Deutsch« Loeal-Nachricht««. Berlin. Vor Kurzem machten zwei junge Leute auS Stettin ein«n Haupttreffer in der Lotterie. Beide erhielten ungefähr je 3000 Mark aus gezahlt und dampften spornstreichs nach Berlin, um es bei Tag« und vor Allem „bei Nacht" gründlich kennen zu 'lernen. Kaum aus dem Stettiner Bahnhof heraus, fielen sie in eine jen«r Rneip«n, die schon so viel Unheil ge stiftet haben. Das war vor fünf Wo tehalle desselben Bahnhofes. Ueber das Oranienburger Thor waren sie -nicht hinausgekommen. Das Letzte, was sie von ihrem Lotteriegewinne zu sehen bekamen, war das Geld zur Rückreise, das der Kneipwirth ihnen „geschenkt" hatte. Aus einer geach teten reichen Fabrikantcnfamilie in ei ln«? Vorstadt Berlins ist die bildhübsche Begleitung des Hauslehrers ihres 14- Verwaltung ihm oblag, -um eine be trächtliche Summe erleichtert hatte. Spandau. Ein gefürchtet» ffeind der Frauenwelt treibt s«it eini gen Tagen hier sein Unwesen. In den bellten Straßen, wo sich vor den Schaufenstern jetzt um die Weihnachts zeit das Publikum drängt, werden all abendlich den Damen auf dem Rücken die Mäntel zerschnitten und meist total unbrauchbar gemacht. Es sind eine Menge solcher Fälle zur Anzeige ge tischt worden. Zur Abendzeit wagt sich fast keine Dame mehr auf die Straße Bisher ist es nicht gelungen, einen der Unholde zu erwischen. Spremberg. Die bedeutende Hutfabrik von Paul Heimbergerist ganz niedergebrannt. Viele Arbeiter sind brodlos. Der Schaden beträgt circa 200,000 Mk. Insterburg. Barbiert wurde vor dem hiesigen Landgericht ein be rüchtigter Hochstapler, der.Kunstgärt >ner E. Diemke aus Markgrabowa, der, elegant gekleidet und mit stattlichem Vollbart versehen, geschlossen auf die Anklagebank geführt würbe. Da ver schiedene Zeugen erklärten, den Ange klagten nicht wieder zu erkennen, wur de flugs ein Barbier herbeigeholt, der den Herrn Kunstgärtner in kurzer Zeit und an Ort und Stelle seines Bartes «ntledigte. Hieraus konnte der Ange klagte ohne Mühe seiner vielfachen 'Schwindeleien überführt werden. Er wurde zu 10 Jahren 2 Monaten Zuch thaus und 14 Tagen Haft, sowie Eh -renoerlust auf die Dauer von 10 Jah ren verurtheilt. Lyck. Auf dem Gute Marchewen hat sich ein großes Unglück creianet. Durch zu frühes Schließen der Ofen klappe sammelte sich im Schlafraum der Knechte Kohlenoxydgas an. Zwei wurden dadurch getödtet, ein dritter starb ebenfalls nach einigen Stunden, der vierte Knecht ist lebensgefährlich Danzig. Das 'hiesige Schwur gericht verurtheilt« den Direktor der Danziger Schifffahrts- und Seebad- Aktien-Gesellschast „Weichsel", Konsul Alexander Gibsone, wegen Münzver drechens, Betrugs und Vergehens wi- Aktiengesetz zu sieben Jahren Zuchthaus und Ehrverlust, 6000 Mk. . -Geldstrafe oder 8 Monate Zuchthaus. Bromberg. Als auf dem Lop tennoer See viele Erwachsene und Kin der Schlittschuh liefen, brach plötzlich die Eisdecke an zwei Stellen, und vier Knaben sanken in die Tiefe. Zwei derselben wurden durch Stangen geret tet. Zur Rettung der anderen wur den die größten Anstrengungen ge macht, dabei brach der eigene Vater des einen Kindes selbst ein und konnte nur mit Mühe gerettet werden, die beiden Knaben ertranken. Der wegen suchten . Mordes zu lebenslänglicher Zuchthausstrafe verurtheilte Strafge fangene Nowitzki, welcher seit mehr als 26 Jahren in der Strafanstalt zu Kronthal internirt war, ist in Folge seiner vom Kaiser be- Anklam. Der Landrath des hiesigen Kreises, Frhr. v. Troschke, will den Versuch machen, auch hier den Obstbau an den Chausseen zu pflegen -und läßt an der Chaujiee von Pelsin mach Stretensee 400 Obstbäume an pflanzen. Bütow. Unlängst geriethen zwei Arbeiter, Hifchke aus Gr.