2 Im Keuer geprüft, i. Kein Zweifei, Peter Depp«, das F»c totum des Majori, war zugleich der «inzige Mens» aus der ganzen Ranch, der etwas vo» Obst- und Weinbau ver stand. Und eigentlich verstand auch er, der biedere Westphale, nicht viel davon. Es war nicht seine Specialität, von Hause aus war er Forstmann. Aber wie das s» geht, Peter hatte den gan zen C o men und war zum Superintendenten Abhängen des Nepo-Thals lag, er nannt worden. Superintendent das klang so schön! Wie er seinen neuen Titel zum ersten Male in einem Briefe an die Lieben daheim erwähnt hatte, da war ihm das Herz geschwollen vor Stolz und Glück. Superinten dent! In seiner Vaterstadt hatte es aber der bebaute einen anderen Weinberg, den Weinberg des Herrn, <«ndent. Freilich ein ganz anderer. Denn bei Lichte besehen war sein neues Amt gar nicht so etwas Hohes. Im Ge richt die Fracht- und Verpackungs ilheil des Verkaufspreises verschlan- Horden entlassen, und Peter Deppe mit Hülfe seines „Boß" und «iniger irischer Knechte, begann nun die denen man allmählig reichen Gewinn ,u ziehen hoffte. Aber das kg noch In weiter Ferne. Vorläufig präsen chen, grauen Bäumchen, die aus einiger Entfernung wie Unkraut aussahen. Und dabei gab's doch viel zu thun da ran, denn oiese Bäumchen verlangten Pflege, sorgfältige Pflege, und regel mäßige künstliche Bewässerung, sodaß Peter viel Noth hatte mit seinen Ar deitern, ohne doch auf mehrere hinaus greifbare Ergebnisse seiner un «rmlldlichen Bestrebungen sehen zu können. Und das hatte ihn schon oft recht mißmuthig gemacht, denn es war seinen „Job" aufzugeben an derswo nach lohnender Beschäftigung umzuschauen. Aber immer wieder hatte » sich besonnen und war geblie seine schöne, junge Mrs. Edith Ellitthorpe, schuld. Der konnte er nichts abschlagen. rr. Und kein Wunder. Edith war ein liebreizendes Geschöpf. Ihre Mutter war eine Mexikanerin gewesen und ibt Bater gehörte zu jenen waghalsigen Rittern des neuen goldenen Vließes, denen man nicht mit Unrecht den Na men Argonauten gegeben; er war nie mals nach seinem Heimachstaate Maine zurückgekehrt, und so war Edith ganz in Calisornien aufgewachsen und erzo gen worden, und aus ihren dunklen Augen leuchtete und glühte die Sonne des Südens. Der, Major hatte sie, als er mit Empfehlungsschreiben frisch von England weg in San Francisro den gelernt, und bald darauf fand die Hochzeit statt und sein Bräutchen folgte ihn nach der Ranch im Nepo-Thal. Sie war so schön, so duftig, so un schuldig wie eine Blume aber auch so gedankenlos. Als sie Major Ellit thorpe, den jüngeren Bruder eines bri- Wohllebens zu fallen. Und nun pellte sich's heraus, daß ihr Mann gar nicht reich, nicht einmal wohlhabend einkünfte verzehrt, sodaß a?so that sächlich Schmalhans Küchenmeister war auf Edith Ranch wie der Ma jor sie zu Ehren seiner Frau getauft und sogar das kleine MonatSsalär de? last sein«» Post«, nicht'' auf. Er hatte den Major sehr gern das wa» «in großer, stattlicher Mann mit dem Herzen eines Kindes, der von den prak tischen Dingen des Lebens keine Ahnung hatte und der eigentlich nur etwas von der Jagd und sonstigem Sport verjiand,weshalb er auch feinem „Superintendenten" die Sorge süv Alles