M Werii-lliieiim. (5. Fortjexung.) Das Alles hatte Lipps außerordent lich gefallen, denn er liebte die Leute, welch« Sekt tranken, wie Julius Cae sar di« wohlbekleideten Männer lrebt«. die Nachts gut schlafen. Trotzdem hatte der Dicke die Sache, die ihm Mr. Bro sen so einleuchtend vorgetragen, wahr scheinlich bald wieder vergessen, da aber führte ihm beim Nachhausekommen der bös« Stern der Familie Wurm auf der Wohnungstreppe Frau Heinzelmann in den Weg. Lipps hatte zur Z->t ihr gegenüber ein einigermaßen beschwer tes Gemüth, denn er hatte ihr nicht nur «rst vor Kurzem fünf Dollars abge borgt und natürlich noch nicht zurückbe zahit, sondern er stand auch schon wie der vor der Nothwendigkeit eines neuen Pumpes, da ihm im Augenblicke alle anderen Quellen versiegt waren. Rein nur um die Dame in recht gute Laune zu versetzen, begann also Lipps sofort von Mr. Brozen und dessen Millionen »u schwätzen und richtete damit namen loses Unheil an. Denn Frau Heinzelmann war bald Feuer und Flamme für Mr. Brozens Projekte. Es war ja auch was Groß artiges! Der Mann errichtete nämlich eine Sparbank ausschließlich sür Deut sche, und zwar gleich im allergrößten Maßstabe. Die meisten Aktien besan den sich, wie bei einem so unbedingt rentablen Unternehmen gar nicht an ders zu erwarten war, längst in siche ren Händen, und zwar, wie Mr. Bro zen erklärte, in den Händen von Leuten, die sich auf derlei Geschäfte verstanden, von lauter Stars aus dem Gebiete der Finanzkunst, die allesammt fest über zeugt waren, daß ihnen jeder Dollar, den sie in die Sache steckten, mindestens seine dreißig bis vierzig Cents das Jahr bringen müsse. Frau Heinzel mann hatte nun längst gewünscht, ihr bischen Kapital, das sie in einer kleinen aber sicheren Bant hinterlegt hatte, besser zu verzinsen. Da war nun die Gelegenheit dazu. Lipps war gleich bereit, Mr. Brozen gu ersuchen, dieser möge Frau Heinzel mann einen Besuch abstatten, um Nä heres über die Sache zu besprechen, und Mr. Brozen, obwohl er es ja eigentlich nicht nöthig hatte, den Leuten nachzu laufen, zögerte als ein Mann von gu ten Umgangsformen nicht lange, bei Frau Heinzelmann zu erscheinen. Als aber Frau Heinzelmann ihm ge genüber von „ein paar hindert Dol lars" zu reden begann, die sie in der „Deutschen Sparbank" anlegen wolle, da lachte der Geschäftsmann herzlich. Sie solle doch um Gotteswillen nicht glauben, meinte Mr. Brozen, daß der Mann, dem Millionen zur Verfügung stauben, wegen lumpiger vier- oder fünfhundert' Dollars den weiten Weg herausfahren würde. Dreitausend Dollars sei das Wenigste, was er ab geben könne, doch müsse man sich auch dabei beeilen, denn eigentlich sei auch dieser geringe Rest Aktien schon einer gewissen anderen Person halb und halb zugesagt. So viel Geld hatte nun Frau Hein zelmann nicht zur Verfügung. Aber Wurm mußte ja bei dem schlechten Geschäftsgänge ebenfalls Gott danken, wenn er Gelegenheit fand, 30—40 Prozent Zinsen einzuheimsen. Zwar hatte auch Wurm die tausend Dollars nicht vorräthig, die auf die von Mr. Brozen beanspruchte Summe noch fehl ten, aber man konnte ja leicht für die sen Betrag eine Mortgage auf das Haus nehmen. Was lag denn an den sechs "oder sieben Prozent Zinsen, die man dafür etwa bezahlen mußte, wenn man auf der anderen Seite dreißig oder gar vierzig Prozent vereinnahmte. Wurm, dem die Sache im Familien rathe vorgetragen würbe, wollte an fänglich nichts davon wissen, denn er haßte alle Geldgeschäfte. Allein Frau Heinzelmann fetzte ihm hart zu, und wo die einmal ernst zufaßte, da ließ sie nicht so leicht wieder locker. Als schließ lich auch noch Frau Johanne unter Seufzern wie: „er gönnt uns gar nichts Gutes!" oder: „Ach Gott, er will uns verhungern lassen!" ihre Thränen in die Wagschale fließen ließ, da senkte sich diese tief zu