2 ' Mein Haus ist meine Burg. Jedermann, in welcher Stellung der Gesellschaft, oder in welcher Lage des Lebens «r sich befindet, sollte sein Haus zu s«iner Burg machen. Es liegt in diesem Begriff der Unnahbarkeit s» diel Selbstvertrauen und behaglich« Muhe ausgedrückt, die wohthuend auf jeden wirkn muß, der nach rastlosem Streben auf der Jagd nach dem Glück, dem Erwerb oder sonst anstren »gender Thätigkeit müde und abgemat tet sein eigenes Heim aufsucht und sin« Idet, wo auf ihn Ruhr und Erholung s Warten. Deshalb soll auch jede Haus ' frau darmif bedacht sein, die eigene Häuslichkeit z«im angenehmsten Auf enthalte für ihren Mann zu machen, «nd hierzu gehört gewiß nicht vi«l,denn mit d«m gukn Willen, sich die Räume, in welchen man lebt, so hübsch und an gtnshm. wi« möglich schaffen z>» wol len, ift die Hauptsache schon «rreicht. Hinsichtlich d«r Einrichtung der Woh- Mung sind die Ansprüche an Bequem- und Ausstal verschieden wie die gesell im Großen und Ganzen, die eines behaglichen immer dieselben. Vor allem man Rücksicht auf Beguemlich «rt, zu derselben gehört eigentlich sehr Wenig, und doch fft nur in einer ver chiittnißmäßrg kleinen Zahl von Fami für diese erste Bedingung nothwendig sind, an leicht PlaH'finden, das Haus- Hausrock des Mannes im demselben Orte untergebracht so daß, wenn der Mann müde Hand hat. Ebenso herrsche in den MHlaszi-mmern die peinlichste Ord- AIM» Frühmorgens schon nach einem ohn« solche ist «in Bestehen derselben Zaum denkbar. Durch Ordnung in schrn geordnet. Jede Hausfrau, 'in welcher Lag« sie auch sei, sollte sich ei nen f«st«n Pkin d«r Hausordnung als Regel feststellen, von welcher, so weit e? «ben möglich fft, nicht abgewichen wer den darf. Zeitiges Ausstehen, regel rechtes Zurruhegehen sind Hauptmo / inente in einem geregelten Hauswesen; wie oft wird g«rad« hierin gefehlt und gestoßen. Man gebe jedem Gegen- Oande, wie schon bemerkt, seinen be stimmten Platz, gebrauchte Stücke sind sofort »««der an den rechten Platz zu räumen, so daß ein eigentliches Auf räumen vicht nothwendig wird. Auch an ihrem eigenen Körper und in ihrem Anzug« zeige die Hausfrau das G«- präg« der Ordnung, sie sei zu jeder Zeit, ob zu Hause oder in Gesellschaft, wenn auch noch so einfach, doch auf das sorgsamste und zwar ihren Verhält nissen gemäß gekleidet. Wie oft und wie leicht läßt sich gerade die Hausfrau in ihrer Haustoilette gehen, und doch ist dieses durchaus verwerslich. Der gute Eindruck, welchen die Frau am Morgen in sauberem Morgenrock und geordnetem Haar auf ihren Gatten U maP, bleibt siir ihn das Bild des gan- Tages, aber wie kann der Anblick M einer'in Anzug und Wesen unorde.it- lichen Hausfrau den Mann fesseln; daher ssll die Frau auf sich und ihre Umgebung 'den größten Werth in Be zug auf Ordnung legen und als leuch tendes Vorbild dem ganzen Hauswesen sich zeigen, nur so wird sie sich und den Ihrigen ein gemüthliches, trautesHeim zu schassen im Stand« sein. WaS ist Schönheit » In Europa bewundert man die weißen Zähne, in Japan müssen die Zähne gelb und in Indien roth sein. Eine blühende Gesichtsfarbe fft gewiß beneidenswerth, aber die Frauen in Grönland streichen sich das Gesicht blau oder grün an, und die Russinnen würden sich für häßlich halten, wenn sie sich nicht kalkweiß schminkten. In Persien ist die gebogene Nase die schön ste, in Haiti die eingedrückte Nase und die Mamas Pflegen