2 Bange Sargen. > Wer nicht weiß, was es heißt, in Ibanger Sorge um dieses oder jenes theure Wesen, die unserem Herzen nahe stehen, zu zittern, ob nun die Bande des Blutes oder jene der Freundschaft uns mit denselben ver binde», der allein ist arm in des Wor tes vollster Deutung, denn er steht allein, selbst wenn ihn vielleicht ein großer Kreis Angehöriger umringt. Wer wüßte nicht, daß es der Sorgen gar vielerlei im Leben gibt, und es läU sich nicht in Abrede stellen, daß mit zunehmender Civilisation und mit «rweiterten Lebensanschaüunaen sich dieselben mehren! In sir guieii, cu welche, wenn wir sie auch jetzt im verklärenden Lichte des „Gewese nen" betrachten, doch ihre Schattensei ten gehabt hat, lebte man ruhiger unh sorgenloser, weil der Kampf um das tägliche Dasein lange nicht so ent wickelt war, wie heute; speciell die Frau wurde von diesem wenig oder gar nicht berührt. In der stillenHäus lichkeit spiekke sich ihr Leben ab, sie Menschen selbst schassen, läßt sich mit Thatkraft und ernstem Willen, bis zu macht sich dasselbe von frühester Ju gend an auch noch so unauffällig be merkbar, so ist es doch die Aufgabe der Mutter, dieses Talent an das Tages licht zu ziehen, es nach besten Kräften zu entwickeln und zu fördern, jedes Opfer für dessen Ausbildung zu brin gen. Ich spreche nicht nur von jenen Kindern, welche nach aller menschlichen Voraussicht von Jugend auf dazu ver anlagt sind, sich ihren eigenen Weg zu bahnen, sondern von dem Kinde im Allgemeinen. Ein wenig Klavier spielen, ein we nig Sprache sprechen, ein wenig Hand arbeiten anfertigen, das hat keinen Sinn, man bleibt dabei halb gebildet, ist zu nichts Tüchtigem zu brauchen und kann sich im Falle der Noth auch nicht sein Brot verdienen; wurde man aber in irgend einem Berufszweig, zu dem man Lust und Liebe hat, was im mer es auch sei, tüchtig herangebildet, dann braucht man der Zukunft nicht mit Sorge entgegen zu blicken. Wie sich auch die pekuniären Verhältnisse der Familie gestalten mögen, man wird sich seinen eigenen Weg bahnen können, was man lernt, das soll man gründlich lernen, man soll auch den Ehrgeiz besitzen, die höchste Stufenlei ter der Vollkommenheit in dem Fache erreichen zu wollen, welches man sich einmal vorgesteckt hat. Abgesehen da von, daß das Bewußtsein der eigenen Erwerbsfähigkeit dem Mädchen eine gewisse Sicherheit und Befriedigung gewähren muß, abgesehen davon, daß dieses Bewußtsein im schlimmsten Falle die nagende Sorge von ihrer Schwelle bannt, hat dasselbe auch noch eine andere Lichtseite, es reift und stählt den Charakter, lenkt ihn ab von jenen hirnlosen Tändeleien, welche das Leben so mancher Frau ausfüllen, die „Ichs". Ist das Mädchen zum Weibe herangereift, gestalten sich die Verhält nisse so günstig, daß es einem wohl so ist es ein Glück für sie, und es fäll! schnöden Lohn arbeite, wenn sie es nicht muß, aber das Bewußtsein, es zu können im Falle der Noth, ist eine rerseits bedacht sein, auch die Kinder, denen sie das Leben schenkt, zu wapp nen und zu- stählen, tüchtig und lei stungsfähig zu machen zum eigenen Glücke und zum Wohle der Gesammt heit. Zu viel verlangt. Ach, lieber Mann, laß doch den Doktor setzen lassen! Das fehlte mir gerade noch! Du hast Deinen Willen Dein Leben lang gehabt und jetzt willst Du Bankier Rosenbaum: „Was haben Sir gesagt? Die Vase soll nicht sein echt? Hat se doch mein Moritzche selbst mit gebracht aus Majolika!" Zweideutig. Assessor: „Neulich war ich -in der Stadt, wo ich als Student ein flottes Leben geführt