Gunsten der Absichten sogar die Heinzelmann gehört; allein das Unglück wollte es, daß der junge Mann für einige Tage nach Milwaukee gefahren war, um die Einrichtungen des dortigen Spitals zu stubiren. Als er aber zurückkehrte, da hinderte den Vater eine unbegreifliche Scheu, ihm Mittheilung von dem inzwischen zur unabänderlichen Thatsache Geworbe nen zu machen. Eines Tages also folgte Frau Hein zelmann dem Mr. Brozen einen Strei fend Dollars auszubezahlen. Dieses Papier steckte Mr. Brozen, nachdem er einen nachlässigen Blick darauf gewor- Nase so hoch wie etwa ein Grenadier aus Friedrich Wilhelm I. „Regiment der kangen Kerle." So standen die Dinge, als der „glor reiche Bierte" in's Land gezogen kam. Schon Tage vorher erfüllen, wie wir Alle in jedem Jahre auf's Neue zu un serem Mißvergnügen beobachten müs sen, zu dieser Zeit athemlos thätige Gassenjungen die Straßen mit dem Lärm ihrer Schießübungen und mit dem höchst überflüssigen Gejohl, mit welchem sie noch überdies dieselben zu begleiten Pflegen. Bricht dann endlich das Morgenlicht des großen Festtages in's Land, so artet die bisherige Ge schäftigkeit der Jugend zu einem wah ren Paroxismus des Eifers aus. Vom grauenden Morgen an bis in die tiefe Nacht hinein donnert und kracht es an allen Ecken und Enden der Stadt ohne eine Minute Pause fort, denn da lebt Keiner, der es nicht für eine un auslöschliche Schande halten würde, ehe nicht der letzte "üno-c'i'nelier" und die letzte Patrone verknallt, die letzte Rakete in die Luft hinaufgestiegen und der letzte Leuchtballon seine ein same Bahn dahingezogen ist. Das war seit Menschengedenken so, und es war Gott sei's geklagt auch nicht um das Mindeste besser in d«m Jahr«, in welchem die vorliegende Geschichte sich abspielt. Auch Wurms Nachkommenschaft jüngeren Datums hatte sich für den „Vierten" mit «inem reichlichen Voc rathe von Pulver, Crackers, Patronen u. dergl. zu versehen gewußt, und ihr Bestreben war von Morgens fünf Uhr an dahingerichtet, es in der Veranstal tung von ohrenbetäubeitdem Lärm den sämmtlichen Altersgenossen der Umgebung zum Wenigsten gleich zu thun. Der alte Wurm war nun zwar keineswegs entzückt von diesem Treiben seiner Kinder, allein er mußte es eben herkömmlicher Weise dulden, wie alle anderen Väter auch, die, der weitaus überwiegenden Mehrzahl nach, so wenig wie er, ihre Freude da ran haben, wenn sie zusehen müssen, wie sich ihre Söhne und Töchter in die Gefahr begeben, Gesundheit und Le ben einzubüßen. Während Wurm bestrebt war, seine Kinder wenigstens vor allen gefährli cheren Arten von Dummheiten in Acht zu nehmen, hatte Hopser weiter nichts zu thun, als sich über die Menschheit zu ärgern. Was der Bürgermeister in seiner Proklamation „einen ehr würdigen Gebrauch zur Erinnerung an den glorreichen Befreiungstag" ge nannt hatte, das nannte Hopser re spektlos sine „sundhafte Trottelei", worüber man sich nicht zu wundern braucht, denn dem Paiter war nun einmal nichts heilig, nicht einmal landesübliche Art, patriotische Feste zu begehen. Selbst die frechsten Straßenbuben hüteten sich aber in der näheren Nachbarschaft von Hopsers Porch ihre pyrotechnischen Künste zu üben, denn Hopser hielt einen mit der Wasserleitung und einer sehr kräftigen Pumpe in Verbindung stehenden Spri tzenschlauch bereit, aus dem er jeden mit kalten Wasserstrahlen zu über schütten entschlossen war, der es etwa hätte wagen sollen, in der Näh« seines Hauses Unfug zu treiben; überdies lagen Isis und Osiris bereit, und mit diesen beiden Bestien war noch weit weniger zu spaßen, als mit Hopser selber, denn sie konnten das Schießen nicht vertragen und fletschten bei je dem Knall die Zähne, als freuten sie sich im Voraus darauf, den nächsten Schützen, der in das Bereich ihres voll endet kräftigen Gebisses kommen wür