2 Sparen ohne Entbehren. ' Die nur zu oft gehörte Klage, daß nicht auszukommen, daß man unge achtet der Entbehrungen aller Art es nicht zu einem Spargroschen bringen lönne, daß der Blick in die Zukunft ein trostloser sei. ist fast landläufig geworden. Die Begriffe „sparen, aus reichen, entbehren" sind eben sehr rela tive. Es giebt die mit schaftlich Gleichgestellten kaum zur Be streitung der Wohnungsmiethe hinrei chen würde, den ganzen Haushalt be streiten, sie können alljährlich eine Sommerwohnung beziehen; sie hören im Winter Concerte, besuchen Theater und wenngleich sie sich mit einem be scheidenen Platz begnügen müssen, fällt es ihnen nicht ein, mit ihrem Schicksal zu grollen. In dem Be wußtsein, einen echten, herzerfrischen den Genuß gehabt, sich amüsirt zu haben, gehen sie tags darauf frisch und freudig an ihre Arbeit, von neuem „sparend ohne zu entbehren, genie» Bend ohne zu verschwenden." Fern sei es von uns, diese Spargenies als Jde»almenschen hinzustellen. Wo bliebe Kunst und Wissenschaft, wo Handel und'Jndustrie, wenn alles spa ren wollte? Wer das nöthige Geld hat, soll der Devise folgen: Leven und leben lassen! Wer es aber nicht hat, der gehe bei unsern Spargenies in die Lehre und merke wohl auf, wie sie es machen. Die Spar-Theorie muß eine anerzogene, eine durch gute Beispiele von Kindheit an genährte sein. Wer das Glück hat, unter der Lei tung einer sparsamen, pflichtgetreuen Mutter, eines in geregelten Verhält nissen lebenden Baters aufzuwachsen, im Berkehr mit charakterfesten Men schen den Werth des Besitzes einer ge ordneten Lebensführung zu erkennen und selbige zu üben, der ist reich zu nennen. Die junge Frau, die in die Ehe tritt, ist sich in den seltensten Fäl len der Pflicht bewußt, wie sie mit dem vom Manne oft recht schwer Erworbe nen zu schalten habe. Von seinen Einkünften, dem Stande seines Ver mögens, hat sie oft eine ganz falsche Vorstellung. Das unrechtmäßige Verlangen, das nur leider zu oft ge stillt wird, ist die Ursache, daß die Menschen so wenig zum Sparen kom men. Die meisten leben wie der triviale Ausdruck lautet von der Hand in den Mund. Der Frauen Einfluß als sparende, mehrende, er haltende Kraft ist noch in vielen Fäl len untsrschätzt worden. Es läßt sich mit wenigem gut haushalten, mit vie lem nicht reichen. Weniger Putz, mehr rationeller Sinn, mehr Verständniß der Lebensbedingungen. Eine richtige Küche führen, die dem Körper all die Stoffe liefert, die zu seinem Aufbau nöthig sind, ihr selbst vorstehen, selbst den Kochprozeß überwachen das liegt den meisten Frauen so fern. Und doch, was kann eine Frau, die zum Wohle der Ihrigen in der Küche Posta faßt, „ersparen, ohne zu entbehren." Entbehren wird sie vielleicht die Doc tor- und Apotheker-Rechnungen, all die Magen- und Verdauungs-Be schwerden, die durch mangelnde Auf ficht und schlechte Kochkunst ehedem er zeugt wurden und bedenkliche Störun gen des Organismus' im Gefolge hat ten, sparen wird sie zum Wohle de? Ihrigen, denn wenn all die guten Suppen unverdünnt den Kindern zu gute kommen, die unverfälschte Milch ihnen von Mutterhand gereicht wird, da braucht es leiner Leckerbissen, die kräftige Kost ersetzt die leckere; sie dient dem Aufbau des Körpers, schafft gesunde, willenskräftige, körperlich und geistig gesunde Menschen, wäh rend die rassinirte, theure Kochkunst den Magen verweichlicht und die Säfte verdirbt. Und wenn die ge strengen Eheherrn sehen, wie die Frau mit Ernst und Würde und richtigem Verständniß überall selbst thätig ist, Spartalent, das sie entfaltet, der Geist M echter Poesie das Haus belebt, wie W alles vom goldigen Scheine der Zu- W friedenheit durchleuchtet ist, da wird auch ihnen, und gehörten sie selbst zu den leichtfertigsten, ein Verständniß Medessen aufgehen, was die -Frau mit ihrem unermüdeten Wirken beabsich tigt: Sicherung des Familienwohl standes, Wahrung der Familienehre, Freude