überließ. Wer für die junge Frau, ja, für die hält- Peter, "der un geschlachte Riese aus dem Teutoburger Wald, seine Haut gelassen. Und wenn sie ihn jedesmal so bittend und ruhrend zugleich aus ihren großen, dunklen Au gen anblickte, so Hatte er nicht den Much, ihr etwas abzuschlagen. Leider aber langweilte sich Edith. Das Wachsthum der jugendlichen Olivenpflanzung zu verfolgen, das war eigentlich die einzige Unterhal tung, die die Ranch bot, und diese war nicht gerade aufregender Natur, fodaß 'Edith, an das lebhafte Leben in San Trancisco gewöhnt, oft nicht wußte, wie sie di« Zeit todtschlagen solle. Und aus Langeweile hatte sie sich denn an's Malen gemacht. Alles hatte sie schon mit leuchtenden Farben auf die Lein wand gebracht den prächtigen Son nenauf- und Untergang, die in schil lernden Blumen prangenden Hügel rings umher,, die geringfügigste Scene in der Landschaft; sogar ihren Mann und Peter hatte sie häufig konterfeit, wie sie bei der Arbeit waren oder auf die Jagd zogen, sodaß auch diese Beschäftigung, die sie Anfangs interes sirt hatte, ihrem Thätigkeitsdrange nicht mehr genügen wollte. IN. Da langte eines Nachmittags ganz unvermuthet Arthur Selfridge an, ein Officier der britischen Armee, der mit dem Major im selben Regiment ge dient hatte und um mehrere Jahre jünger als dieser war. Jetzt befand er sich auf einer langen Vergnügungs reise um die Welt, sodaß er seinem Freunde Ellithorpe sofort bereitwil ligst einen langen Besuch in Aussicht stellte. Und der brachte Leben in die Monotonie auf Edith Ranch. Die junge, schöne, lebhafte Frau seines Freundes schien ihn ausnehmend zu gefallen. Das war deutlich zu merken, als er ihr das erste Mal vorgestellt wurde. Aber auch ihre Augen glänz ten und ihre Wangen nahmen ein höheres Eolorit an, als sie ihn verstoh len betrachtete. Denn Arthur Self ridge war ein schöner Mann, viel distinguirter als der Major in seinem Wesen und seinen Manieren, und mit seinen schmachtenden Augen und wohl gepflegten, seidenweichen Schnurr bart, konnte er wohl irgend einer Dame gefallen. Die Beiden schlössen sich auch sofort an einander an sie wa ren den ganzen Tag bald unzertrenn liche Gefährten, und für ihre Malstu dien hatte nun Edith ein neues, inte ressantes Sujet. Bald mußte er sich als Kreuzritter verkleiden, bald als Ehemann, schon als etwas Fremdes, als etwas Feindliches mieden. In dessen Peter mußte schweigen, wenn er ü-IVt« der Beiden manchmal zu ma chen. Er hatte ja kein Recht sich einzu mischen in diese delikate Familienange^ würde, wo das Herz jenes großen, un beholfenen Mannes da, des Mannes mit dem Kindergemüth, zerbrechen würde. IV. ES war mehrere Wochen lang heiß gewesen, drückend heiß. Kein Tropfen Regen war gefallen vom ewig blauen, fernung vom Hause damit beschäftigt, eine Wand des Schafstalles zu repari ren. Peter war mit Bewässerung der Zwei. Das Skizzcnbuch lag aufge- GasteZ. Der Gegenstand des Ge spräches war ein verfänglicher, und daS junge Weib hatte sich eben etwa» I matt gegen die Zumuthvng des An standen theukiste Edith Si« erlau ben, daß ich Sie so nennen darf? —" dir junge Frau senkte das Haupt wie in halber Beschämung und Reue, aber widersprach nicht „Sie