Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, December 13, 1895, Page 7, Image 7

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    Deutsche Loeal-Nachrichten.
B«rlin. Em neues Opfer des
Bmilschwmidtls ist der 67 Jahr« alte
Malermeister Eduavd Müller gewor
den. Derselbe hatte sich durch große
Verluste, die er bei verschiedenen Bau
ten erlitten, ein Nervenleiden zugezo
gen. Dieser Tage erhängte sich »er
Unglückliche in seiner Wohnung an der
Schnur seines Schlafrockes. Seine
Frau fand ihn erst als Leiche vor.
Der Vorsteher des Berliner 6 4. Post
amtes Unter den Linden, Post-Direk
tor Johannesson, stürzte sich in die
Spree. Er wurde noch lebend heraus
gezogen und «ach der Charite gebracht.
haben. Nach Amerika verduftet ist
der ca. 80jährige, in Berlin bei seinen
Eltern wohnhast gewesen« praktisch«
Arzt Dr. Hermann Stadtsinger. Der
selbe hatt« sich an einer Patientin sitt
den, der er sich durch die Flucht entzo
gen hat. Dr. Stadtsinger ist bereits in
New Jork «ingetroffen, wo er sich mit
ten Arzt Dr. Eduard MemelSdorf as-
Schuhmach«rmeist«r Karl Schultz« ans
Dahme, der am 30. Mai seine Gattin
ermordete, zum Tod«.
Inst«rburg. In der Nacht um
zw«i Uhr entstand in der Scheune des
Gutsbesitzers Kogel, Abbau Gaudrie
willig« Brandstiftung, vor.
Königsberg. D«r Kaiser hat
seinen Grundbesitz i.i Ostpreußen ver
mehrt, indem er für 120,00(1 Mark
Wohnhäuser bei Theerbude angekauft
hat. Der von einem Wachtposten
durch einen Schuß in> die Brust schwer
sofort todt zu Boden gestreckt.
Mierumsken. Hier fand un
ter großer Betheiligung di« Feier des
WOjährigen Bestehens der hiesigen
Kirche und im Anschluß daran die
Neueinweihung de» vollständig durch
gekaut«» Gotteshauses statt. Der
Kaiser hatt« zu diesem Bau 2400 M.
gespendet, und außerdem waren viele
Stiftungen von ge-
Tanen feiert« in unserer Nachbarstadt
Willeberg der dortig« Stadtverord
nete, Kirchenkassenrendant und Tisch
lermeister Johann Gettwart mit seiner
Ehefrau, Wilhelmme Jeschon«k, deren
Mutter auch «in« g«boren« Gettwart
war, das Fest der gold«n«n Hochzeit.
Danzig. Beim Kentern eines
Bootes unweit von Kahlberg ertranken
>drei darin befindliche Fischer. Sämmt
liche sind verheirathet. Die Leichen
sind noch nicht gefunden.
Neuteich. Sanitätsrath Dr.
Ziegler feiert« in voller Rüstigkeit sein
KOjähriges Wirgerjubiläum. Nachdem
bereits am Morgen unsere sangeskun
digen Herren dem Jubilar ein Ständ
chen gebracht hatten, beglückwünschte
ihn am Vormittag ein« Deputation der
städtischen Behörden.
Schöneck. Nachdem in dem na
hen Dorfe Schwarzbos etwa 10V Per
sonen an der schrecklichen Ruhrkrank
heit dahingerasst find, ist die entsetzlich«
'Krankheit durch eine Rübenarbeiter-
ES sind
bis jetzt 3 PerMen erkrankt. Die um
fassendsten Sicherhritsmaßregeln sind
seitens des hiesigen Kreiswunvarztes
angeordnet,
v Stuhm. In diesem Monat wer
>>den die Cechan'schen Eheleute in Bar-
Dewitz dit golden« Hochzeit begehen.
