Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, August 12, 1897, Page 3, Image 3

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    Arme Thea!
(8. Fortsetzung.)
niß mit.
Der alte Herr schien ganz fassungs
los, als sie in's Frei« zu Thea traten.
röthet.
Georg und Thea tauschten einen be
trübten Blick. Kein Zweifel: Herr von
Hoffäck«r hatte schon wieder stark ge
frühstückt!
„Haben Sie's ihm dmn auch ordent
lich gegeben, Textor." fragte er dumpf
nach einer Weile.
„Oh doch!" unierbrach ihn Thea . .
„schrecklich war's! Mir schaudert, wenn
ich daran denke!"
delte schwerfällig mit ihn«n die Lindin
wir ja jetzt spazieren gehen!"
Das konnte man allerdings! Für
den Freiherr» war die frische Luft auch
jedenfalls gut. Thea schob ihren Arm
in seinen, wie um sich von ihm führen
zu lassen, und stützte seine zittrigen
Schritte.
das nun werken?" lasen sie aus ihren
Blicken. „Wir beide sind jung und
sbarl! Wir schlagen ums zur Noth
durch's Dasein. Aber diose Ruin« von
«inem Menschen zwischen uns ... wie
sollen wir auch die noch retten?"
Es war ein schweigsamer Spazier
gang durch die sommerlich grünenden,
Frage sprechen lönnen: „Wovon wer
den wir min weiter leben?" Und ge
radeaus Frage sand man im
Aber Thea war nicht gewillt, sich ent
kam, Papa! Ich will nur erst Hut
loschen, lagen, eine alte Zeitung als
Unterdicke, ihre Einläuft für das heu
tige Mittagnicchl. Und lein Glas, lein
Teller, nichts mehr zu sehen.
„Ja . . . Ivas ist dmn das?" mur
melte sie mit tonloser Stimme.
Frau Kautz, die Schusterfrau von
unten, war heraufgelommen.
„Sie hat sich nicht halten lassen!"
berichtete si« ... „was nämlich di« frll-
Stunde lam sie angerückt ... mit 'ner
Fuhre und zwei Männer dabei ... ihr
Onlel . . . gloob' ich . . . und noch
. . sagt' sie . . . und das lönnt
ihr nicht passen, sagt s«, hier auf ein
mal 'rc-usgefchmissen zu werden . . .
„Das ist 'ne nette Geschichte!" sagte
„Ja, lieber ?iott!" Das Schusterweib
zuckte die Achseln . . . .. . . so übel
Wirthschaft hat . . . det paßt nich? je-
durch den Georg die eben gewonnene
Stellung und ihr Vater sein, letztes
bißchen Brod verlor.
Welt? Hätte sie denn etwa ihrem Va-
XI.
Der Freiherr saß auf dem letzten,
übrig gebliebenen Rohrstuhl, Georg
rittlings auf der Ecke des Redaltions
tisches. Er klappte mechanisch die große
de« rauchte und stumpf vor sich hinsah.
Herrn von Hofsäckers Gesicht hatte
dabei eine Rothe gewon
nen. Er athmet« schwer und fuhr sich
zuweilen, wie um trübe Gedanten zu
verscheuchen, mit der Hand über die
Augen.
Thea hatte sich vor ihnen aus das
Kofferchen am Bolden hingehockt. Es
zuckt« um ihre Mu-ndwinlel. „Wie hieß
doch gleich der alte Herr? . . ." fragte
si« melancholisch, der auf den
Trümmern Karthago . . »
„Was hast Du nur, Pg,pa? . . Du
siehst so erhitzt aus!"
„Ein bißchm Schwindel, liebes
Kind! , . . Das hab' ich in der letzten
Zeit häufig! . . . und in den letzten
seinen Gramtopf. „Und ich bin daran
Der alte Herr schüttelte das Haupt:
kunft..."
mein Trost und meine Hoffnung, daß
Du an mich geglaubt hast! Alle an
dern Menschen haben -mich verachtet
.
ist's z» späU
Da pochte eS und Thea schlüpfte ins
Luft gasetzt zu werden!" ergänzte Gru
„Was!" Georg glitt vom Tisch h«r- j
druck?"