dort ihren Neuge- Jn Rußland bewundert man die Stülpnasen. Die Deutschen lieben die schlanken Gestalten, die Türken ziehen Oval des Gesichtes, in der Türkei liebt man die runden Gesichter, i Bei uns gilt ein« höh« gewölbte Stirn als «in Zeichen von Geist, in Griechenland ist die niedrige Stirn ein Hauptmerk mal von Schönheit. Im civilisirten Eurqpa preist man die blonden und die schwarzen Haare, auf den Maria nen-Jnseln bevorzugt man die wei ßen. Die Perser hassen rothes Haar, die Türken vergöttern es. Einen Nei men Mund aber schätzen Alle. Der „Gezeichnete". Kassi r des Ermordeten. i. Juni 18L9 wurde ich mit einem Fall betraut, der viel Geheimnißoolles bot unv für mich, als Professionellem, auch selbst interessant war. Der alt« Wrayrost, «in stadtbekannter Wuche rer, war ermordet worden. Die That Verräther werden, und meine Nach forschungen galten also vor Allem die sem Stück. Die Uhr war nämlich eine deren Mechanismus und ihrer Schön heit ein wahres Kunstwerk zu nennen. Aus ihren gelben Zifferblatt waren die des Frauenantlitz entgegen. Es war klar, daß diese Uhr dir außerdem die und Viertelstunden mit die er mit in's Grab genommen hatte. Die Uhr selbst aber war von vielen Personen in den Händen des Ermor deten g«sehen worden, so daß eine ge naue Beschreibung von derselben vor lag und ihr schließlicher Verbleib wohl nur eine Frage der Zeit zu nennen war. Indeß eilt« mir's, sie jetzt auf zufinden, denn sobald ich sie hatte, hatte ich auch den Thäter. Alle Ge schicklichkit und Erfahrung, die ich be faß, wandle ich deshalb an, «m di» Uhr zu entdecken, aber vergeblich. Auf diese Weise waren drei Wochen verstrichen. Unser damaliger Polizei chef, ein ehrgeiziger Mann, hatte mir schon mehrmals seine Unzufriedenheit zu erkennen gegeben wegen meines Unvermögens, eine Spur des Thä ters zu finden, und die Zeitungen wa ren, wie üblich in solchen Fällen, voll von täglichen Schmähungen über die Unfähigkit der Polizei und über mei ne eigene Unfähigkeit im Besonderen. Es waren wohl einige Verhaftungen vorgenommen worden von Personen, die mit dem Wucherer in Beziehungen gestände« hatten, aber immer wieder stellte sich nach einigen Nachforschungen deren Schuldlosigkeit heraus und sie mußten wieder in Freiheit gesetzt wer den. Da gelang es mir, eine kleine Reiht von Thatsachen zu entdecken, die un trüglich auf Max Wundt, «inen vor Kurzem durch die abscheulichen Wuche rei des Ermordeten zum Bankerott ge triebenen Schankwirth, als den Mö» der hinwiesen. Ich entdeckte, daß Wundt und der alte Wrayrost in der Woche vor dem Morde mehrmals zu sammengetroffen waren und daß Wundt Drohungen gegen das Leben seines Peinigers ausgestoßen hatt«. Ich «ntdeckte ferner, daß Wundt am Abend vor dem Morde selbst unter verdächtigen Umständen nahe dem Hause erblickt worden war, und daß er während jener Nacht nicht in seinem Zimmer geschlafen hatte. Soweit lagen schwerwiegende Ver dachtsmoment« gegen ihn vor; nur machte es mich stutzig, daß Wundt seit dem Morde erstens einmal ganz ruhig in der Stadt geblieben war und seiner gewöhnlichen Thätigkit obgelegen hat te, und daß er zweitens in keiner Weise ungewöhnlich viel Geld gezeigt oder sich sonstwie verdächtig benommen hatte. Außerdem auch kannte ich Wundt seit Jahren als einen ruhigen, arbcitssamen Mann, dessen ehrliches Gesicht und gelassenes Wesen in keiner Weis« auf ihn als den Schuldigen