9 Mein Haus ist meine Burg. Jedermann, in welcher Stellung der Gesellschaft, oder in welch» Lage des Lebens er sich befindet, sollte sein Haus zu semer Burg machen. Es liegt in diesem Begriff der Unnahbarkeit s» viel Selbstvertrauen und behaglich« Kühe ausgedrückt, die wohthuend auf pden wirken muß, der nach rastlosem Streben auf der Jagd noch dem Glück, .nach dem Erwerb oder sonst anstren »gender Thätigkeit mii,de und abgemat tet sein eigenes Heim aufsucht und fin !det, wo auf ihn Ruhe und Erholung warten. Deshalb soll auch jede Haus frau da rem 112 bedacht sein, die eigene Häuslichkeit Mm angenehmsten Auf enthalte Kr ihren Mann zu machen, «nd hierzu gehört gewiß nicht viel,denn mit dem guten Willen, sich die Räume, dem Stande eigenen Ansprüchen ab. Doch im Großen und Ganzen die eines behaglichen immer dieselben. Bor allem DWDne man Rücksicht auf Bequemlich «rt, zu derselben gehört eigentlich sehr »venig, und doch ist nur in ein«r ver lhältnißmäßig kleinen Zahl von Fami- Äogera-de für diese erste Bedingung gesorgt. Die dafür sorgen, daß oll« welche zum täglichen Ge nothwendig sind, an leicht PlaH finden, das Haus heimkommt, er diese ihm oft unentbehr lichen Sachen leicht und bequem zur Hand hat. Ebenso herrsche in den die peinlichste Ord nung. Frühmorg-n? schon nach einem Arogenknopf, einer Kleiderbürste oder sonstigen an sich ganz nichtssagenden >G«gelMirden suchen zu müssen, kann > Hein Manne die Laune für langeStun- Hen des Tages von vornherein,verder-, Ben: hierbei zeigt sich die Ordmings- Nebe der Hausfrau am allermeisten, überhaupt ist Ordnung die erste Grun d aller geregelten Haushaltungen, ohne solch« ist ein Bestehen derselben laum denkbar. Durch Ordnung in Süßeren Dingen wird auch das ganze Sein, Denken und Handeln d«s Men schen geordnet. Jede Hausfrau, in welcher Lag« sie auch sei, sollte sich ei nen fest«n Pian der Hausordnung als Regkl feststellen, von welcher, so weit es eben möglich fft, nicht abgewichen wer den darf. Zeitiges Aufstehen, regel «rechtes Zurruhegehen sind Hauptmo inente in einem geregelten Hauswesen; wie oft wird gerade hierin gefehlt und dadurch die gange Hausordnung um gestoßen. Man gebe jedem Gegen- Pande, wie schon bemerkt, seinen be stimmt«« Platz, gebrauchte Stücke sind sofort wieder an den rechten Platz zu räumen, so daß ein eigentliches Auf räumen nicht nothwendig wird. Auch an ihrem eigenen Körper und in ihrem Anzüge zeige die Hausfrau das Ge präge der Ordnung, sie sei zu jeder Zeit, ob zu -Hause oder in Gesellschaft, wenn auch noch so einfach, doch auf das sorgsamste und zwar ihren Verhält nissen gemäß gekleidet. Wie oft und wie leicht läßt sich gerade die Hausfrau in ihrer Haustoilette gehen, und doch D dieses durchaus verwerflich. Der gute Eindruck, welchen die Frau am Morgen in sauberem Morgenrock und geordnetem Haar auf ihren Gatten ma<»t, bleibt fiir ihn das Bild des gan- kages, aber wie kann der Anblick eine? in Anzug und Wesen unordent lichen Hausfrau den Mann fesseln; daher soll die Frau auf sich und ihre Umgebung den größten Werth in Be zug auf Orknung legen und als leuch tendes Vorbild dem ganzen Hauswesen sich zeigen, nur so wird sie sich und den Ihrigen ein gemüthliches. TrautesHeim zu schaffen im Stande sein. WaS ist