2 ZNe Ko senken. Von M> r. Geltow. Unter den alten -ritterliche?. Kesten 'der grünen Steiermark ist eim der «rhaltensten dic »on der streitbaren Katharina Gallerin erbaute Niegers burg. Aber dv. „schlimmr Liesel", wie die tapfere Frau von ihren Zeit genossen genannt wurde, befaß nicht nehmbare Burg bildet in der ganzen Anlage viel d«s> architectmiischSchönen. So war es natürlich, d.ih auch ich das wollte ich mich endlich verabschieden. Aber da sagte der Alte: „'s nik nit aus! Das Schönste kiinmt m'! Das Hexenzimmer Ha ben's ja noch net g'seh'gen. Das, von vor dessen breitem Fenster sich ein Balkon über schwindelnerregender Tiefe erhob. Die «inst prächtige Holzverkleidung der Wände war wurmstichig; aber Hingen schwarzem, breitem Holzrah men das große Oelbild der schönen, unglücklichen Katharina Paltauff. Eine schlanke, dennoch volle Gestalt, in weiße, schleppende Gewänder ge kleidet; um die seine Taille einen brei ten Goldgurt mit daran hängendem Ledcrtäschchen und Schlüsselbund. Ueber die welligen, braunrothen Haar häubchen, von dem eine zarte weiße Spitze über die halbe Stirn Hinabsiel. Das Antlitz blühend, die Züge sanft und milde; aus den graugrünen Nixenougen sprach Träumerei und Zärtlichkeit. Dic schmalen kleinen Hände hielten einen Strauß vielfarbi ger. kostbarer Rosen, auch der Boden zu Füßen der lieblichen Jungfrau schien mit Rosen bestreut. Was der Burgwart weitschweifig erzählte, gebe ich hier in Kürze wieder: Das Portrait der schönen Katha rina Paltauff glich der edelsten Frei frau aus dem Geschlechte der Baben berger. Dennoch war Käthchen keine Edeldame, sondern des Pflegers, des Burgtvoat Paltauff Töchterlein. Die Mutter starb dem Kinde früh schon. Der Vater, ein pflichtgetreuer, stiller Mann, erzog die Kleine selbst. Für die Blumen, speciell die Rosen, hatte Käthchen eine wahre Leidenschaft, die auch den Bater freute. Bon meilen weit her verschasfte er seinem Liebling die seltensten Rosen. Als'Käthchen kaum 18 Lenze gese hen. starb auch Matthäus Paltauff «in neuer Vogt kam auf's Schloß, und die damalige alt« Freifrau von Uebe trost nahm daS trauernde Mädchen als Gesellschafterin in's Schloß. Ka tbarina besaß das damals unfaßbare Geheimniß, „im Sommer und im Winter frische Blumen, auch seltene Mosen ziehen zu können." Ein aus Schiras gebürtiger Gefangener des Schlosses Riegersburg lehrte sie diese Kunst, die ihr Unglück werden sollte. Der neue Pfleger, alias Burgvogt, «in mißgestalteter, rachsüchtiger, ego istischer Patron, faßte eine heiße Liebe zu dem bescheidenen und lieblichen Käthchen. Es war in strenger Decemberkälte, als er eines Nachmittags sich in das Thurmgemach begab, um der Tochter seines Vorgängers seine Neigung zu gestehen. Er fand Katharina bei ih ren Lieblingen. Duftende, seltene Ro sen standen blühend auf Fensterbret ter» und Regalen, und blaue Veilchen lugten aus frischem Laube. Das er schien dem Vogte als Wunder der Hölle. Und als nun Katharina den An trag des buckligen Freiers gleich darauf bestimmt abwies «sie werde sich niemals verheirathen" da zog der Haß und die Rachsucht in die Seele dieses Finsterlings. Weil alle Versuche, Katharina um zustimmen, fehlschlugen, verfaßte der abgewiesene Vogel eine Anklageschrift, in welcher er sie als „Hexe, dir mit dem Teufel