Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, March 17, 1898, Page 3, Image 3
Nchs Wimn. Ein fröhlicher Roman von Wilhelm HcjMl. (6. Fortjegung.) Er blickte oe» Maler an, oer verächt lich jeine Fingernagel polirte. und a>» wenn ihm bei dejjen Aich« sein« eigne -tvuroe wieoertaine, fugle er hwzu: „natürlich hat sie keine Millionen. Der Hai uns Blech vorgeredet „Na, Sie alter Fuchs, da haben Sie uns was Nettes aufgebunden!" Der Director war, sich in die Brust. „Ja, wenn ichs bloß einmal geHort Halle, dann wollte ich >agen, irren ist menschlich... Aber hier mit meinen Ohren habe ichs mindestens zehnmal gehört. In diesem Augenblick sitzt 97 die Herren selbst überzeugen." Er solle erzählen, hieß es, Beweise antreten! Das that er denn auch. Uno wirtlich, er wußte haarklein Bescheid. Der Unglauben der Herren wich an dern Gefühlen. Es war feierlich still. Nur der Referendar schlug manchmal glaubt?" Dann aber wars Ren 6 Bäsch, dessen flackerten, «in „Pst! Weiter! das Bild d«s zierlichen Mädchens auf. Sie war ihm immer sympathisch ge- Nxsen, schon ihres Namens wegen. Nun aber bekleidete ihre feine Gestalt «in bezaubernder Schimmer wie Staat von glänzender Seide. Jean genoß seinen Triumph. Wäh rend er sein« Fr«unde einzeln ansah, meinte er: „Das war doch wirklich 'ne Neuig keit, 'n« fein« Nummer, was?" „Großartig!!..." versetzte Schmitz. (Ihn hatte diese Mittheilung vollends berauscht.) „Wahrhaftig, Director, Sie sind'n Columbus. Im Namen der Freier, tiefgefühlten Dank!" Damit reichte «r ihm seine Hand über den Tisch hin. Ein« Weil« schwiegen die vier, wäh rend jed«r auf andere Weis« Qualm wolken hervorstieß. Plötzlich ab«r fing Schmitz wieder an: „Ich hab 'ne Idee! Auf das hin müssen wir Sect trinken. Die Millio nen müssen begossen werden und die Millioneus« dazu." Dann brach «r in ein rauhes Geläch ter aus. „Herr Gott von Bentheim! Zwei Millionen! Und heut' Morgen begeg net das Mädel mir, da hat sie 'n«n Hut auf, der kostet keinen Franc. Ist das eine Verrücktheit!" Als Jean von Sect gehört hatte, „Welche Sorte befehlen der H:?r Doctor?" „Ruhig Blut, Anton!" sagte dieser. „Lassen Sie mich nur ausreden. Ueber die Sorte werden wir uns nicht strei ten. Aber ... was ich sagen wollte... A 150!... Ich bestelle den Sect, und bezahlen thut ihn der, der die Mil lioneuse erwischt... Das heißt man gerechte Justiz." Der Director wiegte leicht die Schultern und meinte: „Der Ordnung halber muß ich ihn doch einem der Herren auf Rechnung fetzen." „Kreiden Sie ihn mir nur auf... wenn noch Platz da ist!" sagte Schmitz großmüthig. Der Lieutenant hatte hinausgehen wollen. Doch schien ihm gerade der Au genblick jetzt schlecht gewählt. Um den Referendar nicht zu beleidigen, und weil er überhaupt kein Spielverderber war, beschloßer ein Glas mitzutrinken. No. 96!..." sagte Jean. Schalen und trieb unzählige Bläschen empor. Kalderhot sah wie so oft sonst diesem hurtigen Treiben zu, und wie so oft sonst kam ihm der fromme Wunsch, Wenn's doch Goldstücke wären, diese hurtigen Bläschen! Aber zugleich schoß ihm der Gedanke durch den Kopf: es könnten ja welche sein! Wenn du dies Mädchen bekämst, hättest Geld in Masse, viel per, als «r merkte, wie der Leichtsinn mit ihm durchging. Auf einen Zug trank er das Glas leer. Nun waren