6 Die Meeschen haben getanzt, tanzen und werden tanzen, unter allen Him melsstrichen, bei allen Nationen und zu allen Zeiten. Bei vielen Völkern gehören Tänze zum religiösen Cultus, bei den meisten sind sie der natürliche Ausdruck der Fröhlichkeit. Herbe Mo ralisten verurtheilen den Tanz und nennen ihn ein ungesundes und unsitt liches Vergnügen. Andere behaupten, es sei des deutenden Menschen unwür dig, sich wie ein Kreisel gedankenlos zu drehen. Uebertriebenes Tanzen ist sicherlich ungesund und manches un- Tänzerin. Neid über die schönere und niehr begehrte Schwester bei den Schlichten, Eitelkeit und Ueberhebung bei der Schönheit, bei Allen übertrie bene Wertschätzung eines flüchtigen Vergnügens. Es kann sich dies ent wickeln, aber es ist nicht gesagt, daß es sich absolut entwickeln muß. Dem nen ist Alles rein, und unter den fröh lichen, geschmückten, jugendlichen Tän zerinnen sind ja doch wohl bei Weitem die Meisten harmlos und gut. Wo der Tanz Neid, Eitelkeit und Selbstüber schätzung entwickelt, da würden sie wahrscheinlich auch ohne denselben kei men und wachsen, denn das Unkraut in der Seele ist wie das Unkraut im Boden, es bedarf keiner besonderen Pflege. Wer Tanz und Ball schilt und sür Verderber deS weiblichen Ge schlechts erklärt, der müßte noch viele andere Dinge tadeln und verdammen. Unsere Jünglinge verachten und ver meiden sehr ost das Tanzen. Nicht weil sie Besseres zu thun oder Größe res zu bedenken hätten, Sie sitzen während des Tanzens lieber bei der Flasche oder am Spieltisch. Die weib liche Jugend liebt aber den Tanz und harmlos und fröhlich unter einander tanzen, wenn die Sitte ihnen das ge stattete. Das Tanzen um der rhyth mischen Bewegung willen ist das ei gentlich aber kurz und flüchtig ist die Lust am Tanzen. Nur wenige Jahr« und die Blumen sind verblüht, die jetzt den reizenden Kranz gern oder ungern sich den Zuschauern anschließen. Man betrachtet den Ein tritt der jungen Mädchen in den Ball saal gewissermaßen als ihren Eintritt in's Leben der Erwachsenen. Dies aber ist ein Irrthum! Die Freuden des Balles sind die letzten Freuden der harmlosen Jugend erst mit dem Austritt aus denßeihen der Tänzerin. das Ablegen ihrer Kinderschuhe. Laßt sie tanzen! Die Zeit ist kurz, da sie es körinen, der heilige Ernst des Tic u»garischc Musik. Wie im stillen Waldeshage An der Mutter Ärabesbang! Stürmisch brausend gleich Orkanen Das Rakozylied erklingt, Voller Klage, voller Kummer, Großer Zukunft Träume webt. Schlachtruf schallt —und das ist Geige Bogenstrich. Hörst du süß die Geige singen? Zu dem Volk ihr Lied jetzt spricht. Jubelnd tönt des Csikos Jauchzn, Freudig hell sein Pfiff erklingt, Wenn «r in des Cskrdüs Wirbel Wild die braune Schöne schwingt. Schmelzend sing der Schnitterinnen Lieblich lockend loses Lied, Das erschallend, dann verhallend In die weite Fern« zieht. Seufzend tönt des Bursckien Klage, Dem sein Lieb die Treue brach, Hörst du süß die Geige klingen? Wie sie lacht und weint und bebt! Kann es sein, daß so diel Fühlen In vier kleinen Saitni lebt? - Gerechtsei wenn man un 'echt, kat. das ist Grö^:. livländische HUunen. und einige noch wohl erhaltene Schlös ser zählt. In dieses Reich der Trüm mer, Zeugin der deutschen Weltmacht des Mittelalters, führen wir den Leser mit Wort und Bild. kaum die Hälfte von Al!-Livland um faßt, fließt in zahllosen Windungen die livländische oder Treyder Aa, de« blockhausartigen Stationen, Re servegeleisen, Wasserthürmen, Holzvor räthen und Ausweichstellen für begeg nende Züge auf offener Strecke. Von Riga rollt der Zug, unglaublich lang- Fläche bis in den Park/dort erst steigt sich umfangreiche Trümmermassen aus, mit Hohen, spitzbogigen Fenstern, halb verschütteten Gewölben, langen, nie- Thurmstümpfen. Erst wenn wir in nerhalb der Burg sind und hart am Rande der eingestürzten Umfassungs mauer stehen, sehen wir uns mit einem Male am Rande des steilen Absturzes in das tief eingerissene, schm«le Thal der Aa. Gegenüber, kaum SIXX) Fuß in der Luftlinie, liegt die Ruine Cre mon auf der jenseitigen Uferhöhe, und im Osten, in der