Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, December 06, 1895, Page 2, Image 2

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    2 Au festes Hchniiren.
Die Ballsaison steht vor der°THUre
«nd da dürfte ein mahnendes Wort
an die tanzlustigen jungen Schönen
wohl am Platze fein. Zwar wäre es
höchst wahrscheinlich ein undankbares
Beginnen, zu den Backfischchen direkt
sprechen zu wollen, denn nicht ein ein
ziger dieser Schmetterlinge würde auf
die Mahnung einer Fremden hin die
Corfettschnüre um einen einzigen Zoll
lockern. Aber die Mütter sollten dar
aus sehen, daß das Töchterlein in
jugendlicher Geschmacksverirrung sich
nicht bis zur Gesundheitsschädlichkeit
«inschnüre. Es ist ein unglückliche!
Zusammentreffen, daß selbst Mädchen,
die sonst mit dem Schnüren keinen
Mißbrauch treiben, sich aber, um auf
den Ball zu gehen, ein bis drei Zoll
«nger einzuzwängen suchen gerade
gentheil zu thun. Man nennt das,
„seine Figur verbessern", bis heute hat
aber noch Niemand ergründen können,
wurde, und die Manner sind von den
allzu ätherischen Wesen durchaus nicht
«ntzückt. Die besten Freundinnen, die
man bezüglich der Knappheit der Taill«
übertrumpfen möchte, beneiden höch
stens im Stillen diejenige, die den
Muth hatte, in ihrer natürlichen KLr
perform auf den Lall zu kommen und
lieber dafür tief und frei ahmen und
den Tanz voll und ganz zu genießen.
Und die Männer fühlen sich auch mehr
zu einem Mädchen hingezogen, das sich
natürlich gibt, denn sie schließen, und
mit Recht, von diesem «inen auf
viele andere. Ein Mädchen, das es
verschmäht, in Bezug auf seine Figur
die Kunst zur Hülfe zu nehmen, wird
auch in anderen Dingen, wie Charak
tereigenschaften u. s. w., keine Maske
vornehmen.
Vom künstlerischen Standpunkt aus
ist eine enge Toilette unschön, vom
sanitären aus ist sie geradezu verwerf
lich. Ein fest angezogenes Corfett übt
«inen starken Druck auf die untersten
kurzen Rippen aus. Diese werden
zusammengepreßt und können sich
nicht so ausdehnen, wie es für ein aus
giebiges Athmen nöthig wäre. Gleich
zeitig wird die untere Oeffnung des
Brustkorbes verengt und dadurch die
Lage und Funktion der wichtigsten
Organe gestört. Das Tanzen nun er
fordert tiefe, volle Athemzüge, und da
müssen denn die oberen Rippen die
mangelhafte Leistungsfähigkeit der un
teren ausgleichen, das ist das schnelle
«nd gewaltsame Athmen, das wir nach
einer solchen Anstrengung wahrneh
men. Dieses Athmen ist unnatürlich,
unbequem und gefährlich, es stört die
Blutbildung und Ernährung und
überanstrengt das Herz. Deshalb
kommt es oft vor, daß nach lebhaftem
«nd andauerndem Tanzen Unbehagen,
Schwindel, ja Ohnmachten vorkom
men.
Man braucht das Corfett nicht gänz
lich zu verdammen. Zwischen der mo
dernen Kleiderreform und diesem gibt
«s, wie bei allen Dingen, «inen golde
nen Mittelweg, den man wandeln
kann, ohne einerseits der Gesundheit
zu schaden oder andererseits an Ele
ganz einzubüßen. Viele einsichtige
Damen sind der Meinung, daß das
Corsett, wenn mit Vernunft angelegt,
die Behaglichkeit eher erhöht als zer
stört und schädlich wird es nimmer
mehr, sobald man nach erfolgtem
Schluß die flache Hand gerade von
schen Corfett und Körper einführen
Die Mode begünstigt das Tragen
«ines losen Corsetts und macht das
Einschnüren zu einem sinn- und zweck
losen Beginnen. Jede gewissenhafte
Mutter sollte also wohl darauf sehen,
daß das Töchterchen dem Corsettrie
men nicht noch „einen einzigen" letzten
Ruck gebe. Es hat das nicht nöthig,
eine jugendliche Figur ist immer schön.
