Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, May 06, 1897, Page 3, Image 3

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    Eine mtmlationale Ehe
(4. Fortsetzung.)
Vierzehntes Kapitel.
Auch auf der andern Seite des
zeichnete Weihnachtskarten und Jllu
der Beschäftigung, als Maschinenschrei-
Gehalt bei der^Versicherungs-
falls Miriams Mittel zu
Schülerin mit so warmen Worten des
Lobes gesprochen, daß sicki der Schrift
steller bereit erklärt hatte, eine Probe
mit ihr zu machen, und diese war auf
den nächsten Vormittag festgesetzt.
Der große Dichter bewohnte ein schö
nes seineErsolge gestatteten ihm,
füllten Salon betrat, fühlte sie sich
der aufgelebt zu sein, und sie wunderte
sich, daß sie den Verlust dessen, was
einst so wesentlich für sie gewesen war,
Das berühmte Mitglied <!»>
Manne zu spielen, eine viel schwierigere
die ersten Worte ihrer Rolle sprach.
Bai« faßte sie jedoch Muth, und einige
mal hob der Schriftsteller die Augen
und etwas, was einem Aufleuchten der
Befriedigung glich, flog über seine
Züge.
Als der Auftritt beendet war, trat
Anerkennung auszusprechen," sagte der
große Mann, indem er sich erhob. „Sie
haben natürliche Anlagen und ein schö
nes Organ nur schade, daß sie Aus
länderin sind. Ihr Spiel hat mir sehr
gut gefallen, sehr gut, und Sie könnien
gar nicht in bessern Händen sein, als
in denen Clayrons; es gibt keinen tüch
tigern Lehrer in Paris. Ich bedaure
sehr, daß mich anderweitige Verpflich
tungen des Vergnügens berauben, noch
mehr von Ihnen anzuhören."
Auf der Schwelle des Zimmers hielt
der Schriftsteller den Schauspieler an,
während Miriam weiter ging. Als
Clayron sie wieder einHolle, sah sie er
wartungsvoll zu ihm auf und begegnete
seinem gütigen, mitleidigen Blick, wo
rin sie ihr Schicksal las.
„Der Accent hat's wieder gethan,"
öelebteren Theils des Gartens befindli
„Miriam! Meine schöne Miriam,
Sie hier?"
Es war, als ob alle die bitteren, seit
sterte? Und sie wies sie nicht zurück.
Fünfzehntes Kapitel.
abwende. Seine zartfühlende Achtung
für diese Unschuld, die nicht die der
Unwissenheit sein konnte, hatte ihn
veranlaßt, besonders sorgsam in der
Wahl seiner Worte zu sei», wenn er
mit Miriam Rollen durchsprach, die sie
lernen sollte. Wfls ihn aber am mei
sten befremdete, das war, daß diese
große Zurückhaltung, diese scheinbare
Unmöglichkeit, die Nachtseiten des Le
bens zu verstehen, sie keineswegs ab
hielt, wahre Leidenschaft in ihr Spiel
zu legen.
Allein seit dem Sommertag, wo
Clayron seine Schülerin zu dem gro
ßen Dichter geführt hatte, bemerkte er
eine gewaltige Veränderung in ihr, et
was mehr als erschlaffenden Eifer.
Miriam lieble. Er kannte die An
zeichen zu genau, als daß eine Täusch
ung möglich gewesen wäre. Aber wen?
Wie war es gekommen? Ein Geständ
niß zu erzwingen, dazu hatte er kein
Recht, denn obschon Miriams gerades,
offenes amerikanisches Wesen von An
fang an zu einer Art ungezwungener
Vertraulichkeit geführt hatte, war diese
doch mehr scheinbar, als wirklich. Jen
seits einer gewissen Grenze war ihm
alles verschlossen und geheimnißvoll.
Es war vollkommen wahr: Miriam
liebte. Als der Fürst ihr Verlobter
war, als sie wußte, daß er sie wirklich
liebte, war ihr eigenes Herz ziemlich
unberührt geblieben. Jetzt aber lag die
Sache anders. Sein Jubelschrei, als
er sie so unerwartet wiedergefunden
hatte, war ihr zu Herzen gegangen. Sie
hatte sich während der langen, langen
Monate so verlassen gefühlt, sie war
so überrascht, so gekränkt u»d gedemü
thigt gewesen, als sie entdeckte, sie
könne so preisgegeben und vergessen
Entzücken lauschte sie seinen
war so schön.
Wort ihres Geliebten und den Tonsall,
Seine nach Meudon zu fahren' Sie
sah, daß Wagen und Pferde überaus
schön waren, und als eine Bemer-
Das erklärte alles. Vor sechzehn Mo-
Eines Morgens, als sie sich in den
Champs getroffen hatten,
machte der Prinz den Vorschlag, ins
fassen, ist leichter, auszuführen.
