Ach; Minnen, Hin fröhlicher Roman von Wilhelm Hcgclcr. (Z. Fortsetzung.) Nach zwei Tagen reiste Nelly mit ihrer Tante ab. Der Pastor hotte mit Adresse mit. 3 « chr ss Der Abschied fiel dem jungen Mäd- Phan taste. Grafensteincr Apfelbaum war von den weißen Lasten fast verdeckt. Die sonst so glitzernde, grundhelle Saale wälzte lich« Blässe ter den schweren Muth wieder in N«llys leichtbewegli- D "d d« G s s W«lt des Reichthums, des Luxus und seines Hotels „Millesleurs" stand Jean auf seinen kahlen Kops scheinen. Er war d«r Oberkellner von „Millesleurs", nahm aber eigentlich die Stellung des Sein anderes Ohr aber wandte er einem englischen Ehepaar zu, das auf dem Trottoir gegenüber vom Hotel raus vor: „Millesleurs, Haus ersten Ranges, kosmopolitische Gesellschaft, Zimmer von 4 Frs. an, Pension 9—IS Frs.'' "s, lalonis' zu ten im Gedränge weiter. Kaum hatten diese den Rücken ge kehrt. da drehte auch Jean sich um, sprang auf die nichtsahnenden Jungen los, Packte den kleinen grünen beim Halstragen, den winzigen schwarzen bei den Frackschößen und schlug ibre Köpfe zusammen, daß sie wie zwei Zin ken dröhnten, „Ich will euch b-lsen, Pasteten stehlen, schne len."«uch Freßsäckchen!" In diesem Augenblick trat «in ver späteter Gast aus dem Speisesaal, und die d«i stand«n plötzlich da. als sei nicht! gesch«h«n. D«r grüne Junge hi«lt diensteifrig die sand am Liftseil, der Piccolo schlich sich mit einer Ser machien keinen schlechten Eindruck und ließen auf ganz respektable Nummern schließen. Als ober die Insassen aus stiegen, war Jean ziemlich enttäuscht. „Deutsche alt« Dam« mit B«di«- nung." Nelly von Wacht und Fräuleiit Filsch«. holung hier." „Es sind die billigsten, di« wir ha ben." „Ach, dann ist es gut," seufzte die alt« Dame von Herzen erleichtert. „96, 97!" schrie Jean dem Liftjun- Himmelfahrt bis unter das schräge Dach des Hotels an. .Schöne Bagage!" brummte der Hause her besaß. Aus der Reise hatte Nelly von Wacht hatte also die Klust Welt trennte. Aber die Welt schaute Tantes Ansicht in Gesellschaft von lau anderem Gaunerpack zurückgelegt. Das Hotel, in d«m sie abstiegen, war Fräulein Felfche von «iner Freundin, die vor zwanzig Jahren darin gewohnt, empfohlen worden. Aber Millesleurs. vor zwanzig Jahren «in bescheidenes Boardinghouse, das mit seiner Bewoh nerschaft von bejahrten und junq«n Damen halb einem Altweiberfpittel, halb «inem Backfischp«nsionat glich, war inzwischen zu einem sashionablen Luxushotel umg«baut worden, in dem alle möglichen exotischen Gäste sich ver einten und französischer mit englischem Chic wetteifert«. Als nach einer halben Stunde der Gong dröhnte und die Gäst« zur Table d'hote rief, überlegte Nelly. welches Kleid sie anziehen sollte. Die Auswahl war nicht so schwer. Denn außer dem Lodenkleid zur Reis« besaß sie nur noch das schwarzwollene Staatskleid. Di«s Kleid war ein Meisterwerk der Kirchhasler Schneiderin gewesen. Und wenn sie Sonntags damit zur Kirche ging, so hatten alle Bauernweiber ste mit Bewunderung betrachtet. Ueber haupt war sie die feine Dame gewesen in Kirchhasel. Aber zehn Meilen hinter Kirchhasel schaute alles anders aus. Das hatte Nelly bitter gemerkt. Als sie die erste Nacht in einem Hotel logirt hatten, brachte ihnen am nächsten Morgen der Hausknecht