2 PUNütttchllttt. ' „Pünktlichkeit ist die Höflichkeit der chem Wohlwollen diktirte Aussvruch eines gekrönten Hauptes. Darnach handelte auch unser Heimgegangener alter Kaiser. Mit dem Glockenschlag erschien er zur festgesetzten Stunde bei allen öffentlichen Gelegenheiten und ließ nie auf sich warten recht im Gegensatz zu Ludwig XIV., der ein mal, als bei seiner verfrühten Ankunft noch in größter Eile die letzten Anord nungen getroffen wurden, mit höchster Entrüstung ausrief: „,7'ai kiulli attenärv" ich hätte beinahe war ten müssen, während es ihm gar nicht darauf ankam, den Kreis seiner Höflinge, die im Vorzimmer harrenden Bittsteller oder die zur Parade auf marschirten Truppen, eine Stunde und länger auf fein Erscheinen war ten zu lassen. Diese Höflichkeit der Könige könnten und sollten sich aber auch weniger hoch gestellte Personen zur Pflicht machen. UnPünktlichkeit ist zwar kein morali scher, aber ein höchst störender Fehler. Wer hätte sich nicht schon geärgert, wenn in die weihevollen Klänge der saal das Klappen der Logenthllren, das Rücken der Stühle für die zu spät Kommenden störend eindringt; un um, und die eigene Stimmung geht verloren. Kine Tischgesellschaft ist auf eine bestimmte Stunde eingeladen; die Hausfrau, beziehungsweise die Köchin, muß doch ungefähr die Zeit wissen, wann sie Fisch und Braten etc. fertig haben soll, aber höchstens der eine und andere etwa militärisch ge schulte Gast wird pünktlich erscheinen; die meisten kommen eine Viertel-, eine halbe Stunde oder noch mehr zu spät, so daß man wohl daran thut, für die Köchin gleich eine spätere Zeit festzu setzen, „weil sie doch nicht pünktlich Noch peinlicher ist es, wenn die Ge sellschaft versammelt ist und daS Zei chen zum Betreten des Eßzimmers noch nicht gegeben wird. „Worauf warten wir denn eigentlich noch?" flü stert der Hausherr mit gerunzelter Stirn feiner Frau zu irgend ein Lieferant oder dienstbarer Geist Hai seine Obliegenheiten nicht pünktlich be sorgt, und durch daS Warten entsteht eine unbehagliche Stimmung statt der frohen Tischlaune, die man so gern bei seinen Gästen hervorruft. Einige Familien haben einen ge meinsamen Ausflug verabredet: .pünktlich" um so und so viel Uhr soll es fortgehen; aber man kann froh sein, wenn sämmtliche Theilnehmer «ine halbe Stunde später beisammen sind. „Die N. N.'s lassen doch im mer auf sich warten," heißt es dann wohl und wer felbst an Pünktlich keit gewöhnt ist, muß sich schon recht zusammen nehmen, um feine Unge duld und Verstimmung nicht zu sehr zu verrathen. Eigentlich ist es zu verwundern, daß in unserm reiselustigen Zeitalter nicht mehr Werth auf die Gewöhnung zur Pünktlichkeit gelegt wird. Eisenbahnzü ge. Dampfschiffe unkPostwagen warten doch nicht, man muß also pünktlich am Platze sein, wenn man sich nicht gro ßen Unannehmlichkeiten aussetzen will. Während einer Reise tritt denn auch wohl eine bessere Gewöhnung ein; man lernt, zur Zeit fertig zu fein und fühlt sich selbst wohl bei der strafferen Zucht; aber ist man Wieoer zu Hause, so verfällt man nur zu leicht wieder in den alten Schlendrian. Auch das häusliche Leben sollte streng geregelt sein. Ohne Noth sollte z. B. die Zeit für die regelmäßigen Mahlzeiten nicht verschoben, werden. Mag man bei Festsetzung