2 Aoßes oder gekochtes Ileilch. Was ist bekömmlicher, leichter ver daulich? Rohes oder zubereitetes Fleisch? Wie oft hört man diese Frage und wie verschieden lauten im täglichen Leben die Antworten! Ver suchen wir etwas zur Klärung dersel ben in der Meinung des Publikums beizutragen, indem wir kurz die Er gebnisse wissenschaftlicher Forschung auf diesem Gebiete zusammenstellen. Fassen wir zunächst die Schnellig keit der Verdauung in's Auge. In dieser Hinsicht stehen rohes Rindfleisch rn zwei Stunden verdaut. Hierauf folgt rohes Kalbfleisch, zu dessen Ver dauung der gesunde Magen Stun- Jede Zubereitung beeinträchtigt die Verdaulichkeit des Fleisches und beim gekochten dauert die Verdauung etwa Stunden. Auf Grund dieser Beobachtung wurde vielfach der Genuß von rohem Fleisch besonders empsdhlen; aber diese Empfehlung war wenig berechtigt. nicht darauf an, ob das Fleisch eine Stunde früher oder später verdaut Wird, sondern ob es überhaupt gut Beobachtungen, daß dies bei allen Fleischsorten der Fall ist, gleichviel ob sie roh oder gekocht oder gebraten ge- Betracht. Giebt es aber vielleicht an dere Gründe, die für den Genuß des rohen Fleisches sprechen? Durchaus nicht! Im Gegentheil, die Gesund heitslehre verpönt rohes Fleisch als Nahrungsmittel. Vielfach enthält das Fleisch Parasiten und Krank heitskeime, die selbst bei einer genauen Fleischbeschau unentdeckt bleiben. mentlich aber durch die Siede- und Brathitze werden diese Keime getödtet und dadurch unschädlich gemacht. Gegen die Verdauung gekochten Flei sches könnte nur die Einbuße an Nährwerth angeführt werden, die das Fleisch bei der Zubereitung erleidet, aber diese Einbuße ist sehr gering und Zubereitungsmethoden! Was zunächst das Kochen anbelangt, so verhält sich das Fleisch etwas verschieden, je nach dem es in siedendem oder kaltem Was ser angesetzt wird. Ist ersteres der Fall, so überzieht sich die Oberfläche nenem Eiweiß und das Wasser ist we niger im Stande, das Fleisch auszu laugen. Zwei Bestandtheile kommen dabei in Frage: erstens das Eiweiß, einer der wichtigsten Nährstoffe des Fleisches, aus dem die Gewebe des Körpers aufgebaut werden, und zwei tens die Extraktivstoffe, salzig und aromatisch schmeckende Bestandtheile, aus welchen z. B. das Fleischextract besteht. Die letzteren Stoffe tragen zur Ernährung des Körpers nicht bei, wohl aber üben sie einen anregenden, stärkenden Einfluß auf die Thätigkeit der Nerven, des Herzens u. f. w. Setzt man das Fleisch mit kaltem Wasser an, so bildet sich die schützende Hülle von geronnenem Eiweiß erst dann, wenn das Wasser sich erhitzt hat, das Fleisch wird stärker ausgelaugt, es gehen viele Salze und Extractiv stofse in die Brühe über und die Folge davon ist, daß das gekochte Fleisch «inen faderen Geschmack zeigt: da wir aber die Brühe mit zu Speisen ver wenden, so kann auch in diesem Falle von einer nennenswerthen Benachthei- Ittgung durch die Zuberei . Beim Dämpfen des Fleisches findet «ine ähnliche Umwandlung wie beim Kochen statt, doch ist die Einbuße an Extraktivstoffen und Salzen wegen der geringen Menge des zur Verwendung kommenden Wassers nur sehr gering. Darum ist auch gedämpftes Fleisch von größerem Wohlgeschmack als ge kochtes. Auch beim Braten überzieht sich das Fleisch mit einer Hülle geron nenen Eiweißes, welche je nach der Art und Weise des Bratens bald mehr, bald weniger fest und derb ist. Bei allen Zubereitungsmethoden verliert das Fleisch an