bedürfen eines zartfühlenden Herzens, eines Herzens, das jede Regung des Ihrigen zu würdigen und zu ergründen ver»- mag, nicht eines Herzens, das nur für materielle Dinge, für Sport und für Rohheiten des Landlebens schlägt, ist'S nicht so?" In diesem Momente erhob sich Ar thur Selsridge sehr plötzlich, zog die Luft tief ein, und blickte dann scharf um sich. Edith halte, von einem unbe stimmten Gefühl der Angst ergri>i«n, das Gleiche gethan. Der Anblick, der sich dem Auge der Beiden jetzt bot, war ganz darnach angethan, ihnen Tcuuru higung einzuflößen. Vom Thale her wälzte sich eine brei te, dichte Rauchwolke, auf deren Kamm hie und da rothe Flammen schon zün gelten, und diese Mauer oon Qualm und Feuer wuchs sichtbar an Höhe und Allsdehnung. Sie rannte jetzt »»t der Schnelligkeit eines Rosses d:re:t aus die Abhänge zu. auf denen die Raüch lag. Zwar waren in der Nähe des Hauses und in dem Hause selbst Vorbereitun gen gegen solche Zufälle getroffen, und doch würde, bei dem dünnen, mageren Futter, das den Flammen hier auf der Ranch geboten war, auch ta-im ernstli che Gefahr für's Leben gewesen sein, zumal wenn ihr Mann und Peter dort gewesen wären, um sie zu stützen. Ab«r wie bis zum Hause gelanacn? Dazu war offenbar nicht :,iel,r Zeit, denn selbst bei schnellem Lauf Hütte die immer näher kommende Wand von Rauch und Feuer sie schon auf dem Wege eingeholt. Also was ihr», ? Und Edith blickte verzweifelnd um sich »ach Rettung. Da bemerkte sie zu ihrem furchtbaren Schrecken, daß:hr Beglei ter, daß Arthur Selfridge, -elbst schon Sicherheit in der Flucht gesucht hatte. Flucht ohne sie aufzu'ord.'rn, sein Schicksal mit ihm zu theilen; ohne ei nen Versuch nur zu ihrer Rettung zu machen, ohne ihr nur ein Wort desAb schieds zu sagen schmählich! Und vor Schreck und Zorn stand Edith wie gelähmt und die bitteren Thränen der Reue stürzten ihr aus den Augen. „Walter, Walter! Hilfe!" schrie sie jetzt, in der Hoffnung, von ihrem Gat ten gehört zu werden. Und da, mitten durch den tickten, beißenden Qualm, den das senginde Gras schon erzeugte, kam die mächtige Gestalt ihres Mannes gelaufen, und neben ihm, wie ein Schildträger, leuch te Peter, mit mehreren nassen Decken behangen. Ohne ein Wort zu verlieren, nahmen die Beiden daS junge,vorAngst nahezu wahnsinnige Weib bei den Ar men, und so schnell sie laufen konnten ging's nach einer Lichtung in der Pla ntage, wo der Boden frisch aufgeackert und »och ein wenig feucht war. In «ine Furche, mitten in ''cm Acker, war fen sich alle Drei platt auf's Gesicht, und Peter breitet« schnell und vorsorg lich die feuchten Decken über sie. Dann hörten sie's erst dich! hinter sich sausen und zischen und prasscln, und der Athem ging ihnen sast aus in dem brenzlichen Rauch, der jctzt wel lenartig über sie dahinzog. Dann hörte man das unheimliche Geräusch neben sich ganz dicht. Und schließ lich trug ihnen der Schall die scharsen, knatternden Laute vsn der anderen Seite zu. Sie waren gerettet. Gerührt und die Augen voll flehender Liede auf ih ren Gatten gerichtet, sank Eoith in des sen Arme, während Peter schmunzelnd dabei stand und sich sein i'chte. Der Major hat nie erfahren, wie na he der Schiffbruch seinem