6 Eine Htnsitte. Für die Wirthin, die sich gern den „sehr nett" gewesen, ist es deshalb auch das eifrigste Bestreben, diese Massen dem wüsten Tongebrande nur einzelne Sätze verständlich schweben: „Ja, in der That recht gut, nur gebraucht sie das Pedal zu viel." „Warum sie das Kleid nur viereckig und nicht langen; er schämte sich nachgerade in den Kniehöschsn." „Selbstverständ lich, das Messing lasse ich immer am klassische: „Ich koche sie mit Zwiebe'n" den meist, daß es „ein ganz reizender Abend" gewesen sei. Aber es gibt auch andere, vorsich tige, schüchterne, nervöse Frauen, «zarte Naturen, denen alles Laute, Ausdring liche ein Greuel ist. Sie zittern vor Meinung kund geben: dieUnterhaltunz sion ausarten. In Gesellschaften bis zu acht oder Personen —B eden kliches C i t a t. Ein um unsere berechtigten Wünsche durch zusetzen. Aber lassen Sie uns einen Verein gründen, und wir werden eine Macht bilden, mit der, nach den Wor ten »es Dichters, selbst die Götter ver gebens kämpfen!" Aussätzige in Zerusalem. meisten Freniden in Jerusalem aufsu chen, ist der Garten Gethsemane. Durch das Stephansthor in das Kidronthal hinab führt der Weg und wohlthuend wirkt dort auf das Gemüth Einsam keit und Stille. Gethsemane winkt mit seinen dunkeln Cypressen und uralten Olivenbäumen, da reißt plötzlich lau tes Stimmengewirr den Wandelnden aus seinen ernsten Gedanken. Sechs, acht, zehn schmutzige Gestalten hocken am Wege und flehen mit rauher, heise die Augen, welche den Fremden aus aufgedunsenen Gesichtern anstarren. Das sind keine Bettler gewöhnlicher Art: Aussätzige sind es und entsetzt flieht Jeder aus dieser unheimlichen Gesellschaft, nachdem er ihr eine Gabe zugeworfen hat. Die Araber fürchten sich vor dem entsetzlichen Aussatz noch mehr als die Abendländer. Sobald sich bei einem Menschen deutliche Spuren dieser furchtbaren Krankheit zeigen, muß er unweigerlich Haus und Dorf verlassen. Nur fern von den menschlichen Woh nungen, in einer Höhle oder einsamen Hütte wird der Unglückliche geduldet. Um sich vor dem Hungertode zu schützen, muß er betteln und da dies nur in der Nähe der größeren Städte von Erfolg ist, so finden sich die Kran ken dort in größeren Mengen zusam men. In Jerusalem mag es etwa 80 Aussätzige geben. Diese bilden sozu sagen eine eigene Zunft, die von einem aus ihrer Mitte erwählten Scheich ge- DaS Asyl. leitet wird. Der sonst so schroffe Ge gensatz zwischen Christ und Moham seit der Gründung des Aussätzigen asyls „Jesus Christus" kann jeder Kranke Pflege finden. Einige aber ter und drei Diakonissen die Pflege von 36 Kranken besorgt. Die Besichti gung der Anstalt jedem Fremden nicht allzu gefährlich. Seit über drei ßig Jahren besteht nun schon die An stalt, aber obwohl die Pflegerinnen täglich mit den Aussätzigen verkehren, sie verbinden, ihre Wäsche waschen, ist noch kein Fall von Ansteckung vorge kommen. Das Asyl gehört der Evangelischen Brüderunität, deren Sitz in Herrnhut, träge gedeckt. H 3 Kranke vor dem Asyl. Die Pfleglinge des Asyls machen aus den fremden Besucher nicht^den erklärt der Führer. „Bis jetzt sind sie Gesicht und Hände des Menschen sind Größe einer Erbse bedeckt. „Das ist ten sie sich zu Geschwüren, die nur schwer oder gar nicht heilen und große Mann dort unterm Baum ist z. B. schon die ganze Nase zerfressen, sein Leidensgefährte neben ihm hat verschie dene Finger verloren und wird bald gar keine Hände mehr haben. Die Knötchen bilden sich bei manchen auch im Mund und im Hals. Deshalb ha ben viele Aussätzige so heisere Stim men, und nicht wenige sterben schließ- Vertheilung von Speisen. Wir betreten nun den Hof de'. An stalt. Hier und dort sitzt eine kleine Gruppe von Kranken. Einige sind liegen Krücken, auf denen sie sich her geschleppt haben, weil sie keine Füße mehr besitzen. ?