> vorgenommen werden, und zwar ver-
R pflichtet sich derselbe, zunächst auf ei-
R gene Kosten auf Wasser bohren zu las
> sen, erst wenn die Wasserergiebigkeit
ist, verlangt er «ine Ent-
MfchädigANg von 10,000 Mark von d«r
tiDas Schw r
Ehefrau mit «in«m Spaten er
schlagen hatte, zu 12 Jahren Zucht
haus. Auf dem Kohlenhof der Hed-
Unzlückssall. t?rn mit Kohlen belad«-
n«r Kippivagen stürzte vom Schienen
strang herab. D«r Arbeiter Börner,
Arbeiter Retzlaff, auf den d«r Waqen
fiel, erlitt tödtliche Verletzungen. Die
Hedwigsnütte gehört d«r Firma
James Stevensonl.
Stolp. Zwei gefährliche Verbre
cher sind au? dem hiesigen
fängniß entwichen; d«r wegen Ein-
bvuchS u-nd zu 8j
Jahren Zuchthaus v«rurth«ilte Arbei
ter Gtese und d«r wegen schwererDieb«
stähle rni Untersuchungshaft befindlich«
Arbeiter Banselow.
Graudenz. Rußland hat den
aus dem Thorner Gefängniß entsprun
genen Wilddieb Anton Kopiestecki,
den Mörder des Barons v. d. Goltz,
ausgeliefert. Kopiestecki, der wegen
dieses Mordes zu lebenslänglichem
Zuchthaus verurtheilt ist, wurde in
das Zuchthaus zu Graudenz abgelie
fert.
Meseritz. Die hiesige Strafkam
mer verurtheilt« neulich den Bürger
meister Gruschke aus Brach wegen Ur
kundenfälschung, Unterschlagung, Un
treue undßetruges zu drei Jahren Ge
fängniß und drei Jahren Ehrenver
lust. Außerdem wird sich Grufchle
te°n zu verantwor-
Posen. Bier junge Damen aus
besseren Kreisen sind verschwunden
ohne auch nur die geringste Spur zu
rückgelassen zu haben. Die vier Evas
töchter haben nicht etwa, wie vielleicht
manch«r glauben dürft«, aus Liebes
gram zu Gift, Dolch oder sonst «inem
Mordinstrument gegriffen, obgleich
b«n sich entführen lassen. Ueber die
Entführer selbst, sowie den Ort der
Flüchtigen, herrscht g«heimvißvolles
Dunkel. Der Kanzleirath Krupka
sen schwer verletzten, würd« ersterer,
verhaftet.
Nimptsch. Einer der angeseh«n
eilt wurde.
O «IS. Bier zum Tode verurtheilt«
Personen beherbergt gegenwärtig das
Mordes.
des vaterländischen Frauenvereins für
den Kreis Ohlau ist in Märzdrrf ein«
Station für ambulante Krankenpflege
Westerhausen die Wirtschaftsgebäude
des Maurermeisters und Ortsvorste
hers A. Klinder, sowie die des Land
wirthes M. Klinder, vollständig nie
dergebrannt. Die ganze Ernte, sowie
sämmtliche Futtervorräthe, sind ein
Raub der gierigen Flammen gewo»
dm.
gegangen seien, zu rasch an die Ar
beitsstätte herangewagt. Plötzlich ging
noch «in Schuß los, und di« zwei wür
gen leichten Verletzungen davon.
Stendal. Hier feiert« der Leh
rer und OberkUster der St. Pelrl
laum semer 25 jahngen Dienstthalig
Altona. Neulich Abends brach
in Ottensen in der Holstentwiete Feuer
aus,wodurch die Dachpappsnfabrik von
und verschiedene nahegelegene Gebäude
zerstört wurden. Der Gesammtscha
den ist bedeutend; die Pferde und
sämmtliches Bi«h wurden mit Mühe
gerettet; Menschen sind nicht verletzt.
bestraft sind.
Schleswig. Geh. Rath Doktor
und pädagogischer Schriftsteller, starb
Hild«sh«im. Der Polizeiser
geant, der s. Z. beim Transport eines
anscheinend geisteskranken Gefangenen
in die hiesige Irrenanstalt im Eisen
bahnwagen zwischen Leinte und Sehn
de gräßlich zugericktel wurde, ist nun.
mehr nach lOiwöchigem Krankenlager
aus dem Hildesheimer Krankenhaus
nach Verlust des einen Auges entlassen
worden; die Sehkraft des anderen
Auges ist ihm «rhalten geblieben.