Eheglück ge wesen. Ja, er machte sogar trampf hafte Anstrengungen, um feinen Freund Arthur Selfridge zu längerem Verwei len auf Edith Ranch zu bestimmen. Allein Herr Selfridge hielt seine etwas scheuen, schuldbewußten Augen aus das Antlitz der jungen Frau gerichtet. Und darin mochte er wohl sein Ur'heil gelesen haben, denn er reiste noch am selben Abend ab. Verhängn i ß v o l l e r Irrthum. Mann (spät nach Hause kommend, zur Frau): „Heute ist mir ein Malheur passirt. Ich hab' in den Musik - Automaten beim „Grünen Baum" ein zehn Kronenstück statt einen Kreuzer geworfen." Frau: „Na, daS hast Du doch dem Wirth gesagt und der hat das Goldstück Dir zurückgege ben?" Mann: „Das schon; aber so lange der Automat spielt, kann man dort bleiben müssen, bis er 6öt> Mal den Radetzkymarsch gespielt hat!" Unmöglich. Na, Cohn, wa rum sind Sie so ärgerlich? Nun, ich bin wüthend; Rosenthal sagt mir den geschmettert? Wie heißt zu Bo — Wissenschaftlicher Ei — Probates Mittel. Jung — E r k a n n t. „Möchten Sie mich Engländer, dort vorstellen?" „Wie oiel brauchen Sie denn?" Der Martinsvogel. »Eine jute, jebratene Jans Ist ein« jute Jabe Jottes" sagt mit einem Ge sichtsausdruck. daß dem Zuhörer un willkürlich das Wasser im Munde zu sammenläuft, der Spree - Athener. Aber auch außerhalb des Bannkreises der großen Metropole gibt es Leute, die diesen, speziellSankt Martinus ge widmeten Booel zu schätzen wissen und die, wenn die allzeit geschäftige Frau Fama Recht hat, von dem Dasein des ehrwürdigen Kalenderheiligen nur durch besagten Leckerbissen unterrichtet sind. Warum eigentlich der fromme Märtyrer zu der Ehre, Pardon, wollte sagen wie der Gefiederte vom uralten Geschlecht „Anser", die schon bei dem bekannten römischen Kapital «ine hervorragende Rolle gespielt, zu der hohen Auszeichnung gekommen, in einem Athemzug mit einem so berühm ten Heiligen genannt zu werden, ist wohl den meisten «in ungelöstes Räth sel und wenn Du, verehrter Leser, es nicht weiter sagen willst mir auch! Die Hauptsache ist und bleibt, daß diese unstreitbare Thatsache auch einen Nichtberliner, den jovialen, wohlha benden Partikulier Erasmus Schnipp chen in Dresden veranlaßt hatte, an seinen inßerlin lebenden einzigen Bru der, den Tobias, zu schreiben, daß er am elften November, Mittags 2 Uhr bei ihm eintreffe und mit ihm und des sen erwachsenem Töchterchen, seinem Pathenkinde, das er aber seit dem Taufschmause nicht wieder gesehen, einen r«cht schönenGänsebraten zu ver zehren wünschte. „Ja ja, mein lieber Tobias," so schloß die lange Epistel des alten Junggesellen, „man wird älter und da fühlt man denn das Bedürfniß, seine Verwandten mal wiederzusehe». Hauptsächlich verlangt es mich, auch Deine Alma kennen zu lernen, da sie nach Recht und Gesetz doch diejenige ist, welche mich einst na, alles übrige mündlich man muß den Pferde fllßigen nicht an die Wand malen! Dein getreuer Erasmus." Mit athemloser Spannung las Herr Tobias Schnippchen früh morgens am Kaffeetisch den Brief seines reichen Bruders, dessen angekündigter Besuch «in Ereignis; in seinem Leben bildete, welches seit Alma's Taufe nicht dage wesen war. Nicht, daß etwa die bei den Brüder sich schlecht gestanden, im