derselben möglichste Rücksicht auf die Beschäfti gungen der Einzelnen nehmen, «dann aber daraus halten, -daß sich dieselben Hu rechter Zeit einfinden. Wie stö- ist es für die Hausfrau, wenn der Frühstiickstisch nicht abgeräumt Wer der Hausgenossen zu spät aufgestanden ist; wenn beim Mittagessen die auf getragenen Speisen erkalten, weil der Hausherr etwa noch «in Geschäft vol lenden will, oder die Kinder, die bis zum letzten Augenblick noch gespielt und gearbeitet haben, sich erst reinigen und umkleiden müssen, oder weil die erwachsenen Damen ihre Toilette noch nicht beendet haben. „Wer nicht kommt zu rechter Zeit, der bekommt, was übrig bleibt" und „gewartet wird schiebt. ' In den HundStagen. Blüthenzweig ist bei seinem Freund dieser alle Fliegen aus der falle in eine Schachtel bringt. „Du, Hanfkorn." meint Blüthenzweig, „was machst De mit der Schachtel voll Flie — Frech. Richter? Sie haben uinhergetriebeik! Strolch: Na, Sie kommen doch auch gerade aus Zcn Fe rien zurück. Gretna Green. Der kleine Flecken Gretna Green in der schottischen Grafschaf! Dumfries bil'dele einst den Zufluchtsort unzähli ger unglücklich Liebender. Unglück lich, weil Familie oder Verhältnisse sich ihrer Vereinigung widersetzten und ihnen, um dennoch vereinigt zu wer den, kein anderer Ausweg blieb, als sich in jenes Dörfchen zu flüchten, wo sie binnen einer halben Stunde nach der Legende durch den Schmied von Gretna Green für immer legitim ge traut waren. Wir sagen nach der Legende; denn die Berichte von vie len, an jenem Orte im Geheimen ge schlossenen Licbesbedürfnissen beruhen auf Wahrheit, und auch heute noch kommen solche Eheschließungen« dort vereinzelt vor, Äe Figur des Huf schmiedes selbst hingegen hat niemals existirt, das Copuliren wurde vielmehr durch verschiedene industrielle Bewoh ner eines Oertchens besorgt, die hier- Wo aber auch konnte man auch ein schöneres Fleckchen in ganz England finden, um fern von den Augen und dem Wissen im Geheimen Liebesbünd nisse zu schließen, als es Gretna Green das grüne Gretna war! Fünf oder sechs kleine, hinter dichtem Grün versteckte Landhäuser, eine ebenso kleine Kapelle und daneben ein alter- Alles. Heute ist das Idyll durch ei zialruse einer Heirathsstätte gelangt? Gretna Green's Eopulirungs-Jndu strie denn solche war es schließlich geworden ist ein Ergebniß der gro ßen englischen Gesetzreform auf dem welche auf den Antrag des Lord Hard wicke um 1763 in England eingeführt wurde. Hier war nämlich seit der Zeit der Abschaffung des Katholicis- Recht geworden, zu dem einfach die Einwilligung beider Theile gehörte. Denn die alten, durch das Gesetz der Religion gegebenen Garantieen waren mit jener Neuerung geschwunden, und das Bürgergesetz existirte noch nicht. Ein sechzehnjähriger Knabe und ein vierzehnjähriges Mädchen brauchten vor Zeugen einfach zu erklären, daß sie Mann und Frau sein wollten, und sie waren gesetzlich verehelicht. Daß aber durch diese leichten, heim lichen Trauungen moralisch und ge sellschaftlich unzulässige Ehebündnisse begünstigt wurden, ist nur begreiflich. Um diesen Mißbräuchen nun zu steu ern, wurde um die obige Zeit ein von dem erwähnten Lord Hardwicke dem Parlament vorgelegter Gesetzentwurf angenommen, der fast alle die in den