Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, September 02, 1897, Page 2, Image 2

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    2 Zwei Freundinnen.
Die Gerta und die Anna waren
gute Freundinnen, und sie gingen im«
Kleider« erschienen, da hatte die Gerta
blaßblaue Bänder als Aufputz und
die Anna wählte rosafarben« zum
Schmucke des.Kleides und der Locken.
Es war eine Freude, die beiden Mäd
chen anzusehen, welche dm Stolz des
ganzen Stadtviertels bildeten. Die
Färb« der zarteiiPfirstchblüthe lag über
dem Antlitze Gertas, aus deren Augen
«ine kindliche Heiterkeit hsrauslachte.
s^e^SchönheU Blau^ eines Al
«rglänzte und gar scharf zu blicken
wußte. Dieses Auge verlieh dem Ant
litze Annas Ernst und Strenge.
Die beiden Mädchen schritten zusam
men durch's Leben, umschwärmt und
dewundert, und sie blieben die besten
Freundinnen, bis «in tiefer Schmerz,
«ine hohe Freude sie seelisch auseinan
derriß.
Das war di« Liebe.
Tauchte da plötzlich ein ausgelassener
Bursche mit einem kecken Schnurrbart,
und einem steten Lachen auf, d«r in sei
nen freien Stunden leinen anderen Le
benszweck zu verfolgen schien, als je
dem Mädchen und jeder Frau zu sagen,
daß sie die hübschesten auf der Erd« und
«r bis in di« Ohren in sie verliebt fei.
Das sagte er auch der Gerta und das
selbe sagte er der Anna und Beide fan
den den leichtsinnigenßurschen lieb und
geistvoll und schön undßeide hatten ihn
gern.
Waren die Mädchen mit dem Fritz
beisammen, da war «r mit Jeder gleich
herzlich, aber doch wog Jede im Stillen
ob, ob aus einem Wort«, einem Blicke
nicht noch mehr Wärme und Innigkeit
für sie heraustönte.
Gerta trug ruhig die Freuden und
Leiden der Liebe, in Anna aber lodert«
die Gluth in Hellem Flackern. Mit
wachsender Eifersucht beobachtete sie,
daß die Einfachheit und Kindlichkeit
Gerta's den jungen Mann mehr und
Aber schließlich trug Anna doch den
Sieg davon. Der leichtsinnige Bursche
entschied sich sür sie, weil sie mehr
Geld hatte, als die Freundin.
Gerta ließ sich in keiner Weise mer
ken, wie schwer der Schlag sie getrof
fen.
Kein Mensch ahnt«, was in derS«ele
des herzigen Mädchens vorging, wie ihr
Herz blutete und langsam verblutete.
Im weißen Kleide kam Gerta zur
Freundin, um ihr zu gratuliren. Sie
brachte der Braut «inen Strauß
weiß«r Rosen, so weiß, wie ihre
„Eme Rose behalte ich mir!" sagte sie
zu Anna und «in trübes Lächeln er
schien auf ihren Lippen.
„Wozu?"
Mit einem triumphirenden Blick«
schaute Anna der Freundin nach, die
Heimwärts ging und die weiße Rose
die Vorhäng« zusammenheftete, so daß
lein Lichtstrahl in ihr Zimmerchen
drang.
Des anderen Tages herrschte Ent
setzen und Schrecken in „unserer Gas
sen." „Di-: Gerta hat sich vergkfteN"
Für Geist und Gcmiith.
Der Vogel —
Und fragt nicht, wer ihm lauscht;
Die Blume blüht
Und fragt nicht, wer sie pflückt;
O, sorge
visten! Erster Reservist: „Kamerad.
Was ist nur das mit Dir. In den
Uebungen warst Du immer so lustig,
Zweiter Reservist: „Hast gut
reden! Du kehrst zu Deiner Braut
zurück, und ich zu meiner Frau und
Das Aadeyans.
DaS ging nun bereits eine geraume
Zeit so, sechs oder acht Wochen etwa.
Der Architekt Balduin Holzendorf war
mit seinem Latein zu Ende; er hatte es
vise!"