Und die Jugend soll die Freuden, die
sich ihr bieten, unbeeinträchtigt durch
Modethorheiten, auskosten, ehe es zu
spät wird und das Tanzen sich von
selbst verbietet.
S chwabe und Marler im
Manöver. Leutle, sagts a moal, wer
sührt Euch? Wir führen uns höchst
«genbeenig von janz alleene! Ei
»u! Hoabt's denn ka Rottenführer?
Karottenführer? Aber, Männe
ken! Wir sind doch leen Jemllfe nich!
Die Aermst«. Köchin (im
Selbstgespräch): Wahrhaftig alle
Tag' werden s' kleiner, die Stückerln
Fleisch, die ich lrieg' natürlich
an mir muß nun die th«ure Badereis'
nach und nach wieder herunter gerissen
werden!
Eine Autorität. Hun
gerford: „Glauben Sie auch, Doktor,
ben eines Mannes verkürzt?" Dr.
Powell: „Ich weiß es ganz bestimmt.
Ich versuchte einmal das Rauchen auf
zugeben und die Tage erschienen mir
Ehemännlicher Stoß
seufzer. „Die Ehe ist doch 'ne
recht unvollkommene Einrichtung. Mei
ich selbst will Sonntag. ich
nun Mittwoch oder Donnerstag?"
Erklärung. Arzt: „Ihr
Magen ist total verdorben! Sie ha
ben wohl sehr unmäßig gelebt?"
Patient: „I bewahre; aber im letz
ten Jahre haben drei von meinen Töch
tern kochen gelernt!"
Hausumnn's Klliensverfliiirrung.
Von Per Hallström.
Hausmann war «in gutmüthiger,
ruinidlöpsigtr Deutscher, der unter
schiedliche Jahre an der Universität zu
gebracht, dort drei Terzen in der
Stirne, vier Quarten über die Backen
wollte er wenigstens vorher noch ein
paar Mal anständig essen. War er
denn verlobt? Ja, eigentlich, gewiß
wie billig war das Alles! Es gefiel
sich heraus, daß sie eine überraschende
Menge Leckereien enthielt, Coteletten,
kleine Würstchen...
auszusteigen die Sache war doch
nicht so billig, die Miethe kostete so und
so viel, und die Feuerung ja, Teu
fel, was mußte man da nicht Alles be
denken! Er liebte es, in Weinstuben zu
sitzen und, ein Glas vor sich, mit
Ländleuten davon zu plaudern, wie
herrlich es> doch daheim war, wie roh
und uncultivirt die neue Welt sei, hie
und da über «in in tiefstem Bierbaß
vorgebrachtes, politisches Witzwort ei
nes Handwerkers zu lachen und selbst
Gelegenheit zu finden, mit unschuldi
ger Pedanterie einen kleinen Theil jener
Gelehvsamkckt zum Besten geben zu
können, die an die Kinder des Landes
so verschwendet war, wie Musik an
Taube und nun fehlten ihm die
Mittel zu alledem. Seine Gattin war
ein« klein« geschäftige Frau, die niehr,
Respect vor fernem Bücherschrank, als
vor seinem Urtheil hatte und mit genug
gesundem Menschenverstände ausge
stattet war, um sehr leicht in allen
häuslichen Angelegenheiten ihrem miß
muthig und grüblerischen Gemahl die
Zügel entbinden zu können, so daß
seine Position nicht einmal in geschmei
chelter Eitelkeit ein Gegengewicht für
alle Opfer fand. So wurde nach und
nach fein Antlitz von so dunkler Dü
sterkeit, daß es sogar auf die Eßwaa
renbiichse einzuwirken schien. Die klei
nen Würstchen sahen nicht mehr so
prall aus und glitten nicht mehr so ge
schmeidig seine Kehle hinab, die Beef
steaks waren nicht mehr von so frischem
Roth, dafür aber brüteten um so blu
tigere Gedanken über ihnen. Haus
mann hatte sein« Rechnung mit dem
Leben gemacht und fand die Sache reif
für den Concurs.
