2 Nacht». Von Friedrich twrl Kretz mann. Wolkendunkel, ohne Sterne Liegt der Himmel ausgespannt, Träufelt noch von B!üth' und Blatt, Sieh' nach ihrem Haus gewandt, Umd vom hohen Fenster seh' ich Auf das neu erfrischte Land. Nach dem jähen, thränenfeuchten In der tiefsten Brust zurück. Wie die Tropfen, rollt noch leise Manchmal eine Thräne hin, Und mir sagt's geheime Weise, Zur Geschichte des Spiegels. Der Spiegel ist ein universelles Geräth. Er ist heutzutage das erst« und unbedingt« Erforderniß für einen Beschädigung der unbarmherzigen Zeit auszubessern. Desto nützlicher und werthvoller ist der Gebrauch des che» Eitelkeit, fondern nimmt auch un ter den Instrumenten, des Naturfor schers, des Astronomen, des Arztes einen höchst bedeutungsvollen, Rang ein. Bevor es Glasspiegel gab, diente po lirter Stahl zur Rückstrahlung des Antlitzes, und nach de» Schilderungen Homer's hatte Penelope sogar einen goldenen Spiegel. Wir erfahren fer ner, daß sich Aphrodite, die Göttin der Schönheit und Liebe, bei ihrer Toilette dadurch von der „ehrbareren" Here und Kriegsgöttin, Pallas Athene, wel che sich nicht den Schein der Eitelkeit geben wollten, unterschieden hat. Ms mitzunehmen. Plinius erwähnt auch silberner Spiegel, und es wird bemerkt, daß Praxiteles dergleichen unter der Re gierung des Pomponius verfertigt habe. Nero foll einen Spiegel von Smaragd besessen haben? es ist aber anzunehmen, daß der Edelstem kein Spiegel, fondern vielmehr ein durch« sichtiges Glas, und vielleicht auf ähn liche Weise, wie unsere Brillengläser, geschlissen war, denn Nero bediente sich desselben, mn in der Arena den Gla- Toilettentischen der vornehmen Röme rinnen waren stets die gewandtesten Sklavinnen damit betraut, der Gebie terin den Spiegel zu halten und jeder Bewegung und Wendung ihres Kopfes geschickt zu Spiegel nicht unbekannt geblieben, ist wohl sehr natürlich. Nach der Ent deckung Amerikas fand man denn auch len. Später, als die Spiegel allgemeiner wurden und die venetianischen Kry auch bei religiösen Feierlichkeiten. Bei Ken Jsisfesten hielten die Frauen Spie gel in der linken Hand und weihten schmückt. Jean Paul behauptet, daß die Frau, auch in der tiefsten Verhüllung, au einem Spiegel vorubergeführt, es. nicht unterlassen könne, hineinzusehen.! -und daran als weibliches Wesen zu erkennen sei. Mag es so sein oder nicht. Jedenfalls ist eine Gleichgiltig keit gegen das eigene Aeußere ein gro ßer Mangel an Aufmerksamkeit für 6ie ganze Umgebung, und der Spiegel «richt nur als ein, Schmeichler, sondern' auch als ein Warner und Erzieher zu achten. Nach der Natur. A: „Wa »Er macht Studien nach dem Nackten." Zur besseren Bewältigung. Grster Lieutenant: „Was, Kamerad, Schreibmaschine angeschafft?"—Zwei , Der Weg zur Bühne. 1. ten Spruch: Wenn sich Herz und Seele laben, Will der Magen auch was haben, auch eine Erfrischung zu sich zu neh- Preife, die die italienische Oper mit vier „Stars" erster Größe je zur Noth wendigkeit machte, es auch verlanaten. Dennoch befand sich unter der Mengt, die jetzt in das schimmernde, von einer Fluth elektrischen Lichts erfüllte Fcyer des Auditoriums in Chicago strömte, auch der Theil der Bevölkerung der junge» Millionenstadt vertreten, der nicht gewöhnt war, im Golde zu wüh len. dem das Entree selbst dort oben in der heißen Gallerie ein finanzielles Opfer