nüchtern geworden!" Ein Kenner. Theatekdirec tor (zu einer Schauspielerin): „Also «ine Lösung des Contractes wünschen Sie, weil Sie sich mit dem Herrn Z. verheirathen wollen. Nun, ich rathe Ihnen, vorläufig blos Urlaub zu neh men." Offenherzig. „Nun, Männchen, wai hat Dir denn bei dem l'eutigen Mittagessen, das ich Dir ge mocht hab«, am besten geschmeckt?" »Der Senf!" - Selbstsucht. Eine Roniailstudic von Jeronie K, Jcrome. Sagte Brown eines Abends. „Es gibt nur ein Laster, und das ist Selbst?u cht." Jephson stand vor dem Kamin und steckte seine Pseise an. Er setzte den Tabak in Brand, man das Gchwesel holz in die Asche und sagte danit: „Und auch der Same aller Tugend." „Setz' dich hin und mach' dich an jetzt über den Roman. Paradorien sind der Geschäftsstunden un tersagt." JepbsSn dagegen, war in doktrinärer Cmnmung. „Selbstsucht," fuhr er fort, „ist nur ein anderer Nam« für den Willen. Jede That, die wir begehen gute oder böse ist durch Selbstsucht ver anlaßt. Wir sind barmherzig, um uns einen guten Platz in der anderen Welt zu sichern, und in dieser in gutem Rufe zu stehen, um unsere eigene Mißstim mung über Leiden, von denen wir hören, zn stillen. Ter Eine ist frennd lich, weil es ihm Bergnttgen macht, freundlich zu sein, ebenso wie ein An derer grausam ist, weil ihm Grausam kett Spaß macht. Ein großer Mann thut seine Pflicht, weil ihm das Be wußtsein erfüllter Pflicht innigeres Be hagen verursacht >ls das ä->les »i<-n>« ohne Pflichterfüllung. Ter religiöse Mensch ist religiös, weil ihm die Religion Spaß, macht, der mora lische Mensch moralisch, weil ihm bei seiner ausgeprägten Selbstgefälligkeit Ausschweisung Uebelbefinden bedeuten wurde. Sogar die Selbstaufopferung ist nichts als verschmitzter Egoismus' wir ziehen die seelische Exaltation der sinnlichen Befriedigung vor, die der entgegengesetzte Lohn wäre. Ter Mensch kann gar nicht anders als selbst, süchtig sein. Tie Selbstsucht ist das Gesetz allen Lebens Jedes Ding von dem entferntesten Fixstern bis zum kleinsten Insekt, das auf der Erde kriecht und seinen Kräften entsprechend den Kampf nms Tasein führt; und über dem All brütend schasst der Ewige Seinetwegen: so sieht das Uni versum aus." „Gieße dir ein Glas Whiskey ein," meinte MacShaughnaffv; „und sei nicht so fürchterlich inetaphhstsch. Ich kriege Kopfweh davon." „Wenn jede böse oder gute Handlung aus der Selbstsucht entspringt," er widerte Brown, „dann muß es böse und gute Selbstsucht geben: und ist deine Selbstsucht eine böse Selbstsucht, so Und so sind wir wieder da angelangt, von wo wir ausgegangen. Ich sage, Selbstsucht böse Selbstsucht ist die Wurzel alles Uebels, und das mußl Du mir zugeben." „Nicht immer," behauptete Jephson hartnäckig: „ich habe Selbstsucht kennen gelernt—Selbstsucht in dem gewöhn lichen Sinne deS Wortes —die gute Handlungen hervorbrachte. Ich kann euch ein Beispiel geben, wenn ihr wollt." „Hat es eine Mm-al?" fragte Mac- Shaughnassy schläfrig. Jephson überlegte einen Moment. „Ja," sagte er schließlich; „eine höchst praktische Moral—eine, die jungen Leuten sehr nützlich sein kann." „Solche Geschichte thut uns noth," sagte Mac-Shanghnassy und brachte sich in eine sitzende Stellung. „Da mußt Du zuhören. Brown." Jephson setzte sich auf einen Stuhl in seiner Lieblingsstellung, die Ellbogen aus die Lehne gestützt, und rauchte schweigend eine Weile vor sich hin. „Drei Menschen," sagte er, „spielen in dieser Geschichte mit; die Frau, der Mann von der Frau und der andere Mann. In den meisten Dramen die ses