Schönheit? In Europa bewundert man die weißen Zähne, in Japan müssen die Zähne gelb und in Indien roth sein. Eine blühende Gesichtsfarbe ist gewiß beneidenswerth, aber die Frauen in Grönland streichen sich das Gesicht blau oder grün an, und die Russinnen würden sich für häßlich halten, wenn sie sich nicht kalkweiß schminkten. In Persien ist die gebogene Nase die schön ste, in Haiti die eingedrückte Nase und die Mamas Pflegen dort ihren Neuge borenen die Nasen zu zerquetschen. In Rußland bewundert man die Stiilpnasen. Die Deutschen lieben die schlanken Gestalten, die Türken ziehen das Volle vor; wir schätzen das zarte Oval des Gesichtes, in der Türkei liebt man die runden Gesichter, i Bei uns gilt eine hohe gewölbte Stirn als ein Zeichen von Geist, m Griechenland nen Mund ober schätzen Alle. Der „Gezeichnete". Kassi er (zum Chef): »Ach, Herr Chef, ich Chef: „Nun? eS doch sicher nicht schlecht, Sie bekommen ja jetzt sogar eine rothe Nase!" Kassi rer: „Eben deshalb möchte ich Sie um Gehaltserhöhung bitten, da ich jetzt cm b«sonder«s Kennzeichen habe!" Sie Uhr des Ermordeten. i. Eines Morgens eS war am 2. Juni 1889 wurde ich mit einem Fcill betraut, der viel Geheimnißvolles bot und für mich, als Professionellem, auch selbst interessant war. Der alt« Wrayroft, «in stadtbekannt«! Wuche heit ein wahres Kunstwerk zu nennen. Auf ihren gelben Zifferblatt waren die Zahlen mit kleinen kostbaren S,,i.nchen eingelegt, um welche sich wiederum eine kunstvolle Malerei in Email zog. Die Innenseite war gleichfalls mit allerlei die er mit in's Grab genommen hatte. Die Uhr selbst aber war von vielen Personen in den Händen des Ermor hatte ich auch den Thäter. Alle Ge- Uhr zu entdecken, aber vergeblich. Auf diese Weise waren drei Wochen verstrichen. Unser damaliger Polizet deren Schuldlosigkeit heraus und sie mußten wieder in Freiheit gesetzt wer den. Da gelang es mir, ein« klein« Reiht von Thatsachen zu entdecken, die un trüglich auf Max Wundt, einen vor Kurzem durch die abscheulichen Wuche der hinwiesen. Ich entdeckte, daß Wundt und der alte Wrayroft in der Woch« vor dem Morde mehrmals zu- Jch entdeckte ferner, daß Wundt am Abend vor dem Morde selbst unter verdächtigen Umständen nahe dem er während jener Nacht nicht in seinem Zimmer geschlafen hatte. Soweit lagen schwerwiegende Ber te, und daß er zweitens in keiner Weise ungewöhnlich viel Geld gezeigt oder sich sonstwie verdächtig benommen hatt«. Außerdem auch kannte ich Wundt seit Jahren als einen ruhigen, arbeitsfamen Mann, dessen ehrliches Gesicht und gelassenes Wesen in keiner Weise auf ihn als den Schuldigen deuteten. Gleichwohl war er indessen der am schwersten Belastete, und so nahm ich denn seine Verhaftung un verzüglich vor. Wundt benahm sich so unverfänglich und phlegmatisch b«i sei ner Verhaftung, daß meine anfängli chen Zweifel an seiner Schuld nur nech verstärkt wurden. Indessen stellten sich innerhalb der nächsten Tage doch noch einige Umstände heraus, die mein Be weismaterial gegen ihn wesentlich ver stärkten. Der arme Kerl that mir leid, denn der ermordete Wucherer hatte soviel Elend und Unfrieden ange stiftet im Leben, daß mir wie der Ein wohnerschaft der Stadt überhaupt sein Tod unmöglich als eine Calamität in Criminalprocessen