Der alte Herr hatte wüthend den von
hervor... „Bestien sind es! Todtschla
Steinlein zum Todfeind? Jetzt hetzt
'
d«n Cigarrenstummel in die Eck« . . »
. . der Bengel aus der Wildpret
handluna meldet mir eben, in unserer
Slbwefenheit hätte sich der G«richtsooll-
„Aber das «ilt doch nicht so, Papa?
suchen?"
„Und der Bandit?" knirschte Herr
von Hoffäcker und bürstete in eilferti
lommt . . . das ist doch klar!"
„Aber ich lasse Dich nicht gehen,"
sagte Thea angstvoll ... .... jetzt
nicht!"
Thea hielt seine Hand fest. „Bitte
nur um mich zu beruhigen . .
„Na . . . schließlich wird er schon
Thea.
J«tzt hallte es ans dem Fwr und
klopfte. Die Thür öffnete sich. Sie
„Allerdings!" Georg war miß
trauisch ... .... aber zu Haus« ist
er nicht!"
wir fanden näinlich feine Karte bei ihm
Thea stürzte auf ihn zu. .Was ist
„Ja ... das schon!"
„Freilich!"
Der Schutzmann warf einen mitlei
digen Seitenblick aus Thea. „Das ist
so eine Sache!" meinte er -ögernd . . .
den!"
„Wo?" Thea war wie versteinert
vor Entsetzen.
„In der Lützowstraße!" Gleich hier
um die Ecke finden Sie Drosckten!"
W si d k h s , t
sich freundlich, aber sehr ernst zu Georg
....... Die Herrschaften sind Ver
wandte des Patienten?"
„Ich bin nur ein Freund des Hau
ses, aber hier ist die Tochter!"
...„O .. . "die Tochter . . Ein
beinahe unmerklicher Augenwinl des
stein trat unauffällig hinter Thea.
Wie um sie zu stützen, stand sie phleg
„Wie geht es meinem Vater?" flü
sterte Thea,
„Er Ivar bewußtlos, als man ihn
brachte," erwiderte der Arzt langsam
... „. . . und er ist es geblieben!"
„Bis jetzt?"
„Bis jetzt!" , ,
„Er wird Sie nicht erkennen, mein
gnädiges Fräulein , . ." Der junge
Mann sprach leise, wie zu einer Krau
len . . , „auch in Zulunft nicht . . .
Seien Sie stark ... Sie müssen es ja
erfahren ..."
legte sanft ihren Arm um Thea.
„Sie kommen zu spät! Vor einer
Viertelstunde wars vorüber!"
Das waren nicht mehr die röthlich
gedunsenen Züge des jovialen Jndu
sirieritters, die sich da reglos vou dem
Weih der Kissen abzeichneten. Der
Tod hatte seine starre Majestät darüber
gebreitet Ein Edelmann lag da
das strenge, vornehm geschnittene Ge
sicht nach oben gewendet, einen herben
Zug um den bleichen, von den grauen
Bartsträhnen beschatteten Mund, die
Hände gottergeben über die Brust ge
faltet.
So mochte wohl im Lauf der Jahr
hunderte manch ein Hoffäcker am
Abend der Schlacht auf grünem Ra
sen, zwischen Blut und Leichen geruht
uno aus erloschenen Augen zum
Schattengleich gingen diese Gedan
ken Georg durch den Kopf, wie er so
dasaß u-nd unverwandt auf den stillen
Mann in dem Bette schaute, vordem
Es dämmerte schon starl. Die
Oberschwester des Ganges stand neben
„Sehen Si« doch, daß S'.e das Fräu
lein jetzt wegbringen . . ." raunte sie
iominen ... es kann ja jeden Augen
blick wieder Jemand eingeliefert wei
sen . das reiht bei uns nicht ab .."
Er hob Thea sanft empor. „Wir
wollen jetzt gehen . >" flüsterte er ihr
in's Ohr ....... bis morgen früh,
Thea . . ."
Sie schüttelte stumm das verweinte
Köpfchen. Sie wollte dableiben . . .
Aber als er sie mit sanfter Hand in
die Mitte des Zimmers führte, merkte
er, daß sie nur wenig widerstrebte. Sie
war wie gebrochen. Willenlos hing sie
sich an ihn und ließ sich nach
einem letzten verzweifelten Schluchzen
und Küssen des Verblichenen, hinaus-
sühren.
sie leise.
Ihr Freund zog sie an sich.
