MM Mr. Romcn von Ludwig Habicht. (IS. Fortsetzung.) Gerade dies banale Wort sollte in diesem Augenblick für Lord Beathon verhängnißvvll werden. Wenn sie es noch nie gewußt hätte, jetzt gewann Franziska die Ueberzeugung, daß der Lord niemals der passende Gefährte ihres Leben werden könne, und das Bild eines anderen tauchte vor ihr auf. Ach, wie würde sie Botho verstanden, wie würde er mit ihr aufgejauchzt ha dieS gewesen! Mitglieder der kleinen Gesellschaft ein, künden noch herbeigesehnt hatte, und dessen Bild beständig vor ihrer Seele. stand? „ wirklich nicht?" rief sie und blickte for schend in sein Gesicht, als wolle sie sich vergewissern, ob ihr doch der Nebel eine Truggestalt vorgeführt habe. „Ich bin es wirklich, liebe Franzis ka," antwortete der Baron, „aber ich fürchte, ich habe Sie durch mein plötz liches Erscheinen erschreckt. Darf ich Ihnen meinen Arm bieten?" , Als fühle sie selbst, daß ihrer setzen. „Mein Herr, ich war bisher der Be gleiter der Gräfin und glaubt ältere Rechte zu haben," ließ sich plötzlich der dulden mochte, daß ein anderer so ohne weiteres die schöne Deutsche in Be schlag nahm. Franziska wandte -In wenig den Kopf nach dem Engländer zurück und sagte mit ruhigem, seligem Lächeln: .Nein, Sie irren, Lord Beathon, Ba ron Lichtenberg ist ein noch älterer Freund von mir als Sie, und ich bin glücklich, ihn so unerwartet hier wie derzusehen." Und sie blickte dabei voll überströmender Zärtlichkeit ihrem Be gleiter ins Antlitz.' Diesen überkam es wie «in Rausch, und er rief, alles vergessend, aus: „Franziska, das sagst wirklich? Das ist dein Ernst? So hätte ich mich getäuscht und du liebtest mich „Ja, mein Botho. Ich weiß es jetzt, daß ich dich grenzenlos geliebt und noch liebe, und daß ich all die lange Zeit über vergeblich dagegen ange kämpft habe." Der Lord hatte anfangs ganz be troffen dreingeschaut; aber als in ihm die Vorstellung aufdämmerte, daß er ein zärtliches Liebespaar vor sich ha be, war auch sein Entschluß schnell ge faßt; er gehörte nun einmal nicht zu den Leuten, die lange hin und her schwanken, und sich mit den kurzen Worten zu Franziska wendend, sagte er: „Nehmen Sie meinen Glückwunsch, Comtesse, und leben Sie wohl." Damit lüftete er seinen Hut und schlug einen Seitenpfad ein, um rasch im Nebel zu verschwinden. Als die Liebenden unten in Mon treux ankamen, war der Lord bereits abgereist. 23. Ein paar Wochen waren dem Ban kier Böster in verhiiltnißmäßiger äu ßerer Ruhe vergangen. Sein Sohn hatte ihm wirklich einen größeren Theil des von dem alten Löbbeke ererbten Kapitals übergeben, und wie da» Schlachtroß beim Klange der Trom pete vorwärts stürzt, so war auch in ihm beim Anblick der reichen Geldmit tel der alte Geschäftseifer noch einmal erwacht. Er hatte mit einigen der er sten Firmen die Ausgabe einer neuen Anleihe, die gleichzeitig in Berlin und in Pari» aufgelegt wurde, übernom men und gehörte dadurch jetzt zu den Hervorragendsten der Geschäftswelt. Alle nachtheiligen Gerüchte, die man sich infolge der Ballerstädtschen Ange legenheit noch über ihn zugeflüstert hatte, waren damit zum Schweigen ge bracht, man sah e» wie eine Art von Narrenstreich de» Regierungsraths Boltenstern an, daß er den Prozeß nun schon durch alle Instanzen schleppte. ch ll St' zum Schweigen gebracht werden, die in der eigenen Brust des unglücklichen Mannes, den alle Welt sür glücklich hielt, ließ sich doch nicht ersticken. Laut rnd immer lauter schri.