bedeutete. Es waren dies Mu sikbeflissene, arme aber enthusiastisch« Verehrer der Oper mit ihrem Reich thum an ergreifender Handlung und Summen und Brummen ging durch die weite Halle, es war als ob die zu rückgedrängten Gefühle sich nur erst Hörle lakonische Ausrufe: „Ein Prachtweib!" l „Welche Stimme!" „Das war 'mal wieder ein Genuß!" Ganz abseits von Allen, in einer Ecke der Halle, saß ein Mädchen, das, augenscheinlich ein Musiker, oandte sich überrascht um. Da brach sie ab und sah ihn erschreckt und verschüchtert an. „Warum denn nicht weiter, Fräu lein?" frug er. „Es ist ja ein Ge nuß zuzuhören." Ihre grauen Augen schimmerten in einem seltsamen Glänze in Wehmuth und Freude. „Ja, ich soll keine schlechte Stimme haben," sagte sie dann. „Warum gehen Sie da nicht zur Bühne?" kostet viel Geld und Zeit, und ich habe beides nicht." „Nun, das würde sich wohl machen lassen," erwiderte der junge Mann. „Da muß man sich eben an andere Leute wenden. Wer sind Sie »nd wo wohnen Sie?" Sie gab ihre Adresse an ganz auf der Westseite, da wo nur hartarbeiten des Volk dicht zusammenwohnt. „Nun, wissen Sie was, gehen Sie doch 'mal morgen Mittag zur Signora Meisselini, der bekannten Gesangsleh rerin, und lassen Sie Ihre Stimme prüfen. Ich will Ihnen dort den Weg bahnen. Vergessen Sie's nicht es wäre wirklich jammerschade um Ihre Stimme. Wissen Sie, ich verstehe mich ein bischen darauf. Mein Name ist Rumpf, Prof. Max Rumpf, haben ihn vielleicht schon gehört. Also auf Wiedersehen!" Und der junge Mann sprang schnell die Stufen hinauf, denn der dritte Act sollte eben anfangen. N. Da stand sie nun am nächsten Tag vor der Gesangmeisterin, die zu ihr ruhig, kühl sagte: .Singen Sie mir etwas vor." Signora Meisselini war eigentlich eine Deutsche von Geburt, und so setzte sie sich an's Klavier, präludirte und spielte dann etwas aus dem „Liebes frühling" von Schumann-Heine. Und schon setzte das Mädchen ein. Wunderbor zart und innig sang fie's: „Im wunderschönen Monat Mai, da alle Knospen sprangen". Ueber das bepuderte Gesicht der Lehrerin flog ein verwunderter Ausdruck. Am. Ende rief sie: „Bravo! Das war ja gera dezu reizend." Und weiter ging es: „Aus meinen Thränen, sprießen viel duftige Blumen empor", und dann weiter und immer weiter, bis Signora Meisselini schließ lich aufsprang, das Mädchen umarmte, und voll Jubel und Staunen rief: „Eine Diva eine zweite Patti Sie haben ja eine GÄdgrube in Ihrer Stimme." Dann, etwas ruhiger: „Seit IIZ Jahren bin ich jetzt Lehrerin, aber ein« solche Stimm«, ein solch feiner musika lischer Instinkt ist mir noch nicht vor gekommen solcher Schmelz bei sol cher Kraft wo haben Sie das nur her, Mädchen?" Martha Mengs so hieß das ju gendliche Phänomen at-er stand da wie mit Purp» überg-ffen, keines Wortes mächtig. Und nu« trat auch, unangemeldet, Prof. Rumpf herein, schritt auf Martha zu un» schüttelte ihr die Hand. „Na, habe ich zuviel gesagt, werthe Freundin?" sagte er. Genug der Beweis war, da, daß Martha'? Stimme und ihr Bühncnta lent allerersten Ranges seien und nur mit dies geschehen, und ein solches Ta lent nicht ungenützt verwelke, zu die sem Ende steckten nun die Beiden, der junHe Musiker und die SefanzSlehre- > NN. die Köpft zusammen. Schließlich halten sie ihren Plan ausgeheckt. Nur wenige Wochen später waren die Mittel beschafft, um Martha