einen Bund geschlossen, um in jeder Jahreszeit blühende Ro sen zu ziehen", hinstellte. Diese Anklage firl in jener »sm Aberglauben verfinsterten Zeit ans fruchtbaren Boden. Man schlug das arme, junge Geschöpf «n Bande, setzte «S in «inen feuchten Kerker und warf feinen unschuldsreinen Körper auf die Folter, um das Geheimniß zu erpres sen. Das arme Käthchen weinte und flchte vergebens. Endlich gestand die Gequälte AlleS, was man wollte. An den schönen, langen Haaren riß -man sie zum Scheiterhaufen —in wurde Katharina Paltauff als „böse Rosenhexe" lebendig ver- Entsprungen. H«rr (auf der Station zum Coupee hinerussprin gentH: „Sie verlassen den Z»g nicht, meine Dame, bis ich mit dein Sta (zitternd): „Was wollen Sie, habe ich Sie vielleicht beftohlen?" ..Dal wird sich finden mein erster Kirnst ier ist fort ich brv Besitzer «n«H fslohlheatecs!" Auch ein Gr ««d. „Denk Dir, Emilie, da lese ich ebm, daß schon «rfnnde» hat!" „Ach. ich wünschte, es wäre schon fertig!" denn? Du mSchtest Dir Wohl die Lustschlösser ansehen. die Du tagtäg lich baust?' der Dieb. 'Aussicht hatte, etwas gute Musik wäh hören. Gerade als das Boot sich zur Abreise rüstete und schon das «.'ste Signal gegeben war, langte noch ein großen Hitze eigentlich g»r nicht passen wollte. Außerdem aber besaß er nur wenig Gepäck, trotzdem er auf der Schiffsliste als Juan Bereira aus Brasilien bezeichnet war, aber schon eine lange Reis: hinter sich haben mußte. Der Mann war klein, sehr braun und trug einen langen, schwar zen Bart, der oben in seinen langen Rock eingeknöpft war. Alles in Allem sah er etwas unheimlich aus. Nie umsomehr alö er nur sehr gebrochen Englisch und gar kein Deutsch sprach. Er hielt sich fast beständig auf Deck auf und schritt, so regelmäßig wie ein« Schildwache, auf und ab, einmal auf dem oberen Deck, dann auf dem unte ren. Die übrig: Gesellschaft aber war um so angenehmer, und> es ging bei Tisch und im Damensalon stets sehr lebhast und lustig?u. Ein allgemeinerLiebling war Rosa Milka, die beliebte Sou brette, die durch ihre komischen Cou plets, ihre Duetts mit Herrn Wach slein, dem großen Reisenden für die Firma Allmoney >KCo., und durch ihre prächtigen Schmucksachen, sämmtlich Geschenke ihrer unzähligen Verehrer in New Jork -und Chicago, die allgemeine Aufmerksamkeit zu fesseln verstand. Eines Nachmittags indeß, kurz nach der Mittagstafel, kam sie in Thränen aufgelöst «uf Deck und schritt schnellen Schrittes zum Capitän, dem sie eine Leidensgeschichte sehr ausführlich er zählte. Der Capitän war über ihre Erzählung selbst aanz bestürzt. ?!ch hörte ihn sagen: „Wie ist das mög lich?" und dann wieder,, llnglaubiicy/' und am Ende ging er mit ihr nach dem Bureau des Zahlmeisters hin, wo sich die Drei noch eine Zeit lang aufhiel ten. Im Lause des Nachmittags verlau teie es denn, worum es sich handelte. Dem Fräulein waren ihre Schmuck sachen auf unerklärliche Weife gestoh len worden. Sie hatte ihre Cabine fest verschlossen gehabt, und trotzdem waren ihr die Kostbarkeiten, die in ei nem größeren Kästchen aufbewahrt wurden, aus ihrem Bett, wo sie diesel ben der größeren Sicherheit halber auf bewahrt hatte, abhanden gekommen. Alles Suchen hatte nichts gefruchtet. Sie waren weg. Wer war der Dieb? Diese Frage stellten wir uns Alle. Am