2 EYlvtstcrgloikcilNiiiige. von w. Willmeroth, Die Glocken läuten das Neujahv eil»... Vereint zu jubelndem Feste Sitzt lärmend bei Becher und K«rzen- Die fröhliche Schaar der Gästt. Was uns has Neujahr briMn mag? Und bang hallt die Frage im Herze» WirdtS das Glück uns dringen? DieNlocken läuten das Neujahr eilt.,. Im stillen Käinmerlein -droben Sitzt einsam ein altes Miitterlein, D«r, Blick gerichtet nach oben. Was ihr dos Neujahr bringen inrqr ) -Der alte Gott hilst-ioeiter! Wieder,in Zayr. Von Otuilav John In zwanzigW«'uttn wird «in neues Jahr beginnen. In dem altdeutsch gemüthlichen Satr-n sitzt eine kleine Ge sellschaft in hellerer Stimmung bei sammen. Das einfache, aber auserle sene Mahl ist trüber. Man befindet sich in der denkbar besten, -animirtesten Laune. Eben wird der dampfende Punsch in die. Gläser gefüllt. Noch — und .die Gläser mit begeistertem Jubel das.einziehends junge Jahr W begrüßen. Alle sind iio erwartungsvoller Stim mung. Die «bisher laut geführte Un terhaltung verstummt. Man denkt an den kommenden neuen Zeitabschnitt. Was wird das neue Jahr bringen ? Welch« Wünsch« wird «6 erfüllen, wil des Hauses. Sie selbst hat für ihre eigene Person schor), längst mit dem Leben abgeschlossen. Was kann es ihr noch geben? Ihr Mann hat sich aIZ vielbegehrter Advokat ein hübsches Ver mögen erworben. Er ist noch immer Tochter... Nein, das Lebens st fllr sie ringe Praxis. Sie denkt: was thut !s! Kriegt Elsa doch eine hübsche Mitgift mit, von d«r sie die erste Z«it und auch - Neben ser Hausfrau sitzt ihr Gatte. Auch ihm,zieht Aehnliches durch den V sche! Und elegisch summte er das alte Burschenlied: „O alte Burschenherr jungen Doctor sitzt, der leise, aber ein dringlich, zu ihr spricht. Sie hat die Augen gesenkt, ober er weiß trotzdem, daß sie selig leuchten. Die Beiden müs- Aus der Tafelrunde erhebt sich jetzt ein blonder, bebrillter Herr von feinen» Schriftsteller. Er blickt durch s^me^ol weiß man, daß «rein erfahrener Red ner sein muß... Laute Brovo-Ruse empfangen ihn. Er lächelt verbindlich und klopft mit einew der Punschlöffel chen an sein Glas. Die flüsternden Lippen verstummen. Jahres mit einer Rede auszufüllen. Des alten Jahres? Wie, glauben Sie wirklich, daß mit dem Schlage Zwölf haltsamen Gang, nur der Kiger auf dem Zifferblatt unseres Lebens ha! einmal seine Runde beendet. des Schicksals festlich begehen... Ich der einmal die Herzen im gegenseitigen Wohlwollen schlagen, damit sich die Bande d«r Zusammengehörigkeit fester knüpfen. Ich glaube, das Neujahr wird gefeiert, damit es das Herz deZ Unglücklichen mit NtUkN Hoffim.n^en erfiilk, damit der Nlöckliche nicht über müthig werdeund fich frag«: Wird dein Glück auch im folgenden Jahre beste hen?... Wer überdenkt nicht im Dämmern des tagenden Jahres die Ergebnisse des alten, versinkenden? Wer zieht nicht seine Bilanz? Wohl uns. wenn wir einen Ueberschuß hin» übernehmen könn«n in'» nächste Jahr Dos Ne»jahr, es ist eine Mahnung, daß wieder einmal eine Seite im Buche unseres Lebens beschritten ist. Es mahnt uns, daß wir di« w«nige» Sei ten dieses Büchleint iicholtsvill und mit Bedacht beschreiben sollen. Denn es unbarmherzig in seine Bibliothek, die die Menschen Fvkdhof »ennen. S» ein Lebensbüchlein beginnt gewöhnlich Nacht. Eirrige Augenblicke ist Alles still, und mam sieht nur ernste Mienen. Jubel lot. Hell klingen die Gläser an hoch! Diesmal lasse ich es