Er besaß einen Freund, der den
nicht ungewöhnlichen Namen M«yer
führte und ihn gewöhnlich vor dem
Bureau zu erwarten pflegte. An des
sen farbiger Hemdbrust schüttele er sei
nen Kumme? aus. EÄ waren stets
Rechnungen: Subtraotioneni von der
geringfügigen Summe 16 Dollars
wöchentlich mit unruherweckender Ten
denz, Resultat zu erge-
Problem die Form des bekannten
Räthsels vom Wolfe, der Ziege und
d«m Kohlkopf, wobei Hausmann's Le-
Geftalt des Wolfes annahmen, die.
Ziege repräsentvte die häuslichen For
derungen, und der Kohlkopf bestand
aus fünfzehn dünnen Scheinen. Es
war unmöglich, eine zufriedenstellende
Lösung des Räthsels zu finden, und
Hausmann entzog sich demselben, in
dem er dem Wolf alles Recht zu leben
absprach, oder, um bei dem Bilde zu
bleiben, den Fährmann Sharons Na
chen für seinen Transport flott machen
ließ.
„Es geht nicht," sagte er in düstern
Kehltönen. „Ich kann mich nicht
durchschlagen. Das Leben kostet mehr,
als es werth ist, und ich sehe nicht ein,
wozu ich mit ihm kämpfen soll, da es
dadurch nur noch elender wird. Könnte
ich nur für die Zukunft meiner Frau
sorgen, ich für mein Theil wäre fertig
Du hast wohl schon von der Lebens
versicherungs-Gesellschaft hier gehört?"
Meyer's Vollbart drückte stille Zu
stimmung aus.
„Du weißt auch, daß in diesen ver
dammten Städten beinahe täglich Je
mand von der Eisenbahn überfahren
Wiyer, der -.in Pessimistischer Philo- !
Lachen unter seinem Schnurrbart.
„Nun, und wäre «s ein so großes
Unrecht, sein L«ben zu versichern und
sich im Uebmgen auf so eine Locomo
tive zu verlassen? (Hausmann hielt
h«roisch ein Zittern zurück.) Die
Schwierigkeit liegt blos darin, genug
Geld zusammen zu bekommen, um die
Prämie zu bezahlen."
Meyer's Augen schössen Blitze der
Bewunderung unter seinen buschigen
Brauen? er streckte Hausmann seine
Hand mit einer Würde entgegen, wie
sie seit Mucius Scävola's bekannter
Geste nicht beobachtet wurde, und
konnte ein Wori des Lobes nicht unter
drücken, daß der Freund nun anfing,
klar zu sehen. AÄr er sollte sich nur
vor Uebertreibung hüten und nicht in
überstürzter Weise eine vielleicht zu
fällige Stimmung über die Entwick
lung seiner Persönlichkeit entscheiden
lassen. Er war jetzt auf dem rechten
Wege, den Sinn alles Bestehenden zu
erfassen. Des Lebenswillens dunkler
Trieb nach Ruhe begann ihm zum Be
„Die kleine praktische Angelegen
heit, die Du erwähntest," schloß Meyer,
„ist ja eine Lächerlichkeit, aber sie kann
Dir nützlich werden. Sie soll Dir ein
beständiger Stachel am Fuße sein, der
könntest Du auch Deine für Dein wer
dendes Ich so überflüssig hinreichenden
Geldmittel besser anwenden, als indem
Du durch sie Dein Alltagsgewissen vor
Vorwürfm bewahrst? Du würdest ja
sonst glauben können, daß Deine Frau,
all dies hier zu ersassen, eine Vernach
lässigung erleide, dadurch daß Du mehr
und mehr außerhalb ihrer Sphäre
lebst."