Sache des Mannes ist es. den Heiraths
antrag zu stellen, und ein junges Mäd
chen, mag seine Lage auch noch so un
gewöhnlich sein, nimmt Anstand, Er
klärungen in dieser Hinsicht zu fordern.
Miriam ließ die Zeit hingegen und be
trachtete träumerisch ein großes Ge
ben des Italieners lauschte. Allein ein
Wort Giulios ließ sie aufhorchen: er
deutete seine bevorstehende Abreis« von
„Sie reisen ab?"
Sie hatte ihren traumhaften'Zu
stano völlig abgeschüttelt und sah ihn
mu flammenden an. Erhielt
vorsichtig tastend fortfuhr: „Ich hatte
die Absicht, wie alle Welt, nach den
großen Rennen abzureisen, aber es war
sie
ten Wegen und dem grünen Rasen
schlummert. Dort wären wir allein,
Sie und ich Sie und ich."
Weib bin, dann können Sie mich
führen," hätte Miriam gern gesagt,
aber die Worte wollten nicht kommen,
ihre trockenen Lippen theilten sich, allein
nicht ein Laut drang darüber. Mit
Äugen zum Geliebten auf, wenn auch
der Mund stumm blieb. Er schien be
unruhigt, und seinoFarbe wechselte jäh.
„Warum sollte der Traum nicht
Wahrheit werden, meine süße Mi
riam?" fuhr er fort. „Sie stehen ganz
allein in der Welt, Sie halten Ihr Ge
schick in der eigenen Hand, und es
Uebel. Ich bin jetzt reich. Meine Ge
„Jhre Gemahlin?"
lch habe die Hälfte des Ver
wollen. Frei! Verstehst Du mich, Mi
„ln Wahrheit Ihr Weib?" sprach sie
dem Schimpf Ihrer angeblichen Liebe
zu schützen."
„Aber mein Gott! Es ist wahreLiebe,
eilte.
Regungslos blieb sie sitzen und
suchte zu denken, zu begreifen, aber die
Anstrengung war zu groß, und alles
sie das Bilo, das gerase vor ihr hing,
fest ins Auge, als ob sie ihre Gedanken
zwingen wollte, sich zu sammeln, und
ßf . l
Am Rahmen hing eine kleine Karte mit
den Worten: >l6<t!>ills.
Im Schatten einer Heudieme ruhte ein
glückliche Miriam, die das Bild halt
schließlich das wahre Glück? Was hatt:
wandte und Bekannte das war es,
was sie kennen gelernt hatte. War si«
jemals wirtlich glücklich gewesen?
Blatt im Herbst, das dem Winde folgt,
ins nächste Zimmer, jedoch so, daß er
Es war Raoul Bertrand.
Lande verlebt hatte, waren jedoch eine
große Wohlthat für ihn gewesen. Fern
von der Welt, wo Erbinnen von Sil-
Nun erhob sich mit roher Plötzlich eil
Sechzehntes Kapitel.
Als Raoul Miriam und den Für
ihre Äugen sahen ihn nicht. Nun be
merkte er, daß ihr Angesicht in seiner
Starrheit ein wahres Bild der Ver
zweiflung war, und dasHerz stand ihm
still. Er eilte zu ihr und ergriff bei
nahe mit Gewalt ihre Hand. Wie gei
stesabwesend blickte sie zu ihm auf und
doch dann strömte ihr das Blut in das
weiße Antlitz; sie versuchte zu spre
chen, vermochte aber keinen Laut her
vorzubringen.
„Sie sind kratik!" rief er. „Kann
ich Ihnen beistehen? Ihr Herr Ge
mahl war ja noch soeben bei Ihnen.
Soll ich ihn zurückrufen?"
Zuerst verstand sie ihn nicht. „Mein i
Gemahl? Mein Gemahl? Ich bin nicht
verheirathet," murmelte sie, und dann
machten sich ihre lang zurückgedrängten
Gefühl« aus natürlich« Weise Luft: sie
brach in Thränen und herzbrechendes
Schluchzen aus. In diesem Augen
blick waren sie ganz allein, und sie
scheute sich nicht, ihn ihre Verzw.'i lui g
sehen zu lassen, denn sie enliann sich,
daß er sie einst geliebt hatte, und in
diesem Gedanien fand sie einen gewis
sen Trost in ihrem Elend; nur war
es schon so lange h«r.