ihr Gepäck zum Zug und stellte sich damit vor einem Coup 6 drit ter Classe aus. Und als ihm die Tant« dann voll bescheidener Würd« erklärte, sie führen zweiter, da machte er ein dummes Gesicht und betrachtet« N«lly mit ganz wunderlichen Blicken. Wäh rend d«r Fahrt fing diese sich selbst auch mit argwöhnischen Augen zu mu stern an, und je weiter sie kamen, von Station zu Station, je mehr fremde Toiletten sie erblickte, desto abscheuli cher fand sie ihre eign«. Wahrhaftig, es war kein Stück mehr gut daran, weder der Hut mit dem Gänscflllg«l. noch das plump« Lodenkleid, noch die Stiefel, die für den Fall eines Schmutzwetters zu Hause tüchtig geschmiert waren. Nun war Nelly durchaus keines je ner überzähligen Geschöpfe, die noch dankbar sind, wenn man si« in di« Ecke viel anderes thun als Strümpfe stricken. In ihrem Kopf schäumten die Lebenslust der Mutter und der Stolz des Vaters, außerdem aber hatte sie einem Elfenbeinfiallrchcn aufs zier lichste gefügt und ausgearbeitet. Ihr Gesicht mit dem den Brauen geschwungen waren, mit der wunderbar zarten Haut, deren Perl mutterglanz auch nicht die leiseste Un reinheit verdarb, war voll Lebhastigleii treux mit den hinreißenden Toiletten, d«n bizarren Pariser Modellhüten, di« den Gipfel d«s Chic darst«llen, den winzigen Stiefelchen von Handschuhle der, mit der garten Battistwäsche, d-e Anstatt all dieser schönen Dinge aber lag vor Nelly jenes Wollkleid ausge breitet, von dessen Stoss d«r Fabrikant erbarm!" dachte Nelly b«i sich. „W«nn das L«ben wirklich ein Jammerthal ist. wie Tante Ida imm«r sagte, könnte man ja kein passenderes eine ander« Mtinung vom Leben." S«usz«nd schlüpft« sie hinein. Dann zog sie Schuhe an. Die frisch geschmier ten gingen heut Ab«nd unmöglich. Au ßerdem hatte st« noch «in zweites Paar. Auch recht derb und doppelsohlig, daß man mit ihnen g«trost j«dePfütze durch waten konnte. Diese waren nicht ge schmiert, knarrten dafür ab«r ganz fllrcht«rlich. So g«riistet wartete Nelly ziemlich schweren Herzens auf ihr« Tant«, die sich mit Aufbietung aller Kräfte noch in ihr Schwarzseidenes -wängt«. Unterdessen versammelten sich die Gäste schon im Speisesaal. Jean stand wie der Oberregisseur eines tagtäglich sich gleich abrollenden Schauspiels an der Spitze seiner befrackten Schaar und inspizirte die Bühne. Dann traten di« Schauspieler auf. Erste Nummern und Nummern niede ren Ranges. Di« H«rr«n spielten meist die Rolle mitgenommener Lebemänner, pomphaften Toiletten. Doch waren auch wirklich schöne Frauen darunter. An Glanz übertraf alle Frau Rose, «in« üppig« Mode dame, leicht geschminkt, das prachtvolle schwarze Haar durch Chignons noch bereichert. Täglich brannte sie ein neu.s Feuerwerk von Seid«, Sammet und Spitzen ab. Die Herren waren alle ver narrt in sie. Von ihrem Mann, den sein Beruf in Berlin zurückhielt, mun kelte man, er habe Verbindung mit den höchsten Kreisen. Dock etwas Näheres wußte Niemand. Ihr Nachbar und augenblicklicher Kurmacher war Lieutenant von Kal derhot, ein junger Ossicier aus einer kleinen preußischen Garnison. Er war nach Montreux gekommen, weil seine schwindsüchtig« Mutter, die in einer billigen Pension zweiten Ranges hin siecht«, ihn telegraphisch an ihr Kran kenbett hatte rufen lassen. Doch als er ankam, war