2 Kindliches Vertrauen. vor einigen Tagen hatte sie den Eltern während d«s Mittagessens erzählt, sie habe um vier Uhr noch ein paar Com» sitzen müssen. Ihr Vater hatte sehr fände, daß sie so oft ungezogen war in der Schule. Aber daß sie deswegen log, das fand er noch viel unangeneh mer ; und es war auch so feige. Wa rum hatte sie denn eigentlich gelogen? Ja, warum? Als Trudchen Nach mittags um halb fünf noch immer in der Schule war und unter Aussicht oer Lehrerin ihr Strafpensuin kritzelt«, sa hatte sie plötzlich «inen furchtbaren Schrecken belomni«n. Sie hatte nun in dieser Woch« schon zum dritten Male Strafe; Vater war streng, sehr streng, und am Sonnabend war ihr Geburtstag; sie wurde zehn Jahre. Visionen kindlicher Schreckgespenst? stiegen vor ihr aus. Wenn sie sich nun des Abends keinen Besuch einladen dürfte? Oder wenn sie die schöne schwarzledern« Schulmoppe nicht be käme, die sie sich so lange schon ge wünscht? Sie fand selbst, daß sie das Alles eigentlich garnicht verdiente. Aber sie war klug genug gewesen, das nicht fragt, warum sie denn eigentlich gelo gen habe. Sie hatte nur die kleine» fchmalen Achseln gezuckt und ihn sehr reuevoll angeblickt. „Nun", hatte ihr Vater gesagt, „nun ist übermorgen Dein Geburtstag, und dann im neuen Jahre keine Unwahr heiten und keine Lüge mehr, nicht wahr, Trudchen?" Und Trudchen hatte es ihrem Vater versprochen, ernst und vol weniger bekümmerten Herzchen. Und endlich kam «r, der langersehnte Tag. Des Morgens, auf einer Ecke des Friihstückstisches, neben ihrem Tel ler, fand sie die Geschenke! da lag die Anderen. Ein freudiger Schrecken durch bebte das Kind. Wie herrlich es glänzte! Es mußte «ine goldene Nadel unaufhörlich auf die kleine Schachtel. „Findest Du es nicht schön!" fragte sie die Mutter. Mutter klar, was das Kind dachte; sie dete. . . Ihr Vater war nicht im Zimmer. „Findest Du's wirklich so schön, „Prachtvoll, prachtvoll!" rief das Kind begeistert aus. „Und ist es nun wagte es kaum zu sragen. Warum dem Kinde den Spaß ver derben ? meinte die Mutter, und so antwortete sie nur: „Du bist eigentlich Wohl noch ein wenig zu jung für eine so hübsche Breche, Trudchen." „Ist sie denn wirklich von Golo. Wirklich?" Die Mutter lächelt« geheimnißvoll. „Du mußt sehr, s«hr vorsichtig da ,,iit umgehen, Trudchen", sagte sie mit An jenem Tage ward die kleine Broch« triumphirend allen Kindern gezeigt, welch« eingeladen waren. „Ist das echtes Gold?" fragten Ein zelne ungläubig. „GewiH", sagte Trudchen mit ihrem energischen Stimmchen. „Ma ma hat es selbst gesagt, als sie es mir gab." Das Kind wußte noch keinen Unter schied zu machen zwischen einer Lüg- und einer verblümten Wahrheit. Wohl war es eine lleme Enttäu schung für sie. daß sie die schöne Nadel nur Sonntags tragen durste. Jyre Mutter fürchtete, daß si« sonst allzu schnell ihren Glanz verlieren wurde und dann wäre es auch mit der Illu sion vorbei. Aber die and«r«n Schul kindtr hatten gehört, das Trudchen eine goldene Broche bekommen habe, eine goldene Broche mit zwei Perlen; sie sprachen oft mit ihr darüber, und in Trudchen ward der Wunsch, ihren Schatz allen anderen