Northeim. Der Maurermeister
Wilhelm Frankenberg (Firma Gebrü
der Frankenberg) hier hat gelegentlich
seiner silbernen Hochz«itss«ier für seine
Arbeiter SOOO M. gestiftet? von den
Wilhelmshaven. In der letz
zum Handelshafen 10,000 Mk., sowie
Dortmund. Das der Wittwe
Wagner gehörige Haus, Betenstraße
6, ist zum Preise von 190,000 Mark
in den Besitz des Brauereibesitzers
Herrn H. Wencker (Kronenbrauerei)
übergegangen. Ein früherer Schü
ler des hiesigen Realgymnasiums, stud.
tech. Friedrich Romberg in Berlin, hat
sein Regierungsbauführer-Examen mit
Auszeichnung bestanden. Das vor
mehreren Jahren von der hiesigen
„Union" erworbene früher Remyfche
Etablissement ist nunmehr für P 23.000
Mark von dem Kaufmann Arnxd
Wilde von hier käuflich erworben und
wird von diesem zu einer gewerblichen
Düsseldorf. Professor Julius
Tausch, der langjährige unvergessene
Leiter unseres musikalischen Lebens, ist
in Bonn, wo «r seinen Ruhesitz genom
men hatte, an den Folgen einer Lun
verstorben.
Kreuznach Em Gespenst bringt
gegenwärtig die durch den gutgerathe
in schwarzen Schleier und ebensolches
Gewand gehüllte Gestalt, deren offen
bar geisterhaftes Antlitz eine schwarze
Maske bedeckt, macht Nachts gegen 12
Uhr di« Eisenbahnbriicke und die be
nachbarten Straßen unsicher und ver
schwindet, falls ihr wird,
spurlos km Flußbette. Unzählige ha
ben diese geheimnißvolle Gestalt an
einem beherzten Kreuznacher das nacht
wandelnde Gespenst zu packen und zu
entlarven.
Styrum. Der seit Jahren von
der deutschen, belgischen und englischen
jährige große Brüsseler Dynamit-At
tentat verwickelte Anarchist I. Harz
heim ist hier entdeckt und verhaftet
worden. Der Staatsanwaltschaft rn
Duisburg vorgeführt, erklärte er sich
offen als Anarchistenführer und Mit
glied der Londoner Autonomie. Bei
«wer Haussuchung fand man eine
ganze Menge anarchistischer Agita
tionsschriften in deutscher, englischer
und holländischer Sprache.
Hanau. Ein Waldhüter fand im
Walde bei Mittelbuchen die Leiche des
Wilderers Schäfer von dort. Die Un
tersuchung ergab, daß Schäfer durch
einen Schuß in den Rücken getödtet
worden ist. Drei ermittelte Genos
sen d«s Wilderers sollen «inen Jagd
aufseher d«r That verdächtigt haben.
Marburg. In der Unte»su
chungsafsaire des im hiesigen Unter
suchungsgefängniß int«rnirten Kauf
manns N. R. Hahn, der sich als Kas
sirer d«r Spar- und Darlehenskasse zu
Borken Veruntreuungen in großem
Maße zu schulden kommen ließ, ist
jetzt gerichtlich festgestellt,daß der Fehl
betrag 400,000 Mk. beträgt! hiervon
sind jedoch bisher schon 150,000 Mk.
von Seiten der Mitglieder der Kasse
bestritten. Die andere Fehlsumme
will man erborgen und im Laufe der
Jahr« abtrag«n, um fo die Betheilig
ten vor Verlusten zu schützen.
Wiesbaden. Auf den Brau
meister der Esch'schen Brauerei, Hrn.
Schaurer, gab der aus Bayern ge
bürtige, vor mehreren Wochen aus der
genannten Brauerei entlassen« Brau
bursche Pagony er hatte gedroht,
den Braumeister in einen Bottich mit
heißem Wasser zu werfen durch das
Fenster der Schlafstube fünf Revolver
schüffe unmittelbar nacheinander ab.
Zum Glück traf keines der Geschosse.
Der Thäter wurde verhastet. Er
stellte die Absicht eines ernstlichen At
tentats in Abrede, er habe durch die
Schüsse dem Braumeister „nur einen
den die Bewohner schon einen Sagen
kreis gebildet hatten, ist endlich verhaf
tet worden.
