iIMMIWW. Roman von L. Haivheim. (lv. Fortsetzung und Schluß.) «Halt! Halt! Bleiben Sie! Ulrich! Ulrich! O mein Gott, mein Gott!" rief es, und ehe irgend Jemand begriff, was vorging, lag Willa, die «ine der Letzten des Zuges gewesen, halb stürzend, halb knieend vor dem Mönch, hatte den Arm, der die Flinte hielt, umfaßt und konnte, sprachlos tonlos stammeln: „Ulrich! Mein Ul li chi'' ide „Du auch? Du auch? Mit ihm?" „Das ist nicht Ihr Platz. Baronesse! ness^—" ganz außer sich Ulrich von Klarenberg. „Nein, nein! Ulrich! Deine Ehre ist wieder rein! Höre mich! Es ist an den Tag gekommen! Ruscow war der Anstifter! Sie wissen es ja Alle Alle! Wir haben Dich so lange gesucht und nun? O, Ulrich! Du bist ja gerechtfertigt Du! Und Du stößt mich nun von Dir?" rief Willa, deren letzte Worte in einem Schluchzen erstarben. Aber sie durfte ja nicht schwach sein, nicht jetzt! Während Ulrich sie an starrte, als. künde sie ihm Unglaub liches, als 'wage er gar nicht, ihre Worte zu verstehen und auch der Prinz sie stutzend ansah, zwang sie sich mit sagte energisch: „Die Persidie des Grafen Ruscow hat meinen Verlobten aus der Hei math vertrieben, Prinz!" „O, das weiß Seine Durchlaucht besser als jeder Andere!" rief bitter Ulrich von Klarenberg dazwischen. » Sie ist entdeckt! Der Jockey club hat ihn ausgestoßen, geächtet! Daß Sie das nicht wissen!" „Meine Gnädigste! Ich war zwei Jahre auf Reisen —" „Nun, es ist so! Seit dem Tage, da der sterbende Mitschuldige Ruscows die infame That bekannt«, haben die Deinen, ich, Dich gesucht, Ulrich! O. und warum entzogst Du Dich „Ich wußte nichts,Willa! Ich kann «s noch jetzt nicht glauben, nicht fas sen! Man weiß also?" Klarenberg war so erschüttert, daß er sehr leise, fast tonlos sprach. Er blickte Willa an, als traue er seinen Augen nicht. „Man weiß es, Ulrich! Ach, und nun blicke ein einzig Mal wieder froh sieh' mich —" „Willa! Willa! Gott im Himmel! Ist es denn wahr? Ich halt' es nicht aus! Es ist zu vi«l!" Und roth und bleich werdend riß er seinen Rock auf; da stürzten ihm plötzlich Thränen über die Wangen. ' Das war seine Rettung. Er schlug die Hände vor das Gesicht und bebte wie im Fieber. Längst hatte der Herzog von Hamil- Beglüiter und Willas ganze Gesell- d Prinz sich beklommen um sah, fand er, sie waren allein. „Klarenberg!" wandte er sich be drückt an diesen: „Ich bezweifle nicht, es ist Alles, wie die Baronesse sagt. Ich bitte Sie um Vergebung, daß ich Ihnen Unrecht that." „Ich danke Ihnen! Ja, Sie thaten es! Alle! Alle thaten Sie mir Un recht. Wie ein Verfluchter bin ich durch die Welt gegangen —und da „Mein Gott! Klarenberg! Ber „Ja, ja! Gewiß, Durchlaucht! stießen bringt! O Willa, Willa! Du Dich nicht einmal! Ich, der ich Deine Füße küssen sollte!" ihren Mund tüßte. „Meine Willa, meine Willa! Scho velt!" dachte der Prinz. Dann aber zwang er sich zu seinem gewohnten jovialen Lächeln und sagte mit warmer Stimme: „Meine Herrschaften! Hier ist, scheint mir, nicht der ganz richtige Platz zu weiterem Austausch! Viel leicht verstattet uns der Mönch den Eintritt in seine Zelle? Und wenn ein rauenfuß die Schwelle derselben nicht oetreten darf, so tragen wir unsere Baronesse hinein wie Etkehard die Herzogin Hedwig!" „Auf meinen Händen will ich Dich tragen, meine Willa!" flüsterte Ulrich von Klarenberg und nickte dann dem Prinzen lächelnd zu, mit dem ersten Lächeln, welches sein Gesicht erhellte. Der Prinz nes einen Führer, gab len kleinen Garten gelangten, der an der Thurmseite hin laufend auf einem steil aus dem Meer aufspringenden