ursprünglichem Gewicht, dieser Gewichtsverlust kann 40 bis SN Procent betragen, aber es wird dabei dem Fleische in der Haupt sache nur Wasser entzogen. Wenn auch z. Unzen fleisch nur ein Beefsteak doch dasselbe den ursprünglichen Nährwerth von S Unzen Fleisch fast gänzlich beibehalten? es bildet sozusa gen iconcentrirte Fkeischnahrung. Schlechte Entschuldi gung. Ein junger Maler, der die Tochter seiner Logiswirthin porträtirt nnd ei« „Nickchen" der Mutter benutzt, nm der jungen Schönen ein paar Küsse zu geben, wird von der zur Unzeit er wachenden Mutter unterbrochen. Ja aber Herr Farbig was ma chen Sie denn da?! Nur Studium, verehrte Frau! Ich konnte hier auf dem Bilde die Mundpartie nimmer »echt treffen, da mußt ich's so machen! Wie's gemacht wird. Käufer: „Ich möchte gern ein Paar Filzschuhe für eine junge Dame kau fen." Händler: „Da kann ich Ihnen diese hier sehr empfehlen, wenn Sie das Herz der jungen Dame noch nicht besitzen, damit könnm Sie sich be quem hmeinfchleichenl" Der Kaiser von Marocco. An einer kleinen Seitenstation un weit Detroit waren die Beiden einge stiegen und schritten nun gemächlich an uns, ihren Mitpassagieren, entlang bis zum anderen Ende der Car. Ich warf einen flüchtigen Blick auf die Zwei, als sie an meinem Sitze vorbei kamen, wie man eben aus bloßer Neu gier die neueingestiegenen Leute an schaut. Sie schienen aber nichts von besonderem Interesse für das Auge zu bieten. Der Eine von ihnen war sehr blaß, hatte langes, schwarzes Haar und einen schmächtigen Körper. Er war ganz alltäglich gekleidet und trug die Hände in den Taschen seines hellen Ueberrockes. Der Andere war ein Mann von stämmigem Bau, der eben falls die Hände in den Taschen hatte und einen gleichmüthigen Ausdruck in seinem energisch geschnittenen Gesicht zeigte. Etwas Ungewöhnliches siel mir an keinem der Beiden auf, und nachdem sich die Zwei behaglich auf ihren Sitzen, die sie neben einander einnahmen, eingerichtet hatten und der Eine sich eine Cigarre angezündet, fuhr ich in meiner lebhaften Unterhaltung mit meinem Nachbar, einem Geistlichen aus Kalamazoo, fort. Auch ich befand mich auf der Reise nach Kalamazoo, einem hübschen Städtchen im südlichen Michigan, das wegen seiner land schaftlichen Schönheit und seiner Ir renanstalt einen einigermaßen verbrei teten Ruf im Staate genießt. Wir unterhielten uns über die zu nehmende Verbreitung des Irrsinns, über die neueren Methoden, ihn zu be handeln oder zu heilen, und über die Wandlungen, die die öffentliche Mei nung in Bezug auf geistig Kranke durchlaufen hat. Mein Nachbar, der Geistliche, behauptete, es einem Irrsin nigen sofort ansehen zu können. Ich bestritt dies, indem ich Beispiele von Kranken anführte, deren nächste Um gebung jahrelang in Unwissenheit über ihren Zustand geblieben waren. Während dessen durchschritt/ der Conducteur mit seiner goldbordirten Mütze und schmucken Uniform unsern Wagen, und als er am anderen Ende angelangt war, nahm er dem einen der zwei neuen Passagiere die Billets ab. Auch hierbei ereignete sich nichts Auf fälliges. „Nach Kalamazoo?" frug der Conducteur nur, und der Andere nickte und blinzelte dann dem Bahn beamten etwas eigenthümlich zu, wo rauf dieser die Billets knippte und sich dann wortlos wieder entfernte. Mein Nachbar und ich unterhielten uns weiter, und das Gespräch sprang allmälig auf andere Gegenstände über. Zwischenstationen auf einige Zeit zu erwarten waren, etwas schneller. Die Bäume und