- sie ihm zu. daß er in Schmach und Unrecht verstrickt lei. und dafür gab e» k«in Entriunt». Täglich konnte jetzt die Entscheidung des Reichsgerichts eintreffen, und er überführen konnte den ehemaligen Diener des Grafen Ballerstädt, dem er den Depotschein abgekauft hatte! Doch, Mann: M^fch"st schröpfen!" stöhnte er. wie will er das anfangen? Welche Beweise hat er noch gegen mich in Händen?" abgespeist haben. Der Depotschein hat ! Ihnen fllnfmalhunderttausend Mark eingebracht, und mir haben Sie ein die Sache ist abgethan!" „So? Meinen Sie?" giinste He dicke. „Na, dann sehen Sie sich 'mal gen, und dieser fuhr mit einem Schrei zurück. Er sah eine wohlgelungene Photographie seines Depotscheines vor sich „WaS ist denn das für eine neue Teufelei!" rief er, nach Athem rin gend. Hedicke lachte. „Na, ich bin ein bischen Amateurphotograph und habe eine kleine Aufnahme gemacht, ehe ich Ihnen den Schein brachte, man will doch ein Andenken haben." „Schurke elender Schurke!" keuchte Böster, nach Athem ringend. „Du hast Abzüge von dem Schein ge macht, um mich auszubeuten!" Hedicke lachte noch lauter. „Bin ich nicht ein schlauer Kerl, Herr Böster? Haben mich wohl für recht dumm ge halten, daß ich Ihnen den Schein für solch ein Lumpengeld gelassen habe. Na, jetzt geht zwischen uns beiden der Handel erst an." „So, meinen Sie?" fragte Böster. „Was wollen Sie denn zum Beispiel für diesen Abzug haben?" „Nicht so viel, wie Ihnen das Ori ginal eingebracht hat," erwiderte He dicke kalt. „Nur zwanzigtausend Mark." „Und in acht Tagen kommen Sie wieder und wollen mir einen zweiten Abzug für die gleiche oder eine noch höhere Summe verkaufen!" rief der Bankier, dem jetzt klar wurde, in wel che Falle der Mensch ihn gelockt hatte. Hedicke antwortete auch ganz keck: „Na, wenn auch nicht gerade in acht Tagen, aber wenn 'mal wieder Ebbe in der Kasse ist. Sie schaffen ja da» Geld. Die neue Anleihe wirst Millio nen für Sie ab —" „Schweiaen Sie und lassen Sie uns zu Ende kokimen," unterbrach ihn Bö ster, dem mit der Größe der Gefahr jetzt die Kaltblütigkeit wieder kam; er sah ein, daß ein völliges Raubsystem von dem Menschen gegen ihn organistrt worden war, dem mußte ein Riegel vorgeschoben werden. „Sie sollen die zwanzigtausend Mark haben." „Na, sehen Sie wohl, Herr Böster, „ich wußte ja, daß Sie mit sich reden lassen," rief Hedicke, der doch kaum ge glaubt haben mochte, seine Forderung so leicht bewilligt zu bekommen. „Aber reicht sür diesen einen Abzug, sondern für alle und für die Platte obenein," rauf nicht eingehen, dann bekommen aufs Gericht." „Thun Sie das. Man wird Ihnen dafür nichts zahlen, wohl aber Sie ins Zuchthaus ft-ck-n." „Si- aber auch." „Das ist meine Sache; ich erkläre Ihnen, daß ich li-b-r alles über mich ergehen, als mich von Ihnen langsam ausplündern lasse. Wenn Sie mich in der Hand zu haben glauben, s» genast H feln konnte, der Mann war zum äu ßersten entschlossen; er durfte ihn nicht weiter treiben. Malhunderttausend Mark," sagte er. Böster verneinte. Sie einigten sich endlich auf hunderttausend Mark, und Böster sagte noch: „Wenn Sie nun Böster hatte bei diesen Worten so vollständig das Ansehen eines zur Ver zweiflung getriebenen Menschen, daß Hedicke an der Wahrheit seiner Dro hung nicht länger zweifeln konnte. Sie verabredeten Zeit und Ort, wo sie sich treffen wollten, um Platte und Abzüge gegen das Geld umzutauschen, und Hedicke ging, um seinen Genossen aufzusuchen und diesen von dem Er gebniß seiner Sendung in Kenntniß zu fetzen; er konnte das jetzt bequem haben, denn Glaser hatte seine Stelle sich nach etwas Passendem um. Glaser war in hohem