Im WWWkSWz von Heorgt» Hhuel. (iL. Fortsetzung.) „Ah, Sie sind eZ, mein lieber Bern- Hermer! Was verschafft mir das Ver gnügen, Sie bei mir zu sehen? Meist fin," unterbrach ihn Bernheimer. „Ich möchte Sie aber auch noch spre chen." „Mein Gott, doch nichts Schlim mes?" „Sie sind bei dem Comptoir be theiligt, nicht wahr, und zwar sehr stark?" „Gewiß...." »Hat Ihnen Ihre Frau vor zwei Tagen gerathen, zu verkaufen?" „Im Gegentheil, sie veranlaßte mich zum Kaufen." Bernheimer, so sehr er seiner Herr zu sein pflegte, konnte eine Bewegung des Schrecks nicht unterdrücken. Ly dias Plan begann ihm klar zu werden. Er fragte nochmals: „Irren Sie sich nicht vielleicht, wenn Sie sagen, daß „Wie sollte ich mich irren! Ich habe Makler?" „Tresorier." „Haben Sie ihn inzwischen gespro chen?" „Nein. Wozu auch?" „Wozu auch! Mein Gott, Sie schei nen in der That keine Ahnung davon zu haben, was Sie thun und was vor gehören, und weiß von dem Kampfe, der sich zwischen den großen Banken und unserer Gesellschaft abspielt.... Ich weiß ebenfalls, daß wir stets und überall als Sieger daraus hervorge hen." „Nicht wahr, Ploerne, Sie haben Vertrauen zu mir? Wollen Sie mir einen offenen Einblick in Ihre Ge schäfte gestatten? Sie wissen, daß ich Ihre Mittheilungen nicht mißbrau chen werde....lch kenne das Comptoir besser, als irgend Jemand sonst, und kann Ihnen guten Rath ertheilen." „Lieber Freund, ich habe das größ te Vertrauen zu Ihnen, aber ich glau be. daß Sie von vornherein gegen al les, was mit dem Comptoir zusam menhängt, eingenommen sind.... Sie haben die Direktion niedergelegt, Sie haben keinen Glauben mehr daran.... Und trotzdem, seit Sie ausgetreten, sind...." „Zum Kuckuck auch!" Bernhei mer aus. „Warum bin ich ausgeschie den? Weil ich meinen Namen nicht zu einer Hausse hergeben wollte, die ich für toll halte; weil ich die Verant wortlichkeit dafür nicht länger tragen W011te.... Ich gelte doch wahrhaftig nicht für ängstlich an der Börse....man muß ganz und gar blind sein, wenn man die Gründe meines Rückzuges nicht durchschaut!" „Man kaun doch aber vor den be stehenden Thatsachen die Augen nicht verschljeßen....Die Aktien steigen be ständig....und immer mehr." „Das kann nicht andauern." „Und warum nicht?" „Weil, wenn man zu stark an einer Schnur zieht, sie endlich reißen muß." „Sie wird schon halten." Dieser hartnäckige Widerstand war Bernheimer unerklärlich. Es lag et was wie eine persönlich- Vertheidigung in der Erregung, mit der Ploerne ant wortete, und der Bankier wollte ihn „och weiter hineintreiben, um heraus zubringen, was er eigentlich davon zu halten hätte. „Lieber Freund, Sie sind ja Feuer und Flamme für das Comptoir. Ich bin erstaunt darüber, denn noch vor wenigen Monaten, als es sich darum handelte. Sie zur Betheiligung zu veranlassen, warJhre Abneigung eben so stark, wie jetzt Ihr Eifer für die Sa che groß ist." „Ich ahnte damals noch nicht, mit A>em ich mich einlasse» würde." „Und jetzt wissen Sie es?" „Ja. Es sind lauter Freunde von mir." „Gerade das erschreckt mich am mei sten. Daß das Unternehmen von Her zog, dem größteir Halunken, den es auf Gottes Erdboden gibt, geleitet wird, das wäre das Schlimmste noch nicht. Aber ein Verwaltungsrath, der sich aus der Aristokratie zusammensetzte..." „Sagen Sie nichts Schlechtes über den Verwaltungsrath", unterbrach ihn Raimond, „seit gestern gehöre ich ihm an." Wenn ihm der auf den Kopf gestürzt wäre, hätte Bern heimer nicht betäubter dastehen können, als bei diesen Worten. Er gehortelje doch nicht zu denen, die sich lange ei ner Schwäche hingeben. Purpurroth im Gesicht fragte er: „Raiinond, wer konnte Ihnen so etwas rathen?" „Meine