Nissen zu sparen. Aber dies war ein«
saure Arbeit; und Meyer's erwähnte
Stachel am Fuß wurde ihm bisweilen
recht beschwerlich. Der kleine Rest der
Mittagsfreude schwand vor den dünnen
auch nach und nach an, sich von Meyers
Theilnahme bedrückt zu fühlen. Er
warf einen scheuen Blick durch das
zusehen.
Truthahnfliigelnt emporschwingen, da
die Oesen von Geflügelfett triefen und
die Zeitungen von religiösen Rhapso
dien, denn an diesem Tage essen alle
glücklichen Menschen Geflügel. Es ist
der officielle Ehrentag des Truthahns,
als nationalen Symw>ls. Wer keinen
lie, deren Küchengarten an den Haus
inann's grenzte, hatte in mattem
Selbstbewußtsein eine kleine, gelbe,
magere Henne vor ihr Fenster gehängt.
Für Hausmann war es ein pikanter,
yerber Genuß, mitten in dieser gemüth
lichen Festesstiinmmig seinen düstern
Gedanken nachzuhängen. Nichts blieb
von seinen Sarkasmen verschont. Er
durchbohrte die fetten Vögel, die in der
Ecke des Viertels hingen, mit scharfer
Verachtung und empfand nicht einmal
Mitleid mit des Jrländers bleichem
Trost, der ihm einem spottenden Ge
spenst eines düsteren Vogetdaseins zu
gleichen dünkte und nicht einer wirt
lichen Henne, Aber in seinem inner
sten Innern fühlt« er sich unbefrievigt.
Denn er hielt etwas auf ein gutes Mit
tagessen und lieble Truthahn.
Am Abend vor dem Feiertage ging
er mit Meyer spazieren, der seine Zor
nesauSbrüche freundschaftlich ertrug
und nur bisweilen starr läch«lt«, wie
ein gekitzeltes Medusenhaupt.
Sie berathschlagten über die Placi
rung des Geldes und die W.'.hl einer
günstigen Anlage.
„Es ist ja im Grunde gleich," meinte
Meyer, „das Ganze ist ja nur ein«
Formalität. Dein Wille «uß noch
stärker werden, bis Du ganz die Nich
tigkeit des Lebens einsiehst. Mache
mit dem Gelde was Du willst! Wirf
es fort, verbrenn es, es ist ja nur ein
Opfer der ärmlichen Genüsse des Da
seins, und Du mußt deren noch so
manche bringen."
macht« plötzlich militärisch Halt.
„Nein," sagte er fest, „heute ist der
Augenblick gekommen, einen Entschluß
zu fassen. Nun will ich die Sacht
ordnen. Lebewohl!"
einer Eisenstange ein Truthahn herab,
so unglaublich fett, daß er sich veran
laßt sah, auf die andere Seite hinüber-
Gaslaterne, war es gerade zu blendend,
Donnerwetter! Wie kßnnte nur ein
Vogel auf solche Art anschwellen! Er
beim Aufwachen, hatte Hausmann das
unbehaglich« Gefühl, daß er in Meyer's
Augen gewiß kolossal leichtsinnig ge
zcn waren. Aber er hatte so viel zu
daß dirs« Gedanken rasch in
die Flucht geschlagen wurden, denn der
Truthahn mußte gebraten werden.
Das Mittagessen wurde später fer
tig als gewöhnlich so daß Meyer ge
rade anlangte, als der Truthahn bereit
mann ging ihm ein wenig gezwungen
lächelnd entgegn und wünschte einen
Augenblick, der Vogel möchte über die
Waschleinen des Küchengartens fort
fliegen. Er forderte den Freund auf,
im Vorzimmer Platz zu nehmen und
fühlte sich in unbehaglicher Weife von
seiner Frau fixirt, die eine Hilfe
brauchte, um den Koloß hereinzutra
gen. Doch er wollte ihre Blicke nicht
verstehen.
Meyer hatte sich unterwegs etwas
sehr Tiefsinniges ausgedacht und wäre
mehr als ein sterblicher Apotheker ge
wesen, wenn er das nun nicht, frisch
von der Promenade, zum Besten ge
geben hätte.