Genres ist die Frau der Haupt charakter. Hier aber ist der andere Mann die interessante Figur. „Die Frau ich bin ihr einmal de ich je gesehen habe und zugleich hatte sie den bösesten Blick. Das will in beiden Beziehungen viel sagen. Ich erinnere mich, daß ich einst, auf einer Wander schaft, zu einem allerliebsten kleinen Landhaus kam. Es war der denkbar netteste Platz. Ich brauche es nicht zu beschreiben. Es war ein Landhäuschen, wie man eS auf Bildern sieht, wie man sie aus sentimental»!! Gedichte» kennt. Ich lehnte mich über die sorgsam ge stutzte Hecke und genoß die Schönheit des Anblicks, als ich aus einmal unter dem niederen Dache ein Gesicht austau chen sah, das nach mir ausschaute. Es blieb nur einen Augenblick sichtbar, aber in demselben Augenblick war die Hütte häßlich geworden, und ich machte, daß ich sortkam. mich an den Borfall. ES war ein En gelSantlitz so lange, bis die Fran selbst daraus hervorsah: dann war man von der seltsamen Mißstimmung zwischen Behausung und Bewohner betroffen. Taß sie irgendwann einmal ihren Mann geliebt hatte, bezweifle ich nicht. Lasterhafte Franen haben gewöhnlich ihrer eigenen Schönheit nnd gesellschaft lichen Vorzüge wurde ihr Haus der Sain.nclplap der angelsächs!>chcn Gc sellschast, die fortwährend in der SIM wcchiclte. Die Franen konnten sie nicht leiden und kopjrten sie deshalb. inen waren, wie Narren. Sie lachte ihnen ins Gesicht und persislirte sie hinter ihrem Rücken. Ihre Freunde nannte» das geistreich. In einem Jahre erschien ein jpnger Englischer Ingenieur ans her Bildfläche, der' tr'genö welche Ka»ai-A»la»en zu beaufsichtigen hatte. Er brachte be achtenSwerthe Empfehlungsschreiben mit und wurde von der europäischen Gesell- Glied ausgenomnien. Er hatte kein be sonders glückliches Aeußere, war nicht sonderlich anziehend, besaß pher das Eine, dem wenige Frauen widerstehen können, Kraft. Die Frau sah nach dem Mann, und der Mann sah nach der Fran, und das Drama nahm seinen Ansang. Skandal durchfliegt wie ei» Lauf feuer beschränkte Gesellschaftskreise. Noch ehe ein Monat um war, bildeten ihre Beziehungen den Hauptgesprächs stoff in dem ganzen Stadtviertel. In weniger als zwei Monaten kam di« Sache dem Gatten der Frau zu Ohren. Er war, je nachdem man es ansieht, entweder ein außerordentlich gemeiner, oder ein außerordentlich edler Charakter. Er betete seine Frau an —wie Männer mit großem Herzen und schwachem Kopf öfters solche Frauen anbeten mit der Ergebenheit eines Hundes. Seine ein zige Furcht war die, daß der Skandal so anwüchse, daß er gezwungen würde, ' davon Notiz zu nehmen, und so Schmach unk Leiden über die Frau kämen, für die er sein Leben gelassen hätt«. Daß ein Mann, der sie sah, sie liebte, schien ihm natürlich; daß sie seiner selbst über drüssig geworden, erstaunte ihn nicht. Er war ihr dankbar, daß sie ihn einst eine kurze Zeit lang geliebt hatte. Was den andern Mann anbelangt, so war er dem Stadtgeilatsch ein Räth sel. Er versuchte nicht, die Sache ge heim zu halten; wenn er etwas ver suchte, war es seine Niederlage oder seine Eroberung zur Schap zu tragen ; es war in der That schwer zu entschei den, wie man es Er ritt und suhr mit ihr aus, er besuchte sie öffentlich und privatim (soweit man von privatem Zusammensein in einem erfüllt ist). Er überschüttete sie mit im Schluchzen erzitterte. „Komm' dicht zu >M und sag! es mir noch ein mal !" Wenn sie dann mit halbgeschlosse nen Augen dalag, stieß er eine Fluth leidenschaftlicher Worte hervor, die selbst ihre durstigen Ohren zu