-Gusttow -und Taddra aus Woggatz bei Muttrin, in Streit, wobei T. dem H. mehrere wuchtige Schläge mit einem Bleiknops - stock aus de» Kopf versetzte, daß der selbe nicht unerheblich« Verletzungen davontrug. Dramburg. -Seitens der hie sigen Stadtverordneten-Versammlung Wirde die durch den Kreis-Ausschuß beantragte unentgeltliche Hergäbe des Grund und Bodens für den Bau «iner Kleinbahn von Zamzow bis Dram burg einstimmig abgelehnt. In der eingehenden Debatte betonten die ein ?'lnen Redner, daß für die hiesige Qi aus der Bahn wenig Nutzen «rwa?sen könne. Görlitz. Wegen fahrlässigerTöd- tung ihrer drei Kinder, welche in Ab wesenheit ihr«r Mutter in der Woh nung ein Feuer anzündeten und er stickten, wurde die Wittwe Anna Won neberger aus Dobers, Kreis Rothen burg, von der Görlitzer Strafkammer zu 14 Tagen Gefängniß verurtheilt. Hirschberg. Der bei dem hiesi gen Maurer und Zimmermeister Beer beschäftigte Zimmergesell Max Goebel wurde Nachts auf dem Heimwege nach Maiwaldau durch zwei Schüsse in den Rücken meuchlings ermordet. An scheinend liegt ein Racheakt vor. Der Thäter ist noch unbekannt. Lipine. Dieser Tage siel auf der Mathildegrube „Ostfeld" die Brücke ein, auf welcher in kleinen Waggons die Kohle zum Verladen geschafft wur de, und begrub unter ihren Trümmer» den Schachtmeister Piele und «in Mäd chen; Piele wurde schwer verletzt, das Mädchen war auf der Stelle todt. Oppeln. In -der Grundmann-! schen Cementfabrik zu Kgl. Neudorf erschlug im Streite der Arbeiter Sistra den Ziegelarbeiter Kozlawski, indem er ihm mit einer Schaufel die Hirn schale zertrümmerte. Der Thäter ist entflohen. Zwischen Sieree und -Alabann wurde der Chausseeaufseher Draske aus Urbanowitz überfallen und durch Einschlagen des Hinterkopfes ge tödtet. Es liegt ein Racheakt vor. Erfurt. Der s. Zt. wegen Maje stätsbeleidigung zu zwei Monaten Ge fängniß verurtheilte frühere Redakteur der „Thüringer Tribüne", Theodor Huth, wurde in- der Revisionsinstanz freigesprochen; derselbe wurde aber wegen- Beleidigung des Oberlehrers Doktor Freiherr o. Wangenheim in Erfurt zu einer Woche Gefängniß ver urtheilt. Große Aufregung herrscht unter den Sonntagsjägern im Regie rungsbezirk Erfurt, weil, wie verlau tet, eine Polizeiverordnung bevorsteht, die die Jagd an Sonntagen verbietet. Die armen Sonntagsjäger! Halle a. S. Vor dem hiesigen Schwurgerichte war der 20jährige Flei schergeselle Gelfert aus Merseburg we gen vorsätzlicher Körperverletzung mit tödtlichem Ausgange angeklagt. Gel fert hatte seinem Stiefvater, dem Gast wirth Gentsch in Merseburg, mit ei nem Fleischermesser eine so schwere Verletzung am Arme beigebracht, daß alsbald der Tod eintrat. Er hatte in Nothwehr gehandelt, als er seine Mut ter und seine verheirathete Schwester gegen die Rohheiten des Stiefvaters schützen wollte. Das Urtheil lautete auf Freisprechung. des Schiffes „Friedrich Karl" mit einer Jolle in der Eckernförder Bucht ist der Matrose Friedrich Blasse in's Wasser reits seinen Verletzungen erlegen fem reisen. Dort feien sie der Frau, nach dem sie deren Absicht, sie zu verkuppeln, bemerkt hatten, entwischt. Gegen die Frau ist jetzt seitens der Königlichen Staatsanwaltschaft zu Hildesheim ein Wests. Tageblatt" wegen Verbreitung eines Flugblattes gegen Frl. Würzbur ger, Schwägerin des Generaldireclors Köhler. Beide Angeklagte wurden we ' gen groben Unfugs zu 6 Wochen Hast Herborn. Bei einem hier in der Nähe erfolgten heftigen Zusammenstoße zwischen Förstern und Wilderern ist ei« Wilddieb erschossen und ein anderer schwer verwundet worden, während ein Förster einen, Schuß in den Unterleib bekam. Eine große Ueberraschung wurde einem hier woh 'nenden, dem