Felder in der flachen Lan dnächsten Car zum Conducteur!" Und ehe wir Beiden noch, überrascht von seiner Aufforderung und Sprech weise, etwas darauf erwidern konnten, verließ er unsern Wagen. Im selben Moment aber stand auch sein Begleiter auf, stürzte sich auf die Thür, verriegelte sie von innen und zog dann einen scharfen, blitzenden Ge genstand aus der Tasche. Mit diesem in der geballten Faust näherte er sich uns. Er blieb dann stehen und sagte ganz ruhig und geschäftsmäßig: „Bitte, knieen Sie nieder vor mir!" Wir starrten ihn an und dann uns. Dies versetzte den Unbekannten in Wuth. Man sah ihm das Blut in's Antlitz steigen, und seine dunklen, tief liegenden Augen schössen Blitze. „Elende Kreaturen," röchelte er, „so fort vom Sitz erheben hierher kommen niederknieen!" Das Dolchmesser funkelte in seiner Hand und er schien einen Augenblick es auf den ihm zunächst Befindlichen der leider ich selbst war zücken zn wollen. Dann aber huschte ein Lächeln der Verachtung über seine Züge, und er wiederholte nun feine Aufforderung in etwas ruhigerem Tone. Wir erkannten, daß wir es mit einem Irrsinnigen zu thun hatten, der Wohl auf der Fahrt nach der Anstalt war, hinter deren Thore ihm eine sichere Zelle winkte. Im selben Mo ment auch fiel mir das sonderbare Blinzeln ein, womit sein Begleiter offenbar ein Beamter des Sheriffs dem Conducteur vorhin ein Zeichen ge geben haben mußte. Der Irre war aber augenscheinlich gefährlich, und es erschien uns ein sträflicher Leichtsinn seines Begleiters, sich zu entfernen und uns in seinen Klauen zurückzulassen. Alles dirs indeß nahm knapp eine Se kunde -r- dann sahen wir nochmals dem Wahnsinnigen in das gräßlich verzerrte Antlitz und thaten wie «ins geheißen. Er legte sauft seine fnberglühende Hand auf unsere Häupter und segnete „Ziehet hin in Frieden denn der Mächtigste der Erde, der grvße Kaiser, hat Euch das Haupt berührt." Wir setzten uns nieder, und der un heimliche Fremde setzte sich uns gegen über. „Sonderbar, nicht wahr?" sagte er im Tone ruhigen Nachsinnens, „daß ich so ohne Gefolge, ohne Prunk, nur mit einem einzigen Leibsklaven noch dazu einem ungetreuen" sein Auge blitzte wieder auf „in der Welt her umreise, das wundert Euch auch Pohl?" Wir nickten zur Antwort. „Ja. das hat auch seine eigene Be wandtnitz. Ihr müßt wissen ich bin der Kaiser von Marocco, der größte Fürst des Erdballs. Meine ich wieder in mein Reich komme, werde ich Euch tausend Zechinen auszahlen lassen als Lohn für Eure Huldigung als Vasallen. Aber man hat mich ent führt aus meinem Reiche. Wehe dm Schurken! Sie werden einst vom gro ßen Felsen Aldschiras in's Meer ge stürzt werden, denn mein Grimm ist so tief wie meine Huld groß." Wir murmelten etwas Beistimmen des. -„Was ist aus meinem Heer, aus meinem Palast, aus meiner Leibgarde geworden?" rief der Fremde klagenden Tones, und die Thränen traten ihm in's Auge. „Wann werde ich wieder die duf tende Rose blühen sehen in meinem Garten, wann dem schmelzenden Ge sang der Nachtigall lauschen?" Er hielt inne, dann blickte er uns an und rief im Tone des Befehls: „Kommt, Ihr müßt mir helfen, mein Reich wie der zu gewinnen Ihr müßt. Schwört mir den Eid, den ich vorspre chen werde, daß Ihr mir helfen wollt!" Und er streckte seinen Arm gebietend aus." Die Situation wurde sehr peinlich. Im selben Moment wurde an der Thür gerüttelt. Der Wahnsinnige schnellte auf wie eine Feder und lief darauf zu. Hinter dem Glase wurde das