Frau." „Es kann doch hoffentlich noch rück gängig geinacht werden?" - „Ich hebe mein« Unterschrift gege ben." Da schlug Bernheimer so snrchtbar mit der Faust auf den Tisch und stieß «inen so derben Fluch aus, daß Ploer ne erschreckt zusammenfuhr. „Sind Sie denn ganz von Sinnen? Und sie.... 5ie...." über alles genau unterrichtet worden," aber er hielt noch rechtzeitig an sich und fuhr fort: „Gott sei Dank, daß es noch nicht zu spät ist!.... Sie haben sich da etwas Nettes eingebrockt.... und ganz in der Stille.... Haben Sie schon Sitzung beigewohnt?" »Ja, gestern Abend.". „Das wird vielleicht noch Hingehen... Da setzen Sie sich gleich hin und zeigen Sie Ihren Rücktritt an!" „Das ist unmöglich." „Unmöglich? Unmöglich ist nur, daß Sie dabei bleiben.... Mein Gott, wollen Sie denn gar nicht begreifen? Haben Sie vielleicht Lust, vor'S Schwurgericht zu kommen?" „Vor'S Schwurgericht?" „Wie Sie sagen.... darauf müssen Sie gefaßt sein.... Soll ich Ihnen er klären, wie eine Hausse, wie diese hier, in Szene gesetzt wird? Das wird ganz einfach so geinacht, daß die Direktion des Comptoirs mit dem Aktienkapital der Gesellschaft ihre eignen Aktien auf ko'ifen 1äßt.... Weil ich mich nicht für diesen Kniff Hergeben wollte, habe ich mein Amt niedergelegt.... die Kasse ist voll von Aktien, die auf Kosten der Gesellschaft erworben sind.... Aber eine derartige Machination findet auch ein erleben." - „Von dem allem hat dar Verwal tungsrath keine Ahnung." „Der Verwaltungsrath ist eben aus lauter Leuten zusammengesetzt, die in Geldfragen nicht die geringste Erfah rung haben; sie sind die Träger ivohl terrichtet sind?" „Ermächtigen Sie mich, meinen Freunden vom Verwaltungsrath Ihre Worte zu wiederholen?" de in einem solchen Moment im Stiche zu lassen," entgegnete Ploerne ent schlossen. „Verlieren Sie denn vollständig den Verstand?" schrie Bernheimer den Gra fen an. „Es handelt sich um eine Bör scnangelegenheit und um keine Ver schwörung .... wollen Sie den Märty rer spielen? Halten Sie sich für einen Verräther, weil Sie so klug sind, sich zu sichern?" Meinen Sie denn, die hören mehr auf Sie, als auf mich? Ich habe das äu ßerste aufgeboten, um ihnen die Augen zu öffnen .... zum Dank haben sie mich beleidigt und beschimpft .... mögen sie sich aufknüpfen, mir kann's recht sein. Was sie verlieren, gewinnt ein andrer unter allen Umständen aus der Patsche helfen. Nehmen Sie doch Vernunft an und feien Sie nicht so bockbeinig.... „Alle oder keiner." „Zum Teufel auch!" rief Samuel heftig aus. „Sie belohnen mU schlecht für meinen guten Willen." „Ich will mit meinem Entschlüsse noch warten." „Schön, warten Sie noch. Prü fen Sie, halten Sie Umschau." Bernheimer, so genau er auch unter richtet war, hielt die Katastrophe für noch nicht unmittelbar bevorstehend. Das Zug-ständniß, das er Ploernes Eigensinn machte, sollte bald von alles erzählen, was Sie mir mitge theilt haben?" „Nein, kein Wort." i „So, also Lydia ist Ihre Vertraute handelt! Wollen Sie mir Ihr Wort Und vor allem verkaufe» Sie....ver kaufen Sie!" „In jedem Falle danke ich Ihnen herzlich für den Antheil, den Sie an mir nehmen." „Es interessirt sich eben Jemand, den ich sehr lieb habe, lebhaft für Sie." „Wer könnte das fein?" fragte Rai mond erstaunt. „Therese." „ . druck an. „Ah, so, Therese....ja....Sie haben sie wohl erst vor kurzem gesehen?" „Ich kan> direkt von ihr hierher." „Arme Therese!" Kind.... sie fühlt sich sehr glücklich." „Sehr glücklich?" wiederholte der Graf. „Wohl ihr, wenn dem so ist. Hat sie mil Ihnen über mich gesprochen.... und in günstiger Weise?" „Wie sollte dies anders möglich sein!" Ploerne blickte zu Boden