Felsen sichtlich künstlich angelegt war. „Gesegnet sei Dein Eingang, Willa! Willkommen in meinem Asyl, Durch laucht!" sagte Klarenberg vorange- Willa stieß einen lauten Ruf des Erstaunens, der Freude aus. —Da war wieder das unendliche blaue Meer zu ihren Füßen, und auf dem kleinen Gartenfleckchen um sie herum Rosen, Rosen, überall blühende herrliche Ro sen! Sie zogen sich, in übermüthiger toller Ueppigkeit an einem kunstlosen, «ine Art Veranda bildenden Geländer und dann weiter an dem grauen Thurme hinauf, ein uralter, wun derlich geformter, vom Wetter wie ein Bündel Fäden gedrehter Olivenstamm mit breiter Krone stand seitwärts u.nd Allein seltsame "köstliche'Blüthen'tra gende Kaktusarten bildeten mit aller lei anderen, sichtlich sorgsam gepfleg ten jungen Blumenstöcken und Pflan zen die Flora des ganz versteckten Plätzchens, welches wirklich nur von der schmalen Seite des Eingangs vom Meere aus sichtbar war, während rie senhafte Felsblöcke es nach der Land seite völlig versteckten. Sie sahen Alles nicht gleich, erst spä ter oricntirten sie sich; nur das tolle Blühen in seiner phantastischenUeppig keit siel ihnen auf, denn schon hatte Ulrich die Thür des Thurmes geöffnet und ließ sie eintreten. Kein Flur kein Vorsaal! Nur ein großes, durch zwei kleine Fenster und die jetzt weit offene Thür erhelltes Zimmer empfing sie, ein so behag lich eingerichtetes, wie phantasiereich, mit allerlei wunderlichen Kleinigkeiten ausgeschmücktes saalartiges Gemach, dessen Decke dagegen eine doppelte Lage ungehobelter Holzbretter bil dete. , Stumm vor Staunen sahen der Prinz und Willa um sich. Das war ja trotz dieser Zimmerdecke! hübsch hier! Hübsch, äußerst behag lich! Und da stand «ine Staffelei, dort hing eine Geige, —da war ein großes Regal voll von allerdings ziem lich unordentlich aufgestellten Büchern, sichtlich vi«l benutzt! Da, neben dex Thür, der Schreibtisch, in der einen Ecke des Zimmers »eine Chaiselongue Sessel, «in vollständiges ein faches, aber gutes Mobiliar. Und wie hübsch die Wände dekorirt waren! Korallenzweige, Seegewächse, chine sische Fächer, Straußfedern, Waffen, schöne große Muscheln ausländische netzartige Stosse, Binsenkörbchen von seltenen Formen und großer Feinheit, wunderliche uralte Musikinstrumente Geschmack und sichtlicher Freude daran dort als Schmuck zusammengestellt. Andere derartige Gegenstände und al lerlei chinesisches Porzellan befanden sich auf Brettergerüsten und Eckbört chen, welche mit Stoff überzogen ganz vortrefflich aussahen, ja über den zwei in Nebenräume gehenden Thüren hingen Portieren von Wollstoff, wie ihn die Insulanerinnen selbst webten und der sich hier sehr hübsch ausnahm. Prinz Schönburg wollte scherzend rufen: „Und das nennt man eine Mönchszelle?" als ihm einfiel, wie die ser Unglückliche wohl geschmachtet ha ben mußte nach dem gewohntenLebens conisort, daß er mit solcher Mühe und solchem Fleiß sich dies Alles selbst ge schaffen. Eine moderne Robinsonade. Er schwieg gerührt und wandte sich dem gut gemalten Bilde auf der Staf felei zu, welches eine einsame Felssce nerie aus dem Deserto darstellte. Er hatte gesehen, wie Ulrich vor Willa auf den Knieen lag und leiden schaftlich flüsterte: „Willa! Willa! ist es denn Wst Du Und Willa beugte sich zu ihm,^kUßte men und sagte ihm auch, seine Mutter sei hier. Der vergnügte Lebemann vor dem Bilde aber wischte sich verstohlen mit dem Finger eine Thräne aus den Au gen. Endlich, nach einer ganzen Weile, als die Beiden sich ganz zu vergessen schienen, rief er lachend