Grade unge halten, als ihn Hedicke von seinem Ab kommen mit dem Bankier unterrichtete. „Bist doch ein rechter Waschlappen!" höhnte er. „Da prahlt der Kerl, er werde dem Bankier nach und nach sein Hunderttausuid Mark abspeisen." „Na, höre 'mal, hunderttausend Mark sind kein Pappenstiel; hast wohl von." „Und ohne mich hättest du gar nichts." paar Abzüge zurückbehalten. Dagegen trat aber Hedicke ganz ent schieden auf. „Nein, ich habe dem Bankier mein Wort gegeben und dabei bleibt's nun. Wenn jch dir sage, es ist aus ihm nichts mehr herauszupressen, so kannst du mir's glauben. Es ist sein Ernst; er schließt sich lieber wdt, Patsche bringen. Gieb die Platte her." „Na, meinetwegen!" brummte Gla ser, „aber ein miserabler Handel bleibt es doch." Er übergab seinem Gefährten die Platte, und beide trennten sich im be sten Einvernehmen. Als aber Hedicke die Thür hinter sich geschlossen hatte und Glaser seine Tritte auf der Treppe verhallen hörte, machte er hinter ihm drein eine lange Nase und lachte in sich hinein. „Dummkopf, der glaubt, man könne nur auf einer Saite spielen!" Als Böster von der Zusammen kunft mit Hedicke heimkehrte undPlatte und Abzüge schon unterwegs vernich tet hatte, wartete seiner ein verhäng nißvolles Schreiben. Es war ein Brief seines Rechtsanwalts, der ihm mit theilte, daß auch das Reichsgericht die Abweisung des Klägers von der Ablei stung des ihm zuerkannten Eides ab hängig gemacht habe. „ES wird Ihnen nun nichts anderes übrig bleiben, als diesen Schwur abzulegen, obwohl ich gern zugeben will, daß es jedem Ehren mann unangenehm sein muß, noch ei nen Eid zu leisten, wo schon sein einfa ches Wort genügen könnte, und über die Richtigkeit seiner Angaben kaum ein Zweifel herrschen darf," hatte der Anwalt wie zum Troste seines Klien ten hinzugefügt. Obwohl der unglückliche Mann diese Entscheidung vorausgesehen hatte, hatte, sank er doch wie vernichtet in sich keinen anderen Ausweg für ihn, er mußte ihn betreten, jetzt noch, wo er dieses Geldes nicht mehr bedurfte. Ja, damals hat ihn Noth und Verzweif lung dazu getrieben, das Deport abzu leugnen; aber heute! er besaß jetzt Millionen, sein Tohn ebenfalls und für die einfachen Ansprüche seiner Tochter und seines Schwiegersohnes genügte eine viel geringere Summe. Der Gedanke kam ihm, ob er nicht der Gräfin Ballerstädt anonym die fünf malhunderttaufend Mark zuschicken solle, als ob sie von jemand kämen, der das von dem Grafen verlorene Werth packet gefunden, sich jetzt in seinem Ge wissen beschwert fühle, und sich nun des unrechten Gutes in dieser Weise wieder zu entäußern suche. Aber wie sollte er das ins Werk setzen? Er hätte dazu mindestens noch eine Person inS Vertrauen ziehen müssen, und es wußte außer ihm schon jemand darum, dessen Schweigen ihm trotz alledem nicht so ganz sicher war. Sollte er sich seinem Sohn oder sei nem Schwiegersohn entdecken und ei nem von diesen mit der Absenkung des Pakets beauftragen? Alles, alles, nur das nicht! Als entlarvter Betrüger vor seinen Kindern dastehen! Nimmer mehr! Und gerade jetzt, wo er zur Ablei stung des Eides verurtheilt war, diese geheimnißvolle Rückgabe! Man würde doch sagen, er sei der Absender, die Furcht vor dem falschen Eide habe sie ihm abgenöthigt; man wies dann doch mit Fingern auf ihn, seine Stellung in der kaufmännischen Welt war er schüttert; eS war ein Eingeständniß nur in anderer Form. Von welcher Seite er die Sache auch betrachtete, es blieb keine Wahl der Eid mußte geleistet werden. 