meisten europäischen Staaten einge führten Formalitäten für einen Ehe schluß vorschrieb, wie: Veröffentli chung eines Aufgebotes, Zustimmung der Eltern und Trauung durch einen Geistlichen in einer Kirche oder Kapelle, deren Thüren während der Ceremonie osfen bleiben mußten. Die Reform Halle indessen das Parlament nur für England getroffen, ohne hierbeiSchoit land einzuschließen, und so kam es bald, daß zahlreiche junge Engländer, deren HeirathswUnschen sich private Hindernisse in den Weg stellten, ein fach nach Schottland gingen, um von dort als Eheleute zurückzukehren. An fangs gab diese Thatsache zu zahlrei chen gerichtlichen Klagen in England Anlaß; die Angehörigen deS Paares bestritten die Giltigkeit der Ehe und wollten dies behördlich bethätigt sehen. Der oberste Gerichtshof von England entschied jedoch in allen diesen Fällen, daß der Grundsatz: „Jede in der Fremde geknüpfte Heirath ist stets gil tig sobald die in dem betreffenden Lande geltenden Gesetzesvorschriften erfüllt worden sind," durch nichts an zutasten sei. So wurde das Gesetz selbst zur Stütze der heirathslustigen Liebespaare. Die Beschaffung der unbedingt nöthige« zwei Zeugen war die einzige Schwierigkeit, die sich den Verlobten bot. Denn im Allgemeinen zeigten sich die Schotten, welche die el terliche Autorität hoch in Ehren zu Gretna Green etäblirt"e. Josef Pais ley dies der Name jenes Mannes— hat das Gewerbe des Hufschmiedes «iir in den Operetten die In Wirklichkeit aber war Josef Pais strie seinen übrigen Erwerbszweigen hinzufügte, als Schmuggler, Tabaks händler und Schankwirth thätig. In feiner Schau knirthschast aber war er selbst sein bester Kunde; denn Josef Paisley hat nach der Ueberlieferung nie weniger, als täglich zwei Flaschen! Branntwein geleert. Trotzdem er- reichte der Wackere ein sehr hohe! Al ter. Er starb im Jahre 1818 und setzte als Nachfolger einen gewissenElliot, den Mann seiner Enkelin, ein. Doch hatte Paisley in seinem Gewerbe, das so we nig Lehrzeit erforderte, bedeutende Conkurrenz. Da war zuerst ein ge wisser John Murray, der in seiner Ge fälligkeit so weit ging, die flüchtigen Liebespaare bereiis an der Grenze in Empfang zu nehmen, sie alsdann in eine zu diesem Zwecke erbaute, ganz nahe gelegene Herberge zu führen, sie hier „stehenden Fußes" zu verheirathen und ihnen alsdann auf Wunsch noch einige Zeit Gastfreundschaft zu gewäh ren. Alles dies geschah natürlich gegen ein Entgelt, das zu den bescheidenen Lebensverhältnissen und Ansprüchen der schottischen Dorfbewohner in son derbarem Gegensatze stand. Als spe zieller Beistand der Aristokratie —dcnn na Greens die klangvollsten Namen verzeichnet hatte sich ein gewisser Linton seinen Ruf verschafft. Linton den Bedienten der hohen Herrschaften. Nachdem er mit geschickt nachgeahmter Würde die bürgerlichen und kirchlichen den „Honigmonat" zu verbringen. Der gefürchtetste und geradezu un heimliche Conkurrent der oben genann ten Agenten war David Long. Ab wechselnd Weber, Colporteur und zwangsweise der Marine als Mairose in die Hände gefallen, nach langer, strenger Gefangenschaft aber entkom men. Nunmehr hatte er sich inSpring field, nahe Gretna Green, niedergelas sen und hier nicht nur eine HeirathS- Agentur, sondern gleich eine ganze Dy nastie