Willa zu: „Ich bin wahrhaftig der diskreteste aller Freunde, meine Gnädigste, aber und durstig na, da fehlt schon jeder zutreffende Vergleich! Sollte dieser liebe Klarenberg denn lediglich von sein!" ist das Einzige, was ich habe und eine Flasche Wein wird sich wohl auch sin- T bat der Prinz, zu Willa tretend. Er dachte, es sei besser, jedeAblentung von Willa suhlte auch seine gute Absicht. Sie berichtete ihm im Fluge hörten selbst die Angelegenheiten des Jockeyclubs auf. zu ihm zu dringen,— sogar an Briefen hatte er Mangel ge litten. ten mir so," sagte er. Es dauerte «ine Weile, bis Ulrich Klarenberg witder kam. Sie plau derten Willa freilich mußte sich dazu zwingen. „Glauben Sie mir, meine Gnädige," meinte der Prinz in seiner, immer den Scherz in die ernste Situation ziehen den Weise, „Sie wünschen mich zwar vielleicht jetzt ins Pfifferland, das fände ich wenigsten? recht natür lich, aber gut ist es doch, daß Sie und Klarenberg sich zusammen nehmen müssen!" „Ich habe nur freundliche Wünsche für Sie, Durchlaucht, und Sie sind sicher im Recht, wir würden alte Wun den aufreißen und in unseren Schmer zen wühlen. Es ist besser so!" sagte sie zustimmend. Dann aber sprachen sie davon, wie tief die Spuren dieser Jahre in Ulrichs Züge sich gegraben. „Ihre Liebe macht ihn wieder jung, und mein Wort darauf, man wird ihm ein Recht hat. Aber das wäre nur Pflicht, jeder wird, wie ich, das Gefühl haben, ihm zu zeigen, daß wir Alle froh und glücklich sind, ihn wieder den Unseren zu nennen." Klarenberg trat wieder ein. Er hatte sich rasch umgezogen. „Ich bin diesen Rock gar nicht mehr gewohnt," sagte er, „das Ordenskleid ist bequem und es schützte mich besser wie jede andere Vermummung. Dem excommunicirten Mönch blieben die Meisten in abergläubischer Furcht fern." Er sah noch immer blaß und erregt aus ergriff öfters Willa's Hände, als wolle er sich stets von Neuem über zeugen,daß er nicht träume, und fragte tausend Dinge durcheinander in fieber hafter Hast. Dazwischen versank er in minuten langes tiefes Schweigen; man sah ihm an, er blickte rückwärts! und dann raffte «r sich auf und murmelte: „Gott sei Dank! Endlich! Also doch noch! Ich hätte es dicht geglaubt." Und. zwischendurch zog er einenTisch in die Mitte des Zimmer, holte Tisch zeug und breitete es in fieberhafter Ge schäftigkeit darüber, trug selbst Teller und Löffel u. s. w. herbei, und als Willa ihm helfen wollte, wehrte er ihr: „Laß, mein Engel, Du siehst blaß aus! Ich' bin gewohnt, Alles selbst zu thun! wenig?onsortabel gemacht!" Er setzte und legte alles Tafelgeräth geschickt an den richtigen Platz und er zählte, er habe nur einen siebenzehn jährigen Burschen zu seiner Bedie nung, der ihm Koch und Stubenmäd chen, Gärtner und Wäscherin sei und den er auch Abends oft bei sich behal „Man kann ohne ein menschliches Wesen zur Gesellschaft nicht leben, wenn man nicht Gefahr laufen will, wahnsinnig zu werden! Ich habe den erzählte er dabei und dann ging er in das Kärtchen, brach seine schönsten Blumen ab und schmückte den Tisch da mit. Darauf kam er wieder zu Willa. „Ich möchte immer neben Dir sitzen. Deine lieben Hände halten, Dich anse hen, aber ich bezwinge mich, Du bist so zart, mein liebes süßes Herz, Du bist von all' dem Kummer krank; ich darf Dich nicht noch mehr aufregen. Du mußt Wein trinken und essen," fiel ihm plötzlich ein und nun lief er ungedul dig in die Küche. Endlich war die Fischsuppe fertig und der Bursche ein hübscher brau ner Junge sauber in seine Landes tracht gekleidet, trug sie auf