de, beim Kragen zu fassen. Als unter unausgesetztem Krachen und bei Wolken von Pulverdampf end lich der Abend hereinzudämmern be gann, wurde es vor Wurms Haus be sonders lebendig. Toby rannte ge schäftig hin und her und schleppte dünne Latten und lange Bretter her artige Stäbe in die Erde und Frau Johanne und ihre Mutter standen da neben und musterten mit kritischen gestellt hatte, das mit einem in der Entstehung begriffenen Pfefferkuchen stand einige Ähnlichkeit hatte. Pompznius grinste freundlich und sagte: wird bissel Feuerwerk machen, Mr. Wurm. Bissel Raketen schschschsch! Leuchttugeln puff, puff, puff.... schön das, he?" Hopser machte große Augen. weiter bei, aber das war auch gar nicht nöthig, denn der Blick, den er auf Wurms hinüberwarf, sprach ganze Bände. sosern man von cinem Feuerwerk so sagen darf, alles in dieser Be ziehung im Theile der We türl?ch nur zu dem Zwecke, um die Aufmerkfamleit der Oefsentlichkeit auf sein Geschäft „das bischen Salat", wie Frau Heinzelmann sich wegwer fend ausdrückt- —zu lenken. Die sorgsame Schwiegermutter hatte auch die Zahl der zur Verwendung gelan genden Raketen, L«uchtkug«ln, Bran der u. 's. w. auf's G«nau«st« ausge kundschaftet, und sie verlangte von Wurm kategorisch, daß dieser die Ehre des Hauses rett«, indem auch «r der Nachbarschaft das Schauspiel eineZ ge diegenen Feuerwerkes biet«. Wurm versenkte das Kinn tief in sein: Hals binde, und legte sodann das Geständ niß ob, daß er sich auf derlei Dings nicht verstehe, worüber Frau Johanne mit «inem anklagenden Blick gegen das Firmament, in welchem deutlich zu le sen stand: „Du hörst es Himmel!", die Hände zusammenschlug, während Frau Heinzelmann mit strenger Stim me versicherte, derlei wage außer Wurm kein erwachsener Mensch in Chicago und Umgebung zu behaupten, ohne schamroth zu werden. Zum Glück war Toby da, der nach einer aufmun ternden Phrase von Seiten der Frau Heinzelmann «rklärte, er sei ein Feuer werker non plus »Itru und würde das Ding schon „fixen". Daraufhin wurde nach seinen Angaben von Wurm jenes Gerüst errichtet, welches Herrn Hopser so sehr in Schrecken versetz! hatte, und cn welchem die verschiedenen Riketen, Feuerräder, Frösche, und wie die Feuerwerkskörper alle heißen, die am 4. Juli zur Verwendung kommen, befestigt werden sollten. Wurm aber that seufzend einen tiefen Griff in die Gefchäftsiasse und kaufte das sünden theuere Zeug, das Abends in die Luft verpufft werden sollte, nur so beim Dutzend. Das Geschäft trug diesen Luxus nicht mehr, aber Frau Heinzel mann wußte auf's Bestimmteste, daß die Aktien der Deutschen Sparbank ihn tragen würden. Frau Heinzelmann iiußerst gnä dig, da ihren Wünschen derart Rech nung getragen worden >var lud bei «iner sich bietenden passenden Gelegen heit auch Lipps zum Zcugen der für den Abend zu gewärtigenden Pracht und Lipps sagte zu, da man ihm nebst dem Feuerwerke auch einen famosen „Artillerie-Punsch, gebraut nach einem uralten, oft bewährten Rezepte" in sichere Aussicht gestellt hatte. So war also Alles in schönster Ord nung und das Haus Wurm lebte in freudigster Erwartung den Dingen cntg«g«n, die da kommen sollten, ohne zu ahnen, daß auf der anderen Stra ßenseite schon wieder eine düstere Wet terwolk« sich zusammenbraute. Dr. Wurm hatte von dcn für das Feuerwerk getroffenen Vorbereitun gen nicht viel gesehen. Gegen Mittag hatte man ihn nach der Armitage-Ave nue berufen, wo ein hoffnungsvoller Jüngling, der mit ein«m mit Pulver überladenen, überdies mit kleinen Steinen vollgepropften Stück Gas röhrs ungeschickt manipulirt hatte, ei nen ansehnlichen Theil seiner Nase zur höheren Ehre desVaterlandes wenn auch unfreiwilliger Weise dahinge ops«rt hatte; und als der Doktor nach vorgenommener Operation wieder nach Hause zurückgekehrt war, fand er da selbst