Arme Thea! (2. Fortsetzung.) Dann trat er zur Thüre, um nach dem Burschen zu klingeln und auf die Bahn zu gehen. Die Sporen kliirrten leise auf dem Teppich. Er blieb stehen und stieß ein Ivildes Lachen aus. Die Uniform! das hatte er ja ver gessen.... die Uniform war ihm ja von jetzt ab versagt! Morgen schon konnte «r, wenn er als Offizier verkleidet auf der Straße erschien, mit dem Strafge setz in Konflikt kommen. Der ver schnürte Blaurock, die Bärenmützc mit Also fort mit Schaden! In die Ecke gerbgeströmten Schaftstiefel, daß nur endlich einmal dies verwünschte tücki sche Sporextlirren aufhört.... fort da mit.... fort!.... Bequemer sahen ja der hechtgra-ue Bummclanzug Lack vor sich hin, und rief dem Burschen. „Packe den Koffer!" befahl er.... „....Alles Zivil, was ich hcute von der aus! Ab!" Er lachte, als er dem Burschen nach sah. Das war sein letzter Befehl ge wesen. 111. Natürlich erster Klasse! Hauptsach« die Lampen verhüllt. Er stieß aus Ge radcwohl das nächste Abtheil auf. Die Nacht ringsuinhe:. Am Himmel die St«rne. Vorüberflitzende Lichtpunkte auf der Erde. UnÄ eintönig, uner müdlich das Rasseln des Zuges. Rat- Schriftstücke erledigt? Oder als ein geschlagener Mann, de, wie ein wundes Wild sich nur »och ir gendwohin in die Einsamkeit flüchtet, um dort ungestört zu verbluten? Oder gar nicht? Von Berlin zer malmt.... aufgefressen.... spurlos ver schluckt? Das war wohl das Schicksal der Meisten. gierig bin ich jedenfalls, wie das nun Wird!" . befriedigt khnte «1 sich zurück, während draußen schon in raschem Grauen der frühe Sommermorgen tagte. Es wurde zusehends Heller. Schon sah man die Lerchen sich über den Sloppeläckern wiegen und auf den hohen Getroidemieten in der Ferne lag schon ein Widerschein der in röthlichem Dunst am Himmel aufsteigenden Sonne. Er blickte neugierig auf das schwer athmende Klei>derbündel ihm gegen über. Einen gesegneten Schlaf ' hatte dies weibliche Wesen.... mochte es nun jung oder alt sein. Um so besser! Wenn sie erwachte, brauchte sie wahrscheinlich tmiisend Dinge und noch «in paar da zu! E, mußte dem Kellner wegen des Frühstücks klingeln, dem Kondukteur mittheilen, daß das Rundreiseheft vor läufig nicht zu siniden sei, den Plaid riemen zuschnallen, im Hendschel nach den Anschlüssen suchen .. nein .. schla fe Du nur immer zu! Da fuhr sie plötzlich mit einem Ruck empor und starrte fassungslos und er schrocken um sich, als begriffe si« gar nicht, wie sie eigentlich in diesen I>-Zug gerathen. weilig«, regelmäßige Schönheit, tes Gesicht. Ein schwermüthigeS Zi Punkt des deutschen Vaterlandes sie Hoffentlich fuhr sie bis Berlin! Si cherlich! Wohin denn sonst? Da blieb man noch ein paar Stunden zusammen. langendes etwas Schmachtendes. Sie hatte die Lippen fest zusammengepreßt, während sie hinausschaute. Ob in Aber irgend etwas ging in ihr vor und beschäftigte unausgesetzt ihr Inneres. Das zeigte auch das schadenfrohe Lä cheln, das von Zeit zu Zeit verstohlen über die schönen Züge lief. zig« Uhr los und zog, sie anblickend, ungeduldig die Auaenbrau«n hoch. „Zu dumm! Erst siins Uhr Morgens!" konnte man auf ihrem Gesichte ablesen. Sie schien es sehr eilig zu haben, wei terzukommen. Ein Königreich für einen passenden Gesprächsstoff! Leicht war der nicht zu smden und mit einer einmati- ein. „Acht Minuten Aufent sich nicht, um auszusteigen. Sie ja Alles in ihren Wägen. Aber auf deren Gang entstand eine Bewegung. Ihr Reis«gesiihrte si« da bei. Merkwürdig, wie kampflustig sie aussah! Di« feinen Nasenslllael bläh ten sich und um die Lippen spielte ein Trotz, der jetzt, nachdem sie den In halt gelesen, in ein spöttisches Lächeln überging. Sie Sickte die schmalen offenbarem Behagen, in winzige Stück- Jn diese Beschäftigung vertieft, merkte sie gar nicht, daß ein