Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, January 19, 1899, Page 2, Image 2

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    2 Muv „Feilkstange".
daß dicßegrllndung eines neuen Clubs
ein Bedürfniß sei, daß die Radfah
rerinnen darauf angewiesen feien, in
Nachdem Fräulein Marianne unter
Beifall ihre Rede geschlossen hatte, kam
«ine andere junge Dame, die gleichfalls
Reihe.
meine Damen!.. Zustimmende All-
Heil-Rufe lohnten die Rednerin. Als
wieder Ruhe eingetreten war, führte
Ich bitte um Vorschläge". Die Red
getheilten Beifall. Endlich klang es
schaffen.
«Oho!"
Man lachte, der Vorschlag der Os
ficierswaife war vergessen und es mel
dete sich wieder Niemand.
„Es muß etwas ganz Unverfängli
ches sein!" meinte Fräulein Marianne,
„bitte, denken Sie nach, meine Da
laut: „Damenclub Flott!",
lerinnen-Verein Bremse", scherzhaft
„All Heil Mädchen" aber es blieb
ging durch. Ueberall war zu viel Ten
denz, zu viel Absicht erkennbar. End
lich kam die Erleuchtung über ein
Mitglied, das bisher schweigsam dage
sessen und vermuthlich im Geist ein
Fahrrad in seine Bestandtheile zerlegt
hatte. „Meine Damen!" rief sie, „ich
Hab's, der best« Titel ist „Lenkstange".
. Anfänglich verhielt man sich kühl,
aber bei näherer Betrachtung schien den
Damen einzuleuchten, daß der Name
des Sports geschöpft passend fei. Au
ßerdem war man froh, daß die Bera
thung zu Ende ging, und 24 Damen
erhoben zur Abstimmung ihre Hand.
war Jene, der man „Cupido"
schnöde abgelehnt hatte. Sie schmollte
und schüttelte mit einer moquanten
stifte auftreiben konnte. Als Wahl-
Wied«! dahin zurückzukehren, stellte sich
heraus, daß vier Stühle unbesetzt blit
.tea.
Amt als Präsidentin des Clubs „Lenl
verlobt!" die Andere. Es stellte sich
heraus, daß zwischen ihnen in «iner
Privatberathung die Frage ventilirt
schützer nicht ausgeschlossen sein dürf
ten, da sonst Mama oder Papa über
haupt ihre Betheiligung an solchen
den Bleistift spitzte, auf, die Austritts
ten Tadel ihres Entschlusses über sich
kaum geborene Verein bereits verloren.
Die Präsidentin «rgriss das Wort:
„Es ist mir soeben «in Zettel übergeben
stellt. Derselbe zielt darauf ab, daß
Ah, der Club konnte sich zu dieser Prii-
Das Wort zündete. Alle schienen sich
„Es ist selbstverständlich", fuhr die
Hellbraun! -- Cr>-me! Weißer Fla
nell! Dunkelblau!..."
Die Präsidentin ließ die Glocke er-
das Wor!
entschied die Präsidentin.
Blondine der Vorsitzenden zu, und
ehe ihr noch das Wort ertheilt war,
platzte sie heraus: „Ich fahre grund
sätzlich nicht im Rock wozu? Ist es
eine Schande, daß wir Damen auch
Beine haben, und daß man ein Stück
chen davon sieht? Sehen Sie doch zu,
was bei Regenwetter gezeigt wird!
Es ist oft fcandalös! Ich finde gar
nichts Unmoralisches dabei. Und wer
' i i en ü e e
Worte.
Wut !nf"als d> se"
g ch
sich erst zum Wörter zu^mclt>en,
„Äch, mit Ihrer Empfindsamkeit!"
ten sich mit wachsendem Eifer, der in
eine gefährlich« Erregtheit der Gemll-
gehen zurecht zu machen.
Der Kampf tobte weiter. Es war
kaum noch von Nock und Hose die Rede.