am einfachen, mäßigen Ge nuß! Mein« erst« Liebe. Sie war so schön, sie war so jung, Und liebte mich so sehr: „Dich oder keinen!" rief sie oft, Sonst stürz' ich mich in's Meer!" Im nächsten Jahr war sie verlobt Dem reichen Banquier, Die Hochzeitsreise machten sie Bald an die blaue See. » Dott hat sie sich in's Meer gestürzt Zu halten ihren Schwur; Doch,— weil das Leben gar so schön, — So— badete sie nur! Kochkunst-Zeugniß. Unsere Köchin ist unwohl, heute habe ich gekocht. Warte noch ein wenig, ich werde vorher noch eine Virginia rau chen. Aber, Fritz, da wirst Du Dir ja den Appetit verderben! Das be absichtige ich ja ...! Der Salon-Magya rember. No, hat, wie geht hajte, Frau Mutter? Mein Gott schlecht! Mit achtzig Jahren ist 's nicht anders! Asche war der Mensch und zu Asche muß er werden!... Do sind ober, li6r«>in nllusnno, Gnädigste thajl tvaise im Irrthum, denn ich Hobe ge hört, daß der Mensch nicht Ochse, sondern Offe war. , , i Elle» Ereilmore's Heiraty. Vlin L. v. Kropss. Eklen Greymore lag in einem Scha ukelstuhl auf der weinumrankten Ve randa ihrer Newport Eottage und wiegte ihre herrliche Gestalt, die ein Kleid von weißem Wollstoff knapp umschloß, auf und nieder, während ihre Blicke träumerisch über das be wegte Meer hinschweiften. Von Zeit zu Zeit warf sie „Nell", ihrem kleinen Eeidenspitz, der wenige Schritte von ihr auf einen Stuhl gesprungen war, Bonbons zu, von denen sie auch hin und wieder naschte, „Tantchen," rief sie einer im ansto ßenden Zimmer mit dem Ordnen von Blumen beschäftigten älteren Dame zu, „eben schlug es vier und Fred hat mir gestern hoch und theuer geschwo ren, daß er bestimmt um drei hier sein wollte. Und wir haben noch so Wich tiges für morgen zu besprechen!" '„Du wirst Dich gewiß noch recht oft über Freds Unpünktlichleit ärgern müssen, liebes Kind." erwiderte die Angeredete, während Ellen aufsprang und ungeduldig auf der Veranda auf und ab ging. „Wenn Deine lieben Eltern noch am Leben wären, so glau be ich nicht, daß sie diese Partie zuge geben hätten. Du weißt ja selbst, wie alle Welt von Deiner plötzlichen Ver lobung überrascht war. Der hüb schen, reichen und sonst so klugen Ellen hat man doch einen anderen Geschmack zugetraut! Wenn ich nur wüßte, was damals zwischen Dir und Mr. Treyor vorgefallen ist! Diese Brookdales aber spielen weder eine Rolle in der Gesellschaft, noch besitzen sie nennens werthes Vermögen. Dazu noch Freds stete Unpünktlichleit; Du wirst Dei nem Stolze noch manches Opfer brin gen müssen, ehe Du Dich daran ge wöhnt hast." „Mag sein," erwiderte Ellen, indem sie an die Brüstung der Veranda trat und den Fahrweg entlang spähte, wel, cher zwischen deni Garten und dem Seestrande zur Bahnstation führte. „Jedenfalls haben wir uns gern und das, denke ich, ist für uns beide die Hauptsache. Außerdem ist es am Tage vor der Hochzeit wahrlich zu spät für dergleichen Betrachtungen. Endlich, endlich scheint er zu kommen." jubelte sie auf, „da hinten biegt ein Eab um die Ecke. Ja er ist's!" Schnell eilt sie, vom laut bellenden Nell gefolgt, die Steinstufen hinab in den Garten, um ihren Verlobten am Gitterthore zu empfangen. „Gott sei Dank, da bin ich, mein Herz!" Und heraus aus dem Wagen springt ein junger, mit sorgfältiger Eleganz gekleideter Mann, der Ellen's Hand ergreift und respektvoll an seine Lippen führt. „Verzeih, Darling, daß ich mich wieder einmal verspätet habe, Du bist mir gewiß sehr böse darüber! Aber dieses Mal kann ich bestimmt nichts dafür. Wenn es Dir recht ist, begrüße ich zunächst Tante Hetth, nach her können wir ungestört zusammen plaudern und alles Nothwendige'für morgen besprechen." „Gewiß bin ich ungeduldig gewor den, lieber Zred, das kannst Du mir nicht verdenken. Versprich mir, daß es heute das allerletzte Mal gewesen ist." „Ja, Ellen, ich verspreche es Dir. Du wirst sehen, daß ich als glücklicher Ehemann alle meine üblen Angewohn heiten