24. bin alt und klug genug, um selbst be urtheilen zu können, was mir gut ist." Alma Löbbeke richtete diese Worte in höhnischem und gereiztem Ton an Böster. Ligen, verheirathen. „Wenn Sie denken, Sie wollen mir die Freier weggraulen, damit Sie und Rosa mein Erbtheil auch noch schlucken, so befinden Sie sich im großen Irr thum," fuhr sie fort. „Aber Alma, wer denkt daran?" er widerte der Baumeister, der wirklich in der ehrlichsten Absicht gekommen war, tief verletzt. „Ich meine es gut." „Alma lachte häßlich. „Gewiß, ebenso gut, wie Sie und Rosa mit dem Vater gemeint haben. Wollen Sie mich nicht auch zu einer Aalpastete ein laden?" „Was soll das heißen?" brauste der Baumeister auf, war aber nichts destoweniger bei dieser Anspielung er bleicht. „Na, das brauche ich Ihnen nicht erst zu sagen, das wissen Sie besser, als ich!" entgegnete Alma. „Aber eine Liebe ist der anderen werth; geben Sie mir einen guten Rath, so will ich Ih nen auch einen geben: bekümmern Sie sich um Ihre Sachen und nicht um die meinigen. Die Geduld möchte mir sonst reißen, und ich könnte Dinge er zählen —" „Ich wüßte nicht, was Sie zu erzäh len vermöchten," unterbrach sie der Baumeister hochfahrend. Sie ließ sich aber keinen Augenblick aus der Fassung bringen, sondern sagte spöttisch: „Na, ich kenne doch Ihre Frau Gemahlin, meine liebe Schwester, sehr genau. Und Mann und Weib sind ja eins. Das Geld, das Sie durch die Aalpastete in die Hände gekriegt haben, lassen Sie sich wenigstens recht wohl bekommen, Sie und Ihr Vater, der damit und mit dem Ballerstädt schen Vermögen jetzt die große Anleihe „Schweigen Sie! Wahren gung, als ob er sich auf sie stürzen höhnte nur: Sie mir in mei ner eia-.uen Wohnung den Mund ver bieten? 'Oder haben Sie es auf einen kleinen Mordans'>ll auf mich abgese hen? Nehmen Sie sich wohl acht, solche Dinge gehc.i nicht immer so still ab!" Er wandte ihr den Rücken und sagte über die Schulter. „Sie sind eine Giftkröte. Schade um jedes Wort, das man an Sie wendet." „Hahaha! Adieu, lieber HerrSchwa ger; grüßen Sie mir auch meine wer the Schwester Rosa. Sie brauchen sich nicht wieder her zu bemühen." Der Baumeister schäumte innerlich vor Wuth, aber er hielt es doch für das Klügste, sich rasch zu entfernen. Ein höhnisches Gelächter folgte ihm, und dann wurde die Thür hinter ihm mit einem besonderen Nachdruck zuge schlagen. In übler Laune und zugleich etwas kleinlaut kam Böster zu seiner Frau, die ihm abgerathen hatte, sich um Al mas Angelegenheit zu bekümmern und jetzt schadenfroh von feinem Mißerfolg vernahm. „Ich habe dir's ja vorge sagt!" rief sie, „laß doch die alberne Gans in ihr Verderben rennen! WaS geht'S dich an?" „Sie ist doch deine Schwester." Rosa zuckte die Schultern. „Böster sche Familiensimpelei, davon hab' ich nichts. Was mir bei der Geschichte leid thut, ist, daß der ruppige Kerl das schöne Geld schluckt; aber der oder ein anderer, wir kriegen doch nichts mehr davon!" „Sprich nicht immer solche Dinge," verwies er ihr. „Der Vogel Strauß denkt, wenn er den Kopf in den Sand steckt, dann sieht Fritz blieb darauf die Antwort schuldig, wie er es bei allen ähnlichen Anzapfungen seiner Frau that. So viele Mühe sie sich auch gab, ihn dahin zu bringen, daß er über die TodeSart ihres Vaters mit ihr spreche und sich dadurch als ihren Mitschuldigen be kenne, es gelang ihr nicht. Auch jetzt hütete er sich wohl, ihr zu erzählen, welche Ausfälle Alma gemacht habe, aber es war ihm doch recht ängstlich zu Muthe. Wenn die dummfreche, rück sichtslose Person einmal am unrech ten Ort den Mund aufthat! ES wür de