Gegentheil, sie liebten sich auf das In nigste, aber Erasmus war bequem und Tobias durch sein Geschäft gebunden, außerdem trotz aller redlicher Arbeit und Mühe nicht in der Lag«, Vergnü gungsreisen zu unternehmen. Krüh verwittwet, war ihm aus seiner kurzen Ehe nur ein Töchterchen, seine jetzt in vollster Jugendfrifche blühende Alma geblieben und nahm „das Kind" seine ganze Ait und Gedanken in Anspruch. Schmunzelnd studirte er noch einmal den verheißungsvollen Schlußsatz des Briefes, na, wenn Erasmus weiter kein Verlangen trug, da konnte dem guten Manne ja geholfen werden! Mit geheimer Sorge hatte er näm lich bemerkt, daß sein Liebling sich mehr, als es die allgemeine Nächsten liebe erforderte, mit dem Ergehen sei nes jungen Nachbarn, der sich seitKur zem als Kaufmann etablirt, beschäf tigte. Dieser war im Uebrigen ein der aber Alles noch von der Zukunft hoffte, auch öfter, als es gewöhnliche kräftig. deren Morgenanzug trat über die Schnelle. „Aber Alterchen, ich habt d?ch so bedeutet doch stets, daß etwas Beson „Da. lies!" schob Tobias der Zwei- Lrhnstuhl. Die gehofft« Wirkung lich mühsam sein Lachen über ihren Schreck bekämpfend. „Ach. entschul dige Väterchen, ich dachte ich meinte und knusperig muß sie sein knus perig besonders die Beine!" „Natürlich, natürlich, lieber Vater, es soll etwas ganz Exquisites werden," versicherte Alma eifrig, heilfroh, so gnädig mit ihrem Verplappern davon gekommen zu sein. Gottlob, der Alte schien ja noch nichts zu ahnen, sonst wäre ein ordentliches Hagelwetter auf ihr Haupt niedergeprasselt. Merkwür dig, wie Väter so blind sein können, glaubte er wirklich, daß Arthur seinet wegen so oft käme? kalkulirte sie bei sich im Stillen. „Hm, hm, eigenthüm liche Einbildung!" Der Martinstag erschien. Alles war auf das Schönste besorgt. Mit Dore, ihrem Mädchen ftr AilcS.^war geputzt und gescheuert, die gute Stube gelüstet, die weißen Kattunüberzüg« entfernt und die mit einer dicken Blätterguirlande und leuchten den Georginen bekränzt. Der Tisch war auf das Sauberste gedeckt mit dem guten, grüngeränderten Service, das noch von Mutterns Aussteuer herrühr te, und in der Küche brodelte die nach allen Regeln der Kunst zubereiteGans, mit ihrem Aepsel- und Majoningeruch dick/neben°dem Bratofen postirt und hatte die strengste Weisung, alle fünf Minuten tüchtig zu begießen, welches Geschäft Alma aber zur Sicherheit noch selbst überwachte, da die heutigen Dienstboten im Allgemeinen zu unzu verlässig sind und Dore's Wiege im Besonderen ganz in der Nähe der be rüchtigten Insel Borneo gestanden ha ben mußte, ihren manchmal haarsträu benden Exercitien nach. Zu des Onkels Empfang war nun alles bereit und dennoch seufzte Alma tief betrübt, ihrer Meinung nach fehlte noch die Hauptsache! Ihr ge liebter Arthur wußte nämlich noch kein Sterbenswörtchen von dem sensatio nellen Ereigniß, das ihr Gemüth in so große Aufregung versetzte und wie un endlich viel hing jedoch für sie Beide von diesem Besuche ab! Nein, es war wirklich nicht zu ertragen! In zwei Stunden konnte der Onkel da sein, dann war es zu spät. Sie mußte ver suchen, Arthur sofort aus «ine Minute zu sprechen. Der Vater war noch im Geschäft, also war