Europäische Rundscha«. Teutsches Reich. Berlin. Im Jahre 1887 waren in einem Berliner Bankhaus in der Couponkasse Unterschlagungen in der Höhe von über 60,000 Mark entdeckt worden, die kurz vor seinem Verschwi nden der damals 26 - jährige Buchhal ter Bruno E. begangen hatte. Um die Sache nicht ruchbar werden zu lassen, erstattete die Direction keine Anzeige. Verbindung mit der Tochter wohlha bender Eltern. Der Vater des Durch gängers, der zu jener Zeit Kassenbote mittheilt, daß er mit dem damals un terschlagenen Gelde zu großem Wohl» stand gelangt sei, und seinen Bater bit- Ferner bat er ,die Eltern möchten nach kommen und seine verlassene Braut mitbringen. Die ersten beiden Wünsche werden erfüllt werden, seine ehemalige Braut aber ist längst die glückliche Gattin eines Eisenbahnsecreiärs und Mutter von zwei Kindern. Aufse hen erregt der Selbstmord des acht zehnjährigen Unterprimaners Winter feld, des Sohnes des Justizraths glei chen Namens, eines hervorragenden Führers der nationalliberalen Partei. Der junge Mann hat sich Nachts im Bette mittelst eines Revolvers erschos sen. Ueber das Motiv der That gehen verschiedene, auf ihre Richtigkeit noch nicht untersuchte Versionen um. Oderberg. Die fiskalische große Kiesgrube am hiesigen Bahnhofe geht demnächst an den Unternehmer Riedel halle über, nachdem die Ausbeute in folge Todesfalles des vorigen Unter nehmers Frostenson - Magdeburg neu ausgeschrieben weiden mußte. Reppen. Während eines schweren Gewitters schlug kürzlich der Blitz im Dorfe Polenzig in die Scheune des Lehnguts von Judiger und äscherte sie mit Inhalt ein. Tam m en d o rf. Bei der hier ab gehaltenen Ergänzungswahl zur Ge meindevertretung wurde Miihlenmei ster Herrmann wieder- und Gastwirth Drabsch, Kaufmann Becker und Kos sath Müller neu gewählt. Pillau. Ein schwerer Unglücks fall ereignete sich auf dem frifchenHaff. Zwei Leute von hier, Karl Schramm und dessen Neffe Gottlieb Mai, mach ten mit einem Segelboot eine Fahrt. Plötzlich wurde das Boot von einem erfaßt, so daß es zum Keniern kam und die Insassen in's Wasser stürzten. Schramm gelang es, das Boot zu erfassen, während Mai in den Fluthen umkam. Schramm wurde am anderen Tage, nachdem er fast 36 Stunden an dem Boote gehangen hatte, von Fischern im Wasser erstarrt aufgefunden. Trotzdem gelang es, den Unglücklichen wieder zum Bewußtsein zu bringen, doch wird an seinem Auf- Ragnit. Auf der Markung des Dorfes Sommerau wurde ein Raub mord verübt. Der Ermordete ist ein bis jetzt noch unbekannter Hausirer, der im Besitz einer größeren Geldsum me gewesen sein soll und am Tage zu vor noch in Sommerau seinem Ge werbe nachgegangen war. Uhr, Geld und Hausirschein fehlen, so daß die Person desUnglücklichen noch nicht fest gestellt werden konnte. Auch vom Mö rder fehlt jede Spur. Wehlau. Wie verhängnißvoll mitunter der Kindermund werden lann, zeigt folgender Vorfall: Eine Dame benutzte mit zwei Kindern den Eisenbahnzug von Königsberg aus auf der Sirecke nach Eydikuhnen zu. Als nun auf unserer Station unver muthet durch einen Zugrevisor eine Revision der Fahrkarten vorgenommen wurde, war die Dame nicht im Besitze einer solchen für das Kind, und er klärte dem Beamten, daß dir Kleine noch nicht vier Jahre alt sei. als das Brüderchen sich meldete und zum Ent setzen der Mutter die Worte aussprach: „Aber Mama, sie Ist doch schon lange vier Jahre gewesen." Die Folge davon war ein sofortiger Gang nach dem Stationsbureau zur Erlegung 'des Fahrpreises u'.id der üblichen sechs Mark. Deutsch - Eylau. Seit zwei und einem halben Jahre in Untersu chungshaft befindet sich der hiesige Stadt - Kämmerer Andree und es ist Eylau verwaltete, wird