2 " L«, ««u« »otschaf««». AIS Nachfolger des verstorbenen Lerrn Runyon Ist der bisherige Hilss- Etaatssecretär Edwin F. Uhl zum Botschafter in Berlin ernannt worden. Der neue Botschafter gilt allgemein E. F. Uhl. als ein Mann, der für dieses wichtige Amt in hohem Grade qualificirt ist und mit dessen Ernennung Präsident Cleveland einen sehr glücklichen Griff gethan hat. tät". Zunächst entbrannte der Kampf auf idem Gebiete der Beleuchtung und es schien fast, als sollte die Elektrizität jeden Mitbewerb aus dem Felde schla fen; jedoch, dant der Einführung der des Auer'fchen Glühlichtes, hat das Gas fein bisheriges Ansehen gerettet und ist wieder zu Ehren gekommen. Nunmehr warf sich der Kampf zwi schen denselben Gegnern auf den Be trieb der sür den Kleinvetkehr von Tag zu Tag wichtiger werdenden Straßenbahnen. Die Vorzüge des elektrischen Betriebes waren so ein leuchtend, daß diese Bahnen im Sie geszuge sich des ganzen Verkehrs be mächtigen zu wollen schienen. Inzwischen hatten sich jedoch auch die Gasmotoren zu einer hohen Stufe der Wunder, daß man daran dachte, diese Betriebskraft auch für den Straßen bahnverkehr auszunutzen. Gasmotor - Wagen.- In Dessau ist dies mit Erfolg ge schehen und auch die schwere Probe, die «in strenger lange dauernder Winter hat die Dessauer Bahn gut bestan den. Die Wagen unterscheiden sich im Teußern nur wenig von den gewöhn lichen Straßenbahnwagen, wie dies auch unsere Abbildiwg zeigt. Unter halb des Wagens, und zwar neben und zwischen den Radachsen, liegen drei Behälter, die den Gasvor daß die Behälter die sechsfache Menge Preßpumpe möglich wäre. Die Preß pumpen sind in einem besonderen, klei nen und unscheinbaren Gebäude un tergebracht, wo sie durch einen Gas motor betrieben werden. Dieser füllt «inen oder mehrere Vorrathsbehälter, aus dem das Gas mittels eines be weglichen Schlauches In die Gasbehäl ter des Wagens gefüllt wird. Die hierzu erforderliche Arbeit ist in eini gen Minuten vollendet, alsdann ist der Wagen zur Fahrt bereit; er bedarf erst nach vollendeter Reise einer erneuten Füllung. Zu dem Betriebe werden reichlich stark auf sieben Pferde- Jhre beiden Cylinderkolben wirken auf eine gemeinsame Kurbelwelle. Die Zündung des Gases geschieht aus elek trischem Wege, also in der sichersten Weise. Der Motor liegt völlig ver thür erkennbar. Aus Gründen der öffentlichen Sicherheit ist dem Wagen «ine Geschwindigkeit von höchstens 12 Kilometern in der Stunde vorgeschrie ben; es würde jedoch nicht schwer fäl lten, diese Geschwindigkeit auf's Dop pelte zu steigern. Die Wagen haben IL Sitzplätze. 14 Stehplätze und 2 Plätze für die Bedienungsmannschaft, können also 28 Personen befördern. Die Kraft der Maschine gestattet je doch. unbeschadet der Geschwindigkeit. AnhängewtZgen zu benutzen. Gewohnheitsrecht. Rich ter: Sie mußten aber doch sehen, wie der Angeklagte dem Beschädigten einen Bierkrug auf den Kopf schlug? Zeuge: Dös js ma' bei uns schon so g'wöhnt, daß ma' nu kei b'sond're Acht mehr d'rauf hatt! Kurze Kur. Bauer: Wollen Se mich mal recht genau untersuchen, mei gutster Herr Doctor; ich weeß gar nich, was das nur eigentlich is: wenn ich hierher greife, dhut mer sch immer so weh. — Arzt: Thut es denn auch weh, wenn Sie nicht hingreifen? Bauer: Nee, da fiehle