Ach du lieber Gott, der arme Tropf
Zwiste, viel mehr, als er es sich selbst
bringen, wenn er in der Lage
„Der Preis ist ganz gleichgiltig, daß
Prinzip ist die Hauptsache. Ich hab'
im vorigen Jahre aus Berthas Wunsch
Wasser und dem offenen Himmel darll
„Na ja! und. . .? Das fließende
Wasser ist da, der offene Himmel auch;
Der Bildhauer lächelte, schenkte sich
Architekten ein und'.mit ihm anstoßend,
„Prosit, altes Haus! weißt Du,
was Du bist! Ein Querkopf bist Du,
ein Pedant, ein Griesgram, der über-
das Dein Ernst?. . . na, das
er auch, wenn das Leben einigermaßen
erträglich sein soll. Du aber verstehst
leider gar keinen wär: es
halben Tag böse zu sein."
„Glaubst Du vielleicht, daß es mir
besonderesVergnügcn macht?" brumm
te Holzendorf.
Striefen überhörte scheinbar diese
Frage und fuhr fort:
„Wenn ich meine Frau mal gekränkt
habe, gut dann bitte ich sie einfach
um Verzeihung."
Der Architekt schlug mit der Hand
- aufs
'^„Nie!""'
Mann, Weib, Liebe und Ehe. Und
sie wolle vom ersten Stock wieder in's
Parterre ziehen, oben sei es zu feucht.
Und Nachmittags gar fuhr das» Ehe-
Eng aneinander geschmiegt saßen sie
Und wieder einige Tage später ka
men die Maurer nach der Villa, um
nach einem von Holzendorf eigenhän
dig entworfenen Plane das Badehaus
zu errichten. Der Architekt hatte sich
zusehends erholt und leitete, nachdem
j die Fundamentirungsarbeiten erle
digt waren,selbst mit großem Eifer den
Bau.
Im nächstfolgendenJahre jedoch gab
es abermals einen großen Krach zwi
schen den Beiden; er war nicht minder
heftig als der vorjährige, aber diesmal
ließ die Aussöhnung weniger lange aus
sich warten. Sie bekam das heißer
sehnte Reitpferd und nach und nach er
siillte ihr Balduin alle ihre Wünsche,
ohne auch nur zu murren. Er hatte
Kindererziehung.
Wann muß die Erziehung des Kin
des beginnen? „Das ist doch sehr ein
fach," werden wir von den meisten
Müttern auf die Frage zur Antwort
erhalten, „sobald das Kind Verstand
genug besitzt, di- Maßregeln der Er
ziehung zu begreifen und sich danach
zu richten."
Sehr richtig; ab«r die zweite Frage
lautet: Wann, in welchem Alter ist
dieser Zeitpunkt gekommen? Und da
wird die Antwort sehr verschieden
Hier sehen wir eine Mutter, die ihr
Babft von 4 oder 6 Monaten ganze
Nächte herumträgt und darüber selbst
schwach und elend wird, denn sie hat
nicht, wie das Baby, Zeit, den ver
säumten Nachtschlaf am Tage nachzu
holen. Wollte man ihr aber Vorstel
lungen darüber machen, so würde sie
erwidern: „Was soll ich thun? Ich
läge weit lieber in meinem Bett und
schliefe: aber da? Kleine schreit und
will nicht Ruhe geben, bis ich es aus
seinem Bettchen nehme und im Zimmer
umhertrage, und ich kann ihm doch
noch nicht klar machen, daß die Nacht
zum Schlafen da ist." In einer ande
ren Familie ist ein prächtig entwickeltes
»eines Mädchen von 2—3 Jahren;
nen Magen schädlich ist. „Wenn
Kleinchen erst größer ist, werde ich ihr
! gar nicht, wenn ich es ihr verbieten
wollte."
> einer dritten Familie will ein
„Nächstes Jahr," entschuldigt sie
sich einem Besuch gegenüber, vor dem
sie sich doch ihrcs unartigen Söhnleins
j habt werde»! Dann ist es ohnehin mit
I dem glücklichsten, sorglosesten Theil
der Kinderzeit Worüber, und Pflichten
Solchen Vorkommnissen gegenüber
und Jeder, der sich ein wenig in der
! Welt umsieht, wird ohne Weiteres zu
geben, daß sie so oder ähnlich nicht sel
ten Lnd möchte ich mir nun die Be
hauptung erlauben, daß die Erziehung
am besten mit dem Tage der Geburt
beginnt, daß der lleine Weltbürger
auch da schon Verstand oder nennen
wir es Instinkt denn junge Hunde
besitzen ja auch keinen Verstand, und
man kann sie doch erziehen also In
stinkt genug besitzt, daß die Erziehung
die gewünschten Früchte trage. Und
nicht etwa Mangel an Zärtlichkeit,
nicht etwa zu große Strenge ist es, die
so früh schon beginnt, dem Kinde nicht
jeden Wunsch zu erfüllen. Nein, es
dient zum Heil und Segen für Mutter
Vielmehr Last. Arbeit, Aerger und
Verstimmung, ja Angst und Sorge,
wird eine Mutter sich ersparen, die
nach diesem Grundsatze handelt. Wie
viele verdorbene Magen, wie viele
Thränen und später sür Mutter und
Kind gleich schmerzliche und doch nicht
zu umgehende Erziehungs - Maßregeln
kann sie vermeiden.