beschuldigt, 18,000 Mark unterschlagen zu haben, der Fehlbetrag nur auf etwa 10,000 Mark belaufe. en Landraths Venski fand auf dei? Kreistage durch den Regierungspräsi denten v. Horn statt. Auf dem genann ten Kreistage wurde auch die Erbau ung eines Kreiskrankenhauses in der Stadt Tuchel bewilligt und sind zu »«iesem Zwecke wiederum 600 Mark in Etat eingestellt worden, sodaß nach Bewilligung dieser Summe 20,000 Mark verfügbar sind. Zoppot. Die hiesige Abtheilung des deutschen ColonialvereinS hat vom Danziger Nachbarverein eine Einla dung zu dem in Walters Hotel statt findenden Vortrag des Dr. Strehl über das Thema „Deutsche Colonisa tionsbestrebungen in Australien und Syrien" erhalten. Köslin. Hierselbst hat sich eine „Ländliche Spar- und Darlehnskasse" für unsere Stadt und Umgegend mit dem Side Hierselbst gebildet, welche den Zweck haben soll, den ländlichen Be sitzern zu möglichst billigem Zinsfuß einen festen Credit zu gewähren. Zum Director wurde Kühn - Krettmin ge wählt. Pasewalk. Wegen Verdachts an dem Mord an dem Förster Scharck im Friedländer Bruch betheiligt zu sein, gefänglich eingezogen. B. ist durch ei nen Mecklenburger Gendarm abgeholt und an das Gericht zu Friedland in Mecklenburg abgeliefert. B. soll am Tage des Mordes mit einem Compli cen in der Gegend vom Schwichtenberg gesehen worden sein, was er jedoch ent schieden leugnet. S t o l p. Ein schwerer Unglücksfall ereignete sich im hiesigen Kreisiranken hause. Als dieDiaconissinnen, Schwe stern Bertha und Clara, Abends mit I brennendem Licht die Badestube betra ten, erfolgte eine Gasexplosion, und die Damen wurden erheblich ver brannt. Wie die Untersuchung ergeben hat, erfolgte die Erplosion durch einen neu aufgestellten Gasofen. Lifs a i. P. Der Gehilfe Driese im Polizei - Distriktsamte zu Jutro schin, hatte sich verschiedener Unter schlagungen von mehreren kleineren Geldbeträgen, Acten undßriesen, sowie einer Urkundenfälschung schuldig ge fängniß verurtheilt. Meferitz. Ein bei einem hiesigen Schlächtermeister in der Lehre befind licher, etwa 16 Jahre alter Knabe soll te entlassen werden. Aus Rache ver suchte der Bursche, den Kindern seines Meisters mit Carbol vermischte Milch jedoch noch rechtzeitig vereitelt und der nichtswürdige Thäter in das Untersu chungsgefängniß eingeliefert. Obornik. Von dem Embecher'- schen Neubau an der Bahnhofstraße Hierselbst stürzte ein Zimmermann so unglücklich herab, daß er sich ein Bein brach und Aufnahme im hiesigen städ tischen Krankenhause finden mußte. Breslau. Dieser Tage wurde hier ein braver Arbeiter überfallen und auf das Grausamste mißhandelt. Als der Unglückliche nicht nach Hause kam, machte sich seine Frau nach ihm auf die Suche. Sie fand ihn auf der Straße liegen. ? Herr Locher, der sich früher angeblich in sehr guten Verhältnissen befand, ver haftet worden ist. Dagegen kann Aber > ?as endliche Schicksal der Frau Lo- > her kein Zweifel sein, da die dortigen > Äesetze nach Analogie der englischen ! zwischen einer mit Vorbedacht oder im ! Zlffect begangenen Mordthat keinen ! linterschied machen, auch dann nicht, l venn das Opfer am Leben bleibt oder ! richt einmal eine Verletzung davonge- I tragen hat. Beide Verbrechen werden > mit dem Tode bestraft. Das Ehepaar > Locher ist vor fünf Jahren aus der ! Schweiz nach Neu - Seeland einge- i > Japanhatinder Schweiz ° 18,000 Taschenuhren in Bestellung ge ' geben, um diese anstatt Medaillen, an - die Soldaten, welche sich im letzten ' Kriege besonders hervorgethan haben, > zu vertheilen. — Die Marquise de Sa n ' gillon, in Paris, Wittwe des Gene > rals Rognet, hat den Armen des Sei ne - Departements ihr gesammtes, an ' 7 Millionen