jetzt der günstigste Moment. Mit Schwierigkeiten war dies weiter nicht verknüpft, sie brauchte nur hinunter auf den Hof zu gehen, auf den ja auch das Fenster seines Comptoirs sah und das Uebrig« würde sich dann schon finden! Gedacht ge than! wie der Sturmwind sauste sie noch einmal in die Küche, inspicirte den Gänsebraten und stellte Dore Folter qualen in Aussicht, falls sie sich vom Bratofen fortrührte. Die Küchenfee verschwor sich hoch und theuer, nichts zu versäumen und hinaus war Alma. Eine Minute nach der andern ver strich mit bleierner Langsamkeit, Dore räkelte sich und gähnte, daß das ganze Gesicht nur als ein großes Loch er schien. Es war doch eine starke Zumu thung von ihrem Fräulein, daß sie wie angenagelt am heißen Ofen stehen soll te. Zu dem war sie von den vielen Scheuern und Arbeiten redlich müde, ein wenig hinsetzen konnte sie sich wohl mal. Ach wie gut das that! nun die Augen ein Bischen zugeklappt, der Gans konnte ja nichts Passiren, sie hörte ja, wie sie sanft und leise schmor te, es klang so lieblich, so süß und be ruhigend, beinahe wie das Wiegenlied, was sie immer sang, als sie noch bei Schulzens in der Grünstraße Kinder mädchen war. Sum, fum, fum der Kopf sank immer tiefer auf den Busen und bald verkündigten tiefe, re gelmäßige Schnarchtöne, daß Dore sanft und selig entschlafen! Huh, wie schadenfroh die Fun kengeister im Bratofen knisterten und stoben, als sollte der ganze Bau aus einandergesprengt werden schwar zer Rauch drang aus der Osenthür und ein penetranter, brenzlicher Ge ruch erfüllte die ganz in qualmende Wolken gehüllte Küche und stieg end lich auch in das tiefgesenkte Riechorgan der schlummernden Küchenfee. Blöde öffn«te sie die schmerzenden Augen und erwachte dann mit einem furchbaren Schrei zum Bewußtem. In demselben Augenblicke wurde auch mit Vehemenz dieKüchenthür auf gerissen und schreckensbleich standAlma hast Du mit der Gans gemacht?" kam es in Tönen des höchsten Entsetzens über ihre bleichen Lippen. „Wahrhaftig nichts," b«theuerte ton los, aber wahrheitsgemäß die zitternd« Dore, „ich hotte mich blos «in bischen hingesetzt" „Bist dann natürlich eingeschlafen und unterdeß ist die Gans total ver brannt," wimmerte Alma händerin gend, „o Gott, was wird Vater sagen, ich darf ibm gar nicht wieder unter die Augen treten. Dore, Du Unglücks wurm, nicht eine Minute kann man Dich allein lassen!" Daß diese „Mi nute" über eine halbe Stunde seligen Plauderns mit Arthur gedauert, schien sie über den Schreck total vergessen zu haben. Aber Arthur, Onkel, Alles verschwand in diesem Moment "or der Sorge, den unausstehlichenGeruch und Qualm zu entfernen und das Malheur vor dem Hausherrn zu verheimlichen. Um die heillose Verwirrung noch grö ßer zu machen, schellte es plötzlich wie rasend an der Flurglocke; Alma öffnete höchst unanädig und vor ihr stand ein alter, freundlicher Mann, der nach Herrn Tobias Schnippchen fragte. „Vater ist nicht zu Hause," gibt sie un wirsch. das ganze Gesicht von Thränen überströmt, zur Antwort und will eilig die Thür .zuschlagen. sieht^ getrieben von dem Bedürfniß, sich einer mitfühlenden Seele anzuvertrauen, ihm mit der Geschwindigkeit eines Mokkakäfers ihr ganzes, schwer