>u den ältesten Pfleg lingen der Anstalt gehört eine Frau Namens Smikna, die am nervösen Aussatz leidet. Bei dieser zeigt die Hautfläche wenig Veränderung; aber die Muskeln schrumpfen im Laufe der Zeit immer mehr zusammen, so daß Hände und Füße verkrümmt sind. Schließlich entstehen an den Gelenken auch Geschwüre, und dann fallen ganze Glieder ab. Periodisch haben die Kranken hefti ge Schmerzen zu leiden, doch werden nach längerer Dauer der Krankheit die Gefühlsnerven so abgestumpft, daß die Leute fast gar keine Empfindung mehr in ihren Gliedern haben. Einige Kranke sind beständig an das Lager gefesselt, und das ist ihnen das Schwerste, daß sie nicht mehr in's Freie können. Das Asyl übt keinerlei Zwang auf feine Kranken aus. Wer sich freiwillig meldet oder von seinen Angehörigen er das Haus wieder verlassen, so hält ihn kein Zwang fest. Alle bleiben gern, denn es thut ihnen wohl, von liebender Hand gepflegt zu werden. Trotz ihres Leidens sind die Meisten ganz munter und vergnügt, ja nicht selten führen einige der kranken Frauen sogar eine „Fantasia", einen orientalischen Tanz auf. Eine Fantasia. Trotz aller Bemühungen der Aerzte der Ansicht, daß der Aussatz vererbt schließen. Auf diese Weise ist es we breitung der Krankheit gethan; sie läßt es sogar zu, daß Aussätzige unterein ander Heirathen. Da die Kinder aus aussätzig werden, so ist gar nicht ab zusehen, wann die Krankheit aus Pa lästina verschwinden wird. Gefühllos. „Finden Sil nicht, die Dame des Hauses singt wirk lich mit Gefühl?" „Keine Spur! Wenn sie Gefühl hätt', würde sie über- Ein schwäbisches Bäuerlein sitzt in ei nem Schnellzugscoupe 3. Klasse. Der controlirende Schaffner: „Ihr müßt aussteigen, Euer Kärtele isch zu klein! Ihr müßt ein anderes lösen!" »Ich steig' halt nit aus, ich hab' ein Kärtele nach Schtuckart, und das Zügle fahr! nach Schtuckart!" „Doch schnell steigt aus, Euer Kärtele gilt ebe nit für dies Zügle, das ischt ein Schnellziigle!" „Was kann ich dafür, wenn Ihr schnell fahrt, fahrt's doch langsam!" Die New Uorker Louisen. Den ersten Gruß, welchen die neue Welt dem europäischen Einwanderer entbietet, bringt auf hoher See >der Lootfe, dessen wichtige Aufgabe es ist, das einkommende Schiff sicher in den zu führen. Es ist em an Ne schen Element auf dem Lugaus nach den Schiffen, die dem Lande zustreben, sein müssen. Im Hinblick auf den Riesenverkehr des New Aorker Hafens ist natürlich der Lootsendienst zwischen Fire Island und Barnegat der wich tigste an der ganzen Küste und seine Geschichte ist reich an erschütternden Ereignissen von dem Tage an, da die ersten Colonisten von Manhattan Is land ein Boot bei Sandy Hook statio nirten, das die schwerfälligen holländi schen Kauffahrer in den Hafen zu bug firen hatte. Daß bei der großen Ver antwortlichkeit der Lootfen für diesen