gegründet, deren letzter Nachfol ger, der Enkel Longs, noch heute das stark herabgesunkene Geschäft betreibt. Ueber die Honorare, welche man einst all' diesen braven, „Schnell-Trauern" zahlte, seien folgende Angaben ge macht: Ein junger anglikanischer Pa- Brau! entführ! hatte, mußte 40 Pfund Sterling (P 200) für die nicht inehr, als fünf Minuten erfordernde Cere monie entrichten, bei welcher Gelegen konnte, mit einiger Bitterkeit zu be merken, daß er selbst für «inen zehn Mal geringeren Preis bereitwilligst in seiner Gemeinde eine Trauung nach allen vorgeschriebenen Regeln überneh men würd«. Bescheidener schon war die Taxe für die aus den Grafschaften Nord-Eng lands zu Fuß kommenden Bauern, von denen jedes heirathslustige Paar zehn Mark zu entrichten brauchte. Für diesen bescheidenen Preis mußten na türlich Alle, die in feinen Post-Chaisen ankamen und denen sonst noch der Ueberfluß an Mammon anzusehen war, doppelt entschädigen. Zu den Paisley, der sich bis zu 100 Pfund Sterling (§600) zahlen ließ, so daß ler zu besitzen, ihre „Flitterwochen" begannen. In solchen Fällen blieb den Durchgängern, wie dies des Oefteren paisirt ist, nichts Anderes übrig, als sich an den presbyterianischen Pfarrer von Gretna Green zu wenden, der bei vorläufige materielle Hilf- für die Flüchtigen zu erwirken fuchte. Zu den interessanten in Gretna Green geschlos senen Verbindungen gehört die des englischen Kanzlers Erskine, der sich, um die Grenze unerkannt zu Passiren, als alte Frau verkleidete, sich zu David Long begab und sich hier mit Miß Sa rah Buck trauen ließ, ohne dabei das Maskenkostüm abzulegen. Zum Schluß sei hier noch der Heiraths-Register Er wähnung gethan, die die Ehestifter von Gretna Green in aller Ordnung führ ten und die der Meister Long jun., bis heute noch führt. Historisch interes sante Namen begegnen uns in diesen Verzeichnissen. Vor Allem natürlich sind es solche englisch« Familien, wie die der Hastings, der Pagets, Villiers, der Fane, der Coventry und Cochrane; und noch heute nimm! der oberste Ge richtshof des Oefteren in Abstam mungs- und Erbfchafts'Angelegenhei ten zu jenen Registern Zuflucht. Im Uebrigen ist auch unier der hohen französischen Aristokratie das vonMit gliedern der englischen vornehmen Wel! gegebene Beispiel nachgeahmt worden. Selbst unter den Bourbonen hat ma.i diesen Ausweg aus dem Dilemma der Convention nicht gescheut. Auch der Prinz von Capua, Bruder Ferdinand der Zweüe, König von Neapel, oei. mahlte sich um 1836 in Gretna und zwar mit einer Nichte Lord Pal> merstons. Miß Caroline Smith. Ungewohnt. Erster Arzt: „Ich hatte gestern einen interessanten Fall. Die Diagnose war ganz rich tig, aber der Verlauf der Krankheit Arzt: „Welcken Verlauf nahm sie denn?" Erster Arzt: „Der Pa — Aus Erfahrung. „So so, der Herr Förster koppelt seine zwei Dackeln, den „Waldmann" und die „Diana", nimmer zusammen!" „Jetzt nicht mehr! Seit er verheirz ihet ist, sagt er, es sei eine Tier quälerei!" Pob's erste Liebe. Meine erste Liebe sagt Bob ist ziemlich komisch verlaufen. DaS heißt,, erste Liebe natürlich war es nicht die erste. Ich meine das erste Liebesabenteuer, das ich als Student hatte. Bill und ich, seit Jahren eng be freundet, hatten die Universität bezo gen. Originelle