und schwieg. „Sie machen es gerade wie Theres?," fuhr Bernheimer fort. „Wenn ich von ihr von Ihnen spreche, blickt sie zu Bo den und sagt: Armer Raimondi" Bei diesen Worte», verlor Ploerxie vousicindig die Fassung. Er errötheke, feine Augtit blickten unftät und er sah. verwirrt und beschämt aus. Er dachte bei sich: „Warum bedauert sie mich? Hält sie mich für unglücklich? Auf wel che Anzeichen hin? Seit meiner Verhei rathung sind wir getrennt. Da müßte ihr Mitleid Thatsachen entspringen, die sich vor meiner Hochzeit zugetragen haben. Was also kann es sein?" Er er bebte und ballte die Fäuste. Alles, was ihm wie eine Anspielung auf die schmerzlichen Ereignisse nach seiner Heimkehr erschien, war für ihn eine Tortur. Er hatte über jene dunkle Zeit seines Lebens Schweigen bewahrt, aber er hatte sie deshalb doch nicht zu ver gessen vermocht. Ein Zweifel blieb in seinem Innern bestehen, einem Feuer gleich, das unter der Asche glimmt, und das der leiseste Hauch zu neuem Leben anzufachen im Stande ist. Bern heimers Bemerkung hatte diesen Zwei fel wieder in ihm aufgerührt; er ver gaß die Gegenwart des Bankiers, ver gaß seine finanziellen Sorgen und hing seinen unheilvollen Gedanken nach. Warum sagte Therese: „Armer Rai mond"? Er war doch der Henker, und sie das Opfer, und trotzdem kam das Mitleid von ihrer Seite! Konnte sie denn außer Abscheu und Haß irgend ein anderes Gefühl für ihn haben? Und dennoch bat sie Bernheimer, sich für ihn zu interessiren? Die Erinnerung an seine Unterhal tung mit der Novize auf dem Bazar fiel ihm wieder ein, und die milde, lie bevolle Art, wie sie ihm begegnet war, erhöhte nur noch feine Zweifel. Nein, sie haßte ihn nicht; er flößte ihr keinen Abscheu ein. Hatte er ihr denn aber nicht cin großes Leid zugefügt, außer wenti.... Und vor diesem „außer wenn" schreckte er wie vor einem gähnenden Abgrund zurück, in den man nicht zu blicken wagt, aus Furcht vor dem, was man darin entdecken könnte. Ihm war, als vernehme er Lydias Lachen, und dies Lachen klang falsch und grau sam; im Halbdunkel des sinkenden noch immer für ihn betete. Er stieß ei nen tiefen Seufzer ails, schlug sich mit der Faust vor die Stirn und murmel te: „Wie soll ich es je erfahren?" Erst die Stimme Bernheimers, der da scagte: „Was erfahren?" versetzte ihn in dieMrklichkeit zurück. Er fuhr zusamm-n und schaute erstaunt zu dem Neugier drängte ihn zu der Frage: „Hat Ihnen Therese anvertraut, wa rum sie sich in cin Kloster zurückzog?" „Wenn ich nach der Ursache forsch te, behauptete sie stets, den Beruf dazu in sich gefühlt zu haben ich habe es ihr aber nie geglaubt.... Jetzt, als ich es von neuem versuchte, ein Geständ niß aus ihr herauszupressen, rief sie einmal erregt au?: „Wenn Sie meine . Gründe kennen wollen, fragen Sie „Das hat sie Ihnen zur Antwort Zorn? Indem sie mir fluchte?" von Ihnen stets nur in Ausdrücken der größten Zuneigung." „Dies ist unmöglich!" unterbrach ihn Raiinond mit halb erstickter Stim me, „oder alles kommt- wieder in ' dch „Sie muß mich hassen, sage ich Ih nen: es ist gar nicht anders möglich! habe ich ihn nicht tödtlich beleidigt!... Ich wußte ja noch nicht, daß er von ihr geliebt wurde. Hätte er nur den Mund aufgethan, der Elende, so hätte er sich retten können... Er weigerte sich redet hatte." „Therese ein Rendezvous!" unter brach ihn Bernheimer erstaunt. „Sie sind wohl verrückt?" „Wenn der Betreffende nicht um ih retwillen kam. um we» denn sonst?" schrie Ploerne fassungslos auf. „Da zwingen Sie mich wieder in das schreckliche Problem hinein, nit dem ich mir schon so oft das Gehirn zer martert habe! Wenn es Therese nicht war, wer ist es denn gewesen?" Samuel