Tellern „Das ist ja famos! Das ist ja wie in einem Restaurant ersten Ranges!" rief der Prinz jubelnd „Austern da rin! Seekrebse! Servirt. wie siir die kaiserliche Tafel! Und Teller mit Goldrand! Na, dieser Ascet! Und — nein, das ist aber geradezu brillant! Das ist eine Fischwppe nach einem Re zept des Sie's nur, Klarenberg, Sie haben es irgendwo hier in einer dieser Höhlen gefunden?" Die Fischsuppe war in der That kalter Lammbraten fand sich auch noch Klarenberg selbst aß keinen Bissen; aber er legte seinen Gästen das Beste vor und sorgte ängstlich, daß Willa aß. „Wie ein Märchen ist mtr's, daß Du hier sitzest! Heute Morgen noch war das Leben eine öde Wüste für mich und jetzt —!" ..Glück auf Klarenberg! Möge das Schicksal gut machen, was es an Ihnen zweifle nicht daran!" trank der Prinz ihm z htt k einen anderen Gedanken, als den an Willa. Seine Blicke verließen dieselbe nicht, leise sagte er ihr: „Du warst Nach dem Essen führte er sie an sein Lieblingsplätzchen. Es war dies «in Felswinlel mit einem von der Natur kalten. Hierher brachte der Bursch« echten Mokka in kleinen türkischen Täßchen, und Ulrich Klarenberg er zählte ihnen, wie er hier in Sturm nächten gestanden undaus das wüthend zu ihm empor brüllende Meer hinabge blickt habe, wie es seine Wellen immer höher und höher ihm hinaufgeschickt, rang mit tausend Dämonen; die mir zuriefen» »Mach' ein Ende! Komm'!" „Ulrich! Ulrich!" „An Dich dacht' ich eben, Willa! Du hattest mir zugerufen: „Lebe! lebe! Es wird an den Tag kommen!" Ach, ich hoffte das längst nicht mehr und lebte doch, weil ich es Dir versprochen!" „Aber wie war es möglich, Klaren berg, daß keine Nachricht Sie erreich te? Man hat Sie aufgerufen in der ganzen Welt!" te, fand ich nie und nirgend Ruhe!" Als Sie mich als ich hierher kam, Durchlaucht, da hatte ich Ihnen ange sehen, ich Ihnen noch ein „Sie Armer!" „Ja, es war ein elendes Dasein! Keine Macht des Himmels kann mir diese Jahre ungeschehen machen!" sagte Klarenberg düster. Sein Bursche trat ein und meldete, «s sei ein Boot für den Prinzen ge „Und nun zu Schiffe, Klarenberg, zu Ihrer Mutter!" mahnte Se. Durch laucht, welcher das Boot bestellt hatte men. Willa sah sich, als sie in dasThurm gemach zurückkehrten, dort ringsum, als wolle sie sich Alles einprägen, „Du bist hoffentlich nicht zum ersten und letzten Male hier, Willa," sagte wieder?" „Ich gehe hin, wohin Du gehst, Dein Land ist mein Land und Dein Gott ist mein Gott!" erwiderte sie. „Ja," sagte sie nachdenklich; „nun kann ich wieder an einen Gott glau weg hinab, wo Ulrichs Se gelboot lag. Er befahl seinem Diener, es ihm nachzubringen und sprang dann Zeitung zusammen, die eine Mitthei lung brachte, welche ihn ganz außer ordentlich aufregte. Sie lautete fol gendermaßen: „Der in weiteren Kreisen allgemein bekannte und wegen Infamie aus den Clubs der höheren Gesellschaft ausge stoßene Graf R. ist in Th. wegen ver suchten Lanbesverraths verhaftet. wendet hatte/ihm für eine größere Geldsumme gewisse Pläne und Infor mationen in die Hände zu liefern, ging ser Ruscow. Gestern erst hatte er Hetta von Feld kirchen gesprochen, die bei ihrerßückkehr pasfirte und Ludwig an den Bahnhof bestellte, um Nachrichten von Willa zu erhalten. den unglückUchen Rusczw ruinirt, sie hat ihn ins Elend gebracht, sie ist an Allem schuld! Und nun gar mit die sem blutjungen Fant, dem Mr. Mor ris, durchzugehen! Falsch ist sie wie eine Katze! Keine Ahnung hab' ich von ihrer Liebschaft gehabt, weg war sie mit ihm! Ein Skandal ohne Gleichen. Sie ist nicht mal