F-rne sichtbar, die Burg Treyden. In der Tiefe zieht der reißende, wirbelnde Fluß dahin, und auf beiden Seiten sind die steilen, viel zahlreich einmündenden Seitenschluch ten ausgebuchteten Abhänge mit einer Laubholzvegetation bekleidet, die so verschiedenfarbig, dicht und üppig ist, daß selbst weit- und vielgereiste Leute unverhohlene Bewunderung äußern, wenn sie von Segewold aus in diese niciltnlange gewundene grüne Thal spalte blicken, die der blitzende Strom in der Tiefe im Laufe ungezählter Jahre in das Sandsteinplateau ge wühlt hat, das an dieser Stelle den Boden Livlands bildet. Das Ueber raschende ist, daß man so gut wie nichts von der ganzen Schönheit sieht, bevor man unmittelbar am oberen Rande steht. Allmälig orientirt man sich darüber, daß die sehr weitläufige Burg auf einem etwas in's Thal vor springenden und fast rundum von Schluchten umgebenen Rücken steht daher auch die wunderbare Aussicht Schloß Wenden, nach beiden Seiten den Flußlauf ent lang und in die grüne Tiefe zu Füßen. Schloß Eremon ist in viel höherem Grade zerstört als Segewold; in seiner Art prachtvoll ist aber der gewaltige brandrothe, runde Backsteinthurm von Treyden, das weithin sichtbare Wahr zeichen der Gegend, jetzt noch IM Fuß hoch, mit 10 bis 13 Fuß dicken Mauern. Bissaus diesen Thurm und Das Thal der Aa behält denselben Höfe lügen einzeln, wie in Westfalen. Schloß Wenden (gesprengter Theil.) Von Segewold führt die Bahnlinie in derselben Richtung wie bisher wei ter nach Wenden, dem einstigen Sitz des Landmeistcrs von Livland, mit einer der größten Ruinen im ganzen europäischen Norden. Unsre Bilder zeigen zwei Partien aus der weitläufigen Trümmerburg, von der ein Theil neu ausgebaut ist und bewohnt wird. Schloß Wenden ist die livländische Marienburg, neben dem noch größeren Fellin (im Nord westen von Livland) das Haupthaus des Ordens im Lande. Das Bild mit dem mächtigen runden Thurm im Vordergrunde zeigt den Theil des Schlosses, in dem die berühmte Spren gung von 1678 stattfand, als Iwan der Schreckliche Wenden belagerte. Fec- und um nicht lebendig in die Hände der Russen zu fallen, versammelte sich die Besatzung in dem langen Saal, dessen Wieder ein ganz andersartiges Ar chitelturbild als die aus erratischem Granitgeröll erbauten Mauern von Segewold und die gelblichgrauen Kalk steinmassen der Burg Wenden bietet eine «isländischen Ruinen auf der Bahn erreichen. Besonders merkwürdig ist die colossale Masse der beiden Thurmstümpfe! das hohe Chor ist zu Anfang dieses Jahrhunderts ausgebaut und zur Universitätsbiblio tl,et eingerichlet Das Bis- Ordensschloß Narwa. bis zum sechzehnten Jahrhundert einen Theil des livländischen Bundesstaates, dessen Hauptmasse die Ordensländer ausmachten daneben noch das Erz bisthum Riga, die Bisthümer Kurland und Oesel. Alle diese Gelnete bildeten bis über die Mitte des sechzehnten Jahrhunderts hinaus unter dem ge meinsamen Nammen Livland einen Theil Schweden, bis endlich einhundertund fünszig Jahre später Peter der Große Livland mit Rußland vereinigt«. Die Cathedrale des Dorpater Bis thums ist in der ersten Hälfte des drei- Dom von Riga und der Dom von Abo in Finnland sind die größten Kirchen des baltisch-germanischen Nordeuropa Reiches. Das letzte Bild veranschaulicht das Ordensschloß Narwa mit seinem 260 Fuß hohen, massiven Thurm, das im äußersten Nordosten von Alt-Livland, sha s t. sehen Sie Herr Oberförster, Sie werden ja im mer jünger!" Sehr alter Oberför ster: „Und Sie leben auch noch?" PrositableHeirath. „Weißt Du schon, daß Freund Adolf das Gold hat seine Frau in ihrem Munde, Silber in der Tasche, die Nase ist von Kupfer, und was sie schwätzt ist Blech." > Kochzeit in Sievenvürgen. „Oij?»»", eine in Würfel geschnittene Mehlspeise, die in die Suppe kommt, und die pazierdünne, handbreite ner, mit dem Fingerhut durchlöcherter Teig, der zum Wein verzehrt wird. Auch der „t'iuiilco" (Krapsen) darf nicht fehlen, der, armbandförmig ge staltet, auf Zweige gereiht wird. Während dieser Vorbereitungen in der Küche ziehen die „Sträußchenbur schen" (ein jeder von ihnen