Abend desselben Tages wurde ihm war seine goldene Cigarettendose und die Uhr nebst Kette entwendet worden. Auch er wußte ganz sicher, daß er seine Eabine verschlossen gehabt kleinen Schiffsjungen anzustellen, der dem Mann aufpassen mußte. Allein die Diebstähle dauerten fort und es im Gegentheil es wurde festgestellt, daß der Brasilianer zur Zeit als der letzte Diebstahl sich ereignet hatte, un leugbar auf Deck gewesen war. Nur der Mann nicht unten gewesen sein, sonst hätte ihn Jemand die Treppe zu den Cajüten hinabsteigen sehen. Und an dem Fremden zu bemerken. Am Tage vor unserer Ankunft in Srmthampton indeß passirte etwas, Schatten stillte. De« Zahlmeister Niemond Verdacht warfen. Das Bureau stand auf Deck. Die Thür war verschlossen gewesen darauf be sann sich der Beamte ganz genau. Das Schloß war ein sogenanntes Schnapp schloß, mit «Sner Patenteinrichtung versehen, die das Oesfnen, ohne Ge walt zu brauchen, unmöglich machte. Auch war das Schloß nicht im gering sten beschädigt. Das Geld indeß, eiire Summe von Bedeutung, war von, Tische verschwunden, wo es, als der Zahlmeister einem Rufe des Capitäns schnell Folge leistete, liegen gelassen worden war. Das Wetter war wieder waevi und sonnig geworden, und des halb stand dai runde Fensterchen, das Nif ging, offen, um frische Luft in den Zaum zu Aber diese Oeswung war «i Tvtunn nicht "groß genug, um eine« Menschen durckHulas- sc«. Auch wir d«s Fenster, wen» Ii« n seinen Mm durchsteckte, noch im« wer mehrere Fuß vcs>> Tischt entfernt'; .n seine Cabine laufen und nach sehen mußte, ob die Siebensachen noch da wären, einen „Bobtail Flush" oder eine» Hollen „Pot" nach Gebühr wür dige»? Der bestohlene Zahlmeister hatt mittlerweile nur sehr wenig über sei nen Verlust gesagt, aber dafür hatte er um st> energischer Umschau gehalten. Und dabei hatte er besonders ein Auge auf den unheimlichen Fremden, den Brasilianer, geworfen. Und dabei machte er plötzlich eine sonderbare Ent deckung. Diese behielt er indeß für sich. Er ging hinunter in die Cajüte, wo er Herrn Bill Booth, den Operntenor, traf, mit dem er einige Worte ganz un bemerkt wechselte. Herr Booth war derEigenthümer vieler schöner „l<,>t>p — edelsteingeschmückte Ta baksdosen, Busennadeln, Studs, Ringe.etc., etc., alles Präsente von gro ßen Herren in Europa und Amerika, die er mit seiner schönen, weichen Stimme entzückt hatte. Diese Schätzt, von denen bis dahin noch Niemand et was zu sehen bekommen halte, brachte Herr Booth zum Dessert am Mittag zum Berschein, und sie wurden gebüh rend bewundert. Der Brasilianer sah sie auch >aus der Entfernung, denn er faß weit weg am andern Tische, aber er schien nicht darauf zu achten. Dann brachte Herr Booth die ganzen schönen Sachen wieder zurück nach seiner Ca bine und ging dann mit dem Zahlmei ster nach dessen Bureau. Eine Stunde später kam auf einmal Christian, der Schiffsjunge, in dieses Bureau gestürzt und sagte athemlos: „Wir haben ihn!" Ohne weiter ein Wort zu verlieren liefen der Zahlmei ster und Herr Booth ihm nach. Auf dem untersten Deck trafen sie den Fremden, Ivan Bereira, mit seinem langen, schwarzen Rock? er sah ganz wie gewöhnlich aus kalt und gleich gültig. Der Zahlmeister aber packte ihn beim Krage». In demselben Mo ment wurde unter dem Rocke ein