ablegen werde." Während dessen waren sie dem Hause zugeschritten. Auf der Veranda be grüßte Fred Vrookdale Tante Hetty. „Unverbesserlicher Fred ! Du mußt..." „Laß es gut sein Tantchen," unter brach sie Ellen begütigend und für ih ren Verlobten Partei ergreifend, „Fred weiß schon langt, daß er sich nicht all zu großer Sympathien von Deiner Seite zu erfreuen hat. Doch genug davon! Komm Fred," fuhr sie, sich wiederum in den Schaukelstuhl nieder lassend, fort, „hier fetz Dich auf das Tabouret und erzähle mir von Deinen Erlebnissen. Nicht wahr, Tantchen, Du bist so gut, Bill zu sagen, daß er i Ellen besorgt, „am Hochzeitstage soll ' test Tu doch gar keine Gedanken für diese langweiligen Geschäftssachen ha- ben. Bedenke doch, wenn Du länger in Boston aufgehalten wirst und mich hier zum Gespött aller Hochzeitsgäste auf Dich warten läßt! Ich würde umkommen vor Scham!" „Aber Darling, was denkst Du! Quäle Dich nicht unnöthig. Ich muß „Auf der Hochbahnstation traf ich Ed. Beysleyz wir frühstückten zusam men im Hoffmann-Hause und fuhren Eentral-Park." - „Habt Ihr Bekannte getroffen?" serer Verlobung, da er sich ein Jahr lang in der Welt umhergetrieben hat. Er war natürlich sthi überrascht, der gute Junge. Selbstverständlich habe ich ihn zu morgen eingeladen und das Versprechen abgenommen, zu kom men. Was den nur im vorigen Jahre veranlaßt hat, so Knall und Fall nach Europa zu reisen, ohne sich von seinen nächsten Freunden zu verabschieden. Auch gestern wollte er nicht mit der Sache heraus." „Es muß wohl etwas ganz Beson deres gewesen sein," erwiderte Ellen, nicht ohne eine leichte Verlegenheit zu verrathen, die aber ihrem Verlobten, der gerade Nell liebkoste, entging. „Uebrigens, wann geht Dein Zug?" „Um sieb«, Uhr." „Dann ist es die höchste Zeit, daß wir noch ein paar Einzelheiten für morgen durchsprechen. Jedenfalls will ich gleich nachher an Mr. Smith schreiben und ihn bitten, daß er sich morgen lurz vor Zwei zur gesetzlichen Eheschließung hier einfindet." „Bin mit all' Deinen Anordnungen einverstanden, Darling." Darauf gingen sie zusammen die Liste ihrer Gäste durch und trafen noch Vorbereitungen für den solgendenTag. Zur Minute pünktlich meldete Bill das Diner, welches in lebhafter Unterhal tung verlief. Kurz vor sieben Uhr fuhr der Wagen vor, der Fred zur Bahnstation bringen sollte. Bis zum Gitter gab ihm Ellen das Geleit. „Nicht wahr, Fred, Du bist morgen bis spätestens ein Uhr hier! Ich weiß nicht, was ich thäte, wenn Du mich in diesem Moment auf Dich warten lie ßest. Das wirst Du Deiner Ellen nicht anthun!" „Sei unbesorgt, liebes Herz, mach Dir nicht unnöthig schwere Gedanken! Adieu, Ellen Darling!" Sie nahmen von einander Abschied, Fred sprang in den Wagen und war nach wenigen Au genblicken Ellen's nachschauenden Bli cken entschwunden. Die Zeiger der Uhr näherten sich der zweiten Nachmittagsstunde. Im fest lichen Brautgewande, das stolze Haupt mit dem Kranze und wallendem Schleier geschmückt, geht Ellen Grey more in ihrem traulichen Boudoir er regt auf und nieder, während Tante Hetty in den unteren Räumen der Cot tage die letzten Vorbereitungen zum Empfange der Gäste überwacht. Ein Wagen fährt vor, Mr. Smith ist ge- Jn ängstlicher Spannung tritt die junge Braut an's Fenster und schaut sam und verlassen liegt der sonnige Fahrweg da. Mit tiefem Seufzer sinkt Ellen auf den Sess«.l nieder und sieht, den schönen Kopf leicht mit der Hand stützend, thränenumflorten Bli ckes auf das weite Meer hinaus, dessen dumpfes Brausen deutlich zu ihr her übertönt. Heute war es gerade ein Jahr, daß sie an jenem köstlichen Sep temberabend auf einM Spaziergange am Strande des Meeres George Tre vor in übermüthiger Laune von sich gewiesen. Und als er, der seit dem ersten Tage ihrer Bekanntschaft zu stolz gewesen, sich wie die meisten An deren vor ihren Siegeswagen zu span nen, gegangen, ohne auch nur einmal nach ihr