erlangte Erfah rung. daß eine Jury Wundt trotzdem d«s ihm zur Last gelegten Verbrechens überführen und zum Galgen v«rur 11. Mein Mitleid für Wundt wurde ihn loszukriegen, und schlug ihm sogar Col. „Rope" Mattocks vor, der seinen Fall auf meine persönliche Verwen- Wundt hörte ruhig zu und sagte dann, da er unschuldig sei, so würde auch ein minder erfahrener Criminal «dvokat genügen, um sein« Freispre- Na, ich bedauerte den armen Teu fel, den ich jetzt schon für verurtheilt ansah, und der Tag des Processes rückte so heran. Wer beschreibt mein Erstaunen, als ich bemerkte, daß Herr Laflin. Wundt's Vertheidiger, mit ei ner Geschicklichkeit und einer Routine im Gericht austrat, als ob er schon langjährige Erfahrung im Fache hin ter sich habe. Ich merkte bald aus sei ner ganzen Art und Weise, daß er fest von der Unschuld seines Clienten über» zeugt sei und das ihm dies sein« Be redsamkeit und seine moralische Stärke d«r Jury gegenüber gebe. Und in der That als ich die ehrlichen Züge des Angeklagten hier im Ge richtssaal nochmals leidenschaftslos prüfte, sagte ich mir auch, daß dieser Mann kein Verbrecher sei und daß eine unglückselig« Verwechselung vorliegen müsse bei den Judicien, die durch un bescholten« Zeugen «rhärtet wurden. Und als ich diese Zeuginaussagen an hörte, da mußte ich mir abermals sa gen, daß sie zusammen ein« fast un zerreißbare und lückenlose Kette von Umstand-b«weisen gegen Wundt er gaben, und sein Schicksal that mir leid. Da aber begann Herr Laslin sein« Schlußansprache an die Jury. Nie hört, was mich so erschüttert hat einige der Geschworenen vergossenThrä nen und selbst der Richter blieb nicht unbewegt. Mit meisterhaftem Scharf sinn wies er alle die schwachen Punkte nach, die UnWahrscheinlichkeiten, welche m der Beweiskette gegen seinen Clien- Stärke nur in der brillanten Phanta sie des Advokaten hatten, die aber trotzdem ihren Effect auf die Geschwo renen nicht verfehlten. Er wies auch ger direkter Beweis gegen ihn exiftire. Nun, das Ende war einstimmig« Freisprechung durch die Jury. Herr Laslin war der Erste,der seinem Clien ten glückwllnschend die Hand schüttelte, und das Gleiche thaten darauf die Ge schworenen, der Richter, selbst der Staatsanwalt und ich. Wundt nahm unser« Gratulionen mit großer See lenruhe entgegen, und verließ dann den Saal, draußen in der Straße von dem Beifall einer vielköpfigen Menge von Neugierigen begrüßt. Er begab sich, als fei nichts vorgefallen, wieder in fein« alte Stellung als Barkeeper im Nevera Houfe zurück. 111. keit als Detectiv, die mir täglich neue Criminalfälle zu unmittelbarster An schauung bringt, hatte ich den Fall Wundt schon beinahe völlig vergessen. Da saß ich eines Nachmittags mit Schreibereien beschäftigt in meinem kleinen Bureau in der City Hall, als aufgeregt. „Kennen Sie diese Uhr?