deuteten. Gleichwohl war er indessen der am schwersten Belastete, und so nahm ich denn seine Verhaftung un verzüglich vor. Wundt benahm sich so unverfänglich und phlegmatisch bei sei ner Verhaftung, daß meine anfängli chen Zweifel an seiner Schuld nur noch verstärkt wurden. Indessen stellten sich innerhalb der nächsten Tage doch noch einig« Umstand« heraus, die mein Be weismaterial gegen ihn wesentlich ver stärkten. Der arme Kerl that mit leid, denn d«r ermordete Wucherer hatt« soviel Elend und Unfrieden ange stiftet im Leben, daß mir wie der Ein wohnerschaft der Stadt überhaupt sein Tod unmöglich als eine Kalamität «rschein«n konnte und ich fürchtete, auf Grund meiner durch langjährigePraxis in Criminalprocessen erlangte Erfah rung, daß ein« Jury Wundt trotzdem des ihm zur Last gel:gten Verbrechens überführen und zum Galgen lxrur theilen würde. 11. Mein Mitleid für Wundt wurde noch gesteigert, als er einen bis dahin ganz unbekannten Advokaten zu sei nem Vertheidiger vor Gericht engagir te. Ich ging selbst zu dem Angeklagten in die Zelle und macht« ihm Vorstel lungrn deshalb. Ich sagte ihm, daß ein tüchtiger, mit allen Kniffen der Criminalpraxis > betrauter Specialist der richtige Mann für ihn sei, der wenn irgend «iner im Stande wäre, ihn loszukriegen, und schlug ihm sogar Col. „Rope" Mattocks vor, der seinen Fall auf mein« persönliche Verwen dung für wenig Geld übernehmen würde. Wundt hörte ruhig zu und sagte dann, da er unschuldig sei, so würde auch «in m!nd«r «rfahrener Criminal »dvokat genügen, um sein« Freispre chung zu erwirkn, und Herr Laflin, der von ihm engagirte Anwalt, habe seinen Fall umsonst übernommen. Na, ich bedauerte den armen Teu fel, d«n ich jetzt schon für verurtheilt ansah, und der Tag des Processes rückte so heran. Wer beschreibt mein Erstaunen, als ich bemerkte, daß H«rr Laflin, Wundt's B«rtheidiger, mit ei ner Geschicklichkeit und einer Routin« im Gericht auftrat, als ob er schon Zangjährige Erfahrung im Fache hin ter sich habe. Ich merkte bald aus sei ner ganzen Art und Weise, daß er fest von der Unschuld seines Clienten übe» zeugt sei und das ihm dies seine Be redsamkeit und seine moralische Stärke d«r Jury gegenüber gebe. Und in der That als ich die ehrlichen Züge des Angeklagten hier im richtssaal nochmals leidenschaftslos prüfte, sagte ich mir auch, daß dieser Mann kein Verbrecher sei und daß eine unglückselig« Verwechselung vorliegen müsse bei den Judicien, die durch un bescholtene Zeugen erhärtet wurden. Und als ich diese Zeuginaussagen an hörte, da mußte ich mir abermals sa gen, daß sie zusammen ein« fast un zerreißbare und lückenlose Kette von Umstandsbeweisen gegen Wundt er gaben, und sein Schicksal that mir leid. Da aber begann Herr Laflin sein« Schlußansprach« an die Jury. Nie habe ich in meinem Leben etwas ge hört, was mich so erschüttert hat einige der Geschworenen vergossenThrä n«n und selbst der Richter blieb nicht unbewegt. Mit meisterhaftem Scharf sinn wies er alle die schwachen Punkte noch, die Unwahrscheinlichleiten, welche in der Beweiskett« gegen seinen Clien ten vorhanden waren, und daraus schmiedete er dann ein« n«u« Kett« von Gegenbeweisen, die allerdings ihre Stärke nur in der brillanten Phanta sie des Advokaten hatten, die aber trotzdem ihren Effect auf die Geschwo-, renen nicht verfehlten. Er wies auch auf den guten Leumund des Angeklag ten