Er suchte sie zu beruhigen wie ein
weinendes Kind, und all sein männ
liches Zartgefühl und seine Ritterlich
keit erwachten in ihm. Sie war un
glücklich. und ihr Unglück brachte sie
ihm nah«. Aber warum sie so unglück
lich war, begriff er nicht sie, die ge
boren zu sein schien, ewig zu^herrschin
erholt« sich Miriam «twaS, dasSchluch
zen hörte aus, und sie trocknete sich die
Augen.
„Entsinnen Sie sich noch unsres letz
ten Gespräches, Monsieur Bertrand?
Damals sagten Sie mir. daß ich, die
ich Ihnen zuinZeitvertreib Qualen ver
ursacht hatte, auch noch an die Reihe
kommen werde, dos Leid kennen zu
lernen. Das ist beinah« sofort in Er
füllung gegangen, ab«r lass«n Si« mich
zu meiner Entschuldigung nur das
„Und Ixr Fürst?" stammelte
hinzuzufügen: „Hat er Sie verlassen?"
Indeß Miriam verstand ihn, es be
durfte weiter keiner Wort«.
„Ja, ja," beantwortete sie seine un
ausgesprochene Frage. „Er konnte ein
vermögensloses Mädchen nicht heira
then.
schöpft ist? Ganz Paris hat doch eine
hier vorging."
„Auch ich habe mich wie Sie länger
als em Jahr von der Welt zurückge
zogen. Ich habe angestrengt gearbeitet,
dienen zu können. Den Fürsten habe
ich vor ein paar Wochen zufällig wie
der getroffen, aber soeben erst entdeckt,
daß er verheirathet ist."
Miriam sprach das alles ganz ruhig,
als ob sie zu müde, zu abgespannt wä
re, Entrüstung zu empfinden, aber
Raoul fuhr in die Höhe und erhob
drohend die Faust.
„O, bitte, Ihre Sache ist es nicht,
das mir angethane Unrecht zu rächen."
„Aber ich will!" murmelte Raoul
„Nein, nein!" rief Miriam matt.
Nun erzählte sie ihm in derselben mat
ten Stimme ihre Geschichte, mrid es ge
währte ihr Erleichterung, von ihrem
Elend zu sprechen, und Trost, daß ihr
jemand mit Theilnahme zuhörte. Hie-
Ausdruck ihrer Augen, der Ton ihrer
Stimme ließen ihre Worte bedeutsa
mer erscheinen, als sie gemeint waren.
möchte seines Armes bedürfen; und sie
gestattete es.
Unter den Kastanien der Avenue
gen durch ihren jähen Sturz, daß sie
Arbeiters Sohn, und sie haßt« die Ar
muth und kiebte hochtönende Titel.
mit Geschmack einrichteten.
Warum sollt« Raoul nicht schließlich
noch ein berühmter und feiner Maler
werden? Jedenfalls war sie jetzt vor
die Wahl zwischen zweiDingen gestellt:
Rückkehr nach Amerika mit dem de
müthigemden Eingeständniß ihrer Nie
derlage und der Bitte um Hilfe von
denen, die sich mit Recht über ihre
frühere Trennung von ihnen verletzt
fühlten, oder Ergreifen dieser sich ihr
unerwartet bietenden Gelegenheit zur
Verheirathung.
bat er sie, zitternd vor Furcht und
Hoffnung, aber sie wahnsinniger lie
bend als je, fem armes Leben und seine
bescheidene Zukunft zu theilen. Statt
jeder Antwort legte sie ruhig ihre Hand
in die seine.
Als si« Clayron ihr« bevorstehende
Verheirathung mittheilt«, wandte sich
der Schauspieler mit einem triumphi
renden Lächeln nach seiner Frau um.
„Habe ich's nicht gesagt?" rief er.
„Sie ist schon seit mehr als einem Mo
nat verliebt gewesen. Ja, ja ja, ja,
einen alten Komödianten führt man
nicht so leicht hinters Licht."
Was Clayron aber nicht verstand,
das war das räthfekhafte Lächeln sei
ner Schülerin ein bitteres mrd sehr
trauriges Lächeln, wie es ihm vorkam.
Ja, Miriam war verliebt gewesen,
aber nicht in den Mann, dem sie dem
nächst die Hand vor dem Altar« ret
chen sollte.
(Fortsetzung folgt.
Milderungsgrund. .... Du,
Dein« Frau ist ja ab«r 'n« alte Schach
tel! Ja, aber Geldschachtel!
Mir ist manches schon passirt.
A.: Waren Sie in Ihrem Leben schon
einmal in Geldverlegenheit? B.:
Einmal in meinem Leben war ich nicht
Borschlag zur Güte. Maler:
Verteufeltes Pech! All« meine Por
traits werden mir wegen Unähnlichteit
zurückgeschickt! Assessor (Jagdlieb
haber): Nun, so versuchen Sie's doch
'mal mit dem Treiber Michels der ist
bis jetzt immer getroffen worden!