„ schrie er, mir «in« solche in die Hand drückend. Aufmerksam betrachtete ich dieselbe kein Zweifel, «S war die langge fuchte Uhr, die von der Ermordung des alten Wraycroft herstammte. „Woher haben sie diese Uhr?" frug ich. Und Herr Laflin erzählte. Als er «ine Stunde zuvor müssig in seinem Bur«au gesessen, war plötzlich Max Wundt hereingetreten, hatte die Uhr auf das Pult gelegt und mit ton loser Stimme gesagt: „Da, nehmen Sie das Ding, oder ich werde noch wahnsinnig. Mein Gewissen verbietet mir, sie länger zu behalten." grauenhaftem Staunen, seinen ehema ligen Clienten befragt. „Ja, ich bin der Mörder," hatte Wundt erwidert und ein« genaue Beichte abgelegt. Di« Uhr und das G«ld hatte er noch in der Mordnacht nach einem sicheren Versteck gebracht, wo selbst die Spürnase der Detectivs nicht hingedrungen war. Aber wie sehr er sich auch beherrscht hatte und wie sehr er sich auch von sei nem eigenen Gewissen damit zu ent schuldigen suchte, daß der Ermordet« ihn mit grausamer List in den Ruin getrieben, dadurch den frühzeitigen Tod seiner jungen Frau und ihres Säuglings verschuldet hatte, so hatte er doch keine ruhige Stunde mehr seit dem. Und seit seiner Freisprechung war dieser Zustand schier unleidlich ge worden, so daß es ihm keine Ruhe ließ, vordem er nicht wenigstens einem Men schen gegenüber sich schuldig bekannt hatte. Und nach diesem Geständniß, das Wundt in abgerissenen Sätzen, mit dumpftr Stimme abgelegt, wir er hastig die Treppe hinabgesprungen und verschwunden. Sofort machte ich mich mit Herrn Laflin auf die Suche noch dem Un glücklichen, der dem Wahnsinn nahe zu fein schien. Umsonst. Seine Stellung hatte er ausgegeben, und nirgendswo war von ihm etwas zu finden. Am nächsten Morgen indeß erhielt ich ein Packet es enthielt die Werthpapiere und das Baargeld völlig unser sehrt das bei jenem Mord aus den Habseligkeiten des alten Wucherers verschwunden war. Und dabei lag ein Zettel: „Wenn Sie dies erhalten, bin ich nicht mehr unter den Lebenden. Das Blut des alten Wucherers triebt mich in den Tod." Wenige Tage später wurde eine Leiche im See aufgefischt es war die von Max Wundt. So hatte der Mord doch seine Süd' n« gefund«n, wenn auch nicht durchs Gericht. Der Fall aber hat nur ge zeigt, wie äußerst schwierig es ist, selbst für gewagte Praktiker, ein richtiges Urtheil über Criminalfälle sich zu bil den. Zolin und Joan MadllZ. «US dem Leben des 2», Jahrhunderts, von Robart Barr. John Madax saß in ganz verzweifel ter Stimmung vor seinem Pulte; d«n Kopf auf eine Hand gestützt, mit der anderen sein Haar zerzausend. Die Geschäfte gingen schlecht! Mr. Madax war allein in seinem Contor in d«r Bärenstraß«. Er brauchte Zeit zum Nachdenken und hatte Befehl gegeben, daß Niemand ihn störe. Trotz der nun «herrschenden Stille kam er zu keiner Klarheit in seinen Verlegenheiten, olles Nachdenken war vergeblich. Er sprang auf und ging ruhelos im Zim mer hin und her. „Das Beste wird sein, meine Frau l?m Rath zu fragen," murmelte er, endlich seine Promenade unterbrechend. Er schreibt ein Telegramm: „Mrs. John Madax, Königsstraße 20, Lon don. Kannst Du für einige Minuten in mein Contor kommen? Möchte Ge dax." Nachdem er dem Laufburschen die Depesche zur Besorgung übergeben. ein Telegramm, welches er in fieberhaf ter Hast öffnet« und las: „Bedauere, kann diesen Vormittag nicht fort. Hol« meinen Club frühstücken und reden über Deine Angelegenheiten. Joan Ma dax." Der sorgenvolle Mann sah nach dem Chronometer. Es war noch nicht elf Uhr. Erst in zwei Stunden konnte er seine Frau sehen. Er setzte sich wieder an's Pult und erledigte einige Ge schäftsbriefe, um die Zeit todt zu schla gen. Dann bracht« er seinen