hin, sowie darauf, daß kein einzi ger direkter Beweis gegen ihn existire. Nun, das Ende war einstimmig« Freisprechung durch die Jury. Herr Laflin war der Erste,der seinem Clien ten gliickwünschend die Hand schüttelte, und das Gleiche thaten darauf die Ge schworenen, der Richter, selbst der Staatsanwalt und ich. Wundt nahm unsere Gratulionen mit großer See lenruhe entgegen, und verließ dann den Saal, draußen in der Straße von dem Beifall einer vielköpfigen Menge von Neugierigen begrüßt. Er begab sich, als sei nichts vorgefallen, wieder in seine alte Stellung als Barkeeper im Nevera House zurück. 111. Seitdem war «in Monat verflossen, und bei meiner aufreibenden Thätig keit als Detectiv, die mir täglich neue Criminalsälle zu unmittelbarster An schauung bringt, hatte ich den Fall Wundt schon beinahe völlig vergessen. Da saß ich eines Nachmittags mit Schreibereien beschäftigt in meinem kleinen Bureau in der City Hall, als Herr Laflin hereinstürzte, bleich und aufgeregt. „Kennen Sie diese Uhr?„ schrie er, mir ein« solche in die Hand drückend. Aufmerksam betrachtete ich dieselbe kein Zweifel. «S war di« langge suchte Uhr, die von der Ermordung des alt«n Wraycroft herstammte. „Woher haben sie diese Uhr?" frug ich. Und Herr Laflin erzählte. Als er «ine Stunde zuvor müssig in seinem Bureau gesessen, war plötzlich Max Wundt hereingetreten. hatte die Uhr auf das Pult gelegt und mit ton loser Stimme gesagt: „Da, nehmen Sie das Ding, oder ich werde noch wahnsinnig. Mein Gewissen verbietet mir, sie länger zu behalten." Darauf hatte Herr Laflin, voll von grauenhaftem Staunen, seinen ehema ligen Clienten befragt. „Ja, ich bin der Mörder," hatte Wundt erwidert und ein« genaue Beichte abgelegt. Di« Uhr und das G«ld hatte er noch in der Mordnacht nach einem sicheren Versteck gebracht, wo selbst die Spürnase der Deiectivs nicht hingedrungen war. Aber wie sehr er sich auch beherrscht hatte und wie sehr er sich auch von sei nem eigenen Gewissen dapiit zu ent schuldigen suchte, daß der Ermordete ihn mit grausamer List in den Ruin getrieben, dadurch den frühzeitigen Tod seiner jungen Frau und ihres Säuglings verschuldet hatte, so hatte er doch keine ruhige Stunde mehr seii d«m. Und s«it seiner Freisprechung war dieser Zustand schier unleidlich ge worden, so daß es ihm keine Ruhe ließ, vordem er nicht wenigstens einem Men schen gegenüber sich schuldig bekannt hatte. Und nach diesem Gestiindniß, das Wundt in abgerissenen Sätzen, mit dumpDr Stimme abgelegt, wi.r er hastig die Treppe hinabgesprungen und verschwunden. Sofort machte ich mich mit Herrn Laflin aus die Suche noch dem Un glücklichen, der dem Wahnsinn nahe zu sein schien. Umsonst. Seine Stellung hatte er aufgegeben, und nirgendswo war von ihm etwas zu finden. Am nächsten Morgen indeß erhielt ich ein Packet es enthielt die Werthpapiere und das Baargeld völlig u>w«r sehrt das bei jenem Mord aus den Habseligkeiten des alten Wucherers verschwunden war. Und dabei lag ein Zettel: „Wenn Sie dies erhalten, bin ich Blut des alten Wucherers triebt mich in den Tod." Wenige Tage später wurde eine Leich« im See ausgefischt es war die von Max Wundt. So hatte der Mord doch sein« Siil^ Gericht. Der Fall aber hat nur ge zeigt, wie äußerst schwierig es ist, selbst für gewitzte Praktiker, ein richtiges Urtheil über Criminalsälle sich zu bil den. Joljn und Joan Wadar. «lus dem Leben des