Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, July 06, 1899, Page 2, Image 2

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    2 Gin Wendepunkt.
l Ermüdet läßt sie das Buch in den
Schooß sinken. Das ewige Einerlei!
Ueberschwängliche Liebe, viele Hinder
nisse und zuletzt die Lösung aller Con
flikte vor dem Standesamt! Ein bit
terer Zug legt sich um den Mund der
jungen Frau. Wie unwahr und
lächerlich, di« Eh« immer als den Ab
schluß eines Rvmans zu wählen; da
beginnen erst die inhaltsreichen Comö-
Ach! da sind ja ihre Gedanken schon
wieder auf abschüssiger Bahn! Also
zu ihm, zu ihrem Gatten! Vor der
Thür seines Arbeitszimmers bleibt sie
zögernd stehen. Schon lange hat sie
es nicht mehr betreten. Was will sie
eigentlich? Wahrheit und Klarheit!
Gesicht. Rasch öffnet sie die Thüre.
Schreibtisch. Nichts! gar nichts! keine
Ihr Blick schweift durch den stillen
liches Menschenpaar hier getauscht
hatte. Und die stille Frau lauscht wie
einer Offenbarung diesem lautlosen
Flüstern. So glücklich sind sie also
sie es dann jetzt schon so lange nicht
mehr? Ja! Pläne und Träume! eine
Zeitlang sind sie ja recht schön, beson-
Mittagsschwüle. Die Zärtlichkeit,
das stete Spielen auf den höchsten Ge
fiihlsskalen ermüden der helle,
wache Tag, der Werktag fordert kräf
tige Thaten. Hier hätte sie einsetzen
sollen mit dem Einleben in ihres Gat
ten Eigenart, in seinen Beruf, in sein
Streben, in sein Seelenleben. Wo
waren ihre Vorsätze geblieben?
Schamröthe färbt ihr Antlitz, wenn
sie denkt, wie oft er sie zu sich heran
ziehen wollte in Gesprächen, im Lesen
guter Bücher, im Studiren von Kunst
werken. Trägen Geistes, ohne sicht
liche Begeisterung war sie seinen Ideen
gefolgt, ihre thätige Mitwirkung im
mer auf später verschwend. Da hatte
er auch zuletzt die Freude an ihrer Ge
sellschaft verloren. War's zu verwun
dern, daß nun ihr Verkehrston, der
nur noch an materielle Interessen an
knüpfte, immer gereizter und erbitter
ter wurde?
Die junge Frau blickte verstört im
Zimmer umher. Nein, nein! Das
kann, das darf nicht sein! Sie will sich
seine Liebe wieder zurückerobern; sie
will alle Kräfte einsetzen, um ihn ver
stehen zu lernen, um ganz in ihm aus
zugehen; sie will Sie liebt ihn!
O! wie sie ihn liebte! Erst jetzt fühlte
sie es wieder, da sie ihn vielleicht ver
loren hatte. Und auch mit dem an
dern! Etwas von der alten Begeiste
rung wurde in ihr wach. Wenn sie doch
mit ihren heißen Reuethränen all die
verträumten, verquälten Stunden zu
rückbringen könnte! Nutzloses Wün
schen! Aber die Zukunft wenigstens
gehört noch ihr. Sie will alles Ver
säumte nachholen. Tausend Pläne
und Hoffnungen kreuzen sich hinter
ihrer Stirne. Und zuletzt erstirbt alles
in dem einem Sehnsuchtsschrei: wenn
er nur käme, damit ich an seinem Her
zen Ruhe finden könnte nach all die
sen Zweifeln und Schmerzen!
In ihrer Aufregung hat sie das
Oeffnen der Thüre draußen überhört,
und als ihr Gatte nun über die
Schwelle seines Arbeitszimmers schrei
tet, blickt sie ihn erst stumm wie eine
Erscheinung an. Aber auch er scheint
überrascht. „Du hier?" fragt er end
lich mit einem weichen, guten Ton in
der Stimme. Da fliegt sie ihm mit
«mein Aufschrei der Erlösung um den
Hals. Und all die Qualen und
SelbstvorwUrfe der letzten Stunden
machen sich in dem Rufe Luft: „Ver
zeih! Du liebst mich also noch? O!
nun ist alles gut." Und dann feierlich,
wtt ein „Nun soll alles, alles
Draußen wehen dichte Schneeflocken
nieder; in den Herzen des jungen Ehe
paares aber ist Heller Jubel. Ihre
Verunglückte Beschö
nigung. Sohn: „Was. Papa, die
Dame soll ich Heirathen?" Vater:
„Ja, denn sie ist sehr reich." Sohn:
„Mir egal das Fräulein scheint
aber doch viel älter zu sein als Du mir
sagtest, das sieht man deutlich auf dem
Bilde." Vater: „Ja, Heinrich, das
ist ja auch schon eine alte Photogra
phie."
