6 Genesung. Bon Jsa Linden. Wenn du im Herzen hast getragen Still eine Liebe, groß und rein, Und mußt dann doch dem Glück entsa gen. Und stehst mit deiner Lieb' allein, O, woll' sie nicht in dir verschließen Bis Harm sie dunkelt und vergällt, Nein, laß sie segnend sich ergießen, Ein reicher Strom, der ganzen Welt! Als Opferflamme laß sie glühen Auf deines Gottes Hochaltar, Als weiße Lilie laß sie blühen Den Menschen allen, rein und wahr! O, sei der Held, der Todeswunden Vergessend, hoch die Fahne schwingt; Am eh'sten wird dein Herz gesunden, Wenn fremdem Weh es Heilung bringt, Die Wolke sei, die lautlos spendet Den Regen, den die Blume trinkt, Die Sonne sei, die Strahlen sendet Und allgestgnet still versinkt. Der Armuth öde, düstre Kammer Verkläre deiner Milde Schein; Zu denen, die in Noth und Jammer, Tritt als des Trostes Engel ein! Aus Thränen, die du Freudelosen Getrocknet hast mit linder Hand, Erblühn dir rothe Freudenlosen Auf rauher Bahn, im Wüstensand. Und statt des Glück«6. das erstorben Wie Sommerpracht im Herbsteswehn, Hast du ein höh'res dir erworben. Das unverwelklich wird bestehn! Unsere TnnMrle. Es ist eine relativ neue Erscheinung unseres Gesellschaftslebens, dieses zier liche Kartonblättchen. das da heute auf jedem Ball vom Gürtel der Damen herabhängt und zum heiß umworbenen Ziel der Herrenwelt wird. Nur erst die letzten Decennien kennen sie, und die Geschichte hat uns den Namen des erfinderischen Kopfes nicht aufbewahrt, der das oft so schicksalsgewaltigeßlätt chen schuf. Wie viele, von glühender Lust beseelte, wie viele todeselende Stunden im Leben eines schönen Mäd chens, einer geistvollen Frau könnten ihre tiefbewegte Geschichte auf solch ein Blättchen und seine rasch hingeworfe nen, flüchtigen Bleistiftzüge zurückfüh ren; wie oft steht zwischen seinen Zei len das erste Wort leidenschaftlicher Liebe, die später ein ganzes Leben Fragefreiheit an das Schicksal hat, finden wir zunächst die geheimnißvolle „Polonaise". Geheimnißvoll in ihrem Wesen freilich nicht, denn Jedermann kennt ihre künstlich verschlungenen Wege, die, einem Labyrinth ohne Ari adnefaden gleichend, die charakteristi sche Eigenart dieses Eröffnungs-Tan zes bilden. Und diese, im gemessenen Marsch-Tempo und selbstbewußter Haltung abzuschreitenden Tour«n ver rathen an sich schon die Heimath des Tanzes! Die stolzen Söhne und Töch ter des alten Polenlandes haben ihn geschaffen, und in den Dörfern und Städten im Reiche der Weichsel, jen seits der schwarz-weiß-rothen Grenz pfähle, ist die „Polonaise" Nätional tanz gewesen, lange bevor das „roth" machte, lange auch schon, bevor diese Pfähle ihre ursprünglich«, das preußi scheGebiet soviel mehr einengendeLinie Genau ist der Schöpfungstermin der „Polonaise" nicht bekannt; sie ist eben als Volkstanz aus dem Gebrauche her aus entstanden, und ebensowenig, wie beim Volkslied, läßt sich auch bei die sen Gebräuchen ein bestimmtes Jahr der Entstehung feststellen. Wie der Tanz, und namentlich der Volkstanz, aber stets ein Charakteri stikum, die bezeichnende Illustration ei ner bestimmten Cultur-Epoche des Volkes gewesen ist, von dem er ge selbstbewußtcn Charakter des in todes muthiger Vaterlandsliebe erglühenden Polenvolkes, und einem seiner berühm testen Helden, Tadeus Kosciuszko,dem letzten Oberseldherrn der Republik, ist auch jene, in der Adelgesellschaft Po lens noch heute hervorragend ausge zeichnete und berühmte Tour, die „Kosciusko-Polonaift", mit dem Texte des Marschliedes „Auf zur Wach', Ihr Brüder!" gewidmet. Heute