Gesicht des Transporteurs sicht bar, der uns Gesten zumachte, wir sollten uns aus den Mann werfen und ihn knebeln. Wir schüttelten die Köpfe als Antwort. Sofort hatte der Mann draußen mit der Faust die Scheibe zertrümmert und bemühte sich jetzt, den Arm durchzustecken und den Riegel von innen zurückzuschieben. Die die nun folgte, wird mir immer im Gedächtnitz bleiben. Der Irrsinnige stieß mit seinem Messer nach dem Arm, datz sofort das Blut hervorschoß. Dann packte er die Hand und zerfleischte sie mit seinen Zähnen. Endlich hatten wir uns von unserem Entsetzen so weit erholt, um dem Wärter zu Hilfe zu eilen. Als wir uns dem Tobsüchtigen näherten, roll ten seine Augen ganz gräßlich und er schrie uns zu mit kreischender Stim me: „Gedenkt Eures Eides, wenn Ihr nicht verflucht sein wollt in Zeit und Ewigkeit!" sondern packten ihn Beide zugleich von hinten. Wer hätte indeß geglaubt,daß dieser schmächtige Körper eine solche Riesenstärke entwickeln könnte! Ob schieben und die Thür zu öffnen, er hielten. Eine Minute später war der Rasende gebändigt. Mit großer Ge schicklichkeit und Schnelle waren ihm von dem Wärter Handschellen angelegt worden. nige jetzt auf einer der Bänke. Fünfzehn Minuten später erschallte der Ruf: „Kalamazoo!" und wir Alle stiegen aus. Der im Innern gepolsterte Wagen der Anstalt stand schon am Depot, und cs gelang ohne weitere Schwierigkei thern an Seiner gesalbten Majestät, den Kaiser von Marocco! Wehe, wehe!" Durchdie Blume. Freier: „Lassen Sie mich doch auch einmal die Photographie von der vorräthigen Partie sehen." Heirathsvermittler: „Die wird nichts für Sie sein, die ist A l l e s v o l l. Aus einem Bahn hofe will ein ziemlich angeheiterter Herr in einen Wagen steigen. Darin sitzender Herr: „Hier können Sie nicht einsteigen. Alles voll!" „Bitte recht sehr, Sie vielleicht? Ich noch lange nicht!" Beim Heirathsver mittler. Junger Mann: „Wissen Sie vielleicht eine Dame für mich, die hübsch, jung, reich und gebildet ist?" — Heirathsverinittler: „Aber, bester Herr, Partieen!" Boshaft. Fräulein: „Sie sind heute gar nicht so boshaft, Herr Doctor; sonst wissen Sie doch immer die ganze Gesellschaft zu ärgern!" singen!" Kategorisch. Mann (beim Mittagessen zu seiner Frau)! Kindliche Ansicht. Va ter: „Was heulst denn so, Schorschl?' „Weilst nöt in Himmel kommen kannst Vater!" Vater: „Warum denn nöt, dummer Bub?" Sohn: „Weil'j oben keine Steuern gibt." Aus dem Kasernenhof Unterofsicier: „Schulze, ich glaube Sie sind nicht einmal weitläufig mii oer Familie Berthold Schwarz ver wandt." Die öraune Luisessa. Von Gustav Klitscher. Arm in Arm, einer den anderen stützend, stiegen die beiden Freunde den Aschenkegel des Vesuvs hinab, lang» sam bis weit über die Knöchel in den schwarzen Schutt einsinkend. Hm und wieder blieben sie stehen und blick ten entzückten Auges auf die Land schaft zu ihren Füßen. Der Himmel war mit einer feinen Wolkenschicht be deckt, gerade dicht genug, um die Son nenstrahlen in volles, weißes Licht auszulösen, und unter diesem flim mernden Sonnenschein erglänzte das azurfarbene Meer des Golfes in sprü hendem, leuchtendem Silber. Die fer nen Inseln Procida und Jschia tauch ten dunstverschleiert in bläulichgrauen Massen aus dem funkelnden Glänze empor, neben ihnen Capo Mifeno, aber je näher die Küste kam, desto farben prächtiger, abwechslungsreicher wurde das Bild. Die weißen und rothen Häuser von Neapel blickten aus dem Grün der Steineichen, des