Käuze, wie wir wa ren, hielten wir uns von allem CorpS- und Verbindungswesen fern, befriedig ten vielmehr die Vorliebe für lebhafte Farben, wie sie der akademischen Ju gend eigen ist, durch ausnehmend prächtige Schlipse und elegante Hand schuhe, die wir fleißig spazieren führ ten. Eines Tages, Arm in Arm unter den alten Kastanienbämnen der Mu senstadt wandelnd, entdeckten wir Miß Sterling, das reizendste Geschöpf, des sen wir uns zu entsinnen vermochten, bei mit Augen voll tropischen Feuers und Wangen von dunklerer Rötqe, als man sie sonst bei Blondinen findet. Miß Sterling stammte, wie wir später erfuhren, aus Britifch-Jndien, ich glaube aus Kalkutta. ich. Aber weit entfernt, uns gegensei tig das Lebenslicht auszublasen, ver banden wir uns nur noch fester aus guten Gründen freilich. Die Sache war die. Miß Sterling hatte eine Gouvernante oder Gesell schafterin, ein wahrer Drache, der sie aus die unerhörteste Art vor jeder junge Jndierin allerdings nichts we niger als gefährlich. Was thun? Es gab nur eine Möglichkeit, der hüb schen Miß unsere Verehrung zu bezeu gen, sie bestand darin, daß wir ihr nachliefen, wo wir ihrer ansichtig wur den. Das macht sich aber besser zu zweit als allein. Uebrigens benutzten wir die eine Möglichkeit wirklich nach Möglichkeit. Wir waren den ganzen Tag auf den Entfernung, wohin sie nur gehen moch te. Miß Sterling hatte einen Heiden spaß, wurde feuerroth vor Vergnügen, so ermunternd zu, daß wir immer ver rückter wurden. Die Gesellschafterin dagegen ärgerte sich nach Noten. An fangs suchte sie uns mit einer Miene zu schrecken, als ob sie uns verspeisen wollte. Da ihr dies nicht gelang, machte sie allerlei Manöver, unerwar tete Schwenkungen und dergleichen, um uns von ihr«n, das heißt ihres Schützlings Spuren abzubringen. Auch das half nicht viel, denn wir waren äußerst hartnäckig und genirten uns nicht im mindesten. So folgten wir te, von der Verkäuferin aber groß an geguckt wurde und von Bill einen Rippenstoß bekam. Darauf verlangte Bill eine Busennadel, worauf er eben falls groß angeguckt wurde und von mir einen Rippenstoß bekam. Denn ich hatte mittlerweile bemerkt, daß wir in ein Stickereigeschäft gerathen waren. Da kaum vierzehn Tage, seit wir das reizende Kind entdeckt hatten ereignete sich etwas Außerordentliches, Nochnichtdagewesenes. Man wariete nämlich auf uns. Miß Sterling stand zum Ausgehen bereit auf dem Bal lon. Als sie uns kommen sah, ver schloand sie, um bald darauf mit ihrem Drachen unten aufzutauchen. Der Drache merkwürdig verändert, eine sauersüße ich will nicht gerade sa gen Freundlichkeit, aber doch Gleich gültigkeit zur Schau tragend; Miß Sterling hübscher und ermunternder mer als sonst, auffallend langsam so gar, wobei sich von Zeit zu Zeit umsah, ob wir auch folgten. Natürlich folgten wir, beide angenehm erregt und wie Romanleserinnen auf das Weitere sehr gespannt. Die Da men lenkten ihre Schritte in die städti schen Anlagen, gingen dahin, wo es immer am stillsten ist, und ließen sich dort auf einer Bank nieder. Wir auf der nächsten, keine zwanzig Schritte davon. Die Gesellschafterin hatte die Lie- Wir sahen uns an. „Du, sagte ich das ha! was zu bereuten!" „Ja, ja, das ist eine Ermunte rung!" „Wir sollen ihr vielleicht schrei