sie schon gestorben. Er be grub sie auf dem traurig schönen Fried hof von Elarens, und als er zwei Taqe später abreisen wollte, lernte er zufäl lig Frau Rose kennen. Sie sah ihn an, und er war besiegt so besiegt, daß er ihretwegen alles opferte, sein« Ueber legung und selbst sein Gewissen. Ihre großstädtische Vornehmheit hatte ihn noch mehr geblendet als ihr« Schönheit, und statt nach Hause zu reisen, ver längerte er seinen Urlaub, machte Schulden und seufzte erfolglos aber hoffnungsvoll zu den Füßen d«r stolz«n Frau. Nach diesem Paar kamen andere herein. Sehr viele Franzosen, Russen, ! wenig Engländer. Dann tauchte auch die kurzhaarige! Armenierin auf, deren Namen niemand behalten konnte. Nach jeder Mahlzeit trank sie Aeiher. versank in einen tiefen Schlaf und konnte dann von ihrer Be gleiterin nur mühsam in d«n L«l«saal gebracht werden. Wegen des betäuben den Geruches wollte niemand neben ihr sitzen, und eine Zeitlang war der Stuhl zu ihrerMchten frei geblieben. Nun saß ein herkulischer Mann darauf, der sich aus dem bißchen Geruch wahrhaf tig. nichts machte, «ine ziemlich dunlle Persönlichkeit, di« d«n Platz daneben eingenommen, hatte sich auch von ihm w«gs«tz«n lassen, „puwqu'il ni-wM coiuii»! un t-ncliou," wi« si« sagte. Er aß wirklich sehr unanständig, und man mußte täglich den Umkreis seines Tellers mit einer neuen Serviette be decken. Doch war «r. wie J«an ver sicherte, „eine solide Nummer". Arm in Arm mit seinem Freund, dem dicken Referendar Schmitz, der sich in Montreux von s«in«n Schulden und einem Magenleiden, zugezogen durch «inig« Hektoliter Bier zu viel, erholen wollte, trat der Maler Bäsch in Matadore der Gesellschaft. ?»n der gan zen Welt herumgekommen, schien er an den Hösen, in Sportskreisen, in der Fi nanzwelt überall gleich bekannt. Und er rühmt« sich seiner Verbinduraen mit d«r Unverschämtheit eines Weinreisen den. Es gab nichts auf der Welt, das sein blaßgelbes GeHcht hätte aus der Fassung bringen können. Er bewahrt« imm«r die unerschütterliche Ruhe, die cUs Zahlkellner in Fleischt und Blut Ba'ch neben s«in«m Platz zwei neue Gedeck« sah. fragte er den Director, wer angekommen sei? „Taugen sie was?" J«an zuckte die Acbs«l. „Hübsch, jung, alt, reich, wie sind sie denn?" „Das müssen Sie selben sehen," ant wortete der Director. pflegte die Gäste des terher aber schickte er itmen das Bild mit der gepfefferten Rechnung. Gespannt wartete er nun auf die neuen Gäste, doch einstweilen lamm diese nicht. Unterdtß hatte sich schon fast die ganze Gesellschaft Neben Jean gab das Glockenzeichen. Die befrackten Jünglinge schlürften auf ih ren Filzsohlen durch d«n Saal und reichten die Suppe. Die Teller leerten sich. Das Gespräch kam noch nicht recht in Gang. Man blickt« gelangweilt um sich, must«rte sich gegenseitig, durchflog das Menü, inspizirte die von gestern zurückgestellte Flasche Wein, ob ein Kellner auch nichts herausgetrunken, äugelte nach den üppigen Stucksiguren, die in halberhckbener Arbeit von der Decke herabschwebten und ihr« vollbust g«n Leiber in den blitzenden Lichtern d«r venetianischen Lust res badeten. Der Herr Präsident fuhr sich schon in den Zähnen herum und putzte den Zahnsto cher am Tischtuch ab. Ein Engländer gähnt« und steckte damit zuerst seine Familie, dann