6 Aer Afrikareisende. Der Zug hielt auf offenem Felde. Aus «wem Coupe zweiter Classe bog sich ärgerlich der eine der beiden In sassen aus dem Fenster. „Teufel was ist d«nn eigentlich los? wir haben ohnehin schon Ver spätung! he! Schaffner! —" Der Schaffner rief im Vorübereilen «in beruhigendes Wort —es gehe gleich weiter Schnellzug müsse nur „NMe Bescheerung!" brummte der W.? ich soll dort Punkt 8 Uhr einen Liortrag halten —." lich. Gestatten S» die Frage: Worll >lesung?" Wo logken Sie, Herr ?" gen?" „Das wird mir diesmal gestellt," er „Kaiserhof". Gott sei Dank —endlich kindlich. Der Zug raste jetzt mit doppelterGe schwindigkeit durch die wachsendeDäm- Scheibe der Bahniiofsuhr auf jB, als Halle zu W Ehielt. „Gott befohlen, und als» auf Wie dersehen!" rief Olafson, schon imAus steigen. „Jetzt kommt noch die Gepsck schererei was? Sie auch? na. da bleiben wir gleich noch beisammen. He! Sie! —." Der Angerufene, ein Gepäckträger, näherte sich, nahm die Gepäckscheine der Herren und schritt voran. Draußen stand bereits eine warten ren im Cylinder näherten Olafson der Vorstand des „Vereins sfüc Volksbildung" und nahmen il'n sofort völlig in Anspruch. Flüchtig sah er noch,wie sein Kosser auf den schüttelte Almers noch rasch die Hand und fort ging's in wilder „Jetzt schnell daß ich alles andere schon anhabe! Teufel! was ist denn das? Wa rum schließt denn der Schlüssel nicht? Koffer!^ — Hat der Esel, Dienst- ist's!"' S Z „Kellner! Heda! Eine Droschke den Koffer herunter es ist ein fal scher. Gott sei Dank der Krempcl ,st wenigstens nicht schwer! und nun Kutscher was die Krippensetzer laufen können, nach dem Rheinhotel fragte er. „Ist soeben per Droschke »ach dem Kaiserhof." „Seinen Koffer?" „Ein Herr Almers hier gewesen?" fragte Olafson. „Sehr wohl der Herr war vor S Minuten hier ist sofort wieder ab gefahren" „Und sein Koffer" forschte Olaf son mit wüthendem Blick. „Den nahm cr wieder mit." .Mich rührt der Schlag!" ächzte schickte." Der Kellner stürzte fort. „Das gibt Trinkgelder," flüsterte er mit einge sich bereit, jeinen tadellosen Frack zu kleidete Olafson sich an. Da klopfte es. „Endlich!" rief Olafson; aber nur Koffer hätt'." cherweise auch! Auf dem großen Rasirmesser in der Hölle soll der Al mers schliddern, bis nich 'ne einzige Da! jetzt schlägt es richtig acht. Mein Vortrag! meine Samm lungen!" begütigte der Chef des Hotels. „Ich Haus und übergebe ihn dem Diener dort. Jnstruiren Sie den Mann lassen Sie ihm den Schlüssel und er nen haben. Sie kommen ja doch nicht sofort zum Vorzeigen der Präparate." „Ja! das geht!" stöhnte Olaf son erleichtert. „Sie sind ein edler Mensch! also auf in den Kampf, Torero;" Und sehr aufgeregt stürzt Olafson die Marmortreppe hinab, und ver schwindet im Dämmer des Abends. Der Chef des Kaiserhofes steigt un terdessen lächelnd die Treppe herab. Während der Kellner abermals eine den kriegen sie alle dort. Na, in Gottes Namen, Kutscher nach dem Rheinhotel!" > Lächelnd empfing der Portier des Rheinhotels den lächelnden Chef des Kaisershofes. „Ah Herr Gade selbst?! na wußteKoffer steht schon hier" dienst eifrig half er dem Kutscher den anderen Koffer vom Wagen heben. „So da ständen sie nebeneinan der nein, sehen Sie nur Herr GaV?! wie ähnlich sich die sind wie zwei Eier —." „Atkinson'sches Fabrikat," nickie Herr Gade wohlgefällig „sehen Sie nur diese Arbeit ja die Engländer verftehen so was das muß man ih nen lassen —na also 'rauf mit dem „Soll ich nicht den Herrn Chef be nachrichtigen er wird sicher sehr be dauern, Sie nicht gesehen zu haben —" Zeit! Mein Afrikaner frißt uns sonst „Ergebenster, Herr Gade em pfehl' mich!" und fort donnerte der Wagen. Ein dichtgedrängtes Publikum füllt den glänzenden Kursaal. Es Es sind Kleidungsstücke