keine Bläschen mehr da. Aber in ihm selbst perlte es um so mehr! Sein Blut lief rascher. Ein waghalsige: Muth machte ihn fröhlich. Die ganze Gesellschaft erschien ihm riesig fidel... Schon schenkte Jean ihm von Neuem «in, und «r zog das Glas nicht w«g. „Das Mäd«l w«iß also nichts von ihrem Geld?" fragt« d«r Maler. „Welch« Chancen!" lallte Schmitz. Als aus der Flasche die letzten Glä ser eingeschenkt wurden und man wie der anstieß, sagte Ren 6 Bäsch lauernd: „Wir trinken wohl zum letzten Mal, Herr Lieutenant?" „Warum?" der Referendar und wollte ihn umar mt». Dem Officier schoß da« Blut In den «°«> f. Eine merkwürdige Aufregung kam nun über di« drei. Mit jedem Glas, das sie tranken, schössen tollere Gedan ken ihnen durch den Kopf. Die beiden dachten im Stillen dasselbe, was Schmitz in feiner Betrunkenheit offen aussprach. Zwei Millionen flimmer einem Schlag zu erreichen, mit «in«m «inzig«» Wort! Nur manchmal taumelt« durch ihr« d«rwirrt«n Sinne der Gedankt, daß vitllticht dieS all«S Wahnwitz sei. Traum und Rausch, z«rstob«n üb«r Nacht wi« d«r Schaum in d«n Gläsern. Ab«r sie tranken darum nur desto wild«r, als tränken si« mit d«in Wein selbst Gold. Und d«r Wein erhöhte Gefahr. Nelly konnte nicht schlafen. In sü ßem Sinnen durchkostete sie noch ein mal den Tag, den sie mit Peter verlebt. Merkwürdig waren diese Stunden gewesen. 801 l Wollen und Sonnen schein... Aber ein Wort wollte ihr nicht aus dem Kopf. Dies Wort, das Peter scheinbar so aus dem Grund sei- Schicksal beschieden sei. Es half nichts, daß Nelly sich sagte, sie habe selbst so oft das gleiche gedacht. Es half auch nichts, daß sie sich die Wahrheit des Wortes bewies. Ihrem minder weh denn sie verlor dadurch ja ihn selbst. Niemals empfand sie ihr« Armuth Bett fast «in« Ecke des Fensters, so daß ihr Auge den nächtlichen Umkreis weit umfassen konnte. löste sich «Ine leuchtende Sternschnuppe und fuhr mit glänzendem Strahl aus schwarzem Grunde hin. men in plötzlichem freudigen Schreck und aus ihrer Seele stieg im selben Augenblick der heiße sehnsüchtige Wunsch, der ihre Lippen beben machte: „Ich möchte reich sein... reich... reich!" Dann sank ihr Kopf auf das Kissen zurück. und trieb Bläschen wie eiskiihler Champagner. Wunsch auf Wunsch stieg empor. Aber je müder sie wurde, erfüllte ihr «in neckischer Traum wohl an hundert Mal. IX. Als Nclly gestern Abend auf Ihr Zimmer gegang«» war, hatt« kein Mensch nach ihr geschaut. Nun sie heut Morgen erwachte, besaß sie drei glü nichts wußte, konnte sie sich auch nich? Beim Frühstück versuchte sie die Tante zu bewegen, mit ihr eine Reise Ich hob's dachte Nclly Strafpredigt an. Sie putzte sich ihre rothen Lippen blank, wickelte hurtig die Serviette zu- Knicks und sagte: „In die Kirche brauche ich nun nicht mehr. Meine Predigt hab' ich ja weg." den Garten. Die alt« Jungfer schaute ihr kopf schüttelnd nach. Ganz die Mutter! alliance. Nachdem sie dann gefrüh stückt, zog sie sich in ihr Zimmer zurück und schrieb einen Brief an ihren Freund, den Rector Strim, worin sie «inen Neffen habe, der in Genf lebe und Schriftsteller (besonders für die reifere Jugend) sei. betrachtend, womit sein Diener die Reis« bedacht. Ein Dutzend Win tersocken, ein Paar Reilerstiesel, eine Unmenge Uniformkragen, ein Pistolen kasten... Und