Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, March 09, 1899, Page 2, Image 2

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    2 Wein Bcvotver.
sitilen."
„Nanu? —Weshalb denn nicht?
Ist heil und ganz sauber."
Gegentheil!"
„Was ist denn los? Weshalb grollt
hat."
„Au verflucht!" Brenken schnitt
«in Gesicht, als hätte er auf ein Pfef-
Wo ist er denn jetzt?"
„Ja eigentlich Aber es ist
Gefiirchtete stand vor ihm. Jetzt
„Guten Abend, Hm Major. Ich
mal, Freundchen, kennen Sie den Ver
fasser von diesem Wisch hier?"
Damit zog er aus der Tasche «in
Zeitungsblatt und wies es Brenken
Die Airgeh" n de s B '
„Kanonensieber von Willy Schar
lau. —So kann Jeder heißen. Ge
schrieben muß es aber Einer von denen
haben, die damals dabei waren, als ich
die Geschichte erzählte. Kennen Sie
diesen Herrn Scharlau? Od« sind
„Ab?- Herr Major, deshalb gerade
wollte ich Sie ja sprechen," erwiderte
hastig Brenken, dessen Herz denn doch
«ine, wie er sich nachher gestand, etwas
wollte Ihnen sagen, daß ich das"ge
„So so Also Sie sind dieser
dahin noch unbescholtenen Menschen in
die Zeitung bringt! Sehr angenehm
in der That sehr:"
„Erlauben Herr Major "
„Ach was, nichts erlaube ich. J«tzt
hören Sie einmal gefälligst zu, was ich
Ihnen zu sagen habe. Das mit dem
die Chose mir erzählen wollen, das ist
ja bloß Geflunker. Mumpitz!
erlaubt, Herr Major," warf
Brenken mit kläglichem Ton ein.
Kornhart achtete aber der Zerknir
schung nicht, sondern sagte kurz: „Bis
jetzt immer nur in die Zeitung gekom
men wegen Avancement oder Orden;
das schändet nicht. Verlobungen,
Kindtaufen und so wo» hab« ich ja bis
jetzt mit SotteZ Hilf« n«ch glücklich v«r
«irdtn."
„Na, na!' warf Kraft «in, „vor
gelang «s Ihnen doch, in
ment und Orden."
Der Major dreht« sich mit halb la
chendem, halb , grimmigem Gesicht zu
„Sie meinen natürlich das ver
dammte Käseblatt die Geschichte,
als ich mir die Unterossicier« vornahm
darf, sehr v«rehrter Herr Schriftstel
ler? Die Frage ist wohl sehr in
discret? Sie iverden ja ganz roth;
schloß sie hinter sich.
Verurteilter!" """
Flasche Wiltinger! Wer giebt di/erste
bis zehnte?"
„Neunte, meinen Sie," brummte
Kornhart. „Ich g«be die «rst« bis
dritte."
Spiralfeder g«fchn«llt in die Höh« fuhr.
Das war so selbstverständlich, daß der
Major kaum dazu nickte.
Brigade. Im Handumdrehen war di«
vierte bis n«unt« Flasche gezeichnet.
„Nun aber keine Müdigkeit vorge
schützt!" meinte Kornhart, der sich ein«
seiner mächtigen Havannas anzündet«.
„Ich habe meine Schuldigkeit gethan,
thun Sie die Ihr«. Immer noch
besser so, als daß Ihnen der Sllnden
lohn auf Urlaub immer in der Tasche
klungen war, sagt« der
«r Brenken zunickt«: „Das ist das erste
Gute, >vas Sie unbewußt verbrochen
haben, d«nn obgleich ich kein Agrarier
bin, Durst hab« ich doch. Das Zw«it«
aber und Besser«, daß ich einmal wie^-
wäre, ging ihm wie mir, An
schluß verpaßt. Ich meine, er batte
Bammel vor d«n Vorgesetzten. Aller
beeilte, dem Wunsch des nachzu
»Dnd die vollen, Herr Major?"
„Kann ich auf den Tod nicht aus
stehen. Prosit! trinken Sie mal
aus!"
„Do -erinnert mich der alte Herzog
daran, wie ich theilweis« in französisch«
Händ« gerieth."
„Na mui?" „Wie denn
das?" ..Sie in französisch«
,"'Aha! der Löwe hat Blut geleckt.
Was Schriftftellcrei für «ine
nügt. Sie sind ein ganz greuli
cher Mensch, Brenken, und wen» Sie
nicht sonst «In I«idNcher Kerl wären
Na ja, ist schon gut, meinetwegen,
.Aber?''
