6 Hiöntgen ass Bvestifter. Bon E. Fließ. Krankheit und körperliche Leiden werden im Allgemeinen als lästige Beigaben des irdischen Dasein empfun den. Onkel Ferdinand wie er im weitesten Verwandten- und Freundes kreise benannt wurde bekannte sich zu einer anderen Lebensanschauung. Er fühlte sich nur dann glücklich, wenn er sich imßesitze einer der neunhundert lieunundneunzig Krankheiten glaubte, die von der medicinischen Wissenschast im Laufe der Jahrhunderte an den Be wohnern der Erdkugel festgestellt wor den sind. Man konnte mit einem leich ten Paradoxon sagen: Onkel Ferdi nand fühlte sich am wohlsten, wenn er sich am unwohlsten fühlte; oder richtiger gesagt, wenn er sich einbildete, sehr krank zu sein! Onkel Ferdinand war kein Studir ter. Deswegen las er auch mit Vor lut nothwendig war. Daß er die me dicinischenWerke besonders bevorzugte, lag in der Natur der Sache oder viel mehr feine: „complizirten Persönlich ileit," wie er sich selbst zu nennen pflegte. Hatte Onkel Ferdinand die Pflanzensafteingießung, wobei er nicht verfehlte, allerhand boshafte Ausfälle Anspruch zu nehmen. Seit zwei Jahren hatte Onkel Fer dinand, um wenigstens auf diese Weise von dem Gros der Mitbürger seiner kleinen Vaterstandt rühmlichst sich ab zuheben, ein Specialleiden an sich ent arztliche Capazität wieder entreißen zu lassen. In einer Zeitungsnotiz hatte er ein mal zufällig gelesen, daß irgend eine mußte mehr darüber erfahren. Er ging daher sofort seiner täglichen Ge wohnheit entsprechend an das große Bücherregal seiner Universalbibliothek und griff sich den einschlägigen Band des „großen Meyer" heraus. Das war gewöhnlich das erste Repertorium, in dem er seine Krankheiten genau verzeichnet vorfand. Auch diesmal! „... Verkalkung: siehe Kalcination, entsteht 1) ... 2) ... N dadurch, daß . Jetzt hatte er die Bcschecrung! ..! Verkalkte Leber!... Das war die Noch d flb T wßt s blühten, die Traube reifte am Rebge lände: Onkel Ferdinands Leber ver- mäß mit Aussteuer und Mitgift aus statten wollte, falls der Auserkorene der krausköpfigen, lachlustigen Lucy wählter, der Assistenzarzt Dr. Körner, ben nichts! . . . denn wenn er der reiche Onkel nicht die von der vor gesetzten Militärbehörde geforderte Kaution stellte, konnte das leichtsinni ge Liebespaar so alt wie Methusalem tar hinzutreten! . . . Onkel Ferdinand schien es diesmal bitterer Ernst zu sein. Alle Schmei chelworte u»d thränenreichen Bitten der armen Lucy prallten an ihm ab, als wäre nicht bos die Leber, sondern auch das Herz vollständig zu Stein Ab» was den Strahlen der schönsten Augensterne nicht gelang, denen bis dahin nur wenige Menschen Eines Tages erfuhr die leidende Menschheit, daß selbst das tiefste In der sogenannten Röntgen'schen X- Strahlen aussetzte. Um diese segens reiche Entdeckung dem großen Publi sührten Aerzte und Physiker in popu lären Vorträgen die Hittorf'fchen und menten vor. Onkel Ferdinand, der sich für jeden Fortschritt auf dem Gebiete der Physik und Medizin interessirte, fühlte sich überaus geschmeichelt, als er von Pro fessor Schmidt, dem Vorsitzenden des „Vereins für Naturwissenschaften" in Friedland, aufgefordert wurde, seinen Objekt den alles durchdringenden Zc- Strahlen darzubieten. Die Aufnah men fanden in einer ganz intimen S>?ance statt, bei welcher Dr. Körner, zum großen Mißbehagen von Onkel Ferdinand, als Assistent fungirte. Diesmal wurde der hartherzige On kel buchstäblich bw auf die Nieren ge prüft. Die Experimente gelangen ta dellos. Das ganze Innere von Onkel Ferdinand lag in photographischen Abbildungen erläutert vor. Sie zeig ten eine