die ganze Bescheerung mußte er wieder in den Koffer zwän gen. Schönes Sonntagsvergnügen! ... Er wollte reisen. (Denn er hatt« «s sich ja vorgenommen!) Aber ihm fehlte die Lust dazu. Ueberhaupt was war das für 'ne Wirthschaft? Drau- Mädchen gefüllt. Und er sah mal nicht, und w«nn man als flotter Officier geboren ist, muß man auch die Courage haben, «in«r zu sein. Und lockend stieg ihm das Bild de< n«tt«n Mädch«nZ auf. Ein verfluchter Streich wär's doch, wenn er plötzlich heimkäme mit einer Braut zwei Mil lionen schwer. Di« Kameraden wür den ihn höllisch anstaunen. Sie hatten ihn ohnehin immer g«tröst«t, «r würd« sich noch mal mit «in«r reichen Partie aus aller Noth reißen. Und zuletzi fiel ihm etwas ein, waS ihm sozusagen moralischen Hinterhall gewährte. Wenn «r das Mäd«l nicht b«kam, so bekam sie einer von den bei den, Ren 6 Bäsch oder d«r Res«r«ndac. Und besser als dies« war «r immerhin. Vergnügt steckt« «r sich ein« schwer« Jmportcigarr« in d«n Mund und schaute auf s«i»e halbgepackten Koffer. Nachdem er verächtlich di« Spitz« d«r Asche hatt« hineinfallen lassen, ging er die Trepp« hinunt«r. Ab«r auch jrtzt war er noch nicht ganz mit sich einig und dachte, sein Kopf fei doch ein rechter Taubenschlag, worin die Gedanken ein- und ausgin gen, wie's gerade kam. Sollte er nun reisen oder nicht?... Der Zufall mochte die Sache auskno beln . Wenn ihm zuerst «ine alte Dame begegnete, wollte er reisen, eine junge aber sollte ihm gute Borbedeu tung sein, sein Glück z» wagen. Mit diesem Vorsatz ging er im Gar ten auf und ab, vorsichtig um sich spä hend, damit «r, w«nn ihm «in« allzube jahrt« Dame in den Weg liefe, schleu nigst Reißaus nehmen könnte. Als er in «inen schmalen Kiespfad einbog, sah er auf «in«r Bank Nclly. Einen Augenblick starrten beide sich an und Kalderhot sagte sich, wie auf höheren Befehl: Also bleiben!... Er zog den Hut und wünschte Gu ten Morgen. Als sie förmlich wi« im mer dankte, fuhr er fort, mit einem kosend: „Welch' ein Glück, gnädiges Fräu lein, daß ich Sie hier treffe!" „Warum?" „Darum!" versetzte er lebhaft und setzte sich an ihre Seite. „Ich war nämlich unschlüssig, ob ich abreisen sollte oder nicht. Das Leben ist hier ein bissel theutr. Also ich wußte weder ja noch nein und wollte es ausknobeln. Die erste Dame, die du siehst, soll's entscheiden, dachte ich mir. Ist sie all, reist du. Wenn du aber 'ne hübsche und junge siehst, kannst du noch ein bissel bleiben... Na, Gott sei gelobt und gepfiffen, daß ich Ihnen begegnet bin." Während er vergnügt lachte, war Nelly verlegen erröthet. Aber dies aufrichtige Compliment klang ihr wie «ine süße Musik. „So wäre ich also schuld, daß Sie bleiben?" „Jawohl, jawohl! Sie allein!... Ich bin ja riesig froh. Zwei Wochen geht mein Urlaub noch. Warum soll ich da eher in den alten Commiß ge hen? Wenn man jung ist, soll man sich die Welt ans«hen. Hab' ich recht?" Arena, bald einschmeichelnd und ver steckte Huldigungen einfließen lassend. Und so viel Absicht auch bei dieser Art war, sie kam ihm doch ganz natürlich heraus. Es fiel ihm nicht schwer, den Liebenswürdigen zu spielen. Denn seine Augen, geblendet von dem Glanz der zwei Millionen, sahen nicht mehr das von der Kirchhaseler Schneiderin verunstaltete Mädchen. Er kleidete sie sozusagen um. Für