blieb stumm. „So antworten Sie doch!" rief der junge Mann mit zitternder Stimm aus. „Was glauben Sie.... oder viel mehr. was hat Ihnen Therese er zählt?" „Nichts, auf Ehre!" „Was bezweckte sie dann mit der Aufforderung, daß Sie mich nach den Gründen für ihren Eintritt ins Klo ster fragen sollten?" „Lieber Freund, verlangen Sie Nim! von mir, daß ich Ihnen erkläre, waöl ich selbst nicht weiß. Vielleicht spielte mein Pathenkind auf den Entschluß an, den sie schon gleich nach ihrer Mutter Tod gefaßt hatte u»d den Sie niedergekämpft haben." „Nein, das ist es nicht." „Dann kann ich Ihnen nicht die ge ringste Aufklärung geben. Im Gegen theil, ich erwartete sie von Ihnen.... Sie haben mir den Einblick in entsetz liche Dinge eröffnet." „Aber ich lonnte Sie nicht überzeu. ktn?" „Sie haben mich überrascht. .Sie linden, es unwahrscheinlich?" , T.hueft,.. vüe Me vorhin sagten; Mst ein GefMvMh abgelegt hat..,." , Ploerne ver/ank ein paar Augenbli cke m Nachdenken, dann zwang er sich zu der Frage: „Kon.'te st-'"cht einen 'Zweck damit verbunden ..'"den- sollte sich vorsätzlich häufig'traurig, verstimmt und zer streut gesehen... Es befanden sich da mals zwei Mädchen im Hause, als je ner Elende kam.... zwei Madchen: The rese und Lydia. Ahnen Sie, Bernhei mer, was ich mich trotz Thereses Ge ständiß fragen mußte?" „Ich sagte vorhin, Sie seien ver rückt," erwiderte Samuel; „jetzt sind Sie es aber vollends! Quälen Sie sich doch nicht unnöthig, Raimond. Therese wird schwerlich gelogen haben; dafür spricht leider alles. Sie hat eben auch einmal ihre schwache Stunde gehabt, die sie mit einem ganzen Leben voll Aufopferung und Wohlthun sühnen wird. Glauben Sie nichts andres, als was Therese selbst wünscht, daß Sie glauben 5011en.... Vergiften Sie sich Ihr Leben nicht. Sie besitzen alles, um glücklich zu sein.... Adieu, Raimond, seien Sie vernünftig!" Bei diesen Worten füllten sich Ploernes Augen mit Thränen. Er er blaßte und faßte nach Bernheimers Hand, die er mit aller Macht drückte. „Danke, Bernheimer... leben Sie wohl!!" stammelte er. Dann eilte er verzweifelt ins Nebenzimmer. Samuel entfernte sich sehr erregt. Als er die Treppe hinabstieg, dachte cr: „Jetzt ist mir alles klar wie vke Sonn?. Also Lydia ist die Sünderin. Wenn es die Entscheidung galt, ob Therese oder Lydia die Schuldige sei, wie sehr von Leidenschast verblendet muhte der arme Junge sein, wenn er auch nur einen Moment in seinem Urtheil schwanken konnte. Als ob das nicht sofort in die Augen springen müßte; daß diese bezaubernd- Teuse lin die Tollheit begangen hatte Und wie sich die Umstände verketteten.... Das in Wuth gebrachte junge Mädchen konnte Ploerne den Tod ihres Gelieb ten nicht verzeihen, und jetzt als seine Frau plant sie, ihn durch Roquiere ums Leben bringen zv lassen. Therese irrte sich.also nicht, und ihr Ausruf: „Sie will den andern rächen!" ist in wenig Worten derKernpunit der gan zen Geschichte. Warum hat sich There se aber für Lydia geopfert? Warum hat sie einen.Fehltritt auf sich genom men, den sie gar nicht begangen hat?" Er schlug sich heftig mit der Hand gegen die Stirne: „Dummtopf, der ich bin! Therese Mbt Raiinond. Als sie ihn unter dem fürchtbaren Verdachte leiden sah und ihn zu jedem Gewalt akt bereit fand, hat sie Lydia von Schuld freigesprochen, um den Armen vor der äußersten Verzweiflung zu ret ten.... Ja, ihre blauen Augen lügen nicht, und sie hatte den Heroismus, ihre Liebe, ihre Ehre, alles xa opfern, zur größten Genugthuung einer Ver worfenen, die sie auslacht und mit dem Gedanken umgeht, ihren Gatten hin schlachten zu lassen. Nein, das soll und darf nicht geschehen!" Bernheimer, der