Trünke sehr ergebenen Schreiner zu Theil, als er plötzlich von der Arbeit weggeholt und in sämmtli ch;» Wirthschaften vanHerne und Bau kau als Trunkenbold vorgestellt würd« zu dem Zwecke, daß demselben keine Ge« tränke mehr verabreicht werden dürfen. Coblen z. Der Raubmörder Kla ber, Soldat des 68. Regiments, der am griffen. Düren. Hier begoß sich ein 20- jähriges Mädchen in -der Philippstraße a>? und erlitt einen qualvollen Tod. Remagen. Hier ist im hohen Al ter von 83 Jahren Frl. Elise Reichens perger gestorben. Nach dem Tode ihre! Bruders August war sie die letzte Ueberlebcnide der Geschwister Reichews- Perger. Seit Jahren lebte sie als Pen sionärin im hiesigen St. Anna-Kloster. Uerdingen. Ein etwa 17 Jahre altes, ärmlich gekleidetes Mädchen machte hier den Versuch, sich von einer der Landungsbrücken in- den Rhein zu stürzen. Es konnte aber noch rechtzei tig von einigen m der Nähe weilenden Brückenkn-echten gehindert werden, sei nen Entschluß auszuführen. Es stellt« sich heraus, daß die Bedauern-werthe aus Krefeld herübergekommen war, wo sie auf der Hubertusstraße wohwt. Heftig weinend gestand das arme Kind, daß es von seinem Vater häufig schwer mißhandelt würde, -u-n-d jetzt habe er es sogar mit Todtschlag bedroht. Borken. Au -den Unterschlagun gen des Kassirers Hahn der Borkener Spar- und Darlehenskasse ist weiter zu berichten, daß das hiesige Amtsgericht mit Arrest belegt hat, um auf diese Weise eine Mitdeckimg für die U-nter fchleife Hahnes zu gewinnen. Die un terschlagene Summ« beträgt 400,000 Frankfurt. Die hiesige Straf gen Zoologischen Gartens den Heraus« geber der „Sonne", Müller-Herfurth, zu 3 Monaten Gefängniß und den ver antwortlichen Redacteur der „Sonne", Nied, zu 160 M. Geldstrafe. Diese» Tage stürzte im Hause Fischerstraße 36 ein 23jähriges Dienstmädchen- beim Fensterputzen in den Vorgarten, fiel a-uf eine -Steinplatte und blieb auf der Stelle todt. Ziegenhain. Der Lc.ndratih Neuenroth in dem Dorfe Winterscheid -hatte geschlachtet, und Abends gab es Wurstsuppe, zu der die Kinder arme« L«ute im Dorfe sich als „Wurstmänn-- chen" verkleidet einfinden, um nach Volksgebrauch unter Singen und Spriicheherfagen sich ihr Theil von der Supp,e zu holen. Häufig wird diese Verkleidung auch dazu benutzt, als „Klowes" die Kinder zu ängstigen. So auch hier. Deshalb führte ein Junge einJagdgewehr, welches er heim lich aus -dem Hause eines Schützen ge holt hatte, mit sich, er wußte jedoch nicht, daß es geladen war. Neuenroth sagte nun den Jungen, die Wurstsuppe sei noch nicht fertig, sie sollten wieder kommen. Im Weggehen legte dann der Juinge im Scherz auf Neuenroth an, ein Schuß krachte, und mit zer schmettertem Kopfe sank der Getroffene todt zu Boden. Lreio Ktridte. Hamburg. Erschossen hat sich ein bekannter Sportsmann, der Fonds makler L. in Harvestehude, der früher ein bedeutendes Vermögen besaß. Er war Besitzer eines berühmten Renn pferdes, welches auf den meisten deut schen Bahnen Sieger blieb und seinem Herrn viele Tausende einbrachte. Uw gliicklichoSpeculationen dürften die Ur sache des Selbstmordes sein. Dinklage. Infolge eines Stur» mes wurde plötzlich die Längswand der neu-erbauten und vor zwei Monaten fertiggestellten Tischlerei von B. Holt haus zu Dielhaus eingedrückt und im folgenden Moment stürzte das ganze Gebäude zusammen. Von den in dem Hause beschäftigten Personen waren so fort drei Mann -todt. Sieben Perso nen wurden zum Theil schwer verletzt, mehrere trugen Arm- und Beinbrüche davon. Die übrigen Personen hatten zum größten Theil gleich beim Krachen des Gebäudes unter den im Bau be siwdlichenMaschinen Schutz gesucht und kamen mit dem Schrecken und einigen