eine gründliche musitalische Erziehung zu geben. Ein großes Gala-Concert, das Professor Rumpf in der Central Music Hall gegeben und bei dem ein Stadt mitgewirkt, zu dem auch die „Stars" der in der Stadt anwesenden Oper ihre Mithilfe und Anwesenheit nicht versagt hatten, halte die Mittel erübrigt worden, und wer war glück licher als Martha! Der Traum ihres Lebens sollte in Erfüllung gehen. Sie sollte eine berühmte, gefeierte, reiche Sängerin werden, von der die Welt Stimme den Tausenden und Abertau senden der gebildeten Welt zur Freude und zum Genuß ertönen sollte. Zwei Jahre lang studirte sie in Chi cago und New Dork. Schon begann die kunstverständige Welt von ihr zu reden, und schon manches empfindliche Ohr war durch den Wohllaut ihres herrlichen Organs entzückt worden. Die Eltern, arme, mit der Noth des Lebens kämpfende Leute, die nur mit Mühe und Entbehrungen die große Familie zu ernähren vermochten NI. Seit einem Jahr war Martha in Deutschland um ihrer Stimme dm letzten Schliff und sich selbst die Büh sorderlich war vor ihrem Debüt aus der Bühne der großen Oper. Ab und zu schrieb sie ihren Eltern, wie sie in Frankfurt lebe und was sie Dann aber schon die letzten 4 Monate trat Stillschweigen ein. Die Eltern erfuhren nichts mehr von von Martha. Es war eine rechte Künstlerphotographie Stellung des Körpers, Pose des Kopfes, sogar der Faltenwurf des Kleides und der Auf schlag der Augen waren genau vorher berechnet und bestellt. Lange saß die Mutter vor dem Bilde und studirte Zug um Zug, acbtete ge nau auf jede Einzelheit "des Costüms. Dann schüttelte sie traurig den Kopf. „Das ist mein Kind nicht mehr," sagte sie mit einer Stimme, in der der Schmerz zitterte. » « Und in der That—hätte sie '.Nartha eben, nachlässig im Fond der Equipage lehnend, die breite Allee, die nach dem Palmengarten führt, herabkommt. Das also war jetzt Martha! Deß halb hatte sie sich mit dem ganzen En thusiasmus der Jugend auf die dor nenvolle, von glänzender Verführung da sie nahezu am Ziele, der Korruption Europas zu unterliegen? Traurig, aber so war's. rika jedes Jahr über das Salzwasser schickt, um in ihrem Berufe Meisterin zu werden und die anstatt dessen strau- Doch halt das Ende! Der ihr Debüt machen sollte. ES war aus der Hofbühne einer gwßen Stadt. Und nach dem ersten Art wurde sie Der Intendant, Graf Tiefenihal, ftand an ihrer Seite, als Martha die Augen müde und traurig aufschlug. sagende Geberde, die sich auf die üppige Figur des Mädchen; bezog Martha schlug ihm in's Gesicht «nd brach in einen Weintrampf aus. Sie wurde nie mehr auf der Bühne er blickt. Tiefer und tiefer sa»k sie innerhalb weniger Jabre. Wie tief -7- das wer den ihre Eltern höffe»t!:ch nie erfah ren. Und als sie neulich, nach einem ChaMpagnergelage, bewußtlos nach ihrem Zimmer gebracht Und am Merzen der Arzt mit bekumn-itein An ihrer Bahre standen nicht die Herren der Kunst, und die Presse wid mete ihr leinen schwungvollen Nachruf. Es war ja nur eine arme Verkommene, die dort in fremder Erde eingescharrt wurde. Cdelfrau und Jude. Von W, Bogler. Zu dem eisernen Bestände des deut arme, aber tugendhafte Putzmacherin der Mutter erglüht. Tas ist ohne Zweifel Alles sehr ko- Sieg des Mutterherzens über den Ahne » Wir wollen nun hier nicht un tersuchen, ob das Fazit derartiger Ehen im Leben stets das gleiche