krei schendes Geräusch laut, und zugleich sprang ein kleiner Affe daraus hervor avf Deck. Der Brasilianer wehrte sich verzweifelt, und in seiner Hand blinkte ein langes Messer, als er sich seiner Angreifer zu erwehren suchte. Doch im nächsten Augenblick schon war er entnxiffnet und seine Hände mit ei nem starkenTau gefesselt. Dann wurde er trotz seines Sträubens in das Bureau des Capitäns geschleppt, der ein kleines Verhör mit ihm anstellte Dn Sache verhielt sich nämlich so: Der Zahlmeister hatte, nachdem er Juan Bereira einige Stunden lang genau beobachtete, entdeckt, daß der Mann einen kleinen Affen bei sich un ter dem Rocke versteckt trug. Das gab ihm zu denken. Er sagte sich, daß der Mann dies jedenfalls nicht thun würde, wenn er nicht einen Zweck da mit verfolgte. Dann fielen ihm die eigenthümlichen Umstände ein, unter denen alle die Diebstähle erfolgt waren und die es fast unmöglich erscheinen ließen, daß ein Mensch sie ausgeführt. Sollte es der Affe sein? Wenn der chenstill auf dem Boden gelegen hatte, bis ihn die Glieder schmerzten, war seine Geduld mit Erfolg belohnt wor- Gcsicht d«s Brasilianers an der Ocff fein Aeffchen durch die Luke hinab, ihm mit den Fingern das Etui mit den Schmucksachen, dai offen auf dem Dsch lag, zeigend. Und der Affe hakte auch seinen Auftrag unt großer Ge wandtheit und Schnelligkeit ausge führt und war dann »on seinem Herrn wieder unter den langen, schwarzen Rock gesteckt worden. Jcxlo war zum Berräther an seinem Herr« geworden. In der Cabine des Brasilianers fand ma» alle verschwundenen Kost barkeiten, sowie einen kleinen Käfig, der so aussah wie eine Reisetasche, aber mit Luftlöchern versehen war, um dem Tbierc das Athmen zu ermöglichen. Es stellte sich später heraus, daß Juan Bereira, nachdem er schon mehrere Jahre lang seinen dressirtrn Affen auf verschiedenen südamerikanischen Dam pferlinien zur Begehung zahlloser Diebstähle veranlaßt hatte, endlich sem Operationsfeld auf die noch größeren nnd lohnenderen Dampfer zwischen New Aork und Europa verlegt hatte, wobei ihm aber, wie man sieht, das Unglück passirte, daß er auf der ersten Reife gleich abgefaßt wurde. Am nächsten Tage wurde er, bei der Landung in Southampton, der Polizei Aas Kormakollliin Von Lauterbrunnen im Berner Oöerland führt, eine Schöpfung der Neuzeit, die Drahtseilbahn in fast be ängstigender Steilheit nach dem Al pencurort Murren hinauf. Obgleich manchen Touristen, besonders den weiblichen, etwas beklommen bei die sem 20 Minuten dauernden „Langen mnd Bangen in schwebender Pein" wird, ist jeder der fortwährend auf und ab cursirenden Wagen in de» Meisezeit immer besetzt. Die merkwürdigsten Gestalten und Toiletten aus allen Ländern kann man dabei studiren. Heute sah man nichts Seltenes mehr im Sommer 1896 —zwei jugend liche Wesen einsteigen, welche die aller neueste Normaltracht, weite türkische Hose, Wadenstrümpfe, geschlossene Weste mit loser Jacke darüber und Filzhut von der dunklen Farbe des Costüms trugen. Gustav Wendel kam Beiden gegen über zu sitzen, und wir müssen es ihm verzeihen, daß er mehr auf sie, als auf die Wunder der Bahn und die sich all mälig entwickelnde Aussicht schaute. Er hatte von dieser neuesten Mode schon gelesen, sie aber noch nie gesehen, denn in Stuttgart, seinem