Kind«rn zeigen zu können, mit jedem Tage r«g«r. Eines Morgens, vor der Schulzeit, mußte si« noch etwas von oben holen. Die Tbür des Leinenschrankts stand offen und dort, ob«n aus «inem St«s von Handtüchern, sah sie das kostbare Schöchtelchen stehen. Kind und nahm die Broche heraus; um zwölf Uhr würd« sie sie gleich wieder an Ort und Stelle legen. . . Ab«r schon vor neun Uhr war di« Broch« durch so viele Hände gegangen, daß sich der Haken der Verschlußnadel abgelöst hatte. sehr sparsam war, meinte sie, würde «s Gleich um zwölf Uhr lief sie in das cht"?" kein Gold." „'S ist wohl Gold", sagt« sie, „ich echt ist." Dem Juwelier gefiel das muntere, freimüthige Kind. Er nahm die kleine Broche nun in die Hand und betrachtete sie aufmerksam. Triumphirend stand Trudchen da und sah zu. „Na, ich will Dir was sagen", sagt« der Mann nach einer Weile, „ich will Dir ganz gern die Broche machen, aber Gold ist es doch nicht. Deine Mutter hat Dich wohl nur ein wenig zum Be sten gehalten!" Zwei brennende Thränen schössen dem Kinde in die Augen. Der Mann begriff nicht warum und sagte freundlich, um sie zu trö sten: „Aber die Broche ist deshalb doch sehr hübsch, gerade so hübsch wie eine echte." „Ist es lein Gold?" fragte das Kind nun wieder, den Mann ängstlich ansehend, und jedes einzelne Wort schwer betonend. „Nein", erwiderte der Mann ver wundert. Da nahm sie ihm die Broche auS den Händen, und verließ, ohne weiter ein Wort zu sagen, den Laden. „Mutter hat gelogen, Mutler hat gelogen", das war ihr einziger Ge danke auf dem Heimwege. Sie hätte laut aufschluchzen mögen, aber sie wollte nicht weinen auf der Straße. Krampfhaft preßte sie die Broche zwischen ihren kleinen Fingern zusam men, und immerfort tönte es in ihren Ohren: „Mutter hat gelogen, Mutter hat gelogen!" Da fiel es ihr «in. was ihr Bater ihr, wenige Tage vor ihrem Geburts tage, gesagt hatte und ein kaltes, un glllcklich«s, verlassenes Gefühl zog in ihr kleines Herzchen ein. Zu Hause warf sie die kleine Broche auf den Eßtisch. „Trude", sagte ihre Mutter sehr är gerlich, „hast Du die Broche heimlich aus meinem Schrank genommen?" „Es ist kein Gold", erwiderte das Kind vorwurfsvoll. „Ich frage ob Du sie heimlich weg genommen hast?" wiederholt« die Mut ter. „Ich hatte es Dir doch verboten! Weißt Du wohl, daß es häßlich und sehr unartig ist, he»»lich etwas wegzunehmen?" Da warf das Kind einen seltsamen, fast feindseligen Blick auf die Mutter. „Es ist kein Gold", sagte sie noch ein Mal. Die Mutter brummte noch lange weiter; sie merkte nichts, so ärgerlich war sie. Aber der Vater verstand nun mit einem Male; und er fühlte, daß in diesem Augenblicke Etwas geschwunden war, was niemals wiederlehren wür de: das blinde Vertrauen eines jungen Kinderherzens. Natur und Kunst. Thea terdirector: „Da lesen S', in sämmt lichen Kritiken steht's, daß Sie nicht natürlich genug waren in der Scene, wo Sie von Ihrem Manne mit dem Liebhaber erwischt worden sind." Sen timentale: „Unsinn! Was verstehen dies« L«ut«? Ich war mit drei Män nern verheirathet, alle haben mich er wischt; so werde ich doch wissen, wie man sich in einer solchen