Hamburg. Der Bürgerschafts
ausschuß hat mit sechs gegen fünf
Stimmen beschlossen, die Bürgerschaft
der Sitzung der Strafkammer 3 des
i Landgerichts wegen bandenmäßigen
I Diebstahls zu acht Jahren Zuchthaus
verurtheilte berüchtige Einbrecher und
Brandstifter Schuhmacher Carl Fr.
Wilh. Michael. Derselbe sollte nach
seiner Verurtheilung wieder in seine
Zelle zurückgebracht werden. Im
zweiten Stock des! Untersuchungsge
fängnisses angelangt, entlief er plötz
. lich dem ihn begltitenden Aufseher,
schwang sich ilb«r das Treppengeländer
und stürzte sich in d«n Lichtschacht.
Der Unglücklich« war auf der Stelle
todt.
Bremen. In Bremen-Neustadt
ermordete der Arbeiter Voesch« auS
Rache seine frühere Logiswirthin, die
sechzigjährige Wittwe Kühn. Nach
vollbrachten That stellte sich der Mör
der selbst der Polizei.
Buttstädt. Rechtes Pech hatten
neulich die Direktion und Mitglieder
des Aufsichtsrathes d«r Rastenberger
tion Buttstädt. Als die Herren nach
gemeinschaftlichem Diner von Butt
städt nach Weimar zurückfahren woll
ten, gerieth der klein« Zug infolge fal
scher Weichenstellung auf ein. todtes
Geleis und blieb schließlich auf einem
Stoppelfeld sitzen. Die Herren erlit
mit verbundenen Köpfen konnten sie
erst Nachts 1j Uhr die Heimfahrt an
treten.
Coburg. Im Besitz des von hier
inannS Joseph Freund sollen 60,000
Mk. vorgefunden worden fein. Der
Flüchtige hat sich der Unterschlagung,
falscher Buchungen und anderer ähn
licher Bergehen schuldig gemacht.
Ueber fein Vermögen ist d«r Eoncurs
verhängt.
Gera. Das' Schwurgericht verur
theilte die 63 Jahre alte Frau des
Bahnarbeiters Könitzer aus Buchpöll
nitz zum Tode. Sie hatte das unehe»
liche Kind ihrer Tochter ermordet. Die
Tochter wurde freigesprochen.
Probe st zella. Hier hat In
diesem Spätsommer «in „Arzt" sein
Unwesen getrieben, der sich jetzt als bie
derer Tischler entpuppt hat. .Der sehr
gewandte junge Wann erfreute sich na
mentlich des Zuspruchs der Damen von
Probstzella, und diesen Umstand be
nutzte xr mehrfach, die Geldbeutel der
Väter der jungen Schönen zu erleich
tern. Ein gerichtliches Nachspiel dürfte
Burgstädt. Kürzlich feierte das
Ehepaar Gottlieb und Christiane
Schönfeld in Göppersdorf das SOjäh
rige Hochzeitsfest. Der Jubelbräuti
gam ist 81 und die Braut 79 Jahre
alt.
Dresden. Lebhafter Theilnahme
begegnet das traurige Geschick des schon
seit längerer Zeit vom Trübsinn be
fallenen prakt. Arztes Dr. m«d. I. zu
Copitz, welcher sich auf dem dortigen
Friedhofe durch Erschießen den Tod ge
geben hat.
Löbau. Auf dem Rittergute Nie
der - Herwigsdorf erschoß der 12jäh
rige Sohn des Försters Riedel beim
Spielen mit seines Bat«rs Gewehr
zwei dabeistehend« Arbeiterlinder.
Zschoppau. Die Masern treten
hi«r in mehreren Familien recht bösar
tig auf. Mehrere blühend« Kinder > —
in einer Familie zwei sind bereits
durch dies« Krankheit ihren Eltern
durch den Tod entrissen worden.
Zwickau. Der Rechtsanwalt
Schraps, welcher durch Urtheile des
Landgerichts Zwickau wegen Beleidi
gung von Amtsrichtern zu 6 Monaten.
1 und 3 Monaten Gefängniß
theile.