überaus gesunde Beschaffen heit sämmtlicher edlen Organe: Herz, Leber, Lunge und Nieren konnten als liebige Gevatter Schneider und Hand schuhmacher? Wenn das bekannt wur de! Er war blamirt, buchstäblich „bis auf die Knochen" blamirt vor der gan zen Stadt und konnte auf feine alten Rentier erzogen, war seines Bleibens hinfort nichts mehr! .. . Was galt er noch unter der übrigen Bürgerschaft, aufzuweisen hatte?!... Der junge Assistenzarzt, der diesen Gedankengang errathen haben mochte, trat an den total geknickten Rentier heran. „Ich begreife Ihren Schmerz, ver ehrter Herr Tragemann, und um Ih nen zu beweisen, daß ich Ihre Gefühle zu würdigen weiß, bin ich bereit, der Wissenschaft ein Opfer zu bringen, wenn auch ein schweres. Und darum versprech' ich Ihnen feierlich: Niemand erfährt das wahre Resultat dieser Röntgensitzung, ich bürge dafür, wenn Sie mir gestatten, Sie in Zukunft auch über dessen Arbeitstisch das Bi!d des Würzburger Strahlen - Professors hängen sieht, für den der junge Arzt anscheinend eine ganz befsudere Ver ehrung empfindet. Wöymische Bäder. eingebettet hat. Es sind die weltbe so vielfach unterschätzte Franzensbad, tur ausgestattete Weltbad, welches den Namen Kaiser Karls IV. trägt, endlich am Abhang« d«s Mittelgebirges, und delen Leuten werden. das Bad der Dicken und Wohlibeleibten, Waldquelle in Marienba o. ganzen Welt wohlbekannte Kreuzbrun nen, eine Glaubersalzquelle von ge radezu rapider Wirkung. In Mariea bad ist auf Schritt und Tritt dafür ge sorgt, daß der Ouellengenuß feine un mittelbare, befriedigende Wirkung fin den könne, und diese Wirkung bildet sehr ernsthaft das unvermeidliche Mor gengespräch aller der Patienten und P atientinnen, die sich tagtäglich vor der Frühstücksstunde der großen Wallfahrt längs der prachtvollen Colonnade an schließen, die zum Kreuzbrunnen führt. Nach der Brunnenkur wird geruht, gängen, an welchen das in einer See höhe von ca. 2 Fuß gelegene Ma rienbad leinen Mang«l hat. Hierbei iit stadt »xrdient. Dieses Zuviel an Pflege, welches dm Charakter der Landschaft etwas beeinträchtigt, ist das Ergebniß des an sich gewiß sehr löblichen Bemü hens des Tepler Stiftes, dem die Ma rienbader Quellen zu eigen sind. Franzensquelle in Fran zens b a d. Höhenkurort besucht, da er «ine See höhe von ca. 23SV Fuß erreicht ge langt man Kunst und Erfindungsgabe des Men schen, mitten aus der Seide ein reizvol les Badidyll hervorsprießen zu lassen. beinah« cocett durch die Stadt und au ßerhalb derselben sich hinschläng«lnd?n Promenaden und den im heiteren Stile der griechischen Kunst errichteten Bade häusern. Wenn Umgebung geeignet ist, wirken, nämlich die unmittelbare Um- Kaiserstraße in Franzens bad. in Japan und China. Gegen 250, seine Heilkraft mehr dem starken als dem schwachen Geschlecht zugute kommt. Anderthalb Bahnstunden östlich, et was näher dem Wald- und mineralrei chen Erzgebirge zu, liegt die Metropole der böhmischen Bäder, die sagenreiche Felsenstadt Karlsbad. Bahnhofe samnitheit eins der entzückendsten Landschaftsbilder darstellen. Die Häu ser erscheinen wie künstlich befestigt an den Lehnen der Hügel und Felsen. Im Thale selbst hat man freilich diesen Eindruck nicht. Man wandelt inmitten so z. B. auf der „Alten Wiese", die zur Krösusse und das nahegelegeneGalizien BeiPuppinKarlsbad. fadenscheinig«, polnische Juden, denen Mitten in der Stadt quillt die heiße Quelle des Sprudels hervor. Bieltau sendbändig ist die Literatur, welche blieb. Das hat seine Ehrwllrdigleit und Mystik erhöht und den Respect die Höhe sprudeln läßt, noch gesteigert. Die Sage erzählt, daß