gelten, denn es hat uns bereits etwas Erfreuliches gebracht!" liches Pimr, auf Elsa und Dr. KlauZ, Wein Zireund Hilarius. „Geschäft" in der Kloslerstraße stelzte, daß Du zu Anfang Deiner gottver d .... Federfuchser«! mit M Thalern monatlichem Salair noch Ersvarnisse Paragraph 158 des Neichsstrafgesetz liebt dieses Mimaturpsötchens von Ange und der Dalles wuchs mit meine« Liebe. Doch was will das faaen! Ein Blick meines holden -ris k vis, ein Ich wohnte bereits drei Wochen in meiner Dachstube, als mich eines schö nen Tages mein Zimmernachbar mit seinem Besuche beehrte. Lexikon, ich sage Dir, solch' eine confiscirte Visage in meinem ganzen Leben nicht Er stellte sich mir vor als Heinrich Amadeus Nessel, früher Reifender in Stiefelwichse und Appretur - Utensi lien, jetzt dramatischer Dichter. Einige Muse, ein nur siinsakti'gcS Trauerspiel mit Prolog und Epilog. _ Jch schauerte Zusammen »nd lenkte auf ein andere« Thema, nämlich auf das liebliche k vi«, dessen Blick so eben wie ein Sonnenstrahl herüber blitzte. Es hielt nicht schwer, aus dem redseligen Reisenden für Stiefelwichse und Appretur - Utensilien alles Wis nikui, hatte auch vor zwei Monaten die Minna als eheliches Gesponst heimgeführt. Nessel meinte, er hätte unb einträglichere Beschäftigung eines Reisenden für Stiefelwichse und Ap pretur - Utensilien wieder auszuneh- erklomm ich die sechs Stiegen und stand vor ihrer Thür. Ich klopfte, und zwar so laut, daß drinnen „Her- Holden mit meinen Glückwünschen auch mein Herz zu Füßen zu le- d. i 'tfilh Rührung und Erinnerung überwäl tigte ihn. Ich tröstete mit leisem Zu spruch. lind da kam es denn in abgebroche heuer, der sanfte Heinrich, von seinem Pegasus auf Stiefelwichse umgesattelt war und so das praktische Herz der Treppe hinunterwerfen zu können. .Für mich giebt's kein Vergnügen „Gefällt es überall!" „Was sagte» dann die Leute wohl?!" „Wohlan! ich kein Geld, AnderHitzedesGefech te s. Mutter: „Neigung hin, Neigung her! Du heiralhest das' Mädchen und damit basta. Papa hat auch nicht nach seiner Neigung geheirathet!" Die Gefahren der See reise. A.: „Denke Dir. mein Bru der hat sich auf der Uebersahrt von Bremen nach New Bork verlobt!" B.: „Das ist wieder ein Beweis dafür, daß trotz alle Vervollkommnung unse rer modernen Dampfer die Gefahren der Seereise noch nicht ganz überwun den sind. Der Kenjayrswunsch. „Nein, Mama .diese Schändlichkeit übersteigt aber doch alle Begriffe!" rief die hübsche, neunzehnjährige Mimi Stein, mit hochrothen Wangen und zerzausten Stirnlöckchen in das Em pfangszimmer ihrer elterlichen Woh nung stürzend und in ihrer Erregung völlig außer Acht lassend, daß die Mutter nicht allein war. „Aber, Kind", fiel die Professorin Stein der kleinen Ungestümen verwei send in's Wort, „siehst Du denn gar nicht —" chengemüth nicht so leicht mit philoso phischem Gleichmuth hinwegsetzen konnte. Eine Gruppe junger Damen nahm mit sichtlichem Wohlgefallen die Huldigungen verjchiedener Adonisse in Uniform und Civil entgegen und blickte dabei spöttisch triumphirend nach einer lächerlich aufgeputzten weib lichen Figur im Hintergründe, die mit neidischer, verbissener Miene die Ge feierten durch ihre Lorgnette musterte. Unter dem sinnigen Gemälde standen in augenscheinlich verstellter Hand schrift die kmarsträubenden Verse: „Die Du aus jedem Ball Dich aus nen Mann thust spitzen, Man lacht nur über Dich und läßt