ihn rauschte sie schon in Seide. Er prüfte ihre Ge stalt und fand die Büste tadellos. Die schlanke Taille hatte keinen Centimeter zu viel. In eleganter Toilette würde sie eine brillante Figur machen! Die beiden waren im besten Ge spräch, da tauchte die kurze Gestalt de! dicken Schmitz aus. Sein grauer Sie, Fräulein von Wacht, ich war heute Morgen in der Kirche... Ihretwegen!" „Ihretwegen!" Er war näher gekommen, machte dürfen. „Auf mein Wort, Ihretwegen! Gnädiges Fräulein rieihen mir doch mal, ich sollte wieder in die Kirche ge hen. Oder haben Sie das nicht ge than?... Als getreuer Knecht bin ich denn hingesticselt. Leider hatte ich nicht das Glück, Sie dort zu treffen. „Wie fanden Sie's denn in der Kirche?" gewöhnen." Er schneuzt- sich und holte Athem. So siegesbewußt er seine schöne Nach barin auch anzuschauen bemüht war, in seinem gelbgrauen Gesicht brummte „Anfangs berührt die Geschichte einen etwas sonderbar," sagte er heiser. schlafen hat. Die Bänke waren sehr hart. Dann saß ich zwischen lauter alten Damen. Fräulein Taube bot mir ihr Gesangbuch an und wollte ab solut, ich sollt« mitsingen. Aber das Schlimmste war die Predigt. Der alt« Herr auf der Kanzel fing eine Bußpre digt an... mir wurde ganz zerknirscht zu Muth«." Nelly. „Ich dank« schön. Ich hab« gar kein« Lust Büß« zu thun ... Nach mei ner Meinung sollten die Pastör« ein Programm ihrer Predigt an die Kir tirt Km Theater weiß ich doch auch, ob ich «in Lustspiel od«r 'n« Tra gödie zu hören kriege." Feuer» saß, war Renö Bäsch damit be schäftigt, auf sein weißes Vorhemd einen Schmetterling und Blumen zu allgemeine Bewunderung. Uebrigens war er vortrefflicher Laune. Di« Sectparti« war ihm aus gezeichnet bekommen. Er gehörte zu den glücklichen Menschen, denen Sect nur dann schlecht bekommt, w«nn si« ihn s«lbst b«zahl«n müss«n. Munter tuscht« «r s«in«m Schmetterling di« buntesten Farben an und schmiedete dabei weitgehende Pläne. Plötzlich aber trieb ihn eine dunkle Ahnung an's Fenster, dieser Instinkt, die Beute wittern läßt. Er hörte Hel les Gelächter und bemerkt« die Gruppe auf der Bank. (Das hieß soviel wie: Hol'S der Teufel!) Dann «ins, zw«i, drei, die Toilette beendet und hinuntergestürzt. Aber im Garten selbst schlenderte er träu merisch den Weg hinunter: ganz Ca valier und Künstler. Sein Malerauge war in's Spiel der Sonnenfleckchen vertiest, die mit grünlichem Schimmer auf dem Boden tanzten. So bemerkte er die drei erst, als er ganz nahe vor ihnen stand. Da fuhr er auf und küßte mit einer tiefen Verbeugung Nelly's Hand. Dann überflog er sie mit einemßliä. „Ha, Sie haben einen neuen Hut auf. Wirklich ausgezeichnet!... Pa riser Modell, was?" „I wo! Es ist ein ganz billiger Hut. Ich habe ihn selbst aufgeputzt." „Aber mit einem Geschmack ! Aus gezeichnet ..." Im Künstlereifer nahm er das ver dutzte Mädchen ganz ungenirt beim Arm und postirte es gegen einen Bus „Bitte mal einen Augenblick stehen zu bleiben!... Ein theueres Bild." Er trat drei Schritte zurück, wäh rend Nellys Gesicht aus dem Blattgrün wie eine Nelke hervorglühte. „Ein theueres 8i1d!... So möchte ich Sie malen. Dieser zarte Fleisch ton gegen das frische Laub. Dazu der Hut und Ihr Gesicht! Dies Profil unter dem röthlichen Haar, ah, dieses noble Profil k 1a... k lu Ban Dyk, wollte