die ganze Gesellschaft an da öffnete sich die Thür, und ein merkwürdig knackender Ton, ein Ton, als wenn «inGardekllrassier inßeiter stieseln, ab«r auf den Zehen, in den Saal träle, wurde gehört. Alles blickte nc-ch der Tkür hiv. In würdiger Gelassenheit trat Tant« Ida in d«n Saal. Unruh« verbarg st« unt«r «in«m Lächeln, das wie die fetti gen Stirnlöckchen auf ihrem Gesicht festgeklebt zu sein schien. Hinter ihr kam Nelly. Geblendet von dem hellen Licht, von den schreienden sie^tteSch^^ drehte sich alles nach ihr um. Für diese Gesellschaft, die an alle Tollheiten des Luxus, an alle Extrava sches. Nelly fühlte, wie sie von den Lorg- Saal. Ihr Nachbar Ren« Bäsch warf d«m Weinkart«. Diese aber sagte: „Uoroi! Danke sehr! Wir trinken N' setzte die Tante kleinlaut. „So! .... So! ... Wasser lei tungs Wasser! Hier Madame." „Miserable Bande!" Die Gäst«, die seine großartigen Be wegungen gesehen hatten, lächelten und dachten im Stillen dasselbe. Nelly aber fthämte sich in Aber wede? das im Abendblau schim mernde Wasser, auf dem Möven sich mit Hellem Geschrei tummelten, noch Glanz der verlöschenden Sonn« all seine Farbenpracht spielen ließ, noch die im ersten Vorfrühling lnospenden Ufer lonnten sie fröhlich stimmen, denn dieser ganz fröhliche Glanz ringsum hob ihre eig«neEulenhastigleit nur noch greller hervor. Traurig k«hrte sie mit schwand im Zimmer No. 96, das so eng wie No. 0 war. Sie zog sich aus. um sich schlafen zu legen. Aber als sie das Kleid abgestreift hatte, stützte sie Sie dachte an die Leute, mit denen sie zu Tisch gesessen, an die Blick«, mit de nen man sie gemustert, an alles, was sie ausg«standen hatte dann machte sie einen langen Strich unter die ganz« G«sellschast und sagt« bei sich: „Arme L«ut sind mir lieber!" Sie betrachtete ihre zierliche Gestalt, die in dem rothen Flanellröckchen noch zierlicher aussah. „Weiß Gott, ich muß wohl blind sein, aber ich mich durchzukämmen. Da fiel ihr Blick auf das schwarze Kleid, und es kam förmlich ein heiliger Zorn über sie. „Dies ekelhafte Kleid ist Schuld da folchem Stoff kann eine Viehmagd sich schön machen, abet nicht ich. Meine Mutter Ntzrd auch Wohl nicht solche Kleider getragen haben. Ick zeige mich nicht noch einmal damit im Speise saal. Mag es koskn, was «s will, und je theurer, desto lxsser, ich werde der Tante «in neues abtrotzen." Dann blickt« st« durch's Schlüssel loch und b«merlte, wie Tant« Ida im Bett lieg«nd «In große« Bucki umblät terte. Auf d«m Nachttischch«n stan^ ver der furchtsamen Dam«, Den mit zerstoßen«m Pfeffer gewürzten Tabak wollte sie dem Einbrecher, der über kurz „Aha," sagte Nelly b-i sich, „Tante Hoffentlich "h°ctt Cl'aufge^' ihr Schmuck für Asche, und Freudenöl für Traurigkeit, «nd schöne Kleider sür ihren betrübt«« Geist geben." 