von Rus cow geschieden." Er hatte sich gestern über das Ge rede bitterlich geärgert, aber er war mit allen Anderen längst dahin gekom men, Tante Hetta für unheilbar in Bezug auf Ruscow zu halten. Jetzt packte er in schadenfroher Hast die Zei tung zusammen, legte Kreuzband da rum, adressirte sie an das Stiftsfräu lein Baronesse Hetta von Feldkirchen und schickte sie sosort in den Post kasten. Er war aber noch immer nicht wie der in sich zur Ruhe gekommen, als ihm eine Depesche gebracht wurde. „Hesperia? Es war der Mutter doch nichts geschehen?" Er las sie, las sie wieder und sank wortlos darauf hinstarrend in seinen Sessel. »Ulrich gefunden! Höchste Selig- keit! Komme sofort, um die stille Hoch, zeit der Beiden mitzufeiern. Deine glückliche Mutter!" brachte ihn zu sich selbst. „Ulrich gefunden! Seligkeit! Hochzeit!" Er schlug die Hände vors Gesicht. „Willa! Willa!" stöhnte er in maß loser Qual. Dann aber erhob er sich nach einer Weile; sein Gesicht war feucht von rüber und trat ans Fenster. „Du sollst nicht begehren —" klang es ihm plötzlich durch den Sinn. „Du sollst nicht begehren Deines Bruders Weib! Ein Elender wärst Mann!" che jedes unvorsichtige Wort wieder „Sein ist sie!l Ich begehre ihrer nicht! Aber sehen will und darf ich sie nicht!" sagte er sich endlich, ganz müde und matt. Dann schrieb er erst die Rückantwort auf die Depesche: „Got tes Segen über ihn und sie! Haltet kommen, erwarte Euch Alle hier in Ul rich's Erbe." „Und nun ist es Zeit, daß ich ihm Der Reverend Mr. Feliwis, des Herzogs Schiffskaplan, traute zwei Wochen später Ulrich von Klarenberg und Willa von Feldkirchen. Das Hochzeitsmahl war das letzte, welches der hohe Herr mit feinem Freunde, dem Prinzen und den bei derseitigen Begleitern auf der Insel der Glückseligen, wie sie das kleine Ei land scherzend nannten, einnahm. Die sämmtlichen Kurgäste von He speria waren als Hochzeitsgäste gegen wärtig und in demselben Grade, wie sie sich für das junge Paar inid dessen Geschichte intercssirten, waren sie auch dankbar für die unendliche Fülle von Unterhaltungsstoff. Die bleiche, zarte Willa sah ent zückend schön und jugendlich frisch aus in der freudigen Stimmung und mit dem heißen Roth auf ihren Wangen. Und Ulrich? Die Insulaner woll ten es durchaus nicht glauben, daß dieser stattliche Mann mit dem klaren, festen Blick und der geheimnißvoll« Mönch, den sie so sehr fürchteten, die selbe Person sei. Andere flüsterten, er sei wohl dieselbe Person, aber er sei ein geweihter Mönch und um der schö nen Dame willen aus dem Kloster ent flohen, das könne nimmer gut gehen. Dennoch tranken sie Abends sammt und sonders den Wein, den Frau von Klarenberg ihnen mit unbegrenzter Freigebigkeit zu schenken befohlen hat te, und konnten sich nicht genug thun im Wiederholen der Schilderung der Trauung. UlriK und Willa hörten nichts von all' diesen Reden und all' dem dengeschrei. Sie waren im Boot still nach dem Türkenthurm hinaus gefah ren; standen jetzt, sich zärtlich um schlungen haltend, in Ulrich's kleinem Lug-ins-Meer und blickten schweigend Friedlich lag es in unabsehbarer Weite, vom Vollmond mit silbernem Licht übergössen und ganz in der Ferne schimmerten die weißen Segel der her zoglichen Yacht. (Ende.) Vom Kasernenhof. Un terossicier: „Lehmann, machen Sie doch wenigstens einen Versuch, daß Ihre Visage einem Gesicht ähnlich sieht!" In der Schule. Lehrer: „Welcher Mensch ist wahrhaft glück lich?" Schüler: „Der Herr Lehrer, wenn er Abends beim Schoppen sitzt." Nahendes Gewitter. Grobheiten, wie Sie