ich nischt. Arzt: Ko greifen Sie nicht mehr hin! > Hmvaravat». Ueber die reifen Reis- und Mais heiße Landwind bläst über die Halme und sie wiegen sich wellig wie Wasser fluthen und rauschen das schwüle Lied Cedersichten und Tannen durch und schwirren Kolibris piepsend und krei schend empor. Da klingt es durch die Luft wie der Schrei eines Schakals. Ein be fremdender Laut am hellen, strahlen den Tag! Die Schnitter, die in den Feldern thätig sind, lauschen einen Moment, arbeiten aber dann müde und langsam, halb stumpfsinnig vor Hitze wieder weiter. Nur ein junges Hindusmädchen legt die Sichel weg und schleicht sich mit aufblitzenden Au gen fort; ihre zierliche Gestalt ver same Schrei gekommen. „Aelow! Zu so ungewohnter Stunde! Was willst Du?" „Abschied nehmen, meine Blume!" Das helle Bronzegesicht der Jung frau erbleicht. Ihre Lippen zittern wenig Wochen zurück bei Dir mit Geld, mit viel Geld! Dann kann ich ein Häuschen kaufen und ein Thee feld und Du wirst meine Frau! Willst Du?" Dschandra lacht und klatscht und hält ihm ihr schönes, blühendes Ge sichtchen hin, das der schlanke Inder zärtlich streichelt. „Wirst Du mir treu sein, bis ich komme?" „Ich werde es!" spricht sie und legt ernst und feierlich ihre kleine Hand auf die Stelle, wo Aelwo's Herz häm mert. Ein letztes abschiednehmendes Umfassen und Beide hören nicht das unheilkündende Krächzen mes Raben, die den Feldern zuflie gen. Nach wenig Wochen ist Dschandra wirklich Aelwo's Frau. Sie besitzen ein niedliches Häuschen außerhalb des Dorfes, mit einem kleinen Theefeld nach der einen und einem Gärtchen nach der anderen Seite. Das letztere ist zierlich mit Bambusstäben um faßt und neben den nöthigen Haus haltpflanzen nickt eine Menge Chry santhemum- und Rosentöpfe, Orchi überall. AlsHochzeitsgefchenk erhält Dschan dra von ihrem Gatten ein leuchtendes Tigerfell, das sie glückstrahlend vor ihr Lager breitet, und von dem Pfund Sterling, das als Rest geblieben,macht Aelwo mit seinem jungen Glück eine darabad. Bor Dschandra's entzückten Augen öffnet sich ein Sesam voll Herrlich keiten: die Gassen mit dem Ueberfluß von Bazars und reichen Juwelen- und Kaufläden, die stolzen Pagoden, die schönen Gebäude, die mit Seiden schabracken und Glssbtroddeln ge schmückten Elefanten der Vornehmen! Der Landesregent, der Nisam ul Mulk, feiert den Festtag seiner Geburt Batterien donnern ihre Freuden schüsse in die Lust, in den Straßen wogt Kopf an Kopf, die rothen und weißen Turbane der Eingeborenen leuchten grell und in zahlloser Menge nebeneinander, und die Europäer fah ren in blanken Equipagen dahin. Dschandra guckt und staunt und preßt ein über das andere Mal krampfhaft die Hand ihres Gatten. Und sie staunt noch mehr, als sie den Resi denzpalast Tschaumahala erblickt, der mit Blumen und seidenen Flag gen auf das Prunkhafteste geschmückt nun rollt aus dem Thor- ein hohe Festtagskind, zeigt sich seinem Volke. Er lehnt in den gelbschillernden Kissen, schwarze Lo cken wallen um sein Gesicht, die An der Mund lächelt, lächelt huldvoll furchtsvoll salutiren die Truppen. Die Gewehre und Helme, die Pistolen, Dolche und Messer, welche die Solda- w v . ss l zu Zeit an Aelwo's Brust. Durch Wie ein Mürchenbild aus Tausend und eine Nacht bleibt fortan dieser Tag in ihrer