'Ohne anzuklopfen, schlüpfte sie leise ins Zinnn«r. Entf«tzt fuhr die alt« Dame in die Höhe und griff schon nach der Tabaksdos«, doch als sie ihre Nichte bemerkte, schlug sie hastig die Bibel zu, auf d«r geschrieben stand: Coutobuch. Nachthaube hin und h«r; ohne ein Wort zu sagen, starrte sie das junge Mädchen an. j A e Ab«r diese sprach kein Wort. Nur wenn sie sagen wollte: „Hinaus-, hin aus mit Dir, Anführerin!" dazu flog ihr Kopf nach allen Seiten wie eine Wetterfahne, mit d«r die Winde stie len. Keine Antwort kam. Nelly war ganz verwundert. Sie wollte schon sagen: „Liebe Tante, laß Dir doch nicht den Verstand stille st«ben, halt lieber den Kopf still, das wäre gescheidter."' Da fiel ihr Blick auf das Wasser- Tant«S Zähn«! Und mit einem Male begriff N«llis, vcm weisen Reden überfloß, jetzt plötz lich stumm war,, Tante hatte falsche Zähne! S 5 d 112 d Zimmer rasen und dazu singen mö gen: „Meine Tante hat falsche Zähne! Mein« Tant« hat falsche Zähne!" Aber die alte Jungfer hatte mit ent- Doch als sie sich tief unter die Bctt- Augen traten. Tante Ida hatte falsche selbst in den verstaubtesten Winkeln etwas Fröhlichkeit glänzte. Aber Nelly war nicht fröhlich. Ihr Gemüth schwankte zwischen- Vaters im Garten oder in Zko-. !Zki Lebens. Ihr leichtes Blut sträubte sich dage des „Vereins gegen Armuth Bettelei" war. Alles in allem war sie nicht s«hr erbaut von ihrer Tünte, und nem tauben Nußtern, der. auf einen Felftn gepflanzt, mit Essiq begossen wird, woraus sich dann freilich nicht viel Gedeihliches entwickeln kann. Wenn Nelly so auf und ab trippelte, tauchten oft seltsame Vorstellungen in ihr auf. Sie bildete sich ein, duß ein reicher Onkel aus Amerika ihr sein Vermögen vermachte, oder daß sie plötzlich das »roß« Looi gewönne. Und dann—wenn sie Geld hatt« dann sollt« eS ihr durch die Finger fliegen, heidi? Sie war gewiß nicht Übermäßig zur Ner- beanlagt. Aber das ewige dazu am besten aus. Wie et» Hungri ger sich nach nichts mehr sehnt, als sich mal gründlich satt zu essen, »sinnlich sich den Magen z» verderben, 112» wurde es mit der Zeil ihre liebste Vorstellung, in einen großen Geldbeutel hineinzw wie Häcksel »ird Spreu. griff des und Auf trete» die Erfüllung aller Sehnsucht. In ihrem Mädchenlops stapelten, Klei »nd sagt«: „Was hilft das alles! Ich höre, und daß ich mir von meiner Tante alles gefallen lassen muß. Das Stescheidtest« wäre, singe mein Leben vernünftige Gedanken in dermKops des achtzehnjährigen Mädchens., Die thö richten Einfälle kamen sehr leicht hei,- angeflogen. Die vernünftigen Vorsähe aber mußtest« erst mühsam zusammen brauen, und wenn sie sie auch glücklich fertig brachte, so wurde ek, doch eine recht bittere Medizin. Denn immerhin war Nelly ein Kind ihrer Ntern und beit. Nichts ist ein besserer Nährboden für den Bacillus Liebe als «in ttouriget' Herz. Ohne «S zu m«rl«n, hatt«. Nell» schon die schönst« Reincultun «zogen. Denn das Ende aller Kämpfe und Pläne war der Wunsch: wenn, nur käme! träumen. Unter ihr planschten die Mulichen Willen. In der. Ferne erhob sich das schattendunlle Massiv des. Ilent 6u dessen w«iß« Eisnadeln im h«ll sten Sonnenglanz blitzt«n. Udd am Ufer, als Abschluß hinter-den Villen und Palästen, lag in trotziger, Schön heit mit Mauern, so dich wie man nur in eisgrauen Zeiten sie baute, das Schloß Chillon., die berühmte Pilger stätte aller Fremden. Nellys Blicke-aber schweiitcnmach der anderen Seite, hin, weit übenden S«e spieg«l. Dortt,ww«r-in uftrtosem Bo gen mit dem Blau des Himmels fast verschwamm, am Kelchrand dieses gro ßen Füllhorns mußte Genf liegen . .., Und dort wohnte er, den sie so sehn süchtig herbeiwünscht«. Sie dachte an das Versprechen, das er ihr einst gege ben: „Wenn das Leben dir mal weh, thut, dann ruf? nur.mich! Ich