bela denes Herz ausschüttet. „Na. wenn es weiter nichts ist," trö stet sie der Alte gutmüthig schmun zelnd, „da will ich dem armen Fräu lein gern«, recht gerne helfen. Wenn Sie gestatten, so besorge ich Ihnen so fort aus einer Restauration einen ge bratenen Gansvogel »ebst Zubehör, am heutigen Martinstag ist >a an dieser Spezies kein Mangel, und weder der Herr Vater, noch der schlimme Onkel, der ja an dem ganzenUnglück schuld ist, merken ein Sterbenswort davon!" „Ach, Sie lieber, bester Herr, wollen Sie wirklich so gut sein?" jubelte Al ma, plötzlich vorFreude strahlend, „wie soll ich Ihnen für Ihre Güte danken! Hier haben Sie ein Zehnmarkstück, aber bitte nun auch recht schnell, ehe Vater kommt. Ach, Sie guter, präch tiger Herr, ja wie heißen Sie denn eigentlich?" I' b s K' d habe jetzt keine Zeit, es macht mich nur glücklich, daß ich Ihnen Helsen Tiesgerührt drückte Anna dem Ret ter die Hand und es fehlte nicht viel, so wäre sie ihm um den Hals gefallen. „Aber bitte, bitte, reinen Mund ge halten!" rief sie dem Davoneilenden nach. Rasch machte sie sich nun mit der vollständig geknickten Dore daran, die letzten Spuren der Bratofen-Orgie zu »«rwischen und das verkohlte Corpus delicti zu beseitigen. Keine Viertelstunde war verstrichen, als ein Hotelbediensteter an der Hin terthür erschien und ihr in «in«m Kor be eine delikat«. f«tte. gebratene Riesen gans, ein wahres Prachtexemplar nebst der dazu gehörigen Tunke überreichte. Wer war froher als Alma und Dore! Sofort wurde der unschätzbare Vo gel in den in Ordnung gesehen Ofen prakticirt, um im richtigen Moment, als Glanz- und Kernpunkt des Me nüs, heiß und dampfend, wie ein eben fertig gestelltes Kunstwerk, aus der Tafel zu erscheinen. Es war aber auch die höchste Zeit gewesen, Vaters Schritte «schalten bereits wuchtig auf der Treppe und mit ihm schien bereits der Onkel zu kommen, der lebhasten, freundlichen Unterhaltung nach zu schließen. Richtig, die auteStube wurde ge öffnet und gleich darauf erscholl kräf tig der Ruf: „Alma, Bombenelement, wo steckst Du denn?" „Da bin ich schon," und frisch und rosig angehaucht von der überstande nen Aufregung und der Küchentempe ratur, schlüpfte Alma in das Zimmer, um den Onkel zu begrüßen. Aber Himmel! was war das! Grün und schwarz wurde es ihr vor den Augen und ganz entgeistert starrte sie den vor ihr stehenden, aus vollem Halse lachenden Onkel an, der o, Schrecken kein anderer war als der menschenfreundliche Helfer aus der Noth! „Na, komm an mein Herz, geliebte Nichte, bin ich denn so fürchterlich, daß Du ganz blaß von Schreck wirst," und das erröthende Mädchen in seine Arme schließend, flüsterte er ihr leise zu: „Es bleibt unter uns. Bater erfährt kein Wort, nur Dein Arhur" und laut fügte er jovial hinzu: „Nun Kinder, jetzt zum delikaten Martinsbraten, ich habe einen mordsmäßigen Hunger! Tie siinf Sinuc und der Wein. Ich seh' vor mir erblinken Den edeln Feuerwein! Er ladet mich zu trinken Mit blankem Gruße «in! Ich rirche seine Düfte! Berauschend wunderbar Erfüllen sie die Lüfte Als eine Geisterschaar! Ich höre! o ich höre Erklingen Glas an Glas: Wie helle Engelschöre, So lieblich tönet das! Ich schmecke ihn! o Wonnen. Wie das hinunterfließt. Als wie ein frischer Bronnen Sich in den Sand ergießt. Ich fühle ihn! mein Magen Empfindet seine Kraft: Unendliches Behagen, Das mich zum Gotte schafft! Durch dießlume. Gast: „Sind Sie der Wirth?" Wirth: „Allerdings mein Herr, was wünschen Sie?