befrie brochen hatte. Eines Tages richtete ein intimer Freund frei heraus die Frage an ihn, Frau hegt, di« sich nicht klar darüber werden kann, ob si« ihn liebt oder nicht, so nennen wir diese Complieation eine Komödie: wenn aber die Frau es ernst meint, ist der Ausgang gewöhnlich ein tragischer. Sie fuhren sort sich zu sehen und In solchem Spiel der Einbildungs krast verließ sich der Mann hauptsäch lich aus seine literarischen Fähigkeiten,j Danach sollte sich die Gcselljchaj! j" einem Picknick an einem hübschen be waldeten Plätzchen, das etwa dreiviertel Steilen von der ersten Schleuse entfernt war, versammeln. Die Ceremonie deS Wasserhinein lassens sollte von der Frau, die ihres Gatten Stellung zu dieser Auszeichnung berechtigte ausgeführt werden. Zwi schen dem Fluß und dem Kanalansang war eine große Sandbank gelassen, die durch eine Röhrenleitung durchstochen war und diese Röhrenleitung war durch eine feste Stahlplatte geschlossen. Die Frau zog an dem Hebel, der diese Platte zurück zog, und das Wasser stürzte durch und fing an, sich gegen das Gitterwerk der Schleuse zu drän gen. AIS es Vne gewisse Tiefe erreicht uatte, wurden die ge hoben, und das Awsser ergoß sich in das tiefe Decken vor der Schleuse. Es war eine besonders tiefe Schleuse. Dii Gesellschaft sainnielte sich rings herum und beobachtete das langsam steigende Wasser. Die Frau sah hinun ter und schauderte; der Mann stand neben ihr. „Wie tief das ist", sagte sie. „Ja", antwortete er, „es saßt dreißig Fuß Wasser, wenn es voll ist". Das Wasser stieg zollweise höher. „Warum öffnen Sie nicht die Schleusenflügel und lassen es schnell hinein?" fragte sie. „Es würde nicht gut sein, wenn es zu schnell hineinschösse", erklärte er; „wir werden das Schleusenbassi» zur thüren am anderen Ende öffnen und so das Wasser durchfließen lassen." Die Frau sah sich die blanken Steinwände nnd die mit Eisen beschla genen Schleusenthore an. „Ich möchte wissen, was ein Mensch thun würde," sagte sie, „der da hinein siele, wenn Niemand in der Nähe wäre, ihm zu helfen." Der Mann lachte. „Ich glaube, er würde da unten bleiben," sagte er. „Komm, die Anderen warten auf uns." „Er zögerte noch einen Augenblick, um den Arbeitern die letzten Anweisun gen zu geben. „Ihr könnt nachkom men, wenn Alles in Ordnung ist," sagte er, „und könnt Euch etwas zu es sen holen. Mehr als Einer braucht nicht hier zn bleiben." Tann holten sie die übrige Gesellschaft ein nnd „Nach dem Frühstück brach die Ge üblich, auf; man wanderte gruppen weise und zu Zweien. Ter Mann, den seine Pflichten als Wirth bisher ganz in Anspruch genommen hatten, fort. Ein Freund schlenderte vorbei, der nämliche, der die Frage bezüglich Liebe und Eitelkeit an ihn gerichtet hatte. „Hast Du Dich mit ihr gezankt?" sragte der Freund. „Nein," erwiderte der Mann. Ich dachte," sagte der Andere. „Ich bin ihr eben begegnet; sie ging mit ihrem Mann, von allen Männern aus der Welt mit ihm ganz allein, und sie that höchst liebenswürdig mit ihm." Der Freund schlenderte langsam weiter, und der Mann setzte sich aus einen Baumstumpf und zündete sich eine Cigarre an. Er ranchte uud sann nach, und die Cigarre war zu Ende und er saß noch immer da. Nach einer Weile hörte er leises Rascheln in den Zweigen hinter sich, und als er durch die Blätter sah, sah er, die geduckte Gestalt der Frau durch den Wald kriechen. Seine Lippen öffneten sich, ihren Namen zu rufen, als sie den horchenden Kops zu ihm hinwandte nnd sein Blick ihr voll in's Gesicht fiel. Irgend et was an