helfe dir." Ein heiße? Verlangen überfiel sie,, blau«Morg«nlust der fernen unbekann ten Stadt zu den Hilferuf, zu s«nd«n: „Peter komm!! Ich sehne, mich nach, dir!" Aber er!' Ev hatte sie gewiß verges sen. Sie hatte ihm nmb auf der Reise geschrieben, daß sie mit! ibr«r Tante nach Montreux ginge. Doch jetzt war keine Antwort, gekommen. Er mußten sie ganz und gar wrg«ss«n haben. Trotzig und voll bitterem Weh' schaute sie hinab. AK di? Schönheit z)». ihren Füß«n. die, Pracht der Menschen-. Hände und d-rr Natur wünschte sie zum, Teufel. DaS ganze Montreux sammt dem Hotel Millesleurs und all seinen, Gästen tonnte ihr gtstohlen bleiben. Das Ein« aber mächte ich, dachte sie und schlug, mit Ar« kleinen Faust, aus die Fensterbank. Jetzt möcht ich mit dem> Peter unterm Apfelbaum liegen, und er müßt« mir eine Geschichte evzäh' l«n! Wähnend dieser Zeit machte Tante Ida «in« sehr Bekannt» schaff Abends pflegte fi» sich mit Nelly iir den Salon zu setzen, um das Leipzig«? Tageblatt z» lesen. Der kleine Raum war vollgepfropft wie eine Schiffst»? jüt«. Viele Engländerinnen saßen um» der, die ihr« Knie oder zwei Millimeter Tischkank -lS Unterlage zu endlosen Brief«» benutzten. So verschämt als möglich faltete das alte Frä-kein ihr enormes Vlatt «ls »inander und wollte sich gerade i» die Familienanzeigen vertiefen, als sie sah. , wie drüben auch «ine Dame ihre Zei tung axshißt«. Doch «h« dies« M lesen begann, zog sie ihr Taschentuch hervor, um sich zu schnauben. Es zaK einen mächtigen Ton, wie von er»« ver stimmten Trompete. Der ganze verschlafne Salon fuhr auf »nd blickte auf di» die mit schiefem Kopf wirein rschte» Häuf chen Unglück dasaß. Tante Ida aber fühlte ihr Herz schlagen, und ihr Sopf fing lebhast an zu wackeln, denn die Zeitung dieser an deren war auch da« Leipziger Tage blatt! Sie stieß ihre Nicht« an und sagt« leise: „Betrachte doch mal diese sympathi sche Dame!" „Ja, sapperlot", dacht« N«lly, „was ist denn das für 'ne alte Thran lampe!" (Fortsetzung folgt.) Verliebt. „Hast gesehen, wie verliebt er mich angesehen hat?" „Hat da» nicht Deinen Brillanten gegolten?' Jür die Küche. ! Glühwein. Zu einem Pint Wasser locht man sehr langsam ein« halb« Stunde 125 Gran ganzen Zim met, die Schal« eine Citrone und acht Gewürznelken. Hieraus gießt man zwei Flaschen guten Rothwein hinzu, süßt das Ganze mit einem Pfund Stückzucker und deckt den Glühwein fest zu. Nun stellt man den Tops in sie dendes Wasser nur s» lange, bis die Mischung zum Kochen kommen will, und- s«iht dieselbe dann durch. Ser virt in der T«rrine, und wohl zugedeckt bringt man ihn zu Tisch. Rouladen v»» Kartof fel man einiViertel Pfund Vuttw mit drei Eidottern und «inem ganzen Ei schaumig gerührt hat, mischt man longsam «in halbes Psund Tags zuvor gekochte, geschälte und geriebene, recht mehlige Kartoffeln. 