Frank betragendes Ver ' mögen vermacht. Zum Testamentsvoll strecker ist der Generalrath des Depar tements bestimmt. —ln Bruchsal st arb ein Knabe, der Wasser aus einem Glas getrunken hatte, indem zuvor Mai glöckchen standen. Die Untersuchung zeigte, daß in der Pflanze zwei Gift stoffe enthalten sind, Convallarin und Convallomarin, letzteres ein starkes Herzgift. In dem bei Saarburg gelegenen Dorfe Saaraltdorf hat der Bauer Schäfer seinen Sohn erstochen. Der Sohn hatte den Vater mit der Mistgabel attakirt, dieser ergriff das sogenannte Metzgermesser und tödtete den Angreifer. In dem Dorfe hat der Schnapsteufel die Herrschaft. Dieser Tage fand auf der Schichau'fchen Werft in Elbing der Stapellauf des norwegischen Torpedo kreuzers statt, den die Frauen Norwe- Vaterlande aus sreiwilli- Marineosficiere auf den Namen „Val kyrien" getauft. JnGlasgowermordete dem sie ihnen den Hals abschnitt. Da rauf versuchte sie Selbstmord. Die Kinder waren 2 Jahre 8 Monate, 1 Jahr 4 Monate und 6 Wochen alt. Ursache ist religiöser Irrsinn. Es ist seltsam, wie viele derartige Fälle in England vorkommen. Der in Wien verst obene Professor Späth vermachte sein ganzes Vermögen zu Wohlthätigkeitszwecken, darunter 400,000 Gulden dem Vereine zur Pflege kranker Studirenden, 40,- 000 Gulden zur Stiftung für arme Studenten, sowie ein ansehnliches Le gat und die werthvolle Gemäldegalle rie den Armen seiner Geburtsstadt Bo zen. In Wien wurve vieler Tage eine aus fünf Personen beste- Haupt, Meschulin Langer, ist nach sei ner Angabe Tuchhändler, seine Toch ter Rosa sungirte als Corresponden thätig, Isidor Dickfaden und Moritz karest, Belgrad, Konstantinopel und auch nach Amerika, wo eine seiner Töchter an seinem Geschäfte theil nahm. Folgende originelle Lokalnotiz findet sich in der „Dt.-Kro ner Zeitung": „Schmetterlinge, Mai käfer, Frösche und dergleichen Früh lingsboten sind uns jetzt zur Genüge von aufmerksamen Freunden unserer weiterer Zusendungen solcher „Novitä ten" nicht mehr bedarf. Nur sind wir neugierig darauf, wer von den vielen Lesern unseres Blattes bei der zur Osterzeit stat findenden großenSchwei nefchlächterei den Anfang macht und durch Zusendung diverser Würste und In dem Hause des Ga si chres Mannes ihrem vier Monate al ten Söhnchen in einem Anfall von Gei stesstörung mit einem Löffel Strych habe ihr Kind ertränkt. Den Männern gelang es, das Kind aus dem Wasser herauszuziehen und in's Leben zurück zurufen, doch kurz darauf starb es an den Folgen der Vergiftung. Inzwi schen hatte auch Frau Hardt Gift ge nommen und starb in kurzer Zeit. Das Strychnin war zur Tödtung eines Hundes angeschafft worden. Frau Hardt, Mutter von sieben Kindern, war erst 26 Jahre alt, und lebte mit ihrem Manne sehr glücklich. Die Rechtssicherheit läßt in manchen Gegenden Ungarns vieles zu wünschen übrig. In der ru mänischen Ortschaft Kerülös (Araber Comitat) werden seit Jahren bei Hel lem Tage auf der Straße und in den Wirthshäusern Personen ermordet, ohne daß es gelingt, die Mörder aus findig zu machen. Auf Ansuchen des Bezirksgerichts wurde ein Gendarme rie - Wachtposten nach Kerülös beor dert, doch hatte auch dies keinen Er folg, denn kaum war die Gendarmerie eingerückt, als einer der reichsten Bau ern mitten im Orte in nächster Nähe der Kaserne in Gegenwart seines Kut schers ermordet wuvde. Schon am da rauffolgenden Tage fiel den Mördern bei einer Tanzunterhaltung ein 20jäh riger Bursche zum Opfer. Nun wur den 22 Gendarmen in der Ortschaft versammelt, und es gelang endlich dem laut ihrem eigenen Geständniß seit mehr als fünf Jahren die Ortschaften des Kis - Jenöer Bezirks unsicher machten. Seitdem diese Verhaftung 7