Situation zu b«n«hmen hat. Ja, dann. Fräulein A.: „Warum behandelst Du denn den ar men Herrn Huldig so rücksichtslos ? Ich wundere mich nur, daß er sich das gefallen läßt!" Fräulein B.: „Ab-r, liebes Kind, wir sind doch mit «inan d«r verlobt!" Fräulein A.: „Ja, dann ist «S allerdings etwas Anderes^" frischler: „Na, Ihr seid Wohl dieses Jahr mit der Ernte recht zufrieden?" Bauer: „Ach, es gibt viel Kartoffeln, si« sind auch dick, mehlig und schmecken —Dern ä ch ste Weg. Pfarrer: „Aber, mein Guter, lönnt Ihr Euren Sohn nicht auf andere Weise, als durch Schläge, bessern? Giebt es denn keinen anderen Weg zu seinem Her zen?" Bauer: „O ja, .Herr Pfarrer, dees schon; aber der Weg ist der nächste!" Logischer Rath. Sohn: „Aber Vater, ich bin jetzt bereits acht zehn Jahr« alt, lasse mich heut' einmal allein in's Wirthshaus gehen!" Va ter: „Gut! thue, tsas du nicht lassen kannst!" Sohn: „Ich habe aber kein Geld." Vater: „Nun. so lasse, was du nicht thun kannst I" ..... . Z>ie Tenfelsvoknen. „Jetzt thust Du Dir bereits zum dritten Mal Salz in die Suppe, Eber hard!" sagte halb und halb entrüstet Frau Assessor Rauch zu ihrem offen« bor über Plänen brütenden Gatten, der sich, ohne auch nur gekostet zu ha ben, «ine derartig«, schmählich beleidi gend« Nachwürze der vorzügNch ge „Verzeih', Klärchen," entgegnete er aufschreckend und fuhr sich mit der Linken über Augen und Stirn eine ausgedehnte, vollgültige Assessorstirn! „Das habe ich gemerkt, Eberhard. Du sollst aber während des Essens nicht grübeln. Dazu hast Du nachher noch Zeit g«nug!" wies die hübsche, kleine, leider ein wenig eigenwillige Frau ihn zurecht und führte dabei ei nige vernichtendeSchnitte in das etwas zähe Fleisch des Suppenhühnch.'ns aus, als wären das sein« obstinaten „Nachher kommt mein Freund Rei ser und holt mich ab. Dann ist es zu spät. Die Sache hat nämlich Eile und da sie Dich mitbetrifst, ja schließlich von Dir entschieden werden muß, so denke ich, wir reden gleich bei Tisch darüber!" „Du machst mich neugierig,, Schatz! Es ist doch nichts Schlimmes?" „Im Gegentheil!... Das heißt nach meiner Auffassung... Du hast ja «twas ander« Ansichten darüber!" „Aber so rede doch! Ich vergehe ja vor Ungeduld!" drängte sie und gab den Kampf mit dem Hühnchen auf. „Du weißt doch," begann er zögernd, „daß mir unsere augenblicklich« Lage im höchsten Grad« zuwider ist..." „Ah, ist es das!" bemerkt« Frau „Ja, das ist es!" erklärte er ein we nig heftig- . „Darum sollten wir uns die Suppe nicht kalt werden lassen, Eberhard!" „Du kannst ja ruhig essen. Ich setze Dir währenddessen austinander, was ich vorhabe. Damals, als ich die Ver tretung für den Justizrath in Meppen übernehmen sollte, habe ich Dir nach gegeben und bin nicht hingegangen. Und wie ich im Frühjahr nach Kroto schin hätte kommen können, habe ich nochmals verzichtet. Jetzt ab«r sind wir so weit, daß mein kleines Vermö gen ziemlich aufgebraucht ist, jetzt muß ich Dich ernstlich b.tten, Deine Aversion gegen die Kleinstädte zu überwinden!" „WerDich so reden hört, muß wahr haftig denlin, wir nagten am Hunger tuch«! Was Du von Deinem aufge brauchten Vermögen