A), Jahrhunderts, von Rökan Barr. John Madax saß in ganz verzweifel ter Stimmung vor feinem Pult«; den Kopf auf «ine Hand gestützt, mit der anderen sein Haar zerzausend. Die Geschäfte gingen schlecht! Mr. Madax Bärenstraß«. Er brauchte Zeit zum Nachdenken und hatte Befehl gegeben, daß Niemand ihn störe. Trotz der nun Stille kam er zu keiner Klarheit in seinen Verlegenheiten, alles Nachdenken war vergeblich. Er sprang auf und ging ruhelos im Zim mer hin und her. „Das Beste wird sein, meine Frau am Rath zu fragen," murmelte er, endlich seine Promenade unterbrechend. Er schreibt «in Telegramm: „Mrs. John Madax. Königsstraße 20, Lon don. Kannst Du für einige Minuten in mein Contor kommen? Möchte Ge schäftsangelegenheiten besprechen. Ma dax." Nachdem er dem Laufbursch«» d'.e Depesche zur Besorgung übergeben, ging er wieder im Zimmer auf und ab, das Erscheinen seiner Gattin er wartend. Sie kam nicht, dahingegen ein Telegramm, welches er in fieberhaf ter Hast öffnete und las: „Bedauere, kann diesen Vormittag nicht fort. Hol« mich um ein Uhr ab, wir gehen dann in meinen Club frühstücken und reden über Deine Angelegenheiten. Joan Ma dax." Der sorgenvolle Mann sah nach dem Chronometer. Es war noch nicht elf Uhr. Erst in zwei Stunden konnte er seine Frau sehen. Er setzte sich wieder an's Pult und erledigte einig« Ge schäftsbriese, um die Zeit todt zu schla gen. Dann bracht« er s«inen Anzug einigermaßen in Ordnung, nahm einen Stock und fuhr Per Droschke zum Eon tor seiner Frau. Nachdem er sich hatte melden lassen, führte ihn ein nettes, kleines Mädchen in ein Zimmer und sagte ihm, daß Mrs. Madax sogleich erscheinen würde. Sie bedauere, ihn ihm unterdessen die „Skizze" zum An sehen. Die „Skizze" war ein im 19. Jahrhundert! aufgekommenes Journal, Empfangszimmer warten bereits drei Männer. Endlich kam das Mädchen zurück und verkündete Allen, außer Madax, daß Madame die Herren jetzt unmöglich sprechen könne, da sie eine Weste, Chemisette, sehr grelle Cravatte. Gatte ihrer harrt«. „Guten Tag, John," rief sie aus, „verzeih, daß ich warten ließ, aber wir haben einen sehr geschäftigen Morgen gehabt! Jetzt bin ich bereit. Wir wollen im Club frühstücken!" Sie näherte sich ihrem Manne, wäh rend sie sprach und klopfte ihm freund schaftlich die Schulter. Er sah zu ihr auf und lächelte. Ihr Einfluß hatte stets etwas Beruhigendes für ihn und gab ihm das Gefühl, als ob er beschützt wäre und den Kampf mit der Welt nicht allein ausfechten brauchte. Eine der zahlreichen weiblichen Commis trug einen langen Ueberrock herbei, wel chen Mrs. Madax anzog. Als sie den selben zugeknöpft und einen runden, harten Hut aufgesetzt hatte, sah sie mehr denn je wie ein Mann aus, und ihr Gatte hatte fast etwas Weibliches im Vergleich zu ihr. „Ist mein Wagen vorgefahren?" fragte sie das Mädchen. „Ja, Madame." . „Komm, John, wir haben keine Zeit zu verlieren," sagte Mrs. Madax sehr entschieden .ging voran, öffnete die Sie nahm neben ihrem Mann: Platz und der Wagen fuhr nach dem West- Park. In kurzer Zeit hielt er vor ei nem großartigen Gebäude. Dies ist, wie Jedermann weiß, der „Victoria- Club," der Sammelpunkt reicher Ge schäftsfrauen. Er hat höhere Preise, als der Carlton- oder Reform-Club, ist aber dafür auch viel eleganter ein ab!" befahl die Dame dem Kutscher. Die Thüren des stattlichen Hauses wurden von zwei weiblichen Portiers geöffnet. Mrs. Madax