lustspiel mäßige Gepräge trägt, wie aus der Bühne an sich ist jedenfalls die Be obachtung ganz interessant, daß ein sol cher Bund heutzutage der dramatischen Literatur keine tragischen, sondern aus schließlich humoristische Motive liefert: Tas ist eine Errungenschaft der moder nen Zeit wie iange ist es her, daß eine solche Verbindung überhaupt mög vielleicht, einmal zurückzublättern in den Büchern der Geschichte und das Schicksal zu verfolgen, wie es etwa die Vorfahren des Herrn Bankier X. und seiner hochgeborene» Gattin Thek- Jahrhunderte vor dem Zeitalter der Eisenbahnen und Elektrizität zu schlie ßen gewagt hätten. Tief tragische Effekte erzielt da der Stoff, der uns Modernen vertieft und erweitert sich zugleich zu ei nem grellen Schlaglicht auf die socia len, kulturellen und religiösen Zustände jener Zeit. ES ist kein sogenanntes ..berühmtes Liebespaar", um das es sich hier handelt es sind Dutzend menschen. durchaus in dem Eedanken- und Gefühlsireise ihrer Familie i aus gewachsen; um so seltsamer, daß sie sich gefunden, um so eigenartiger das Ge schick, dem sie erlagen. Mitten in die gewaltigen Gährungen der Reformationszeit führt uns unser Stoff—in jene Zeit, da zwei Welten in hartem Kampfe auf einander platzten, von denen die eine, die ausgelebte schei dende, noch die Gestaltung des äußeren Lebens fast ausschließlich beherrscht, während die andere, die kommende, mächtig die Geister aufrüttelt und lang sam, aber unwiderstehlich auch die Formen der Vergangenheit zu sprengen und zu lockern beginnt, damit den Bo den vorbereitet, auf dem der Samen der modernen Cultur wurzeln und sprießen konnte. Noch ist freilich wenig von der letzteren zn spüren und gerade den Juden kommen ihre Segnungen noch recht wenig zu Gute. Zwar ist die Zeit der blutigen Verfolgungen vorüber und die Bedeutung der Juden in der Vermittlung des Geldverkehrs im Großen wie im Kleinem ist nament lich durch die ewige «Geldnoth in Für stensitzen,.Ritterburgen und Bauernhüt ten erheblich gestiegen— von einer sozialen oder gesellschaftlichen Annähe rung zwischen»'hristen und Juden ist aber noch nicht die Rede. Solcher Art ist der Kulturboden, auf dem sich unser Roman abspielt. Die Heldin desselben entstammt dem ange sehenen Rittergeschlechte der von Cron berg, jene» unruhigen Nachbarn der freien Reichsstadt Frankfurt, welche ihr jahrhundertelang nach ländlich-sittlicher Ritterart so viel zu schaffen gemacht hatten, und, wie ein Frankfurter A Cronberger» nicht an Abwechslung und ritterliaer Waffenübung, denn die Zahl der verwandten Geschlechter war groß sie erstreik iich aus fast olle an geseheneren F. Milien Nassaus, der Wetterau, der iruheren Grasschast Katzenellenbogen. der Psalz etc. Auch Franz von Sicking?» war den Yron einc Fürstenkrone, seine»! Stande aber, dem hart um seine Existenz kämpfende», mehr und mehr verarmenden Riiter thume eine neue Blüthe erobern sollte, da finden wir unter seinen treuesten Helfern auch die Ritter von Cronberg. der nicht nur die politilchen Hielt seines Freundes und Verwandten theilte, fon-, der» auch den lebhaftesten und thatkräs-. tigsten Antheil an den kirchlichen Re sorinbestrebungen nahm, die von Si ckingens Ebernburg, der „Herberge der Gerechtigkeit" aus so mächtig sür die Sache Luthers gewirkt haben. Durch diese Bestrebungen kam Hartmuth von Cronberg