2 Unzen Mehl,,«twas Salz und g«stoßene Mus katblüth» hinzui Auf einem mit Mehl bestreuten Brett formt man mit der Hand klein?' gleichmäßige Rollen, kocht dies« in leichter Brühe aus fkl«isch-Ex trakt «inige Minuten, läßt s« gut ab ttopfen, legt- sie auf eine Schüssel, be streut sie dick mit geriebenem Parme sanläse,übergießt sie,mit brauner But ter und giebt siezum-Fleisch. S p i n Der gut verlesme Spi nat wird in Salzwasser weich gekocht, auf ein Sieb gethan, mit kaltem Wasser überspielte und. gut ausgedrückt, um daraus gewiegt zu werden. Indeß rö stet man MeHl in Butter lichtbraun, «rkocht Viescmit Heller Kraftbrühe zu sehr dicker Same, giebt 2 Löffel Ma deira, 2-Lösfel dicki süße Sahne, etwas R e Zuck«r, «in«r- Viertel Unze. Maismehl, «in Choudeau geschlagen, welches mit tiner halben Unze ausgelöster Gelatine ver mischt, in Eis. gestellt und, w«nn «s kdlt, geworden ist, mit dem steifen Schnee von 3 Eiweiß vermengt wird. Auch ausgekernte.» Apfelsinenscheiben hat ma» in der Zeit stark gezuckert. Ist Reis und Weinschaum kalt, spült man eine glatte passende Form mit Wasser ltichtaus, füllt! sie. abwechselnd mit Reis.mrd Slpfelsinenscheiben und Wein schainn, wober Reis die erste imd letzte Schicht bildeniiiufj.,stellt sie iw Eis und stürzt, di« Speise vor denn Anrichten. Man servirt sie,ohn« Sauce: Gebackener K,a I S's zu n g«. Eine Kalbszunge,, Suppengiiuüsi, drei Viertel, Quart g?salz«nes! Wasser, 9V Gran Fleisch - Extrakt, I Ei, 76 Gran M«hl, gerieben«! Semmel, 2. Utizen Butter,, 2 Sardellen und 1 Theelöffel Kapern-., Die Zunge wird überbrüht, gereinigt'und in denf gesal zenen Wasser? in welchem. dirs Fleisch- Extrakt ausgelöst'wurde, unter Hinzu fügen d«S Supptngemüfes gar g«kocht. Nachlsm sie enthäutet, schneidet man di» Zunge d«nLiinae nach durch, wen det' sie in d«in zerschlugen« Ei und in d»r geriebenen Ännmel um-, brät sie in der vorher gut aeöriiunten Butter von erwärmte SchiMll Di» eingedickte BÄiye- wird zw der Butt« gegossen, 2 Minuten durchgekocht, dann mit einer Messerspitze Mehl, sämig gemacht und diese Sam« iwer die Zunge gegossen, welche nun mit Kapern, Sardellen oder auch mit Wasser gekochtem Blumenkohl zarmrt wird. Kartofff»l!n mit saurem Kahm. Man schält gut gewaschene, rohe Kartoffel» und schneidet diesel ben in Scheibchen, brüht sie und läßt sie auf einem Sieb abttopfen. Nun legt man sie- schichtweise in eine gebut terte Form »nd übergießt sie mit fol gendem: «itr Pint saurer Rahm (Sah ire) wird gut gequirlt »nd alsdann mit »inev halben Tasse geriebenem Parme sanläse vermengt. Diese Flüssigkeit muß die Kartoffeln l!»app bedecken und kommt, die Form fest verdeckt, in einen heißen Ofen. Die Speise ist fertig, wenn der Rabm eingezogen ist und die Kartosftkn weich, aScr noch seucht sind. L«t»r auf schottische Ma- Scheiben »on Leber (Kalbs-, Rindt-. Schöpsen- oder Schweinsle ber) «erden «ntsehnt, in etwas Mehl und wrnig Se»mellrume» gewälU unk dann mit Zwiebelsch«ib«n in stei gender Butter gebraten. Sind sie gar, sc» »immt man sie heraus auf einen er»«rmttn Trier, bratet ganz schnell Scheiben von sogenannter Schinken- Wurst oder Schinken (i« 2—4 Minu ten) darin gor und richtet dann Leb«r »nd Schinkenscheiben kreuzförmig in. indem ma» die kräftig schmeckend«, mit ganz Nxvig Wasser losgekochte Sauce in die Mitt« d«r flachen, rund«n Schüs. sel gibt. Frikad«llen. Fl«ifchüb«r. Reste w«rd«n mit Zwiebeln oder mit P«t«rsNi« recht fein gehackt, dann eini ge Eier, Salz, Nelken und Muskat, «t -wo» abgeriebenes, in Butter gelb ge macht«« W«ißbrod nebst Braten- oder Fleischbrühe damit verarb«iiet und länglich« Klöße daraus geformt, die man in den seingestoßenen Krusten umdreht; man brät sie in Butter gelk. 3