kleinen Verletzungen davon. Braunschweig. Letzthin wurde in dem Dorfe Ostharingen der Hofbe sitzer Fricke erhängt und sein« Mutter erschlagen aufgefunden. Die Untersu chung ergab, daß es sich um einen Doppel - Raubmord handelte. Dieser Tage wurde nun in Braunschweig ein der Morde dringend verdächtiges Ehe paar Oetmann. das aus Ostharingen stammt, verhaftet. Die Nummern der gestohlenen Werthpapiere -führten auf die Spur der Thäter. Apolda. Einer der wohlhabend» sten hiesigen Bürger, Fabrikant Karl Vollholz, Mitglied des Gemeinderaths, wurde unter dem Verdachte der Hehle rei verhaftet. Coburg. Der Kaufmann Fa'ck in Neustadt bei Coburg hatte sich mit einer Stahlfeder leicht verletzt und ist jetzt an den Folgen einer Blutvergif tung gestorben. Wahrscheinlich hat getrocknete Tm-te die Vergiftung ver- Freienorla. Unlängst entstand in der Mah-mühle des Herrn Robert Hüniger Feuer, das sich rasch auf die Wirtschaftsgebäude des Genannten, das Gasthaus des Herrn Eberitsch und das Gehöft des Herrn Partschefeld aus breitete und die Gebäude in Asche legte. Gera. Der Landtag hat -in Ge mäßheit des Finanzausschuß-Antrages für den Neubau eines Gesangenenhau fes in Hohenleuben die Summe von 41,000 M. bewilligt. Der im Bau begriffene hiesige Schlacht- und Vieh hof wird nach dem Gutachten der Sach verständigen im Ganzen 720,000 M. Dresden. Eine gewaitige Bau thätigkeit hat in den letzten zehn Jah ren in Sachsen geherrscht. Die Ver sicherungssumme der Gebäude, welche bekanntlich alle b«i unserer Landes btandkasse versichert sein müssen, b«- trug Enb'e 1884 rund 3007j"MNio ! n-en Mark; bis Ende 1394 jedoch hat sich die Versicherungssumme auf 429 M Millionen Mark erhöht! ES war also ein Zuwachs um 1289 Millio nen Mark durch di« zehnjährige Bau thätigkeit eingetreten. Der größte Zu wachs an Gebäuden ist im Jahre 1890 zu verzeichnen gewesen. In diesem ei um 176j Millionen Mark. Leipzig. Bei der VolkszÄhlung am 2. Dezember d. I. hat sich für das gefammte Leipzig eine ortsanwesende Bevölkerung von 398,448 ergeben, und zwar setzt sich diese Zahl aus 194,520 männlichen und 203,928 Personen weiblichen Geschlechts zusammen. Das weibliche Geschlecht überwiegt also in Leipzig um 9408 Personen. Di« orts anwesende Leipziger Bevölkerung ist gegen die Zählung vom 1. Dezember 1890 um 41.326 Personen gestiegen. Pirna. Aussehen erregt in dieser Tage auf dem hiesigen Bahnhofe er folgte Verhaftung des Schlossermei sters Steudtemann aus Copitz in dem Augenblicke, als derselbe mit dem Zuge von Dresden zurückkehrte. Derselbe ist beschuldigt, vor einigen Tagen aus ei ner Wohnung an der Langestraße in Pirna ein Sparkassenbuch mit 1400 Mark gestohlen und einen größeren Theil dieser Einlage abgehoben und in seinem Nutzen verbraucht zu -haben. Um zu dem Sparkassenbuche zu gelan gen, hat er vorher nicht weniger alz vier Schlösser mittelst Nachschlüssel ge öffnet. Vielau. Von hier ist seit einigen Tagen der Lehr«r Pause unter Hinter lassung bedeutender Schulden spurlos verschwunden. Weida. In Staitz ereignete sich «in betrübender Unglücksfall. Der Veteran Eduard Heufchkel würd« von einer Nachbarsfrau ersucht, die Scheune zu durchsuchen, da sie Diebe darin ver muthete. H. war sofort bereit und er stieg den Boden, stürzte aber in Folge eines Fehltrittes herab und gab nach wenigen Minuten seinen Geist auf. H., welcher 1870 71 bei Weißenburg. Wörth-Pfalzburg und Paris tapferer Mitkämpfer war, wird allgemein be- Darmstadt. Nach der vorläufi gen Zusammenstellung des Ergebnisses der Volkszählung vom 2. Dezember 1895 beträgt die Einwohnerzahl der hiesigen Stadt 31,767 männliche und 32,171 weiblich« Person«n, zusammen 63,938 Personen. Am 