Seele haften. Wenn Aelwo wieder, des Geldes halber, als Jäger sich vermiethet, sinkt sie oft bei ihrer Arbeit zwischen Theestauden oder im Garten in die Knie und träumt mit entgeisterten Augen von Haidara bad und dem Nisam mit all' seiner Pracht. Wenn Aelwo aber zu Hause ist, liegt diese Erinnerung eingebettet und eingeschlafen in der Brust. Da ist sie glücklich mit ihm, und sie ma chen Pläne für die Zukunft. Sie ver größern im Geiste ihr Theefeld, bauen Baumwolle, Hanf und Flachs, ver lausen gut und werden wohlhabend, und Dschandra wünscht sich mit Lei denschaft einen Zwergelefanten mit feuerfarbener Decke. Und wieder geht Aelwo fort und Dschandra waltet friedlich zu Hause. Wenn sie ihre Arbeit vollendet hat, macht sie einen Gang um das Dorf, ersteigt eine Anhöhe und blickt gedan kenversunken gegen Westen, wo über Haidarabad's Mauern die land berühmten Minarets des Tschar mi- Aus diesem Wege kommt sie stets an einem Brunnen der Nischa's, der Parias, vorüber. Zum Zeichen, daß er Besitzthum der verächtlichen Kaste ist, ist er mit Thierknochen eingefaßt. Dort sitzt fast jedes Mal ein mageres, elendes Mädchen und weint. Warum weint sie, und warum gerade hier? Diese Frage hat Dschandra sich schon einige Male gestellt und sie geht mit schwerem Herzen an dem Kinde vorbei. Und nun sie einmal stehen bleibt und von ferne mit dem Aus drucke impulsiven Mitleids auf die Weinende sieht,tritt ein Vornehmer an sie heran. „Blicke nicht nach dem unreinen Geschöpfe, holdseligste aller Blumen! Du erniedrigst, Du schändest Deine Augen!" Sie schaut ihn groß an und lächelt, ein süßes, reizendes Lächeln. gend und sie ernst und forschend be trachtend. Er steigt mit ihr den Hü gel empor und fängt ihre Blicke aus, die gen Haidarabad sich wenden. „Dich quält die Sehnsucht, schönes Weib?" fragt er sie. Purpurn färbt sich ihre Haut und sie schweigt betrof fen über den Scharfblick dieses.Frem den, der ausspricht, was sich erst jetzt „Du hättest vielleicht Lust, für kurz, mernden Atmosphäre der Residenz zu leben?" spricht der Mann neben ihr. „O," fährt Dschandra auf, „nicht Nisam wandeln, unter schönen Frauen die Schönste, die Herrlichste! Der Liebling des fürstlichen Herrn, die heiß Beneidete in dem Kreise der Ge nossinnen! O, Du bist schön, zaube risch schön! Du kannst Augen blenden, Herzen umstricken, Blume Du, die in Glanz und Pracht verdient! Hättest Du Lust dazu?" Dschandra überhört ganz den lau ernden Ton, übersieht die kalten, mu sternden Blicke, mit der er ihre Schönheit prüft. Das gereizte Blut gen. „Ich weiß es nicht ich glaube ich ich —" stammelte sie und denkt an Aelwo. Und bei diesem Ge danken verfliegt ihr Sehnsuchtsrausch. „Nein!" sagt sie kurz und wendet sich. mit Betel schenkt. „Willst Du mit mir gehen?" fragt er wieder. zurück!" „Wie Du wünschest, schöne, kluge Blume!" gibt ihr der Fremde zur Ant wort und lächelt dabei. „Wird aber auch Alles so sein, wie Du gesagt hast? Ist Alles wahr?" frägt sie mit Zweifel in der Stimme. „Wahr, wahr!" „Schwöre es mir!" „Ich schwöre es Dir beim Lichte der Mondgöttin!" Alsbald tragen vier Kulis in einem vornehmen Palankin die schöne, feldern und rothgelbblühenden Jndt gobüschen dem Ziele ihrer Wünsche zu. Ihre feine, schlanke Gestalt wandelt, in Seide und Brokat