furchtbar sein! Wenn auch seine Frau allein die Sache ausbaden muß te, er war doch an den Pranger ge stellt! Almas Zorn über die Einmischung des Baumeisters war noch nicht ver raucht, als die Klingel an der Ein gangsthür zu ihrer Wohnung wieder in Bewegung gesetzt wurde. Sie lauschte und wäre am liebsten hinaus geeilt, um selbst zu öffnen, wie sie daS ,u Lebzeiten ihre» Vater» bei Behin derung d-S einzigen Dienstmädchen» oft genug gethan hatte. Jetzt, wo sie Köchin und Stubenmädchen hielt, er achtete sie das nicht mehr für angemes sen und würde sich auch, hätte sie es thun wollen, seitens des Erwarteten ein- leichte Rüge zugezogen haben. Herr Günth-r v. Kolkwitz sah streng auf ein kokettes B»nehmen und erklärte e» für einen unverzeihlichen Berstoß. wenn -in- Dam- ihr- Gäst- and-rs al» in ihrem Salon empfing. Er stand jetzt vor dem in der Garde robe im Korridor befindlichen hohen Spiegel eine Anschaffung, die Alma auch erst nach dem Tode ihres Vai'rs gemacht hatte legte Hut und Ueber rock ab und strich daS dünne, in der Mitte bis zum Hinterkopf gescheitelte Haar mit zwei Bürsten glatt. Nach dem er eine gleiche Sorgfalt dem aus- Thür zu dem Zimmer, dessen erdbeer farbenePlüfchmöbel sich jetzt schon ohne Ueber,züge dem Blicke darboten. Alma hatte den Aufenthalt in der Hinter stube lange schon mit dem in den so vertauscht. „Wie geht es meiner Angebeteten heute?" fragte er, auf Alma wunderung auf Kolkwitz, der mit sei ner schlanken Fizsr, der gewählten und dabei doch ein wenig nachlässigen und Nase.lagernden Fältchen. Sie hatte Kolkwitz, wie sie glaubte, ganz zufällig in der Leihbibliothek am gestattete, Theater und Concerte zu be suchen, verschlang. In Wahrheit hatte der mit schlichtem Abschied entlassene zu erhalten und der schon bedenklich auf der gesellschaftlichen Stufenleiter herabgeglitten war, diese Begegnungen mit der reichen Erbin sehr geschickt her beizuführen gewußt. Ein Gespräch über Litteratur war bald angeknüpft, wie toll verliebt in ihn. Sie betrach tete ihn bereits als ihren Verlobten, Kollwitz wünschte aber die Sache noch geheim zu halten, da e: fürchtete, es könnten seiner Braut Dinge zu Ohren kommen, die sie stutzig machen dürsten, und mit der Hochzeit mußte in Anbe tracht der noch so frischen Trauer doch noch gewartet werden. ES entging Kolkwitz nicht, daß Al ma sich heute in großer Erregung be fand und bemüht war, dieselbe vor ihm zu verbergen. Sofort erwachte sein immer reger Argwohn. War et was geschehen, was ihn um die Mil lionenerbin bringen tonnte? Er wuß te, daß trotz aller Bemühungen, sie ge heim zu halten, doch schon etwas von seinen Beziehungen zu thr in die Öf fentlichkeit gediungen war, und hielt sich eines Angriffs gewärtig. Nun galt eS, zu erfahren, von welcher Seite er b Al Platz nehmend, legte er den Arm leicht um ihre Taille und fragte, feiner scharfen Stimme so viel Weichheit wie möglich gebend: „Alma, was ist dir?" „O nichts, nichts!" entgegnete sie, die Abwehr war aber so ungeschickt, daß er dadurch erst recht in seinem der Liebe sieht scharf!" fuhr er, sie fe ster an sich ziehend, eindringlich fort. „Dein Blick ist umflort, ich fühle das unruhige Klopfen deines Her zen D° stdch meine Braut zu betrüben! Ich dulde das nicht und werde Rechenschaft for dern!" Er nahm dabei eine solch kühne, drohende Haltung an, daß Alma stolz und bewundernd zu ihm ausblickte und ist die meinige, und ich bin in diesem Punkte-sehr empfindlich." Sie ward ganz kleinlaut und ge stand: „Nun ja, mein Schwager, der Baumeister Böster, war