der Busch- und interessant. Vor sich auf dem Pult hat er das Concept feines Vor trags und blickt hin und her einmal berein. Er sieht nicht, daß das Gesicht Heft, oder in sein interessirt lauschen des Publikum. Beruhigt sieht er mit einem Blick auf seine Uhr, daß der Koffer nun längst da sein muß, und er zum Bor „Das erste, was Sie jetzt glück licherweise nicht lebendig, sondern nur gut conservirt unter Glas und Rah men sehen werden, meine verehrten An wesenden ist «ine der giftigsten afrika nischen Sumpfschlangen. Ihre un scheinbare, braun- und gelbgefleckte Haut trägt die sogenannten Schutz farben man sieht sie nicht man merkt sie erst, ivenn man ihr scharfes Zischen hört, und ihr grünes, wuth funkilndcs Auge sieht. Ich möchte lie ber in die Nähe eines Löwen gerathen, als in die ihr«! reichen Sie das erste Präparat herum!" wandte sich Olasson an den ihn vollkommen hilf los und dumm anstarrenden Diener. Olasson sieht von fern das GlaS blitzen, das als Deckel des Schlangen kastens dient, und ist nun völlig beru higt. Desto befremdeter bemerkt er. daß sich unter den zusammengesteckten Köpfen, die sich über den Kasten beu gen, «in Kichern entsteht und eine merk würdige Unruhe. Anblick der Schlange scheint ruft er launig, „na! Gott bewahre Sie vor der näheren Bekanntschaft mit dieser Bestie wenn Sie ihr lebendig begegneten, rathe ich den muthig sten von Ihnen, schleunigst Reißaus zu „Nummer zwei, meine Herren, ist er kommt vor von Neu-Guinea bis Tasmanien. Die Ansiedler nennen ihn ter sind darüber einig, daß es ein to teres Geschöpf nicht gibt. Er greift in sinnloser Wuth jeden an, der sich ihm nähert. Er gehört unter die Veutel thiere und ist ein echtes Nachtthie:. Die Zeit ist fern, wo er gänzlich fleckte Oberseite. Auf der Brust tragt Präsident des für Volksbil tex Stimme ruft er nach dem dritten „Meine Herren das Fell des afri kanischen Auch die- Büchse voll loser Stacheln mitgebracht haben Sie die Büchse Der Diener nickt, daß ihm fast d-r Kopf abfällt. bricht los. Erstens ist er kurzsichtig Aber schon gellt die Glocke des Vor stands, alles übertönend, durch den Saal. Der Präsident des ficiren oder uns einen allerdings erschütternd komischen, humoristischen Vortrag halten will." Olafson eilte fassungslos nach hin ten. Er sieht faßt sich an die Stirne und lacht mit bis ihm die Thrä nen über das Gesicht laufen. Der falsche Koffer, natürlich! Das ist Nummer eins. „Die gif tige Sumpfschlangt" eine große Photograpbie unter Glas und Nah men, ein junges Mädchen darstellend. „Elsa" steht am Rande des Bildes. Nummer zwei ein schwarze: Frack „das Fell des Teufels" Nummer drei ein schönes silber nes Rasirzeug, Schnurrbartbinde usw. „das Fell des afrikanischen Sta chelschweines." Die silberne Büchse, mit dem abgestrichenen Seifenschaum, woraus sich „jeder der Herren als glück bringend einen Schweinsstachel nehmen darf. —" Nein! Olafson kann es keinem ver denken. wenn hier jede Fassung bricht. Wuthschnaubend stürzt er nach dem Vorzimmer auf den ihn namenlos dumm anqlotzendcn Diener los. „Sie erleuchteter Hort der Weisheit Sie kann ich wahrhaftig gleich mit „Na genug Edelster aller Ztaubgeborenen jetzt müssen wir los —in netti Verlegenheit bringen. Sie mich gleich sollen Sie Ihre Strafe haben aber erst mal die rich tigen Sachen, daß sich mein Publikum drin beruhigt! Schnell den Schlüssel das Schloß ist natürlich ruinirt? ua, Ihres ist auch ruinirt!" „Nun wo ist die Schlange?" „Der ist ein kleines Mall>eur pas sirt —" stammelte Almers verlegen „nämlich ich will auspacken denke natürlich Sie haben mein schloß ver- Na das Mädel hebt und hebt auf einmal stößt sie ein furchtbares Ge kreische aus schmeißt mir das„Bild" vor die Füße, und rennt davon, als ob ihr der Teufel auf den