„Es ist eine eigenthümliche Ironie,"
sagte er, „dies kam mir gerade in
den Sinn, als ich all dies« grob« Ge
nußsucht betrachtete, die sich nun über
Alles und Jedes erstreckt der Welt
wille an und für sich will die Ruhe, den
Tod: »nd nun treibt er in individuel
ler Form diese armen Thoren an, sich
zu überessen, sich Beschwerden und
Ueblichkeiten sür «inen imaginären Ge
nuß zuzuziehen. So wirkte diese mo
mentan« ErMung der Lebenskraft
mittelbar im Sinn des
denn die Aufhebung des Lebens, das
ist es, was er verlangt."
Hausmann hörte zerstreut zu. Seine
Lage wurde beinahe unleidlich kritisch,
denn er hatte schon zwei Mal recht
deutlich vernommen, wie sich seine Gat
tin an ihn wendete:
„Komm und hilf mir den Truthahn
austragen, ich tan» es nicht allein."
Das Verzweifelte in der seelischen
Spannung des Augenblicks ließ ihn,
um derselben «in Ende zu bereiten,
einen Witz wagen, von dem er nicht
wußte, wie er aufgenommen werden
„Ich glaube, Du irrst Dich," sagte
er, „was der WeltwMüerlangt, ist ge
bratener TruHgtze/
Meyer war zu erstaunt, um empört
zu sein, auch nicht rasch genug von Be
gossen, um das Ganze gleich aufzu
fassen und im Uebrigen zu gutherzig,
um Frau Hausmann's rothwangige
Freude unk ihren Stolz, ihm eine
solche
über die Ueberraschung.
Drinnen im Speisezimmer schien es
so eng um den Truthahn, daß Haus
mann die Thüre öffnete, bevor er ihn
tranchirte. Es war kein Raum vor
handen, an, irgend etwas Anderes zu
denken, und Meyer aß zwei Portionen
und Protest irte nur aus trivialer Artig
keit gegen eine dritte. Die Familie
Hausmann b«rauschte sich gerade am
Braten, Er, der Gatte, hatte alle
Kümmernisse vergessen, sah das ganze
Leben in fröhlichster Stimmung M
entgegenlächeln und sprach von seinen
Ersparnissen wie don einem uner
schöpflichen Born. Sie, die kleine
Frau, fühlte, daß ein« schwer«, geheiin
nißvoll düstere Wolke vorbeigezogen
und sie wieder Herr der Situation ge
worden war es gab ihr ein wahres
Turteltaubenduett der Freude.
Meyer sah «in. daß er sich in Haus
mann getäuscht hatte, daß die Schwer
much 'dieses Mannes nicht vom der
richtigen, echten Art gewesen und nur
in der Stimmung des Augenblicks be
gründet war. Aber Meyer verzieh
ihm und konnte es sich nur nicht ver
sagen. auf das Mißverhältniß hinzu
weisen. als sie nach dem Speisen im
Vorzliinmer saßen und ihre Pfeifen
mich in Dir geirrt," sagte
«r, „Ich glaubte. Du seiest größer."
Hausmann, der in sehr gehobener
Stimmung und weit von aller Em
pfindlichkeit entfernt war. verstieg sich
zu noch einem Witz« im gleichen Genre
wie der frühere.
„Aber hast Du je geglaubt, daH ein
Truthahn so groß sein könnte?" wen
det« er ein.
Und Meyer lehnte sich zurück und
lachte, daß es aussah, als wollte ihm
der Bart vom Kinn springen. Er
schlug Hausmann in den Rücken und
vertraute ihm an, daß er nie aufhören
könnte, ihm gut zu sein, wenn auch...
Und da kam eben Frau Hausmann
mit dem Kaffee....
Der WilSdieb.
Daß Förstertöchter hübsch sind, weiß
jeder Leser, denn in allen Romanen
stehts geschrieben, in denen eines För
sters Kind etwas zu thun bekommt.