„Meine Damen! Ich beantrage mit
Rücksicht auf die schwesterliche Einig
keit, die schon heute in so drastischer
Weise zu Tage tritt, als Präsidentin
Und Alle erhoben die Hand, Einige
schon an der geöffneten Thür, durch
die nach wenigen Minuten alle gewese
nen Mitglieder in? Freie drängten.
Das ist die Geschichte von der Be-
Die Mgerelinten.
Ein kleines Vorstadtkaffeehaus.
Das rückwärtige Zimmer wird für ei
nige Tage der Woche an Vereine abge
geben, wie ein Zettel im Auslagefenster
besagt. Nur Mittwochs nicht. Da hal
te» die „Abgelehnten" ihre Zusammen
künfte ab. Wer die „Abgelehnten" wa
ren?
Der schlotterige Kellner mit den
nachlässigen Bartcoteletts zuckte die
Achsel». Das kleine, schiefgewachfene
und theilte mir mit, daß die Herren
„schreiben". Also ein litterarisches
Konventikel. Trotz ihrer Jugend sind
die „Abgelehnten" ernste Leute mit
sorgengefalteter Stirne. Sie sprechen
sam die Köpfe und rauchen Ciga
retten. Ein tragisches Schicksal führt
die Leute zusammen: Die Menschheit
Weltgeschichte geht achtlos an ihnen
vorüber. Das ist das Tragische.
Die Redactionsbureaux diese
Werkstätten der Unsterblichkeit sen
de? Lust. Alfred, achtzehn Jahre alt,
Fritz, der neben ihr sitzt, ist ganz be
trübt. Nicht etwa, weil er dieses Se
mester in Latein und Mathematik
Vor Aufregung? Nein. Vielleicht hat
„Ich sage nur eines: diese Redac-
Karl.
„Aergern lächerlich! Bei diesen
Das Handbuch war nämlich eine
Westentasche!" oder »Die Kunst in
vierundzwanzig Stunden Dichter zu
Plötzlich stand Robert auf, freudig
bewegt.
„Halt, Freunde, ich habe ein«
Idee!"
„Los . . . nur raus!"
„Gründen wir eine Zeit-
Zeitschrift - warum
nicht früher daran gedacht hatte!?
Das ist doch das einfachste. Die Arbei
ten weri.cn rasch angenommen und er
scheinen bald. Nicht dieses langweilige
Herumhausiren bei den Redactionen.
Bald herrschte Begeisterung und eitel
Jubel unter den „Abgelehnten." Eine
eigene Zeitung. Natürlich kein Tages
journal, sondern eine Wochenschrift.
Und nicht illusirirt, das ist originell.
Betreffs des Titels entspann sich eine
kleine Debatte. Emmy wollte das Vlatt
durchaus mit „Himmelsschlüssel" be
nannt haben, während Fritz „Welt
wille" und Robert, der große Drama
tiker, „Zukunftshalle" in Vorschlag
brachten. Schließlich verschob man die
Titelfrage und theilte einstweilen die
Redactionsstellen aus.
Alfred wurde selbstverständlich zum
Chefredacteur ernannt, Emmy sür
Lyrik und Robert zun, Kritiker bestellt.
Fritz sollte den novellistischen Einlauf
prüfen. Und was das Recensiren be
trifft, so durfte man sich nur gegensei
tig loben. Aber ganz gehörig. Alles an
dere ist tüchtig 'runterzureißen. Zur
Erhöhung der Stimmung ließ Alfred
drei Flaschen Bier bringen. Es war
dies seine erste redactionelle Arbeit,
leider aber auch seine letzte. Denn das
Schicksal senlte sich dräuend über die
heitere Gesellschaft der „Abgelehnten."
„Wer wird aber das Geld zum
Drucke hergeben?"
Einer that diese Frage und alle
verstummten.
Ja richtig, gedruckt muß es aller
dings werden . . . ja . . . aber . . .
hm, das kostet Geld . . . das läßt sich
nicht bestreiten ... und die Buchhänd
ler und Drucker sind Kunstbarbaren,
die thun nichts umsonst ... gar nichts
. . . Geld . . . daran hatte aber auch
Niemand gedacht.