hi-r." Nur mit Müh- unterdrückte Kolk witz einen sich ihm auf die Lippen drängenden Fluch. Da waren ja feine schlimmsten Befürchtungen bestätigt. Böster, der das meiste Interesse daran sonderen Erregung, da konnte nur er der Gegenstand ihrer Unterhaltung ge wesen sein. h stdchs s wenig Verkehr mit ihm und deiner Schwester?" fragte er. „Ach nichts, Geschästssachen!" ent gegnete sie unsicher. Kolkwitz fand e» jetzt für gut, den war ich." „Wieso weißt du das?" fragte sie er schrocken. Lei Ränke. WaS hat er dir denn über mich berichtet?" Wieder wollte sie nicht mit det Sprache heraus und wieder rief er: „Auch ich dir sagen: ich bin in die Höhe zu kommen; ich habe nun, meinetwegen auch das ich habe Liebschaften gehabt. Ja doch, das ist alles wahr! Ich war kein Heiliger, aber habe ich mich denn bei dir für ei nen solchen ausgegeben? Habe ich dir nicht alles gestanden, wenn auch nicht dargestellt haben wird? Aber du hast jenem geglaubt und mich verurtheilt! So schicke mich denn fort! Scheute mich hinweg von der Schwelle neuen Lebens, in dem ich glücklich zu sein hoffte, entsühnt, entsündigt dinch deine Liebe. Ueberlaß mich meinem Geschick, ich sehe, e» hilft keine Reue!" Er wandte sich nach den letzten, hef tig hervorgestoßenen Worten um, als wolle er der Thür zuschreiten, nun aber sprang sie auf. schlang beide Arme um seinen Nacken und schluchzte: „Gün ther, Günther, was fällt dir ein, ich lasse dich nicht!" Er machte sich von ihr los. „Lc>ß mich, Alma, es ist besser, wir trenn?» uns." st-r-" de," Schwe iber was frage ich kenn nach de nen?" .Sie werden wieder und immer wie der kommen mit ihren Anklagen und Verleumdungen,und der Tropfen höhlt zuletzt den Stein." „Das werden sie bleiben lassen; ich hab' dem Herrn Baumeister ordent lich heimgeleuchtet. Sei doch kein Narr, Günther, wdS frag' ich denn nach Men?" Si« zog ihn wieder nach nicht beunruhigt. Böster nicht dein Schwager wäre, so müßte ich ihn fordern, u'id rigentlich darf mich das nicht abhalten. Ich —" er machte eine Bewegung, als ob er sich erheben woll!». Laut aufschreiend hielt sie ihn zu riit?. „Du willst zu ihm, du willst ihn schicken," erwiderte er mit einem ver stohlenen Lächeln über ihre Unwissen heit. „Das leid' ich nicht!" „Ah, du bist doch sehr besorgt um das Leben deines Schwagers." „Was du dir denkst! Nicht so viel „DaS ist Böster auch! Ich leid's nicht Mord." heit; dein Vater ist so plötzlich ge storben. Argwohnst du, daß der Bau meister —" nicht sein," sagte er kopfschüttelnd. „Es ist aber so!" erwiderte Alma, die Krankheitserscheinungen des Va ters schilderte. „Ich habe mich nur gewundert, daß der Doktor so gar keinen Verdacht schöpfte," fügte sie hin zu. „Wie konnte er Verdacht auf die ei gene Tochter w«rfen!" versetzte Kolk (Fortsetzung folgt.) „Der Franz ist in Marienbad, und die Marie in Franzenibad!" Aür die Küche. beides im Kessel mit einer Flasche Rum und dem Saft von 1j Citronen und 13 Gläsern Wasser aufgelocht. Ochsenzunge. Die Zunge wird abgewaschen und in Salzwasser weich gelocht, sodann die Haut abgezogen und die Zunge in Scheiben geschnitten. Nun werden zwei Kochlöffel Mehl mit Butter und kleingeschnittenen Zwie beln goldgelb geröstet, mit der Brühe, in welcher die Zunge abgelocht wurde, aufgefüllt, Petersilie, mehrere Pfeffer körner, genügend Kapern, etwas Citro nenschale, ein wenig Essig oder Citro nensaft, auch ein Glas Wein daran ge geben und alles zusammen gut durchs» dellen. Nachdem man schöne KalbS rippchen geklopft, sehr wenig gesalzen und gepfeffert hat, spickt man