Major zeigte mit dem Finger auf die
Flaschen und die feuchtfröhliche Runde.
.Das versteht sich von selbst," rief
Brenken. Die Andern aber gaben
durch stürmisches Bravo und aus an-
Ausdruck.
Dann that" er ein paar mächtig« Züge
zählen.
„Eigentlich standen wir Beide bei
Schlafen. Alles in Vorrath.
Schlummer, als mich Jemand am Arm
packte.
„Du, borge mir mal Deinen Revol
ver."
„Ach Unsinn! Revolver borgen.
Habe selbst keinen."
„Natürlich hast Du einen. Na
los.st "Ermuntre Dich, Du schwacher
„Aber Junge, ja ja! Ich ent-
AKersch geb' ihn Dir nicht. Ueber
haupt, was willst Du denn damit?"
„Du kannst ihn mir doch borgen.
„Red' doch nicht so was. Das Ding
das ist das Sicherste!"
„Wo ist er denn?"
sen! So Gott will, schießt «in Be-
Pustkuch«n. nicht für viel
„So! nicht entsichert. Wes
beinahe drei Tage vom Major ein?"
„Da hast Du ja Deinen Willen,"
knurrte ich. „Nun laß mich aber in
Ruhe und blas das Licht aus. Mor
gen kannst Du schlafen und ich nicht."
das Ding morgen wieder."
Thien blies dasLicht aus und tastete
sich zur Thür hinaus. Ich schlief sehr
gehen."
„Was ist los? wir sollen losge
tauten mit dem Befehl vorfand. !
»Sofort gegen Rueil vor. Erst«r
Zug vom rothen Pavillon aus, der
zweit«, d«n jetzt Berndahl führt, aus
luste."^
Grund fand. Dann fuhr er nach einer
Pause fort: „Natürlich verlief unsere
! Expedition, wie fi« verlaufen mußte,
das heißt, «rgebntßlos. Wohin wir
auch die Nase steckten, leuchtete es vor
uns auf, und das lebhafte Geknatter
der Französin zeigte nur zu deutlich,
daß sie gar nicht daran dachten, den
ten einfach durchgebummelt war, zu
räumen. Erst am Nachmittag kam ich
! zurück und konnte wenigstens noch mel
> den, daß der Feind die nach Nanterr«
jzu belegene Hälfte des Orts zur
dauernden Besitzung einrichte. Wir
hatten gesihin, daß einzilni Häuser be
festigt und Barrikaden gebaut wurden.
Man hat früher imm«r von der Rit
terlichkeit d«r französisch«?! Ossicitr«,
! ihrem chcvaleresZen Wesen und wie
man das sonst nannte, viel Aufhebens
gemacht. Nun, was wir bisher davon
gesehen und gehört, hatte uns in der
That k«in« groß« Hochachtung einzu
flößen vermocht. Was sie sich als Ge
fangene geleistet hatten, hatte uns eher
angewidert. Selbstredend spreche ich
nicht von ihrem Verhalten im Gefecht.
Um so mehr erstaunten wir, als
lioch an demselben Abend ein Schreiben
kindlichen Truppen übergeben würd«,
in welchem derselbe die Auslieferung
der Leiche des gefallenen Kamerad«»
anbot. D«i Brief schloß mit warmen
Worten des Beileids und ehrender An-
Leiche nicht in Feindes Hände fallen zu
lassen. Doch ich «rzähl« Ihnen damit
ja nichts N«ues, denn das steht in der
sucht.
Als in La Cell« über dem Grab« di«
möglichsten Erfolg zu wünschen. Mein
vollem Maße."
ster Stimme den Trinkspruch gethan:
„Den Manen des damals Gebliebe
nen."
setzend
vor kurzer Zeit aus dem Corps gekom
men. Der Major drehte den Kopf
langsam dorthin, woher dies, Na
„Ich dachte nur Herr Major",
stotterte der Kleine in tödtlicher Ver
legenheit.
„Ich dachte! ja, ich dachte. Ich
in die Welt trat. „Junge!" sagte
er „denke nicht zu viel. Es giebt
zu leicht ein Unglück." —Na, ich mein's
nicht schlimm, Kleiner! so ist's recht,
trinken Sie mal aus."
„Und der Revolver?" fragte Kraft.
