Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, November 24, 1898, Page 2, Image 2

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    2 Ans K«rn gegangen.
chend und hoffend, zieht die Uhr, schüt
telt unwillig den wohlsrisirten Kopf
und nimmt dann den Spaziergang
Je weite: die Zeit vorschreitet, Kesta
ungeduldiger wird er. „Wenn sie nun
Picht käme!" murrt er hilblaut, „Schon
zehn Minuten nach vier, es wäre
Verslucht ärgerlich!" Und dann
zieht er wiederum die Uhr, schüttelt
noch einmal den Kopf und beginnt von
Neuem auf und ab zu Patrouilliren.
Plötzlich sieht er, wie ein alter
steuert.
„Na, er wird doch nicht etwa
Aber schon ist es geschahen. Der alle
Herr, ein heiterer Sechziger, sieht d:n
D.'r aber ist wüthend, sagt nur ganz
lurz: „Bitte!" und setzt dann seinen
Dauerlauf vm der Bank fort.
Inzwischen hat der Alte es sich nach
Kräften bequem gemacht.
immer eine Stunde Nachmittags frische
Lust zu schöpfend
„So, so," sagt der Junge nur; heim
weiß wohin.
„Fast der schönste Platz im ganzen
Park.'
..I-, i°!"
, „Sie erwarten wohl Jemand?"
„Hin... wie meinen Sie?"
„Na na," droht lächelnd der Alte,
„gewiß ein kleines heimliches Stelldi
chein, wie?"
Der gerade Weg ist der beste, denkt
der Junge, und so antwortet er srei
„Aber selbstverständlich!" Sofort er-
sich der
KZiertel vor 5 Übr.
Wohl hm versetzt?"
»Mit Verlaub! Sie müssen aber schon
sehr verliebt sein, daß Sie für die Ver
spätung einer Stunde noch eine Ent
schuldigung finden."
Wieder schluckt der Junge eine är
gerliche Entgegnung herunter, stellt sich
aber ganz ruhig und sagt: „Sie haben
übrigens ganz recht, man dars sich
nicht zu viel bieten lassen, ich werde
nicht mehr länger warlen."
„Ah! Bravo junger Freund! da
mit erreichen Sie auch entschieden
mehr."
Der Junge dankt verbindlich lä
chelnd. „Wknn Sie gestatten, schließe ich
mich Ihnen an."
„Ich bitte darum."
, „Gestatten: Rhode, Referendar."
„Sehr angenehm! Mein Name ist
Bergemann."
Verbeugung von beiden Seiten und
dann gehen sie langsam fort von der
lauschigen Bank unter dem blühenden
Nach ewer Weile fragt der Alte:
„Wie wäre es, wenn wir nun einen
guten Schoppen trinken gingen, damit
Sie den Aerger hinunterspülen —?"
„O, ich bin durchaus kein Un
mensch. ..."
„Recht so! Dann kommen Sie
nur, ich weiß einen stillen Winkel, wo
es einen wundervollen Rauenthaler
giebt, dorthin retten wir uns."
Zehn Minuten später saßen sie beim
Wein.
~Ja, ja, die Liebe/ sagte lächelnd
der Alte und hielt den goldhellen Wein
gegen das Licht, „so lange man noch
die Fünfzig vor sich hat, so lange hat
man ja keine Ruhe, oh, ich kenne
das, war auch mal sehr jung, aber
froh war ich doch,als ich mich nach und
nach hinausrettete aus dem wilden
Trubel; und noch froher war ich, daß
ich mir die goldene Freiheit erhalten
hatte, da erst fing ich an, mit Me
„Sie sind ein Feind der Ehe?"
„Oh nein, das nicht gerade, aber Hei
rathen wollte ich trotzdem nicht."
Der Referendar lächelte nur rnd
„Aber weshalb denn?"
„Ich schätze eben die Freiheit HS-
Her. Hab' ich vielleicht so Unrecht da
rin?"
fahning herab," sagte er, „ich aber will
diese» Berg erst erklimmen."
Der Alte nickte. „Machen Sie sich
trotzdem meine Weisheit zu Nutze."
Kleine Pause. . .
Der Referendar merkte, daß der
MKln ihm ,u Kops stieg: zuerst war
drein.
sein volles Glas leer.
Jetzt spielte der Alte wieder den
„Allen Ernstes! Sie haben trotz
Jetzt lachte der Referendar schallend
den Philister-Stiebel." Er lachte
laut: „Na prost! es lebe die Liebe! ha-
Heiralh ihn retten könnte, und schließ
lich holte er das Bild seiner Zulünsti
gen heraus und rief: „Hier sehen Sie
mal das kleine Gänschen an,
ganz netter Käfer, wie?. . . Na, ich
werd' sie mir schon. . . erziehen, daß
hält?" Strange zu och
Plötzlich erhob sich der alte Herr,
nahm das Bild dem Andern aus der
Ein schneller Wechser.
Am Sonntag Bormittag von acht
bis zehn Uhr wurde bei dem Rechtsan
walt Sommer noch gearbeitet.