schrieb den Club-Frühstück," sagte Mrs. Madax zu Flasche Secl!" aus, „er bekommt mir nicht." „Unsinn," rief seine Frau, „ein oder zwei Glas werden Dir gut thun, „Ich Hobe Sorgen, deshalb wollte ich Dich sprechen." „Nun, ich muß aber sehr bitten, beim Frühstück nicht von Geschäften zu re den" sagte Mrs. Madax, „KNab«n sind eine solch« Sorg« für die Eltern, Ivenii man daran denkt, daß si« sich «in mal allein durch di« Welt schlagen müssen. Nächste Woche werde ich die Kinder vielleicht besuchen." „Ich wünschte, Du kämest öfter nach Hause," erwiderte Madax, „die Klei „Später wird es mir wohl möglich sein. Aber jetzt, habe ich, wie Du, Sorgen im Geschäft, habe wichtige Ar beiten vor, welche ich selbst erledigen muß!" „Kannst Du nicht heute Abend mit mir kommen?" fragt« er, „die Kinder tili." „Morgen Abend also," schlug er vor. „Morgen erst recht nicht, da habe ich so und so viel« Capitalien zum Diner „Alle diese FOten nüisscn Dir doch enormes Geld kosten?" „Thun sie auch! Aber Erfahrung lich füttern. Ich s«h« stets darauf, daß die Weine tadellos sind! Das muß ich sch«iden." Si« redet« ihm zu, Champagner zu trinken. Er lehnte dies ab. „Ein Mann muß heutzutage den Kopf klar fiir's Geschäft halten." Nach dem Frühstück führt« ihn Joan Sie klingelie und frug, ihren Gatten: „Was willst Du trinken?" „Nichts, dank," erwiderte er, fügte Milch mit Sodawasser." „Du rauchst natürlich?" „Ein Cigarette." Als der Kellner erschien, bestellte Mrs. Madax Milch und Sodawasser, gebracht und das Zimmer verlassen, schloß Joan die Thür zu. Ihr Mann entzündete seine Cigarette an dem und ging im Zimmer auf und ab. „Nun, John, was giebt «s denn?" „Bor einigen Monaten," erzählte Madax, „ließ ich mich auf «in Weizen geschäft ein, und jetzt weiß ich nicht, wie ich mich aus der Affaire ziehen soll." Mrs. Madax blieb vor ihrem Gati«n „Weizen?" ri«s sie aus. „Wie, in des Himmels Namen, kamst Du auf die Idee?" „Nun, siehst Du," erwiderte John sehr gedrückt, „die amerikanische Wei zenernte war doch sehr schlecht ausge fallen und da glaubte ich bestimmt, daß die Preise steigen würden." „Weshalb sprachst Du nie mit mir darüber?" Er erröthete. „Ich wollte doS Geschäft auf eigene Fausl unternehmen. Natürlich hatte ich keine Ahnung, daß es einen solchen Haken haben würde." „Einen Hak«n," sagte sie verächtlich, „dos mußte sicherlich einen haben!" Weißt Du nicht einmal, daß man sich in den Vereinigten Staaten niemals über den Weizenmarkt informiren darf? Indien ist —" „Ja ich weiß, das heißt, ich weiß es jetzt, aber das nutzt Alles nichts! Ich stecke bis an den Hals im Weizen und die Preise gehen herunter! Was räthst Du mir zu thun, Joan?" „Oho, Dir rathen? Welchen Zweck hat es, mich um Rath zu fragen, wenn es zu spät ist? Ich kann Dir nur rathen, Dich so billig wie möglich aus Ihr Gatte stöhnt«, ruinirt." Meiner Meinung nach werden die Preis« noch mehr fallen." Deine Geschiffte in der Stadt nicht auf zu versorgen?" Er fühlte sich verletzt und starrte sie »ine Weile sprachlos an, endlich mur melte «r: Dir sein!" „Ach Unsinn, ich geb« Dir «in seh» schönes Wirtschaftsgeld und noch so viel extra für Deinen Gebrauch, als Du haben willst! Du quälst Dich halb todt mit den Geschäften und solltest Dich gar wcht mehr darauf einlassen, sondern lieber mal zur Erholung nach Brighton oder Monte Carlo gehen." Der Mann s«ufzte. „Das ist Alles gut, aber kannst Du denn nicht begreifen, .daß ich mir gern selbst etwas Geld erwerben möchte?" „Du erwirbst aber nichts, sondern verlierst nur. Mit wie viel Geld steckst Du drin?" „Füiifundzwanzigtauseiid Pfund!" stöhnte «r. „O weh, ist das Alles, was Dir "^.Alles!""