Darmstadt. Der mit seiner
Frau im Scheidungsprocesse stehende
Landwirth Busch«r aus Eich drang
neulich Abends hier in die Wohnung
seiner Schwiegermutter, der Wachtinei
sterwittwe Eyerdamm, ein und tödtete
dieselbe durch einen Schuß in den
Kopf; dann feuerte er einen Schuß auf
seine flüchtende Frau ab, ohne zu tref
fen. Der Attentäter ließ sich bei der
Station Bessungen von einem Bahn
zuge überfahren. v
Bingen. Sicherem Bernehmen
nach ist der in Münster vor einigen
Monaten entdeckte prächtige römische
Mosaikboden angeblich für den Preis
von 7000 Mark in denßesitz des Frank
furter historischen Museums überge
gangen. Wie es heißt, sind die Mit
tel zum Ankaufe durch die Schenkung
Mainz. Auf dem hiesigen Haupt
postamte wurde der von früher her noch
bekannte Dr. v. Gauding aus Bern
unter der Beschuldigung verhastet, mit
gefälschten Doctor - Diplomen einen
lucrativen Handel getrieben zu haben.
Doctor v. G. wohnte seither in Wies
baden, die für ihn bestimmten Briefe
trafen aber postlagernd in Mainz ein.
Osthofen. Ein Unglücksfall er
eignete sich in der hiesigen Papierfabrik.
Das 16jährige Mädch«n des Fabrikar
beiters Hannemann von hier brachte
feinem Bater den Kaffee in die Fabrik.
Dort kam die Unglückliche in einen
Treibriemen und wurde von demselben
herumgeschleudert. Bis das Werk zun.
Stehen gebracht »Verden tonnte, war
das Kind eine Leiche.
Mühlhausen. Das Schwurge
richt verurtheilte den katholischen Pfar
rer Burtz wegen eines in einer Erb
schaftssache geleisteten Meincios zu IS
Monaten Gefängniß.
Bamberg. Neulich Abends fei
erten die Unterofficiere einer Escadron
sters in einer Wirthschaft in der Wun
derburg. Als der Gefeierte nach 12
Uhr auf eine kurze Zeit das Local ver
lassen wollte, wurde er plötzlich von
mehreren Burschen umzingelt und von
dem Maurer Michael Waas mit einem
Zaunpfahl tödtlich verletzt. Der Thä
ter ist verhaftet.
Cadolzburg. Hier verun
nen Sturz vom Scheunenboden. Er
fiel so unglücklich auf das Hinterhaupt,
daß er nach wenigen Stunden verstärk.
Fichtelberg. In der Glasfa
brik von Lindner wurden einheimische
Arbeiter entlassen und durch böhmische
ersetzt. Darüber waren die Arbeiter
von Fichtelberg und Umgebung ausge
bracht. Der frühere Glasarbeiter Peter
Roderer von Neubau und sein Freund
Zaps begaben sich vor die Lindner'sche
eisenbeschlagenen Prügel heraus und
erschlug den Roderer. Es herrscht
große Aufregung über diese That.
München. Die Künstlergenos
senschaft hat mit Rücksicht auf die im
nächsten Jahr« in Berlin stattfindende
internationale Kunstausstellung be
schlossen, die nächste Münchener inter
nationale Kunstausstellung auf das
Jahr 18S7 zu verschieben. Bezüglich
der Betheiligung an der Berliner Aus
stellung wurde eine collective Vertre
tung gutgeheißen. Das Hausiren der
beiden Münchener Blätter „Vaterland"
und „Münchener Freie Presse" in den
Localitäten des Hofbräuhauses wurde
von der Hofbräuhaus - Verwaltung
verboten. Dieser Tage spielte in
selb - Viertels ein eben von einer Reise
gekommener jung«r Mann beim Aus
packen mit einem Revolver. Die Waffe
entlud sich, und der Schuß ging der
Mutter d«s jungen Mannes in den
Rücken. AuS Verzweiflung wollte er
sich selbst erschießen, traf sich aber nur
in den linken Arm.