Beruf nur durchaus erprobte Männer zugelassen werden.erscheint ivohl selbst verständlich. Seine ersten Dienste thut der angehende Lootse als Matrose an Bord eines Seeschiffes, und wenn er als solcher sich in jeder Hinsicht be währt hat, wird er zu der Lehrlings prüfung vor den Lovtsen - Kommis saren zugelassen. Der junge Mann muß vor allen Dingen einen robusten sein, uin bei Tag und bei Nacht" bei Lootsenboot im Dienst. Regenböen und im Schneesturm, die lingszeit dauert sechs Jahre und dann folgt ein zweites, sehr strenges Exa men, in welchem der Candidat seine Signale u. s. w. darzulegen hat. Be steht er diese Prüfung und besitzt er die erforderliche Zuverlässigkeit des Cha rakters, Muth und Ausdauer, dann er- Jn früheren Jahren bestand unter den Lootfen des New Aorker Hafens Da nach den bestehenden Gesetzen die einkommenden Schiffe den „ersten Lootsen, der sich anbietet", aufnehmen heit, daß die Lootsenboote SA) bis 600 Schoonertakelage, die Wind und Wet ter Trotz bieten konnten. Daß diese weiten Fahrten nicht blos gefährlich und kostspielig waren, lag auf der Hand und deshalb bildeten alle Loot senboote (29 im Ganzen) vor wenigen Jahren unter dem Namen „Consolida ted New Aork and Sandy Hook Pilots Die „New Jork". ab. Das Hauptquartier befindet sich an Bord des Dampfers „New Jork", der bei Staten Island vor Anker liegt. bestimmt, die sich im Dienst ablösen. Die „New Aork" ist ein mit allem Comsort eingerichtetes und in jeder „Führer des Meeres" ihre Mußestun- Düte Chokolade?" „Wieso?" i,Da» be komme ich doch jedesmal, wenn sich meine Schwester verlobt!" Cadinrn. Die Herrschaft Cadinen im äußer sten Nordosten der Provinz Westpreu ßen ist die neueste Erwerbung des Deutschen Kaisers. Jahre sind be- Landrath a. D. Birkner und dessen inzwischen verstorbener Bruder den Entschluß faßten, falls sie ohne Lei beserben bleiben sollten, die seit 1814 im Besitz ihrer Familie befindliche treten. Von dieser Absicht wurde Kaiser Wilhelm in Kenntniß gesetzt, und darauf erklärte sich der Monarch bereit, das Anerbieten anzunehmen. Das Herrenhaus. Cadinen, zwischen Elbina und dem der schönsten Besitzungen in der gan zen Provinz. Das stattliche Herren haus lehnt sich mit seinem Park gegen Kamm tue Ruine eines 1684 bis 1686 heute in einem noch erhaltenen Flügel die Schule des Ortes beherbergt. Gar ten und Park sind im Sommer ein Punkte erhebt. Felder und Wiesen der Herrschaft ziehen sich abwärts bis zu dem Gestade des Frischen Haffs. Der Wildstand von Cadinen ist, dank der sorglichen Pflege seither, recht gut. Areal von 1635,22 Hektar (ein Hektar gleich 2.47 Acres), wovon 766 allein auf Wald entfallen; dazu kommt noch das Gut Kickelhof mit 180,75 Hektar. Cadinen hat wahrscheinlich schon vor der Ankunft des Deutschen Or dens bestanden. Zum ersten mal wird (A) Fuß Umfang.) hier hielt er auch Ge richtssitzungen ab. In den Jahren 1324, 1330 und 1347 werden in „Cudyn" Verfchreibungen ausgefer tigt; 13S8 ist eine Urkunde von „unserem Richthofe in „Cudyn" datirt. Am 13. November 1432 stellte der Hochmeister Paul von Rußdorf dem Hans von Baisen eine Berfchreibung über „unsern Hos und Gut „Cuddy nen" aus. Im Jahre 160 S verkaufte Frau Anna Bazinska geborene Bia lobloczka Cadinen für 10,000 polni sche Gulden an den Rath der benach barten Stadt Elbing. Im Jahre 1682 ist die Herrschaft im Besitz des Reichsgrafen Johannes Theodore v. Schlieben aus der Birkenfelder Linie. Im 18. Jahrhundert lebten die Her ren auf Cadinen in heftigem Streit mit der Stadt Elbing wegen eines Theils des Panklaner Waldes; auch über den rechtmäßigenßesitz des Gutes wurde ein langwieriger Proceß ge führt, der 1786 zu Gunsten der Erben des Grafen Sigismund v. Schlieben endete. 