sagst, ist Spiegel fechterei. Du weißt ganz genau, daß di« Zinsen meiner Mitgift das, was wir verbrauchen, reichlich decken..." „Ich mag aber nicht von den Zinsen meiner Frau leben!" donnerte «r cr regt. „Du hast doch aber Mama verspro chen, mich nicht in die Hundetürkei va oben zu schleppen!" trumpfte sie da gegen. „Wenn ich es vermeiden kann! DaS habe ich damals ausdrücklich hinzuge fügt!" „Und Du kannst es vermeiden!" blitzte sie ihn an. „Ja, wenn ich «wig Assessor bleiben will!" „Assessor ist ein sehr hübscher Titel!" „Natürlich: vier „s" und nichts zu essen!" höhnte er. „Siehst Du denn nicht ein, daß mich das erniedrigt, als vierunddreißigjähriger Mensch von der Gnade meiner Frau leben zu müs sen?" „Wenn Du mich aus Liebe geheira thet hast: nein!" „Dann fehlt Dir eben die nöthige, geistige das richtig beurthei „Darüber tröstet mich der Besch einer anderen menschlichen Eigenschaft, die Dir langsam abhanden zu kom men scheint. Ich meine die Höflich keit!" „Bei Deinem Eigensinn bleibe der Teufel höflich!... Cläre, wenn Du wüßtest, wie mich das mitnimmt, hier so herumzulungern und von Deinem Gelde..." Er schob den Teller von , war ihr den Tod zuwider" und brachte sie allemal in Zorn. „Einbildung, nichts als Einbil dung!" sagte sie erbost. „Ueber kurz oder lang kommst Du hier ebenso zut an. Aber Du liebst mich eben nicht mehr. Du sehnst Dich fort von mir. Sag' es nur gerade heraus, daß Du ohne mich gehst, wenn ich mich lange sträube! Darin weiß ich wenigstens, schon ein bischen Mitleid mit sich selbst haben. „Woran Du bist?" entgegnete bit ter der Assessor. „Das kann ich Dir ganz genau sagen. Du bist nahe dar an, eine kleine Xantippe zu werden!" „O Pfui, Eberhard!" richt geben. Das ist der letzter Ter „Und wie beißt das Nest, wo Du mich versauern lassen willst?" „Osterode!" sagte er, empört über ihre Halsstarrigkeit. „Am Harz?" fragte sie, durch die Nähe des köstlichen Gebirges schon halb für seinen Wunsch gewonnen. „In Ostpreußen!" orientirte er sie unsicher. Sie lachte laut auf. Es sollte be lustigt klingen, aber man hörte, wie erzwungen es war. „Nie!" sagte sie alsdann, als si« be merkt«, wie er ob ihrer «rkünstelten Heiterkeit keine Miene regte. »Du hast bis morgen Ab«nd Z«it!" Die junge Frau b«lam nun doch ein wenig Herzklopfen. Wenn sie auch der Ueberzeugung war, in Osterode nicht existiren zu können, da sie von Jugend auf mit allem Eomfort großstädtischen Beweggründen gegenüber freundlicher hätte sein müssen. Und wenn sie ihrer Schätzung nach noch so schrullig wa- Sie nahm daher dem Mädchen, das d«n Kaffee hinübertragen wollte, das Brett aus der Hand und begab sich Ab«r es schwebte heute ein Unstern über dem Hause. Als sie die zi«r- Mögliche Breites die ein befriedi gendes Urtheil ausdrückt: es zog sich enttäuscht in die Länge. Nun näherte entrüstet und wischte sich d«n wohlge pflegten, schwarz«» Schnurrbart trocken. „Was ist denn das für «ine entsetzliche Brühe?" „Ich glaube. Du willst mich systema tisch kränken!" klagte sie, innerlich von der Vortrefflichkeit ihres Kaffees über zeugt. „Koste!" forderte er sie auf. Und sie kostete. Aber es ging