eine Karte vor, auf welcher Mrs. Newman in ungelenktcn Buchstaben anzeigte, daß sie sich unwohler fühle denn je, und daher dringend um den Besuch d:s Arztes bat. Nachschrift: „Miß Helene Hopser ist ebenfalls ver ständigt." Ohne Zögern machte sich der Doktor nach der Nordseite auf den Weg, nach dem er noch versprochen hatte, wenn rück zu sein. Bei Frau Newman stellte sich nun allerdings bald heraus, daß die Sache Menge Obst, welche Tante New- Allein Helene war da, und Helene an diesem gefährlichen Tage ohne Schutz zu lassen, glaubte der Doktor in keiner dem Lincoln-Park gingen. D«r Nacht- Klub soll am Seeuser «in großartiges Feuerwerk veranstalten. Wir können dann durch die North-Avenue zurück fahren." Dr. Wzrm war sofort damit ein verstanden, wiewohl er sich aus dem Feuerwerke des Uacht-Klubs nicht das nem Geiste für einen Moment die Er innerung an das halbe Versprechen aufblitzte, das er dem Vater bezüglich seiner Rückkehr gegeben. Man ging also nach dem Lincoln- Parke, und da von dem angekündigten Feuerwerke vor!!iufig weit und breit noch keine Spur zu se'.jen war, schlug Julius vor, einstweil/n nach der Re stauration am TeichsHu gehen und Jce Cream zu nehmen. beobachtet« und daher vollkommen ver bürgte Thatsache, daß Jce Cream auf das weibliche Gemüth «ine ähnliche Wirkung übt, wie Wein aus die Seele des Mannes. Zu nachdenklichem Ernst« geneigt« Frauen und Mädchen thauen sicht'ich auf, fröhlich veran lagte werden, wenn sonst di« Umstände Doktor wegen der Falten auf seiner Stirn« zu necken. Als Dr. Wurm aber auch dann nicht aus seiner melancho plötzlich besorgt und fragt«, sich vor beugend, um seine Miemn besser beob achten zu können: > „Was haben Sie doch? Bedrückt Sie Kummer?" „Vielleicht," antwortete der Doktor, ernster drein sehend als je. „Warum vertrauen Sie mir nicht an, was Sie quält; wissen Sie nicht, daß getheiltes Leid halbes Leid ist?" Julius fuhr sich mit einer energi schen Handbewegung durch das kurz gestutzte Haar und sagte in einem Ton«, welcher weitaus fester war, als der, in dem er bisher gesprochen: Helene: Es wurde mir in Milwaukee die Stelle eines Assistenzarztes am dortigen deutschen Spitale angeboten. Es ist das nicht gerade eine glänzende Stellung, aber sie bietet doch ein an ständiges Auskommen. Nebenher ist für einen tüchtigen Arzt in Milwaukee auch eine lohnend« Privat-Praxis zu erhoffen. Die Stelle wäre im Okto ber anzutreten. Was meinen Sie, soll ich annehmen?" Auch Helen« war nun plötzlich ernst geworden. „Mein Gott, davon «rwähnten Sie mir früher kein Wort." rief sie beinahe vorwurfsvoll, „und wie soll ich, ein unerfahrenes Mädchen, Ihnen da ra then?" Der Doktor sah mehrere Sekunden lang nachdenklich vor sich nieder. Dann hob sich seine Brust unter einem tiefen Athemzuge und er sprach: „Um die Wahrheit zu gestehen: ich habe aus verwerflicher Muthlosigkeit nicht die rechte Frage an Sie gerichtet. Verzeihen Sie mir. Ich fragte Sie, ob ich jene Stellung annehmen soll oder nicht darauf brauche ich nun aber eigentlich keine Antwort, Der Doktor brach ab. Helene sah erwartungsvoll zu ihm auf. „Sehen Sie," nahm Julius nach «wer kleinen Pause wieder das Wort, „die Sache liegt so: Mir ist meine Wissenschaft nicht allein die Kuh, welche mir Milch geben soll. Nein! Ich hänge mit allen Fasern meiner Seele an ihr und ich will all' meine Kraft daransetzen, um mich in dem Beruf, den ich mir frei gewählt, so weit zu vervollkommnen, als das ei nem Menschen in seinem bescheidenen Lebenskreis überhaupt möglich ist. Denn es ist etwas unaussprechlich Schönes und Großes, Helene, den Lei denden Hilfe zu bringen, einer zittern den Mutter ihr Kind wiederzugeben, einem bangenden Kinde die Mutter aus der Hand des Todes zu retten." Helene sah mit einem hellen, fast stolzen Blick dem Doktor