Dich kläglich sitzen. Und den Du k to»t prix als Gattin Der kehrt Dir »uns ln«>rei, verliebte Maid, den Rücken." „Das ist allerdings ein lehr sader Scherz, mein gnädiges Fräulein", meinte der als „Herr Doktor" Angere dete. „Fader Scherz!" rief Mimi heftig, den dicken, bernsteingelben« Zopf, der ihr bei ihrem Zornausbruch über die stelnd. „Bitterer Srnst ist es der Ab leider bringen die Verhältnisse das sehr oft mit sich irgend etwas Ver letzendes sagt, das mich für den gan zen Tag verstimmt, meistens stichelt sie über meine Kleinheit muß sie mir nun auch gleich den ersten Tag im neuen Jahr verderben. Mir wurde auf dem letzten Ball schon angst und bang, weil ich zufällig mal ein cinzi hatte als und ich dachte bei mir selbst: Wie sie jetzt wohl wieder gegen Dich anspinnt? Doch daß sie es so arg „Aber, bitte, wer ist denn diese ge heimnißvolle „sie"? Die liebenswürdige Absenderin wird doch schwerlich ihre Visitenkarte beigelegt haben. Wie kön nen Sie also wissen —" „O, die Handschrift ist, obgleich verstellt, unverkennbar, und dies see grüne Briefpapier hat sie erst neulich mit mir zusammen gekauft. Zu.dumm „Aber den Namen, mein gnädigstes Fräulein. Ich kenne doch so ziemlich alle jungen Damen, die in Ihrem Hause verkehren. Vielleicht bietet sich mir einmal die Gelegenheit, Ihrer „Freundin" zu zeigen, wie ich über ver denke. Diese Art Damen sind mei stens überaus empfindlich gegen männ lichen Tadel." „Nein", sprach Mimi mit Entschie denheit, und ihre kleine, zierliche Ge stalt schien förmlich zu wachsen unter einem heroischen Entschluß, „ich will nicht am Neujahrstage Böses mit Bö sem vergelten. Es heißt ja, wie man das Jahr beginnt, so beendet man es auch. Aber wissen soll das Gräuel ach nein, das wollte ich nicht sagen also wissen soll sie wenigstens, daß sie erkannt ist. Meine Tante Hermine, die jetzt bei uns zu Besuch ist, wird mir deine die Adresse machen, und dann will ich ihr sofort durch einen Dienstmann den malitiöfen Wunsch zurückschicken. Ganz gewiß verräth sie sich, sobald sie mich wieder trifft, und dann kann ich ihr einmal ordentlich sa gen, wie mir's ums Herz ist." „Das ist eine famose Idee, die Ih rem Köpfchen alle Ehre macht", rief Herr Dr. phil. Viktor Bernardi. „Mehr aber noch," fuhr er mit Wärme Standhaftigkeit, mit der Sie den Na men Ihrer Feindin mir gegenüber ver schweigen." „Ich meine, Herr Doktor", entgeg nete die Professorin lächelnd, „Mimi thäte am besten, den albernen Wunsch sorsort in's Feuer zu stecken und der Absenderin in keiner Weise zu zeigen, daß der Pfeil getroffen hat." ich mir nicht versagen. Glaubt mir, es ist für beide Theil das beste, denn recht ausgesprochen habe, verzeihe ich ihr vielleicht auch dieses, gerave 10 wie wie schon so manches an- Die kleine Mimi ist doch ein aller liebstes Mädchen, dachte Bernardi, in dem er die Hauptstraße hinterging, um feine Besuchstournee fortzusetzen. Millich, ich hätte nicht gedacht, daß so viel in ihr steckt, und es thut mir jetzt leid, daß ich sie in der letzten Zeit so arg vernachlässigt habe. Allerdings hatte unser Doktor alle Ursache, reuige Betrachtungen in Be zug auf die „kleine Mimi,, bei sich an zustellen. Länger« Zeit war sie ihm bei jedem gesellschaftlichen Zusammen treffen der Gegenstand ausfallender Galanterien gewesen, vielleicht noch et zusinden pflegten, allerlei gemunkelt. Aber da war dem Verliebten plötzlich eine neue, glänzendere