1814 kam die Herrschaft in den Besitz der Familie Birkner, die schon damals zu den reichsten Altein gesessenen des Landes gezählt wurde. Schnell resolvirt. Herr (zum Kutscher): „So, da wä ren wir! Was willst Du nun Schnaps, Bier oder Grog?" ist, eine halbe Bier!" mir heute noch dafür dankbar, daß er sie nicht gekriegt hat!" Eine Schwebebahn. Die beiben emporblühenden Städte Elberfeld und Barmen sind durch eine elektrische Straßenbahn miteinander verbunden, die jedoch für den immer lebhafter sich gestaltenden Verkehr nicht mehr ausreicht. Schon längst hatte sich das Verlangen nach einer bessern und es war auch schon vor Jahren eine Hochbahn geplant worden, wie sie ge genwärtig in Berlin von der Firma Siemens ck Halske errichtet wird. Diese Hochbahn sollte über dem Fluß bett der Wupper angelegt werden; da sich jedoch die Ausstellung der Stützen mitten im Flußbett nicht umgehen ließ und die Hochwasser - Verhältnisse der Wupper keinen gefahrlosen Betrieb ge nimmehr bereits flott fortschreitet. Die schräg gestellten Gitterstützen, 15 bis 25 Meter aus besonders sundir- ie B ahn st reck e. Straßenstrccke tretcn an Stelle der auf jede Strecke von NX) bis 60V Meter Brücken liegt. Die Fahrgeschwindig sigen Hochbahn sind auf 8 bis 10 Mil- FleiBig. Braut, ist Wohl sehr wirthschaftlich?" Mutter (stolz): „Das will ich mei- Unbewußte Selbstkritik .. Laß Dich nicht auslachen, Kathi, so die Beleidigte zu spielen, weil Dich unsere G'vatterin einen „Schwammer ling" geheißen hat! Das ist doch was ganz Gemüthliches!" „Ich dank'! Schön gemüthlich! Wenn die mich einen Schwammerling heißt, dann meint sie gewiß einen gif tigen!" Süße Erinnerung. Nichte (mit ihrer Tante spazieren gehend): „Sag' mal, Tante, warum seufzt Du eigentlich jedes Mal, wenn wir an die ser Ecke hier vorüberkommen?" Tante (alte Jungser): „Hier hatte ich als junges Mädchen 'mal ein Rendez vous." Prolttsch. < Vater der Braut (zum Bewerber, ei nem jungen Rechtsanwalt): „Baares Geld gebe ich meiner Tochter nicht mit aber ich habe da noch für zehntau send Mark zweifelhafte Forderungen., die können Sie sich ausklagen!" In der Menagerie. Zuschauer: „Tritt denn heute der Mann nicht auf, der dem Löwen den Kopf in den Rachen steckt?" „Director: „Nein der hat leider „Herr Referendar sind jetzt in der städtischen Verwaltung angestellt? Ist der Dienst im Rathhaus schwer?" Im Dusel. Westentaschl verlor'n!" gefällt die besser, im Bade- oder Promenade-Ko stüm?" „Im Badekostiim wenn sie unter getaucht ist!" Barbier: „Ist Ihnen vielleicht ein Abonnement auf 12mal rastren gefäl lig?"— Herr: „Danke; so viel Blut für geistige Armuth. Verrathen. Junge Dame (ihrem Verlobten aus einem Roman vorlesend): „Bei der Verbeugung lösten sich die Locken der Gräsin und fielen lang über die Schulter herunter." Der kleine Bruder: .Just wie bei Dir ge stern Abend al» Du Dich bücktest, ich hob jie DK aber wieder au^."