Fersen wäre der Kellner der Piccolo alle nach. Ich starrte herunter sehe sehe na! begeistert war ich gerade auch nicht, als ich das liebliche Thier chen, die Schlange vor mir sah. Zum Glück war sie bei dem Sturz in mehrere Stücke zerplatzt so daß ich wenig stens gleich sah: die beißt doch nicht „Na schön ist's nicht!" meinte Olafson resignirt. „Meine schöne, sel tene Schlange! aber wart! jetzt sollen Sie auch Ihre Strafe haben Eigenthümer der werthvollen Präpa rate wir hatten die Koffer ver tauscht. Bitte brinaen Sie dem Herrn Wüthendes Beifallklatschen hoch! und hurrah! — Zwei Zuhörer brachten jetzt feierlich „Elsa". „Beißt sie? ist sie' sehr giftig?" Reißaus?" „Ruhe meine Herren! Der Frack wird gebracht „hier kommt das Beutel thier!" ruft es wieder. „Das tollste, unsinnigste, verhaßteste Geschöpf zum Glück wird es bald ganz ausgerot tet sein!" johlen sie vor. „Schöne Flecken hat es —" Almers starrt die Uebermüthigen vollkommen verständnißlos an. „So! nun noch das Fell des Sta chelschweins", sagt ernsthaft ein ande rer, ihm die Schnurrbartbinde hinhal tend, „und hier! —" (die Büchse mit der einen Stachel behalten —" „Denn Schweinestacheln bringen Glück —" und der Lärm bricht aber mals los. Almers steht mit offenem Mund, Elsas Bild unter dem Arm, mer nicht, ob er verrllckt ist oder die Wieder gellt die Klingel des Vor standes. „Ruhe meine Herren und zur Ord nung. Ich gebe dem Herrn Vortra genden das Wort!" die Sachen gefälligst hierhir ich will sie jedenfalls erst betrachten und nun meine Herren —" wendet er sich an sein sehr vergnügtes Publikum „tritt das wahre Stachelschwein auf und der Teufel" geht wirklich los. Das Wunder Im Monat Januar, Und alles Lebens bar. Ein Besen jeder Strauch. In dieser Welt geschehen Das größte Wunder ist es doch. Manch zärtliches Gebild, Und Grün und Blüthe quillt. Die Kätzchen stäuben Rauch. " Im Blumenkleid, im Bliithenschnee Stehn Busch und Baum und Strauch Im Rosenbusch die Nachtigall. Im Monat Januar. Moderne Fratzen. „Nicht wahr, Otto, Du schwörst mir ewig« Liebe?" „Ewig geht nicht medr. ein bischen hab' ich auch schon der Olga ge schworen!" schlechten Zähne: je hohler sie sind, desto mehr machen sie sich bemerkbar. Räuber im Westen. Der „Wilde Westen", wie er dem Dingen der Vergangenheit. Was die Abruzzen für Italien sind die Rocky Mountains in größerem Umfange für die Vereinigten Staaten: Schlupfwin kel für Räuberbanden, die, unbelllm blut zurückschrecken, es ihre Si cherheit erheischt oder der Rachedurst sie dazu treibt. Der Häuptling der aus mehreren hundert Halsabschneidern, Zuchthausvögelo und LhnlichemGelich ter bestehenden Banden ist „Butch" gefügten Kartenskizze durch die punk tirte Linie eingeschlossenen Theile der Staaten Utah, Colorado, Idaho und Manchem übertrieben erscheinen, ent spricht aber durchaus der Wirklichkeit, wie aus der Thatsache hervorgeht, daß die Gouverneure der vier genannten Staaten dieser Tage ein geheimes DasGebietderßäuber. ber aufgeboten worden, aber Niemand hatte die auf Cassidy's Kopf gesetzten hohen Summen zu verdienen vermocht. Deshalb traten die Gouverneure Wells von Utah, Adams von Colorado, Ri an 520,000 für ihn, lebend oder todt, „Butch" Cassidy's Notorietät datirt in das Jahr 1892 zurück, in jene Zeit, Butch Cassidy. legte. Er war unter ven verwegensten Gesellen der tollkühnste und seit jener Zeit haben sich mindestens 600 Kerle um ihn geschaart, die vor absolutNichts zurückschrecken. Die Desperados sind fluchsorte sind „Robbers' Roost" und Central-Utah am San Rafaele-Fluß PowderSprings im südwcstlichcnWyo- und in Brown's Park, welcher Distrikt die Nordwest-Ecke von Colorado und den Nordosten Utahs umfaßt. Diese fünf Lager bilden eine K:!te, welche Zufluchtsstätten find für jedes