auch in engere persönliche Be ziehungen selbst, die auch dann noch fortdauerten, als der ritterliche Vor kämpfer der Reformation, in Sickin gens jähen Sturz verwickelt, ein hei mathloser Flüchtling dem Erbe seiner Väter den Rücken wenden und in die Ferne ziehen mußte, um erst nach 19- jähriger Jrrsahrt durch die Gnade des Landgrase» Philipp v»n Hesse» wieder in seine Stammburg einzuziehen. Von Hartmuths Geschwistern halten die beiden jüngsten, sein einziger Bru der und eine Schwester den geistlichen Stand erwählt, die beiden anderen Schwester» waren vermählt, die älteste, Clara mit einem Herrn von Riedesel, die jüngere, Lorch oder Lorche (Leo norej mit Wols Cemmerervoü Worms, genannt von Dalberg. Lorch ist um das Jahr 1500 geboren ihr mann zu Oppenheim, Erbtruchseß von Mainz und Vicedom zu Aschaffenburg, starb 1506 und war im Jahre 1527 bereits Wittwe, nachdem sie Sohn geboren hatte. Acht Jahre lang lebte sie als Wittwe still vor sich hin so schien es nur der Erziehung ihrer Kinder sich widmend, bis zum Jahre krankte sie und beschließt mit Vor wisjcn eines Verwandten. Wolf von Dalberg, der sie besucht, sich zu dem den sie von Heidelberg aus kennt. Mitte März bricht sie aus und fährt in Be gleitung eines kleinen Mädchens und eines Bauern, eines Hintersassen Wolss zu Herrnsheim, zu Wagen nach Bingen. Hier aber ändert sie mit einem Male ihre Route: sie läßt den Wagen zurückgrhen und reist mit ihren und von dort nach Frankfurt, von wo sie sich zu Wagen nach Erfurt begibt. Acht Tage nach ihrer Abreise treffen Friedrich und Wolf von Dalberg, die noch ohne Nachricht von Lorche sind. das Geringste weiß. In der Woche Ouasimodogeniti (4. April) bringt der von Lorche zurückge kehrte Bauer einen Brief, der zugleich an Friedrich von Dalberg und LorchenS Schwester Katharina von Cronberg ge richtet ist. Aus diesem Briefe ergibt sich, daß Lorche sich in Erfurt befindet; sie gesteht „mit kläglicher Schrift", daß sie sich heimlich verheirathet habe, guter Hossnung sei und um Jakobi (25. Juli) niederkommen werde. Obwohl ihre Ehe nicht standesgemäß sei, wolle sie diese doch nicht verschweigen, da ja die Ehe frei sei und von Niemandem ver boten werden könne. Sie erbietet sich, alle Kleider und Kleinodien gegen einen „ziemlichen Pfennig" auszuliefern, da sie diese: so wie so sich entledigen müsse, und empfiehlt ihre Kinder, die sie vor her zu ihrer verwittweten Schwester ge geben, dem Wohlwollen der Ver wandten. Auf diesen Brief antworteten Wolf und Friedrich von Dalberg im Verein mit dem inzwischen herbeigeeilten Hart muth von Cronberg, indem sie den Nachweis verlangen, mit wem Lorche sich verheirathet; sie erbieten sich, stan desgemäße Versorgung gewähren zu wollen, salls Lorche das Verhältniß löse und zu ihre» Kindern zurückkehre. Lorche antwortet aber, sie habe sich mit einem Juden, genannt Jacob, verhei rathet, dessen Vater Alexander heiße; beide wohnten zu Groß-Gerau unter dein Landgrafen von Hessen. Der Jude habe schon eine Frau und vier Kinder, doch sei es ihm nach jüdischer Art nicht verboten, die eine zu verlas sen und eine andere zu nehmen. Sie habe Niemanden lieber, als diesen Ju den, mit dem sie schon drei Jahre im Verhältniß stehe, und den sie nicht ver lassen könne, was man ihren Kindern nicht entgelten lassen möge. Inzwischen war Lorche in Erfurt mit ihrem