Heimaths orte. zeigte sie sich bisher nicht. Daß er ein Freund aller derartigen Neuerun gen, erschien begreiflich, da er Besitzer eines Confectionsgeschästes war. Man stieg höher und höher, der Staubbach sah bereits ganz dünn und klein, das Thal unten wie ein tiefer Abgrund aus. „Aber Willi, dann sieh doch nicht schlank Obgleich die Ähnlichkeit zwi schen Beiden sie sofort als Geschwister kennzeichnete, konnte man Cilli wohl Platz anbieten? Ich fühle nie etwas sympathisch, wie das liebe Gesichtchen. Als der Tausch vollzogen war ver schwand auch allmälig die Blässe auf Wege dem Eurort zuzustreben, wußte Gustav es lo einzurichten, daß er sich einen Stuhl neben Willi eroberte, denn „O, diese wundervollen Schnee berge!" rief Billi begeistert. „Wie mö gen sie nur alle heißen? Cilli, sag' doch!. „Erlauben Sie mir, Ihnen auszu helfen," erbot sich Gustav sogleich. „Sehen Sie dort: Wetterhorn, Eiger, fluh—- z, l echtes Bayerisch belommen eine Seltenheit in diesen Bergen." „Da haben Sie recht," meinte die ältere Schwester. „Wir sind aus München, und wenn wir hier in dieser großartigen Gegend etwa» vermissen, so ist es unser Bier." Hotel Eiger," rief Willi in fröhliche? Unbefangenheit. »Sehen Sie dort die hübschen Zelte vir der Thür, dz muß eS sich schön sitzen. Also auf Wieder sehen, lieber Herr!" Mittels einer kleinen Pferdebahn fuhren die Beiden jetzt auf der Land straße dem Curhause zu. Gustav sah ihnen lange nach. „Lieber Herr, hat sie gesagt," ging es ihm durch den Kops. „Die Bayern sind doch viel, viel zutraulicher, als wir Schwaben. Und wie reizend dem Kinde dasCostüm steht, viel besser, als der etwas corpulenlen Schwester! Wenn ich Willi reizender Name ansehe, dann kommt mir zum ersten Male der Gedanke, wie gern ich ein hübsches Weibchen mein Eigen nennen moDe! Sie ist freilich noch recht jung, vielleicht 17 Jahre aber jung ge- Jn der Nacht träumte -r, Willi stände in ihren Lodenhöüche'i hinter seinem Ladentisch und legte mit ihrem herzigen Lächeln den Damen die neuen Sportrostüme vor, welche fabelhaft ge kauft und mit Gold aufgewogen wur den. Das Klappern der Goldstücke ging unaufhörlich, und er hörte sich selbst zu Willi sagen: „Du hast mich zum reichen Manne gemacht, mein Herzchen!" Am nächsten Morgen durchforschte er die in der Nacht gedruckte Fremden liste. „Geschwister C. und W. Heidebrand aus München," las er darin. „Heide brand? O, das ist ja die Firma des großen Reise- und Sport - Ausstat tungsgeschäfts, von dem ich schon oft hörte. Welch' netter Zufall; daher auch die Costüme." Er saß vor der Thür, als er plötzlich Willi's zierliche Gestalt die kleine An höhe leichtfüßig herausstürmen sah. „Ah, da sind Sie ja, Herr —" „Gustav Wendel, zu dienen." „Also Herr Wendel ich bin mei ner Schwester ausgerissen. Sie will mich immer gar zu sehr bemuttern, denkt, ich komme zu Schaden, wenn ich einmal frei herumspringen möchte. Jetzt bin ich heimlich fortgelaufen, um ganz warm und weich um's Herz wurde. Er bot dem jungen Wesen ei nen Stuhl. „Wenn ich es wagen dürfte, auch mit einem Glase Bier aufzuwarten?" „Sie sind sehr gütig. O, ich kann früh!'"' eben Ihren Namen. Darf ich fragen, ob die bekannte Firma Heide brand—" führen seine neuesten Costüme jetzt durch die Alpen. Ich sage Ihnen, das bringt bedeutend