Die Väter aber der Försterstöchter
sind, wi« wiederum jeder weiß, alle
samint grob. Es scheint, als ob die
Grobheit der Vät«r einen dornigen
Heckenzaun bilden soll um den Gar
ten, in dem das Töchterchen blüht.
Aber Gott Amor hat ja Flügel, so daß
ihm keine Hecke zu hoch ist. Und hat
dieser kleine Racker erst einmal den
Weg über die Hecke gefunden, so wird
es nun auch einem Menschenkind nicht
mehr gar so schwer, ihm nachzusteigen
besonders wenn er ein so schmucker,
flotter junger Mann ist wie Arthur
Heydenreich. Da war denn dem Alten
nichts übrig geblieben, als beizu
stecken, ja er sah mit geheimem
Wohlgefallen, wie die beiden Menschen
linder aneinander ein weniger geheim
gehaltenes Wohlgefallen fanden —>
kurz und gut, Grete und Arthur waren
so gut wie Braut und Bräutigam.
Förster auf der Hühnerjagd und such
ten die Felder des jungen Heydenreich
ab, dessen hübsches Gut mit dem Re
vier des Försters grenzte.
Nimrod, des Försters Favorit,
verlangsamte jetzt sein Tempo, vorsich
vorwärts, nun duckte er sich, fast kroch
er auf der Erde vorwärts. Jetzt „stand"
er vor den Hühnern wie ein Bild
zu gewußt.
geschossen, als Sie noch im Teich bei
gutes Thier wo fehlt's denn? —->
Na, na, sitzt nur im Fleisch, wird
ist der Hund ist jedenfalls selbst
dran schuld, er hat noch leine Dres
sur!"
und maß mit zornfunkelnden Augen
und zornrothem Gesicht feinen Jagd
genosstn.
„Wa s?" wetterte er, „keine Dref»
gar wohl lehren, Hunde dressiren! So!
einer, der noch nicht trocken ist hinter
den Ohren! Da hört mir doch ver- j
schieden«? auf. Sie selber haben keine
Dressur.
„Herr, Förster !" Auch Arthur,
schlug die Zornwelle in das Gesicht. !
Noch sin erregtes Hin und Her zor- j
mger Wvrte dann wandten sie sich
den Rückn und waren geschieden, be-
vor sie durch die bewußte Heirath ver
bunden, waren.
Aber wenn der Alte nur gesehen
hätte, wie Gleichen, während er sich
zu seinem abendlichen Rundgang an
schickte, ein Licht an das Giebelfenster
setzte, wenn er gewußt hätt«, wie Ar
thur nach diesem Signallicht ausspäh
te, wenn er geahnt hätte, wie dann
der eine von hier, der andere von dort
Waldparzelle, die zu Arthur's Besitz
gehörte, also vor den Streiszügen des
Alten sicher war der Alte würde we
niger eifrig hinter den Wilddieben her
gewesen sein, die ihm seine Rehhöcke
wegputzten.
Auch heute machte der Förster seine
abendliche Runde durch das Revier.
meterstand war. Und noch um ein
Paar Grade tiefer war heute seine
Stimmung niedergedrückt waren
ihm doch ein Paar Rehböcke wegge
schossen worden! Und darüber hatte
er ganz eigene Gedanken. Heute früh
war Arthur Heydenreich, an ihm vor
bei zur Stadt gefahren, wie ihm schien,
mit boshaftem Lächeln und hinten
auf dem Wagen lagen zwei Reh
böcke. Er tonnte sie ja auf eigenem
ihm erzählt, daß der Hcydenreich des
Abends auch in des Försters Revier
herumschleiche. Und solange bohrte
der knurrige Alte mit dem Bohrer sei
nes geheimen Grolls an diesem Ge
danken herum, bis das Guckloch fertig
war, durch das er als unanfechtbare
Wahrheit zu sehen meinte: Der Hey
denreich ist es!