umzuschauen, da hatte zum ersten Mal in ihrem Leben ein wildes Weh ihr Herz durchzuckt. Monate wa ren dahingeflossen, ohn« daß von Georg« Trevor, den sie auf Reisen in fernen Ländern wußte, irgend welche Nachrichten zu ihr gedrungen waren. Während des folgenden Winters, den sie in möglichster Zurückgezogenheit verbrachte, hatte Fred Brookdale zu dem kleinen Kreise der wenigen Be vorzugten gehört, welche von ihr em pfangen zu werden pflegten. Durch fein stets fröhliches Geplauder und munteres Wesen hatte er es verstanden, die bekümmerte Ellen zu erheitern und war in ihrem Hause ein stets gern ge sehener Gast geworden, mit dem sie bald eine herzliche Freundschaft ver band. Das Frühjahr kam und plötz lich hieß es zur allgemeinen Ueberra fchung, die schöne, reiche Ellen Grey more habe sich verlobt und Fred Brookdale sei derjenige, dem es gelun gen, das Herz der stolzen Erbin zu ge winnen ... Die Bouleuhr auf dem Kamin schlägt zwei Uhr und läßt Ellen aus ihren Gedanken emporschrecken. Wa gen auf Wagen rollt heran und das Haus füllt sich mit Gästen. In heftiger Erregung springt die unglückliche Braut auf und durchmißt, den Händen windend, das Gemach. „Fred, Fred! warum hast Du mir das gethan!" entringt es sich ihren den hervorbrechenden Thränen kämpft. „Aber Kinder, wo bleibt ihr denn?" Herein tritt in großer Aufregung Tante Hetty. „Um Gottes Willen, Ellen, was ist Dir? Wo ist den Fred?" „Noch immer nicht hier!" „Auch keine Nachricht von ihm?" „Nein Tantchen! Aber thu mir den einzigen Gefallen und laß mich jetzt Gästen." „Wie Du willst, mein armes Kind!" In stummer Vcrzweislung ringt die schöne und sonst so stolze Ellen die Hände, während Minute auf Minute verrinnt. Plötzlich überkommt sie eine ungeahnte Ruhe. Festen Schrittes und erhobenen Hauptes geht sie zum Schreibtisch, ergreift eir e ?»eder, wirft schnell einige Zeilen auf das Papier und couvertirt eS. Dann schellt sie nach ihrer Zofe, die sofort erscheint. „Hier Anny, übergib sofort diesen Brief Mr. Trevor, erwarte ihn aus dem Eorridor und führe ihn hierher." Einige Minuten vergehen in bznger Erwartung. Dann öffnet sich die Thür und herein tritt ein schlanker,von gesenktem Blick einige Schritt« entze gen war. tief «rnciat. „Miß Grehmore, Sit haben mich zu sich befohlen..." „Mr. Trevor. ich wollte eine Frage an Sie richten... Denken Sie noch ebenso, wie gerade heute vor einem Jahr? Oder haben Sie die Ellen, die Ihnen damals trotz allein von Herzen gut war. ganz und gar vergessen?" „Nein Ellen, vergessen habe ich Sie nicht... Aber ich verstehe nicht, was soll die Frage?» „George, ich frage Sie, wollen Sie für immer an die Stelle von «Fred Brookdale treten, der mich heute dem Hohn und Gespött unserer Gäste preis gegeben?" . „Ellen, theure Ellen! Das Gluck, das unendliche Glück! Ich vermag es nicht zu fassen!" ruft er jubelnd, in dem er die Arme ausbreitet und die schluchzende Braut umfängt. Hand in Hand tritt das Brautpaar in den Kreis der Gäste, die staunend die veränderte Sachlage vernehmen. Schnell vollzieht Mr. Smith die ge setzlichen Formalitäten und das Paar tritt, gefolgt von den Gästen, vor den Altar, um den Bund für das Leben zu schlichen. Kaum ist das Amen deS Geistlichen verhallt, da rollt im schar fen Trabe ein Wagen auf die Rampe. In fliegender Hast stürmt Fred Brook dale die Stusen hinan... zu spät! Die linke Hand. Mit großer Spannung verfolgte man einen Mordprozeß, welcher sich im Jahre 1823 in England abspielte. In der kleinen Stadt Wisbach lebte ein wohlhabender Arzt und Natur forscher. welcher Hunston hieß. Der selbe führte ein stilles zurückgezogenes Leben und besaß einen Sohn, welchem er eine vorzügliche Erziehung hatte zu theil werden lassen. Dr. Hunstons Haus stand nicht weit vor den Thoren der Stadt und war von einem großen dichtbeschatteten Garten umsäumt. In unmittelbarer Nähe wohnte der mit dem Arzte eng befreundete Advokat