Ludwigshasen. Wie sich
nachträglich herausstellt, hat der vor
Kurzem gestorbene Commercienrath
Jaquet, Director der Waggonfabrik
Ludwigshafen, durch Selbstmord geen
det. Die Bücher der Gesellschaft wur
den in größter Unordnung zurückgelas
sen. Gerüchtweise verlautet, daß die
allmälig zum Nachtheile der Waggon
fabrik verübten Unterschlagungen sich
auf 800,000 M. belaufen.
N « ustadt a. Die Stadt hat
Sauter etwa 160,000 M. geerbt. Die
Freude darüber wird nun getrübt durch
einig« Process«. die bereits eingeleitet
sind. Außerdem sind noch Schulden
zu decken, wobei auch die Frage discu
tirt wird, ob nicht der bayerische Frau
enverein, der das Sauterstist im Thal
erbte, die Schulden d«r Erblasserin
mitbezahlen soll.
Speyer. Dieser Tage stürzte der
einzig« Ikjährige Sohn des Directors
der hiesigen Kreis - Versuchs - Station
Dr. Hal«nk«, als «r, wi« er das schon
wiederholt gethan hatte, aus seinem im
ZweibrUcken. Ein unheimli
cher Gast herrscht zur Zeit hier, der Ty
phus. Schon eine Reihe Opfer hat die
befindlich« Grabstein von unbekannter
Hand demolirt. In dieser Rohheit
vermuthet man einen Racheakt eines
oder mehrerer Bankmitgkiedcr, welch«
beim Bankkrach Verlust« gehabt haben.
Nach dem Thäter wird gefahnwt.
Jagstfeld. Seit mehreren Ta
gen wird I. Utzmann, Restaurateur
nebst Patronen wird vermuthet,
daß er Hand an sich gelegt l/at.
Leonberg. Wegen veruntreuter
Pflegschaftsgelder würd« Schreiner
meister I. auS Rutesheim durch das K.
durch daS Fenster, wobei er sich die
Füße derart verstauchte, daß er in
ärztlich« Behandlung genommen wer-
Nachricht zukommen lassen.
Oeh ringen. Neulich?lbendS ist
bei dem Steinhauck Friedrich Elsen
hans im Heubery, Gde. Psedelbach,
dieSs. Oberamts, «in Brand ausgebro-
Stallung nebst angebauter Scheuer
vollständig m Asche gelegt wurden.
Frei bürg. Die Wittwe Kunt
einem Anfall von Geistesstörung auS
dem Spital drei Stock hoch herabge
stürzt und war sofort todt. Oeko
ven Leib getreten, daß er starb.
Karlsruhe. Der Redakteur des
hier erscheinenden antisemitisch«» Blat
tes ist auf Klage der israelitischen
Aerzte und Anwälte vom Schöffenge
richt zu 14 Tagen Haft oerurtheilt
worden, weil er in einem Aufrufe vor
der Inanspruchnahme jüdischer Advo
katen, Aerzte (und auch Lehrer) ge-
warnt hakt«, als ob damit ein« Gefahr
für Recht und G«smidh«it, für Leib
und S«l« verbunden sei. Dieser
Tag« fuhr >der Landwirth I. Bräuer
von Königsbach auf d«r Durlacher
Alle« mit einem, mit ein«m Pferde be
spannten Heuwagtn und saß vermuth
lich aus der Deichsel. An der Nähe der
strategischen Bahn siel "der Mann, wel
cher wahrscheinlich geschlafen hatt«,
herab und das Rad ging über ihn, so
daß er sofort todt blieb.
Meßkirch. Der IS Jahre alte
Otto Gabele hat sich aus „Lebensüber
druß" erhängt. Di« Tochter des
Schuhmachers I. Bauer stürzte von
einer Leiter auf die Tenn« herab und
erlitt so schwer« Verletzungen, daß sie
bald darauf starb.
Psorzh«im. Der Etuisarbeiter
Friller von Huchenfeld wurde von ei
nem Arbeiter lebensgefährlich in die
Brust gestochen. Goldarbeiter Leh
rer von Oetisheim, wegen Golddieb
stahls in Untersuchung-Hast, hat sich
erhängt.
Todtnau. Das Project, Errich
tung einer «lektrischen Anlage für
Kraftübertragung und Beleuchtung in
hiesiger Stadt, ist wieder um einen be
deutenden Schritt gefördert worden.