ich sagen. Ein sehr iheueres 8i1d... Mein verehrtes Fräulein, Ihretwegen möchte ich wieder ein Por trät malen. Obgleich ich es mir abge schworen habe. Aber Ihretwegen!.." Da sank Nelly von bodenlosem Er staunen überwältigt auf die Bank. Und mit ersterbender Stimme sagte sie: .Was ist denn heut Morgen los? ... Erst sagt mir der Herr Lieute nant, daß er meinetwegen noch bliebe. Es herrschte eine kleine verlegene Pause, die drei Freunde warfen sich wüthende Blicke zu, wie drei Wölfe, die merken, daß sie es auf dasselbe Schaf abgesehen doch nicht so zu mir!" Da reckte Schmitz, so hoch es ging, seinen kurzen Hals aus dem Kragen und sagte: auch auf ihre Tante, sogar aus Fräu- Gleich bei der Table d'hoie sing Rem? Bäsch mit Fräulein Felsche ein den Ausdruck einer Schwester zu geben. Das schwarze Kleid umgab ein weißes HalSkräus chen. Ein goldenes Kreuz, das schon etwas bleich schimmerte die Tante hatte es ihr zur Confirmation ge schenkt hing auf ihrer Brust. Das Haar war mit viel Pomade glatt ge scheitelt. Ein Neues Testament sollte Boden schlagen. In dieser Haltung wurde Nelly von Wacht dem Pinsel des Malers über antwortet. Selbst das dürftig ent wickelte Künstlergewissen krampfte sich beim ersten Anblick zu sammen. Tante Ida überwachte die Sitzun gen, indem sie die b«id«n mit l«iS wackelndem Kopf wi« «in Uhu an starrte. Di« sonst s« muntere Nelltz aber macht« b«i all' dem «in Geficht zum Gotterbarmen, deim das Stillsitzen war ihr ein Greuel. Inzwischen machte Schmitz sich an Fräulein Taube. Eigentlich kamen die beiden sich auf halbem Weg entgegen. Seitdem sie nämlich den Referendar mit so zerknirschtem Gesicht in der Kirche beobachtet hatte, wandte sie ihm ihre ganz« Teilnahm« zu. Der jung« Mann vertraute ihr an, daß er in Glaubenssachen etwas v«r wild«rt s«i, und mit innerlichem Scha uder vernahm die alte Jungfer, «r s«i in fünf Jahr«n zw«iinal in einer Kirch« gewesen... Er versprach jetzt jeden Sonntag zu gehen. Clementin« gab ihm ihre trocken« knöch«rne Hand, in d«m sie sagte, sie wolle sein« mütterlich« Freundin sein und Abends für ihn beten. Täglich führten sie erbaulicher« G«- fpräch«, Ein«S Morgens ließ er mit einem Seufzer einfließen, daß er nun zwar auf dem rechten Wege sei, vor der Zukunft aber doch noch ein bischen bange. Er war ja «in gut«r Kerl. Aber «s gab doch noch so viel Ver suchungen! Das beste wäre, wenn er «in« ordentliche Frau bekäme. Denn sein Herz verlangte nach Liebe. Da aber blickt« das alt« Fräulein ihn mit thrän«nd«nAugen an und sagte feierlich, indem sie unheimlich nahe rückte: „Zu jung, lieber guter Freund! Sie sind zu jung. O, viel zu jung!" Jeden Morgen wurde nun Lawn- Tennis gespielt. Abends gingen oie Herren nicht mehr wie früher gleich in den Rauchsalon, sondern vergnügten sich noch mit „kindlichen Spielen"... Wenn die Table d'hote abgedeckt war, ging's in wilder Jagd durch den Speisesaal. Und die drei waren wie verjüngt. Sie begeisterten sich für „Plumpsack geht rum" und fanden ihr Glück bei „Blindekuh". Wenn man aber des Laufens müde war, wurde ein kindliches Jeu arran girt: eine Art von Vinxt vt na, wo bei der Point «in Streichholz war. Zehn Streichhölzer galten einen Sous. Wenn's hoch kam, konnte mau am Abend einen Fraktc verlieren. Nelly besaß ein ungeheures