ben?" „Natürlich, Bob, wir wollen ihr gleich schreiben." Die süße Gewohnheit verhinderte auch in diesem Falle, daß wir getrennt operirten. Wir wollten ihr gemein sam schreiben. Indessen das war leich» ter gesagt als gethan. Wir versuch ten'S in Prosa, wir versuchten'» in Versen, ohne auf die eine oder andere Art etwas Befriedigendes zu Stande zu bringen. Schließlich begaben wir unS, im Vertrauen auf die bekannte gute Wirkung von Bier und Tabak, in's Wirthshaus. Allein, als alle an deren Gäste verschwanden waren und der Kellner sich standhaft weigerte, uns weiter mit Stoff zu versorgen, war der Brief noch nicht angefangen, ge schweige denn vollendet. Wir vertrö steten unS also auf den nächsten Tag. Am anderen Morgen stürmte Bill auf mein Zimmer und weckte mich aus dem besten Schlaf. „Bob steh auf steh auf!" Ich starrte ihn an. „Steh auf, die Lucy geht fort!" „Was?" sagte ich und war im Nu aus dem Bett. „Vorwärts, zieh Dich an, es ist keine Zeit zu verlieren." Er drängte und drängte, und erst als ich nachgab, fing er zu erzählen an. Der Gedanke an den Brief hatte ihn in aller Frühe hinausgetrieben, wie er sagte, um einmal das berühmte Rezept zu Probiren, das einem in der Schule immer so anempfohlen wird. Dabei war er in die Straße gerathen, wo Miß Sterling wohnte, hatte sich mit der Magd, die gerade das Trottoir fegte, in ein Gespräch eingelassen und erfahren, Miß Sterling reise Punkt neun Uhr ab für immer. Ich steckte bestürzt den Kopf in's Waschbecken. Darum also das Außer ordentliche, Nochnichtdagewesene ge stern Nachmittag! Bald war ich fertig und mit Bill auf dem Wege zum Bahnhof. Bill war doch ein famoser Kerl, ein rechter Freund, er hätte mir ganz gut daS Nachsehen lassen können. Während derlei Gedanken mich beschäftigten, be merkte Bill: „Sag mal, Bob, bist Du noch bei Kasse?" Ich zog mein Portemonnaie hervor, das äußerst schmächtig aussah, denn der Monat ging langsam zu Ende. „Ich hab gerad noch eine Mark." „Hm, das ist wenig. Na, süns Groschen hab ich auch noch. Legen wir zusammen. Wir müssen ihr doch ein Bouquet kaufen." Gut. wir legten zusammen und kauften ein Bouquet. Eben fuhr der Zug «in, da wir auf den Perron traten. Miß Sterling und die Gesellschafterin stürzten mit Schachteln beladen auf ein Damen coupS zu. Wir in großer Aufregung hinterher, um sogleich, nachdem sie Platz genommen hatten, unter aller hand Kratzfüßen unser Bouquet zu überreichen. Miß Sterling war über rascht, verwirrt, sichtlich bezaubert, stammelte einige Worte des Dankes, worauf sie beschämt ihr Näschen in die Blumen vergrub und wir, abermals unter allerhand Kratzfüßen, uns auf dem Perron zurückzogen. Als sich dann die Locomotive in Be wegung setzte, winkte und winkte das hübsche Kind; so lange wir den Zug sehen konnten,sah«n wir ihr Tüch lein wehen. Wir befanden uns im dritten Him mel, gelangten aber bald wieder auf diese schnöd« Erd« und zwar in einer so elegischen Verfassung, daß wir meh rere Tag« wie berufsmäßige Leichen bitter dreinschauten. Schließlich mein ten wir jedoch. Miß Sterling sei in ihrer Art gewiß nicht das «inzige Ge schöpf, es müsse außer ihr noch andere nette und verehrungSwürdige Mädchen geben, was sich in der That als durch aus zutreffend erwies. Kaum «inige Wochen später,und jeder von