mehr ein, als wenn seien Reclame wegen, ebenso, wie wir alle Zahnrad-, Drahtseil- und sonstige Bahnen abfahren, um, wie Papa sich „Das freut mich; Sie sind ein net ter, lieber Herr, ich bin Ihnen gut. Jetzt aber muß ich zur Mittagstafel, gestern hat man uns schon brav ange guckt. Dank sür's Bier! Morgen komme ich wieder!" tet, Herr Wendet?" „Ja, recht sehr, Willichen!" Er lonnte sich gar nicht entschließen, „Fräulein" zu sagen, denn dies würde ja doch nur vorübergehend sein. „Ich halte sobald wie möglich um sie an," dachte er, in ihren Anblick ver sunken, während sie in durstigen Zü gen das gute Bier trank. „Dies Ju wel wird mir sonst bald weggekapert, da es als wandernde Reclame zu viel sie mir in allerKindlichkeit deutlich ge nug." Laut sagte er jetzt: „Sind Sie auch nicht böse, Willi, daß rede?" »O, nein, gewiß nicht! Ich bin ja noch solch' ein Wildfang, wie Papa sagt. Ich heiße übrigens nach dem guten, seligen Kaiser Wilhelm." „Könnten Sie sich," versuchte Gu stav auf seinThema einzulenken, „wohl denken, wie es Ihnen gefallen würde, wenn Sie vonMünchen nach Stuttgart zögen?" „Das geht nicht, liebster Herr Wen del; ich soll nämlich studiren. Meine Eltern sagen, ich hätte einen hellen Kops, und da sei es schade, wenn ich „Studiren? O, das möchte ich Ih nen nicht rathen. Für das viele Ler nen ist mir Ihr hübsches Köpfchen zu schade." Sanft und zaghaft fuhrGustav dem Kinde dabei über das dunkle, kurzge schorene Lockenhaar. Willi ließ es sich ruhig gefallen. „Sie sind ganz meiner Ansicht. Herr Wendel. Ich mache mir (hier schnipple Willi mit den Fingem) nicht so viel ckus dem Studiren. Bitte, besuchen Sie uns doch in München »nd sagen Sie meinen Eltern, was Sie über mich denken. Ich selbst würde ja recht gern nach Stuttgart kommen; vielleicht könnte ich in Ihrem Geschäft verkau fen, wenn Sie mich haben wollen." „Ja, Willi, ich möchte Sie Sie allein auf der Welt, nicht nur, um mir im Geschäft zu helfen, sondern um —" „Aha, Du Wildfang, hier steckst Du?" tönte es plötzlich von der Land straße herauf. Der grausam gestörte Liebhaber sah Cilli den Berg hinaus kommen. mein Fräulein. Vielleicht machen Sie gütigst die Fürspre.cherin bei Ihren Eltern. Ich liebe Fräulein Willi und biete ihr hiermit meine Hand an!" Hochausathmend sah er auf Beide, um nichts wie ein grenzenloses Stau nen in ihren Blicken zu lesen. Plötzlich stieß Willi einen lauten Freudenschrei aus, und ehe sich's der Liebende versah, vollführte sie auf dem kleinen Plateau vor'm Hotel drei wohlgelungene Purzelbäume. Sprachlos starrte Gustav sie an, für so kindlich hatte er sie doch nicht mehr gehalten. Jetzt lag die Geliebte in Cilli's Armen und lachte, daß sie sich nur so schüttelte. „O, das ist unvergleichlich! Er hat mich er hält mich o Cilli, was sagst Du dazu?" Diese hatte Alles begriffen, der junge Mann that ihr leid. Sie blickte ihn gütig an und sagte, ihm ein ver stohlenes Zeichen machend: „Nicht wahr, Herr Wendel, Sie ha ben sich nur eiÄn kleinen Scherz mit meinem wilden Brüderchen machen wollen, um uns zu beweisen, daß die Normalcostüme auch unter Umständen ihre Schattenseiten haben können?" Gustav ergriff dankbar den Ret tungsanker. „Ja, ja, natürlich," 'tammelte er, dem ihm zweifelnd anblickenden hüb schen Jungen wieder über