Lorbeers und der Citronen hervor, von stolzer Höhe grüßte S. Elmo und S. Mar tina herab, im Hasen starrte ein Wald von Masten, und am Fuße' des Berges reihte sich Dorf an Dorf, bis auf der anderen Seite über Torre Annunziata und Castellamare hinweg die felsige Küste sich am Capo dt Minerve und dem daran schließenden Capri wieder in undeutlichen Nebelschleiern verlor. „Wie schön es hier ist!" rief der eine der beiden jungen Leute, indem er die Arme ausbreitete und die blauen Au gen strahlend über das prächtige Bild bor ihm gleiten ließ. „Es war doch gut, Kurt, daß wir direct aus der nordi schen Heimath in dieses glückliche Stück Erde gefahren sind. Wie es mich ge- Sehnsucht Jtalia!" „Du bist und bleibst mein lieber Schwärmer, Karl Egon!" „Und warum sollte ich nicht mit unseren zwanzig Jahren!" „Bei mir munkelt man sogar schon von zweiundzwanzig," sagte Kurt. Der andere beachtete den Einwurf nicht. „Wie ich dich liebe, Land meiner Sehnsucht! Siehst Du, mein Junge, hier hat Goethe gestanden, vielleicht auf derselben Stelle, wo jetzt Deine banau sischen Storchenbeine im Geröll stecken, dieser Platz hat ihn zu den Worten begeistert: „Man sage, erzähle, male, was man will, hier ist mehr als Al les! Ich verzeihe es Allen, die in Neapel von Sinnen kamen!" Dort unten hat der geistvolle Hohenstaufen- Kaiser seinen philosophischen Hos ge halten, da drüben dichtete Scheffel sei nen Schwarzwaldgesavg vom Trom peter und der Freiherrntochter, hier hat Angelika Kauffmann geschaffen und die Achenbachs —Du siehst, Raum und Zeit gehen Deinem über schwenglichen Freunde durch einander. Aber das eine weiß ich, hier ist Sonne, hier ist sonniges Glück und sonnige Wahrheit!" Kurt sah lächelnd auf das glühende Gesicht seines Gefährten. „Ich verzeihe es Allen, die in Neapel von Sinnen kamen," sagte er trocken. „Und dann das Volk hier!" fuhr Karl Egon unbeirrt fort. „Diese Leute haben noch Lebenslust und Le bensfreude, sie verstehen die Schönheit, denn sie sind selbst schön, die Frauen, Kurt, und die Mädchen —" „Na, weißt Du, mit den Neapolita nerinnen kannst Du nun wirklich nicht Staat machen. Was ich bisher von ihnen gesehen habe —" „Die italienischen Mäuschen haben ihre Eigenthümlichkeiten," sagte wie derum der Altmeister. bis dahin die Aussicht auf den W:g versperrt hatte. Karl Egon unter brach sich, ergriff in freudigem Schreck den Freund am Arm und wies gerade aus. „Mignon!" flüsterte er, „Mignon und der Harfner!" Ein paar Schritte vor ihnen sah auf einem Steine ein alter Mann, der bei ihrem Anblicke seiner Geige einige aber doch wie Sphärenmusik klan gen. Denn seine Blicke hingen an ei nem Geschöpfchen, halb Kind, halb Mädchen, dos jetzt auf sie zutrat und mechanisch die gewohnten Worte mur „Hn »<>l Wort, da tönte ganz in sei ner Melodie, nach der er die Heyse'schen Verse gesummt hatte, das alte Piedigrottalied von Cardel lino: Andächtig lauschte er der rühren den, sehnsuchtsvollen Liebesklage. Als aber das letzte Voxlio liitvverc» inni-ii'! fast wie ein Schluch zen verklungen war, da trat er leise vor und bog die Zweige auseinander, um die Sängerin zu erspähen. Das Mädchen saß einsam auf einem Stein, die Hände in de? Schooß gefaltet, und blickte zum strahlenden Firmament empor. Freudige Ueberraschung schnür te ihm fast die Kehle zu. „Luisella!" rief er. „Luisella!" Das Mädchen fuhr empor, als wäre sie tödtlich erschreckt. Da sie ihn aber erkannte, flog ein glückseliges Lächeln über