„Nein . . . Thea . . . nein . . . ."
sprach er und streichelte sanft ihre in
seinem Arme ruhende Hand, während
sie der Droschke zuschritten, die, von
dem Portier besorgt, am Portal war
tet« ... „. . . nicht alletn . . . ganz
gewiß nicht ... ich bin bei Dir . .'.
und ich bleib' bei Dir und verlaß Dich
Herzen redlich mit Dir meint. . .
glaubst Du's? ... Thea ... dann gieb
mir die Hand und sag' auch „Du" zu
mir, damit ich weiß, daß ich Dein Bru
der sein darf. .
fühlte ihren langen, danlbaren
Druck..."
Der Kutscher griff, des Befehls ge
nun?
„Am besten ist es," sagte Georg halb
laut ... ich fahre jetzt mit Dir in ein
spiZ - -
„Nach der Mauerstraß« 107," beordert«
im Schatten der Nacht versank.
(Fortsetzung folgt.)
In derFamilitdes 37-
jährigen Schlossers und Hauseigen
thiimers Emil Roß in Mülhausen im
Elsaß kam es wiederholt zu unliebsa
men Auftritten, wobei sich die drei
erwachsenen Kinder stets auf die
Seite der Mutter stellten. Zu slner
solchen Scene kam es auch jüngst wie
der. und zwar gerieth der Mann mit
seiner Frau eines bunten Bandes we
gen in Streit, welches sich der jüngste,
16jährige Sohn an dem Hut befestigt
hatte. Die Scene endete damit, daß
Mutter und Kinder den Vater fessel
ten und dann auf ihn losschlüge«.
Später ging der Mann nach dem Hose
und kehrte mit einer Axt bewaffnet in
die Wohnung zurück; der jüngste Sohn
nen Revolver und gab, als der Vater
mit der Axt zu einem Schlage gegen
ihn ausholte, aus unluittelbarer Nähe
zwei Schüsse ab. Der eine ging fehl,
während der zweite dem Bedauerns-
Der Batermörder stellte sich selbst der
Polizei.
Eineinteressante En
tscheidung hat in einer Hamburger Sa
che das Reichsgericht gefällt. Der
Kaufmann W. Osten in Hamburg
machte öffentlich belannt, daß er auf
Bülow" zu nennen. Osten wandte sich
schließlich an das Reichsgericht, welches
anerkannte, daß er sich wohl Bülow
nennen lönne, sich aber nicht den Adel
durch die Bezeichnung „von" Bülow
zulegen dürfe. Es heißt in dem Er
kenntniß: „Die Adoption eines Bür
gerlichen durch einen Adlige» gewährt
an sich nicht den Adel, weil seine Ver
leihung in den meisten Fällen ein Rc
servatrecht der Krone ist, und die Adop
tion ein im modernen Rechte, weniger
Familien- und Erbrechte, begründetes
Institut ist. Es bedarf in diesem Falle
also der besonderen landesherrlichen
Verleihung des Adels."
Ein Opfer des Aber
glaubens ist der Bauunternehmer Sa
bouran aus Azeure, einem Dorf in der
Nähe von Poitiers. Allnächtlich ver
nahm man in seinem Hause seltsames
Geräusch, schlürfende Schritte u. s. w.,
und bald flüsterte man sich zu. daß sein
zwölfjähriges Töchterchen mit dem ge
heimnißvollen Wesen, das Niemand
anders als der Teufel sein lönnte. in
Beziehung stände. Gelehrte, Aerzte
und Zeitungsschreiber eilten herbei und
einer der Letzteren brachte sogar eine
Nacht im Zimmer zu, doch verhielt sich
gerade damals der Teufel ausfallend
still. Der arme Sabouran aber, der
bis dahin als eine der Hauptgrößen
! seines Dorfes gegolten hatte, wurde,
seit seine Tochter an Halluzinationen
litt, geächtet. Als er sich in der Nähe
nach Paris, aber auch in der „Leuchte
der Welt" wagte ihnen Niemand Un
terkunft zu geben.
3
liür die Küche.
6 Tropfen seines Olivenöl, fügt noch
etwas Essig hinzu, schwenkt Alles gut
durch und stillt den Salat 1 2
und Essig.