Anzug Stock und fuhr per Droschke zum Con tor seiner Frau. Nachdem er sich hatte melden lassen, führt« ihn ein nettes, kleines Mädchen in ein Zimmer und sagte ihm, daß Mrs. Madax sogleich erscheinen würde. Sie bedauere, ihn warten lassen zu müssen, und sende ihm unterdessen die „Skizze" zum An sehen. Die „Skizze" war ein im 19. Jahrhundert! aufgekommenes Journal, Empfangszimmer warten bereits drei Männer. Endlich kam das Mädchen zurück und verkündete Allen, außer Verabredung habe, ade? von vier Uhr Nachmittags ab stände sie zur Verfü gung. Mr. Madax blieb nun wieder mehrere Minuten allein, dann trat seine Gattin ein. Sie war eine große Frau, mit feinen, klar geschnittenen Gesichtszügen. Ihre Kleidung war der eines Herrn sehr ähnlich Sie trug ein kl«ines, frackartiges Jäckchen, helle Weste, Chemisette, sehr grelle Cravatte. Ihr braunes Haar war kurz geschnit ten und auf der Seite gescheitelt. Der glatte Rock hatte an beiden Seilen, hoch oben, schräge Taschen. Ihre rechte Hand steckte in einer derselben und klirrt« mit Geld und Schlüsseln, als sie das Zimmer betrat, wo ihr Gatte ihrer harrte. „Guten Tag, John," rief sie aus, „verzeih, daß ich warten ließ, aber wir haben einen sehr geschäftigen Morgen gehabt! Jetzt bin ich bereit. Wir wollen im Club frühstücken!" Sie näherte sich ihrem Manne, wäh rend sie sprach und klopfte ihm freund schaftlich die Schulter. Er sah zu ihr auf und lächelte. Ihr Einfluß hatte stets etwas Beruhigendes für ihn und gab ihm das Gefühl, als ob er beschützt wäre und den Kampf mit der Welt nicht allein ausfechten brauchte. Eine der zahlreichen weiblichen Commis trug einen langen Ueberrock herbei, wel chen Mrs. Madax anzog. Als sie den selben zugeknöpft und einen runden, harten Hut aufgesetzt hatte, sah sie mehr denn je wie ein Mann aus, und ihr Gatte hatte fast etwas Weibliches im Vergleich zu ihr. „Ist mein Wagen vorgefahren?" fragte sie das Mädchen. „Ja, Madame." , „Komm, John, wir haben keine Zeit zu verlieren," sagte Mrs. Madax sehr entschieden .ging voran, öffnete die und der Wagen fuhr nach dem West- Park. In kurzer Zeit hielt er vor ei nem großartigen Gebäude. Dies ist, wie Jxdtrinann weiß, der „Victoria „Holen Sie mich um halb vier Uhr ab!" befahl die Dame dem Kutscher. Die Thüren des stattlichen Hauses geöffnet. Mrs. Madax schrieb den Club-Frühstück," sagte Mrs. Madax zu Flasche Sect!" ken," bracht« Mr. Madax zögernd her aus, „er bekommt mir nicht." „Unsinn," rief seine Frau, „ein oder zwei Glas werden Dir gut thun, Du siehst so sorgenvoll aus." „Ich habe Sorgen, deshalb wollte ich Dich sprechen." „Nun, ich muß aber sehr bitten, beim den" sagte Mrs. Madax, „Knaben sind eine solche Sorge für die Eltern, ivenn man daran denkt, daß sie sich «in- Kinder vielleicht besuchen." „Ich wünschte, Du kämest öfter nach Hause," erwiderte Madax, „die Klei nen vermissen Dich sehr." „Später wird es mir wohl möglich sein. Aber jetzt, habe ich, wie Du, Sorgen im Geschäft, habe wichtig« Ar ten." „Morgen Abend also," schlug er vor. „Morgen erst recht nicht, da hab« ich „Alle diese FOten müssen Dir doch enormes Geld kosten?" „Thun sie auch! Aber Erfahrung hat mich weise gemocht! Wenn man ein gutes Geschäft mit einem Manne machen will, muß man ihn erst ordent lich