ist bei uns und auch wohl fast allenthalben bei der „ollk p»laer»" nichts mehr von jenen Impulsen zu spüren, welche in ihrer, von patriotischem Feuer durchglühten Macht die so charakteri stisch stolze Weise des Tanzes geschaf fen haben;heute ist seine hervorragend ste Eigenschaft die des „wvt>>> cw i i cwau" bei dem großen Gesellschafts drama. das man Ball nennt. Er gibt die Möglichkeit einer orientirenden kianiki» I,'Viie jedes Einzelnen über jeden Einzelnen und besitzt ferner die angenehme Eigenschaft, auch dem Al ter, das bereits auf die lustvollen Freu den des Bavsaales verzichtet Hai, zu verstatten, noch einmal gemessenen Tak tes über das blitzende Parkett dahin zuschreiten. Und welch' ein reizendes Bild gewährt es nicht, wenn auch der Großvater an der Seite der Großmut ter im weißen Haar, sich von ihr tren nend und wieder zurückfindend, inmit ten voll.Lust und Jugend, die künstlich verschlungenen Wege abschreitet, im alten Herzen ein letztes, leises Erin nern feiernd an die Tage, in denen auch ihre Liebe geblüht, dereinst im Mai! ... In der Regel schließt sich der Polo haben wir den deutschen Nationaltanz vor uns. Entstanden ist er, nachdem dende „Zweitritt" seine beherrschende Bedeutung verloren hatte. Dieser trug die robusten Kennzeichen ein«s echt ernburschen und ihre Dirndle gewach sen waren. Auch bei ihm aber berühr ten sich dann die Gegensätze, indem sei nem rasenden Dahiiiwüthen der „Wal zer" folgte, den unsere Vorfahren zu nächst langsam und mit gemessener Würde tanzten. Wiegenden Schrittes drehte sich der Herr um die Dame, da bei sowohl der eigenen, graziösen Hal tung, wie der eleganten Führung sei ner Partnerin thunlichste Sorgfalt ner Partnerin thunlichste Sorgfalt zu wendend. Nach und nach wurde der Takt dann schneller, und zu dem. was der berühmte Kunsthistoriker Riehl so bezeichnend das „Pathos der Liebe" nennt, „ein süßes Träumen, ein schmachtendes Wiegen zwischen Koket terie und Leidenschaft". Seine heutige Bedeutung aber, die ihn allenthalben zum beliebten Tanz gemacht, verdankt er jenen Wiener Tasten, die mit den prickelnden Schöpfungen Meister Strauß' und Lanner's von der schö nen, blauen Donau aus durch die gan ze Welt hin die Füße unter dem Glänze der Kronleuchter sowohl, wie auf den sandbestreuten Dielen der qualmigen Bauernschänke.in begeisterte Bewegung gesetzt haben. Mit jenen Schöpfungen ist auch das Walzerlied" entstanden, das mit dem Eroberungszuge seiner Melodien am besten die Popularität, ja den international gewordenen Wexth des deutschen Walzers illu strirt. Dem Walzer schließt sich die „Pol ka" an. Ueber ihre Herkunft sind die Meinungen Nach der einen Version soll sie vohmischen Ursprungs sein, wofür man zwei Belege anführt: Zunächst erzählt eine, freilich unver bürgte Legende, daß der eigenthümliche Halbschritt des Tanzes zum ersten Male im Jahre 183 S auf einem Dorf ball von einer Bauemmagd, aus freier Erfindung getai«.zt worden sei und so großen Anklang gefunden habe, daß er bald weit»fte Verbreitung erlangte. Weiter stützen die Vertheidiger seines czechischen Ursprunges ihre Anschau ung dann auf die Zugehörigkeit des Namens zur böhmischen Landesspra che, in welcher „pulku" soviel als „halb" bedeutet; dieses „halb" aber be ziehe sich auf den eigenartigen Schritt des Tanzes. Andererseits bezeichnet ma n ihnals aus dem schottischen Na tionaltanz entstanden, dessen in den deutsche» Gebrauch übergegangene, mit dem „Polka" freilich verwandte Abart in der That hier und da auch bei uns unter dem Namen „Schottisch" be kannt ist. Eine Zwillingsschwester der Polka nach Eigenart und Rhythmus ist die „Mazurka". Sie hat, gleich der Polo naise, auch das Land der Weichsel zur Heimath. Die eigentliche Polka, wie sie bei uns gebräuchlich, ist in Polen selbst nur wenig vertreten; ihre Stelle nimmt die „Mazurka" ein, die, im Ge gensatz zur „Polonaise", den heiteren, graziösen Lieblingstanz' des feurig empfindenden Volkes repräsentirt. Seine besondere Beliebtheit kennzeich net sich ganz besonders darin, daß, daß, ebenso wie bei uns zum Walzer, auch zu seinen Melodien vom polni schen Landuolke gesungen wird, und nächst dem Walzer, der mit denStrauß schen Rhythumen sich auch in Polen Heimathsberechtigung erworben hat, ist es die Mazurka, welche dort den Ballsaal beherrscht. In Deutschland fand der Dreiachteltakt des Tanzes zu erst Verbreitung unter Kurfürst Au gust 111. von Sachsen, der, aus den schlesischen Kriegen Friedrichs des Großen her auch in der preußischen Geschichte bedeutsam genannt, als Kö nig von Polen in jene? Zeit einem Theile polnischer Sitten und Gebräu che Eingang nach Deutschland bezw. Preußen verschafft hatte. Hervorra gendere, musikalisch« Bedeutung ge wann die „Mazurka" durch die be kannten Chopin'schen Composttionen. Ein Tanz, der uns zweifellos von unsery westlichen Nachbaren geschenkt worden, ist dann der „Galopp". Sein Ursprung läßt sich für Deutschland bis aus 1824 zurückverfolgen, wo fein ei genartiger Name zum ersten Male auf tritt, der freilich von der Sprachfor schung auch wiederum auf eine ur sprünglich germanische Grundform zu rückgeführt wird. Dieselbe lehnt näm lich den Namen des damals über den Rhein gekommenen Tanzes an das go das althochdeutsche „Milit-nifan" wur de, das sich endlich im niedersächsischen wiederfindet, wo es dieje jenige springende Gangart bei Thieren bezeichnet, welche wir noch heute unter dem Ausdruck „Galopp" verstehen. Die springende Eigenart, welche im Rhyth mus jenes Tanzes zu Tage tritt, hat ihm augenscheinlich auch den sonderli chen, aber bezeichnenden Namen einge tragen. Ob seine erste, ursprüngliche Heimath Niedersachsen war, wohin sich der Wortllang seines Namens zurück führen läßt, ist bisher nicht erwiesen; eingeführt wurde er vielmehr, wie er serer westlichen Nachbaren. Ueberraschen dürfte es aber, daß na mentlich der „s'i'nri->>" nicht das ist, hin, und auch für uns würde seine Ue bersetzung „Gegen" der Art und Be deutung der Touren vollständig ent in Wirtlichkeit als eine Verballhorni j.Land-Tanz). Von allen Touren- Tänzen ist er heute wohl beliebte ste, und mit einigen kleinen Abände aus allen Tanzkarten der gan zen civilisirten Welt zu finden fein. Unter der ländlichen Bevölkerung der „grünen Insel", wie erwiesen, zuerst üblich, wurde er im Jahre 1710 zum ersten Male durch englische Schau spieler auf französischem Boden zur Darstellung gebracht; in dm allgemei neren Gebmuch gingen seine Formen hier erst um Jahrzehnte später über, und zwar wurde seine BolkZihümljch? keit in Frankreich wesentlich dadurch gefördert, daß einer der größten und einflußreichsten Musiktheoretiker des vorigen Jahrhunderts, Jean Philippe Rameau, in sein im Jahre 1743 zur Ausführung gelangendes Ballett „I,vs I'öt,» «lo einen „s'nntr,-- cknu!