Erscheinung in den Weg getreten, die Mimis beschei denere Reize in den Schatten gestellt hatte, und dann ja, wie es so zu gehen pflegt. Man hatte ja bis jetzt noch kein bindendes Wort gesprochen, sagen? Ebenso wenig wie ein gele gentlicher zärtlicher Blick. Aber ein Mann in Amt und Würden sollte doch im Verkehr mit jungen Damen Acht auf Worte und Blicke haben, denn eine Tändelei, die man etwa einem hergefchritten war, nicht bemerkte, bis ein silberhelles Kichern ihrerseits ihn aus seinen Betrachtungen aufschreckte. „Mein gnädigstes Fräulein", rief er, verwirrt den Hut ziehend, wie ist es möglich, daß ich sür das Glück Ihrer Nähe kein Auge gehabt habe! Aber, ich —" Schutz gegen die Kälte, ihren weißen Muss vors Gesicht, so daß ihre dun keln und schwarzen Haarwellen meinen Knix bei einem Dutzend al ter Schachteln und Kollegentanten machen." „O wie schade! Und ich bin gerade auf dem Wege nach Ihrem Hause." „Sagen Sie „war"," bestimmte Fräulein Edda Bertram als solche stellen wir sie dem Leser vor mit Ihren Besuch jetzt zu machen, wo Sie wissen, daß ich abwesend bin? Ich we nigstens ignorire unser Zusammentres- einen graziösen Abschiedsgruß zu und bog schnellfüßig in eine Nebenstraße ein, seelenvergnügt in demßewußtsein: der zappelt unrettbar in deinem Netz und entgeht dir nicht. Ihre Zuversicht war keineswegs un begründet. „Ein reizendes Geschöpf", monologisirte der flatterhafte Knaben lehrer, und seine reuigen Anwandlun gen waren plötzlich wie weggeblasen. „Vielleicht ein bisset kokett, auch dürfte sie etwas weniger etwas weniger nun, keck, in ihrem Verkehr mit Män nern sein. Aber das giebt sich sobald sie die Frau einet Pädagogen ist, der schon mehr als ein gutes Erziehungs resultat auszuweisen hat. Uebrigens muß ich ihr doch heute Nachmittag das Mißgeschick anvertrauen, das die arme kleine Mimi betroffen hat. Vielleicht kann sie das Kind etwas aushntern; sie ist ja ihn beste Freundin." Sonderbarerweise war Herr Doktor Bernardi immer der Thatsache gegen über kurzsichtig geblieben, daß gerade die „beste Freundin" von dem Augen blick an, daß er sie kennen gelernt, sich bestrebt hatte, ihm die kleinen Schwä chen Mimis, die ihm bis dahin entgan gen waren, mit reizender Schalkhaftig keit vor Augen zu führen. Daß Ed das brünette Schönheit nur noch mehr neben den von ihr zerpflückten Reizen der kleinen blonden Mimi zur Geltung kam, war das ihre Schuld? Auch heute kam ihm nicht der Schatten ei nes Gedankens, daß doch eigentlich Edda es gewesen, die ihn von seiner er sten Liebe abgebracht. Im Gegentheil, mehr noch als je erschien sie ihm in seiner Reujahrsstimmung als das nen er seinen Besuch zu machen hatte, die üblichen Neujahrsphrasen hinun terleierte, kam immer mehr der Enl Flieder, gefüllten Veilchen und Mar schallnielrosen, das der Freiersmann zu der man solch festes Bertrauen ge habt hat, in der perfidesten Weise um Me ganze fvohe Neujahrsstimmung ge bracht worden ist." „Auch Sie, Fräulein Edda", rief Bernardi im Tone innigsten Mitge fühls, „wer könnte so etwas llbersHerz Neid! Bittet sehen Sie, ist es zu glau bl' Karte, die Edda mit bebender Hand aus dem Couvert zog, zurück, als habe er einen Schlag in's Gesicht erhalten. sein." „Nicht wahr, man sollte es nicht für möglich halten, daß die beste Freundin so falsch, so hinterlistig —" „Aber um Gotteswillen, wen halten Sie denn für die Absinderin?" „Wen anders