1. Dezember 1890 betrug die Einwohnerzahl 27,- 493 männliche, 29,010 weibliche, zu sammen 66,441 Personen. Hiernach ergibt sich innerhalb fünf Jahren ein Zuwachs von 4234 männlichen und 3161 weiblichen, zusammen 7495 Per- Friedberg. Bei dem Bahnbau Hrivoberg-Hungen ereignete sich ein Schwerer Unfall. Bei dem Abtragen rines Dammes in der Näh- des Bahn hofes lösten sich plötzlich 75 Kubikmeter Erde und begruben 20 Mann. Nach großer Anstrengung gelang es, die Leute sämmtlich wieder herauszugra ben. Alle sind jedoch mehr oder min der schwer verletzt, vier Arbeiter haben so schwere Verletzungen erhalten, daß man an ihrem Auskommen zweifelt. Gießen. Commercienrath Hei chelheim -hat 20,000 Mark an die Ve teranen der Stadt Gießen, die den französischen Krieg mitgemacht haben, gespendet. Mainz. Die Geschworenen er klärten die Krankenwärterin Bertha Knatter, welche angeklagt war, auf ih ren früheren Geliebten Theodor Hel mert einen Mordversuch verübt zu ha ben, nichtschuldig, worauf das Gericht die Angeklagte freisprach. Am -berg. Das Schwurgericht ver urtheilte den früheren Buchhalter Her mann der Schöpf'fchen Maschinenfa brik in wegen Brandstif tung und Unterschlagung zu 7 Jahren 1 Monaten Zuchthaus und 10 Jahren Ehrenverlust. Augsburg. Seit einigen Ta gen ist der Viehhändler Levi mit Hin terlassung bedeutender Schulden ver schwunden. Er befindet sich wegen ei nes Verbrechens wieder die Sittlichkeit in Untersuchung. Bayreuth. In Gesrees ist di« Fabrik landwirthschaftlicher Maschinen von Hoffritz niedergebrannt. München. Der Münchener Ma gistrat genehmigte, um den Arbeitslo sen möglichst Beschäftigung für die Winterzeit zu verschaffen, für die Aus dehnung des- Wasserleitungswerkes über zwei Millionen Mark und für die sofortige Canalisirung der Claude-Lor rain-Straße 176,000 Mark. Der Prinzregent von Bayern hat dem Prä sidium des bayerischen Veteranen-, Krieger- und Kampfgenossen-Bundes 50,000 Mark überreich«» lassen mit der Bestimmung, daß die Zinsen dieser Summe zunächst für Unterstützung hilfsbedürftiger Veteranen und d^ren schen Arztes Dr. Ketterl von München, von welcher er bereits vier Monate ver büßt hat, wurde abschlägig beschieden. Sein Gegner, Rechtsanwalt Biirk, ivelcher bei dem Duell schwer verwun starb, 19,000 Mark in Pfandbriefen Brandstiftung verhaftet und in das Landgerichtsgefängnih zu Eichstätt einarliekert. Würzburg. Der 'dieser Tage w«g«n Diebstahls zu 3j Jahren Zucht de» Schusters Christian Bogel in Er die Eheleute Bog! hier das seltene Fest ten. Händler Frey, welcher, wie wir unseren Lesern seinerzeit berichteten, auf offe ner -Straße seine Frau ermordete, wurde in der letzten Sitzung des Schwurgerichts zum Tode verurtheilt. In der Anilinfabrik brach ein Holz gerüst, auf welches ein Kohlenwaggon zum Zweck des Entladens geschoben worden war, zusammen und riß drei Männer mit sich in die Tieft. Zwei blieben wie durch ein Wunder unver sehrt, ein dritter, Braun mit Rainen, wurde zerquetscht und war sofort Der Verletzte hinterläßt Frau und fünf Kinder. Stuttgart. Bei den Gemein, -derathwahlen siegle die Wahlliste der vereinigten Ordnungsparteien (deutsche Partei, BUrgerverein und Centrum) mit durchschnittlich 1000 Stimmen Mehrheit über Vi« Liste der vereinigten Demokraten, und Sozialdemokraten. Die beiden letzteren Parteien haben keinen einzigen Candidaten durchge bracht. 