Unheimliche Stille ringsum. Sich
so heillos blamiren! Pläne schmieden,
lein Geld haben ... das ist einfach
entsetzlich. Verlegenes Hüsteln, Seufzer
und Scharren mit den Füßen.
„Schade darum!" meinte Fritz . . .
Alle anderen schwiegen. Sie schämten
sich vor einander. Langsam entfernten
sie sich, niedergeschlagen, enttäuscht.
Alfred und Emmy waren die letzten.
Alfred half der Kleinen die Jack- an
ziehen.
„Dürfte ich Sie nach Hause beglei
ten, Fräulein Emmy?"
„O ja, bitte sehr." Das war wohl
das einzige, was von Alfred ange
nommen wurde.
Und nun gingen auch die beiden.
Das litterarische Vereinslocal stand
seit jenem Nachmittage leer. Der Zettel
im Fenster besagte, daß für alle Tage
der Woche ein rückwärtiges Zimmer an
Vereine abgegeben wird. Aber das An
denken an die „Abgelehnten" war nicht
sobald erloschen. Noch lange erzählte
der schlottrige Kellner und das kleine
Kassafräulein von den sonderbaren
Leuten, die mit sorgengefalteterStirne
dasaßen und nur ein einziges Mal
fröhlich - toll waren, seit jenem Abend
jedoch nie wiederkamen. Das war der
„Abgelehnten" Glück und Ende.
«Sclungcnc List.
Moritz Appelstein geht seit mehr als
20 Jahren jeden Mittag regelmäßig
in's Caf6 Adler, wo er stets das Eck
plätzchen links neben der Thür ein
nimmt.
Eines Tages findet seinen ge
wohnten Platz durch einen Fremden be
setzt. Das ist Appelstein seit 20 Jah
ren noch nicht passirt. In nervöser Un
ruhe setzt er sich in die Nähe an einen
Tisch den Fremden, der ruhig seine
Zeitung liest, scharf fixirend. Doch
hält er es keine 2 Minuten auf dem
ihm ungewohnten Platze aus; das Blut
steigt ihm zu Kopfe, er wird immer un
ruhiger und nervöser; er muß unbe
dingt sein Eckplätzchen haben.
Da auf einmal gleitet ein Lächeln
über sein schalkhaftes Antlitz.
Appelstein (dem Fremden die Hand
reichend): „Guten Tag, Herr Moritz
Appelstein!"
Fremder (verdutzt aufschauend):
.Sie entschuldigen, mein Name ist nicht
Moritz Appelstein!"
Appelstein: „Machen Se kein' Stuß!
Seit 20 Jahren sitzt hier auf dem Eck
plätzchen jeden Mittag der Moritz Ap-
Appelstein!"
Fremder (sich an einen anderen Tisch
setzend): „Ich wußte nicht, daß dieser
Platz reservirt sei, aber ich versichere
Sie, daß ich nicht Moritz Appelstein
heiße!"
mir nicht." Heirathsvermittler:
„Das gibt sich wenn sie sich erst an
das Gebiß gewöhnt hat."
Verschnappt. Herr (zu
seinem Freund): „Ja, ja, Bester, ledig
und verheirathet sein ist ein großer
Unterschied, einst war ich allein, und
nun muß ich für eine ganze Familie
borgen!"
Schlau. Onlel:
kein Papier ..." Neffe: ~Ab«r Du
hast doch Papiergeld!"
diese Arauen!
Nein und tauscnvmäl nein ja, wenn
es noch ein praktischer Kauf sür den
Haushalt wäre, aber zu solcher Der
dessen Emma, seine Gattin, und sich in
eine Ecke des Sophas weisend, gab sich
die junge ganz ihrem tiefen
ten gestellt, ja sozusagen, vernichtet
hätte! Und warum? Weil dieser ei
gensinnige, knauserige Mann denPrcis
det; doch was versteht denn so ein
Mann von Damenhüten und sonstigen
Damen - Moden!