Porte monnaie aus schwarzem Leder. Wenn man das öffnete, sah's aus. als thäte eine Kuh ihr Maul auf. Inwendig aber war's wüst und leer. Einige Nickelstücke wurden von grobenKupfer sous ganz verdeckt. Die Herren konnten kaum ein Lächeln verkneifen,wenn sie dieses große Mark tweiberportemonnaie hervorzog. Und doch mit wieviel Angst holte sie das Geld jedesmal heraus! Als sie in einem verzweifelte» Spiel Bankerott ansagen und eine Anleihe bei ihrer Tante versuchen. Diese aber schlug über die Leichtfertigkeit ihrer Nichte die Hände zusammen und schickte sie mit Schimpf und Schande in s Bett. Die Herren stellten täglich mit heiße rem Bemühen der begehrenswerthen Parthie nach. Aber das Schlimme war: einer stand dem andern im Wege. Wenn es dem einen gelang, einige Mi kamen die beiden andern gewiß gleich hinzugelaufen ... Sie entwickelten dabei den Scharfsinn von Spürhunden und waren bessere Tugendwächter als «ine ganze Compagnie von alten Jungfer». Da eines Morgens traf Lieutenant von Kalderhot Nelly ganz allein. Sie saß am See und zeichnete das Schloß Chillon. Der Officier sprach sie ruhig an, aber wirbelnd fast bis zur Unklarheit schössen ihm Gedanken durch de» Kopf, wie er sie fortführen könnte, um gauz ungestört mit ihr zu sein. Sie schien in Gedanken mit» gab zerstreute Antworten. Als er ihr über di« Schulter in's Buch guckt«, klappte sie «S zu und sagt« »«rdrießlich: „'s wird doch nichts. Ich bin zu weit «ntsernt. Wenn ich «in Boot nehmen könnte und hinausfahren, ließe sich die Geschichte schon machen." .Ich fahre Sie auf den Se«. Kom men Sie mit!" Si« war gleich dab«i. „Eine famose Idee! Aber wir müs sen uns vorsichtig davon machen, damit Vorsicht würde er's gewiß nicht fehlen lassen. Auf ein al^ Mit diesem Kätzchen Vertrieb « sich^die Zeit, wenn kein Dampsschiss in Sicht war und die Sonne schien, so daß die Kalderhot wählte die „Fliege". Rasch sprang er hinein und holt« Nelly nach. „Nachher!" Zugleich warf «r mit d«n zi«rlich«n Riemen die blauhellen Wassermassen die zerschnittene Hotels, deren lange Gärten an den von Millesleurs grenzten, hinter sich und waren dem Kursaal gegenüber. Doch Nelly rief: „Halt! Stopp! Hier habe ich den best«n Blick." Dann zog si« di« Kni« an und stützt« ihr grau«» Skizzenbuch darauf. „Jetzt schnaufen Sie mal Luft, Herr Lieutenant... Haben Sie aber a«ru dntl" Jh« ktf der Schweiß ja Ström«» Drunter. w»S that das?... all«in in diesen «ng«n vier Brettern, und ringsum Wasser, daß sie nicht ent fliehen konnte. Er sah nicht die wunderbaren Ufer vor ihm, diestn Glanzpunkt des gan zen See's: unten das sagenhafte Shil lon mit seinen massigen Thürmen, die »ralter Epheu umrankte, dahinter jen seits der glatten Straße den grünen Waldhügel, aus dem die reizenden An lagen des sloot ttoari hervorragten. Und noch höher, in grauer Unwirth lichleit die riesigen Steinklüfte der rockvr» <te die ihr« nackten Arme zum un«ndlich«nßlau ausreckten. Das alles sah er nicht. Er sah nur ringsum die leere Wasserfläche und das kleine Boot, die Wiege seines saß. Er hörte die starken Schläge seines Herzens und fühlte die dunkeln Wal lungen seines Blutes. Er war kein Mensch, der mit lan gem Ueberlegen dem kecken Willcn Zü gel anlegte. Aber hier stockte er dcch einen Augenblick. Wie im Struoel schössen