ihr, des großenEonsums in diesem Getränk hatte sie keinen Kaffeeverstand, wäh rend ihm «ine gute Tasse Kaffee «inen Hochgenuß bereitete. „Ich finde ihn sehr gut!" behauptete sik „Er ist einfach abscheulich!" „Das sagst Du, weil Du verärgert bist. Der Kaff«« ist direct aus Bre """Äha! Und kostet?" „Nun natürlich ist er billiger, wie hier. Das ist doch erklärlich. Erstens hat Bremen ganz andere Bezugsquellen und wenn man zehnPsund nimmt!" „Allmächtiger Himmel! Zehn Pfund? Qoll ich wirklich so lange Pfund alle sind?" „Soll ich ihn vielleicht in den Müll schütten, was? Aber so bist Du nun: vor einer Biertelstunde lamentirst Du über Dein Einkommen! Und jetzt, wo Du Grund hättest, Dich über meine Sparsamkeit zu freuen, fängst Du an zu nörgeln! Heisens trinken Kathrsr ner. Dann wirst Du wohl mit Boh nenkaffee, das Pfund eine Mark zwan zig, zufrieden fein können!" „W> ? gehen mich Heisens an!" schrie geärgert der Assessor und schlug dabei auf den Tisch. Doch noch ehe die junge die Lipp«n gebracht hatte, erschien das Mädchen mit der Nachricht, Herr Doc tor Reiser sei da! „Ich lasse bitten, näher zu treten!" beschied Kassie vorsetzen zu sollen, den ihr Gatte so abfällig beurtheilt hatte. Wirthin verschwunden war, um ein« Tasse zu holen. „Das wirst Du gleich merken!" er klärte der Assessor mit langsam wieder kehrendem Humor: „Dieser Kaffee ist nämlich ein Höllengebräu!" „Wohl Eichorie zwischen, was?" fragte mit schmerzlich verzogenem Ge sicht d«r Doctor. „Möglich, daß das seinen Reiz noch erhöht! Thu mir nur den einzigen Ge- Mund, wenn er Dir nicht schmeckt!" „Wie kann ich denn?" „Ich bitte Dich inständig darum!" „Na, wollen sehen!" Inzwischen kehrte die Hausfrau zu rück und stellte dem Gast «in« Tass« hin. Ein wenig zittrig schänkte si« ein und schob ihm dann die Zuckerschale und den Sahnentopf daneben. „Ich danke, verehrte Frau!" sagle der Doctor. „Kaffee muß man schwarz trinken. Das heißt, wenn er gut ist ! Und das darf man hier wohl voraus setzen! Ist er mäßig, so n«hm« ich Zucker hinein. Taugt er gar nichts und ich lann mich nicht gut drum drucken, so nehme Die junge Frau bekam ein« leise Gänsehaut, als sie sah, wie der Be fürchtete endlich nach der Tasse griff. Aber er kostete, verzog keine Miene und stellte die Tasse dann wieder hin. „Nun?" fragte sie erleichtert. „Vortrefflich!" versicherte er, was dem Assessor ein ärgerliches Hüsteln abnöthigte, während sein« Frau ihm einen triumphirenden Blick aus ihren blitzend«», braunen Augen zusandte. Dann sprachen sie «ine kleine Weile von anderen Digen. Plötzlich ab«r xrgriff d«r Doctor ein tüchtiges Stück Zucker und sagt« lächelnd: ,Da fällt mir eb«n «in, Iva! Pro- einmal mache?" Dabei hatte er den Zucker schon in die braune Fluth versenkt und sah nun selben, als handle es sich wirklich um eine Beobachtung von größter Wichtig keit. „So närrisch bin ich nun," er auch Gewißheit haben!?.. Aderig sinde gar nicht, daß der Professor Recht hat!... Na, einerlei!" Und nun rührte «r so harmlos mit dem Löffel im Kaffee herum, als sei diese Versüßung wirtlich ganz ohne Absicht nicht, wi/ rassinirt heute gefälscht wird und wie