füttern. Ich sehe stets darauf, daß die Weine tadellos sind! Das muß ich den Männern nachsagen, sie verstehen Sie redet« ihm zu, Champagner zu trinken. Er lehnte dies ab. „Ein Mann muß heutzutage den Kopf klar für's Geschäft halten." Nach dem Frühstück führte ihn Joan „Was willst Du trinken?" dann aber hinzu, „oder doch, «in Glas Milch mit Sodawass«r." „Du rauchst natürlich?" Als der Kellner erschien, bestellte Mrs. Madax Milch und Sodawasser, die besten ägyptischen Cigaretten, zwei Havanna-Cigarren und ein Glas Kog nak. Sobald der Kellner die Sachen gebracht und das Zimmer verlassen, schloß Joan die Thür zu. Ihr Mann «ntzUndet« seine Cigarette an dem Streichholz, welches sie ihm bot; sie biß ein Stück von ihrer Cigarre und be gann gleichfalls zu rauchen. Dann steckte sie beide Hände in die Taschen und ging im Zimmer auf und ab. „Nun, John, was giebt es denn?" „Vor einigen Monaten," erzählte Madax, „ließ ich mich auf ein Weizen gefchäst ein, und jetzt weiß ich nicht, wie ich mich aus der Affaire ziehen soll." M?s. Madax blieb vor ihrem Gatten stehen und sah ihn überrascht an. „Weizen?" rief sie aus. „Wie, in des Himmels Namen, kamst Du auf die Jd«e?" „Nun, siehst Du," erwiderte John sehr gedrückt, „die amerikanische Wei zenernt« war doch sehr schlecht ausge fallen und da glaubte ich bestimmt, daß die Preise steigen würden." „Weshalb sprachst Du nie mit mir „Ich wollte das Geschäft auf eigen« Faust unternehmen. Natürlich hatte ich kein« Ahnung, daß «s einen solchen Haken haben würde." „Einen Haken," sagte sie verächtlich, „das mußte sicherlich einen haben!" Weißt Du nicht einmal, daß man sich in den Vereinigten Staaten niemals über den Weizenmarkt informiren darf? Indien ist —" „Ja ich weiß, das heißt, ich weiß es jetzt, aber das nutzt Alles nichts! Ich stecke bis an den Hals im Weizen und die Preise gehen herunter! Was räthst Du mir zu thun, Joan?" „Oho, Dir rathen? Welchen Zweck hat es, mich um Rath zu fragen, wenn es zu spät ist? Ich kann Dir nur rathen. Dich so billig ivie möglich auS der Schlinge zu ziehen.» Ihr Gatte stöhnte. „Ich sürchte, dann bin ich so gut wie ruinirt." Preise noch mehr fallen." Mr. Madax sah ganz geknickt auS. Seine Frau überlegte. „John," begznn sie dann, „weshalb giebst Du Deine Geschäfte in der Stadt nicht auf und gehst nach Hause, um die Kinder zu versorgen?" Er fühlte sich verletzt und starrte sie eine Weile sprachlos an, endlich mur „Jch mag nicht ganz abhängig von Dir sein!" viel extra für Deinen Gebrauch, als Du haben willst! Du quälst Dich halb todt mit den Geschäften und solltest Der Mann seufzte. „Das ist Alles gut. aber kannst Du denn nicht begreifen, daß ich mir gern selbst etwas Geld erwerben möchte?" „Du erwirbst aber nichts, sondern verlierst nur. Mit wie viel Geld steckst Du drin?" „Fünfundzwanzigtausend Pfund!" stöhnte «r. „O weh, ist das Alles, WaS Dir " „Alles!" „Du hättest Dich aussprechen sollen, «he es zu spät war. Siehst Du das mcht ein?" „Ja, aber ich wollte einen Vor schlag machen! Du erzähltest mir, daß Du Sir Cäsar heut zum, Diner ge laden. Nun, ich weiß nicht, was Du von ihm willst, ich glaube jedoch, daß, wenn ich ihn auf meine Seite im Wei- Andere hereinziehen würde und wir dann vielleicht die Preise zu hebe« ver