virßlutmrrssen durch sein Hirn und trieben wirre Trümmer zerstückel ter Gedanke» mit. Daß hier «in Augenblick war. wie nie sonst, der entscheidende seines Le bens, begriff er in dunkler Ahnung. ... dann reise ich in acht Tagen ab,, mit einer doppelten Millionär!» ver lobt. Wie die Kameraden staunen, wie ich beim Oberst lieb Kind sein werde l Zwei Millionen, fünfzigtaufend Wart im Jahr, das sind Pferde und Wagen und Diners, bei denen die Tafel in Sect schwimmt. Wenn ich sie habe,, laß ich mich zur Cavallerie versetzen,, werd« Adjutant, mach« Carriere Isthas «in toll«s, lch einer «ifrigen «rglischen Miß in ihr« Arbeit vertieft. Wie närrisch war- diese Ahnungslosigkeit! Da saßen sie sich' gegenüber, Fuß an Fuß und Hun gen. Wir werden aneinander liegen. Arm in Arm, Wange an Wange, Mund an Mund... Plötzlich gab er die Zügel frei, und seine Gedanken schössen hin wie Pferde durch «ine Rennbahn. Fräulein... Haben „Pst!!" machte sie. „Jetzt nicht! .." Strich! Bor diesem kleinen Wörtchen: „Pst Er wollte die Riemen in's Wasser nicht mehr sicher. Und der andere wühlte das Wasser auf, als gälte, es das Leben, vorwärts zu kommen. sich im Kreist drehte. „Ho, sieh da! Ich bitte tausendmal um Entschuldigung!" rief der Referen- Damit drehte der Officker den Kahn „Was wollten Sie vorhin sagen?" fragte Nelly. „Ich hab'» vergessen.- „So sagen Sie was Aehnkiches!" Der Referendar grinste mit puter rothem Gesicht. Kalderhots Miene ver finsterte sich. Nelly aber schaut« dtr ganz «gal. Ein Mensch, der Morgens zwei Millionen verspielt hat, macht sich wenig daraus, ob er Abends noch (Fortsetzung folgt.) Kindlicher Scharfblick. Die kleine Elly: „Heinzi, geh' nicht hinein zur Tante, sie ist wüthend..." Heinzi: „Warum denn?" Elly: „Sie kann sich heut« wieder 'mal nicht hübsch bekommen!" Kür dke Küche. Eirzllsche Stee»t-Sup pe. Eiln Ochsen- unv «in Hammel schwanz werden gut gewichen, im Ge lenk eingekerbt oder zerschnitten, mit kaltem Wasser angesetzt, bis fast zum Kochen gebracht und in kalte« Wasser abgefrifcht; dann thut ma» sie in «in großes Casserol nebst einer Nindsniere und einem Pfund Rindfleisch, über gießt sie mit 6 Quart sjchäumt während des Kochens gut ab med thut einen Eßlöffel Salz hinzu. Hierauf macht man in einem anderen Casserol ein Viertel Pfund Butter gelb, schwitzt «in Pfund würflig geschnittenes, mage res Rindfleisch eine Stunde darin, bis «S auf allen Seiten gelb ist, streut dann kleingeschnittenes Wurzelwerk und Zwiebel» zwischen das Fleisch und dünstet a»ch dieses unter beständigem Umrühre» gelblich, worauf man es mit einem Pmt Fleischbrühe verkocht und mit zu dn S-Ppe thut, die noch 2j muß. M«r f«cht nun die Brühe durch, nimmt das Fett davon ab, läßt sie nochmals aufkoche», legirt sie mit ei nem Löfßel. Vlrrowroot, der in einem GlasePortwei». glatt gerührt ist, würzt die Suppe mit «in«.