'L ud w i gsib u rg. Nach längerer Krankheit ist der Orgelbaumeister Fritz Walcker von hier im Alter von 63 Jahren gestorben. Derselbe war Theil haber der hiesigen Orgelfabrik und bei Hoch und Nieder wegen seines edlen Charakters hochgeachtet und geehrt. Das 2j Jahr« alte Töchterchen des Hafnermeisters Jaser hier siel drei Stock hoch von der Plattform sei nes Wohnhauses in den Hof auf das Steinpflaster und war sofort eine Oberndo r 112 a. N. Die türkisch« Gcwehrlieferung wird nun in kurzer Zeit fertiggestellt sein. Sieben volle Jahr«, mit kleinen Unterbrechungen, wurde daran gearbeitet, und ist dies die größte Lieferung, die je bei der Ge wehrfabrik Mauser gemacht wurde. Doch sind gegenwärtig die Gewehrab sendungen nach Konstantinopel einge stellt. Es herrscht eine getheilte Ansicht den letzten Wochen mußten ca. 300 Ar beiter entlassen werden, denen in unge. fähr 14 Tagen ein gleich starkes Ar beiterperfonal folgen wird. Es waren hier diesen Sommer und Anfangs Herbst gegen 2400 Arbeiter thätig, dorf, Sulz und Rottweil in gleichem Verhältniß vertheilen. Nun aber wird die Arbeiterzahl eine immer klei nere, bis wieder eine neue Bestellung kommt. Welzheim. Dieser Tage stürzte der Schuhmacher Kunz von Hagkling, GemeindeAltersberg, in seiner Scheuer so unglücklich herab, daß er sofort todt war. Seinen hinterlassenen sieben 83,899, darunter männlich 42,001, weiblich 41,898 Personen. Haushal tungen bestehen 17,089. Bei der Zäh lung 1890 betrug die Einwohnerzahl 73,684 und bei der Berufszählung im Juni d. I. 80,974. Dieser Tage hat sich der Eisengießer Stefan, 44 Jahre alt, erschossen; ebenso der Hof loch Becht, dessen Frau vor einigen Wochen erst gestorben ist; derselbe hin terläßt zwei Kinder. Letzthin sprach ein fremder Mann in einem Bäckerla aegen Hinterlegung seiner Uhr einige Mark leihen. Da der Bäcker den Mann schon im letzten Jahre bei ähn lichen Manipulationen betroffen hatte, machte er ihm Borhalte, worauf der Fremde das Weite suchte. Er begab sich durch «den Hausflur in den Abort des vierten Stockwerks und stürzte sich, als die Polizei den Abort erbrach.durch das Fenster auf -den Hof hinab, wo er todt liegen blieb. Die Person des Un glücklichen konnte nicht festgestellt wer den. Mannheim. Nach d«m vorläu figen Ergebniß der Volkszählung am 2. d. Mts. hatte unsere Stadt 90,597 ortsanwesende Person«». Die Bevöl kerung Mannheims betrug am 1. De cember 1890 79,068; demnach hat sich dieselbe in fünf Jahren um 11,639 Personen gleich 14,6 Procent ver mehrt. Die Zunahme seit der am 14. Juni d. I. erfolgten Berufszählung beträgt 141 S Personen. Verhaftet gerichtlich auf 3000 Mark taxirtes Grundstück um 200 Mark abgedrückt zu -haben. Gleichzeitig soll damit ein Betrug und eine Urkundenfälschung verbunden sein. Mosbach. Die Strafkammer, ver urtheilte den 17jährigen Doppelmör der Arnold von Walldürn zu IS Jah ren Gefängniß. (Arnold hat am 15. August den 51jährigen Landwirth Wilh. Mehl erschlagen und sodann den 16jährigen Dienstknecht Wilhelm Hil bert, der zufällig Zeug« des Morde! wurde, ebenfalls umgebracht). Wien. Bodenloser Leichtsinn hat einen jungen Wiener in -den Tod ge trieben. Der 28jährige ehemalige Hausbesitzer und Weinhändler I. Schlor hat 230,000 Gulden ererbt und zwei Jahren du-rchzebracht. 1200 Gul den Ausgabe p«r Abend war zeitweilig seine gewöhnliche Ausgabe! Er gab oft in zwei bis drei Tagen bis 4500 Gulden aus. In einem einzigen Jahre verschleuderte er etwa 140,000 Gulden. Er endete nun dieser Tage durch Selbstmord. Bei dem vom er sten Wiener Amateur-Schwimmclub im Dianabade veranstalten Wett schwimmen gewann der brannte deut sche Meisterschwimmer Herr Eugen Wolf aus die Meisterschaft lange Strecke in 8 Minuten 18 Is 6 Sekunden durchschwamm. In der Vorstadt Hernals hat der Kutscher Ludwig Eisner sein eigenes Kind er schlagen und sodann sich in selbstmör derischer Absicht schwere Verletzungen gericht wegen Vergehens gegen die Sicherheit des Lebens angeklagteßerg sührer Zachäus