als Mimi Stein. Sie war immer so neidisch aus mich, haupt kämpfte sichtlich einen schweren Kampf mit ihrer mädchenhaften Schüchtern heit, endlich stammelte sie mit gesenk ten Wimpern: „Nun, warum sollte ich es Ihnen nicht gestehen, Sie wis sen ja, wie harmlos ich unsern Ver kehr auffasse, aber die kleine, unbedeu tende Person war immer -außer sich vor Aerger, wenn Sie einmal mehr mit mir getanzt hatten als mit ihr, deshalb —" „Aber, mein lies Ber nte von ihm gehört hatte, „wie ist es möglich, daß Sie Ihrer bei alledem besten Freundin solche Infamie zu trauen!" „Es ist ihre Handschrift", entschul digte Edda sich unvorsichtig. „Wirklich?" bemerkte ihr Exbewun derer ironisch, „wenn Sie sich da nur nicht irren. Ich meinerseits möchte da raus schwören, daß Fräulein Stein ei „Prosit Neujahr, lieber Doktor!" erscholl in diesem Augenblick die Stim me des Justizraths, der mit seiner bes sern Hälfte durch die Portiere des Ne bengemachs eintrat. Edda warf dem Elternpaar, das eine erquickende Siesta wollen zu umsangen, einen vernichten den Blick zu. Was brauchten sie in die sem Augenblick auf der Bildfläche zu „Aber nun rasch eine Tasse Thee, liebes Eddachen", mahnte die Justizrä thin, „es ist bitterkalt; unser guter Doktor hat wohl auch schon einige Sehnsucht —" „Danke, danke, meine gnädigste Frau", lehnte „unser guter Doktor", der merkwürdig bleich geworden war, die Liebenswürdigkeit der Hausfrau ab. „Indem ich Ihnen meine ergeben sten Glückwünsche ausspreche, muß ich mich gleichzeitig empfehlen, da ich mich schon zu lange bei Ihrer Fräulein Tochter ausgehalten habe und nun noch rasch einige durchaus nothwendige Be suche erledigen muß." Mit diesen Worten trat er einen fast brüsken Rückzug an, ohne auch nur den Versuch zu machen, Eddas zarte Fingerchen zum Abschied zu drücken. Verwundert und geärgert blickte sie „Was hat denn der alberne Mensch?" war ihr Gedankengang, indem sie an den Theetisch trat, um ihren Pflichten als sorgsame Haustochter zu genügen, jetzt leider nur die Eltern als bewun derndes Publikum. „Launen? Das könnte mir grade passen! Solch kleine Scherze werde ich ihm schon abgewöh nen, wenn er erst mein Mann ist. Wie sonderbar er sich übrigens gerirte, als ich von der knirpsigen Mimi sprach. Sollte etwa Mimi Stein, wenn ich so was glauben müßte, schickte ich dir „verspätet" einen noch ganz an dern Neujahrsgruß als den ersten, ei nen, bei dem du einfach starr wä rest." Zwei Tage später aber erhielt Mi nus „beste Freundin" einen „verspäte ten" Neujahrsgruß, bei dem sie ihrer seits erstarrte. Allerdings nur auf ei nen Augenblick, bald genug kam wie der Leben in vas schöne Steinbild. Die einfache, weiße Karte, der man nichts Fürchterliches ansah, flog in Stücke zerrissen auf den Fußboden, zwei zier liche Füßchen stampften ein paarmal darauf herum, dann wurde eine Thür in's Schloß geschmettert und wehe dem, dessen Berhängniß es war, Fräu lein Edda Bertram in diesem Augen blick in den Weg zu treten. Die Karte aber hatte nichts enthalten als die Mittheilung, daß Mimi Stein und Viktor Bernardi Verlobte wa — Gemüthlich. Richter: „Sie wollen also dem Kläger die AD Mark zurückgegeben haben? Können Sie das beschwören?" Beklagter (zögernd): „Hm, lieber wär's mir schon, wenn ich's nicht zu beschwören braucht'!" Die Ungenügsame. Frau: „Seit Deiner Rückkehr von der Reise geben." Mann: „Ja, aber ich habe Dir doch erst im