- Prise Macis und etwas weißem Pfeffer und richtet sie mit Farceltößcheii au. Borsch Hecht mit Meerrettich. Dir Barsche werden Die kleineren läßt man ganz, die gro ßen schneidet ma» I—2 Mal durch. Hat mau Hechte, die nicht ganz klein sind, so reißt (spaltet) man sie und schneidet jede Hälfte in Portionsstücke. Sind dir Fische völlig gereinigt und gewaschen, so bringt, ma» sie mit kal tem Wasser, Salz, englisch Gewürz und Lorbeerblatt aufs Feuer und läßt ste unter gehörigem Abschäumen, gar kochen. Alsdann gießt man fast alle Brühe ab,, rührt M«hl, recht viel gute süße Sahne, sehr wenig geriebenen Meerrettich und einen Theelöffel voll feinen Zucker klar, gießt so viel von der Fischbrühe, dazu, als di« Sauce Salz vertragen kann, ersetzt die noch fehlend« Flüssigkeit durch heißes Wasser, gibt gebliebenen Fische, ein gutes Stück fri sche Butter dazu, und läßt unter sleißi dem Schütteln, um das Anbrennen zu verhüten, das Gericht durchkochen. Vor dem Anrichten hat man natürlich ab zuschmecken, ob noch etwas fehlt und zuzufügen ist. Dieses Fischgericht ist sehr, schön. Man gibt Kartoffel» dazu. Bratenhering. Zwei gehackte Zwiebeln dämpfe in Butter weich, ver mische sie mit gleichen Theilen Braten resten und Hering, beides feingehackt, und füge einen Löffel voll Kapern und geriebene Semmel dazu. Dann ver rühre zwei Löffel voll Butter mit zwei Eidottern, dem Saft und etwas Schale von einer Citrone, einer Tasse Fleisch brühe und einer Tasse saurem Rahm, gieb daS Fleisch- und Hering-Gemisch hinzu, auch Salz und Pfeffer nach Ge schmack und lasse sie in Butter heiß züglich. Gebeizte Kalbskeule mit tt i v ie.n - Salat. Ein« gut ge klpft« und gehäutete Keule wird dicht mit feinen Speckstreifen gespickt, mit Nelken, einige Pfef nade, brät sie dann am Spieß oder legt sie iw ein Casserol aus Speckscheiben, gießt die Marinade nebst etwas Kalb häufigem Begießen langsam darin weich, seiht den Fond durch, kocht ihn ein», entfettet ihn und giebt ihn als Sauc«! während man Kartoffel - Bäll chen und>Sellerie- Salat noch nebenbei servirt. Rwwst-Vi est Eiw sichönes Nieren stück (Rindfleisch) wird von den Kno chen befreit, gesalzen, gepfeffert, zu stanmengeiollt und mit Bindfaden fest gebunden. In di« Brutpfanne kommt Butter, darauf der Braten, der oben wieder mit Salz und Pfeffer bestreut und mit einer Zwiebel schön braun ge braten (je langsam«!, desto besser) wird. Ist der Brate» gar, nimmt man einen kleinen Kaffeelöffel voll Mehl und zwei bis drei Löffel voll sauren Rahm und läßt das in derPfann« auf kochen. Rollbraten wird gerade so be reitet, nur muß daS Nierenstück Kalb fleisch fem. Kalbfleisch in Gelee. Ein Stück gutes Kalbfleisch nebst etwas Bein wird mit Salz und wenig Salpe ter eingerieben und mehrere Tage unter beln, Nelken, Pfeffer, Lorbeerblatt und je einer Prise Thymian und Petersilie in abgekochten Essig gelegt. Hiernach kocht man das Ganze in einer bedeckten Kasserole völlig durch, füllt aber zuvor nötigenfalls soviel Fleischbrühe auf,, daß das Fleisch 3 4 Finger h»ch da mit bedeckt ist. Sodann nimmt man Bein und Fleisch heraus, schneidet letz-j tereS in Scheiben, arrangirt diese mit Kapern und Sardellen auf Schüsseln und gießt schließlich noch warm das zu-, vor durchgeseihte, und wenn erforder,! lich noch mit weißer oder roth«r Geka,j tlne g«st«ift« Gelee darüber. Der AuS putz geschieht mit Kapern, geschnitte n«n Gurken und Petersilie. Käs«musch«ln. Man reibt «in Viertel Pfund SchweizerkSse und ebensoviel Parmesankäse. Nun rührt, man ein Viertel Pfund Butter leicht.l fügt drei Eidotter und den geriebenen t Käs« bei und »letzt den Schnei der' Sier. Diese Masse füllt man in Mu scheln und bäckt dieselbe Im Ofen 15 bis 20 Minuten. 3