möchten!" Mrs. Madax' Augen glänzten, als sie auf ihren Gatten niederblickte. „Hältst Du das für möglich?" fragte sie fast athemlos. „Ja, ich glaube, daß wir mit verein ten Kräften die Preise derart in die Höhe bringen werden, daß man sich noch mal so aus de? Falle ziehen kann." „Gar keine schlechte Idee! Wie viel Geld würdest Du wohl zusammen be kommen?" „Ungefähr eine Million," antwortet« John, hoch erfreut, nun auch etwas Aufmerksamkeit und nicht nur Tadel von s«in«r Frau zu erhalten. „Eine Million? Glaubst Du be stimmt. daß Eure Seite des Marktes diese Summ« beschaffen wird?" „Ganz gewiß!" Mrs. Madax ging wieder im Zim- Kopfe aus, stellte sich ihrem Gatten dann gegenüber und fragte: „Gegen wen geht Ihr eigentlich? Wer ist auf der anderen Seite maßge bend?" „Oh, das weiß Keiner von uns. Das Geschäft wurde durch die Tokio- Bank gemacht und wir ahnen nicht, wer dahinter steckt." „Nun, siehst Du denn nicht, daß Du zu allererst herausfinden mußt, gegen wen Du stößt, wer Dir das Geschäft verdirbt? Ist es ein Steinwall, je «her Du es weißt, desto besser, da kannst Du noch einhalten, ehe Du Dir den Kopf einrennst; ist es nur eine Hecke, kannst Du vielleicht durchschlüpfen! Meine erße Arbeit wär« es gewesen, diesen Opponenten ausfindig zu ma chen " „Ich hatte keine Ahnung," warf er ein, hätt« wohl ohne Berlust verkaufen können, jedoch ohne sein Geld zu verdoppeln, da sich die Opponenten als sehr widerstandsfähig erwiesen. In kurzer Zeit wurden doch die Preise von Neuem heruntergedrückt. Der Markt schien allen Halt verloren zu haben. Die fünfundzwanzigtau fend Pfund, ebenso die Million waren verloren! Alles Vertrauen, welches John in seine Frau gesetzt, war ver schwunden! Er telegraphirte nur noch an sie, daß er ein ruinirter Mann sei, unv begab sich dann verstört nach Hause. Gegen acht Uhr Abends desselben Tages hielt ein Wagen vor seiner Woh nung. Mrs. Madax sprang heraus. Als sie das Zimmer betrat, sah ihr Gatte gar nicht auf sie, sie ging zu ihm und klopft« ihm recht vergnügt auf den Rücken. „Komm, komm, m«in armes Kind! Freu« Dich!" Johns einzige Antwort war ein langes Stöhnen. „Du hast also Deine fünfundzwan zigtausend Pfund verloren?" fragte sie. „Du sagtest mir, ich würde mein Geld verdoppeln und ich glaubte Dir." „Natürlich glaubtest Du mir und hier ist «in Check für fünfzigtausend Pfund. Du hast Dein Geld verdop pelt!" „WaS meinst Du denn eigentlich?" stotterte Madax, zu ihr aufseyend. „Was ich meine, Kleiner? Ich Jetzt könnt Ihr es ja wissen! Deshalb hatte ich auch Sir Cäsar zum Diner ge laden. Ich hatte keine Ahnung, daß Du auf der anderen Seite warst, und Nun, älter Knabe, nimm den Ch«ck und geh' nach Nonte Carlo! Ich gehe viel leicht später auch dahin, wenn ich Zeit habe! Ich bin Dir sehr verbunden für die Million, welche Du mir in den Weg geworfen, und gebe Dir gerne fllnfzigtauftnd Pfund davon! Du kannst auch Deine Ausgaben in Monte Carlo a>»f meine Rechnung fetzen! Ich glaube, Du wirft die Spielbänke nicht so kostbar finden, wie den Londoner Weizenmarkt! Leider kann ich jetzt nicht länger bleiben, da die Leute, welche auf meiner Seite speculirten, um neun Uhr mir zu Ehren ein Diner geben. Grüß« die Kinder und sag', ich würde sie bald mal besuchen das heißt, wenn