ihr, er hätte nicht sagen können, was, machte ihn verstummen, und die Frau kroch weiter. „Nach und nach nahmen die sein Hirn durchkreuzenden nebelhaft unkla ren Gedanken die Gestalt einer greif baren Idee an, und der Mann schritt, delll er ein paar Schritte gegangen war, begann er plötzlich zu laufen, denn die Idee hatte Klarheit gewonnen. Sie wurde von Minute zu Minute ila schneller, bis er zuletzt wie eiu Toller aus die Schleuse zustürzte. Als er dicht davor war, sah er sich nach dem Arbeiter um. der dazusein hatte, aber wäre in dein Rauschen des überstürzen den Wasser» verklungen. Er erreichte den Rand und sah hin unter. Fünfzehn Fuß unter ihm spielte sich in Wirklichkeit die furchtbare Vision ab, die er eine Meile entfernt in den Wälder» gehabt hatte; der Mann der Frau schwamm rund herum wie eine Ratte in einem Regenfaß. Der Fluß strömte gleich stark in das Schleufenbassin hinein nnd heraus, so daß die Oberfläche des Wassers gleich hoch blieb. Das Erste, was der Mann that, war, die untere Schleuse zu schlie ßen und dann die obere soweit eS ging, zu öffnen. Das Wasser sing an zu steigen. „Können Sie sich noch halten?" rief er hinunter. Der ertrinkende Mann wandte ihm ein Gesicht zn, das von dem Todes kampf und der Erschöpfung verzerrt war, nnd antwortete hauchend „Nein." Er sah sich nach etwas um, was er ihm zuwerfen könnte. Am Morgen hatte ein Stück Holz dagelegen, er er innerte sich, daß er darüber gestolpert war und sich beschioert halte, daß eS dort liegen geblieben wäre; jetzt fluchte er seinen Ordnungssinn. Etwa zweihundert Meter entfernt stand eine Hütte zum Gebrauch der Schiffsleute, die ihr Werkzeug dort ausbewahrteu vielleicht war es dorthin! vielleicht war da so gar ein Strick zu finden. „Nur einen Augenblick, alter Junge!"! rief er hinunter, „ich bin gleich wieder da." Aber der Andere hörte ihn nicht mehr. Sein schwaches Ringen hörte auf. Das Gesicht fiel aus das Wasser zurück, die Augen waren halb geschlos sen in mlider Apathie. Es blieb Jenem nichts übrig, als seine Reitstiefeln ab zuwerfen, hineinzuspringen nnd den htwußtlofen Körper im Sinken zu fassen- ~ , h , mit dem Tode um das Leben, das zwi ichen ihm IM» der Frau stand. Er war kein besonders gewandter Schwimmer, seine Kleider binderten ihn. er war von dem langen Laufen bereits ermattet, die Last i» seinen Armen zog ihn hin unter, das Wasser stieg so langsam, daß seine Qualen Dante's Hölle wür dig erschienen. Zunächst konnte er nicht verstehen, wie es zuging, aber als er hinunter blickte, sah er zu seinem Entsetzen, daß er die unteren Schleusen nicht vollstän dig geschlossen hatte. Jede einzelne stand etwa acht oder zehn so bereits sehr schwachen Athem nnd seine Stimme tönte nur in hundertfältigem Echo von seinen Gefängnißniauern zurück. Zoll für Zoll schlich der feuchte Strich an der Mauer höher, aber mit sMer Hkrast ging es schneller abwärts, ES kam Ihm vor, als ob sein Inneres zerrissen und langsam herausgezerrt würde; sein ganzer Körper lehnte sich gegen ihn auf und schrie: laßlknch sin ken und still auf dem Grunde ruhen. Schließlich tkat seine bewußtlose Bürde die Augen aus und starrte ihn verdutzt an und schloß sie dann wieder mit einem Seufzer; eine Minnte spä ter öffneten sie sich noch einmal und blickten ihn lange und scharf an. „Lasten Sie mich los,' sagte er, wir gehen sonst Beide unter. Sorgen Sie für sich selber." Er machte einen schwache» Versuch, sich loszumachen, aber der Andere hielt ihn fest. „Halten Sie sich ruhig, Sie Narr!" zischte er ihm