uns hatte seine drei, vier Flammen und fühlte sich wie ein Pascha. In dieser glücklichen Lage kam uns das Abenteuer mit Miß Sterling et was drollig vor, keiner wollte jetzt d«r Verliebte gewesen sein, jeder behaup tete, er habe nur den Elephanten oder wie man sonst den treuen Gefährten ei nes Liebhabers nennen mag, gemacht. Darüber wurden wir mitunter ganz „Bierjungen" auf. Einmal, wieder ging der Monat zu Ende, saßen wir nachdenklich im Cas6. Plötzlich sagte Bill: „Bob, ich kriege noch fünf Groschen von Dir." „Wieso?" „Weißt Du für das Bouquet für Deinen Exfchatz die Lucy." „Hoho, rief ich im Gegentheil, ich kriege von Dir noch eine Mark." Na, nun ging der Krakehl von Neuem los. Um ihm ein für alle Mal ein Ende zu machen, beschlossen wir den Klavierlehrer Schneider in's Ver trauen zu ziehen. Wir halten das struppige Männchen unlängst kennen und als gemüthlichen Patron schätzen gelernt. Schneider hatte Miß Ster ling Klavierunterricht gegeben, jeden falls war bei Gelegenheit auf uns die wette, Du —" sagte Bill. „Ich wette, Du —" sagte ich, hoffte Was Bill betrifft, so zweifle ich nicht, daß er sich heimlich derselben großmü thigen Hoffnung hingab. Wir fanden Schneider, struppiger als je, in einem groß gebliimtenSchlaf rock am Klavicr. Bill setzte ihm sofort den Fall auseinander. Das Antlitz des kleinen Mannes zeigte in verhältnißmäßig kurzer Zeit die auffallendsten Veränderungen. ien je nachdem meine Antwort lau. tet, hab ich zu gewärtigen, daß der Eine oder Andere mich auf Pistolen fordert. Offengestanden, daß würde mir augenblicklich nicht recht passen, so wenig ich mir sonst aus dergleichen As fairen mache. Wenn Sie mir aber Sogleich ging er an einen Wand schrank und kam mit einer Flasche Cognac und einigen Gläschen zurück, die er vor uns auf den Tisch stellte. Darauf wickelte er sich in feinen Schlafrock und begann: „Eines Ta- Sie daS? dann sind sie immer so froh. Warten Sie damit hüpfte sie an's Fenster, hielt sich aber, wie mir ausfiel, etwas im Hintergrunde. Ja, da sind sie schon die lieben Hundchen, sehen Sie, da Tipp und Fox. Wo? sagte ich, denn ich konnte nicht einmal ein, viel weniger zwei ent decken. Da drüben, der ist Tipp und der ist Fox. Was ich sah, war etwas ganz Ande res als zwei Hundchen. Ich sah —" Schneider hielt inne, entkorkte die Flasche und schenkte ein. „Bitte, meine Herren, ein Schluck zur Stär kung." Wir hatten äußerst erwartungsvoll gelauscht, nicht ohne zunehmende in nere Unruhe, denn eine leise Ahnung, die sich eingestellt hatte, war mehr und mehr Gewißheit geworden. Rasch stürzten wir den Cognac hinunter und sagten wie aus einem Munde: „Tipp damit meinte sie mich!" Und Fox mich." Schneider nickte. „Das heißt erklärte er in aller Seelenruhe so genau weiß ich das nicht mehr. Vielleicht war's auch um gekehrt." Donnerwetter, das war unange nehm! Dabei hatte uns der Fuchs das Versprechen abgenommen, ihm kein Haar zu krümmen. Wir waren in Verlegenheit, wußten schlechterdings nicht, was wir sagen sollten. Doch Schneider kam uns zu Hilfe. Ein Album aufschlagend, be merkte er: „Da ist sie." Wahrhaftig, da war sie, in Cabinet form sogar! Ich weiß nicht, wie lange wir auf das Bild starrten. Plötzlich weckte uns Schneider's Stimme. Sie klang seltsam