Terwhit. Dr. Hunston hatte lange Jahre in London praktizirt gehabt, als er sich eines Ta ges bei einer sehr schwierigen Opera tion mit dem Messer in die rechte Hand schnitt, worauf der ganze Arm imputirt werden mußte. Neben dem Sprechzimmer des Arz les befand sich das Schlafzimmer und letzterem gegenüber das Studirzim mer. In diesem befand sich ein anti ler Schreibsekretär, in welchem sein Besitzer alte Juwelen und sonstig« Werthsachen, Andenken von theuren Verstorbenen, aufbewahrte. In dem gause wohnten ein Kutscher, ein Gärt ner und ein alter Portier, welch letz terer für die Ruhe des Hauses stets zuf das Gewissenhafteste besorgt war. .Die Diebe mögen nur herbeikommen, wenn sie Lust haben!" pflegte der alt« Mann oft scherzweise zu äußern. Es war am 16. August 1823. Herr hunston junior war von der Fakultät zurückgekehrt und war nach London gegangen, um dort einige Freunde zu besuchen. Der Advokat hatte wie schon öfters mit seinem Intimus bis S Uhr Abends zusammengesessen. Dann hatte er noch gesehen, wie der Portier das Haus wieder abgeschlos sen und daraufhin verschwunden war. Dr. Hunston war ein Frühaufste her, und als keiner der Bediensteten ihn um 8 Uhr zu sehen bekam, gerieth man in die größte Bestürzung hier über. Um 9 Uhr holte man den Ad vokaten. und dieser rieth, die Thüre des Schlafzimmers des Arztes aufzu brechen. Und nachdem dies geschehen, trat man behutsam ein. Man fand Dr. Hunston todt in sei nem Bette vor! Friedlich schlummerte der Hund bei der Leiche seines Herrn. Der Schreibfekretär war seines ge sammten Inhaltes beraubt worden! Man prüfte sodann die Fenster des Schlafzimmers, allem Anschein nach war eines davon geöffnet worden, war es doch nur lose verschlossen, und eine Scheibe davon war eingedrückt. Un ter dem bewußten Fenster lag ein Blumenbeet, in welchem die Eindrücke eines Knies und der linken Hand ei nes Menschen deutlich sichtbar waren. Der Bedienstete, welcher ganz nahe da von schlief, hatte in jener Nacht wohl ein leises Geräusch vernommen, das selbe jedoch dem heftigen Winde drau ßen zugeschrieben. Terwhit war ein ebenso gefürchteter wie gewiegter Jurist. Man erwartete tes sei» müsse, des Räthsels Lösung zu finden. Er stellte sich folgende Thesen auf: 1. Der Einbruch konnte nur durch das in Rede stehende Fenster ausge führt worden sein. Seine Höhe vom Garten aus betrug mindestens zwölf Fuß. Die Spuren des Knies itnd der linken Hand im Beete konnte» nur von einer Person im Fallen herrühren, und diese war zweifelsohne der Raub mörder gewesen, als er nach voll brachter That wieder seinen Rückweg angetreten hatte. 2. Der Hals des Arztes wies Stickwunden auf, und der Mörder mußte auf dessen rechter Seite geftan -3! Die Lage des Messers an der linken Bettseite, wo der Mörder sich niedergebeugt hatte, bewies, daß er ebcn«auf jener Seite gestanden, als er 4. War der Mörder links? Dies konnte der Fall sein, aber weshalb war er dann nicht ebensogut auf die rechte 5. Hatte der Mörder nur eine Hand und zwar die linke? Dies war noch am sichersten anzunehmen. 6. Waren der Hund und der Mör der alte Freunde gewesen? Die Ruhe des bösartigen Thieres sprach hierfür. Die Stadt Wisbach liegt am Wasch, einem breiten gänzlich versandeten., an der Ostküste des Königreiches sich be kindlichen Meerbusen, in welchen ver schiedene Ströme sich ergießen. Biel Schiffmannsvolk wohnt daselbst. Eine halbe Meile von Dr. Hunstons Land hause wohnte ein alter, pensionirter Soldat mit Namen Joseph Harell, welcher seinen rechten Arm beim un vorsichtigen Gebrauche einer geladenen Flinte verloren hatte. Er war das Haupt einer Schmugglerbande, welche die Küste von Norfolk unsicher machte, und war für einen gar schlimmen Ge sellen weit und breit bekannt. Und da sich der Verdacht ohne Weiteres so fort auf ihn gelenkt, so Hatte man ihn in Gewahrsam genommen, obgleich es so gut wie erwiesen war, daß er sich zur Zeit der