trägt ein Sträußchen am Hute) aus, um die Gäste einzuladen und die Geschenke für das Brautpaar abzuholen. Den heim kehrenden Sträilßchcnburschen folgen die Gäste, von denen viele ihre Ge schenke auf dem Kopfe tragen, damit Ausstattungs wagen, die schön arrangirte Pyramide recht bedeckt. Schau st ellung derAlisstat tung. der Beitlade sind Polster ge seiner Nähe steht eine reichgeschnitzte und bemalte Truhe, ebenfalls dasWerk einer früheren Generation, wie auch ten Krüge. Schöne Schüsseln und Teller zieren die Wände. Ein schmuckes Heim, in dem sich gut Hausen läßt. Graf Murawiew. Nach einem Interim von ca. 4 Mo naten hat Zar Nikolaus N. den Gra fen Michael Murawiew mit der Lei tung der auswärtigen Angelegenheiten des russischen Reiches betraut. Graf Murawiew, welcher jetzt WJahre zählt ist ein Entzl jenes Wütherichs gleichen Namens, der als General-Gouverneur von Litthaue» imJahre 1863 den Auf stand der Polen mit wilder Energie j niederwarf. Nachdem der jetzige Mi nister an verschiedenen europäischm Jahre 1893 als Gesandter nach Kop.'N die innigen Beziehungen zwischen den Graf Murawiew. ihm kein Geheimniß blieben. Auch die jetzige Kaiserin-Wittwe Maria Feodo rowna harmonirt mit den politischen Gagarin vermählt, aiis welcher Ehe zwei Kinder entsprossen sind; seit meh reren Jahren ist er Wittwer. Du Dich nicht?" Mann (zer knirscht): „Du hast recht, liebe Ama lie die Kinder müssen länger im Bett bleiben!" Appetit wieder eingestellt? Frau Klasen: Nee.Herr Dulter, Appetit hätt Ist denn Ihr neue» Bild „Ländlicht —Gute r Rat h. „Rathen Sie gewiß nicht daheim." »O.S« irrend Unser Arzt hat gestern meinem Manne erklärt, daß er mindestens sechs Wo Z)ie Lilk-Sternwarte. In der wissenschaftlichen Welt er freut sich die Lick - Sternwarte, welche auf dem Mount Hamilton 13 Meilen östlich von San Cal., be legen Ansehens. teauartig abgesprengten Gipsel des ge nannten Berges, der sich 4200 Fuß hoch erhebt, und ist mit vorzüglichen ist. Im Jahre 1888 vollendet, gehört scheint, nicht ausführen lassen. Das glas von 36 Zoll Durchmesser. Auße:- Jahren des Bestehens des Observato sindet sich der 76 Fuß im Durchmesser seite) ist der Dom des 12 zölligen Re sractors errichtet. Das Wohnhaus der S«I Z k " Gebäude des Meridiankreises. Den Jahre 1888 ca. 40,(XX) Besucher nen Interesses steht. Nach Ansicht des angenehmer Nachgeschmack ein." —Ei n e Spielh ö l l e. A.: A.: „Wollen Sie verhaftet werden? Meier's Haus ist die reinste Spiek- Dcr Tpähcr in de» Wolken. Nach den Plänen des russ»schen der den höchsten Nutzen im Seekriege verspricht, gebaut. Der Apparat, des sen Modell Sachverständige von der Ausführbarkeit von Skobeloff's Idee überzeugt haben soll, repräsentirt eine lichen Ballons. Der Hauptsache nach besteht der Apparat aus drei Alumi niumcylindern, von denen zwei gleich fächerartiges Propellerrad. Von die sem Cylinder gehen 4 starte Stahlstan gen nach unten und an diesen sind die In den Wolken, pavallel neben einander liegenden klei neren Cylinder befestigt, zwischen de nen Raum genug Anbringung Aiiiiisanle Wissenschaft. Stellt man zu beiden Seiten cineZ geöffneten Fensterflügzls Ii eine Keiz« die auswärts stehende Kerze in der Fensterscheibe spiegle» uno ibr Spie gelbild wird sich mit dem wirll.chen Bild der einwärts stehenden Kerze Linie beider Kerzen stell!. Nun kann man die Wette machen, be>de gleichzeitig, oder auch, die jenseits des Fensterflügels stehende Kerze durch die Glasscheibe hindurch .-.nz'izündln. Um das Staunen hierüber zu vermeh ren, muß man verhindern, daß das Spiegelbild der Hand Himer dir Fen sterscheibe gesehen wird. Wählend W schein de ts. man den Zuschauer aus die Seite bli cken, zündet die Kerze, deren Docht vorher mit etwas Petroleum oder Wir wollen bei dieser Gelegenheit bemerken, daß die Gespenster- und Geistererscheinungen auf Theatern und „Wo steckt heute unser Freund Ado, es wahr, das Fräulein Altenheim soll soviel Antiquitäten besitzen? B.: Ge wiß in erster Reihe ihren Taufschein. Bitte. Fräulein (singt): „Leise slehen meine Lieder " Wandnachbar: „Bitt« noch lei ser!" <