Eine internationale Ehe (8. Fortsetzung.) „Das mag sich von Deinem Gesichts punkte aus alles ganz gut ausnehmen, sen Du bist meine Frau; wehe dem, „Bist Du mit Deiner Predigt fer tig?" rief sie ärgerlich. „Wenn Du zu liebt hatte, dann war diese Liebe jetzt todt, und er erkannte das. Ihr Blick schien ihm das Herz zu durchbohren, entfremdet, taub und blind gemacht hat. Dir droht Gefahr von dem Men schen, und ich gestatte nicht, daß Du ihn triffst, daß Du mit ihm sprichst." „Ich kann doch meiner Kousine nicht Elend? Aber laß nur Worte sollen Mit diesen Worten stürzte sie aus in das ihre eintrat und es von innen verschloß. Er wußte, daß sich diese Thür ihm nicht wieder öffnen würde. sah, wie tief vr gesunken war. Zweiundzwanzigstes Kapitel. In den nächsten Tagen verließ Mi riam das Haus nicht, sprach auch nicht von ihrer Kvustne, noch schien sie sich zu erinnern, daß sie heftig gewesen war und grausam« Worte gesprochen hatte. Einzelne Augenblicke gab eZ, wo Raoul hoffte, sie sei zur Vernunft gekommen und habe eingesehen, -daß sie nachgeben müsse. Aber vr wurde sehr bald eines Bessern belehrt. Wenn er sie anredete, antwortete Miriam ganz freundlich, aber nie richtete sie ein Wort aus freien Stücken an ihn. Die alte Teilnahm losigkeit schien sich ihrer wieder bemäch tigt zu haben, und sie spielte die auf reizende Rolle eines Opferlammes. Auf zcigt hatt«, und er zog es beinahe vor, Gesellschaft und deren hohler Munter keit zu sehen, als so finster und schweigsam. Mattie kam gar nicht. Veränderung ein. Miriam ging aus und hinterließ, daß sie zum Essen wahrscheinlich nicht zurückkehren werde. beabsichtigte nämlich, Mittfasten lies es sie eiskalt. Aber einen Abend n«m freunde Lacroix, der ihn imHauf« eingeführt hatte, heimging, flüsterte er dies«m in feiner cynifch«n Weise ins Ohr: „Ich möchte nur wissen, wer ihre Schneiderin bezahlt?" bons, die immer bereit standen, und wärmte sich behaglich die Füße. wegung, als ob sie sich erheben wolle. „Ich bitte um die Erlaubniß, Ma dam« Blizzard zu erwarten darf ich? Ist kein Platz für mich am Ka k Fh 'cht b' t mein Haus, und es scheint mir, Sie finden de,» Weg hierher, sehr häufig." „In der Hoffnung, Sie hier zu tref fen. Denken Sie nur, dies ist das erste Mai, daß ich Gelegenheit habe, ein paar Worte mit Ihnen allein zu spre chen, das allererste Mal. Ach, als der Bediente mir sagte, daß seine Herrin aus sei und daß Sie hier warteten, schlug mir das Herz vor Freude." „Wenn Mattie Sie hörte!" riams Armstuhl den, ganz g«wiß, Sie haben mich ver standen! Mein einziger Zweck war, Sie zu sehen, mein einziger Gedanke, Ihre Verzeihung zu erhalten. Ich Hobe Sie sind. Worte wie Pflicht und Ehre scheinen für Sie leine Bedeutung zu Raoul Bertrands." „Leider, leider! Indem ich für mein« als ob ich wi« die Ritter in alter Zeit, „Ich weide diesen Ball wahrschein lich überhaupt nicht besuchen." Unwillkürlich verließ er den niedrigen Sitz an Miriams Seite und stellte sich mit dem Hute in der Hand an den Ka sehr entsetzt gewesen, denn ein eigent liches Verhältniß wollte sie nicht und hätte sie nicht erlaubt, aber es war ihr ein« große Genugthuung, einen Fürstin größerer Luxus, als selbst ihre Dia manten und ihr Wagen. Ihr« Schmuck sachen aufzugeben, wäre ihr nicht im Traume eingefallen, ebensowenig den ball. Mattie hatte sich ausgedacht, daß sie und ihre nächsten Freundinnen und Freunde das Kostüm einer gewissen Zeit tragen sollt««, und schlug den Hof der Valois unter Karl IX. vo?, Ka- von Medici, Königin Margot .Sollen wir auch die Bartholomäus nacht aufführen?" fragte Miriam et was spöttisch. „Die Kostüme werden sich hübsch machen und geben uns Ge legenheit, unsre Schmucksachen zur Geltung zu bringen, aber mir käme es so vor, als müßten die Leute nach Blutflecken auf den schönen Kleidern suchen. Ich möchte nicht gern «in« tra gische Rolle fpiel«n." „Du nimmst die Sache zu streng ge schichtlich, Miriam. Wer denkt wohl ans einem Ball an di« Bluthochzeit?" den. und der Fürst, der eine gewisse