„Also Sie auch?" erwiderte Korn
hart. „Na, dann hören Sie auch noch
das Ende. Paris hatte capitulirt,
wir rückten in Rueil ein, und ich durfte
französische Lazareth, in welchem auch
noch »inigepreußischeVerwundete lagen,
gen? Meinen Revolver? Das
Ding war zu unverkennbar, denn als
zweiten Attentat in die Ecke geworfen
hatte, war ein Stück vom Kolben ab
geplatzt."
Wiedersehen macht Freude, dachten
wir wahrscheinlich Beide, denn es schien
mir bei Gott so, als ob er mich an
grinste. Sonst sah das alte Schieß
eisen allerdings ziemlich ramponirt
aus. Ich trat also an das Spind und
wollte ebm die Hand nach ihm ausstre
cken, als der uns begleitende französi
sche Civilarzt mich am Arm ergriff
und ängstlich rief: „Donnerwetter,
Leutnant, lassen Sie den Dreck liegin!"
Das heißt, Hähnchen, genau so sagte
er sprach, wie die Franzosen das all
gemein zu thun Pflegen, französisch,
aber dem Sinne nach.
„Weshalb denn?" fragte ich und
sah ihn begierig an.
„O. das ist ein Ungeheuer, ein
schreckliches Instrument. Zuerst hc>tte
ihn ein Moblot, dem ging er '» der
Hand los, was ihn einen Finger kostete.
Und dann später entlud er sich noch
einmal auf ganz unerklärliche Weife,
was einen Collegen so alterirte, daß
er völlig nervös geworden ist. Seit
der Zeit hat ihn Niemand mehr ange
rührt. Wer ihn in die I» niuiii
nimmt, hat sich die Folgen selbst zuzu
schreiben."
l>a imün sagte er übrigens wörrlich,
Kleiner.
Der Satan hatte meinen auf ihn ge
setzten Hoffnungen voll entsprochen.
Wenn Sie sich das Ding bei Gele
genheit mal ansehen wollen, kommen
Sie zu mir. Aber nur besehen, n!cht
anfassen. Patronen sind zwar nicht
drin, aber das Biest bringt's fertig und
Uebrigens ist der Wiltinger recht
gut, mein lieber Brenken; weshalb Sie
mich also Durstes sterben lassen wöl
ken, ist mir unerfindlich."
Wahre Lieb».
Skizze von B, Neuseld.
Er war ein Künstler und sie eine
junge, schöne, moderne Dame aus be
ster Familie. Er liebte sie heiß, treu,
innig und war unmodern genug, seine
Liebe längere Zeit zu be
wahren, ehe er den Muth
fand, ihr diese Liebe zu gestehen. Sie
aber hatte dieselbe längst bemerkt, lan
ge schon, ehe er selbst sich darüber klar
war. Es fiel ihr einigermaßen auf die
niß weder ja noch nein, sondern entwi
ckelte ihm ihre hochmodernen Ansichten
über die Stellung der beiden Geschlech
ter, was ihr bei dem schon erwachten
Mißtrauen ihrerseits nicht zu verden
ken war. Er lauschte mit Andacht den
Worten, die dem geliebtem Munde ent
strömten und sicher wäre ihre Rede äu
ßerst lehrreich für ihn gewesen, wenn er
sie verstanden hätte. Das war aber
nicht der Fyll.
An seiner Seite betrat sie sein Ate
lier. Was war das? Entsetzt prallte
sie zurück. Gott sei Dank, daß sie sich
noch nicht gebunden hatte! Täuschten
sie ihre Augen? Träumte sie? War es
Wirklichkeit? Malte män denn in unse
rem Zeitalter noch solche Bilder? Und
dieser Mensch wollte sie heirathen! Ei
ner, der die Bäume grün, den Himmel
blau malte! Und dabei so lächerlich
verständlich jeder ungebildete
Mensch, ja jedes Kind konnte diese Bil
der verstehen! „Mein Herr", sprach
sie, „meine Ahnung hat mich nicht ge
täuscht: wir passen nicht zusammen.
Ich bin ein durchaus moderner Mensch
und Sie" ein mitleidig-verächt
licher Blick streifte seine Bilder, dann
verließ sie, thürzuschlagend, das Ate
lier. Auf der Straße angekommen,
warf sie sich zornig auf ihr Rad und
jagte davon.