Mordthat ganz wo an ders befunden hatte. Terwhit nahm die Angelegenheit in die Hände und ließ sofort die Recher-i chen ergehen. Nach dem Willen des Testators hat te der ganze Nachlaß, einige kleine Le gate ausgenommen, in James Hun stons Besitz überzugehen. Man benachrichtigte den Sohn von dem Ableben seines Baters, und erste rer kam unverzüglich nach Wisbach. Unterwegs war er, wie er aussagte, vom Pferde gestürzt und trug die rechte Hand in einer Binde. Er logirte sich in einem Hotel ein, verblieb so lange, bis Alles geregelt war und kehrte dann nach London zurück. Den Ge richten über den stattgehabten Mord hatte er die größte Aufmerksamkeit gewidmet, ohne jedoch weitere Worte darüber zu verlieren. Nur als die Rede auf die Spuren im Blumenbeete kam, fragte er: „Ist es denn nicht möglich, daß die Spuren von meinem Baier selber herrühren? Er konnte da gefallen sein, denn Sie wissen ja Alle, daß er sich für die Gärtnerei und alles was damit verbunden ist, auf das Lebhafteste interefsirt hatte." Dies gab Terwhit zu denken, der Doktor war ein ausgesprochen sorglo» ser Mensch gewesen, und wenn er auf dem weichen Boden des Gartens hin gefallen wäre, so hätten dies doch je denfalls feine Kleider verrathen. Man untersuchte daher letztere auf das Ge naueste, doch absolut nichts war zu entdecken, daß es sich so verhalten hätte. Der Advokat ließ sich nicht irre ma chen und beschloß, alles daran zu setzen, der Sache auf den Grund zu kommen. Von Wisbach aus war James Hun ston nach dem nahe gelegenen Peter borough gegangen, um dort die Lon doner Postkutsche zu erwarten, da Ei senbahnen zu jener Zeit noch ein un bekanntes Ding waren. Am darauf folgenden Morgen traf der Postwagen ein, und Hunston nahm seinen Sitz neben dem Kutscher. Im Wagen sel ber hatte ein reicher, behäbiger Land mann Platz genommen. Als der Wagen in London einfuhr, auf lange. Im Stadttheil Holborn verließ James den Wagen und nahm sich ein Cab. In demselben Augenblicke tauchte der Landmann wieder auf. Hunston bemerkte ihn nicht. Ersterer nahm ebenfalls ein Eab und folgte unmittel bar hinterdrein. Zehn Minuten spti» ter befanden sich beide Wagen vor der Thüre des Gasthauses „Zum blauen Monde". Einige Tage darauf sagte der Land mann zur Wirthin des Gasthauses, ei ner stattlichen hübschen Dame in den besten Jahren, mit welcher er eine Lie beständelei begonnen hatte: „Ein hübscher Bursche scheint der Fremde zu sein, welcher da über mir logirt. Finden Sie nicht auch?" „O ja," erwiderte die Wirthin. „Wo hat er denn seine Pferde un tergebracht? Man bemerkt ja gar nichts von denselben." „Seine Pferde?" gab die Gefragte ganz verwundert zurück. „Ich habe bis jetzt nichts davon gesehen." „O, ich hörte nur zufällig," fuhr der Landmann in größter Ruhe sort, „daß er vom Pferde gestürzt und des halb gezwungen sei, seinen rechten Arm in einer Binde zu tragen." „Es kann wohl möglich sein," mein te die Wirthin. „Denn er war zwei oder drei Tage abwesend und kam mit der verwundeten Hand zurück." „Für einen so jungen, hoffnungs vollen Menschen muß dies recht schmerzlich sein! Er thut mir wirk lich leid." „Immerhin besser so, als wenn er die Hand verlor» hätte," unterbrach die Wirthin den Sprecher. „Ein Mal meinte Dr.Ardoble, der drüben wohnt, die Hand müsse wohl amputirt wer den, da sie zu stark verletzt worden sei." „Ein tüchtiger Mensch wohl, dieser Doktor Ardoble?" „Man behauptet es wenigstens." würde es für das Beste hal ten," plauderte der Landmann weiter, „einen anderen Doktor dieferhalb zu lonsultiren. Ich bin in großer Un ruhe hierüber. Doch will ich einmal zu Ardoble gehen und seine Meinung hören." Zwei Minuten später befand sich der um das Wohl eines ihm schein bar wildfremden Menschen so besorgte Landmann bei dem in Rede stehenden wohlrenommirten Jünger Aeskulaps. „Ich bin der Testamentsvollstrecker des Herrn Hunston senior," ssgte der Eingetretene, nachdem