zu; „entweder werden Sie mit mir gerettet, oder ich gehe mit Ihnen unter." So setzte sich der grimme Kampf schweigend fort, bis der Mann, als er aufblickte, den Stein ganz dicht über seinem Kopf aufragen sah. Er machte einen waghalsigen Sprung, berührte ihn mit seinen Fingerspitzen, hielt sich einen Augenblick in der Schwebe und sank. Kam zum zweiten Mal hoch und traft des hestigen Schuffes beim Auf steigen faßte er den vorspringenden Stein diesmal mit allen Fingern und blieb hängen, bis seine Augen den Ra sen erblicken tonnten, bis sie beide im ser sie leise umspülte. Nach einer Weile standen sie auf und sahen sich an. „Ein tüchtiges 'Stück Arbeit", sagte gefallen war? Sie haben wohl meine Frau getroffen?" „Ja", sagte der andere Mann. Ter Gatte saß da und starrte eine Weile auf einen Punkt am Horizont. „Wissen Sie, was mich morgen be schäftigt?" sagte er. „Nein," sagte der andere Mann. „Ob ich Sie umbringen sollte oder nicht?" „Mir ist," fnhr er nach einer Weile fort, „eine Menge albernes Geschwätz zu Ohren gekommen, und ich war ein fältig genüg, dem Glauben zu schenken. Ich weiß nun, daß es nicht wahr war, weil na, wenn es sich so verhielte, hätten Sie nicht so gehandelt, wie Sie gehandelt haben." Er stand auf und trat auf ihn zu. „Ich bitte Sie um Verzeihung," sagte er und reichte ihm die Hand hin. „Ich bitte Sie um Verzeihung," sagte der andere Mann, stand auf und ergriff sie: „wollen Sie so gut sein, mir bei den Schleusen behilflich zu sein?" Sie machten sich daran, die Schleuse wieder zu regnliren. „Wie kam es denn, daß Sie hinein sielen?" sragte der andere Mann und zog das untere Schleusengitter in die Höhe, ohne auszusehen. Ter Gatte zögerte, als ob ihm die Ertlärung schwer würde. „Ach," sagte obenhin, „meine Frau und ich Lachen „sie versprach mir einen „na, einen Knß, wenn ich eS fertig brächte. ES war thöricht von mir." Hand. „WaS kann ich mehr sagen, als Ihnen danken?" sagte sie mit leiser Stimme. „Die Andern entfernten sich und sie blieben allein. „Ich habe gehört, daß Du Dein Lebenaus'« Spiel gesetzt hast, um ihn z» retten?" sagte sie. „Ja," war seine Antwort. Sie sah zu ihm aus und schlug ihn dann mit der bloße» Hand in's Gesicht. „Wahnwitziger Narr, Sie!" zischelte sie- Er hielt ihrx weißen Arme sest und zwang sie hinter die Orangenbäume zu- Sie verlangten, daß ich Sie heirathcte und weil in Anbetracht des Geschwätzes, das über uns vmgcht, ich es schwer hätte vermeiden können; weil ich sürch tete, daß, wenn er nicht nzehr zwischen uns stände, Sie mir lästig werden könnten—vielleicht zwischen mich und das Weib treten würde», das ich liebe, sie, zu der ich jetzt zurückkehre. Ver stehen Sie mich nun?" ~Ja," sagte die Frau, und er ging. „Aber es gibt nur zwei Menschen auf der Welt," so schloß Jephson, „die es nicht für außerordentlich edel und selbstlos halten, daß er dem Gatten das Leben gerettet hat, u«d die sind er selbst und die Frau." Wörtlich geuommen. Er war BäckerMjAer und zwar ei ner von der allerbesten Art. Er ver theuerte das Brod wahrhaftig nicht! So große Schrippen, wie bei ihm, gab es im gefammten Stadtviertel nicht wieder und seine Brezeln waren wegen ihrer Fettleibigkeit geradezu berühmt. Das hatte aber alles seinen natürli chen Grund. Er bezahlte nämlich we der seine Butter, noch auch sein Mehl, und wenn die Lieferanten dann zuletzt wirklich einmal klagbar wurden, so war er schon stets anderswohin verzo gen, hatte seine Bäckerei günstig ver- das Geld «ingesteckt und war unkündbar geworben. Äas Mehlodrama fand