Zeichensertig^it setzte sich anöden Anwesenden ihr« Rolle zu. Eines der Blätter händigte er Miriam ein. „Das würde für Sie passen, Ma gen." „Wi« ich Ihnen bereits gesagt hab«!, werde ich den Ball nicht nach dieser Ankündigung. Das sei un ohn« sie. Das Kostüm ließe sich leicht lend hastig. Auch die jungen Damen „Du hättest Deine Armuth in Ge wissen, daß ich arm bin; warum soll ich die Wahrheit verhehlen? Ich fühlte mich sehr versucht, ihnen die unbe arme Miriam?" „Du mußt sie um Aufschub bitten und versuchen, sie zu überreden, daß und sah sich überall um, selbst unter dem Tische, aber die Rechnung war verschwunden. „Weiß Du bestimmt, daß Du sie auf den Tisch gelegt hast?" „Ganz bestimmt. Ich erwartete je den Augenblick. Dich eintreten zu se hen, und nachdem ich die einzelnen das vergebliche Suchen aufgab und sich Niedersetzte. Ders«lbe Gedanke war bei den Frauen gekommen und sie blickten sich rathlos an. „Als der Fürst seineZeichnungen zu sammenraffte, muß er das Stück Pa wird seinen Irrthum bald entdecken." Miriam saß ganz bewegungslos da und wlurde bleicher und bleicher. Sie aus Versehen mitgenommen hatte, er mußte ihren Blick auf das zusammen gefaltete Papier bemerkt haben. Das war die grikßte Beleidigung von allen, und doch empfand sie in demselben Augenblick, wo sie sich über die Belei digung klar wurde, ein halb eingestan gespenst geivesen! „Könntest Du nicht einen Bedienten zum Fürsten schicken und ihn um die . tretenden Diener den entsprechenden Befehl. Der Fürst wohnte ganz in der Nähe, und der Mann war nur zwanzig Der Bediente kam unver richtet'er Sache zurück. Der Fürst sei nicht zu Hause gewesen, berichtete er, niemand wisse, wo er sei, und er werde erst spät zurückerwartet. Bis zum folgenden Morgen war also nichts zu machen, dann würde der Fürst natür lich Matties Karte beantworten. Miriam kannte den Fürsten ganz Augenblick zögern werde, ihr eine de müthigende Geldverpflichtung auszu legen, Da sie indessen sofort »m die wenigstens bewiesen worden, daß sie keine Verpflichtung gegen ihn haben kam das feige Ge erregt zu haben, hätte ihm den Schlaf geraubt, aber etwas in ihm wär« stär- ker gewesen, als sein Wille! Da b«» Zufall, der reine Zufall, das schwor «r bei allen Heiligen, dies« klein« Rech'- schienen. Und wer tönn« oem Schick sal widerstchen? Ja, er habe die Rech nung bezahlt und ein« interessante Un- Wenn Madame Bertrand ei- Fursten zu bezahlen? Aber Mattie er- Es war ein? höchst ärgtrlich« und de müthigende Geschichte, aber sie wurde dadurch nicht besser, daß man sich Sor gen darüber machte. Da Matties Ab reise all« Freude aus ihrem Dasein til gen sollte, war es da nicht wahre Le bensweisheit, das wenige, was ihr noch geboten war, zu genießen? Bald mußte sie wieder in ihrem Winkel leben und ersparen, um der Geldvcrpflichtung ge gen Giulio ledig zu werden. Als sie «rst zu dieser Anschauung der Sache ge langt war, begann sie mit ihrer Kou sine die Einzelheiten des bevorstehen den Ballfestes zu besprechen. Mattie war es, die von den beiden dem Fürsten zuerst wieder begegnete, und sie schalt ihn ordentlich aus uns sagt« ihm, er habe Miriam in eine sehr peinliche Lage gebracht, und diese wer de nicht eher Frieden finden, als bis der letzte Sou bezahlt sei. Aber Giulio war so reuig, fand tein Ende mit fei nen Versicherungen der Achtung und benahm sich so reizend und verliebt, daß Mattie es nicht Übers Herz brin gn konnt«, ernstlich zu zürnen. Bei Miriam fand er Schwi-rigkei ten, Verzeihung zu erlangen. Sie war hochmüthig und sehr lalt, aber dieser Hochmuth und diese Kälte würden wohl nicht ewig dauern, tröstete er sich. Unmöglich konnte jemand ihr grö ßere Ehrerbietung zeigen, als Giulio, und nachdem sie eine Weile so gethan hatte, als ob sie ihn nie wieder an sehen wolle, selbst wenn sie seine Fra gen beantwortete, lachte sie, sprach wie in früheren Tagen. Einmal nahm st« seine Hand, um ihm aus deren Linien wahrzusagen, ein damals in der Ge sellschaft sehr beliebter Zeitvertreib. „Was sehen Sie. schöne