Laß den kleinen Schreihals, und sei
er auch erst eineWoch: alt, ruhig in sei
nem Bettchen liegen, bis er sich müde
geschrieen hat und von selbst wieder
einschläft. Du llberzärtliche Mutter,
das Schreien schadet ihm nichts, es ist
im Gegentheil der Lunge zuträglich.
Er wird, ehe viele Nächte vergangen
sind, auch ohne den Verstand, eines Er
wachsenen völlig begriffen haben, daß
das Bett zum Schlafen bestimmt ist
und nicht der Arm der Mutter, und sich
nur zu den üblichen Zeiten, in denen er
seine Nahrung erhält, melden, und
wenn er gesättigt, sogleich wieder ein
schlafen. Und wie wohlthätig wird dies
für Mutter und Kind sein!
Wenn der kleine Schelm anfängt,
eßbare Dinge von anderen zu unter
scheiden und mit Krähen und Jauchzen
danach langt, mag sich jede Mutter im
Stillen über die fortschreitende Ent
wickelung des geliebten Kindes freuen,
aber scheinbar verstehe sie die Wün
sche des kleinen Bettlers gar nicht. Sie
gebe, so viel dem Kinde gut ist, gleich
wegen eine Schale mit Kuchen oder
Obst auf den Tisch gestellt wird und
der kleine Kerl gar so drollig bettelt.
hier.
In der Pr o b.c. Theater
direktor: Was giebt's denn? Tenorist:
le r. Polizist (zu einem aufgegriffe
nen Subject): Was sind Sie? Bumm
ler: Tonkünstler. Polizist: Auf wel
milie?" Meier: „Danke, sie hat sich
A bgeführt. Aeltliche Ko
zwanzigsten Geburtstag! Sie glauben
es wohl nicht?" Herr: „O gewiß! Sie
feiern Ihren vierundzwanzigsten Ge
sicher Ihre Eltern gefeiert!"
Stoßseufzer eines ge
plagten Ehe mann es. „Nie
sagt meine Frau „ja" wenn ich sie um
Sedakteur Zeller.
Arnold Zeller saß in seiner Redak
städter vor Neugierde und Langeweile
mit Anfragen! Als ob ich allwissend
wäre! Nur dasein« Gute ist dabei,
scheint nächstens vor Neid aus gelbem
Papier!"
Er war auch wirklich zu bedauern,
ten Redakteuren" angehörte. Gott sei
Dank, ihre Frühlings-, Mondfchein-
und Liebesgedichte, dieses Gestöhne des
schwer mißhandelten Pegasus, hielten
sich als „alter Onkel" titulirt. Seit-
Frau es erst möglichst spät merkte! So
„A. K. 6V. Wenn Sie einmal mit
an, für den Kuß aber danke ich be
stens! Der alte Onkel."
So, das nützte für ein paar Tage.
Ruhe ist die erst« Bürgerpflicht!
so ein trockener, alter Hagestolz sein?-
Die Unterschrift lautete: „Dora
Schwarz."
stellen. So aber heißt es „t>>i»i>i
sali"!"
Er lachte laut aus, daß die ehrwür-
Partie?!
Schließlich steckte sich die „Weiber
list, die ja über alle List geht", hinter
einen Reporter, lud ihn ein, und als er
anfing, die Welt rosig zu sehen und
dant: „Ihr Redakteur, das ist ein
Witzbold! Haha, dieser steinalte On
kel."
„Nicht wahr?" sagte er. „Und so
ein hübscher Kerl, und erst sechsund-
Die jungen Dainen waren starr,ober
die älteren suchten die Fassung zu be
wahren: „Nun, er will sich interessant
machen, die Abonnentenzahl heben."