Geliebten zusammengetroffen und von ihm nach Wittenberg geleitet wor den. Hier weite sie einige Monate und gab einem Kinde das Leben. Sie hatte Luther ausgesucht, ohne sich ihm zu erkennen zu geben, und obgleich die ser, sehr mißtrauisch „psr tiutos nvu den, lii» mit großer Vorsicht ih/entge genkani, wurde er doch durch ihre Per sönlichkeit sehr für sie eingenommen. Er nahm sich ihrer mit Rath und That an, suchte sie in ihrem Jammer und ihren Thränen zu tröste» und wurde seine Schutzbefohlene aus edlem Ge schlecht war, erkannte Luther bald; und auch vor ihrem Charakter muß er Hochachtung empfunden haben, denn er spricht wiederholt von ihr in seinen Briefen nn Justus Menius in Eisenach als von einem „vortrefflichen Weibe" ; und als sie Anfang August von Wit tenberg schied, empfiehlt er sie seinem Freunde aus's angelegentlichste als eine Unglückliche, die vielleicht gefehlt habe, an der er aber Samariterdienst üben solle. Und in der That Luthers Men schenlenniniß hatte ihn nicht getäuscht; das bestätigte ihm wenige Tage, nach dem die Fremde Wittenberg verlassen hatte, ihr Bruder Hartmuth, der ihrer Spur gefolgt war. Von ihm erfuhr Luther den Zusammenhang der Dinge, und nun wandte er seine ganze Beredt samkeit aus. Uni sür die Unglückliche die Hülse der Verwandten zu erbitten; es gelang ihm auch, Hartniuth milde zu stimmen und ihm das Bersprecheu abzu nehmen, für seine Schwester zu sorgen. Hartmuth konnte diese« Bersprechen ja auch um so leichtergeben, als inzwischen der Hauptstein des Anstoßes aus dem i Oege geräumt ward. Nach dem letzten krief LorchenS an ihre Verwandten hatte diese beschlossen, die Stand und Ehre so weit vergessen hatte, einem Ju den zu folgen, zwar nicht an Leib und Lebe» zu strafen, aber unter allen Um ständen aus dem Verhältniß zu löse» und das gelang ihnen denn zuch auf eine Weise, die ebenso radikal originell genannt werden muß. Hann Friedrich von Sachsen um Bei hülse, und „der Zufall will", daß die Abgesandten dem Huden, der ihnen zu — und zwar, wie eS scheint, noch aus sächsischem Gebiet. In seinem Aeuße re» erschien der Jude als ein Edelmann zu Pferde, angethan mit einem ver brämte» Rock, einem Hut mit Zindel überzogen, und mit Federbusch. Die Unterredung mit ihm ergibt, daß er Lorchen vor sechs Tagen in Wittenberg Verlasjen habe. Da sich nun die Abge sandten vergewissert haben, daß sie vor LorchenS Mann stehen, zu dessen Ver gewaltigung sie leinen Befehl haben, so entschließen sie sich kurzerhand, weil sie ihn doch nicht lebendig ausliefern können, ihn zu erstechen. Das wird auch sofort ausgeführt. Die Mörder binden nach der That das Pferd an einen Baum, lassen des Erschlagenen Wehr dabei liegen, und nachdem sie die Leiche des Geschmeides und eines in der Tasche steckenden silbernen Dolches be raubt haben, verschwinden sie vom Orte der That. Soweit der einfache Bericht aus der Feder Wolfs von Dalberg, eines der Verwandten Lorchs; der Bericht, im Weimaraner Archiv befindlich, war wohl dazu bestimmt, den Kurfürsten Johann Friedrich über das Resultat der Jagd auf den Juden aufzullären. der es gewagt, eine Edelfrau zu Min nen. Weitere Folgen hat die That, die verzweifelte Ähnlichkeit mit einem ganz gewöhnlichen Raubmorde besitzt, nicht gehabt. Selbst das Mitleid, das Luther der unglücklichen Frau entgegengebracht, verstummt dem Manne