reichlich feingeschnittene Zwiebel und etwa» Rippchen. Ist dies geschehen, so legt Rippchen. Kartoffelpa st eichen. Gro ße, lalte, gekochte Kartoffeln reibt man Salz und 3 Unzen Butter. Die Butter das Pastetchen von allen Seiten gut. Nun bäckt man alle in heißem Butter schmalz schön, gelbbraun heraus. Kalbsleber. Nachdem man die Leber in zolldicke Schnitte zerlegt hat, hinein und bratet sie schön braun. Ist dies geschehen, so gießt man Leber und Fett aus der Pfanne, bestreut letztere gut mit Mehl, gießt hernach in dieselbe «in wenig heißes Wasser und, wenn man hat, etwas brauneKrastbrllhe. Ist dieser Zusatz gut verlocht, so gebe man die Leber wieder hinein und lasse die selbe nur noch heiß werden. Serviere die gebratene Leber mit Kartoffeln je der Art. Gulasch. Es ist an> besten, wenn man Filet dazu nehmen kann. Das Fleisch schneidet man in viereckige Stückchen und röstet diese mit einigen Speckwürseln und kleingeschnittenen Zwiebeln, sowie einem Stückchen But ter, bis die Zwiebeln schön gelb sind. Nun gießt man Fleischbrühe oder Was ser, mit einem Theelöffel Liebigs Fleischextrakt vermischt, daran und würzt mit Salz und etwas Paprika (letzteres Gewürz ist mit großer SZsr sicht zu verwenden). Hat da- Gulasch einige Zeit gedünstet, 'o stäubt man ei nige Messerspitzen Meli! darüber und richtet es, w>»n es schnell weich wurde, sofort an. Schinken p 5 stet Hierzu ge braucht man 1t Pfund g?!ochten Schinken. Am Abend oarhec bereiiet man aus 6 Unzen Butter, Z Eiern, ei ner halben Tasse süßer Sahne und 13 14 Unzen Mehl einen quieu^n sie stellt, Der Schinken wird mit 7 Unzen Luftspeck fein gewiegt und mit ."> gan zen Eiern, einem halbe.-. Pint dicker saurer Sahne, Pfeffer und MuStct blüthe zu crömeirnger Masse verrührt. Der Pastetenteig wird nun dünn aus gerollt und in vier bis fünf nach dir Form ausgeschn'tten! Platten ausge stochen. Die glatte Form mit Butter bestrichen, mit einer Teigplatte am Bo den belegt. darüber ge füllt, dann wieder ein? Teigplatte hin eingelegt und so schichtweise sie Form gefüllt, wobei eine T:igv!>'ttt den Ab schluß bilden muß. Man backt die Pastete in guter Mittelhitze eine Stun de lang, stürzt sie und giebt die fol gende treffliche Sauce dazu: In 3 Un zen Butter schwitzt man 2 Unzen Mehl bräunlich, fügt ein Drittel Quart ent fettete Schinkenbouillon, ein Viertel Theelöffel Fleischextrakt, 2 GlaS Roth wein, 2 Löffel gelochte Tomaten und etwas Pfeffer dazu, kocht die Saucr durch und gibt sie sofort zu Tisch. Gebackene Eier. In einer nicht zu tiefen Kasserolle kocht man 2 Quart Wasser mit einer halben Tasse Essig und einem Löffel Salz auf. Wenn das Wasser im Wallen ist, schlägt man frische Eier rasch hinein, damit sich das Eiweiß nicht vom Dotter trennt. Di- Eier müssen vier Minuten nur von der Seite kochen. Dann nimmt man sie mit einem Schaumlöffel aus dem Wasser, schneidet die Ränder glatt, garnirt sie mit geriebener Semmel, un ter welche etwas Parmesankäse ge mischt wird, bäckt die Eier, im Backfett schwimmend, goldgelb und reicht eine warme, feine Mostrichsauce oder eine kalte Remouladensauce dazu. Saure Eier. Man schlägt die Eier einzeln in die steigende, sich bräu nende Butter, salzt sie etwas und legt sie, sobald da» Weiße geronnen ist, in eine tiefe Schüssel. Vorher hat man einen Eßlöffel Mehl in Butter schön gelb gemacht, dies mit Fleischbrüh- oder mit Wasser und Fleischexiract ab gelöscht, mit einem Glas Wein, einem Löffel Senf, elwaS Salz, gestoßenem Zucker und zwei Löffeln Essig gewürzt iwb siebt di-i über du Eier. 3