Surrog <N. Hausfrau:
Köchin: „Ach Jott, Madam, mein
Gebogen. „Warum hat sich
die hübsche Wittwe nur diesen Kerl mit
Frau, welche im Ballkostüm, betrach
tend): „Mein Gott, um das anzuzie
hen gebrauchst Du so viel Zeit?"
Unerklärlich. Er (seine
den 0-Beinen geheirathet?" „Er
Laßt »i» ihrem Mobiliar."
Die Wergpartie.
Gesellschaft unter frohen Zurufen ge
trennt. Die Weibsleute des Herrn
Nagerl hatten ihre Pilze unter einen
Tannling in der Absicht, auf
tcr Rückkehr die vortrefflichen Ge
wächse wieder mitzunehmen, und hat
gebrochen und Herb in die Hand gefaßt.
Der Oberbuchhalter gab den Befehl
aus, daß beim Bergwärtsgehen kein
lichteit des Sprechens beim Bergstei-
Kleider festkletterte. Besonders das
karte nur sehr unvollkommen fügen
wollten. Die hohe Biere, deren Gipfel
ihr heutiges Ziel sein sollte, lag bos
hafter Weise noch sehr weit drüben.ver
schanzt hinter ganz unrechtmäßig ka
men, fand es der Herr Vater an der
Zeit, einen kleinen Imbiß zu nehmen.
Die Frau Mutter dachte auch unge
fähr so, als sie jedoch ihr Handlörbchen
durchsuchte, war das Packetlein mit
Brot und Schinken ebenfalls ver
loren. Darob wollte er seinen häus-
Schweiße ihres Angesichtes
Die jüngere Tochter hatte ihn zu
erst bemerkt, den rothbärtigen Halter
nit hangen
Ob es was zu essen wäre?
„Das ist gewiß. Viehmehl."
„Der Teuxel!" schalt der wüsteßoth-
Meh verlauft! Die Sakra! Just ge
bruch hätt' niedergelassen. Sakra
sein's! Letzt' Jahr her hat auf der
Speikalm so einer die Küh ausduldet
und kein' Schwaigerin geht sicher.
kel geschlagen, daß es nur so klatschte.
Unserer Oberbuchhalters - Familie
.ward' ganz lausig zu Muthe, dab sie
jetzt den für alle bösartigen Touristen
aufgespeicherten Halterzorn so ganz
sie waren nur hungrig.
Darum that der Herr Vater, als
hätte schneidige Rede gar nicht
„Hütten ist keine da", antwortete der
Halter. „Aber das Scheidsteinhaus
steht da dienten hinter dem Wald.
Geht's nur üben, die Werden's Euch
schon auch sagen. Sakra!"
Sprach's, pfottete thalwärts und
rief mit klingender Stimme die Namen
seiner Kalben, die sich verlaufen hat
ten.
Der Oberbuchhalter sagte zu den
Seinen: „Ueber uns soll keine Klage
unter den Herrischen noch anständige
Leute giebt." Als hernach unsere
vierspännige Gesellschaft durch den
Schachen war, sah sie hoch an 'der Leh
ne ein GeHöst. Unterwegs steilan
fragte der Vater seine Ehegefponstin,
wie viel Schinkenbrot sie eigentl»ch mit
gehabt und verloren habe? Wie viel
Uhr es etwa sein möchte? Warum sie
an so einem Tag ihre Taschenuhr zu
Hause gelassen? Ob der Kanarienvogel
daheim in seinem Bauer wohl versorgt
wäre mit Futter und W»sser? Als die
Frau derlei Fragen schnaufend beant
wortet, rief er ihr ebenso schnaufend
zu: „daß die Weibsbilder aber den
Mund schon einmal gar nicht halten
können! Schwatzen sollst nicht, beim
Bergsteigen, sage ich!"
Endlich waren sie am Gehöft. Das
lag breit und behäbig da, si«
so dachten sie sich ihr Gottlob und daß
sie doch endlich was würden zu essen
bekommen. Die Thore der Stallungen
und Scheunen standen offen, und auch
die Hausthür, zu sehen aber war kein
lebendiges Federlein. Sie gingen in
das luftige Vorgelaß, in die große
dumpfige Stube, dort setzten sie sich auf
die Bank und hörten, daß es todten
still war und sahen, daß niemand zu
sehen war. Der Herr Vater ging zuerst
im Hause herum, ging in den Ställen
und Stadeln herum upd suchte Leut'.