Die Thüre des Advocaten öffnete
sich und dieser trat in eigener Person
heraus, einen Actenbogen in der Hand.
„Wer hat diesen Wisch geschrieben?"
fragte er den Bureauvorsteher mit
grollender Stimme.
Dieser blickte zuerst -ruf das Ge
schriebene, dann auf die Reihe der
hinter ihm sitzenden Schreiber, und
mit einem verächtlichen Achselzucken
wies er auf eine lange hagere Gestalt.
„Leonhard!" sagt« er in einem Tone,
als wollte er um Entschuldigung bit
ten, daß dieser Mensch im Allgemeinen
und in der Schreiberstube im besonde
„Aha, der! natürlich, immer der! so
ein Mensch ist eine Schande für den
ganzen Schreiberstand. Ich verlange
nicht, daß meine Schreiber besonders
gebildete Menschen sein sollen, aber
solche haarsträubende Fehler, wie sie
hier in dieser Abschrift vorhanden
sind, lasse ich mir nicht bieten. Sie
Leonhard, der sich sogleich der
Nennung seines Namens erhoben
hatte und nun wirklich wie ein abge
er seine dreißig Jahre zählen mochte.
.Von nächstem Ersten sehen Sie sich
nach einer anderen Stelle um, und
wenn ich Ihnen rathen soll, werden
Sie Hausknecht," schloß er unter dem
Gekicher der übrigen Schreiber.
Als das Burtü» um zehn Uhr xe
niachie er sich über das Frühstück her,
welches ihm seine Wirthin, Frau Pelz,
hingestellt hatte. Es bestand aus ei-
Siückchen Wurst.
In der That hatte die Wurst nicht
Ihr Gesicht röthete sich vor Zorn, sie
Als sie sich endlich entfernt halte,
Thore der Stadt hinaus und gelangte
in die Villencolonie. Es gab dort Vil
len, welche schon Paläste zu nennen
geben.
Vor der Gitterthür, welche den Gar
ten einer Villa umgab, blieb Fritz
„Es ist schrecklich," klagte die Baro
er war so niedergeschlagen wie immer.
Das Leben hatte ihm bisher nur Ent
behrungen geboten, er war stets von
durchschlagen werde.
Als Leonhard den folgenden Mor
gen das Bureau betrat, ließ der
binett rufen.
„Aha, er will mich sofort weg
schicken", dachte der Schreiber.
„Fritz Leonhard," lautete die Ant
wort, ohne daß der Gefragte sich über
diese Frage wunderte. Dazu war er zu
abgestumpft.
„Wie alt sind Sie? Wo und wann
sind Sie geboren? Wie hieß Ihr Va
ter b. s. w.?"
Nach jeder Antwort, welche der
Schreiber gab, erhellte sich das Gesicht
des Rechtsanwalt mehr und mehr.
Nach der zweiten Frage zwang er ihn,
sich ihm gegenüber zu setzen. Nach der
letzten umarmte er ihn.
auf den Stüh! nieder und sagte:
„Ich bitte Sie, sitzen zu bleiben,
Verehrtester, und anzuhören, was ich
Ihnen mitzutheilen habe. Ihr Onkel,
der Rentier Leonhard, ist plötzlich ge
storben und hat kein Testament hinter
lassen. Infolgedessen sind Sie Univer
salerbe, d. h. Besitzer einer Villa und
von zwei Millionen baar. Ist Ihnen
das recht?"
Mark für den „Verein zurErsorfchunx
des Nordpols." Sie werden die Klei
nigkeit doch aus Pietät bezahlen?"
„Jawohl, jawohl!"
Drei Tage später gab de: früher«
seinen Freunden und Bekannten, von
deren Elistenz « bisher leine Ahnung
gehabt Halle, ein große! Diner. Er
selbst saß auf dem Ehrensitz an der
maligen Prinzipal, dem Rechtsanwalt
Sommer, und der Baronesse Aurelie
von Hochberg.
auf den Gastgeber aus, indem er ihn
als eine „Leuchte der Wissenschaft" (er
hatte dem Nordpolverein hundertlau
wiederholt „unser gelehrter Freund"
Aber diese Rede schmeichelte Leon
hard nicht so sehr als die Aeußerungen
der Baronesse Aurelie, welche ihrem
Nachbar auf der anderen Seite, jedoch
Mellich ein bewundernswerlher Maim.
Wie interessant er nur aussieht! Er ist
der liebenswürdigste Gesellschafter,
den ich je gekannt habe."
Dabei hatte er ihre Fragen bisher
nur mit ja oder nein beantwortet.
besonders geachtete Stellung in der
Küche nahm Frau Pelz ein, die frü
here Wirthin Leonhards, welche jetzt
zur Wirthschaften« avancirt war.
Sie brüstete sich beständig damit, daß
sie Herrn Leonhard „von früher her"
Rebhüner gemundet hätten.
Einige Tage später hatte Fritz
Leonhard bereits vergessen, daß er einst
ein armer Schreiber gewesen sei. Er
saß vor seinem kostbaren Schreibtisch
noch ein Gendarm," schloß
der Verwalter seinen Bericht, „einen
Menschen ertappt, der an einem unserer
Bäume Kirschen gestohlen hat. Soll
der Dieb verfolgt werden?"