gekleidet, in den Zaubergärten des Nisam; Papageien schwanlen auf goldenen Stäben zwi schen Granat- und Kamelienbäumen, Pfauen schlagen schimmernde Räder, Fasanen schleppen ihren schillernden Federnschweis über die Weg«. Schwä ne ziehen slügelbauschend und leuch tend wie Schnee in den Marinorbas sins. > und Silbergeschirren und hinter ihr Ahm die Sklaven und wehen ihr mit edelsteinfunkeiiden Fächern KUH- Jndessen kehrt Aelwo heim. Er geht mit seligen Mie«'n durch das Dorf und führt einen Zwergelefanten mit feuerrother Kattundecke. Aber er findet sein Häuschen verödet, leer, einsam. Die Blume seines Herzens hat ihn verlassen! Voll Wuth, Verzweiflung und wahnsinnigem Schmerz tödtet er den Elefanten, mit dem er Dschandra. sein Weib erfreuen wollte; er läßt Thür und Thor offen, gibt sein Heim den Parias und wilden Thieren preis und geht, die Seele voll Grimm und Qual, westwärts, nach Haidara bad. Nach Wochen und Monden kommt er als Wache vor die Palastmauer des Nisam. Da schreitet er an einer abge legenen Stelle vorschriftsmäßig auf und ab und brütet über sein verlore nes Glück nach. Er denkt mit Haß an die treulose Dschandra und ahnt nicht, wie nahe sie ihm ist! In der Nacht, die unheimlich und gewitterhaft sich über die Stadt brei tet, lehnt Aelwo müde am Gemäuer. Er denkt bitter an die Gefahren und Mühen, die ihn zu dem Gelde verhol fen, mit dem er sein Weib und sein Heim errungen, er denkt, wie kurz sein Glück gewesen. Da sieht er plötz lich über sein Haupt hinweg etwas Großes, Weißes, Flatterndes schwe ben und hört ein grauenhaftes, knir schendes Aufschmettern auf dem Bo den. Ein Weib ein Weib aus dem Aelow hebt es empor: die zerschla genen Glieder hängen schwer herab; ihr Blut fließt warm über seine Hände. Und in dem blutigen, zer rissenen Schleier sieht er ein Ge sicht, so schmal und elend, ein Gesicht mit geisterhaften, erlöschenden Au gen. „Dschandra!" schreit er, „Dschan dra." Aber keine Spur von Verständniß ist in den Augen und Zügen zu sehen; die Verzerrung des Todes arbeitet da rin. Am Morgen findet die Wache wei Leichen: die zerschmetterte einer Frau und die eines Soldaten, in dessen Brust ein Dolch steckt. Für die Einwohner Haidarabads umhüllen die blutigen Schleier des Haremweibes ein dunkles Geheim niß. Die Granate. In der Rue de Trevise wohnte zu Ansang des Jahres 1871 mein alter Freund Dutailly, ein reicher Fabri kant, Gatte einer ausgezeichneten Frau, Bater einer reizenden Tochter, ein geschickter Industrieller, guter Pa triot, der zwar in politischer Hinsicht etwas verrückt, sonst aber der beste Mensch von der Welt war. Gerade zu der Zeit, als er seine Koffer zur Abreise packte, war er von der Einschließung von Paris über rascht worden, hatte sich jedoch mit der Ueberzeugung getröstet, die Stadt werde sich keine acht Tage halten. Ma dame Dutailly, die anderer Ansicht war, hatte sich schon seit Längerem mit der Verproviantirung der Woh nung beschäftigt, wo sie eine solche Fülle von Lebensmitteln aufstapelte, daß die Dutaillys nie den Hunger ken nen gelernt hätten, selbst wenn die Be lagerung noch drei Monate länger ge dauert haben würde. Seit dem Mo nat Oktober war sie der Gegenstand förmlicher Anbetung, vor allem für mich, denn mein Gedeck war bei den Dutaillys jeden Donnerstag