schlecht die m«isten Men schen Bescheid wissen, Fälschungen zu erkennen. Die meiste Milch beispiels weise ist getauft. Abcr di« Hausfrauen merken «s nicht. Unsereiner sieht's ja Milch ist gut..." „Aber der Kaffee nicht, Herr Doc tor!" unterbrach ihn die Hausfrau, Kaff«« ist "vorzüglich. Ich »kläre Ih nen ..." „Erklären Sie mir lieber nichts. Aber morgen Nachmittag, wenn Ihre „Um Alles in der Welt nicht!" fuhr bekomm« sofort Herzklopfen!" „Das ist das böse Gewissen!" sagte nichts taugt?" besten ist!" entgegnete sie kühl. „Je denfalls aber hattet Ihr Euch verab redet. Das sah ich sofort. Und >^c „Aber Clara, Du wirst doch nicht auf Deinem Kopf bestehe., wollen?" „Bestehst Du nicht auf d«m Deinen? Oder hast Du Osterod« etwa ausge geben?" „Wie kann ich?" „So kauf' ich auch keinen anderen Kaffee! Wer weiß, was Du in dem Nest für eine Sorte trinken müßtest!" Freunde. „Weil sie sich mit den zehn Pfund Kaffee vergaloppirt hat, soll ich es abbüßen!" , Markt und kauf' Dir heimlich zehn Pfund vom Besten. Und wenn sie nicht zu Hause ist, vertausche ihn mit dem Teufelszeug. Das läßt sich sehr gut machen!" „Wahrhaftig!" erklärte erfreut der Assessor. „Das geht." Noch am Abend desselben TageS be trat er, nachdem er seiner Frau das Geleit bis an's Theater gegeben hatte, den des renommirten Kaffee- Pserdebahn vergnügt heimwärts. DaS Mädchen schickte er nach der Post mit dem Auftrag, Marken zu kaufen, und Mit sichtlichem Wohlgefallen schlürfte trunk. „Siehst Du, heut« schmeckt er Dir schon sagte mit unverkennba- aus belustigt, „mir ist wirklich so, als ob er heute besser schmeckte! Aber früh in einem Restaunint in der Nähe des Gerichtes zu speisen. Erst am Abend kam er wieder nach Hause. „Ich sehe schon," sagte er lächelnd, „Dein Kaffeelränzchen ist brillant ver laufen. Du siehst aus wie ein Feld herr, der eine Schlacht gewonnen hat!" „Habe ich auch!" sagt« sie stolz. „Es war Alles vorzüglich. Eis und Torte und Schlagsahne. Am allerbesten aber der Kaffee!... Du lächelst !... Du sprachen!... Nichtsda! Ich habe die Beweise, daß sie «s ehrlich gemeint haben. Der Kaffee ist wirklich vor züglich!" brach er sie schmunzelnd. „Nein, Du glaubst es nicht. Du thust wieder nur so. Aber wenn selbst Frau Dir«ctor Holst erklärt, so guten Kaffee noch nicht zu so fabelhaft billi gem Preise gekauft zu haben, so wird sagen!" «„U" «. „Das bist Du nicht!" erklärte sie „Abgekauft!" stöhnte er. „Abgelaust!" triumphirte sie. „Und „Wieso?" „Wieso? Weil Du ihnen Schwen ckerts beste Sorte verkauft hast, Du... Du ... kleines .. Patentschäfchen Du! Gestern Abend, wie Du im Theater warst, habe ich ihn gekauft und dann tauscht. Das Pfund zwei Marl zwan zig! Und Du hast ihn heute mit einer Mark Profit losgeschlagen! Ei- ist gnaoezu «inzig!" „Eberhard!" schrie sie. „Ist das ,« Vernichtet sank sie in s- .e, .lroeits. „Eberhard," stöhnte sie, „warum hast Du das gethan? Das Haltes! Du mir g«genüb«r doch nicht Aöthiz!' Du mir denn geglaubt gestern, als ich Dir meine Ansicht sagte? Hörst Du überhaupt auf mich?" Sie schwieg, «in wenig beschämt, und starrte aus den unseligen Kasfeebeuiel. „Zurückfordern kann