Gstrein, der im vori gen Sommer sich von dem Berliner schwächliche und ungenügend ausgerü stete Modl den Tod fand, wurde frei gesprochen. Preßburg. Die 20jährige Gat besitzers Ludwig Konstaniel, eine ge borene Baronin Banffy, Nichte des ungarischen Ministerpräsidenten, hat sich eine Revolverkugel in den Kopf jagte. Die Gründe des Selbstmordes sind bis jetzt noch unbekannt. St. Gallen. Die 2400 Meter lange Telephonspaim-ung Murg-Quin ten über den Wallensee ist dem Sturm zum Opfer gefallen. Schaffen Hausen. Der Gr. Stadtrath beschloß den Ankauf des Gaswerks. Den Preis soll ersorder lichenfalles ein Schiedsgericht festsetzen. Schwyz. Zum Abt von Einsie deln ist gewählt worden der 1856 ge treue Dekan Columban Brugger von U ri. Wirth Christen-Kesselbach felsbrUcke, ist gestorben. Waadt. Zwei Dienstmädchen d«S Herrn Dr. Berdez in Lausanne fand ihre 7 Tage Gefängniß absitzen und alle Kosten tragen. Jetzt schwebt in gleicher Sache noch ein Civilproceß. Moliliar war zu 200,000 Fr. ver — Der Fleischliefera n t des siebenten Artillerie-Regiments in größten Theil des Thieres in einer der städtischen Kundschaft verkauft worden, und 37 Pfund hatte Guilloret in die Küchen der Artillerie-Kaserne geliefert. Das Fleisch war abgekratzt Jahre Gefängniß und 100 Francs Indem Orte Wrzozy in der Provinz Posen waren die Sza sranskischen Eheleute zur Arbeit ge gangen und hatten ihre drei Kinder zu sammen mit einem vierten, «iner Ar 'beiterin gehörigen Kinde in der Stube eingeschlossen. Im Ofen brannte Feuer. Mit diesem muß sich eines der Kinder zu schaffen gemacht haben,denn die Nachbarn merkten bald darauf, daß Rauch aus dem Fenster drang. Nichts Kinder lagen an der Thür, mitßrand wunden bedeckt, die beiden anderen in dem brennenden Bett. Nachdem man das Feuer gelöscht, hob man die beiden Kinder heraus; sie waren so entsetzlich zugerichtet, daß ihnen die verkohlten Glieder vom Leibe fielen. Der Rabbiner Dr. So lomon FuchS in Kojetein hat sich in einen Brunnen gestürzt und darin den Tod gefunden. Dr. Fuchs, welcher 30 Jahre alt und ledig war, hat bereits vor längerer Zeit in Wien zweimal versucht, sich das Leben zu nehmen. Wi« verlautet, litt «r an der fixenJdee, daß er zu wenig leiste. Eine Entfllhrungsge schichte beschäftigt zur Zeit die Öffent lichkeit in Bielefeld in hohem Maße. Vor etwa Jahrcssrist hatte ein 18jäh riges, hübsches junges Mädchen, die Tochter eines Gemüsehändlers 1., die Mitte der 30er Jehre stehenden, sein sie sich kürzlich verlobte, hin und wieder weilte der Mann in Bielefeld. Auf sein wiederholtes Drängen sollte nun die Hochzeit sein, und zwar, wie der Bräutigam wünschte, in England. Mutter und Tochter willigten schließ lich ein und man reiste gemeinsam nach England. Dort verstand d«r Mann es, die nichts BöseS ahnende Schwieger mutter zu bewegen, die Heimreise nach Deutschland sofort und allein -anzutre ten. Eine Nachricht erhielten die El tern mehr, trotzdem der Mann versprochen hatte, sofort zu telegraphi ren. Es ist nicht univahrscheinlich, daß das junge Mädchen einem Mädchen händler in die Hände gerathen ist. Gegen ein bekanntes Mitglied der Lebewelt von Budapest, den jungen Bela von Latzko, wurde eine Strafanzeige wegen Wechfelsäl schung erstattet. Seit dem Tode seines Baters, der Präsident verschiedener be deutender Institute war, lebte der junge Mann aus sehr großem Fuße und ver suchte es auch, in der Politn eine Rolle zu spielen. Vor einigen Wochen hatte seine Carriere ein plötzliches Ende ge nommen, indem -das Amtsblatt ein Edict veröffentlichte, wonach er wegen Schwachfinnigkeit unter Curatet gesetzt wurde. Nachträglich stellte sich heraus, -daß Bela von Latzko auf den Namen feiner