in die leuch tenden Augen, doch unterbrach sie ihn mit keinem Worte. „Die Stellung, die man mir in Mil waukee anbietet," fuhr Julius fort, „würde mir nun nicht nur das Aus- Möglichkeit geben, weiter zu studiren und weiter zu streben, um einmal et was wirklich Tüchtiges in meinem Fache zu leisten, und darum wäre ich fast entschlossen, sie anzunehmen, wenn —" „Wenn?" fragte Helene, als der Doktor schwieg. „Nun, wenn Sie sich entschließen könnten, mir als meine Frau nach wollen ich will die Ihre >v«rden." Dabei streckte sie dem Doktor die Hände über das Tischchen hinüber ent gegen. Wir fürchten sehr, den armen Dr. Wurm b:i den schönen Leserinnen in lene ertheilten, so günstig lautenden Antwort begab. Denn der Doktor ließ sich keineswegs auf ein Knie nieder, füllten Lokal einiges Aufsehen erregt hätte, ja er hielt nicht «inmal eine An sprache an Helene, um sein Glück in tönenden Phrasen zu feiern, sondern sind wir hinfort Eins und wollen unser Leben lang zusammen stehen in Leid und Freud', in Noth unb Tod!" eben so oft im wirklichen Leben von Angehörigen beider Geschlechter arg geflunkert wird, war jetzt so wenig wie früher zwischen den Beiden gefal len; der karg« Spruch des Doktors kam aber tief aus «inem treuen deut schen Herzen, und Helene fühlte, daß er den Wandel der Zeiten überdauern würd« wie «in: Schrift in Erz ge i gössen. i Die glücklichen jungen Leute der- weilten unbekümmert um alleFeuer werke auf dieser Erde noch durch längere Zrit im Lincoln-Park und sprachen von der Zukunft, die im ro sigen Dämmerscheine vor ihnen lag wie die weite Welt dem Alpenwande rer, der auf einsamer Höhe der auf gehenden Sonne entgegensieht. Eine Wölk« lag allerdings noch zwischen ihnen und der herrlichen, aufsteigenden Sonn«, allein sie erschien ihn«n heute nur wie «in dünner, leicht« Nebel schleier, den ein leiser Hauch schon aus einander treiben mußte. Denn was wollte der unsinnige Hader der Bäter bedeuten, gegenüber der treuen Liebe und dem festen Willen der Kinder!.... In der Westcrn-Avenue «reignet«n sich, während Helene und Julius im Lincoln-Park von ihremGliicke träum ten, ebenfalls allerlei wichtige Dinge, die zu schildern nicht versäumt werden darf. Papa Wurm, der heut« einen schö nen, großgeblumten Schlafrock trug, den er nur bei ganz besonders auser wählten Gelegenheiten anzulegen pflegte, wurde umso unruhiger, je tie fer die Sonne sank. Immer wieder schob er den Beginn seines Feuerwer kes hinaus, in der Hoffnung, Julius werde eintreffen, um die Herrlichkeit zu besehen. Aber eine Viertelstunde nach der andern vmrann, und von Ju lius war nichts zu sehen. Endlich wurde Frau Heinzelmann, die heute sen, ungeduldig und fragte mit hoch erhobener Nase, ob man denn wirklich so lange warten wolle, bis Alles unter dem Eindrucke von des Konkurrenten Fest-Veranstaltung schlafen gegangen sei, so daß nur noch schlaftrunkene Svatzen zwischen Wachen und Träu men von d«n Wurm'schen Raketen et was würden zu sehen bekommen. Und auch Lipps deutete in «iner besonders zarten Redewendung an, er halte da für, es sei hoch an der Zeit, zum min desten ein Glas von dem versprochenen Punsch auf das Wohl des Vaterlandes zu leeren. So blieb denn dem Manne, der den Ehrentitel desHausherrn trug, nichts anderes übrbig, als Toby das Zeichen zum Beginn« des Festes zu geben. Hopser saß zu dieser Zeit mit finster zusammengezogenen Brauen auf sei ner Porch. Da er, wie wir wissen, von Anbeginn an kein Vertrauen in die Geschicklichkeit Wurms und seines Helfershelfers fetzte, und da er über dies «rst vor kurzem gelesen hatte, daß irgendwo Jemand von dem niederge henden Stocke einer abgebrannten Ra kete jämmerlich gespießt worden sei, hatte er sich einen aus starkem Blech hergestellten Ofenschirm mit vor das Haus genommen und dieser bildete