ich ihn doch nicht wieder!" sagte sie endlich und schaute ihren Gatten an, der sie mit „Durchaus nicht!" bestätigte er ihr. „Du mußt sogar die fünfzehn Pfund nachliefern, die Du da aufgeschrieben hast!" „Ich werde mich hüten!" erklärte sie entrüstet. „Mögen sie sich selbst welchen schicken lassen. Die Adresse können sie kriegen!" „Damit sie merken, daß Du an je dem Psund fünf Pfennig vtrdiknt hast, was?" „Du hast Recht, Eberhard!... Da bin ich in ein« schöne Patsch« g«rathen ... Aber lieber den Verlust tragen, als sich vor den Klatschschwestern blami ren. Denn wie die über Einen her fallen, davon kannst Du Dir laum eine Vorsttllung machen. Heut« Nachmit tag habe ich «s 'mal so recht merken können!" „Wahrhaftig? ... Na, das freut mich, daßDu's einsiehst!... Aber, sag' 'mal, wie wird denn wenn da übernommen hast? Was?"... fragte der Assessor und ließ seine schwer geprüfte Frau nicht aus den Augen. „Ich denke, dann ..." sagte sie stockend und wurde roth dabei wie ein Backfisch, der sich zum ersten Mal küs sen läßt, „dann sind wir schon längst ... in Osterode!" „Hurrah!" rief der Assessor und fiel ihr um den Hals. „Es lebe die Bre — Ueberra schend« Mit teilung. Die klein« Vilm« : „Mama, jetzt weiß ich schon, wie der Storch heißt!" Mama: „Nun, wie denn?" Die kleine Vilma: »Frau Maier!' Zum Kesten der lischer. welch« die Hebimq der untersten Volls tlassen in Deutschland anstreben, ge hört die Thätigkeit der Gräfin von deutschen Kaiserhof und war längere Zeit Hofdame bei der Kaiserin Au gusta. Von Hause aus vertraut mit werbe, besonders die Fischer«!, wie sie in der Ostsee betrieben wird. Mit klei nen B»oten gehen die Fischer auf den Erholung bieten für die Mühsal des TageS; der Alkohol machte sich bald unentbehrlich, und der karge V«rdi«nst ihnen Nahrungsmittel verweigerte, fo daß sie schließlich auf's Betteln ange wiesen waren. Als nun vollends noch die Badeorte sich mehr und mehr ent wickelten und ein elegantes Hotel neben mer unbeliebter« Gäst«. Als die Gräsin v. Schimmelmann den Plan faßte, dem glänzenden Hof leben zu entsagen und ihr Leben sowie ihr Vermögen dem Interesse der im tiefsten Elend befindlichen Fischer zu widmen, stieß sie bei ihrer aristokrati schen Sippe auf den heftigsten Wider stand und sie sollte sogar in ein Irren- Di «„Du en." Haus gesperrt werden. Daß sie diesem des deutschen Kaiserhofes. An Göh, halten sie für wenige Pfennige warmes Essen und Trinken. Die Gräfin selbst leitet das Ganze, in der liebenswürdig- und wo sich die kleine Bibliothek be findet. Eine weitere Wohlthat berei tete die Gräfin den Fischern dadurch, daß sie inGöhren einen Brunnen bauen ließ, der ihnen stets Frischwasser lie fert, das sie früher tagelang entbehrten. wird. In ihrer Dacht „Ducn" (auf Deutsch „Taube" besucht die Gräfin die Fischer dörfer sowie die größeren Küstenstädte, um durch Verträge sür ihr humanes Unternehmen Propaganda zu mach«n. Neue Version. Die kleine Grete (die Geschichte von Isaaks Hei rath nacherzählend): Und Rebekka nahm «ilendS den Krug von der Schu lt«r und sprach zu Eli«s«r: „Trinke, H«rr, ich will di« anderen ttame«l« auch tränken." . ,