Erstarrt stand der Maler und erst
nach und nach kam ihm das Bewußt
sein seiner Lage. Und mit ihm natür
lich auch die Anerkennung der Berech
tigung ihres Zornes! Ja, sie hatte
recht, er war ein ganz unmoderner
Mensch! O, seine Bilder! Diese un
glückseligen Bilder, die bisher sein
Glück und sein Stolz gewesen! Da
in seiner maßlosen Verzweiflung kam
ihm ein rettender Gedanke.
Er raffte sich auf und malte
malte bis tief in di« Nacht hinein.
Heute und morgen und noch mehrere
gen!^
Jubelnd warf sie sich auf ihr Rad
gen hatte): „Nun, ist der Mörder srei
auf der Straße. „Dieser entsetzliche
Schmutz!" „Bitte, reden wir lieber
nicht von Politik."
Mystische Zahlen.
beschäftigt. kabbalistische Weisheit
Söhne Jakobs, zwölf Stämme Israels,
zwölf Apostel, zwölf apokalyptische Ael
teste und zwölf Paladine Karls des
Großen.
Tr. Strodtmnnn, eine ausführliche,
auf zahllose Exzerpte gegrüntete Ab
handlung gewidmet worden. Der
Wunder der Welt, sieben Städte, die
den Schriftstellern der alten Welt be
hauptete) Mündungen des Nil, des
Ganges, des Indus und des Padus
tiken Astronomie, auf denen die Vorliebe
der Alten für diese Zahl offenbar be
ruht hat.
Aus der jüdischen Geschichte: Sieben
Altäre und sieben Opfer Abrahams,
sieben Dienstjahre Jakobs, siebe» Tage
sche Plagen, siebe» Wochentage, sieben
Sabbatjahre, sieben Hall- oder Jubel
perioden, siebenmal zehn Jahrwochc»,
sieben Arme des heiligen Leuchters, sie
bentägige Tauer der Priesterweihe,
lieben des Auientbalts Davids
zu Hebron u. s. w. Wir erwähnen
nur vorübergehend die Siebenzahlen
der Geschichte des Neuen Testaments
l sieben Bitten, sieben Kreuzesworte,
sieben Diakonen der ersten Gemeinde,
sieben Himmel, bezw. sieben Höllen)
und insbesondere diejenigen der Apo
kalnpfe <sieben Gemeinden, sieben Engel,
sieben Sterne, sieben Zornesschalen,
sieben Siegel, sieben Hörner des Thieres
u. A. m.), um einige Siebenzahlen der
> th l schc Kirche > rde^:
den Sakramente, sieben freie Künste und
(ursprünglich) sieben Kardinäle ange
nommen. Tementsprechend wurde im
deutsche» Mittelalter die Zahl der deut
schen Kurfürsten auf sieben festgesetzt.
Die Rolle, die die gleiche Hahl im deut
schen Märchen spielt (sieben Schwaben,
und endlich die sieben von 'Napoleon I.
(oder durch dessen Einfluß) eingesetzten
Könige (von Rom, Neapel, Spanien,
Festessen für die Ostertage, die „Oster
stärke", wurde aus neun Kräutern her
gestellt. An Mariä Himmelsahrt, dem
wurden Sträuße aus
Ikigkll» (Jungfer im Grünen).
Isalielkraut (?oteotilla).
am 23. Januar 1745. Während die
Berliner Publikums zur Zeit des „Al
ten Fritz", auftrat, die sich bekanntlich
hohe Gage von 12,(XX) Thalern bezog,
rer der Barbarini, Platz genommen.
Er beobachtete jede Bewegung der
schönen Tänzerin, der er mit leideii
den Worten: „Majestät, es ist nicht
schleudert, ehe ich mir's versah." Lau
tes Gelächter folgte dieser Aufklärung.
Der Kanzler Coceeji begab sich am
chend erklärte der König, „der Eifer
süchtige müßte auf eineFestung geschickt
und da kurirt werden". Der Legations
rath v. Coceeji wurde dann auch nach
der Festung Glogau gesandt, aber nicht
als Gefangener, sondern als Geheimer
Justizrath. Gegen Ende des Jahres
kehrte er nach Berlin zurück und feierte
seine Vermählung mit der Barbarini.
närrische neue Mod', Bier aus 'in
Goldfischglas zu trinken?" Toni:
„Ja weißt, Sepp, der Arzt hat mir
nach meiner Krankheit ein Glas Bier
erlaubt und da hab' i a möglichst gro
ßes Glas ausg'sucht."
Gefahr im Verzug«.
lich die «rdtnklichst« Mühe, möglichst
doch, Mensch!" ruft Schulze endlich
dungzLuchK".