mir eben gesagt haben, muß ich mir aber für die Folge verbitten, Sie behandeln mich ja gerade, als wenn ich Ihre Frau wäre!" Vor Gericht. Vorsitzender: „Räumen Sie ein, die Privatklägerin „einen alten Drachen" genannt zu ha ben?" Angeklagter: „Ja! Doch bitte ich, als Entlastungszeugin die Privat klägerin vorzuladen!" Vorsitzender: „Wie? Die von Ihnen beleidigte Pri vatklägerin?" Angeklagter: „Ja! Wenn Sie die sehen, dann müssen Sie mich freisprechen!" Fe st e n t s ch l o s s en. Braut- Sie meine Tochter heiraten? Ueberle gen Sie sich die Sache noch sehr genau,, andere Leute haben das auch geglaubt und nachher gemerkt, daß sie sich sehr getäuscht hatten." Bewerber (sehr verschuldet): „Ach nein, iH glaube nicht, daß ich mich täusche, ich habe mich vorher ganz genau nach Ihnen erkundigt!" Pas Alpen-Plttblatl. Einmal in die Alpen und nicht wieder! Das sage ich Jeremias Besen binder, wohlbestallter Lehrer an der zwanzigsten Bezirlsschule! Wir drei sind gemeinsame Stamm tischgäste im „Grünen Laubfrosch": Privatus Kniebein, Steuerkanzlist Wohllebe und ich. glück. Kniebei» kaufte ein Exemplar der „Wörishöffer Blätter" unv nun war die Sache fertig. Während wir stian Kneipp, und nun sustgehen, Kniegiissen und Kathreiners Malzlassee bei ihm nicht mehr auszu murrend zwar, aber er gehorchte. Und mich packte er beim Ehrgefühl, denn er meinte, BezirlsschuUehrer seien nun einmal so eingefleischte Anhänger des Alten, daß sie sicher den Segen der Na turheiltunde mit fleischloser Kost nie türlich wallte mem Bezirksschullehrer- Herz empört auf. Und ich rief: „Was Ihr tSnilt, kann ich auch!" weiche Gras in Frag« kam, ging's ja auch recht schön. Tann kam eine Halde. Wohllebe, der voran ginH, hatte sich „Wörishöffer Blätter" schimpfte wie Er Hätt'S mit dem Rathe dcs^Alt vor einer Schmarre gerettet, die ein aus sein Gesicht geschleuderter Holzlöffel sicher versprach. Als er aber nun hös- HerculeS in der Tracht einer Almerin. Im Uebrigen hätte er nun völlig genug von jeder Alpenreise. widersprachen wir. Jedoch schon am nächsten Tage empfing unsere bereits aus ein tieses Niveau gesunkene Alpen leidenschaft ihren Todesstoß. Wir wa ren eine nicht sehr hohe Wand empor- Emporklettern lein« großen Schwierig keiten gemacht hatte. Aber sie war glatt und es war der Rückweg auch ih nen nur dadurch möglich, daß man sich sanst aus ihr „hinabschurren" ließ. Ich machte den Anfang. Das ging ganz gut. Ich kam völlig heil an. aber meine Unaussprechlichen lädirt und meine Aermet »erloren ihre Ellenbogenstellen ganz. Aehnlich so ging's dein Stcurrkanzliste». Aver der gute Kniebein kam aus der Rich tung unt» kellerte seitwärts ab. Es dauerte eine Viertelstunde, ehe wir «lle Löcher in seinem Gewände zusammrn gezählt hatten. Nein nur fort aus den B»rgen! großen Alpenhotels «in paar T«ge re stauriren. Ra, und dann kir wieder zu lich fühlen, wenn sie wüßten, wie vie l«m Unglück sie entgehen. I?ür die Küche. Weißkrautsuppe. Man? giebt einen feingeschabten Kopf Weiß kraut in eine Pfanne, worin man ein Stück Butter zerlassen und streut dann auf das Kraut etwas Salz, einen gu ten Eßlöffel voll Mehl und einige in Scheiben geschnittene Zwiebeln und läßt dann Alles unter stetem Wenden so lange braten, bis es braun ist. Die ses so zubereitete Kraut gießt man Wasser an und kocht das Ganze noch einmal auf. Es schmeckt sehr gut, wenn man in der zum Angießen ver- Rauch fleisch mit K saftig bleibt. Unter der Zeit bereitet Nelken weichgekocht und^weggestelk. Ist das Fleisch weich, zieht man das Schwärtchen ab