Zauberin?' Werde ich glücklich sein, wirllich glück lich?" „Ich sehe schön«, sonnige Tage und Jahre, Durchlaucht, wie man sie in txr Hand eines Menschen liest, der meist an sich selbst dankt" dann ein« plötzlich! Unterbrechung. „Hüt«n Sie sich vor Unfällen! Was haben Sie mit Ihrem Ringe angefangen, dem Siegelring mit Ihrem Wappen? Was ist ein Fürst ohne Wappen?" „Ach, den habe ich verloren, und ich bin darüber in Berzweifwng. Mein Vater hat ihn getragen und seine Vä ter vor ihm. Ich mich den Ring ir gendwo haben fallen lassen, aber wo? Üeberall habe ich schon nachgefragt. Vielleicht habe ich ihn im B-iis verlo ren. wo ich, wie ich mich entsinne, ein mal den Handschuh abzog, aber ich glaube es nicht." „Wie fchadei" rief Miriam aus. Sie ivandte sich sorglos ab, denn ihre geheim«. Wissenschaft hatte ihr nicht verratlmr, daß der,- Verlust des. ' Ringes ihr eigenes Geschick sehr j hängnißvoll, beeinflussen, sollte. Kapitel. Picrre Bruznons Besuche bei soinen , Freundin nnirden Widder häufiger. Miriam iibersah ihn. sie kümmerte sich überhaupt wenig u n die Menschen in ! , ihrem Hause, undWütt! sah sie manch i mal klagend an, dmn sie hatt« die Nei- > ! AUng, die ihr Miiriam zeigte, fikr ernst - «nommen und sehnte sich jeden Tag - heftiger nach einem Beweis davon. Sie hatt« ja nur wenige Freuden, und dies« waren so nothwendig für sie, wie Son nenschein für die Blumen. Häufig war Miriam den ganzen Tag abwesend, doch hatte Raoirl es ausgegeben, Fra ' gen an sie zu richten oder zu versu chen, sSinen Willen durchzusetzen. Er . wartete auf den Tag von Matties Ab ! reise, als den der Erlösung, und yvff- - te, >d>H danach alles wieder ins äste Gleis Mückkchren werde. Aliens wenn Miriam Pierres Anwe senheit nicht zu bemerken schien, fühlte fuhr und ihren Platz wechselte, um Ali »: «irxs Nbends M», Essen ge kirrz, indem sie entrüstet aufsprang. „Das hoffe ich, un«d es ist vielleicht auch in diesem Augenblick noch eine, fckwn jetzt von vielen geglaubt." „Von Naouls Kollegen. Ich bin twrch ihn mit mehreren Malern bekannt stehe ich Wache. Hülm Sie sich ! Wenn Welt denkt un!d spricht. Vielleicht wird „Ich wollte bei Gott, Si« begriffen. saß seine Frau am Tische und schnitt die Blätter eines Buches ans, während sein Freund schweigend und rauchend an dem großen? Ofen stand. Der Abend des Maskenballes war endlich gekommen. Miriam Neidete sich bei ih:erKou>sme an, denn sie wollt« ihren Mann das prachtvolle Kostüm nicht sehen lassen. Es war wirklich zu großartig, zu kunstvoll, als daß selbst der vertrauensseligst« Gatt« geglaubt hätte, es sei von ein« billigen Schnei derin sparsam hergestellt worden. Sie war sogar nicht ohn« Sorge übe» den Eindruck, den es auf ihr ferner Ste hende machen würde, aber es kleidete sie so wundervoll und hob ihre Schön heit so vortheilhaft hervor, daß sie nicht den Muth gehabt hatte, das Ge ringst« daran ändern zu lassen. Es war ja der letzte Tag ihrer Triumphe, und Miriam war m einer so verzwei felten Stimmung, daß ihr die Folgen ihres Thuns vollständig gleichgültig Mieitr fühlt« sich an jenem Abmik weniger wohl als sonst, und ihr Bru? der trug sie sehr früh hinaus. fast jeden Tag that, um Wach« zu hal wittert und seine Zähn« zeigt. Als er gehört hatte, daß Miriam Zit ihrer Ksusine gegangen sei und daß dort ein großer Niaskenball stattfinde, zog er '«« Stirn« kraus, tröstete sich aber mit t«n Gedanken, daß die Tage bis zu Mrs. Blizzards Abreise gezählt seien. Wie erstaunt wäre diese jung« Dame gewesen, wenn sie gewußt hätte, wie viele Menschen ihre Entfernung von Pari» sehnlichst herbeiwünschten, und das so ernstlich that, als ihr Gatte. Silas war ein Mann, der seine Ver» sprechungen hielt, aber sein Entschluß Kand f«st, nicht ein Jota mehr zu thuü, «lS er versprochen, hatten (Fortsetzung, ftizt.) Das kann sie. A.: Ihre Gal tin bat doch seiner Zeit im Institut auch fremde Sprachen gelernt, »endet sie denn dieselben auch noch an? B.: Nein, Geld verlangt sie -wenigstens im mer noch aus deutsch. Immer derselbe. Herr