letzten Briefe Io Küsse geschickt." Ideale rauben." Junger Adel. „H«rr Commerzienrath werden uns doch die Ehre Ihres Besuches schenken?" —Schrei b se l i „New so Ariede. Ueber der Riesenstadt lag frühe Abenddämmerung. An einzelnen Fenstern der neuen, wenig bewohnten Mietshäuser wird «s jetzt auch all mählig hell unk des Licht ruft hier fleißige Hände zur Arbeit. Hinter den faltigen Mullgardinen von Frau Mar- Näharbeit hat sie längst aus der Hand die liebste des Tages ist, lehnt sie eine Weile nachdenklich im bequemen Scha ukelstuhl. Das Leben hatte ihr nicht Aussichten gezeigt. Wohl war sie des geliebten Mannes Weib geworden, aber ben. Das lleine Pflichtteil deS vat::- kraft. „Hab' ich Dich erschreckt?" Sie schüttelte das Haupt. „Daß ich noch kein Licht hab' und der Thee nicht fertig ist bist Du heute eigentlich früher gekommen?" „Ja, Liebchen! Und was ich bring'!" Er drückte einen Busch blühender, duftender Veilchen in ihre Hände. schön! Woher hast Du die?" fragte sie mit verhaltener Freude. „Erst Licht, Schatz, und dann hörst Du Alles!" Und als die milchweiße Glocke ge dämpfte Helle ausstrahlte, schlang er den Arm um sein Weib und freudig erzählte er, er sei endlich fest angestellt im Ministerium mit gutem Gehalt und sicherer Pension. Martha erglühte. „Grad' heut" kam es lebend über ihre Lippen, „0 Friedrich!" beliider Freude. „Anders soll's werden, Schatz endlich mal wie ich's mir längst sür Dich geträumt habe!" „O Du!" Sie wehrte seiner stür mischen Zärtlichkeit. „Natürlich ziehen wir mehr in die Stadt hinein das ist schon wegen des weiten Weges nöthig ein, zwei Zimmer mehr, das ist doch klar und dann ein Kleid, das noth» chelnd, „mein altes Hochzeitskleid ist noch herrlich, ich brauch' noch lang« keins." „Das läßt sich aussrischen wirk lich, Friedrich wenn Du aber gar nicht weißt, was Du mit all dem Geld ansangen sollst dann muß ich Dir was sagen —" Er suchte ihren Blick, aber ihr Auze blieb gesenkt. „Was ist Liebchen?" Jetzt rückt sie nahe an ihn heran und flüsternd, als fürchte sie, ihr Ge heimniß laut zu verrathen, sagte sie: „Zum Frühjahr, Friedrich dann Und sie lehnte ihr glühendes Gesicht an seine Brust. Es war lautlose Stille; nur von draußen her erklang das schwermüthig« Rauschen der Kastanie den beiden Glücklichen aber war's als jubilire sie: zum Frühling zum Frühling! Er trat an's Fenster. Ein klarer, dunkelblauer Sternenhimmel spannte sich über die Erde, und ihm wurde so weich und warm um's Herz, langsam löste sich der alte Trotz ein- Sehn sucht stieg in ihm auf der Friede des Elternhauses wehte ihn an, und in Erinnerung verloren brachte er halb unbewußt ein reuevolles, zärtliches „Mutter!" über die Lippen. Martha war zu ihm getreten. „Wenn sie das erlebt hätte —" Sie nickte. „Es wäre vielleicht doch anders ge kommen." „Ja, Friedrich!" „Sie wär' im Frieden von uns ge gangen!" . Wieder neigte sich Martha's Kopf. „Ich dacht« jetzt so ost an sie, Abends, wenn ich allein war. Auch an den Bater und daß sie gelitten haben Da umfaßte er sie in tiefer Rüh rung. Sie aber löste sich aus seix?. Armen griss nach den dustendl« Veilchen und unter Thränen lächelnd sagte sie: „Die tragen wir morgen hinaus zu den Großeltern!" PoesieundProsa. Ver ehrer: „Um Sie zu besitzen, Fräulein Ottilie, würde ich all' meinen Reich« uns!" Schöne Aussichten. Frau: „Sie haben also das Ideal eines Man nes in Ihrem Bräutigam gefunden?"