ihr Gesicht. Sie breitete die Arme aus, und mit einem leisen Auf schrei stürzte sie sich an seine Brust. Sie klammerte sich an seinen Hals und ein heftiges Weinen erschütterte ihren zarten Körper. „Verzeih," flüsterte sie, „Du bist so gut -- da bin ich Dir gefolgt lange Er führte sie sanft auf seinen Platz und zog sie auf den Schooß. Sie schmiegte sich eng an ihn, ihr Köpfchen ruhte an seiner heftig athmendenßrust. Und sie sträubte sich nicht; ihre rothen Lippen gaben seine liebeheischenden Küsse liebebegehrend zurück. Dann begann sie zu erzählen. Die alte Geschichte. Sie hatte ihre Eltern nie gekannt. Der Alte hatte sie auf gezogen und zum Betteln abgerichtet. Das war ihr ganzes Leben gewesen. Liebe und Glück hatte sie nie kennen gelernt, nur Schläge und rohe Behand lung. Aber sie hielte es nicht länger aus. Mit klagender Bitte blickte sie ihm in die blauen Augen. „Nimm mich mit, Liebster, nimm mich mit!" „Wvhin Du willst, Luisella —meine Luisella!" Sie drückte ihm die Hand und küßte ihn. Und wieder sang sie in den weh müthigenMollklängen: Voxlio „Nein, nicht sterben, Luisella," rief er, „nicht sterben! Wir sind ja noch Beide so jung, und die Welt ist so schön und das Blut so roth! Leben, leben in seligster Seligkeit!" Er ritz sie zu sich empor und erstickte sie in seinen Liebkosungen. Da plötz lich starrte sie ängstlich in den Garten und streckte die Hand abwehrend aus. Ein Schatten huschte im Mondlicht über die Gräser. Der Alte! Armen wie am Bergeshang des Ve suvs. „Auf morgen," hauchte sie, „ich komme er schlüge mich todt, wenn er mich hier fände auf morgen —" Lange starrte er ihr nach, dann stürzte er hastig ein paar Gläser Wein hin unter. Die Kehle war ihm wie aus gedörrt. Was war das für ein Herr- Nordländerin so ehrlich ihre Liebe be kannt, so ehrlich?! Das war nur in diesem Zauberlande möglich! Hier war sonniges Glück und sonnige Wahrheit! Hier hatte man den Muth dazu! „Wunderland einziger Romantik rent!" Gebüsche. So kam er auf eine hohe Klippe, die in das Meer hinaus ragte. Dort traf er Kurt im Gespräche mit dem Wirth. Sie blickten auf die Wo gen zu ihren Füßen hinab. Eine Barke, von kräftigen Armen getrieben, löste sich vom Gestade ab und schoß in die Mast eine weibliche Gestalt stehen. Im hellen Mondschein glaubte er sie ganz deutlich zu erkennen. Aber neben ihr stand ein junger Bursche, der zärtlich seinen Arm um sie schlang, und durch das Rauschen des Wassers tönte das alte Lied herauf, als wollte es ihn höh nen: >a trovi all'i»- .Luisella!" rief Karl Egon. „Lui sella!" Der Wirth war mit den Blicken der Richtung seines ausgestreckten Armes gefolgt. „Luisella? Nein Barbara heißt sie mit ihrem Vater. Gott sei Dank, daß das Gesindel fort ist. Schon seit einigen Stunden streichen sie da herum und Gutes bringt das Volk nie ich kenne sie aus Neapel —" Der leise Gesang wurde durch einen Chor der Scknsfer unterbrochen. Ach, es war kein italienisches Volkslied der Schunkelwalzer schlug roh und hart an das Ohr der Lauschenden. Karl Egon fuhr im herben Weh der Enttäuschung mit der Hand nach sei nem jungen, schwärmerischen Herzen. Plötzlich verfärbte er sich. Er tastete suchend in seine Brusttasche, er durch wühlte seinen ganzen Anzug. Dann stürzte er fort : »Ich habe mein Portefeuille verlo ren!" Die beiden Anderen halfen !H>.i su chen. Im Garten, auf der Klippe überall. Datei erfuhren sie dann In großen Zügen, was vorgefallen war. „Ja," sagte der Wirth, „dann