Er sand Niemand. Dann ging die Frau
Mutter in die Küche, machte einen gro
ßen Kasten auf und fand Milch, Brot,
Butter und Honig. Alsogleich wollten
sie Hand anlegen, besonders die schlan
ken Töchter, da sprach aber und sehr
zur Unzeit beim Herrn Vater das
Sie hatten sich gesagt, daß sie Nie
mandem Schaden thun wollten, und
jetzt sollten sie da einen Raub ausfüh
ren? Sollten sich Sachen aneignen,
ohne ein Recht darauf zu haben? Das
darf platterdings nicht fein. Die
ältere Tochter aber tauchte ihren Zeige
finger in den Rahmtops und leckte ihn
ab. Die Frau Mutter verwies heftig,
daß sich so was nicht schickt ohne
Löffel in die Töpfe zu greisen. Sie
fand in der Tischlad' Eßzeug, und ge
rade als ob sie daheim wäre am eige
nen Herd, deckte sie den Tisch und trug
die lockenden Sachen ordentlich auf.
Der Herr Vater erging sich solange in
schönen Moralbetrachtungen über Mein
und Dein, bis er mit einer großen
Schnitte Butterbrot seinen Mund zu
stopfte.
„Wir werden ja Geld da lassen ! Ei
nen ganzen Gulden!" Mit diesem Vor
satz beschwichtigten sie ihre grübelnden
Gemüther. Doch als der erste Heiß
hunger gestillt war, fand der Herr Va
ter, daß ein halber Guldtt. »uch genug
wäre.
„Reichlich genug!" rief die Frau
Mutter, „auf der Alm wachsen solche
Sachen ja soviel als umsonst. Wär'
nicht schlecht, so ein Töpsel Milch und
ein Laib Brot um einen halben G-ilden
zu zahlen!" Mit großer Tapferkeit grif
ft n sie zu, alle vier, und ausdauernd
nährten sie sich.
„Es wird's thatsächlich auch ein Vier
telgulden thun", meinte der Herr Va-
Stück Brot.
sättigt ihre rothen Lippen mit einem
Sacktüchlein abwischte: Wenn dießäue
rin bei ihrer Rückkehr einen Silber
die Absicht redlicher Abstattung offen
Halter und ein schwarzer Riesenlerl,
der auf der Achsel ein Schock Heustan-
einander und schienen es eilig zu haben,
das „herrische Gesindel" in den B«r,;en
auszurotten. Unsere Familie wollte
zu entkommen wäre,»da trat ein stäm
miges Weib ein. Das hatte Rechen
und Futtergabeln bei sich und einen
schirr. Die Bäuerin selber war's, man
senheit, als sie die fremde Einsieblung
sah. Die Frau Oberbuchhalterin trat
vor und sagte ganz anmuthig: „Wenn
sie ihre Sachen ablegte, „das ist ja recht.
Werdet wohl Platz haben in der Stu
ben."
gen."
„Einerseits seid auch Ihr schuld,
ein, „daß Ihr so offen laßt, wenn
„Narren!" lachte sie, „das ist wohl
sperren, das wär' schon gar zum la
chen! Dafür ist's ja da. Ist ja dafür
da, daß es gegessen wird."
„Wir haben allerdings dafür Geld
hergelegt."
„Was nit noch!" rief die Bäuerin
und stemmte ihre dicken Arme in die
keln. „Zahlen wollt's das Bissel
Milch!"
„Recht habt's gehabt, 's ist ja da.
Stube. Er mußte sich in der Mitte
lauft!"
Das war Alles.
Als unsere Touristenfamilie später
„Mir wär's schon bald^lieber, wieder
thalwärts. Es ist nicht gemüthlich,
tirt werden müssen. Lasset es Euch
gesagt sein, Kinder! Alles was recht
w'l der Herr Vater in würd!
die drei Weisleute munter einer Amsel
zuhörten, die im Walde gingen
sie durch eine Thorschranke und lie
ßen sie offen.
—lm Examen. Professor:
„Bei uns sind die Fremdwörter so ein
gewurzelt. daß wir sogar als Ab
schiedsgruß noch immer das französi
— Ein Dämpfer. „Ob ick
Ebbes riskir, wenn ich um die Rahei
bei Commerzienraths anhalte?"
„Nein, Sie riskiren nichts, aber de>
Coininerzienrath!"
Hilberyochzett.
In einigen Wochen sollten Werner
Bredow und seine Frau ihre Silber
hochzeit feiern. Fünfundzwanzig Jahre
lang hatten sie zusammen verlebt, wie
gewesen, was sie zu
hatte. Als sie sich verlobten, war
stellen.
Namen niederschrieb. „Es ist zwar
nicht anzunehmen, daß die allen Leute
die weite Reise wagen werden, aber
genblick zu reizen.