°^ „Du hättest Dich aussprechen sollen, ehe es zu spät war. Siehst Du das nicht ein?" „Ja, aber ich wollte einen Vor schlag machen! Du erzähltest mir, daß Du Sir Cäsar heut zum Diner ge laden. Nun, ich weiß nicht, was Du von ihm willst, ich glaiKe jedoch, daß, wenn ich ihn auf meine Seite im Wei zenmarlte bekommen könnt«, «r noch Andere hereinziehen würde und wir dann vielleicht die Preise zu hebe» ver- Mrs. Madax' Augen glänzten, als sie auf ihren Gatten niederblickte. „Hältst Du das für möglich?" fragte „Ja, ich glaube, daß wir mit verein ten Kräften die Preise derart in die Höhe bringen werden, daß man sich noch mal so aus der Falle ziehen kann." „Gar keine schlechte Idee! Wie viel Geld würdest Du wohl zusammen be ,. Ungefähr eine Million," antwortet« John, hoch erfreut, nun auch etwas Aufmerksamkeit und nicht nur Tadel von seiner Frau zu erhalten. „Eine Million? Glaubst Du be stimmt, daß Eure Seite des Marktes diese Summe beschaffen wird?" „Ganz gewiß!" Mrs. Madax ging wieder im Zim mer aus und ab, rechnete etwas im Kopf« aus, stellte sich ihrem Gatten „Gegen w«n geht Ihr eigentlich? Wer ist auf der anderen Seite inaßge vend?" l „Oh, das weiß Keiner von uns. Das Geschäft wurde durch die Tokio- Bank gemocht und wir ahnen dahinter steckt." „Nun, siehst Du denn nicht, daß Du zu allererst herausfinden mußt, gegen wen Du stößt, wer Dir das Geschäft verdirbt? Ist es ein Steinwall, je eher Du es weißt, desto besser, da kannst Du noch einhalten, ehe Du Dir den Kopf einrennst; ist es nur eine Heck«, kannst Du vielleicht durchschlüpfen! Meine erst« Arbeit wäre es gewesen, diesen Opponenten ausfindig zu ma chen " „Ich hatte keine Ahnung," warf er ein, ldaß Jemand gegen uns arbei tete!" „Zu dumm!" rief MrS. Madax, nun unzeduldjg werdend. „Du konntest Dir doch denkn, daß sich Jemand aus di« and«r« Seite stell«n würd«! Ihr könnt also nicht erfahren, w«r es ist? „Nein!" „Gut, höre zu! Du steckst mit fünf undzwanzigtausend Pfund darin, und wenn Du Sir Cäsar und seineFreund« bewegen kannst, mit ihr«m Gelde aus zuhelfen, so garairtire ich Dir, daß Du mit dem Doppelten herauskommst. Das wären fünfzigtausend Pfund." „Meinst Du wirklich?" fragte Ma dax eifrig. „Ich bin überzeugt davon!" „Und darf ich das Sir Cäsar mit theilen?" „Nein, ich werde selbst mit ihm re den. Sag« nur, Du wärest privatim informirt und dürftest kine Namen nennen." „S«hr gut," sagte Madax, erleichtert aufathmmd. „Jetzt aber verrath« nichts," er mahiike ihn seine Frau. „Wendet Al les auf, um den Markt in die Höhe zu bringen, und sobald die Preise steigen, verkauft sofort. Nun muß ich gehen, will Dich aber erst nach der Bärenstraße fahren." Madax, der da wußte, daß die Aus sagen seiner Frau in Börsenangelegen- die Preise von Neuem heruntergedrückt. Der Markt schien allen Halt verloren zu haben. Die fünsundzwanzigtau send Pfund, ebenso die Million waren verloren! Alles Vertrauen, welches John in seine Frau gesetzt, war ver schwunden! Er telegraphirte nur noch an sie, daß er ein ruinirter Mann sei, unD begab sich dann verstört nach Haus«. Gegen acht Uhr Abends desselben Tages hielt ein Wagen vor seiner Woh