Nicht einer Hand voll Banditen gegen eine vielfach überlegene Macht leicht zu ver. theidigen. An dm am schwersten zu mit gefüllt, so daß sie im Nothfall durch eine Explosion Schaar,'» ihrer Verfolger mit einem Schlage vernich ten können. Mit Provisionen aller Art reich versehen, vermögen die Banditen sich in ihren Schlupfwinkeln, die sie sehr wohnlich eingerichtet haben, Mo nate lang zu halten. Die weit verstreut lebenden Ansiedler wagen den Räu wissend, daß sie ihnen hilflos preisge geben sind; ja sie bezahlen ihnen noch einen Tribut, um nichts belästigt zu sowie anderen der pn mliiven Bevölkerung Theil; nur wenn sie von Häschern in großer Zahl ver folgt werden, flüchten sie in ihre Beig verstecke. Der Viehdiebstahl ist ihre Haupt - Einnahmequelle. In welchem Umfang sie denselben betreiben, dürste aus der Thatsache erhellen, daß eine einzige Züchtersirma in Central-Utah während der letzten zwei Jahrc 2000 Stück Rindvieh imWerthe von PBO,OOO verloren hat. Die Räuber treiben das gestohlene Bieh durch Colorado nach New Mexico, wo sie es zu guten Prei sen absetzen. Aber Ehren-Cassidy mit seinen Getreuen beschränkt seine Thä tigkeit nicht blos auf Viehdiebstahl, auch Ueberfälle von Zügen, Banken so wie Individuen, werden nicht ver schmäht, wenn sie gute Beute verhei- Posten am Teto n-B asin. Ben. Wer sich nicht widerstandslos Opfer. „Butch" Cassidy, der im Hinblick auf das auf seinen Kopf gesetzte hohe Blutgeld sich nur unter seinenGetreuen chen unternahm er mal mit seinem Un terführer Bill Ferguson. Beide spreng ten am hellen Tage in die Ortschaft verschwunden, ehe die verdutzten Au genzeugen des Ueberfalls sich zur Ver folgung aufmachten. Ebenso schnell wie !,Cowboy" Namens Hackey Hughes, selbst ein überaus verwegener Geselle, hatte, nach dem hohen Blutgeld lüstern, Cassidy meuchlings zu erschießen be schlossen und lauerte dem Räuber er feuerte. Die erst« ttugel riß dem Räuber ein Ohr weg, die zweite fuhr durch feinen Sombrero und die dritte HelmgeschickterSheriff. Pferde gesprungen war. Hinter einem Felsblock Deckung suchend, zog Cassidy seine Revolver und ging dann auf Hughes los, der schleunigst sein Heil in der Flucht suchte und aus der Gegend verschwand. Aber Cassidy ermittelte den Ausenthalt des Mannes später am nördlichen Arme des Powder River in Wyoming und dort schoß er ihn vor den Augen seiner Genossen über den Haufen. Das Ewig-Weibliche fehlt Jane" einst eine ebenbür tige Gefährtin des Räubers „Dead wood Dick" war. versäumen sie es nicht, durch Autstcl len von Vedetten alle dorthin führen- den Pfade auf daZ Schärfste bewachen zu lassen. So kommt es, daß allzu eifrige Deputy-Sheriffs sich in d«n der Räuber ehe sie den heimgesandt. Um sie noch zu ver höhnen, ließ Cassidy einem Jeden ei nen Zettel auf di« Brust heften des In halts: »VN Utah, Colorado, Idaho und Wyo ming gegen Cassidy's Banden wesent liche Erfolge erringen werden, mag vorläufig dahingestellt bleiben; im Hinblick auf die Localverhältnisse er zewinnen. P ö Ostcrwasscr im Sprccwald- In vielen Gegenden Deutschlands schreibt der Aberglaube dem Wasser, welches am Ostermorgen vor dem Krä- Das Wafferholen. längsten hat sich wohl in der Provinz faul, sie verlegen den rasch dahineilen den Mädchen den Weg und suchen sie — namentlich bei der Rückkehr zum unter allgemeiner Heiterkeit verlaufen, kraft des Osterwassers. schriststellert): „Na, Meier, Sie wird jetzt der Papierkorb auch schwer ver missen!" —Zu gefährlich. Direktor (einer Schmiere): „Heute kriegt Pfarrer (zum Kutscher, der fluchend die Pferde antreibt): „Wenn Du so fluchst, Jockel, wirst Du nie und nim lommen wir heut' nicht nach Büffels — Vorbereitet. Minister: sorgt, lch oerkehre im mer viel m Häusern mit heira'.hzfähi» gen Töchtern.