Dann leiteten sie geschickt auf anderes
über, man wußte genug.
staunte mit den anderen, aber in ihrem
Köpfchen reiste der Plan,ihm das nicht
so hingehen zu lassen, ihn dafür zu
i 'h
aus der Redaltion kommen sah. Und
da gefiel er ihr ausnehmend, groß,
schlank, ein edles Gesicht, bestimmte
Haltung, ganz ihr Ideal! Aber er
hatte doch die Mädchen von Kirchheide
schnöde zum Besten gehabt! Er dachte
wohl, es sollte nach ihm geangelt wer
den?! O, da sollte er sich gründlich
verrechnen, sie, des Bürgermeisters
Gesellschaft des Städtchens. -
Dora wartete nun auf eine günstige
Gelegenheit. Erst überlegte sie, ob sie
ihm ein Manuskript anbieten solle,
sicher eine arge Rache, aber da schickte
es der Zufall noch besser.
Es war ein schöner klarer Winter
tag und die Jugend des Städtchens
amüsirte sich beim Schlittschuhlaufen.
Da faßte Arnold Zeller auch das Ver
langen, wieder jung zu sein, aus seiner
Zurückgezogenheit hervorzutreten. Er
brauchte also recht fleißig die Scheere,
Eisfest.
Mühsam rettete er seine Haltung,
dann folgte beiderseitige Entschuldi
gung.
Passiren mußte," sagte sie spöttisch.
Blitzschnell kam ihm der Gedanke:
„Das ist das Backfischchen pardon.
Aber ehe er noch etwas erwidern
konnte, war sie fort. Wie leicht sie da
hinfchwebte, wie entzückend ihr das
enganliegende, grüne Tuchkleid mit
dem Pelzbesatz stand! Er mußte ihr
nach. Und bei der Restauration er
reicht« er sie.
Eben wollte sie ihre Schlittschuhe
Verbeugung. Ein fester Griff, und
der Schlittschuh fiel ab.
„Warum wollen Sie denn schon so
Herren als schuldigen Tribut entge
gennehmen? Ich danke! Ueberhaupt,
wie konnten Sie sich bei Ihrem Alter
noch auf's Eis wagen? Plagt Sie
nicht schon das Podagra?"
träumerisches Wesen. Das flinke
gekochtes, klares Wasser in die Tasse,
das Kaffeemehl hatte sie vergessen. Und
bstm Mittagstisch konnte sie nur lau
fen, immer etwas Fehlendes zu holen.
Daß sie von drei Theilen höchstens eins
mitbrachte, war selbstverständlich.
Der junge Redalteur ertappte sich,
daß er Politisches beim „Vermischten"
bringen wollte und der Drucksebler
teusel guckte höhnisch an allen Ecken
und Enden hervor.
Auch entdeckte er. daß der Weg zur
Redaktion durch die Bachstraße viel
besser sei als der frühere. Daß Bür
germeisters Blumen auch pünktlich um
drei Uhr von Fräulein Dora begossen
werden mußten, war ja eigentlich kein
Grund zum Umweg. Und ein Mann,
ein Vaterlandsvertheidiger weicht doch
der Gefahr nicht aus?!
Er wurde auch plötzlich sehr gesellig,
aus Festen, blos
chen allein in einem Seitenwege. Er
ergriff ihre Hände, sah ihr tief in die
Augen und zog sie jubelnd an seine
Brust. .
zelnd: ..Das hätte ich doch von solch'
altem Onkel nicht gedacht! Man sieht
wieder ..Alter schützt vor Thorheit
errungen. Und beim Hochzeitsmahl
klang der Toast: „Der gute, alte Onkel
soll leben!"
Aer Kranenfenner.
Manchen bleiben die Frauen Zeit
ihres L«bens Räthsel es gibt aber
schöpfe? Welch« Gesichter! Ibrahim
„Mittel", aber es hals. Man sah
Nurileh that wie verzweifelt.
Ernsten Antlitzes untersuchte der
Leibarzt den Mops. Todt sei er
raffte sie sich auf: „Was, ich soll
hoheitsvollem Tone hinzu: „Ich, ich
selbst werde sie nach Deiner Bor
schrift, o Weiser, behandeln: und
Von Morgen bis Abends sollen sie
merkt haben.
Als «r später den Palast verließ,
strich er sich den Bart und sagte:
—°die"Weiber"^
Zerstreut. Richter: „Nun,
Gefährlich« Waffe. —