„Gewiß, es ist sehr freundlich von
ihm," sagte seine ruhig. „Er ist
zig?, der —"
„Dich versteht oder etwas Aehnli
ches; gewiß," unterbrach Werner sie,
„laden wir ihn also ein!"
lich."
„Selbstverständlich, meinetwegen.
Also Robert Broneck und Frau. Die
Frau begleitet ihn doch auf seiner
Reise?"
bist Du doch trotz Allem nicht so übel
„DaS ist wahr," sagte sie kllhl, stand
aus und ging hinaus, Werner sah ihr
verdutzt nach.
Sie ist bei übler Laune, dachte er,
obgleich das sonst nicht ihre Art ist.
Sollte der Brief ihres Vetters etwas in
ihr aufgerührt haben? Bah! ich
vergesse immer, daß sie mittlerweile
eine alte Frau geworden und über
solche Kindereien hinweg ist. Sie wird
schon wieder.kommen.
kleinen Weile nahm er die angefangene
Liste wieder vor und schrieb einige
Namen hinzu.
„Jetzt weiß ich aber immer noch
nicht, wo Hoyers wohnen," sagte er
unwillkürlich nach einigem Besinnen,
brütete vor sich hin, stand auf und
ging hinüber in das Zimmer seiner
ich —!"
Ohne Wärme, ohne den kleinsten Son
nenstrahl! In den ersten Jahren frei
lich, da hoffte ich,- aber dann wurde die
wenn Du meinst, daß
Wieder schüttelte sie den Kopf wie
vorher. „Ich Hobe es in mir betäuben,
hieltest."
aus den verweinten Augen fast zornig
an. „Fremde Kinder? Was sollten
mir die, wenn mein Herz nach dem
Ihr Gesicht fiel wieder in ihre
gefühl.
Kopf an seine Schulter. „Das thut
gut," flüsterte sie. Und so saßen sie
„Weißt Du," sagte sie endlich, „was
ich gedacht habe?"
„Nun?"
„Mein Weib, mein Weib!" stam-
Hochzeit aufgegeben. Sie haben das'
Geld, das für diesen Zweck bestimmt
war, wohlthätigen Stiftungen llbcr
„Ah, der Zug geht ab! Glück auf.
Frau Emma, zu unserer Silberhoch.
ZeitSreise!"
Abzeichen der Ehefrau.
Bei den Deutschen ist das Häubchen
das Symbol der verheiratheten Frau,
und in einzelnen Gegenden bildet das
Aufsetzen der Haube einen wichtigen
Act der Hochzeitsfeierlichleiten bis aus
den heutigen Tag. Bei den Kleinrussen
tragen die Frauen auch bei größter
Hitze «in dickes baumwollenes Tuch von
dunkler Farbe um den Kopf, wodurch
sie sich von den Mädchen unterscheiden.
Die verheiratheten Frauen der Mon
golen legen ihr Haar in «ine Flechte,
während di« Mädch«n ihren Haar
schmuck in zwei Flechten ordnen. Im
östlichen Neu - Guinea halten v'.e
Frauen ihr Haar kurz geschnitten,
Männer und Jungfrauen dagegen las
sen -s lang herunterhängen. B«i d«n
Tschuktschen, einem sibirischen Bolks
stamm, wissen die Frauen ihr Haar auf
das Künstlichste zusammenzuflechten,
so daß es ein« Art H«lm bildet. Die
Ehefrauen der Mau-tse, eines Völker
stammes auf den hohen Gebirgen zwi
schen Mong-ku und Hwei-le-tschau, ha
ben die sonderbare Eigenthümlichkeit,
hende Spindel befestigt ist, an das Ohl
zu hängen. Die verheirateten Frauen
der Babuckur in Afrika durchstechen
nicht nur die Ränder der Ohrmuscheln,
sondern auch die Lippen mit einer gan
gefärbte Lippen, die sie durch Akazien!
stacheln Punktiren und mit Eisenfeil
spänen einreiben.
In der zweiten Hälfte des 18. Jahr
hunderts machte die vornehme Welt in
ein Pariser Blatt aus dem Jahre 1778,
Seufzern" (das war der Name für eine
Art broschirten Atlas), verziert mit
„überflüssigem Bedauern", in de;
ren". Fünf Tage haben sie schon
dieses Opfer gebracht und lein Kranler
stellt sich ein. Da erscheint ein biederes
angewöhnen, Über Alles, was
Ihrer Herrschast sehen und hören.
Stillschweige» zu beobachten! ... Bei
auch oft recht häßliche Austritte?"
Jaso! Mein Sohn wird
das Capital Ihrer Mitgist nicht berüh
re»! „Hat er denn selbst Vermögt»?"
„Das nicht aber er will von den
Zinsen der Mitgift leben könne»!''