melancholisch. „Ja, sie war schön, sehr schon, aber oberflächlich. Keine vier Wochen, seitdem sie mir daS verehrt, hat sie sich verlobt." „Verlobt?" fragten wir er staunt. „Jawohl, gestern bekam ich die An zeige." Das Männchen machte eine so weltschmerzliche Miene, daß unsere eigene peinliche Gemüthstimmung auf einmal wie weggeblasen war. Eh ich mir's versah, hatte Bill die Flasche in der Hand und sllllte das dritte Gläschen. „Herr Schneider sagte er ich bin so frei, Ihnen auch einen Schluck zur Stärkung zu bringen. Schneider sah ihn groß an, mußte aber gleich herzlich lachen. „O Sie sind sehr freundlich, aber ich glaube, Sie Haben's doch nöthiger. Kommen Sie —" damit nahm er Bill die Fla sche ab und schenkte unS wieder ein „Kommen Sie, trinken wir zusammen, eZ wird uns Allen gut thun." Sehen Sie sagte Bob, indem er sich behaglich zurücklehnte das war meine erste Studentenliebe. Zu spät. Sie haben in Zank und Streit sich oft Einander überboten, Da kam eine Krankheit unverhofft, Nun ruht sie bei den Todten. Jetzt sitzt er im Zimmer, «in «infamer Mann, DaS Haupt gelehnt in die Händ«, Mit leerem Schwei gen starren ihn an Die kahlen, nackten vier WLnd«. Wie oft sie still gelitten Manch' hartes Wort abbitten. Auf Händen tragen immer Mit leifen Schritten kommt die Nacht, Und dunkel wird's im Zimmer. Mnemotechnik. Pro fessor: „... Der Sieger heißt auf lateinisch victvr!" - Fräulein Em ? Max!"" freudig). Ein edler Neffe. Onkel (der auf Besuch bei seinem Neffen ist, im Restaurant): „Kellner, zahlen!" Studio: „Aber, liebster Onkel, Du wirst doch nicht für mich und Dich zahlen wollen?! Das dulde ich nicht, denn heute bist Du mein Gast! Ich werde zahlen... Sei so freunhjich und pump' mir 'mal zehn Mark!" Amphitheatvalisch auf dem lmkn Ufer des Ganges belegen ist Benares, die heiligste Stadt der Jndier. Der IVOS! Tempel, welch« der Bcrehrung des Schiiva geweiht sind. Im englischen Viertel der Stadt Kirche. Die Tempel sind oft unan sehnlich, häufig nach der Straße zu ohne architektonische Wirkung, dazwi schen stehen zahlreiche ärmliche Häuser, die Straßen sind meist eng. Nur von dem hier ca. 2600 breiten, majestätisch dahinfluthenden Ganges, von dessen hohem Steilufer Treppen überall zum Flusse hinabführen, bietet die Stadt einen höchst imposanten und eigenarti gen Anblick. Diese Usertreppen (Ghats> werden meist von schönen Gebäuden überragt, und zu den Stunden der vorgeschriebenen Reinigungen wim meln sie täglich von Hindus jeder Kaste, jeden Alters und Geschlechts, die he gen, in ihren weißen Gewändern ein Schauspiel gewährend, wie man es nirgends auf der Erde wieder sieht. Besonders interessant ist das Dafameth Ghat, wo jeder Hindupilger aussteigen muß, um der Gottheit seine Verehrung zu bezeugen, und weiter flußabwärts» die hochragend« Moschee Kaiser Au rengzib's mit ihren wunderbar schlan ken Minarets. Ca. 3 englisch« Meilen von der Stadt liegt der Ort, wo der Buddha Gotama zuerst fein« Lehre verkündet«! ein riesig«r Stupa (Reli» Buddhisten heilige Stätte. Binares ist noch heute der Hauptsitz brahmani scher Gelehrsamkeit, und dort zu ster ben der sehnlichste Wunsch jedes from» Bescheidene Bitte. Va» ter der Braut: „Es thut mir leid nicht!" Bewerber: „Gestatten Sie da im wenigstens, daß ich das HauS