und Sonntag aufgelegt und hier entschä digte ich mich für die Entbehrungen der übrigen Woche. Ich war indeß nicht der einzige, der an diesem gastfreundlichen Tische zu gelassen wurde. Neben dem meinen lag noch das Couvert eines anderen ständigen Gastes, des jungen Herrn Anatole Brichaut, Geschäftsführers der Fabrik, künftigen Associes und Schwiegersohnes des Herrn Dutailly. Dieser brave junge Mann, der etwas melancholisch und sehr schüchtern war, war in die Tochter seines Chefs, Fräu lein Gertrud, heftig verliebt, und das junge Mädchen schien diese Liebe auch zu erwidern. Ohne daß ein Wort ge wechselt worden war. wurde die Kan didatur Brichauts von den Dutaillys mit ziemlich freundlichen Auaen be trachtet. und die Verbindung der jun gen Leute galt stillschweigend für ab gemacht. Unglücklicherweise verzögerte der Krieg die Sache. Brichaut, der als Corporal in der Seine-Mobil garde stand und in St. Denis kaser nirt war, that seine Pflicht als Soldat gewissenhaft, wie er eben alles that, aber ohne jegliche Begeisterung, und wünschte im Stillen diese endlose Be lagerung zu allen Teufeln, die ihm sein Glück so lange vorenthielt. In solcher Gemiithsverfassung erlaubt? er sich öf ters, die Operationen der eingeschlosse nen Truppen mit bitteren Worten zu kritisiren, und diese Kritiken ärgerten wiederum Herrn Dutailly, der ein fa natischer Anhänger des General Tro chu war. Das Erscheinen eines neuen Tisch genossen machte die Lage noch ver wickelter. Zu meiner Ueberraschung fand ich eines Abends, als ich mich ver spätet hatte, an meinem Platze, zur rechten Seite der Madame Dutailly, „Herr Robillard," sagte Herr Du tailly, als er uns gegenseitig vorstellte, „Capitän des Corps der verlorenen Kinder von Courbevoie." Erstaunt fragte ich mich, wie dieser Mensch, der mir sofort den Eindruck eines unge heuren Prahlhanses machte, dazu kam, an unserm Mahle teilzunehmen, und Madame Dutailly erklärte mir diese Thatsache nicht ohne eine gewisse Er regung Am frühen Morgen hatte sie aus dem Boulevard Poissoniere auf dem Glatteis einen ziemlich gefährli chen Fall gethan. Robillard, der zu fällig gerade vorbeiging, hatte sie in die nächste Apotheke gebracht und dann nach Hause begleitet, und aus Dank barkeit hatte sie geglaubt, ihren Retter zum Diner einladen zu müssen. Madame Dutailly hörte das prah lerische Geschwätz des Menschen mit großem Interesse an, und auch ihr Gatte schien ihm seine Heldenthaten zu glauben. Nur Gertrud blieb äußerst bilgardist, der an diesem Abend noch blasser aussah als sonst und noch mehr in seine» weiten Blouse verschwand, überdies mit einem gräßlichen Schnu pfen behaftet war, schien von der Nach barschaft dieses großen Mannes förm lich erdrückt zu werden, der ihm weder schätzige Vergleiche ersparte. Anatole, der bei jeder Mahlzeit ver schnupfter wurde, sank sichtlich in der am Oberarm verwundet worden, war das Schlimmste zu befürchten. Er erzählte uns den Kampf mit so auf richtiger Schwermuth, daß der Capi tän Robillard ihn beinahe einen Deser teur und Feigling genannt hätte. Wenn er es nicht that, so geschah dies nur aus Rücksicht für den Hausherrn; aber er gab es ihm deutlich genug zu dem Brustton der Entrüstung, daß die Sache eine ganz andere Wendung ge nommen hätte, wenn sein Corps