wird das Suchen nicht viel nützen, im Gas sengewirr um den Hafen drüben hin terläßt eine Brieftasche keine Spur und Kassenscheine erst recht nicht." Karl Egon war sehr bleich gewor den. Ihm war ins Weinen nahe. Sonnige Wahrheit, sonniges Glück! Kurt legte ihm tröstend den Arm um den Nacken. „Laß gut sein, mein Jungchen, Lehrgeld müssen wir Alle einmal be zahlen, zumal wenn wir romantisch sind. Wie sagt doch der Altmeister: „Die italienischenMäuschen haben ihre Eigenthümlichkeiten." „Spotte nicht, Du thust mir weh!" Und nach einer Pause fügte er hinzu: „Laß mir meinen schönen Glauben. Auch in einem gesegneten Lande kön nen nicht alle Früchte Goldorangen Der Freund zuckte die Achseln, aber er schwieg. Leise nur summte er vor sich hin: „Wenn die Früchte, die herbstlichen, schwellen, Ach wie weit, ach, wie bin ich getrennt! Dann ade, o du Blüthe der Wellen, Dann ade, du mein schönes Sorrent!" De« Teufel» Rache. Der Seewivth Teufel in B. hatte ein famoses Töchterchen. Hübsch, jung, reich. Kein Wunder daß sich zahlreiche Bewerber einfanden. War auch so mancher Kurgast darunter. Aber der alte Seewirth war ein Dick schädel, und kein anderer sollt's Re serl kviegen, als einer von seinesglei chen. Da war auch unter den Sommer frischlern ein fader Kerl, ein Herr Schreilich, der, wo es nur anging, sei nen Heldentenor ertönen ließ. Der hatte es ganz besonders abgesehen auf's Reserl. Und da ließ er sich's nicht verdrießen, einige gleichgestimmte Seelen so weit für den edlen Gesang zu begeistern, daß sie unter seiner Lei tung einen Chor einstudirten, um bei passender Gelegenheit dem holden Wirthstöchterlein ein Ständchen zu bringen. Dies hatte Teufel erfahren, und da er sich durch's Grobsein die Kundschaft verdorben hätte, versuchte er's auf «nder« Weise, die Geschichte unmöglich zu machen. leises Ertönen des A-Pfeiferls und sie Schreilich. Und die Reserl hat gelacht und der Teufel auch, daß ihm sein Streich so gut gelungen war. Und Abends hat dev Hansl, der Stallknecht, die doppelte Portion be kommen, weil er die Pfefferbüchse vom Bodenfenster so gut ausgeschüttet bat, grad' über die Sänger. Spruch. Die sich stets mit Plänen tragen, Denen niemals folgt die That, Gleichen haarscharf einem Wagen, Dem nur Eines fehlt, das Rad. Polav- Kälte. Ein Nord pol - Forscher erzählt bei Tisch von seinen Erlebnissen: „An diesem Punk te lagen wir zwanzig Tage fest und an jedem Tage hatten wir dreißig Grad Frost." Dame: Da haben Sie also sechshundert Grad Kälte aus gehalten! —lnderhöher e n T ö ch t e r- Sie: „Ich be die Vorhand zu haben!" Stärkste Probe. Doctor (zum Patienten): „Ist's mit Ihrer Schlaflosigkeit wirklich so schlimm?" Patient: „Und ob! Ich ging gestern aus Verzweiflung in eine Premiere, fen!" —Am 2 8 ten. Student Schlauch (zu seinem Commilitonen im dichten Gedränge): „Du Süsflich, paß auf, wenn hier einer ein verblüfftes Gesicht macht, ist's ein Taschendieb, der mein Portemonnaie erwischt hat!" Vorsichtig. Hausherr (krank zu Bett liegend): „Holen Sie mir mal ein Glas Bier drüben aus der Kneipe. Rosa, der Arzt hat's mir er laubt!" Dienstmädchen: „Brauche Boshaft. Nathansohn „Hafte gelesen, Veitel? Ein prächtiger Schimmel-Viererzuz soll durchgegan- Veitel Stern: „Ei ja! Wird sein ver — Nur Deut s ch. Berliner: tes Töppchen Bier haben kann! Schwäbischer Bauer: Dees verstoht ko! Sau, wos Sie do schwätzet, ge schweige i und überhaupt, wenn Se d' Leut' fröga went, na schwätzet Se Deutsch!