halben Tasse lauivarmem Wassers erweicht, hinzugethan. Nach dem dies alles gut durcheinander ge etwas, gießt s?e auf den Ztuchen, streicht sie glatl, destreut den Kuchen darauf mit 10 Unzen in Würfel geschnittenem Speck, etwas gut verlesenem Ziümmel und Salz und läßt ihn im Osen dei schnellem Feuer Minuten dunkel gelb backen. Der Kuchen wird gleich warm gegessen. Ungarisches Gullasch. Man schneidet 3 bis 4 Pfund jasiiges Rindfleisch in Würfel, giebt ti bis 7 Geschmack 1j 2 Theelöffel ser an und legt 10 bis 12 rohe, ge schälte Kartoffeln in die Kasserolle, deckt das Ganze fest zu, und läßt «s wieder reichlich eine Stunde sacht« fort kochen, wooei die Kartoffeln ganz blei ben müssen. Hierauf giebt man das Gericht zu Tisch. mit Zucker recht schaumig, nimmt «in klein wenig Mehl und etwas sauren Rahm, so daß es ein leichter Brei wird. In heißem Ofen gebacken und sofort mit Zucker und Zimmet bestreut, giebt fche Art. Nachdem di« Erbs«n ge eint Viertelstunde, ält«r« W bis 30 Minut«n. Nun giebt man rechlich frische Butter mit etwas Salz in ein« Kasserolle, dann die Erbsen und be- 3