inzwischen aus dem Hause getreten war, nahm einen Wa gen und fuhr nach seiner Wohnung. Selbst unterwegs kam er auf keinen andern Gedanken, und während er durch die Straßen dahinrollte, dachte er? „Ich halte die Fäden der Intrigue in Händen. Lydia, die ein Ungeheuer an Bosheit ist, das steht fest, hat ihre Rache so eingefädelt, daß der, den sie haßt, unwiderruflich verloren ist. Sie verwickelt ihn in ein Fincmzunterneh men, bei dem er sein Vermögen und sein Leben einbüßen muh, denn wenn er sich in seiner Ehre bedroht sieht, schießt er sich eine Kngell vor den Kops, dazu kenne ich ihn genau, genug. Und sür den unwahrscheinlichen Fall, daß er nicht zu diesem äuherfien Mittel greifen sollte, hält sie sich einen Rauf bold in Reserve, der sie von ihrem Gatten befreien soll.. Ich habe ihr als Hauptkraft in ihren Plänen gedient.... wie einen Hampelmann hat sie mich an der Schnur tanzen lassen.... ob sie sich recht über mich lustig gemacht hat? Vielleicht gar mit Roquiere.... o, wenn ich es wüßte! Nun. was könnte ich dann, weiter thun, als ich ohnehin schon tbun möchte, da ich die Geschichte doch nicht, ruhig mitansehen werde, ohne einzugreifen; das ist Gewissenspflicht. Aber wie fange ich es nur an? Rai mond aufklären? Unmöglich. Lydia, auf halbem Wege umzu kehren, wenn sie ihr Ziel beinahe schon, erreicht hat? Unmöglich. Roquiere sa gen, welch- Rolle ihm zugetheilt ist? Unmöglich. Also was thun? Das Netz des Komplottes ist schon gezogen und die Knoten sind so scst geschnürt! Aber ich muß; ein Mittel finden!" Zu Haust angelangt, trat er in sein: Arbeitszimmer, warf einen zerstreute» Blick auf seine Zeitung und setzte sich dann in den orientalisch eingerichteten Salon, wo Lydia an jenem Ballahead, stolz wie eine Fürstin, ihr« Cour ab gehalten hatte. Das warm Zeiten ge wesen, wo er sie noch sür brav und naiv gehalten hatte. Wie hatte er sie geliebt, und dabei beschäftigte sich die Kote?te damals fcho, mit Roquiere! Mit welcher Grazie sie getanzt hatte, und wie sie alle stehen geblieben Ivaren, um ihr bewundernd zuzusehen! Als Samuel die Vergangenheit mit der Gegenwart verglich, zog ihm ein tiefes Schmerzgefühl durch die Seele; aber er wollte sich trinen Träumen hinge ben, er mußt', ein Mittel schaffen, um Raimond hegen die doppelte Gefahr, der er ausgesetzt war, zu vertheidigen. Mit i>er, welche, das Vermögen ves Atrmsien verschlingen sollte so ernst « sie war konnte er sich für den Mo- nien! nicht befassen. Das was Rai- j monds Ehre bedrohte, drängte viel mehr zum Einschreiten, den» es konnte vorbereitet treffen und vernichten. Bernheimer mochte noch so gewissen haft mit sich zu Rathe gehen, er mochte die Sache drehen und wenden, wie er »» es auch anzustingen gedachte, immer die Möglichkeit eines Un bcils nahe', er dadurch anrichten konnte. Ploer« die Wahrheit sagen hieß ihn todten? sie verbergen, hieß. Lydia die Freiheit las?.'"-!?!" "gend eine schreMche Falle zu Nie zuvor, nicht einmal in den Zeilen /ei ner gewagtesten finanziellen KSiuvfe, hatte sich Bernheimer lo abgequält. Er gerieth fast außer sich, daß er aus Appetit und begab sich dann in den Klub, um dort den Abend zu ver bringen. Während Samuel darüber nach grübelte, wie er Raimonv die Augen öffnen könnte, kam ihm der Zufall zu Hilfe und arbeitete ihm vor. Ploerne fühlte sich, nachdem ihn der Bankier verlassen hatte, beunruhigter, als er es je seit seiner Berheirathung gewesen war, denn seine Zweifel be gannen festere Formen anzunehmen. Wieder lieh er die Ereignisse des ver flossenen Jahres an sich vorüberzie hen, und vas Herz krampfte sich ihm zusammen; als er nun alles in ande rem Lichte s«h, allein