man einige ver bindliche Redensarten ausgetauscht hatte, „und es ist daher mein Wunsch, zu erfahren, ob Sie im Stande sein würden, die Hand des jungen Men-. schen, welcher der Sohn des Verbliche nen ist, zu retten." ~?lch bezweifle dies mein Herr!' antwortete Doktor Ardoble ernst. „Wissen Sie vielleicht, was die Ur sache der Verletzung oder Verwundung gewesen?" forschte der Landmann weiter. »Nicht im Mindesten!" versetzte der Arzt, „mein Client äußerte nichts hier über. und ich vergaß ganz, ihn darnach zu fragen, da er es, wie es schien, furchtbar eilig hatte. Offenbar war ein schwerer Gegenstand auf die Hand gefallen, denn diese war völlig zer- Mit einem schweren Seufzer ent fernte sich Terwhit wieder, denn er war der Landmann, und als er zum „Blauen Monde" Zurückkam, befanden sich zwei kräftige Männer in seinem Gefolge. Als er in das Haus trat, blieben Letztere vor demselben stehen. Auf der Treppe zum ersten Stockwerke stieß er auf die Wirthin. „Sie kom men mir wie gerufen, theure Missis!" rief er heiter aus, „haben Sie doch die Güte, sofort Herrn Hunston zu bitten, er möge so freundlich sein und sich auf einige Augenblicke zu mir bemühen." Die Wirthin verschwand, Terwhit gab seinen beiden Begleitern einen Wink, daß sie eintreten möchten. Und im nächsten Moment stand Hunston vor Terwhit und zweien Polizisten. Ueber den Anblick dieser Männer war er natürlich nicht wenig verwundert. „Mr. James Hunston," sagte der Advokat, „erkennen Sie mich, obgleich ich maskirt bin?" „Wahrhaftig, das ist ja Mr. Ter whit!" rief Hunston aus, welcher plötz lich sehr bleich geworden war. Hun ston hob seine linke Hand auf, doch der Advokat schlug sie nieder und sagte in seiner gewohnten phlegmatischenßuh«: „Nicht so, mein Herr! Man be zichtigt Sie des Mordes an Ihrem Vater, und diese Männer hier werden Sie in das Gefängniß abführen." Hunston, welcher stets «in leiden schaftlicher, zu allem fähiger Mensch gewesen, zog ein Pistol aus seiner Brusttasche. Da er aber nur die link« Hand gebrauchen konnte, so war er nicht im Stande, sein Borhaben aus zuführen. Im Nu hatten ihm die beiden Polizisten die Hände gefesselt. Des jungen Mannes Schuld war nun erwiesen. In Cambridge hatt« er sich einem lüderlichen Lebenswandel hingegeben und Spielschulden in be trächtlicher Höhe gemacht. Es stellt, sich heraus, daß am Morgen des 18. August ein Individuum mit einem Londoner Postwagen nach Norwich ge kommen war. Ein Hufschmied, dessen Arbeitsstätte eine halbe Meile vor Hunstons Landhaus entfernt lag, hatte einen jungen Menschen um L Uhr Abends vorüberkommen sehen. Kein Zweifel war vorhanden, daß de, Reisende mit dem Passanten, den de, Schmied in's Auge gefaßt hatte, iden tisch gewesen. Ferner die verwundet« Hand. Hunston verweigerte zwar jede Auskunft hierüber, doch war es klar, daß er feine rechte Hand auf das Fenstergesims gestützt, als er das Fen ster geöffnet hatte, um einzusteigen und beim Eindrücken der Scheibe sich di« Hand verletzt hatte. Die Lage dei Schnittwunde, das Oeffnen des Schreibsekretärs, die Spuren der lin ken Hand im Blumenbeete, Alles dies konnte man als Beweise zur Genüg« ansehen. Die Stimme des jungen Mannes hatte den Hund beruhigt, da sich Beide ja von frühester Kindheit an gekannt hatten und das Thier aus diesem Grunde nichts Böses zu wit tern vermochte. Und die Juwelen und sonstigen Werthobjekte hatten sich zum lig und theuer, daß er die Gegenständ« in des Arztes Sekretär am Abend vor dem Morde gesehen habe, als dieser iu sucht habe. » Hunston büßte seine schwere That am Galgen in Norwich. mächtigste der arabischen Brüderschaf ten ist die des Si-Mula-Taieb, die im Westen und Osten von Marokko bis Egypten und im Norden und Süden von Tunis und Timbuktu herrscht. Der Kaiser von Marokko ist dem Führer der Genossenschaft beinahe tri butpflichtig, und dieser hat seine Mo kaddem, seine Repräsentanten, überall in