nun zwischen ihm und der gefährlichen Nachbarschaft einen festen Schutzwall, über welchen hinweg er jedoch die Vor gänge, die sich bei Wurm absbpielten, auf's Genaueste beobachten konnte. Hinter diesem Ofenschirme lag, für alle Fälle, der schon «rwähnteSchlauch bereit, der m ruhigeren Tagen zum Bespritzen des Gärtchens diente, und zu dessen beiden Seiten hatten sich Isis und Osiris postirt, beide auf zwei Schildwachen in Feindesland. Endlich wurde von Toby, gewisser maßen als Einleitung für die noch großartigeren Dinge, die noch kommen sollten, bengalisches Feuer entzündet, welches Hopsers Ofenschirm mit «iner Fluth von roth«m, blauen und grünen „Zu viel blaues Licht! Das sieht so großem Geschicke, daß er sogar den gnädigen Beifall der Frau Heinzel mann erntete und ein Glas von dem war nun von diesem Gebräu so voll ständig befriedigt, daß er schon drei Gläser davon geleert hatte, ehe der im Dienste der guten Sache rastlos thä tige Hausherr auch nur di« Zeit ge- Sach«, der er früher ziemlich verständ nißlos gegenübergestanden war, und versicherte ein um das andere Mal, es sei ein schönes Ding, wenn in «inem Hause eine Frau walte, die den leidi- Lebens im Aug« behalte und es da rum so recht verstehe, patriotische Feste zu feiern. Darob war natürlich Frau Hinzelmann über alle Beschreibung beglückt, und als, um Weniges später, Herr v. Lipps l«eim Scheine einer flammenden römischen Fakel hinter dem Rücken der übrigen Fest-Theil nehmer sein Glas gegen sie erhob und dabei mit einer überaus vielsagenden wo er sein Herz vermuthen durfte, da ergriff es ihre Seele mit Himmelsge walt und ein glückliches Roth begann ihre sonst pergamentartigen Wangen zu färben. So verlief Alles glatt, und es ge wann fast schon den Anschein, als sollte der Abend in völlig zufrieden» stellender Weise zu Cn?e gehen und über den Namen Wurm neuen Glanz ausschütten, da führten Unmäßiqkeit, Unvorsichtigkeit und Gedankenlosigkeit einen Zwischenfall herbei, der die Freude plötzlich in Leid verkehrte und das so angenehm begonnene Fest zu einem vorzeitigen und höchst unwür digen Abschluß brachte. Wir wissen, daß Lipps in seiner Rücksichtslosigkeit es sich nicht an sei nem Antheile an der Bowle genügen lkß, sondern daß er nach und nach auch den, dem noch immer ferne wei lenden Sohn« des Hauses gebührenden Theil zu sich nahm und auch den An theil des Hausherrn wenig schonte. So bracht« er es ziemlich rasch auf sieben oder acht Gläser des überaus starken Gebräus, und wiewohl Lipps, was man so sagt, «inen guten Stiefel vertragen konnte, so blieb doch die Wirkung nicht ganz aus. Nicht we nige Menschen werden nun in dem Zustand« der «rsten Stadien eines Rausches von der Sucht befallen, glän zende Reden zu halten, und in diese Klasse der Trinker gehörte auch unser Freund Lipps. Jetzt, da ihm das ruhig« Stehen auf seinen beiden Bei nen schon Schwierigkeiten bereitete, hielt «r sich plötzlich für verpflichtet, «ine Ansprache an das auf der Straß: versammelte Volk zu halten. Er war entschlossen, nicht nur die Gastfreund schaft des Hauses Wurm lobend her vorzuheben, nicht nur dessen hohes und tischen Pflichten amerikanischer Bür ger, welche, wie dieses kostspielige Feuerwerk beweise, von niemandem so sehr in ihrem vollen Umfange gewür digt würden, als eben von der Fa- Segen des Landes ein gutes Theil in Kisten und Kasten aufgespeichert hal ten, es doch nicht der Mühe werth «r -stützen. So benebelt war der Dicke nun kei neswegs, daß «s ihm nicht eingeleuch tet hätte; derartige Anzllglichkiten müßten ihm nothwendiger Weis« die liegenden Painters zuziehen. Darum hatte er auch schon an das Mitte! ge dacht, diese gefährliche Klippe zu um daß er am jüngst verflossenen Ersten die Miethe ebenso wenig bezahlt hatte, wie in den vorhergegangenen Mona ten. Mit