«>" eingeslochten hatte, der in sei ner charakteristischen Bühnendarstel lung allgemeinsten Beifall fand und von nun an einen Eroberungszug durch sämmtliche Salons antrat. Die Um wandlung der ursprünglichen engli schen Bezeichnung in die jetzt ganz all gemein übliche französische vollzog sich leicht, weil die letztere bei dem eigen thümlichen Charakter der Touren so nahe lag, und wurde wesentlich untev stlltzt durch den so sehr ähnlichen Klang der Namen. Im Jahre 183 V erschien er in Gestalt des heutigen französischen Nationaltanzes, der „?i'Nli?!Ü«e"; die Gewissenhaftigkeit unserer „Bal lett-Gelehrten". d. i. unserer „Msi tl'vs", wie der Gebrauch diese Herren so wunderschön deutsch nennt, hat nun auch die zuweilen auf unsere Tanzkarte gesetzt, wahrscheinlich wohl, um ein klangvolles Seitenstück zu der echt französischen „ber ihrer Diennbark'U und Un freiheit dem Manne gegenüber. Spin- del und Schwert bildeten Gegensätze, und nicht sicherer glaubte Thetis ihren Spindel. Die Griechen und Römer heitere Götterwelt schwand dahin, Gothen und Vandalen machten dem römischen Weltreich ein Ende; die Spindel aber behielt die Macht und Bedeutung, >ja sie hat, was Italien anbelangt, sogar ihre Form bis auf den heutigen Tag bewahrt. Wandelte sich letztere für andere Länder, so trat vor allem die Kunkel in vollstem Maße die Erbschaft der Spindel an. So sehr ward dieselbe das Zeichen des Frauenregiments, daß noch bis heute eine Herrschaft, in wel cher die weibliche Linie erbberechtigt ist, „Kunkellehn" genannt wird. Das Anfertigen der Kleidung für die Familie war durch das ganze Al terthum, das Mittelalter und bis in die neuere Zeit hinein stets eine Haupt aufgabe der Frau geblieben. Im Kö nigspalast, wie in der Hütte wurde da her die Spindel und Kunkel tagaus, tagein von fleißigen Händen gedreht, wurde ohne Unterlaß gesponnen und gewebt, und Edeldame wie Bäuerin setzten einen Ruym darin, feines Ge spinnst zu fertigen. Noch in unserem Jahrhundert schnurrte das Spinnrad in manchem Bürger- und Bauern hause, bis endlich sein trauter Ton verstummen mußte vor dem siegreichen Lärm der durch Dampf getriebenen Maschinen, die sich unaufhaltsam auch der Hausindustrie bemächtigten. Wie schon angedeutet, spielt das nützliche Geräth auch in der Poesie eine große Rolle. Es spinnen in der alt griechischen Mythologie die Parzen den Lebenspfaden der Sterblichen, und dem entsprechend spinnen und weben auch die Nornen u«d Schicksalsjungfrauen in der altgermanischen Götterlehre. Die Märchen erzählen von Domrös chen, welches durch einen Spindelstich in den Zauberschlaf verfiel, von den drei Spinnerinnen mit dem Plattfuß, der großen Unterlippe und dem brei ten Daumen, von Rumpelstilzchen, dem possierlichen Männchen, welches drei Kammern voll Stroh aufspann, der Prinzessin Allerleirauh, die dem Könige eine köstliche Suppe kochte, und wie er mit dem Löffel auf den Grund kam, fand er ein goldenes Spinnräd chen darin. Welch reiche Fundgrube für das Volkslied und die Volksmärchen wa ren nicht die Spinnstuben unserer Landleute, in welchen sich an den lan gen Winterabenden die Mädchen der Nachbarschaft mit ihren Spinnrädern zusammenfanden! Durch unsere ganze Poesie zieht sich wie ein breiter Strom das Lied zum Lob und Preis des Rädchens und der Spinnerin, wehmüthig und heiter, neckisch und traurig; es singt und klingt vom Brauthemd so gut wie vom Todtenhemd. „Spinn', spinn', spinn', Tochter mein, Morgen kommt der Freier Dein!" Aber auch Kunstdichtung und Ton kunst stehen nicht zurück in liebevoller Beachtung, die sie dem Spinnrad und der seit uralten Tagen von einem ganz eigenen Nimbus umgebenen Arbeit des Spinnens jederzeit geschenkt haben. Unsere größten Dichter und Tonkünst ler erkannten die Fruchtbarkeit und Anmuth dieses Motivs an. Wir er