Weiter kam er nicht in seinem Ge
danken ein Schuß krachte plötzlich
durch die Ttille des Waldes,' ein weit
hinrollendes Echo aus dem Abendschlaf
weckend, daß es vor Schreck aus feinen»
Nest fiel und kopfüber durch den Wald
purzelte.
Beide Waidgenossen, der Förster
und Nimrod, standen «inen Moment
wie gebannt und sahen sich verdutzt an
Nimrod faßte sich zuerst, indem er
mit leisem Bellen an seinem Herrn ein
er! Dort an der Lichtung ist es gewe
sen kenn' ich doch den Wechsel ge
nau —in meinem Revier! Wer hat
in meinem Revier zu schießen, was,
Nimrod? Komm, den holen wir
uns, den !"
.Ah", keuchte der Förster, nach Luft
Nimrod, wir kriegen ihn noch selbst,
was?"
Damit kniete er nieder und machte
aufzunehmen. Jetzt lud er es auf die
Schultern.
„Ei der Tausend, der wiegt ein
Capitalbock! Werden ihm d«n Dank
nicht schuldig bleiben, was, Nimrod?
Er springt und bellt und winselt vor
Fxeude, als habe er Wunder was für
einen Braten gefunden! Komm her,
Nimrod! —Was, Du willst nicht? Ei,
der Teufel, da wollen wir doch mal
selber zusehen "
Und während solchen Selbstgefprä
er noch entfernt da trat ein junger
Mann aus dem Versteck
„Guten Abend, Herr Förster!"
spenst. ' »bitt
den Gruß mit grimmigstem Hohn, „da
haben wir ja zum Wild auch gleich
den Wilddieb —!"
„Ich nehme an, Herr Förster," un
terbrach ihn der andere, mit leichtem
Spott sich verneigend, „daß Sie im
Begriff sind, den Bock selbst in meine
Küche abzuliefern. Ich danke ja für
Ihre Mühe und erlaube mir, Sie zum
„Das ist stark! Di« Unverschämt
heit!" brauste der Förster auf. „Herr,
ich verlange ihr Gewehr!"
„Wie Sie sehen, habe ich keins."
„So haben Sie's versteckt! Einerlei
die Strafe für Ihre Wilddieberei
wird Sie treffen! Ich fordere Sie aus,
mir zu folgen!"
„Nicht gar so eilig, verehrter
Herr Förster! Zuerst gestatten Sie
mir, daß ich Ihnen das Gewehr ab
„Wa as! Sie mir —!"
schnaubt« der Förster, durch des andern
sichern, leichten Ton zum Aeußersten
gereizt.
„Ganz recht, Herr Förster ich
Ihnen! Ihr Eifer läßt Sie vergessen,
daß Sie sich auf meinem Grund und
Boden befinden! Der Bock gehört
also mir, und da ichSie in meinem Re
vier mit geladenem Gewehr finde, so
darf Sie wohl von der Last dessel-
Damit faßte er nach des Försters
Gewehr.
Es war doch zu toll! Statt das
Wild und den Wilddieb dazu zu er
beuten, saß er selber in die Patsche!
Eine rasende Wuth kochte in ihm
„Herr," schrie er, „lassen Sie mein
Gewehr los, oder ichs chieße Sie nieder
wie einen tollen Hund!"
Arthurs überlegen« Kraft bog deir
Lauf zur Seite, ein Druck auf den
Hahn, das Gewehr entlud sich, der
krachende Schuß erschütterte den
Wald.
Da alles in wenigen Sekunden
stürzt« Gr«tchen aus ihrem Bersteck
hervor. Sie hatte des Baters wü
thende Worte gehört, die Bedeutung
des Schusses falsch ausgelegt blind
vor Aufregung und Angst stürzte sie
vor, dem Vater zu Füßen, umklam
merte seine Kniee:
„Bater... um Gott... was hast Dir
gethan! Den Arthur hast Du erschos
sen, meinen Arthur!"
Des Försters Gesicht sah in diesem
Augenblick der Ueberrumpelung her
vorragend dumm aus. Er schaute von
einem zum andern, während Gretchen
noch immer fassungslos ihm zu Fü
ßen kniete, bis Arthur sich zu ihr her»
abbeugte.