älterer, hochgewachsener Herr, der vom Bahn hof aus suchend durch den Gang ge schritten war, bei ihcem Anblick stehen blieb und, den Cylinderhut abnehmend, „Nun ... Gott sei Dank!" sagt- er und hüstelte, wie um eine Verlegenheit „Gewiß hat er das!" erwiderte der Bureaukrat ... „. ... Da er aus Ihrem hinterlassenen Schreiben wußte, daß Sie sich in diesem Zug befanden . doch davon später er gab mich zu meiner Frau!" „Ich? .. .aussteigen?" Thea schien verwundert . . . „Ja ... ich fahre dock nack Berlin!" dige Handbewegung. „Liebes Kind .." sagte, er . . . „. . . -Ae fahren nicht nach Berlin und nicht zu Ihrem Vater, sondern solgen den Leuten, die es wohl Sie setzte sich hin und lehnte träu merisch den Kops in die Ecke. „Ich folge nicht sie gleichmiithig Amtsmiene an: „Sie werden überhaupt nicht gefragt, Fräulein von Hoffäcker . . / d sh „Sie nicht! . . . Aber Ihr Gepäck!" Widersehen!" ter Unrecht!" greis, wird niedergeboxt" .." Georg streifte mechanisch die Manschetten etwas zurück ... „. . . Wenn er auch nur von ferne mit Ihrer Bagage lieb- Sie wehrte ihm ab. „Um Gottes willen keine Scene, solange es irgend irgend ein Rückhalt hinter mir hab'.." damit trat sie dem alten Herrn ent gegen. „Also nun Scherz beiseite!" sagte sie freundlich lächelnd ich steige nicht aus, gebe mein Gepäck nicht her und vertheidige mich mit allen Mitteln! Die Beamten und die Mit reisenden —" ihr flüchtiges Auge streifte Georg „werden mich schon haben doch auf seinen ausdrücklichen Wunsch vor anderthalb Jahren sein Haus in Rhena verlassen!" zu Tode gelangweilt! Kennen Sie Po sen? Nein? Seien Sie froh! Aber meinen Onkel kennen Sie und die Seinen! Nun denken Sie mich in der Mitte "dieser biederen Familie! Oh.. „Uno doch hat Ihr Vater Sie stets der alte Herr hartnäckig. Sie seufzte: „Freilich. . . solange er auf Reisen war ... das ganze Jahr . . . Aber jetzt ist er in Berlin. Jetzt such' ich ihn heim, er mag wollen oder nicht! Es war doch immer so lustig bei Papa! Densen Sie nur an all' die fidelen Menschen in unserem Haufe in Rhena. . . und die schönen Pferde und "das ewige Getümmel. .. das heißt Der Bureautrat wiegte traurig sein Haupt. „Also das zieht Sie zu Ihrem Vater?" fragte er leise. . Sie lachte hell aus: „Ich will leben!" rief sie . . .... Ich kann doch nichts zu haben. „Mein liebes Kind!" sagte er . . . „. . . ich bitte Sie, nur um eins: sah- ab» , h z 5 t Glichen Mädchens gelegt und sah ihr traurig in das leichtfertig lächelnde Gesicht. „Arme Tbea!" sante er leise . . . Sie ... da scheiden wir doch a!s gute Freunde' . . . Und nun . . ." sie ne stelte cm den Knöpfen seines Rockes und Ein leises Zucken ging durch den Zug. „Mein Herr ... ich mich drin gend bitten .. der öffnete wäre mir bis jetzt ganz ausgezeichnet Der Zug glitt aus der Halle. Sie mußte den Kopf hereinziehen. Sich in Und im Nothfalle steh' ich im Hinter faust Ihre Koffer anrührt . . . Tritt vor den Leib! Ab nach Kassel!..." Der Kellner servierte den Kiffee. „Das heißt. " . eigentlich . . ." fuhr sie fort das Rittergut hat auck zu Zeiten seinen Dienst!" Sie schüttelte den Kopf. „New. Preußischer Kammerherr ist Papa lebt jetzt in Berlin." „Ehrlich gesagt: Ja. Recht unsolide! lenverqnüate Nachbarin welch eine Tborbe-it. diese Welt z,u verlassen! Wenn er nun den Leuten m vi» kalter, stinkender P-ulderqualm . . äh . . . Pfui!... Georg Textor streifte die Asche von der Zigarette und sah stes Gesicht. Herr Leutnant?" fragte gens die kleine Bosheit mitzutheilen. Auch er beugte sich nach vorn. Ihre Stirnen berührten sich fast, während sie so im Sonnenschein dasaßen und sich ger Diener wurden im Laufe ihrer ge genseitigen Schilde-Uli- :n zu wahrhast ungeheuerlichen Fiauren. Und dann lehnten sich die Beiden wieder zurück und lachten hell auf, daß die verschla