Toby hatte Lipps heimlich ab gemacht. daß nach Schluß der Rede, mitten unter den zu gewärtigenden Beifallssalven, ein halbes Dutzend von mit Leuchtkugeln gefüllten Rake ten zu gleicher Zeit aufsteigen sollte, was unbedingt einen überwältigenden Eindruck machen müsse. Infolge des sen stand Toby mit einer brennenden Lunte in der Hand, wie ein Kanonier bei seinem Stück, dicht hinter Lipps, der mit gewaltigem Feuer und wahr haft großartigem Pathos seine Rede begann. Es ist aber eine gefährliche Sache mit Armen und Beinen zu agiren, wie ein Heldendarsteller auf den Brettern, welche die Welt bedeuten, wenn man nicht mehr ganz fest auf Mutter Erde steht. Das sollte Lipps erfahren. Bei dem Passus von den minder patriotischen Bürgern angelangt, trat Lipps einen großen Schritt zurück. Es geschah dies in Wahrheit etwas un freiwilliger Weise, während er später die Sache so darzustellen bestrebt war, als hätte er mit diesem Schritte nach rückwärts eine Pose annehmen wollen, in der sein« Verachtung vor den ge sinnungslauen Bürgern so recht zum Ausdruck g«lang«n sollte. Dem sei nun wie ihm wolle, Lipps g«rieth bei der unvermutheten Bewegung in die Körpersphäre des dicht hinter ihm stehenden Toby und damit war das Geschick des Festes besiegelt. Denn Toby. ein schwächlicher Jüngling, war dem plötzlichen Anpralle nicht gewach sen. Eh« er noch wußte, wie ihm ge schah, saß er in dem Korbe fest, der die noch vorhandenen Feuerwerkskör per enthielt. Die brennend« Lunte war bei dem Sturze seinen Händen entfal len und er «rinnert« sich ihrer «rst, als es zu spät war. Wehe! Lipps, der im Redeeifer kaum be merkt hatte, daß er mit seinen 30V Pfunden die 110 oder höchstens 115 Tobys aus dem Gleichgewichte gebracht hatte, sprach mit unvermindertem Schwünge weiter, während Toby, mög lichst geräuschlos, mn die glänzend« Rede nicht zu stören, wieder aus dem Korbe zu kommen trachtete. Da begann es plötzlich unter einem der wichtigsten und unentbehrlichsten Körpertheile des Jungen aus äußerst unheimliche Weise leise zu zischen. Nicht, wie wenn Was ser mit Feuer sich mengt, sonder» Herr WS Himmels! Toby erinnerte sich im Augenblicke, daß ihm die Lunte entfallen war, und damit erkannte er auch die Gefahr, in der er schwebte. Wie von einer Tarantel gestochen, und, ohne weitere Rücksicht auf die Rede Lipps, einen gellenden Schrei aussto ßend, fuhr «r mit einem einzigen SsZe aus dem gefährlichen Korbe. (Fortsetzung folgt.) Ziir die Küche. Kaiserkartoffelsuppe. Für vier Personen berechnet, schneidet man eine Quantität von Suppenwur zeln klein, wie sie etwa, derart geschntt stanzen, etwas Blumenkohl und di« mäßige Zuthat von Pilzen verfeinert die Mischung. Dies alles schütte man in den Suppentopf, in welchem man vorher 2 Eßlöffel Butter zerließ. Fest zugedeckt, auf nicht zu heißer Stelle, um die Butter vor dem Anbrennen zu schützen.dllnstet man nun die Wurzelm ischung, bis sie gleichmäßig weich ist, dann gießt man ein Quart kochenden Wassers darauf und thut ein Pfund in Stücken geschnittener, geschälter, ro her Kartoffeln hinein. Dies alles kocht man nun so lange, bis sich die feste» Bestandtheile alle aufgelöst haben, was etwa zwei Stunden dauert, dann fügt man das nöthige Salz, etwas weißen Pfeffer und einen kleinen Zusatz von Bouillon hinzu und gießt sie durch ei nen Durchschlag in die Suppenschüs sel. Englisch - Stew. Recht zar tes Rindfleisch schneidet man inSchei ben, läßt es in Butter einige Minuten von beiden Seiten anbraten und dann in Bouillon langsam weich schmoren. Hierauf fügt man ein Glas Portwein, etwas Reismehl, einige gehackte Cham pignons, ein wenig Citronenschale und den Saft einer halben Citrone, sowie das nöthige Salz hinzu, läßt das Ge richt noch eine Viertelstunde leise ko chen und servirt es mit Kartoffel» und