„Beruhige Dich, Gretchen —!"
Da sprang sie auf.
„Du lebst? Ganz und gar le»
bendig? Vom Kopf bis zu den Fü
ßen?"
Dabei fiel sie ihm um den Hals,
Arthur umschlang das geliebte Mäd
chen mit seinen Armen, und sie küßten
sich ab, daß es eine Art hatte. Und
das alles vor des grimmigen Vaters
Augen.
Da wurde Hundegebell in nächster
Nähe laut, dazu das Knacken der
ren Aeste, die unter Männertritien '
brachen. Gestalten tauchten auf, vor--
an eine große stattliche in Uniform.
„Der Herr Oberförster!"
Er war es.
„Guten Abend. Förster haben
Sie ihn schon selbst, den Bock? Ich
dann zu Jhn«n gefahren, um mir «inen
Ihrer Hunde zu holen, um d«n Bock
zu kriegen. Ah", wandte er sich zu
dem jungen Paare, Gretchen hatte in
ihrer Verwirrung noch immer ihren
Arm auf des Geliebten Schulter
„ah, Herr Heydenreich, auch Sie hier?
Und was seh ich, Fräulein Gret
chen ? .
»Ja, Herr Oberförster," meinte Ar
thur keck über den Kopf des Försters
weg, Grete ist seit heute meine
Braut!"
„Ei «i! Da gratulire ich allsei
tig!" Ein Räuspern und Knurren war
d«s Försters Antwort. „Und ich lade
mich zu Ihnen zum Berlobungspunsch
ein. Halali! Aus zur Strecke, Al
ter!"
„Sind Sie mir noch
Arthur unterwegs leise auf den För
ster «in.
Der Alte knurrte etwas vor sich
hm.
„Uebügens, Herr Förster, der Nim
rod ist doch ein ganz vorzügliches
Thier!"
„Na, sehen Sie", das war des För
sters erstes verständlich«? Wort, „das
habe ich ja immer gesagt! Er hat
Sie hübsch aus dem Busch herausge--
holt!" .
„Und ein Wilddieb sind Sie all»
doch!" - Lb lna
in dem Zuchthaus bleiben wird, in wel
chem meine Grete als Hausfrau wal
tet."
«PsSlzisch»
Do liegt im kühle Grunne
Ae' altes Karrerad,
Der Karr« ischt verschwunne
An dem's gestocke hat.
Do Hot ä' Bauer Mischt
Splitter.
Hast es herrlich weit gebracht,
Menschliches Geschlecht!
Wer das Geld hat, hat die Macht
Wer die Macht das Recht.
Es gibt Menschen, deren Verstand
Jeder etwas, das er gern verschweigt.
Das Feuer der dichterischen Begei
sterung kann nur mit Tinte gelöscht
Mancher schimpft über des LebenS
Es wird kein Esel dich versteh'»,
Willst du die Distel Unkraut nennen.
Unmöglich. Fräulein A.:
Sie sind wohl jetzt verheirathet? Fräu
lein B.: Nein! Fräulein A.: Aber
doch verlobt? Fräulein B.: Auch nicht!
Fräulein A.: Aber warum denn nicht?
Sie hatten doch so viele Berehrerl
Fräulein B.: Ja, sehen Sie, Pap»
sagt, mein Mann müsse ein gesetzter
Mann sein und bedeutendes Vermögen
haben. Mama meint, er müsse be
scheiden, anspruchslos und moralisch
sein, und ich verlange, deß :: hübsch,
geistreich und reich sei. Sehen Sie,
bis jetzt haben wir aber «inen solch'
vollkommenen Menschen noch nicht ge» .
funden!
Mißgünstig. „'n
Fang aber ein's ärgert mich doch!"D
„Was denn?" „Die Reklame, dieH
wir dem Menschen verschaffen. Wenn's I
bekannt wird, daß sein Laden ausxe» H
raubt worden ist!" '