innern nur an die wehmüthige Scene in Göthe's „Faust": .. Gretchen am Spinnrad", und aus dem Gebiete der Oper an das reizende „Spinnlied" in Flotow's „Martha", das trauliche Liedchen der spinnenden alten Mar garete in Boieldieu's „Weißer Dame", sowie an den so ergreifenden Chor der Spinnerinnen in Richard Wagner's „Fliegendem Holländer." La« Taschentuch »er Braut In einem der Eschthäler Tirols herrscht die Sitte, daß der Braut, wenn sie zur Trauung geht, von der Mutter ein Taschentuch aus neuer Leinwand übergeben wird. Dies Tuch hält sie während der feierlichen Hand lung in der Hand, um die üblichen bväutlichen Thränen damit abzutrock nen. Nach dem Hochzeitstage legt die junge Frau es obenauf in ihren Lei nenschrank, um es niemals wieder zu benutzen, mag der Leinenschrank sich auch noch so oft leeren und füllen. Die Kinder wachsen heran, Heirathen, die Töchter erhalten von der Mutter neue Thränentücher in den neuen eigenen Hausstand mit; das Tuch behält die alte Stelle. Hat es doch nur ierst die Hälfte seiner Mission erfüllt die an dere bleibt noch zu erfüllen! Genera tionen sterben hin die einst so ju gendsrische Braut ist alt geworden und noch immer hat das mütterliche Geschenk den zweiten Theil seinerAus gabe nicht erfüllt. Doch auch er kommt endlich, dieser Augenblick! die müden Augen des alten Mütterchens schließen sich zum letzten Schlummer. Dann deckt dasselbe Thränentuch, das einst die glückliche Zähren der jugendlichen Braut am Hochzeitstage getrocknet, die bleichen Lippen und erloschenen Augen der todten Greisin und begleitet sie in's Grab. Neuer Ausdruck. „...Herr Amtsrath essen jetzt mit Frau Gemab lin stets allein, und in der ersten Zeit nach der Hochzeit sahen Sie so viele Gäste bei sich zu Tisch!" „O, mein Weiberl hat sie alle in die Flucht ge kocht!" - Selbstlos. „...Seien Sie überzeugt. Herr Rath, meine Liebe zu Ihrer Tochter ist uneigennützig! Die ganze Mitgift bekommen meine Gläubiger!" Ziegensbnrg. Bayern ist die he» Ländchen, theils merwaid - Gebirgs, theils die von der tete Pfälzische Platte, »m theil» die steinigen Ausläufer des Juragebirges umfas send, schaut es nur mit seiner Süd spitze in das gesegnete getreideschwere Donauthal herein. Hier aber erwuchs in ihm ein geschichtliches Kleinod: die einst hochberühmte, prächtige und wehrhafte Reichsstadt Regensburg. Die Erinnerungen dieser Stadt reichen bis in die Römerzeit hinauf: eine blü hende Colonialstadt scheint sie schon im 3. Jahrhundert vor Christus gewesen zu sein. Die Stürme der Völkerwan derung überdauerte sie kraftvoller, als die anderen Römerstädte. Nachdem die bayrischen Herzöge aus dem uralten Stamm der Agilolfingei? durch fränkische Gewaltpolitik gestürzt waren, ward Regensburg Jahre hin durch eine Lieblingsresidenz Karls des Dom. Großen, wie späterhin Ludwigs des Deutschen. Reichstage versammelten sich hier, fremde Gesandtschaften und fürstliche Gäste erschienen, Staatsac- Politische Größe behielt sie noch auch die Bürger der Stadt ihren Waf fenmuth auf's Glänzendste bewiesen. Nach schwerer Kriegsnoth lebte die Stadt unter den Kaisern Heinrich 11., Heinrich 111. und Heinrich IV. neu auf. Im Jahre 1147 sammelten sich hier auf zahllosen Donauschiffen die Kreuzfahrer zu dem unglücklichen Kreuzzuge König Konrads 111.; und auf einem Reichstage zu Regensburg ward 1180 Heinrich der Löwe des bayrischen Herzogthums entsetzt. So stand unter den Hohenstaufen Regensburg auf der Höhe seiner poli tischen Bedeutung und behielt diese Bedeutung auch noch bis zum Inter