somzt im mer einen guten Abschluß, für ihn selbst wenigstens, und die Butterhiinv ler waren eben einfach angeschmiert, wie das der Aerus mit einem so fetti gen Artikel ja eben mit sich bringt. In großen Städten find derartige Vorkommnisse bekanntlich nichts Un gewöhnliches. Leider, sage» die ehr lichen Leute, kaufen die großen Schri ppen aber doch gerne. Indessen, er hätte die Schrippen am liebsten noch viel, viel größer ge macht, denn auf desto mehr Absatz konnte er ja rechnen, wenn nur das Holz, das verflixte Holz nicht so theuer gewesen wäre. Auf diesen Artikel gibt es nämlich keinen Kredit. Lange sann und grübelte er, wie diesem Uebel wohl abzuhelfen sei und schließlich war sein Entschluß gefaßt: Als er nämlich hatte, da miethete er sich eine neue in dem Hause eines Holzhändlers selbst, der einen kolossalen Vorrath von die sem unentbehrlichen Artikel auf seinem Hofe aufgestapelt hatte. von mir?" „Selbstverständlich, selbst seinen Kunden damit die riesigen Schrippen herzustellen, ein Wohlthäter der Menschheit, bis na, bis er end machen Sie denn da? Sie nehmen ja von meinem Holz!" „Na gewiß, das haben wir ja verabredet!" „Hm! Allerdings! Aber ohne jede Aphorismen» Bon A. Stier. A-« neuem Stoff für die neue Zeit Wirket der Kunst ein neues Kleid, Nach neuem Schnitt, auf neue Art! Doch Echtheit ihm und Schönheit wahrt; Bedenkt, daß jedem Volk und Land Das Kleid der Kunst ein Festgewand! Ein Licht, das machNg strahlt Es blendet schwache Augen schnell; Weshalb auch großer Meister Sünden Anbeter und Nachahmer finden. Aha! Köchm: „Gnädige Fra,u, ich mußte wiederkommen, um Ihnen zu sagen, daß ich «die Stelle bei Ihnen, doch nicht annehmen, kann —" —Gnädige: „Ach, in der Stadt, wohin Sie versetzt sind, toiirde ich mich zu Tode fürchten, die ist ja nicht 'mal militärisch be setzt!" Ja kann! „Kläger,-Sie sind von dem Angeklagten an der Ehr« geträwkt sind Sie gewillt, einen Vergleich einzugehen?" „Nicht -um die Welt!" „Er ist aber erbötig, ein Opfer zu bringen!" „No wenn er an Schnwps zahlt —" Passend. Der Nazi ist so eben vom Hausknecht des „Erzengel Michael" an die frische Lust befördert worden. Als er auf der Straße im Schnee liegt, hält er folgenden Mono log: „Die Wirthschaft Hot an rechten passenden Namen! Der Wirth und sei Hausknecht sind a poar «cht erzgrobe Michel und seine Gast' lehrt er'» Fliag'n wia d' Eng'l!" Alte Komödienjettel. Einen interessanten Beitrag zur Ge schichte des deutsche» Schauspiels im achtzehnte» Jahrhundert bildet eine in der Braunschweiger Stadtbiüliothek be findliche Sammlung alter Komv dienzettel, von denen viele wohj als einzig noch erhaltene bezeichnet wer den könne». Theils gehören sie der Zeit des Steareisspiels an, wo der spä ter durch Lefting im Verein mit der Schauspielerprinzipalin Karoline Neu ber vertriebene Hanswurst die Bühne noch beherrschte. Ter älteste Zettel der Sammlung stammt aus dem Jahre 1710. Er lautet: „Heute Mittwoch de» 12. August werde» mit hoher Genehmigung die Chlirsürstlich Braunschweig - Lünedur gischen Hof-Comödianten (Hannover) denen hohen Liebhabern von Theater aktionen mit einer admirabeln Haupt comödie unterthänigst aufwarten, und wird dieselbe von uns betietelt „Tie vorsichtige Tollheit" „Arlequin der übel informierte Brief träger." Nach geendigter Hauptaktion soll jedesmal eine lustige Nachcomödie den Beschluß machen, genannt: „Arlequin fzas lächerliche und possirliche Frauen zimmer". „Der Schauplatz ist auf dem Neuen- Stadt-Rathhause, und wird präcis um 3 Uhr angefangen." Der Zweitälteste Zettel ist vom 18. September 1722. Er kündigt die „Stama", oder die in einen Marmor verliebte Prinzessin „Adamira", nebst einen» Prolog, wurde in einer Komödie den Hoch- und Wohledeln, Besten, Hochwohlwerthen Herren Bürgerin«!