Karlsbads Schätze beim sogenannten Hirschen- Monarch in der Schlacht bei Bressy holte, soll Karlsbader Wasser geheilt mai/in^Karlsbad zu heilen sucht, son- Am Sprudelin Karlsbad. txrn eher die Folgen eines trägen, dem Patienten, sich an die Gebote des Der Karlsbader Kaffee ist eine Spe- Etablissement ist. Diese blauen Packele selbst taufen und mit dem ausgerüstet. Zur Kurin Teplitz. sie dem Cas6 entgegenschreiten. ' Dort Wirklichkeit bleiben sie dem Liebsten, in dessen Besitz sie den Dienst bereits an getreten haben, getreu. nach Mädchen lehrt, den Buben wehrt und das Geschäft ihres Mannes versieht. Schlackenwerth, das landschaftlich be wundernswerth« Gießhübel (Geburts ort des berühmten Sauerbrunnens) Jn d«r freundlichen Industrie- und Badestadt Teplitz, die bald mehr erste sen Mitte Teplitz liegt, ist mit Millio ches Geschlecht von hoher Gesittung, po litisch«! und wirthschaftlich«! Jntelli hunderte so manches unsterbliche Lied entstand. Die Priese. > der kleine Muckel so furchtbar?" „Ja, weißt Du, Mutter, der Muckel lassen!" Dankbar. „Du hast mir, lieber theurer Freund, das Leben gerettet. . . Wie soll ich's drei Mark wieder, die Du mir vor ei nem halben Jahre gepumpt hast!" Schlaue Berechnung. Gast: „Herr Wirth, weshalb lassen arbeiten?" Wirth: „Wenn ich heut« Gesichter, Meister?" Barbier (er staunt) : „Ich schneide Gesichter?" den!" Gute Ausrede. „H«rr Di modernen Stück schlecht spielen!" Beim Pfänderspiel. „Nun haben Sie schon den fünfzehn > wie Versuchs - Kaninchen!" Schnell erklärt. Junge: „Warum halten Sie sich denn das Ge sicht zu, Fräulein?" Aeltliche Gou inir das ganz« Grsicht zusammen/' Junge: „Sie werden wahrscheinlich Runzeln bekommenl" Pfarrer Kncipp. Die Nachricht von dem Tode des be rühmten Wasserheilers Pfarrer Kneipp in Wörishofen ist vom Telegraph zwar schon in alle Welt verbreitet wor den, allein er lebt noch, und wenn sich der alte Spruch an ihm bewahrheitet, so wird der Sechsundsiebziger ein sehr hohes Alter erreichen. Kneipp wurde am 17. Mai 1821 in Stefansried bei Ottobeuren geboren. Er war bis zu seinem 21. Lebensjahre Weber, studirte dann in Dillingen und München ka tholische Theologie, empfing am 6. August 1852 die Priesterweihe, wurde 1855 Kaplan in Wörishofen und 1881 Pfarrer daselbst. Bald darauf wurde er päpstlicher Geheimkämmerer. Per- Dfarrer Kneipp, sönliche Erkrankung führte ihn 183ck mit einigen abweichenden Mitteln aus. Seine Wasser - Heilslehre hat Kneipp- Gemeinden fast in der ganzen Welt ge schaffen. Wörishofen selbst wurde das Mekka vieler Kranken, die Pfarrer Kneipp in seiner bekannten offenen Derbheit ohne Unterschied der Person und des Standes in gleicher Weise be deren Schriften: „Meine Wasserkur". „So sollt Ihr leben". Beide Schriften ten. Ein berühmtes Haus. In der alten Welfenstadt Braun praktisch nüchternen Neubau ersetzt werden. Es ist das eine Nachricht, die weit über Deutschland hinaus Bedau ern erregen wird; handelt es sich doch um die beabsichtigte Zerstörung eines der berühmtesten baulichen Kunstwerke gleichen höchstens noch in dem „Brust tuche" zu Goslar hat. Das Demmer- Die Hauptfassade. sche Haus liegt zehn Minuten vom Hauptbahnhofe entfernt, in nächster mit Genrescenen, Possenhaftem und Unfläthigem gemischt. Es ist ein wah rer Fasching der Phantasie." „Was thun wir heut» Nachmittag, Moritz?" „Nu, was werd'n mer thun? Mer fahr'n durch die Stadt und lass'n uns beneiden!" Wer nicht ehrlich tadeln kann, lebt auch nicht ehrlich. Selbstbewußt. Dome: „Der Arzt meint, ich muß zur'Stiir werden." Lieutenant: „Gut, werd« mir «rlauben, Sie öfter» zu besuchen."