regnum. Vom Ende des vierzehnten Jahrhunderts an aber schwanden Wohlstand und politische Macht. Hus fitenkämpfe, Judenverfolgungen, in nere Zwistigkeiten der Bürgerschaft, Streitigkeiten zwischen den bayrischen Herzögen und dem Reiche trugen dazu bei, das Ansehen Regensburgs nach und nach zerbröckeln zu lassen. Um die Neige des vorigen Jahrhunderts war die einst so stolze freie Reichsstadt nur noch ein Schatten ihrer einstigen Größe. AAÜI Porta Prätoria. Erst während der letzten achtzig Jahre erfolgte wieder allmälig ein Aufschwung. Die Bürgerschaft be mühte sich, mit der Thatkraft anderer Städte zu wetteifern; die bayrische Staatsregierung that das Ihre dazu. Aber die der Stadt tische Stellung als Mittelpunkt eines Welthandelswegen. Das war dahin und läßt sich nicht mehr schassen! Die Geschichten längstvergangener Zeiten umgaukeln mit ihren Bildern den Besucher, der sich vom Bahnhofe dem Herzen der Stadt nähert. Bald steht er auf dem Alten Kornmarkt, tief im Mittelalter, das ihn aus den Fen- schaut. Die Sage führt diesen Bau bis auf das uralte Herzogsgeschlecht der Agi,'olfinger zurück; die Geschichte läßt ibn als ein Vesitzthum Kaiser Ot aber stammt nicht aus Römertagen, sonders aus frühmittelalterlicher Zeit. Rathhausplatz. Riesenhaft schauen über die alten den Domthürme herein und der ganze schöne Bau dieses Münsters, an wel chem zweihundertfünfzig Jahre gebaut gelben Sandstein für den Dom, einen der schönsten in ganz Deutschland. Die Regensburger Dombauhütte ward aber auch zu einer Meisterschule für das Zeitalter der Gothik. Di^Außenseite eckigen Chor und dem üppigen Schmuck von Sculpturen; einfach und edel wirkt das Innere mit dem Farbenzauber seiner Glasmalereien und seinen Denk mälern. Der Domschatz, obwohl wäh rend der Schwedenzeit durch Bernhard von Weimar geplündert, enthält noch manches werthvolle Stück. Wie das Ulmer Münster und der Kölner Dom ist auch dieses Bauwerk bis in »ie ten erst in den Jahren 1859 —69 ihren Ausbau erleben. Aelter noch als die Kirchenbauten sind manche Privathäuser, die vordem alten Patriziergeschlechtern gehörten und burgartig mit ihren Mauern, Thoren und Thürmen in den Gassen stehen. Das älteste unter den Bauwer ken Regensburgs ist die Porta Präto scher Zeit. Es war wohl in den Ta gen des Kaisers Domitian, als hier schon die Festung Reginum oder Ca stro Regina stand, deren gewaltige Grundmauern an manchen Plätzen in den Kellern der Regensburger Häuser noch sichtbar sind, vielfach auch das Steinmaterial für spätere Bauten ge liefert haben. Dieses Thor, durch wel ches einst der gleichmäßige Schritt rö mischer Cohorten tönte, hat eine zwei tausendjährige Geschichte, die aus sei ner dämmerig kühlen Wölbung weht. Palais der Fürsten von Thurn und Taxis Jeder Schritt in der Stadt gemahnt an ein großes Ereigniß, an Schatten gewaltiger Heldengestalten. Stromab nur 7 Meter breite und 313 Meter lichen Berstadt Regensburgs, Stadt- Dies Männchen ist, so erzählt die Volkssage, der Baumeister der Brücke, welcher mit seinem Lehrer, dem Dom baumeister, gewettet hatte, sein Werk eher zu vollenden. Mit Hilfe des Teu fels soll ihm dies auch gelungen sein, worauf sich der Dombaumeister von seinem Bau in die Tiefe stürzte. der Bau bis in das Jahr 133 t) zurück nen alten Patrizierbäusern umgeben. Durch alle Gassen Regensburgs flüstern alte Geschichten und Sagen. So auch um die „Neue Pfarre", ehe dem hieß sie die Kirche „Zur schönen deren Grundmauern aus den alten Grabsteinen des ehemaligen Ju denfriedhofs aufgeführt