und schneidet es recht eine Erbsensuppe durch Zusatz von Erbsmehl und einem Viertel Kaffee löffel Fleifchextract. Nachdem die Russischer. Salat. Ein Pfund Kalbsbraten, ein halbes Psund man von Haut und Gräten befreit hat, zwei gut gewässerteHäringe, zwei, saure Gurken, vier Löffel Perlzwiebeln und ebensoviel« Kapern werden möglichst gleichmäßig geschnitten, in Würfel ode» feine Streifen, und dann vermischt. Vier Eier werden sodann hart gekocht, die Dotter werden fein gerieben und mit zwei roh«n Eigelb vermischt; «ine Tasse feinstes Tafelöl, weißer Pfeffer zwei Theelöffel Tafelsenf, etwas Ci tronensaft, eine Pvise Zucker und etwas Weinessig wird zu einer dicklichen Sauce gerührt, mit dem Eigelben gut verarbeitet und dann mit den übrigen Zuthaten vermischt. Dieser Salar muß einige Stunden stehen, um durch zuziehen; während dieser Zeit muß man ihn einige Male herumschütteln. Beim Anrichten verziert man ihn mit Sardellen, Mixed Pickles, Rothrüben. Eiern und Kapern. König s b e vg « r Klo ps. Drei Theile gehacktes Rind- und eil» Theil Schweinefleisch wevden mit einer gerie benen Zwiebel, zwei bis drei entgräte ten und gewiegten Sardellen, sowie mit einem in Wasser geweichten Weißbrot, einem Eßlöffel voll geriebenerSemmel, etwas Pfeffer, abgeriebener. Citronen schale, einem bis zwei Eiern und, wenn nöthig, noch etwas Salz vermischt und zu runden Klößchen geformt! Hi«vauf röstet man zwei Löffel voll Mehl in reichlich Butter hellbraun,, fügt, etwas Wasser, einen Löffel. Essig- zwei. Löffel Wein, einen Löffel feinen Senf, eine gehackte Zwiebel, 4 Sardellen, einige Pfeffer- und Pimenttörner, Kapern und ein Stückchen Zucker. hinz,u, läßt alles einmal aufkochen und dämpft dann die Klopse gut, zpgedeckt eine halb« Stunde darin. Gebratene G-irn s e t«b ev. Mehrere schöne Gänsflebern wässert man einige Stunden« in Milch, zer schneidet sie in fingerstarke Scheiben, bestreut sie mit Salz und Pfeffer und wendet sie in Mehl und daraus in Ei und geriebener Semmel. Di« Leber scheiben werden iw steigende» Butter schnell gebraten, die Butter mit kräf tiger Bouillon aus Fleifchextract ver kocht und über, die Leberscheibcn ge gMen., Ha in b u r A. a l s u p p e. Die se Suppe erfordert, «ine sehr kräftige, von Rindfleisch, einem alten Huhn langsam gelochte., mit Fleischextract abgeschmeckte BomSon. Ferner einen Aal. von 3 bis. 4 Pfund, der abgezo gen und aus den. Gräten geschnitten, in zweifingerbreiteScheiben getheilt wlrd, welche man in. wenig Wasser und Es sig. mit Zwiebel. Salz, G«würz, einem Lorbeerblatt, »tnd etwas Salbei, gar lacht. Weitn bedarf es einer Pfund büchse Brechspargel, ebenso viel grü ner Erbsen- und eines guten Theil-s seinwiirfelig geschnittenen Wurz.'l geschälte, und entkernter Birnen mit etwas Rothwein. Wasser und Zucker weich wid schwitzt die verschiedensten Kraut«, als: Petersilie, Selleriekraut, Portnla-lt. Majoran. Thymian. Ba silikum, Salbei, Psesserkraut und PiinMell«. fein g«viegt in Butt-r. Nachdem olle diese Bestandtheile der Reih« nach hergerichtet wurden, berei tet man ein Brauamehl, rührt es mit der Bouillon unk der vollkommen ent fetteten Aalbrüh» klar, läßt die Suppe mr« halbe Stunde koch«n und thut nun den Aal nebst den angegebenen Zutha len hinein, mit Salz und Muskatnuß abschmeckend und zuletzt Schwemm- Nößchen hinzufügend. Naiv. Backfisch: „Mama läßt um das Lied: „Es liegt eine Krone im tiefen Rhein', bitten!" „Wollen Ti es mit oder ohne Begleitung?" Back fisch: „Aber mein Herr, was würde Mama sagen, wen« ich mich begleiten ließe!" 3