Wie man hört, ist es gelungen, zwi
schen dem Gemeinderath und der be
treffenden Gesellschaft einen Vertrag
zu vereinbaren, lder beide Theile befrie
digt.
57) aldshut. Der verheira
tete Straßenwart Oergele hat sich er
hängt.
Boze n. Hier würd« ein Juwelen
dieb Namens Seekircher aus Zillerth.il
verhaftet, der in den letzten Tagew dem
Grafen Ernst Dürckheim nächst Köln
im Coupe Pretiosen im Werth« von
10,000 Mark stahl.
Pilsen. Aus dem Gefangenen
hause des hiesigen Kreisgerichts sind
zwei gefährlich« Verbrecher entflohen,
und zwar d«r von den G«fchworenen
wegen Gewaltthätigkeit zu zweijähri
gem Kerker verurtheilt« Jakob Herlik
und der wegen Todtschkgs in Unter
suchungshaft befindlich« Zigeuner Ru
zika. Sie erbrachen die Thüre der
Zelle und durchfeilten die Gittevstan
gen des auf das Dach des Nachbarhau
ses fuhrenden Gangfenstecs und ließen
sich an zusamm«ngcbund«nen Decken in
den Hof des Nebenhauses hinab, von
wo sie entflohen. Die zurückgebliebe
nen Mithäftling« behausten, geschlafen
zu haben.
Wien. Di« wegen Ruhestörung
und Aufreizung angeklagten Redak
teure 'der socialistischen Arbeiterzeitung,
Adl«r und Brettschneider, wurden von
'den Geschworenen freigesprochen.,
s-t, »>»«,.
St. Gallen. Hier starb Litho
graph Ehr. Bischof, Chef und Inhaber
der Firma I. Tribelhorn. Alt-
Altstätten ist im Alter von 74 Jahren
«in«m Schlaganfall «rlegen.
Schaff Jnft>lge Tro-
Schwy z. In d«r Näh« von Arth
hi«r eingeliefert worden..
THurgau. In Wemfelden stu
dirt man schon. <m «inem „Festspiel"
100 Jahren erfolgt« „Befreiung" des
Cantons Thurgau.
Zürich. Dieser Tage wurde im
Bahnhof Zürich der junge tüchtige
Eondukteur Arnold Habersaat von
bekannten erstochen.
Bei der neuen Glassa
brik in Wirges (Unterwesterwald-
Kreis) sind 1600 böhmische, polnische,
italienisch« und andere fremde Arbeiter
eingestellt. Die jungen Leute aus Wir
ges oerwehrten d«n fremden Fabrikar
beitern die Theilnahme an der Kirch
weih. Die ganze Einwohnerschaft
stand alsbald geschlossen gegen die Fa
britbevölkerung, die furchtbar in die
Enge g«trieb«n wurde. An ein Wirths
haus wurde von Dorfbewohnern eine
Leiter gestellt, um einzudringen und
die Fremden hinauszuschlagen. Da
dieser Angriff mißlang, wurde eine
Blutbade Einhalt zu thun. Die Ein
kündigt, die Platten der Bürgersteige
mit der Aufschrift „Ahlwardt kommt"
Trottoirs mit jener Aufschrift kein
grober Unfug zu erblicken fei, weil
hierdurch vielleicht einige Bürger mv
das Publikum im Allgemeinen unv
die öffentliche Ordnung gestört worden
ist.
—D i e Ar ei te r icha e»
chen. Vor Antritt der Tour beschlos
mer Thore angekommen, sahen dis
Leute am Geräteschuppen des Pionier-
Bataillons den Wachtposten stehen; es
zu, machten sich zuerst in der gröbsten
Weise unnütz, belästigten den Wacht
posten durch häßliche Redensarten, sie
einen thätlichen Angriff vor.