eine neue Be deutung beilegte. Die blinde Lvidrn sein würde. Er wurde fast verrückt über seinen Gedanken und versuchte es, wenigstens nicht mehr über die Vergangenheit nachzugrübeln; die Gegenwart bot ihm schon Trauriges genug. Aber wasi immer er auch anstellen mochte, um es> ihn: von beiden ist es ?" Und der sah er den Sterbenden vor sich, der sich weigerte, sein Geheimniß preis zugeben, und über dessen farblose Lip pen em furchtbares lächeln glitt, da» zu sagen schien: „Di« hast mir das- Le ben genommen, oben ich bin von,»orn h«rein gerächt!" Mit zerschlageinm Gliedern und zermartertem GeHirn erhob W Rai mond endlich VM dem Diwan seines Rauchzimmers.. Da er de« Muth nicht hatte, de« Blicken sei«? Frau zu begegnen, wollte er cwHer dem Hause speis« und ging ik ein Re staurant, UM im Klub niq« mit gleich gültigen Menschen rede« z» müssen. Er kehrte schon früh a>» Abend nach Hause zurück und für»«»«, eine ruhe lose Nacht verbringen »u müssen, abtr er war so abgemattet, daß er bis i« den Morgen hinein in einem schwer«» Schlaf lag. Um neun Uhr ritt er, ohne erst ei nen Blick in die Zeitung geworfen zu hoben, wie alltäglich, aus. Das Wetter war herrlich; leichte Weiß- Wolken bedeckten den Himmel, und aus dein Gebüsch des Gehölzes ström te Friihlinqsduft. A» solchem Tage war das Leben cm, Lust, und die v»r- nehme Welt, worunter Rel ter und Reiterinnen, begann den ersten Strahlen der Morgensonnc beschienene Allee des Poteaux zu fül len. Raimond tauschte aus der Ent fernung verschiedene Grüße aus und lenkte dann, da er das Bedürfniß nach Einsamkeit hatte, in die weniger be lebten Wege ein, die nach Bagatelle hinabführen. Er setzte sein Pferd in Trab und ritt das Nennfeld entlang bis zur Suresnes-Brücke, dann über hie Avenue Neuilly zurück nach dem Are de Triomphe. Eben wollte er in die Avenue Friedland einbiegen, als er aus einem Coupe, das den Champs Elysees zufuhr, eine Hand hinauswin ken sah. Raimond achtete nicht darauf, da rief ihm die wohlbekannte Stimme des Herzogs von Bligny, eines der Mitadministratoren des Komptoirs, Sus dem Koupe heraus: „Aber Ploer ne' so warten Sie doch! Warten Sie doch.'" Im selben Augenblick hielt der Wagen' am Rande des Trottoirs, und der Herzog sprang heraus. Raiinond streckte ihm die Hand entgegen. Bligny jcdoch fuchtelt mit den Armen erregt in der Luft he.'»m und fragte: „Was halten Sie von l>r Geschichte von ge stern Abend?" „Von was für einN Beschichte?" „Wie, Sie wisse« i'ech qar nichts davon? Haben Sie den» heute früh noch keine Zeitung gelesen, noch Nie mand gesproche?" „Nein, in ier That nicht. .Um was hauÄelt es sich denn?" „Ach, liebster Freund, u»t die Haus suchung, die gestern Abend vos der Polizei in den Büreaux des Konfi- „E'me Haussuchung?" „Ja, ein schändlicher Kniff der Re gierung, wie sich denken läßt, um das Sinken unserer Aktien zu erzwingen. Man hat die Bücher mit Beschlag be legt und spricht von einer Verhaftung Herzogs. Vielleicht sähe er schon im Gefängniß, wenn er sich nicht augen blicklich wegen-derAusgabe einer neuen bulgarischen Eisenbahnanleihe in Konstantinopes befände. Wird er jetzt überhaupt wiederkommen? Und wenn er nicht wiederkommt, was fan gen wir dann an?" Ploerne dachte betroffen: »Das also hat Bernheimer befürchtet. Er war gut unterrichtet und benahm sich als aufrichtiger Freund. Die Katastrophe hielt er jedoch gewiß nicht für so nahe bevorstehend, sonst hätte er mir keinen Moment des Aufschubs erlaubt." „Sie sagen ja kein Wort," schrie ihn Bligny an. „Sie müssen doch ebenso sehr davon berührt werden, wie wir alle. Wissen Sie, daß das Comptoir an der gestrigen Abendbörse unr fünf hundert Franken