dabei gewesen wäre. Dutailly hörte ihm ganz gefesselt von Entzücken zu, wäh rend der arme Anatole noch an seiner heftig blutenden Wunde litt, um die sich außer Gertrud kein Mensch küm merte. Am nächsten Tage hatte er Während dieser Zeit begann der Capitän sich leShaft um Fräulein Ger trud zu bewerben und die Haltung der lendem Gesicht. Der Stratege des „Temps" hatte den Prinzen Friedrich Karl eben in der Umgegend von Evreux glänzend geschlagen, nachdem er ihn durch einen singirten Rückzug dorthin gelockt hatte. Anatole brachte als Neujahrsge schenk einen Hasen, den er auf der ver lassenen Insel St. Denis in der Schlinge gefangen, und der Capitän überreichte Madame Dutailly eine große Düte mit kandirten Maronen in einem preußischen Helm. „Meine Freunde," sagte ich darauf, das Wort ergreifend, „ich habe eben falls eine kleine Neujahrs-Ueberra schung in petto; sie ist noch nicht an gelangt, aber wenn es Ihnen recht ist, setzen wir uns einstweilen zu Tisch, ohne darauf zu warten." Wir faßen eben beim Kaffee und zündeten uns die Cigarren an, als ein Diener uns mittheilte, ein Artillerist hätte mein Geschenk im Salon abge setzt. Wir gingen dorthin, wo wir den betreffenden Gegenstand, in blaues Papier eingewickelt, auf dem Tische be merkten. sagte Madame Dutailly. „Geben Sie sich keine Mühe, es zu „Eine Granate?!" - Bitte hat mir mein Freund Roland, der Batteriecommandeur, diese hier geschickt." Mit diesen Worten wickelte ich das Papier ab, und vor den Augen der staunenden Gesellschaft erschien schwarz, drohend und düster die Gra nate. „Wahrhaftig," sagte Dutailly freu dig überrascht, „das war lange ein Wunsch von mir. Ich werde mir da raus eine Pendiile für mein Schlaf zimmer machen lassen." „Aber mein Gott," warf Madame Dutailly unruhig dazwischen, „wenn sie nun losgeht?" „O, beruhigen Sie sich, Roland hat mir fest versprochen, sie vorher entla den zu lassen; übrigens ist ja hier sein Brief." drücken, denn alle schrieen auf: „Mein Gott, was haben Sie denn?" „Mein Gott ich habe aber bören Sie selbst." Und ich las: „Lie vorsichtig; die geringste Erschütterung kann die Granate zum Explodlren bringen " Ein allgemeiner Schrei des Ent setzens unterbrach meine Worte. „Aber um's Himmelswillen, neh men Sie doch das Ding fort," schrie Madame Dutailly, „das ist ja entsetz lich. eine Granate in meinem Salon!" „Mein Gott," sagte ich, die Hand ausstreckend.... Madame Dutailly klammerte sich an mich und jammerte: „Nein, Sie nicht, das wäre zu ge fährlich, Sie würden das gräßliche Ding fallen lassen und dann..." „Nein, nein," fügte Dutailly hinzu, „das ist Sache eines Soldaten, eines kräftigen Soldaten; glücklicherweise ist ja unser Capitän da " „Ich?" fragte der Capitän und trat zwei Schritte zurück. „Gewiß, Sie. Sie sind stark wie ein Riese und für solche Sachen wie geschaffen. Sie spielen mit Kanonen kugeln und Granaten, wie ein kleiner Junge mit Bällen." „Pardon, Pardon," stammelte der Capitän sichtlich erblassend, „aber eine Granate eine Granate.... Teu fel! Können Sie denn nicht bis mor gen warten, um sie fortbringen zu lassen?"