„Unbedingt!" erwiderte Leonhard.
Er hatte keine Ahnung, daß er da
mit den Auftrag zu seiner eigenen Ver
folgung gegeben hatte.
Vi» schöner tsrfolg.
Es war in der Nacht unmittelbar
jagen. Plötzlich hörte er Tritte auf
„Was geht denn vor? Was begehrt
ihn sofort in Ihre Hände zu legen."
den Brief durch. Und was las er? Der
nur wenige Zeilen, aber sie erfüllten
das Herz des Dichters mit Stolz. Der
Inhalt lautete:
„Mein Herr! Ich wohnte diesen
Abend mit meiner Tochter der ersten
sache Halle. Ihr Stück hat ihr die An
nen Armen. Wir weinen vor Freude,
daß Ihr Name uns stets heilig bleiben
Glied gefälligst Ihr Publilationsor
gan!"
Unterossicier: „Knubbe, gehen Sie
mit Ihrer Ueberfülle an Beschränktheit
ja nie nach Afrika, sonst wird der
Photographie seiner Schwiegermutter
noch Strafporto zahlen mußt"
Doppelsinnig. A: „So-
hat Fräulein Elly meine Wer
tung abgewiesen! Wi« findest Du
das?* B: .Einsach unerhört!"
Karemsflndien.
Sure 33 und 55 des Alcoran vei
bieten ausdrücklich und °us's strengste
das Wort selbst hat die Bedeutung
hen, daß nur die „wie Gottes Wege"
sehen und sprechen. Ist der Sitz des
der Zutritt auf's Aeußerste beschränkt,
Anblick sich diese zur Wahl gestellten
Mädchen durch Putz, Schminke, Atti
mahlin hinauf. Freilich bleibt die
Mutter des Sultans, die „Walide",
<XX> Piaster. Die „Walide" jedoch be
zieht jährlich ItXX) Beutel oder eine
halbe Million Piaster.
Der Gesainmtname für den weiblichen
Theil des Harems ist „Odalik" oder
Odaliske. Jede dieser Odalisken. die
Eunuchen heißt Kislar Aghasi, steht
men Einfluß auf den Sultan. Stirbt
der Sultan, so steht es den Odalisken,
von Prinzen aber gehen in den soge
nannten „Alten Palast" zurück, wo sie
dann zeitlebens bleiben.
Soviel ungefähr darf man mit gu-
men. Die zweite Frage, die er an den
Portier seines Hotels stellen wird, ist
die, ob er nicht unter anderen SehenS
sehen, stehe, bittet sich einen „Back
schisch" von etwa 1V bis 15 Gulden
den Gipfel des Entzückens. Er schleicht
derschönen Kopfes sie versteht nur
„Türkisch". Er versucht Englisch;
Kopfschütteln; „Türkisch" kann «r
nicht sprechen, die Situation wird pein
lich, er empfiehlt sich. Da streckt ihm
die „Türkin" die feine, weiße Hand hin
„Türkin" flucht auf Italienisch. Es
hätte?" Der Fabrikant fühlte sich so
ter (zu seinem Sohn): „Wenn Du
mit ihren 80,0» Mark Heirathen
Kein Glückskind. „Der
gar keine Erfolg« zu verzeichnen?"
„Der ist nicht einmal mit Erfolg ge
impft worden!"
Metn schönster Tchmu».
Mein Onkel ist ein Juwelier:
Manch gülden Ringelein
Und manchen Edelstein
Hat er geschenkt voll Liebe mir.
Am meisten freut ein Herzchen mich:
An goldnem Kettchen trag'
Ich's lange, Tag für Tag
Drob freut der gute Onkel siH!
Doch drin im Herzchen, fern dem Licht,
'-s is 's erfchte Mal, daß 'ch so ä Glick
heechste Zeid. „Also uss Wiederseh'n
Licht uf! Nee, so ein niederdrächd'ger
Kerl! Awer, was nitzte mirsch? Der
Obergellner gloobte's nich, daß der
auslach'n. Also wollt 'ch de Reputa-.
Theater. 2) Belästige Deine Nach
husten, so bleib'zu Häuft. 3) Gehe zu
Deinem Platz so, daß Du den Da
sitzenden nie den Rücken kehrst. 4)
Unterhaltungen. 6) Lache und weine
ohne Auffälligkeit. 7) Wenn Du ohne
Zuckerzeug nicht kannst, so iß,
stein. 8) Wenn Dein Geist Dir nicht
Momenten durch Papiergeknister ge
stört zu werden. S) Bei Opern gieb
nichi mit dem Kopf oder den Füßen
meister da. 10) Am Ausgang ver
sperre den Weg nicht! Geh' fort ohne
Aufsehen und ohne Störung! Bear
beite Deine Nebenmenschen nicht mit
den Ellenbogen.
Schlechtes Gewissen,
yapa (beim Abendessen): „DerSchwei
zerkä! hat heute aber große Löcher!"
Fritzchen (weinerlich): „Ich bin'»
aSer gewiß nicht gewesen!"