Gemüse. Kalbsmilch mit Spinat. Zwei Kalbsmilche werden blanchirt. gehäutet und 10 Minuten in schwachen, Salzwalzer gekocht. Nach dem Abküh len schneidet man sie in Scheibchen von der Dicke eines Viertelzolles, woraus man Faden und Fetzen davon abschnei det. Aus Butter, Mehl und Fleisch brühe bereitet man eine weiße Sauce und läßt sie abkühlen, sie muß ziem lich dicklich sein. Man würzt die Sche iben der Milche nun mit Salz und Muskatnuß, dreht jede Scheibe in der Sauce um, so daß sie ganz einge hüllt ist. So werden sie auf das EiS gestellt. Schließlich schlägt man 1 bis 2 Eier auf, rollt hierin die getauchten Scheiben, taucht sie in Wecklrumen und brät sie goldbraun. Auf einer Unter lage von gestoßenen Kartoffeln thürint man einen Spinatberg auf, legt die Milchscheiben ringsum und gießt die Sauce darüber. Reis mit L«b « r. Ein höchst einfaches, aber sehr schmackhaftes Ge richt ist folgendes : Man läßt einen Löffel gute Butter mit etwas sein ge wiegter Zwiebel in einer Kachel oder Kasserole gelb rösten. Nun gibt man ein halbes Pfund Reis dazu, denselben etwas anziehen und gießt dann so viel Wasser bei, daß der Reis gut bedeckt ist. Ein Stück Kalbsleber, etwa eu» Pfund, wird nun in die Mitte desßei ses gelegt und darin ganz weich ge dämpft. Bor dem Anrichten wird die Speise gesalzen, sonst nach Belieben gewürzt, und man wird erstaunt sein, wie rasch man Gemüse und Fleisch mit einander fertig hat. Man kann auch je des andere Fleisch, wie Schweine, Kalk oder Hammel, nehmen, allein Leber schmeckt ganz besonders gut. Der Reis wird um die Leber geschichtet und in tiefer Schüssel zu Tisch gegeben. Chocoladen - Puddin g Ein Quart Milch zum Kochen bringen. 1j Tafelchen Chocolade reiben, mit kalter Milch anrühren und in die ko chende hineinlaufen lassen. Das rührt man. bis sich die Chocolade recht gelöst hat, dann schüttet man die Masse in eine Pudding - Pfanne. Hierzu gibt man 6 Eigelb, wohl zerquirlt, und 6 Eßlöffel Zucker. Dreiviertel Stunde im Ofen backen lassen. Die 6 Eiweiße zu Schnee sckilagen, 6 Eßlöffel Zucker und 1 Theelöffel Vanille - Extrakt hinzu geben und dies über den fertig«« Pudding breiten. Man fetzt ihn dann noch einen Augenblick in den Ofen, da mit sich die Decke gerade nur etwas be festigt. Fricot. Man nimmt hierzu nn Stück vom Rinderfilet, häutet dasselbe sauber ab und schneidet es in nicht zu kleine Würfel oder Scheiben. Kartof feln werden geschält, gewaschen, abge trocknet und in dünne Scheiben ge schnitten. Mehrere Zwiebeln schneid«« man gleichfalls in dünne Scheiben und schmort sie in Butter weich, aber nicht gelb. Hierauf bestreicht man den Boden einer Form mit gutschließendem Deckel fett mit Butter, legt eine Schicht Kartoffeln hinein, darüber eine Lage Fleisch und einige Zwiebelnscheiben und fährt abwechselnd so fort, bestreut dabei auch jede Lage mit dem nöthigen Salze und legt ein Stückchen Butter darauf. Nach Belieben kann man auch ein w«nig gestoßenen weißen Pfeffer und etwas zerpflücktes zwischen die Schichten legen. Schließ lich gießt man ein wenig dicke saure Sahne darüber, schließt die Form fest zu, stellt sie in siedendes Wasser und läßt sie zwei Stunden ununterbrochen kochen. Sollte die Sauce, welche sich in der Form selbst gebildet Hot. zu dünn sein, so füllt man sie ab, kocht sie schnelk mit ein wenig, mit Wasser klar geqmrltem Mehl feimig ein und gießt 8» nieder auf die Speise. Diese kann in. der Form, in welcher sie bereitet ist. nachdem dieselbe sauber abgewischt und mit einer Serviette umlegt ist, auf di« Tafel gegeben werden. Ein ernster Fall. Arzt: Na, Frau Müller, Sie haben mich ho len lassen. Welche Krankheit bildet sich JhrHerr Gemahl heute wieder ein? Frau Müller: Ach mein H«rr Docto, diesmal ist's Ernst! Er hat seit drei Stunden keine Maaß Bin getrun» ken! - 3