- „Bis morgen?" schrie Madame Du tailly entsetzt. „Ich würde die ganze Nacht kein Auge schließen können; dann gehe ich in's Hotel.". Jetzt ergriff Anatole das Wort: „Bleiben Sie ruhig zu Haus, Ma dame, ich werde die Granate fortbrin gen." Dutailly hielt ihn auf: „Sie sind verrückt, mein Lieber; Sie mit Ihrem kranken Arm!" „In der That," sagte ich, „daS ist nichts für einen Kranken." „Nein, nein," fuhr Dutailly fort, „es ist so wie ich gesagt habe, der Ca pitän muß es besorgen>nur zu ihm habe ich Vertrauen. Also vorwärts, Capitän, bringen Sie das. Ungeheuer fort." Der Capitän machte ein Gesicht, als wenn er einen Haufen Kieselsteine ver schluckt hätte; doch war er nicht der Mann, sich aus der Fassung bringen zu lassen. „Ja, allerdings," sagte er lächelnd, „das kommt mir von rechtswegen zu. Sie haben mich eben unterbrochen; ich wollte gerade auch sagen, das es ge fährlich ist, die Granate von diesem jungen Menschen fortbringen zu las sen, der Boden ist glatt, ein Schritt genügt, um zehn Personen auf der Straße zu tödten. Der Transport zu Wagen wäre das beste." „Ja aber," versetzte Dutailly, „ein Wagen wird in diesem Augenblick schwer zu haben sein; sie sind doch fast alle durch die Ambulanzen in An spruch genommen:" „Bitte sehr," sagte der Capitän, „der General Schmitz, der mich hier bei Ihnen abgesetzt hat, speist bei Bre bant, und sein Wagen erwartet mich an der Thür des Restaurants. Ich werde ihn bitten, mir ihn zu leihen; in ein paar Minuten, höchstens einer Viertelstunde bin ich zurück." „Machen Sie schnell," rief Madame Dutailly noch immer zitternd, „ich werde mich während dieser Zeit zu Tode ängstigen." „Ich fliege schon, verehrte Frau." Damit nahm der Capitän eilends sein Käppi und seinen Mantel und setzte mit großen Sprüngen die Treppe hinunter. „Acki. mein Gott," seufzte Madame „Sie können fest darauf rechnen, verehrte Frau," sagte ich jichend vom Fenster her, an das ich getreten war, „daß er aus sich warten läßt, denn er kommt überhaupt nicht mehr zurück." „Was, er.kommt nicht zurück?" „Nein, meine Herrschaften; denn um zu Brebant zu gelangen, mußte er „Warum nicht gar? Was soll das heißen?" „Das soll heißen, meine verehrten einem „Capitän Robillard" aber hat man seitdem nie wieder etwas gesehen, noch gehört. Dorfes): Die Verkehrsmittel mit der nahe liegenden Stadt sind in Folge Frequenz der Fremden jedenfalls sehr gut? Wirth: O ja, wir haben zwei, nämlich eine gute Straße für schlechte Fußgänger, und einen schlechten Feld weg für gute Fußgänger. ter: Haben's a Paß? Reisender: Ja rigen Stellung kam immer pur der Diener! Jbn Hollah, der Weis«. Bon Leo Lassan Im Schatten der Mosch« saß Jbn Hallah, der weise Derwisch und lehrte. Voll ernster Wißbegier richteten seine Schüler stets neue Fragen an ihn, als sich auf einmal einige junge, vornehme Müssiggänger dazu drängten und an singen, den Greis zu verspotten. Jbn Hallah aber schwieg geduldig dazu. Dadurch noch übermüthiger ge macht rief El Zorid, einer aus der Schaar: „Beantworte doch auch mir drei Fragen, wenn Du gar so weist bist: Zum ersten, wie kannst Du leh ren, daß ein Gott sei? Weder Du, noch ich, noch sonst jemand hat ihn je gese hen, und was ich nicht sehe, glaube ich nicht!" „Zweitens: Warum zeihest Du den Menschen seiner bösen Thaten? Wenn ihn Gott erschuf, so muß er hudeln, und darf ihn darüber zur Rede stellen; und endlich sag' mir doch, wie kann denn der Teufel Höllenqualen leiden, da ihm der