fenen, verdrießlichen Reisenden neben draußcn slog vorbei, in rastlosem Lause näherte sich der Eilzug Berlin ... Häuschen der Trame» . . . Vorbei an Friodrichshagen . . . schon tagt da und dort aus dem flachen Ackerland der mächtiae Bsu einer Miethskaserne, halb unterirdische Grllnkrainkeller, zer schlissene Wäsche und dumpfiges Bett zeug an den Fenstern der Hinterhäuser Arbeit!" schien es rastlos im Welt zu Und „Noth! Noth!" Fenster. „Da ist Papa!" fubelte sie, und dann förmlich, mit leichter Kopf neigung zu ihrem Reisegefährten: . Le ben Sie wohl!" Ein Dienstmann hatte ihr Gepäck gefaßt. Sie huschte hinter ihm her aus dem Wagen. Georg Textor wollte ihr nachsehen. Aber andere Kofferträger drängten sich Kerein, die Menschenmen gen draußen slutheten und wogten, und trennend schob sich das Getümmel der Weltstadt zwischen die Beiden. (Fortsetzung folgt.) Ktr vcMvorenc. Plett der Tod ereilt hatte. Man fand ten? Die Mehrzahl der Geschworenen glaubte selbst bei dem Eintritt in das Berathungszimmer, nur einige Minu stets: „Nein". eingeschlossen bleiben, bis Stimmen- Einheit erlangt ist. Nachdem die elf Geschworenen ihre ganze Beredsamkeit zwölften für ihre Ansicht zu gewinnen, entschlossen st« sich, sich mit Geduld zu wassnen. und zu warten, bis die steht fest, weil ich gleich zuerst „Ja" schüttelt. Unser College muß von der Unschuld des Angeklagten sehr fest überzeugt sein, weil er allen unsern Bitten, wie allen unsern Beweisen wi dersteht. Eine solche pflichttreue Ueber zeugung, wie seltsam sie auch sein schüttern, das unbeweglicher steht, wie ein schottischer Felsen. Indem das englische Gesch Stimmm-Einheit ver tue andere Hälfte aus Ermattung und Lanaweile. Nach elfstllndiaer Berir thung sprach also das Geschworenen- Sie, daß mich der Hunger minder quält als Sie? Aber mein Gewissen ist doch noch stärker als mein Magen." Sie wissen, noch in völliges Dunkel ge hüllt; ich will es lichten, aber schwören Sie mir, nichts von dem mitzutheilen, was Sie hören werden." Alle schwuren es. „Georg Maugham ist unschuldig." „Woher wissen Sie das?" „Weil ich selber der Schuldig« bin." Die Geschworenen sahen einander bestürzt an; der Erzähler aber fuhr fort: „Ich wurde von Franz Plett auf eine Weise beleidigt, die ich als ei fersüchtiger Ehemann nie vergeben kann. Am 11. Juli vorigen Jahres mußte, wie ich erfahren hatte, Plett spät auf jenem Wege seini ihn erwar tend, aß ich im „Weißen Schwan", wo ich das Messer fand, dessen ich mich zur Ausübung meiner That bediente. Ich nahm das Tuch meines Opfers, um das Blut von meinen Händen zu wischen, warf es aber darauf weg. Alles dies stimmte mit den Aussagen des Angeklagten überein. Als ich er fuhr, daß Waugham wegen des Mor des verfolgt werde, wollte ich mich selbst anzeigen, um den Unschuldigen zu retten. Aber eine genauere Ueber legung sagte mir, daß, wenn ich dies thäte, man die Ursachen meiner That ermitteln würde, und daß meine ehe liche Ehre befleckt worden wäre. Uebri gens hoffte ich. daß es unmöglich sein würde, Waugham des Verbrechens zu überführen. Da ich zu den Ge sollte. so schwieg ich um so eher, weil ich, ohne den wahren Schuldigen zu verrathen, den Unschuldigen bestimmt und sicher retten konnte. Dieses Mit tel kennen Sie, und ich habe mich des selben aus Ihre Kosten bedient. Jetzt ist meine Frau todt, und in drei Ta gen werde ich England verlassen ha ben; mögen Sie nur das Geheimniß drei Tage bewahren, wie Sie mir es ja auch geschworen haben." Nach diesen Wortenginger fort. Die Geschworenen schwiegen, bis der Mörder England verlassen hatte. Entschuldigung. Lieu» tenant A.: „Hast Dich halt jetzt doch der kleinen Irma ergeben!" Lieute nant B.: „Ja mein Gott wenn man MachtderMusik. „Mein Mann schwärmt für Musik! Wenn ich 's Klavier gehen,so fragt er mich schon, »