Jür die Küche.
Ochsenschwanzsuppe. El»
Ochsenschwanz wird in Stück« zer.
schnitten, mit kaltem Wasser bis zum
Kochen gebracht, mit frischem Wasser
abgespült, mit einigen Scheiben mage
rem Speck, Zwiebeln, Gelbriiben, Sel
lerie, einem Lorbeerblatt, drei Nelken,
einigen Pfefferkörnern und «twaS
Salz in eine Kasserolle gelegt. Hier
läßt man es fünf Minuten schwitzen,
gießt dann ein Pint Weißwein, eben
soviel Fleischbrühe dazu, bringt es
abgeschäumt und
Junge Hühner gedünstet.
Die Hühner werden roh zerlegt und in
drei Löffel volNNehl dazu, rührt diese
mit einem Pint Sahne klar, giebt
Pfeffer, Salz und etwas Muskatnuß
sie nicht zu fein und thut sie in die
Sauce. Zwei Quart Kartoffeln wer
den gekocht, abgeschält und in feine
Streifen geschnitten, mit dieser Sauce
vermischt, in «ine Schüssel gethan, mit
geriebenem Käs« und etwas geriebener
Semmel bestreut, mitßutter beträufelt
und im Ofen zu schöner Farbe ge
backen.
Schinkenmitein«rKruste.
Man koche den Schinken weich und
nehme, ehe er erkaltet, di« Schwarte
und das überflüssige Fett fort. Nun
legt man den Schinken in «ine Pfanne,
mit geriebenem Schwarzbrod, welches
mit fein gestoßenem Zucker und pul
verisirten Gewürznelken vermischt ist,
beträufelt ihn mit zerlassener Butter,
gießt etwas von d«r fetten Schinken»
brühe dazu und bringt nun d«n Schin
«r zu schöner/gelbbraunerFarbe backen
muß.
Prinzeßkartoffeln mit
Hering. Drei Heringe werden gut
gewässert, entgrätet und klein würfelig
geschnitten; daneben Pfund Kar
toffeln in der Schale w«lch gekocht, ge
schält und in Scheiben geschnitten, da
bei aber recht heiß gehalten. Nach die
sen Vorrichtungen wird «ine Auflauf
form oder Schüssel reich mit Butter
ausgestrichen, dahinein eine Lage Kar
tosselscheiben und darüber Butter in
Stückchen gelegt, darauf eine Lag«
Heringswürfel mit Zwiebelfcheiben.
So wird der Reihe nach abgewechselt,
aber mit den Butterstücken abgeschlos
s«n. Statt der Butter kann auch fein
würfelig geschnittenerSpeck angewandt
werden. Diese Form kommt drei
Viertelstunden lang in den heißen
Ofen. Beim Anrichten kommt dar.
über «in Guß von zwei geschlagenen
Eiern, anderthalb Tassen Milch, Mus
katnuß und Salz.
Rahmnocken. Drei Eidotter
quirlt man in einem halben Pint
sauerm Rahm, salzt «in wenig und
mischt ein halbes Pint Mehl darunter.
Zuletzt zieht man den Schne« der Ei
weiße durch und sticht mit dem Löffel
große Nocken davon ab, welche man in
siedendem Salzwasser kocht. Will
man dieselben als vortreffliche Bei
gabe zu gedünstetem oder gebratenem
Fleisch geben, so läßt man die Nocken
auf «inem Sieb ablaufen, schwenkt Fe
hernach in heißer Butter und bringt
die Speise einige Minuten zum Durch
ziehen in di« heiß« Bratröhr«. 810 ß
In Salzwasser abgekocht legt man sie in
die Bouillonsuppe ein.
Mürbteichkuchen mit Va
nille. Man bereitet einen Teig aus
«in«m Pfund feinem Mehl, einem hal
ben Pfund frischer Butter, einem
viert«l Pfund gesiebtem Zucker, zwei
ganzen rohen Eiern und sechs hartge
kochten durchgestrichenen Eidottern
nebst etwa» Salz und einigen Löffeln
voll Weißwein und Wasser, wirkt den
selben flüchtig durch, stellt ihn kalt,
rollt ihn nachher zu einem großen Ku
chen auS, theilt ihn mittels d«s Kuchen
rädchenZ in laut» schräg« Vierecke,
überstreicht diese mit verklopftem Et
und besiebt sie tüchtig mit Vanille
zucker, worauf man dieselben in mitt
lerer Hitze bäckt.
Praktisch. Bewerber (ent
schlossen): „Geben Sie mir Ihre Toch-
Braut (Wafsenhändler): „Hier habe»
Sie den Revolver Geschäft ist Ge
schäft!" 3