gefallen ist?" > „Wir find ruinirt, mein lieber Her zog," gab Raimond kalt zur Antwort. .Sie nehmen ja die Sache mit stoi scher Ruhe!" „Wie soll ich sie anders nehmen? Wrr müssen jetzt nur versuchen, den Hrrls aus der Schlinge zu ziehen." „Was mich am meisten ärgert, ist, törtz mein Schwiegervater, Herr Mou linet, seit sechs Wochen schon die Kri sis vorausgesehen und aus Baisse fpe kullrt hat.... Er virlor Unsummen, und ich habe ihn nett damit ausgezvg gen. Aber was er jetzt einstreicht, ver lohnt sich, und die Reihe zu lachen, ist an ihm!" „Was liegt Ihnen daran;"' erwi derte Ploerne bitter. „Er wird lachen un» für Sic bezahlen müssen." „Mein Bester, es läßt sich ja noch gar nicht absehen, wieweit! un» di- Gesichichte führen kann. Jch begegnete eben Tresorier, der wie ein Verrückter nach seinem Bureau rannte:. Er he hcmptete, es sei leicht möglich.Vah'man schnn morgen nicht mehr verkaufen läirne. Wir sind in Händen, die uns nicht mehr locker lassen:?'' „Da müssen wir uns vertheidigen." „Wenn es uns gelingt. Win werden heilte im Laufe des Tages eine Sitzung haben. Champ-Dku hat es mir-sagen lassen. Sie werden ebenfalls dazu eis geiaden werden.... Nein, daß Sie noch gm nichts wußten. Armer Freund, es thut mir so leid, daß ich der Ueber ! bringer einer so traurigen Botschaft ! sein mußte! Leben. Sie wohl,, und aus Wiederschen!" ! Bligny stieg nun wieder in fein Koupe, und Ra-mond setzte seinen Weg ' fort. Er fand in der schlechten Nach ! richt ein- Ablenkung für seinen grau > famen Kumn.tr. Was galt ihnr der ! Verlust des Geldes im Vergleich zu ! seiner Herzeilswunde. Seine abgc i spannten Nerven wurden durch die Nothwendigjtit, sich mit'dem Esmp > toir zu beschäftigen, wieder aufgerüt telt. Bei seiner Geschästsunkrnntniß tonnte er zicht glauben, datz, der Zu sammensturz ein so vollständiger fein sollte un>» daß die werthvoktrir Pa piere in ivenigen Ä>gen i>s ein Nichts zusamm«i>sallen kmmten, wie eil» gro ßer, dusch den AtMm der Spekulation aufgebÄsener dm ein Stcckindelstich in ein paar Seku rden leerT E< drängte ibn nach Hause, denn in '«r ihn plötzlich von neuem ersas scrixn Aufregung erschienen ihm selt same Fragezeichen, ans die eine Ant vwrt zu f«de», er kaum erwarten jcnn'.e. folgt.) Ein russischer Volkswirth be» rechnet die Kosten, welche für Europa aus dem betwffneten Frieden ent springen, auf P2,(XX>,(XX),(XX) das Jahr.' Aladstone erklärte kürzlich ei nem Besucher, daß er zu alt sei, um sich irgend eine Meinung über die „neue Frau" zu bilden, und daß sein „Ideal" einer Frau sich in den letz ten siebzig Jahren nicht geändert hab«. Mr die Kiiche. Kartoffeln. Abge kochte sartofsem aeschält und in Scheiben gtschnltieil. wir» ein braunes Einvttnti gemacht, in dem klein geschnittene Zwiebeln dunkelgelb geröstet werden, Fleischbrühe wird auf gefüllt, Salz, Pfeffer, ein Stückchen Citronenschale und Essig werden da zugegeben, das Ganze zu einer dicken Sauce angerührt, die Kartoffeln hin eingethan und indem man noch heißes Bratenfett hinzufügt, aufgekocht. Eig nen sich zu Ochsenfleisch, frischen Le ber- und Blutwürsten, gebacken» Kalbsleber und anderem mehr. Bickelst e i n e r. Man legt in einen Tiegel eine nicht zu dicke Lage Ochsenmark, dann eine Lage saftiges, in kleinere Stücke geschnittenes Och senfleisch (am besten Filet), streut Salz und nicht zu viel Paprika dar auf, gibt Petersilien- und Sellerie- Wurzel, Lauch (Porree), gelbe Rüben und Zwiebeln dazu und bedeckt es mit in Würfel geschnittenen Kartoffeln. macht man eine Lage Hammel fleisch, recht saftig und ebenfalls in Stücke geschnitten, gibt Salz, Papri ka, Wurzelwerk, gelbe Rübe und Zwie bel, sowie