Pfeffer und ISO Gran zerlassener But
die Masse, füllt sie in ausgepinselte,
Kalbs m I l ch lu «V>ritu Meh
män indeß in Salzwasser, mengt sie
mit Butter, wenig Salz und Zucker,
richtet sie erhaben in der Mit!« einer
Schüssel an und legt die Kalbsmilche
kranzförmig herum.
Gewickelter englischer
Braten. Man nimmt dazu vom
Schwanzstück. Man wäscht dasselbe,
reibt es mit Salz ein, wickelt es fest
zusammen und bindet es mit einem
starken Bindfaden. Das Fleisch wird
dann in einen genau passenden Tiegel
aufwärts gestellt, zwei Finger hoch
Wasser daran gegossen und fest zuge
deckt, auch muß dasselbe leitig zugesetzt
werden, da es vier bis fünf Stunden
braucht, bis es vollständig weich gebra
ten ist; dasselbe wird mit der eigenen
Sauce öfter begossen.
Prinzessinsuppe. Drei schö
ne Kalbsmilche werden blanchirt, ge
häutet und in leichter Brühe weich ge
kocht, worauf man zw«i davon wiegt
und durch ein Sieb streicht, während
man die dritte in Scheiben schneidet.
In entfetteter Kalbfleischbouillon wer
den 3j Unzen geröstet, geriebenes
Weißbrod verkocht, dann fügt man die
mit fünf harten durchgestrichenen Ei
gelb verrührte Kalbsmilchmasse hinzu
und schlägt die Suppe damit in ko
chend heißem Zustande. Kleineßlumen
kohlröschen hat man sür sich in Salz
wasser gelocht, sie werden nebst den
Kalbsmilchscheiben in die sertigeSuppe
gethan, die zuletzt mit etwas Eayenne
gewürzt und mit einem Glas Madeira
abgezogen wird.
Frisch « P fi rs i che roz-ul. Zwei
Pfund Zucker kocht man mit einem
Pint Wasser zu dickem Syrup, gibt 4
Löffel Citronensast und 3<Z Gran Va
nille hinein, läßt dies «inige Zeit zie
hen und schält nun zwölf reife Psirsi-
Pfirsich wird sofort in den heißen
Zuckersaft gelegt und zwei Minuten
darin gelassen, dann mit einem
Schaumlöffel herausgehoben, in eine
Glasschal« g«legt und eine neue Frucht
im Zuckersaft erhitzt. Wenn alle Pfir
siche fertig sind, kocht man den Saft dick
ein, nimmt die Vanille heraus und
gießt ihn über die Pfirsiche, die drei bis
vier Stunden in Eis st«h«n müssen, be
vor sie (unübertrefflich alsdann im
Geschmack) servirt werden.
Bohnensalat. Man nimmt
zarte, grüne Bohnen, putzt sie, zieht die
Fäden ab, schnitzt, wäscht und kocht sie
in Salzwasser weich. Nun schüttet man
die Bohnen auf einen Seiher zum Ab
warm, mit Salz, Pfeffer, Oel und Es
sig an. Viele zi«hen Bohnensalat mit
Speck zubereitet vor. Kleine Speck
würfel werden halbbraun gebraten und
dann sammt dem ausgetretenen Fett
anstatt d«s O«les übergegossen.
Kleine, einfache Kartof
fel k u ch e n. Man koche einen nicht zu
dicken Griesbrei, reibe gekochte Kar
ste gut mit dem Griesbrei und gebe et
was Salz dazu. Aus dieser Masse for
me man kleine, längliche Kuchen, die
zum Fleisch reichen als auch mit Cvm
pott als süße Speise geben? will man
letzteres, so streue man beim Anrichten
noch etwas Zucker darüber.
Fischerschnittchen. Drei
bert, aus Hart und Gräten gelöst, in
etwa einen Zoll langeStreifen g«schnit
ten und dann mit dicker Mayonnaise,
die mit gewiegten, feinen Kräutern ge
würzt wurde, vermischt. Zierliche Sem
melscheiben röstet man, streicht die
Heringsmasse gleichmäßig darüber und
verziert die Schnittchen mit gehackter
Fleischsuli, Kapern und geriebenem,
hartem Eigelb.
Milderungsgrund. Rich
ter: „Sie geben also zu, den Geld
spind des Bankier Meier erbrochen zu
habend Angeklagter: „Jawohl, der
Geldspind - Fabrilant hat mich durch
seine Reklame über die .diebessicheren"
Spinde gereizt.