Algier, Tunis, Tripolis und selbst in Kairo. Der Mokaddem ertheilt den Uerd, die Rose, d. h. das Erken nungswort, den Befehl. Der Haupt agitator ist gegenwärtig der Mokad- Oberhaupt des ganzen Bundes ist Abd-e'-Selam; derselbe wohnt in ei nem fürstlichen Besitzthum nah« Tan ger in Marokko und leitet Alles. Er ist ein halbcivilisirter Mann, der lange in Paris gelebt hat. In häufigem und intimem Berkehr mit dem engli- Drummond Hay, verliebte er sich in die schöne Erzieherin der Kinder des selben und heirathete sie. Sein Sohn, der Erbe seiner geistlichen Macht, die so unumschränkt ist, wie die des „Al ten vom Berge", wird auf englische Art erzogen. Der Geheimbund er streckt sich auf 16 bis 20 Millionen Muselmänner. Ja so! A.: Siehst Du dort den Mann, den ich soeben gegrüßt habe? Der Brave hat mir während die Arme gegriffen!" B.: „Der sieht Was ist er denn?" A.: „Nacht wächter." ' ' Em Gvfer der Expedition gegen die Afchantis. Im Allgemeinen gelten die Expedi tionen. welche die Engländer von Zeit zu Zeit gegen wilde und halbwilde Stämme in Afrika und Asien unter nehmen, bei den Berufssoldaten nur als „Picnics" und in der That können derartige Expeditionen kaum Kriege genannt werden, denn von einem er folgreichen Widerstande gegen die gut geübten und vorzüglich bewaffneten Truppen kann seitens undisciplinirter Prinz Heinrich. Horden kaum die Rede sein. Die mei sten Opfer auf derartigen Zügen for derten gewöhnlich Tropenkranlheiteil gehärteten Soldaten auch von diesen, verhältnißmäßig wenig zu fürchten. Anders ist es mit solchen Officieren, die an das verweichlichte Leben Euro pas gewöhnt sind. An der jüngsten Expedition, welche die Engländer im , verflossenen November unternähmet, um die Afchantis zur Raison zu brin gen, nahm auch der Prinz Heinrich von Battenberg, ein Schwiegersohn der Königin von England, Theil, trotzdem ihm davon abgerathen würd« und er ist dem Sumpffieber, das jedem nicht acclimatisirten Europäer höchst gefährlich ist, erlegen. Prinz Hein rich wurde Anfangs Januar in Myrfa vom Fieber ergriffen und kehrte auf das dringende Anrathen der Aerzte an die Küste zurück, doch hatte das Fiebergift seine Vitalität bereits der art untergraben, daß es für ihn keine Hilfe mehr gab und er bald darauf der Krankheit erlag. Prinzessin Beatrice. Prinz Heinrich Moritz von Batten berg war am 5. Oktober 1888 geboren und stammte aus der nicht ebenbürti gen Ehe des Prinzen Alexander von Hessen und bei Rhein (geb. 1823, gest. 1888) mit Julie Gräfin Hauke, einer am 12. November 1826 zu Warschau geborenen Tochter des ehemaligen pol nischen Kriegsministers Grafen Moritz von Hauke. Am 23. Juli 1886 ver mählte er sich mit der Prinzessin Beatrice Mary Victoria Feodora, der jüngsten Tochter der Königin Victoria von England. Dieser Ehe entsprossen vier Kinder, drei Knaben und ein Mädchen. Prinz Heinrich, der von » den Engländern immer mit scheelen Augen angesehen war. wurde später von der Königin zum Gouverneur der Insel Wight sowie von Carlinbrooke Castle ernannt und in den englischen Ranglisten als Colone! geführt, trotz dem er in der activen Ar mee nicht angehörte. Seine freiwil lige Betheiligung an der Expedition gegen die Afchantis ist wahrscheinlich Wunsch, sich in den ükugen der Engländer gewissermaßen zu habili tiren, zurückzuführen. Niemand hat wohl geahnt, daß der in der Blüthe seiner Jahre stehende Prinz cin so trauriges Ende finden würde. Böses Kind. ! Herr: „Ist Mama zu Hause?" Ella: ein«n Schreck einjagen, werde ihr sagen, der Klapperstorch sei da!" Umschrieben. „Ich sah Sie neulich mit einer Dame im Thea ter. Wohl eine befreundete Dame?" „Nein, die Mutter meiner Frau!" Guter Rath. Vater der Braut: Können Sie denn auch eine Frau ernähren? Bewerber: O, ich denke. Vater der Braut: Wissen Sie was, meine Tochter frühstückt gerade in der Küche; ... gehen Sie hinüber und sehen Sie sich die Sache mal erst an! . >