eine Lage Kartoffelwürfel. welches ebenfalls in kleinere Stück« geschnitten wird, worauf wieder Salz, Paprika, Wurzelwerk, gelbe Rübe and Zwiebel und obeSauf noch eine Lage Kartoffelwürfel kämmt. Der Tiegel damit es nicht weich gekocht. Fertig ist das kräftigt und »ohlschme ckende Gericht, wenn die oberen Kar toffeln weich sind. Man darf jedoch Nicht zuviel Paprika u/ld nicht gar zu- Siel W«rzelwerk nehmen und lein Nasser daran schütten, da das Ganze selbst genügend Brühe zieht. Man trägt es mit dem Tiegel «Us. Theebrot. Ein Pfund Mehl wird' in eine Schüssel gesiebt, dann löst 1 Unze Hefe in Mein halben Pint lauwarmer Milch cMf, schüttet es in dk Mitte des Mehls, verrührt das Teiglein ein wenig unddläßt' das Hefen stink-aufgehen. Dam.-gibt man 4t Unze Butter (schaumig gerührt). Ä Unze Zuikr, etwas Satt: und Z Eier dazu, arbeitet die MaHe tüchtig durch, läßt «sie nochmals ausgehen und formt eins otisr mehrere kleiae Brote daraus. Ehe: man diefelben"mit Ei gelb bestreicht,. lcrßt man sie nvch eine kleine Weile r>«n dem Ofen aufgehen und backt sie -mf gebuttertem, mit Mehl gestäubtem Blech bei müßiger Hitze. Größere' Brote zu feinen Schnitten aufgeschnitten und noch mals leicht im Ofen geröstet, schmeckn delikat zu einer Tasse Thee und-laffen sich länger aufbewahren. FaschingsS r a p 112 e n. Ein Pfund Mehl, etwas Hefe, in lauwar mer Milch aufgelöst, und so viel Milch, daß ts ein geschmeidiger Nig wird. Das Alles gut durchwirkt und gehen lassen; nachher dazu: 3 Eidot ter, etwas Salz, knapp 2 Unzen But ter, 2 Eßlöffel Zucker, die Schale ei ner halben Citrone und noch etwas Milch. Alles gut schlagen, bis sich der Teig von der Schüssel löst., Mn läßt man ihn nochmals ausgehtn, rollt ihn halbfingerdick ans,sticht rmr» de Krapfen aus und bäckt sie in 'sie dendem Schmalz. Kalt speise von Aep-FeLn. Man koche ein recht schönes Apsel muß von 2 Pfund Aepfel, etwas Ci trone (Saft und Schale) uird' 1j Quart Wasser. Zu diesem Apfelmuß rühre man nun 11 Unzen Zucker und 3 Unzen rothe Gelatine, die man in kochendem Wasser' aufgekocht > hat. Man kann die Speise hernach stützen oder in einer Glasschale rinrichtellnund gebe eine Vanillecröme dazu. Rollmöpse. Die Hernrge wn> Stlinden in Wasser gelegt.. Dann grätet man sie aus und biegt sie glatt auseinander, legt feingeschnittene Zwiebeln und Pfeffer darauf, rsilt sie Hölzchen fest. Die Milch zerrührt man mit Essig, gibt Nelken, .Ärbeer blätter, Zwiebeln, Pfeffer un«: etwas Oel dazu und schüttet es darüb». In 2 bis 3 Tagen darnach smdzvj« He- (Mayonnaise)). Vier Eigelb werden «ine Stuni»d »«mög lich auf Eis kalt, gestellt.' ein- halbes Pint Olivenöl tropfenweife »it sil bernem Löffel hineingeiMt; so daß es eine steife Masse Wied. Nun gibt man eine Messerspitze reißen Pfeffer, etwas Salz, ein Lique«urgläschen Rum und eine halbe Tysst zerlassene saure Sülze oder Esslg dazu, rührt stellt die Sauce kalt, welch« dickflüssig und von angenehm si!u»tichem Ge schmack stin soll. Bor »em Anrich ten streicht man di«>Mayonnaise über den blas gesottenen nnd erkalteten Fisch, verziert denselben noch mit Sardallen, Essiggurke«, rother Splze (Aspik), hartgesottenen und in Keine längliche Stücke geth-itten Eiern, grü nen» Salat und richtet an. Anstatt Fisch kann man »uch Humir«er oder Hühner »ehmen. Die sich vier btt fünf aufbe wahren. muß aber sehr klt gestellt werden.. Mtlderungszrund. Richter (zum Ditb): Es ist bewiesen, daß Sie das Geld gestohlen haben. Hoben Sie «inen Milderungsgrund anzugebe»? Dieb: Ach. Herr Rich ter, ich konnte nicht anders handeln, ich mußte das Geld um jeden Preis haben! Richter: Wozu» Dieb: Meine SchwikgermlMn WsW venei» 3