« Gast: „Sie können mir eine Auskunft geben. Haben Sie vielleicht dem Kellner gesagt, er solle mit dem Beefsteak so lange fortbleiben, daß Sie nachher Logis berechnen können?" Das Entbehrlichste. Ehemann (am Telegraphenschalter eines Badeortes): „Bitte das Tele gramm zu befördern hier sind fünf zig Pfennige." Beamter: „Es sind aber elf Worte." Ehemann: „Dann lassen Sie „treuer" bei „Gatte" fort." Kaufmän n ch erD ä m- Kundfchaft! Bor Gericht. Richter: Sie gezogen? Angeklagter: Ja! Richter (überrascht): Was, Sie geste hen die That ein? Angeklagter: Nee! Abschwören will ich se! Gefährlicher Moment. das Zimmer eines Gastes treten will): Lassen Sie den Mann jetzt c.llein; er hat soeben die Rechnung bekommen! Dil DoiS-Rcymond. In dem hohen Alter von 73 Jahren ist der berühmte Pbnliologe Emil du Bois-Reymond in Berlin auö dem Le ben geschieden. Der Verstorbene ist am 7. November 1818 als der Sohn eines Schweizers, Felix Henri du Bois-Reymond aus Neuchatel, der es vom Uhrmacherlehrling bis zum Mi nisterrath in Berlin gebracht hatte, ge boren. Der junge du Bois-Reymond begann imJahre 1837 das theologische Studium, trat aber schon im nächsten Jahre in die medicinische Facultät über und erwarb sich neben den Fach« sche sowie mathematische Bildung. Schon seine Doktordissertation ent hielt Untersuchungen über die chemische Beschaffenheit des Muskels und die Veränderungen, welche sie bei der Zu sammenziehung erleidet. Im Jahre 1841 trat er an die Untersuchung der Beziehung des Muskels zur Elektrici tät heran und veröffentlichte bcreits 1843 eine Reihe grundlegender Ergeb nisse. Im weiteren Verlaufe seiner Arbeiten beschenkte er die Wissenschaft, deckungin, mit einer Reihe der zuver lässigsten Werkzeuge zu weiterer For schung. Emil du Bois-Reymond. Diesen wissenschaftlichen Leistungen fehlte es nicht an äußeren Erfolgen. 18L0 18S3 folgte du Bois-Rey er Mitglied der Berliner Academie der Wissenschaften. Seine Arbeiten wäh rend der nächsten Jahre faßte er in zwei Bände „Ueber thierische Elektrici tät" zusammen. 1858 wurde er der academie gelehrt hatte. Seine wissen schaftliche Thätigkeit im Einzelnen weiter zu verfolgen, würde zu weit Ueberzeugung gewonnen hatte, daß der elektrische Schlag dieser Thiere nichts anderes sei als ein verstärkter Muskel strom. Er machte seine Beobachtun iibergeben. Aber du Bois-Reymond's Bedeu tung liegt nicht allein auf fachwiffen schastlichem Gebiete. Kaum Professor geworden, begann er die öffentlichen ster Forni eine Darstellung der natur wissenschaftlichen Weltanschauung überhaupt unfeinen Ueberblick über Aha! sie gar nicht leiden. Cousin (Student): Merkwürdig, Cousine! Mir geht es genau so mit A' Wettersäule nachher Vorstellung d«s HanSjörgl, Moderne Auslegung. „Wie nennt man «in Kind, das nie lügt?" „Ein «n/ant tcrridle!" Bitter Ich sag Ihnen, so 'ne Ehe ist dir reine Strafanstalt!" „Ja, und Sie scheinen nicht mal Director zu sein!"