Nachdem der erste Schmerz sich aus
getobt, der kleine Hans eine Ohrfeige
und das Dienstmädchen die Kündigung
erhalten hatte, ward Frau Tinterl el
was ruhiger und begann nachzudenken,
wie um alles in der Welt sie den heiß
ersehnten Hut doch noch bekommen
könnte. Denn haben mußte sie ihn,
das stand fest! Lange grübelte und
rechnete die junge Frau hin und her,
ob sie sich die vierzig Mark vielleicht
doch vom Wirthschaftsgeld... aber
nein! das war ganz und gar unmöglich
oder könnte sie vielleicht... ha! eine
Idee! Hastig springt sie auf, eilt zu
ihrem reich ausgestalteten Wäsche
schrank und mit flinker Hand zieht sie
und begibt sich zu einer nur ihr bekann
ten alten Näherin, der Frau Mooser.
Herr Tinterl saß eben in höchst vcr
sein mürrisches „Herein" trippelt ei»
altes Frauerl in's Zimmer, sieht sich
zaghaft um und wendet sich alsdann
Ihnen diese Prachtstücke. — „Na,
also, was soll denn das Zeug kosten?"
„Nur sechzig Mark, gnädigster Herr!"
Hm, sechzig Mark, dachte sich Herr
Tinterl, ist wirklich lein Geld für die
ses schöne Damastzeug; die haben sicher
einmal das Doppelte gekostet und dann
wäre das wenigstens eine vernünftige
Ausgabe fürs Haus, mit der ich mein
Frauerl wieder versöhnen könnte...
„Wissen Sie was, liebe Frau," sagte
er nach diesen Erwägungen, „ich will
zeigen, daß ich nicht hartherzig bin und
Ihnen fünfzig Mark dafür geben
aber leinen Pfennig mehr!"
„Du lieber Gott," seufzte die Frau
und legte die Tischtücher auf das Pult,
„da haben Sie sie, ich muß halt auch
Ihre Mühe, liebe Frau Mooser!"
Am Tische lagen die vierzig Mar! für
te. Er strahlte vor Freude, der Gute —
mehr freuen wird, als dieser dumme
Hut! Da! Sieh nur!
Was? Da lacht Dein Herz? Diese
prachtvollen Tischtücher und billig!
„Du liebes, gutes Männchen! Wirk
noch! Denle Dir, liebe Emma, der
qlückliche Zufall: Die Tischtücher tra
gen alle auch schon Dein Mono
gramm!"
Wie viel ließe sich nicht über Augen
sprechen! Um gleich bei der Kinder
stube anzufangen: mit welcher Span
nung werden die Aeuglein des kleinen
Weltbürgers betrachtet, wie leichgft
wird über ihre Farbe discutirt! Welch
gen, verständig um sich zu fch?::en und
der zärtlichen Mutter einen erkennen
den Blick zuzuwerfen! Da beißt es
dann oft: „Schön ist das Aiüv wohl
bis jetzt gerade nicht zu nennen, aber
die Auge n, die es hat! Wie wun
dervoll, wie klug! Das wird :i» klu
ges Kind werden! —"
Das Kind wächst heran. Hier, aus
dem rosigen Gesichtchen, u:n das die
In einem kleinen italienischen Gedicht
von Bertola heißt es, daß sich einst
mals die schwarzen und die blauen Au-
Amor zwischen die Streitenden und
erklärt, daß der Vorrang gar nicht
nach der Färb« zu bestimmen sei, son
am meisten zum Herzen sprächen. Und
so ist es auch. Nicht auf Form und
Farbe kommt es an; es gibt Augen,
dem die Gotteslichter brennen. Augen,
denen das Blau aus der Kinderstube
geblieben ist, und doch mit einemßlicke,
Nußschale.
eine hervorragende Rolle. Gegenwär
tig ist in Paris das Honigbad Mode,
es soll der Figur Fülle geben und wird
stellt sie sich ein riesiges Bad, in das
Einfach. Bursche (entsetz!
Erde bebt!" Lieutenant: „Maul je-
Wird «in a n mchewa