das Locken haar fahrend. „So meinten Sie eigentlich Cilli mit Ihrem Antrage?" platzte dieser treu herzig heraus. „Aber Kind, was richtest Du für Verwirrungen an!" schalt die Schwe ster, hoch erröthend. Ihre Verlegenheit stand ibr gut und sprach ebenso zum Herzen Gustav's, wie das vorhin bewiesene Tactgesiihl. „Darf ich Sie vor der Hand auf Ihrer weiteren Reise begleiten?" fragte er, Cilli die Hand reichend. „Wenn Sie es wünschen sehr gern," meinte sie zaghaft. Als sie alle drei später in München ankamen, hatte Gustav so viele gute Eigenschaften an Cilli entdeckt, daß es zu Willi's Jubel ein feierliches Verlo bungsfest gab. Die weiblichen Klei der machten Gustav's Braut so viel hübscher, daß sie versprach, nie wieder in Normalcostiimen zu erscheinen. Trotzdem führte er dieselben aber doch in seinem Geschäfte ein. Willi schmeichelte am Verlobungs tage den Eltern das Versprechen ab, nicht studiren zu müssen, um statt des sen bald nach Stuttgart zum lieben, spaßhaften Schwager in die Lehre zu kommen. UnNarr Familienverhältnisse. Auf einem Hosball läßt sich „Sere nissimus" das neu in die Gesellschaft eingeführte Fräulein vom Storch vor stellen und beehrt sie mit einer huld reichen Ansprache. Serenissimus: „M.. m.. «ein gnädiges Fräulein, ich .. ä.. bin au ßerordentlich erfreut, in Ihnen die Tochter eines so alten und hochange sehenen Geschlechtes, wie derer vom Storch zu begrüße». Danke Ihnen, danke Ihnen sehr. Und sagen Sie mir noch eins, mein gnädigstes Frau lein, wie.. ä.. wieviel, wenn ich fra gen darf, wieviel Geschwister sind Sie?" Fräulein vom Storch: „Drei, Durchlaucht, ich habe noch zwei Brü der." Serenissimus: „Zwei Brüder. So, so. Sehr schön. Und wo.. wenn ich fragen darf., wo befinden sich Ihre beiden Herren Brüder?" Fräulein vom Storch: „Der eine ist anwesend, Durchlaucht, der andere steht in Potsdam." Serenissimus: „So, so. „M.. ä.. ich danke Ihnen sehr, mein gnädiges Fräulein, ich danke Ihnen." Er entläßt sie huldreichst. Im wei teren Verlauf des Festes wird ihm dann auch der eine Bruder, Lieutenant vom Storch, vorgestellt. Serenissimus: plaudern. Weiß ganz genau Bescheid, l habe mich immer lebhaft für ihre Fa milie interessirt. Nicht wahr: Sie sind drei Geschwister?" Bruder." Serenissimus: „M.. ä.. wie? > Ihre Fräulein Schwester hat mir doch Potsdam und ich." Serenissimus (ungnädig): „Wie? Nun, jedenfalls Herr Lieutenant, ä.. unklare Familienverhältnisse, herrschen könnten. Ich danke Ihnen." Die folgenreichste Prüfung ist daZ Brautexamen. HcrW. An meinem Stock die letzten Die wollen nimmer mir gedeih». Durch Kiese Nebel, bleich und kalt. Zu meinen Rosen kehre bald! O kehre den Freudelose«, O komm noch heute, Sonnenschein! Es könnten morgen meine Rosen, Ter blauc Grnnd. Die berühmten De Beer'schen Dia mantengruben bei Kimberley nehmen Formation ist vulkanischen Ursprungs. Es ist ein Riß in die Erde getrieben und an den Seiten befindet sich der er manten eingebettet sind. Jetzt werden i>„ Gegensatz zu früher wirklicheGänge in den blauen Grund hineingetrieben, um die blitzenden Steine zu gewinnen. Einige Schächte sind 1000 Fuß tief, sehnte „blaue" Grund, in dem die Dia wie Fels geworden. Aber sobald die Luft hinzutritt, zerbröckelt er. Wenn die blaueErde hinaufgefördert ist, wird sie auf „Böden" ausgeschüttet. Die Wirkung der Luft macht sich bald gel tend und das Gestein wird zu Pulver. Dann beginnt der Waschproceß. Die Erde gelangt durch Siebe und die Diamanten bleiben in ihnen. Darauf kommen die Steine in die Sortirzim mer. Dort werden sie gewogen und nach der Größe geordnet. Schließlich werden sie in Säckchen von russischem Leder verpackt, unter starkem Geleite nach dem Postamt befördert, versichert und nach England, dem Diamanten markte, abgesandt. Es gibt in Kim berley ein eigenes Postamt für die Diamantenbestellung. Dieses hat ei nen diebes- und feuersicheren Waggon, in dem die Diamanten direct unter sicherem Geleit nach dem Postdampfer befördert werden. In den Diamanten gruben ist elektrische Beleuchtung ein geführt. In den De Beer'schen Gru ben sind 800 Weiße, etwa 2000 Ein geborene und 700 Verbrecher beschäf tigt. Die Weißen erhalten bis zu 7 Pfd. Sterl. Wochenlohn, die richtigen Bergleute k bis 8 Pfd. St. und die Sortirer 4 bis L Pfd. Sterl. Die Löhne sind nicht so hoch, wie es scheinen mag. Denn die Kosten des Lebensun terhaltes in jener Gegend sind außer ordentlich. Die Eingeborenen in jener Gegend erhalten nur 4 bis 6 Shilling die Woche und volle Beköstigung. Ihre Contracte lauten wenigstens auf drei Monate. Unter keinerlei Bedingungen dürfen sie das Bergwerk wieder verlas sen, wenn sie den Contract unterzeich net haben. Sie wohnen in Baracken, welche streng bewacht werden. Ob die Eingeborenen streng nach Diamanten untersucht werden? Nun, erstlich haben sie ein adamitisches Costllm. Zweitens ist ihnen das Verschlucken der Steine schwer gemacht. Das Schmuggeln, das in früherer Zeit stark betrieben wurde, geht nicht mehr. Schlecht den die Verbrecher bezahlt. Die De Beer'sche Gesellschaft zaM der Regie rung der Capcolonie nämlich 2 6. für Jeden, hat aber natürlich für seine Be köstigung zu sorgen. Gedankensplitter. Mancher lernt bei einem Sp aziergange mehr, als ein anderer bei ?! n heißer Redeschlacht schmilzt heit. Gar manches muß als „Geist der Zeit" Die Weltgeschichte still verbuchen, ssllr Dich durch's Feuer geht er dann! Lehr' alle Künste einer Kuh, Sie brüllt doch nur ihr alles „Muh." Gefällt im Herbst ein Mantel Dir, So kauf ihn! Doch wenn der Sommer wieder naht, Ber—trink ihn! Gerissen. „Ein Riesen zahn!" —sagt der Herr Doctor, nach dem er ihn mit Mühe ausgerissen hat. „Seh'n Sie sich blos das Luderchcn an!" »Das Luderchen?" —wimmert das Opferlamm. „Weeß Knebbchen, ä gerissenes Luderchen!" Mutter: Ot to, bist Du in der Sonntagsschule ge wesen? Otto: Ja, Mama! —Mut- ter: Deine Hände riechen ja aber so nach Fischen! Otto: Ja, Mama, wir haben heute die Geschichte von Jo nas und dem Walfisch gehabt! —lhr P ech. Director: Ich würde , Sie wirtlich gern engagiren, Fräulein! Dem Publicum haben Sie ja gefal len, aber der Rezensent, der Rezensent! Der spricht Ihnen leider die musikali sche Befähigung ab! Sängerin: Oh, na ja! Der hat allerdings bei mir kein Gehör gefunden. Deshalb! Stolz. Flickschuster (der die Gemeindedienerstelle erhalten): „So. das Werkzeug heb' ich mir auf, damit ich meinen Kindern einmal zeigen kann, wie klein ich angefangen habe!" Schwärmerei. „Also Du bist mit dem berühmten Virtuosen S. verlobt?" „Ja!" „Ist er denn s». zärtlich?" „O ja! er lüßt s«'