wurden, nach- dem man im Jahre 1519 die Juden aus Regensburg vertrieben, ihre Häuser und ihre Synagoge zerstört hatte. ken der Stadt, die noch ungenannt blieben, darf eines nicht vergessen wer den, das ehrwürdige Stift St. Em daß der heilige Emmeram in den bay rischen Gauen das Christenthum ver kündete. Ihn erschlug ein Sohn deS Kloster Weltenburg. Herzogs bei Helfendorf, weil Ver leumdung den frommen Mann eines bösen Vergehens gegen eine Herzogs tochter bezichtigt hatte. Zur Sühne für die Blutthat erbaute der Herzog das Kloster im achten Jahrhundert. Immer reicher aufblühend, ward das selbe unter Kaiser Adolf von Nassau zum fürstlichen Reichsstift erhoben. Nach fast zwölshundertjähriger glän zender Geschichte ward das Kloster am Anfang unseres Jahrhunderts säcula risirt; seine ausgedehnten Bauten er warb das fürstliche Haus von Thurn und Taxis und schuf sich daraus eine der stolzesten Residenzen, die das Deut sche Reich aufzuweisen hat. Zu dem aber, was die Geschichte vieler Jahr hunderte aus Regensburg gemacht hat, fügte ein kunstsinniger Fürst der jüng sten Vergangenheit, König Ludwig I. von Bayern, noch zwei Kleinodien hin zu, einzig in ihrer Art und von mär chenhafter Schönheit. Fährt man eine halbe Stunde mit dem Dampfer von Regensburg strom abwärts, so sieht man in der Höhe droben auf umbufchtem Hügel die Reste der Burg Stauf. Sie erinnern an jene Jahrhunderte, da hier trotzi ges Ritterthum seine schwindende Macht gegen das aufblühende reichs städtische Bürgcrthum zu wahren ver suchte, bis jenem der Streitkolben aus geharnischten Faust gewunden und seine Zinnen und Verließe gebrochen wurden. Aber nicht diese Burgtriim mer sind's, die den Blick hier gefangen nehmen, sondern ein leuchtendes Wert moderner Kunst und Gesittung, das von der Höhe eines Prächtig bewalde ten Hügels schaut: die Walhalla. Wie eine rechte Heimath Unsterblicher grüßt diese lichte Säulenhalle von ihrem gi- Hochalpen. Andere Bilder erschließen sich, wenn man Regensburg in der Richtung nach Westen verläßt. Eine stundenlange Fahrt mit dem Bahnzuge führt uns im breiten Donauthale aufwärts, un- Befreiungshalle. ter schönen Ortschaften vorüber. An Tagen des Mittelalters, Weinbau ge trieben wurde. Jetzt ist er längst auf gegeben. Höher werden die Strom ufer; wo in die Donau das in vielen Windungen einen beträchtlichen Theil von Bayern durchziehende Altiniihl- Flüßchen sich ergießt, liegt die stille Landstadt Kelheim am Ausgange einer Felsenschlucht, durch welche die Donau sich ihren Weg gebahnt hat. In der Tiefe dieser Schlucht liegen mönchische Ansiedlungen: das stattliche Kloster Weltenburg und, in's felsige Strom ufer wie ein Spielzeug eingeschmiegt, das Klösterl, ein Eremitenheim aus dem fünfzehnten Jahrhundert. Hoch droben aber, auf sonniger, waldum raufchter Höhe, weit über Thäler und Hügel schauend, ragt ein Bauwerk, das an stiller Größe, an reinem Adel feiner Formen noch über der Walhalla steht: die obenstehend abgebildete Be freiungshalle. König Ludwig I. von Bayern erbaute sie zur Erinnerung an die Befreiungskämpfe, die das deutsche Volk im Beginn unseres Jahrhunderts ausgefochten hat. und als dauernd« Mahnung zur Eintracht. Poesie und Prosa. Back steller Staffels blau? Schwager: Wahrscheinlich! Ich habe ihn seit der Aufführung feiner letzten Premiere nicht gesehen. Ueber trumpft. Drei am bereits in den Kriegen gegen die Tür ken vor Wien gekämpft hätten. Regie rungs-Assessor von Schnabel weiß zu nen hat bereits die Völkerwanderung als Einjährig » Freiwilliger mitge-