gegenüber: Luther erwähnt den Tod des Juden in zwei Briefen, am 24. August 1535 an Justus Menius, und ani t>. Septeniber an Spalatin. Das erste Mal schreibt er: „Der Verfuhrer von Hartmuth's Schwester, jener Jude, hat einen sehr schlechten Ruf, ebenso wie seine Eltern; bei uns herrscht auch die Meinung, daß er mit Recht gelobtet worden ist." Das zweite Mal sagt er nur kurz chroni stisch, daß der Jude „aus der Reise von Lorchens Verwandten gelödtet wurde." Die Frau sei von ihren Verwandten in Frieden berufen worden, und aus Schlesien wohin sie offenbar ge flüchtet war gewichen. Ueber ihre weiteres Loos schweigen die Dokumente ihr Loos aber war zweifellos kein freundliches mehr, so lange sie noch aus Erden weilte. Dreieinhalb Jahrhunderte deckt die kühle Erde, was irdisch war an dem eigenartigen Liebespaar. Aber die Gedankenwelt, aus der heraus jener Bund geschlossen wurde, hat inzwischen ihre siegreiche Lausbahn über die Erde vollendet und was damals mit Blut gebüßt wurde, das ist heute ei» Lust spieistoff ein Thema höchstens sür sellschast. LiebeSdrame» der Ge genwart spiele» sich auf anderem Boden ab. Berliner Blut. Der kleine Alexander Kruppke war ein ganz überaus gesunder Junge. Trotzdem hatten ihn kürzlich mal die Masern befallen und dies schien auf sein Sextaner-Gemüth einen tiefen Eindruck gemacht zu haben. Als er nämlich bereits wieder in der Siube umherspielen durfte und zum Früh stück drei belegte Butterbrode gegessen hatte, da meinte sein guter Vater ei nes Tages: „Nun Alex (so nannte er ihn, um ihn von Alexander dem Gro ßen zu unterscheiden) jetzt kannst Du denn also wohl auch bald wieder in die Schule gehen, nicht wahr, mein Junge?" „N«e, weeßie Vater, entgegnete der Kleine in unverfälschtem Dialekt, det woll'n mer doch vorlaifig man noch lassen. Sowat machen wer »ich. Ick fühle mir noch sehr- schwach!" Und die Sache unterblieb noch einige Tage. Hitrauf erneute Anfrage des Herrn Papa: „Na, liebet Alexchen, wie wäre es denn jetzt mit der Schule? Du hast gestern zum Abendbrod doch fchon ein fettes Eisbein mit Sauerkraut ver zehrt, mein Junge!" „Det schtilnmt, Vaterken! Aber mir is ooch in de Nacht janz schlimm da druf jeworden! Wir woll'n doch man lieber keene Unvorsichtigkeiten bejeh'n! De Schule könnte mir doch noch zu sehr anstrengen!" Und abermals verging eine halbe Woche reichlich. „Na höre mal, mein Sohn, sprach aber jetzt Vater Kruppke mit großer Energie, „jetzt meine ich denn doch be stimmt, daß Du in die Schule mußt. Du warst doch in den letzten Tagen von früh bis spät aus der Straße und hast Dich unchergetrieben, wenn Du jetzt noch länger die Schule versäumst, 0 kommst Du ja bei der Versetzung nicht nach Quinta!" „Ach, wat mir da,dran liegt! So'n Quintaner is schließlich ooch blos 'n Mensch un »ich' mehr, als unser eener! De Hauptsache ii de Jesundheit! Wat nutzt mir die janze Bildung, wenn ick nachher als elendijer Krippe! durch de Welt loofen soll! Ich bleibe noch aus de Schule fort!" Sein Trubel. Arzt: „Ha ken Sie je mit Ihren Lungen Trubel gehabt?" Patient: „Nein, immer «w «ltmetster der «unst. Altmeister und Großmeister zugleich im Reiche der deutschen Kunst Hai d«r berühmte Maler Adolf Menzel jüngst seinen, 80. Geburtstag gefeiert uud die gebildete Welt hat ihm dazu alle er denklichen Ehrungen bereitet. Zu den falls -die Idee d«r „Verlagsanstalt für Kunst und Wissenschaft", «ine volls thümliche Ausgabe ihrer Publikation: „Dos Werk Adolf Menzels" zu ver ren bescheidene» Preis auch weiteren Kreisen zugänglich ist, und doch einen Ueberblick über das Schaffen des Mei sters in feiner ganzen Vielseitigkeit Persönlichkeit Avals Mmzel's: den Habung der Wasserfarbentechnil kein Zweiter gleichkommt. Aber so sehr Adolf Menzel trotz seiner achtzig Jahre Decennien schon war, 'durch sich, aus sich allein. Damals schon hat er die selben Weg« gefunden, die ei» gutes Adolf Menzel. Menschenalter später von den Anderen-' als neue Entdeckung bejubelt wurden. Sehn wir heute Menzel's frühe Arbei ten an, halten wir ihnen das entgegen, was in ihrer Zeit sonst auf verwand ten Kunstgebieten geschaffen wurde, so wird uns erst die ganze Größ« dieses starken, selbstherrlichen Genius klar, der allem Recht hatte und Recht be hielt g«gen «in« Welt und diesen Sieg gewann, weil eben er allein in dieser Welt von Unnatur und falschen Ichön heitsbegriffen mit stillem, gläubigem Herzen auf sein« große Lehrmeister!» vertraute: die Natur. Das genannte Werk bringt nicht weniger als 31 Vollbilder uird über hundert Textillu strationen. Die erstere» stellen durch Hauptbilder die einzelnen Phasen d«r Entwicklung Menzel's von seinen Jugendwerken an 1836 ist das äl teste Datum, das vertreten ist dar und zwar in rühmenswerthev Vollstän digkeit. Unter den letzteren finden wir namentlich interessante Lithogra phien, Studien, Skizze», Holzschnitte aus den Illustrationen zu Friedrich'S des Großen Werken deren geist- und anmuthreiche Schönheit leider viel zu ivenigen Menschen zugänglich ist —, Illustrationen sür andere Werke, Adressen, Porträts u. s. w. Tie Wallfahrtskirche ,u Rankweil» An der Mündung des Laternfer Thales in Vorarlberg liegt der Markt flecken Rankweil, überragt einer weltberühmten schöne» Wallfahrts kirche, welche unsere Abbildung dar stellt. Der Flecken ist uralt, er wirv schen Namen „Vinomna". Hier be stand im 7. Jahrhundert eine Reichs mal- oder Gerichlsstätt«, später ein kai- ' serlich freies Landgericht, das sich biH Hohenräüen «rstreckte. Jahrhunderte lang wurde auf dem nahen Hügel Mü sinen, jenseits des Frutzbaches, Recht gesprochen, eine Einrichtung, die erst 180« die Bayern aufhoben. Auf der Stätte der einstmaligen Burg Hörn lingen, den Montsortischen Dienst mannen gehörig, erhebt sich die jetzige Wallfahrtskirche, deren Erbauung al- Ansicht der Kirche, lerhand fromme Sagen umschweben. Ursprünglich ein Burgbau, wurde das Werk so oft gestört, bis man sich ent schloß, die Beste in eine Kirche umzu wandeln. Bei der Einäscherung der Montsortischeu Burg Hörnlingen irur de aus dere» Schloßkapclle ein a'.tes Marienbild gerettet und in diese Kirche versetzt. Ebenso befindet sich in der Kirche ein vielleicht ein Jahriausend altes hölzernes Kreuz. Es ist ganz bedeckt von Silberplatten und andere» kostbare» Geschenken frommer Pilger. Die Kirche ist herrlich gelegen in einem von riesigen Bergen eingeschlagenen Waldthale, im Hintergrunde den in die Wolken ragenden, bis über MZO Fuß emporsteigenden Hohe» Krischen. Eim vorsorglicher Ba ter. A.: „I» etlichen Woche» will sich Ihre Tochter veriherratheii? Haben Sie dorm schon an die -nöthig! Ausstattung gedacht?" Componist: „O, den Hoch- Mitsmarsch habe ich schon, fertig!"