nung. Mrs,. Madax sprang heraus. Ms sie das Zimmer betrat, sah ihr Gatte gar nicht auf sie, sie ging zu ihm und klopfte ihm recht vergnügt auf den Rücken. Freu« Dich!" Johns «inzig« Antwort war «in langes Stöhnen. „Du hast also Deine fiinfundzwan zigtausend Pfund verloren's" fragte sie „Du sagtest mir, ich würde mein Gelo verdoppeln und ich glaubte Dir," „Natürlich glaubtest Du mir Und hier ist ein Check für fünfziatausend Pfund. Du hast Dein Geld verdop pelt!" „Was meinst Du denn eigentlich?" stotterte Madax, zu ihr aufsehend. „Was ich meint. Kleiner? Ich meine, daß ich Dein Opponent war! Jetzt könnt Ihr es ja wissen! Deshalb hatte ich auch Sir Cäsar zum Diner gt laden. Ich hatte keine Ahnung, daß Du auf der anderen Seile warst, >md als Du mir sagtest, Du könntest ihn dazu bringen, Dir beizustehen, f.-nd ich das Geschäft zu verlockend, um wahr zu sein; denn ich brauchte di? Million! geh' nach Nont« Carlo! Ach gehe viel- Hab' Acht aus Dich und Deinen Check? Carlo wieder." Hiermit verließ Joan das Zimmer und winkte nochmals aus dem Wagen fenster, während John ganz verwirrt kaum dei Sachlage begreifen konnte. Z>i« deutsche Zfrau vor lv» Jahre«, Im Jahre 1787 erschien in Leipzig ein Buch mit dem Titel „Ueber die Weiber", dessen Verfasser, der han dle Klugheit hatte, sich als solchen nicht zu nennen. Sonst wäre es ihm wohk schlecht ergangen, denn es ist zu allen herzugeben, weil sie klar erkennen las sen, wie vortheilhast sich die deutschen» Frauen des letzten Viertels unseres Jahrhunderts von ihren Urgroßmüt tern im letzten Viertel des vorigen Jahrhunderts unterscheiden. Klingt es nicht wie «ine Mär aus weit Hinte? uns liegender Zeit, wenn Brandes schreibt: „Die Neigung zum Putze und« die Begierde, durch Aufwand zu glän->' zen, stehen gegenwärtig in gar weni gem Zusammenhange mit der Gefall» sucht der Damen. Es geschieht mehr, um andere Frauen auszustechen, als um uns Männern zu gefallen. Al lein der jetzige ausschweifende Grad dieser Neigungen ist doch eine Folge der Eitelkitserziehung und der aus dem gesellschaftlichen Leben geschöpfte«» Idee der übergroßen wiiblichea Vor itrefflichkit. Die Viernach'iffsigung aller übrigen Pflichten und l>as täg- Tiachmitiage in Gesellschaft von sechs! der größte Gewinn für das andere Geschlecht. Alle kluge Frauen wurden durch Männer gebildet. Jr. bloh weiblicher Gesellschaft thront neben der Berste Langeweile. Alle Modethorhel tet. Das Hauswesen wiro durch diese täglichen Besuche, ohne irgend einige Vortheile für den Geist, gänzlich ver nachlässigt und der von der Arbei! er müdete Mann findet in seiner heim kehrenden Frau die schlechteste Unur haltung. Alle Ansprüche aus Rang manche trübe Stunde verursachen, ihre Ausgaben über ihre Einkünfte steigen lassen, entspinnen sich dort Die hat etwas zu haben. Für Möbel haben die Damen überhaupt eine Zärtlichkit, die an Abgötterei grenzt. D,»ch sie sind, glaube ich, die Schooßhunde^ver sophie wird in den Frauenge'ellsch.if- Weiblein und die Ruhe des Mannes zerstört." Gestörte Harmonie. „Wie kommt es denn, daß man das „Daran ist nur ihr verschiede ner Geschmack schulv. Während er sich ärgert, daß sie immer auf Modewaarengeschäfte zu steuert, giftet sie sich wieder. bleibt, und deßhalb tüchtig ausgelacht wird): „Aber, Herr Oberförster, hel fen S' mir doch heraus! Sie müs sen'? ja am Besten wissen, was ich damals noch erlebt habe!"