Posten feuerte einen Schuß, indessei«
umNiemand zu verletzen, in die Lust
Füsilier zunächst mit einem Hagel von
großen Steinen und griffen ihn thät
lich an. Daß dieser Angriff durchaus
kein harmloser war, sondern dem Po
sten vielleicht das Leben hätte kosten
können, geht aus dem Umstand hervor,
drückt und das Gewehr schwer beschä
digt wurde, Nun gab der Füsilier
kurz hintereinander zwei 'Schüsse ab,
deren einer den Arbeiter Michaelis in
die Brust traf und sofort seinen Tod
herbeiführte; der zweite Schuß traf
den Arbeiter Funk seitwärts an der
Brust und ging zum Rücken wieder
hinaus, der dritte Arbeiter Findeklinst
ergriff schleunigst die Flucht. Der
schwer getroffene Funk schleppte sich
bis zum Sackheimer Thore, wo er zu
sammenbrach, sich aber wieder erholte
und dann bis zu seiner nahegelegenen
Wohnung kam; an der Hausthür aber
erlahmten ihm die Kräfte, und er blieb
ohnmächtig auf der Schwelle liegen.
Das letzte Erdbeben in
Rom hat keinen anderen nennenswer
völkerung Roms 840,000 Lire 'im
Lotto verloren hat. Alle Welt spielte
4 384 UH^^Minuten)'
lichen Lotto-Einsätze in Rom 260,000
im Durchschnitt 160,000 Lire zurück
mand gewann auch nur einen Sold»
zurück. Die Finanz-Intendantur, wo
jeden Samstag Nachmittag 6 Uhr die
Ziehung der Lottonummern vorgenom
tages von einer großen Menschenmenge
umlagert. Als die Thore zu dem
Lottohofe geöffnet wurden, war der
weite Raum im Nu von siegessich.'ren
erschien der Waisenknabe, der die
Nummern zu ziehen hatte. Man be
grüßte ihn mit Händeklatschen und bei
fälligem Gemurmel. Als er aber eine
„falsche" Nummer nach der anderen
zog, wurden bald Zeichen des Mißfal
lens laut, und als auch der fünfte und
letzte Zug keine der Erdbebennummern
brachte, ging ein wahrer Höllenlärm
los. Man schrie, daß ein Betrug vor
liege, daß die Lottoverwaltung die
Nummern gezeichnet habe, beruhigte
sich aber schließlich damit, daß die
Nummern ja auch noch für einen an
deren Samstag gut seien.
Zwischen deutschen und
belgischen Bergleuten in
Lüttich kam es zu einem Handgenirnge,
bei welchem eine deutsche Frau Anna
Hcrkemes geb. Kaiser durch einen
Schuß in den Hals getödtet wurde,
Hand erhielt und einem vierten Deut
schen, Namens Nikolaus Brandts, eins
Revolverkugel den Unterlei b durch
bohrte. Johann Hcrkemes und Hu
bert Lambertz arbeiteten auf dem Koh
lenwerke Hasard, wo sie mit verschiede
nen anderen Bergleuten sei! längerem
in Streit lagen. Die Folge war, daß
sie nach der letzten Löhnung von ihren
Gegnern verfolgt wurden. AbendS
kam es dann zwischen den feindlichen
Parteien in Micheroux zum Kampfe.
Gegen 8 Uhr hörten zwei Gendarmen
zwei Revolverschüsse fallen und sahen
darauf drei Männer davonlaufen und
in die Wohnung von Herkemes ein
dringen. Auf mehrmalige Aufforde
rung der Gendarmen wurde endlich die
Gendarmen machten nun gleichfalls
von ihren Waffen Gebrauch. Die ge
richtliche Untersuchung wird wohl Nä
heres ergeben. Verhaftet sind bis jetzt
der Mann der getödteten Frau Herke
mes, ihre Söhne Wilhelm und Johann,
sowie der Bergmann Hubert Lambertz.
Weiter« Verhaftungen stehen bevor.
Fund von numis
matifcher Bedeutung wurde kürzlich in
Dietrichsfeld (Ostfriesland) beim Ab
tragen eines Sandhügels, den man
für ein Hünengrab hielt, in einer Tiefe
von ca. 6 Fuß gewonnen. In einem
einfach verzierten Topf aus gebrann
tem Thon fand man neben verschiede
nen silbernen Geräthschasten eine große
Anzahl gut erhaltener Silbermünzen.
Die Münzen sind, so weit es möglich
war, dieselben zu entziffern, soge
nannt« Denare, Halbdenar«, Braktea--
ten und Nachmünzen aus dem 10. und
11. Jahrhundert. 7