Du sie nicht mit nach Monte Carlo nimmst! Adieu, adieu! Hab' Acht auf Dich und Deinen Check! Vielleicht sehen wir uns in Monte Corlo wieder." Hiermit verließ Joan das Zimmer und winkte nochmals aus dem Wagen fenster, während John ganz verwirrt in der Thür stand, ihr nachstarrte und kaum dei Sachlage begreifen konnte. Dt« deutsche strau vor Jahre«» Im Jahre 1787 erschien in Leipzig ein Buch mit dem Titel „Ueber die Weiber", dessen Verfasser, der han noversche Kabinetsrath E. Brandes, die Klugheit hatte, sich als solchen nicht zu nennen. Sonst wär« es ihm wohl schlecht ergangen, denn es ist zu allen Zeiten für die Männer ein gefähr liches Unternehmen gewesen, dem schö nen Geschlecht einen solchen Spiegel feiner Fehler und Thorheiten vor da» Gesicht zu halten. Aber ungefähr er scheint es uns, hier einige Proben auS, diesem längst verschollenen Buche wie derzugeben, weil sie klar erkennen las sen. wie vortheilhaft sich die Frauen des letzten Viertels unseres Jahrhunderts von ihren Urgroßmüt tern im letzten Viertel des vorigen Jahrhunderts unterscheiden. Klingt «s nicht wie «ine Mär aus weit hintey uns liegender Zeit, wenn BrandeS schreibt: .Die Neigung zum Putze und die Begierde, durch Aufwand zu glän zen, stehen gegenwärtig in gar weni gem Zusammenhange mit der Gefall sucht der Damen. Es geschieht mehr, um andere Frauen auszustechen, als um uns Männern zu gefallen. Al lein der jetzige ausschweifende Grad dieser Neigungen ist doch eine Folge der Eitelkeitserziehung und der aus Idee der übergroßen weiblichem Vor »trefflichkeit. Die Vtcrnach'üssigung aller übrigen Pflichten und das täg liche Auslaufen in fade weibl'che Ge sellschaften macht den Putz zur einzigen Beschäftigung. Die Männer, die da glauben, daß ihre Frauen nur deswil len bessere Hausfrauen sind, weil sie wenig oder nie die glänzenden gemach ten Zirkel besuchen, sondern nur ihre Nachmittage in Gesellschaft von sechs I bis acht anderen Damen zubringen, ger Umgang mit Männern fast immer der größte Gewinn für das andere Geschlecht. Alle kluge Frauen wurden durch Männer gebildet. In bloß Berste Langeweile. Alle Modethorhel täglichen Besuche, ohne irgend einige Vortheile für den Geist, gänzlich ver nachlässigt und der von der Arbeii er müdete Mann findet in scine: Heim- Haltung. Alle auf Nanz Ausgaben über ihre Eintiinfte steigen lassen, entspinnen sich dort. Die hat «in neues Kleid, eine neue Zimmer einrichtung, und nun strengt die An dere allen ihren Einfluß an, um ebenso etwas zu haben. Für Möbel haben die Damen überhaupt eine Zärtlichkeit, ten verbreitet, die nur den Kopf der Weiblein und di« Ruhe des Manncs Zerstört." „Wie kommt es denn, daß man das Ehepaar Huber jetzt nie mehr zusam men spazieren gehen sieht?!" „Daran ist nur ihr verschiede ner Geschmack fchulv. Während er sich ärgert, daß sie immer auf Mvdcwaarengefchäfte zu steuert, giftet sie sich wieder, wenn er von keinem Delikates sengeschäft weiterzubringen ist!" Lehrling und Meister. Forstgehilfe (der bei'm Erzählen ei ner sehr unwahrscheinlichen, selbst erlebten Jagdgeschichte stecken bleibt, und deßhalb tüchtig ausgelacht wird): „Aber, Herr Oberförster, hel fen S' mir doch heraus! Sie müs sen'? ja' am Besten wissen, was ich damals noch erlebt habe!" , ,