Koran doch selbst einen Feuerleib zuschreibt? Kann Feuer denn dem Feuer schaden?" Jbn Hallah schwieg noch immer. La chend und höhnend wiederholte Gl Zo rid seine Fragen. Da beugte sich der Weise ruhig zur Erde, nahm eine sesteScholle und Warf sie dem Spötter so fest an den Kaps, daß der Turban weit in den Sand rollte. Als sich El Zorid vom Schmerz und Schrecken erholt, eilte er mit seinen Ge nossen zum Kadi, um für Jbn Hallah, eine schwere Strafe zu erwirken. Aber der Kadi war gerecht und un bestechlich und lud auch den weisenDer wisch vor sich. El Zorid muhte nochmals den Her gang erzählen, und betonte dabei, wie sehr ihm der Kopf schmerze. Als er schwieg, strich sich Jbn Hallah lächelnd Über seinen langm, weißen Bart und wandte sich zum Kadi. „Herr", Psrach er, „fern war es mir, mit diesem Wurfe den edlen El Zorid zu beleidigen oder gar wehe zu thun. Auf sein Drängen gab ich ihm eben da durch Antwort auf seine Fragen.' Erstaunt sahen Kadi und Kläger auf ihn. „O Kadi," fuhr der Weise fort, .wie kann El Zorid der Kopf schmerzen? Siehst Du etwas davon? Ich auch nicht! Und was ich nicht sehe, glaube ich nicht: und ferner, wie kann er mich zur Rechenschaft ziehen? Wie ich hand le, muß ich eben handeln und niemand darf mich darüber zur Rede stellen, und endlich schuf uns Allah nicht aus Erde? Ich warf doch nur eine Erd scholle nach El Zorid. Kann Erde denu Erde schaden?" „Du hast recht, JhnHallah, den man den Weisen nennt, geh' frei von hin nen", sprach sinnend der Kadi, »für dich unberufenen Spötter aber war da>> wahrlich die beste Antwort!" Da« alt« «tiick. Einst, als ich selbst noch lief und sprang. Durch Garten und Gehäg', Wie däuchte mir der Tag so lang. Wie floß die Zeit so träg'! Und wär' ich nur erst groß und klug! > So sprach ich oft als Kind Groß wird man eben schnell genug, Doch klug—nicht so geschwind. Und da ich Jüngling ward, verrann Die Zeit so langsam noch: O, war' ich nur schon einmal Mann, Biel schöner wär' es doch! Und wechselnd kommt und wechselnd flieht Frühling und Wintereis: Und wie man in den Spiegel sieht. Ist alt man schon und Greis. Nun, weil die Füße langsam gehn, Wie schnell entrauscht der Tag; Wie dünkt uns doppelt lieb und schön. Was man nicht halten mag! Da gehn die Wünsche oft zurück, Die vorwärts erst gestrebt. Und träumen von dem alten Glück, Das man so rasch verlebt. Vorsichtig. Ein Herr klin gelt an einer Thür. Dienstmädchen (von innen): Wer ist denn da? Herr: Ich bin es, machen Sie auf. Dienst mädchen: Nu freilich, wenn man dann aufmacht, sind Sie es nicht, ich mache nicht auf, wir sind überhaupt nicht zu Haus. Aus dtm Damen-Pen sionat. Lehrerin: Fräulein Cle „Eigenlob stinkt?" Welche Ausdrucks — Gaunerst olz. Richter: Sie leugnen, den Ihnen zur Last gelegten Diebstahl begangen zu haben. Sie wurden jedoch in der Nähe des That ortes gesehen und nach Ihrer Entfer nung war das Schloß des Ladens verbogen. Einbrecher (mit Stolz): Herr Richter, seien Sie nur beruhigt, wenn ich einbreche, werden keine man keine großen Sprünge machen! Chef: Zum Springen engagire ich Sie auch nicht! Sachverständig. Nun, sie waren ja gestern auch im Theater, Herr Feldwebel. Wie haben Sie denn unsere neue Tänzerin gefunden! O gar nicht übel, Herr Hauptmann, . sie hält ganz gut Tritt.