- stern und Rath der berühmten Kauf, und Handelsstadt Braunfchweig, Znsem hochgebietende», Großgünstigen vor alle empfangene Gunst- und Gna denbezeuguilg von den alihier anwesin den Hochfürstlich Sächsisch Hilddurjt hausensche» Hof-Comödtanten zu schal? digster Danksagung in Unterthänigteit devicirt und präsentirt und wird heut» zum letzten Male wiederholt." Am 26. August 1739 kündigten die Königlich Pohlnischen und Chursürst lich Sächsischen Hoscomödianten die Hauptcomödie „Die durch Scapin ak» «inen listigen Heirathsstister betrogene Alte", nebst einer lustigen Nachkomodie an. Der Schauplatz war das im Weg nerschen Kaffeehause befindliche Theater. Ter Eintrittspreis betrug sür Parterr? 4 Ggr. Einen bedeutenden Fortschritt in der Entwicklung des regelmäßigen Dramas zeigen die Zettel des Schau spieldirektors Schlich, der mit seiner Gesellschaft 17ti9 nach Braunschwelg Zettel kündigt die Aufführung „eines von dem berühmten Herrn Weiße in Leipzig verfertigten und in allen Orten mit dem größten Beifall aufgenomme nen Trauerspiels „CriSpus" in Versen und fünf Auszügen" an. Den Beschluß macht die Operette „Fräulein Ueberklug und Herr Gleich zu", Musik von Herr» Frisch." Am 4. Februar folgt die Aufführung von Holbergs „Politischem Kannengießer", aus dein Dänischen übersetzt von Tel lx>rdi>. Interessant ist der Zettel vom 20. März 17L9, an welchem Tage Les sings „Minna von Barnhelm" von der Ackermann'schen Gesellschaft zum ersten Male in Braunfchweig aufgeführt wurde. Eckhof spielte den Tellheim, Charlotte Ackermann die Minna, Acker mann den Wachtmeister, Borchers den Wirth und der große Schröder, Acker mann 's Stiefsohn, den Just. Aus den Jahren 177t)—73, wo Karl Theophilus Többelin in Braunschweig spielte und bekanntlich am 13. März 1772 Lessings „Emilia Galotti" zum ersten Male in Szene ging, liegt auch ein Zettel vor, der die Aufführung von Weißes „Romeo und Julia" mit sol gender Bemerkung ankündigt: „Tiefes Trauerspiel ist ohne Zweifel eines der rührendsten, die auf der Bühne erschie nen sind, und übertrifft an Regelmä ßigkeit alle einzelnen Theile des ähnli che» Trauerspiels des englischen Dich ters Shakespeare bei weitem." Man sieht, wie wenig Shakespeare den Deut sche» damals noch bekannt war, daß nian sein Drama mit dem des 1804 in Leipzig als Ober-Steuersekretär gestor denen sruchtbaren Verfassers der ersten deutschen Oper „Die Jagd" und des ~Kinderfreundes" vergleichen konnte. „Mißt Du, was ich neulich gelesen habe, liebe Frau? Die Kraft, die ein gewöhnlicher Mensch in einem Jahre nach mir schleuderst?" Gipfel der Trägheit. „Weißt Du, Florian," sagt der Tisch ja die Trägheit selbst." „Äch, Mei ster," meint Florian, „nichts kann ich Ihnen recht machen, ich wollte, ich wäre todt." „Ja, das glaub' ich Dir," versetzt der Meister, „das könnte Dir so passen! In dem bequemen Sarge liegen und nichts thun!" D e r Och se n w i r t h. Meine Herren, Sie nennen mich immer Herr Hauptwann, weil ich Hauptmann der hiesigen Schützengilde bin. Mein« Herren, wenn ich vor meiner Compag nie stehe, bin ich der Herr Hauptmann, aber wenn ich Sie bediene, bin ich nur der Ochsenwirth. Ein verlässiges Mäd chen. Hausfrau: „Sie müssen aber auch die Kinder lieben." Dienstmäd chen: „O, in der kann nmn sich auf mich verlassen!"