Schwester, der Fmu des Herrn Joseph Deutsch de Hatvan, Wechsel im Betrage von 38,000 Gulden ge fälscht hat, und zwar noch in -der Zeit vor seiner Endmündung. Die Unter suchung wird von der Staatsanwalt schaft geleitet. In Singapore ist Jbra him zum Sultan des Staates und Territoriums von Johore gekrönt wor den. Die Feierlichkeit wurde nach al lein malayischen Ceremonie!! vollzogen. Wie es das officielle Programm vor schrieb, wurde dem Sultan von „älte ren Prinzessinnen des königlichen Hauses" öffentlich das Bad bereitet; der Pavillon, wo die Ceremonie vor sich ging, war jedoch nur theoretisch offen, in Wirklichkeit verschlossen ihn gelbe Seidenvorhänge. Sir Charles Mitchell, der Gouverneur der StraitS Settlements, war mit den Chefs des Marine-, Kriegs- und Colonialamtes in Johore Bahru anwese«d. Am Abend gab der Sultan ein Banket, wobei er sehr warm von seinem Wunsche sprach in den Fußstapfen seines verstorbenen Vaters zu wandeln. Von dem CustoS des Paulus-Museums in Worms wurde am Rhein ein Friedhof der jüngeren Steinzeit entdeckt und daraufhin wur den vom Alterthums-Bereine umfang reiche Ausgrabungen vorgenommen. Dies« Ausgrabungen sind vom schön sten Erfolg« begleitete Bis jetzt sind nämlich bereits 40 unversehrte Gräber aufgedeckt und in denselben äußerst werthvolle Funde gemacht worden. Der Inhalt der Gräber -besteht aAs Stein waffen und Steingeräthen der verschie densten Art, sehr schön verzierten Ge säßen, Muschelschmuck und Ringen (na mentlich Armringen) aus Braunkohle. Da sich nicht die geringste Spur irgend «ines Metalles vorfindet, so steht fest, daß diese Gräber der reinen Steinzeit (der neolithischen Periode) angehören, welche sicher bis in das dritte Jahrtau send vor Christus zurückreicht. Eine höchst sonderbare Geschichte wird aus Monte Carlo be richtet. Zwei Mitglieder der Londoner Effecten - Börse, Frank Vardner und Wools eine Wette aus 100 am schnellsten die Strecke von La Tur b!e bis Nizza marschirend zurücklegen könne. Hieran wc>r die Bedingung ge knüpft, daß der Gewinner die 2600 Roulette auf Roth stellen solle. Joel, welcher Nizza um 7 Minuten früher «ls fein Gegner erreichte, fuhr nach Monte Carlo, machte zwölf aus einan der folgende Einsätze, von welchen ein jeder traf, und stand nach halbstündi gem Spiele mit einem Gewinne von 580,000 Francs vom grünen Tische auf. Er verließ Monte Carlo und Nizza sofort und kehrte über Paris nach London zurück. Inder letzte» Zeit neh - men in Petersburg die ansteckenden und epidemischen, Krankheiten so sehr überhand, daß -die Krankenhäuser nicht mehr im Stande sind, alle sich melden den Kranken Zur Zeit sind in den öffentlichen städtischen Krankenhäusern -bereits 1200 Kranke mehr untergebracht, als m denselben Betten vorgesehen sind. Es ist bereits in der Sadowaja ein zeitweiliges Kra nkenhaus «ingerichtet worden und ein weiteres soll demnächst im Hause Ala fusow eröfnet werden. Ueberdies hat der Kriegsminister der Stadtverwal tung einen Theil d«s Nikolaus - Mi litärspitals zur Aufnahme von Civil personen zur Verfügung gestellt. Verstorben ist kürzlich noch schweren Leiden a» DiphtheritiS der 36jährige Aufseher Augustin in Berlin. Die Veranlassung zu dein Tode des Mannes war ein Kuß. Die siebenjährige Tochter Augustins war der schrecklichen Äuche erlegen/ unb >d«r unglücklich« Vater stand amSterbe lager des geliebten KindeS, als die kleine Leiche eingesargt würd«. Als der Deckel des Sarges geschlossen w«i d«n sollte, küßte Augustin die Todt« noch einmal auf den Mund. Aber -schon nach wenigen Stunden erkrankte «r gleichfalls an Diphth«ritil, und noch acht Tagen folgte d«r Vat«r d«m vor ausgegangenen Kind? ir. da! Grab. 7