2 Nbend über dir Wälder sinkt. Matter des Tages Glanz erblmki; Wie Dich kühlender Lufthauch kos't. Ueber die goldumschimmerten Höh'n. Thäler in Duft sich kleiden. Heißes, blendendes Licht verglimmt, Klber die Muth, die Fülle, die Pracht. Aber des Tages heilige Macht, Trachten und ihre Bedeutung. Von K, v, Mittelstadt. So unbedeutend und sinnlos uns nisten und Einflüssen, die dereinst tief in das Leben der Menschheit einge griffen und epochemachend gewirkt ha» alten Völker mit der weniger civilisir ten Gegenwart ergiebt z. B. ein Ueber» rinstimmen von Sitten und Bräuchen im Frauenleben, die alle auf die un tergeordnete Stellung des Weibes hin deuten. Soweit sich nur Spuren eines Ehelebens, gleichviel ob Viel- oder Einehe, auffinden lassen, überall gilt die Frau dem Manne als Eigenthum, der Lukeren Tracht haben sich bis auf die heutige Zeit erhalten. Die heutige Tracht der Braut ist z. B. nur eine symbolische Hindeutung auf den Ein vermählt war, durfte sie ihre Schön heit offen zeigen, um einen Freier an zulocken; jetzt, da sie vermählt wird, «rhält sie den Schleier, den sie auch im Orient, woher diese Sitte kommt, nur In ihrem Hause, also vor ihrem Manne ablegt, während sie der Außenwelt sich hinfort nicht mehr unverhüllt zeigen darf. Ring und Kranz bedeuten eben» falls die „Fesselung und Schmückung ves Opfers", das dem fremden Manne dargebracht wird. Die Frauen vieler wilden Bölkerstämme haben ganz be sondere Abzeichen in ihrer Tracht für jedes Ereigiriß und Vorkommniß in ihrem Privatleben: da giebt es beson dere Merkmale für das heirathsfähige Mädchen, für den Brautstand, den Ehestand, für die Zeit der Muiter schaft und endlich Abzeichen für die Wittwenschaft. Heirathsfähige Mäd ichen werden bei den Kaffern durch Ringe, Ketten und anderen Zierat ge kennzeichnet. Das heirathslustigc Tatarenmädchen trägt hingegen zwei dorn über die Schultern herabfallende Zöpfe, die in einem Futteral von schwarzem Kita! oder Taffet verwahrt »verden. Bei manchen Mongolenstäm men ist die Frau an ihren zwei Zöpfen von dem Mädchen zu unter scheiden, das nur einen Zopf tragen darf. Die Sitte, der Braut das Haar «abzuschneiden, herrschte schon im al ten Sparta, sie galt als Zeichen der Unterwürfigkeit, sollte also die Erge benheit der Braut unter den Willen des Mannes darthun. Noch heute be steht bekanntlich in vielen Gegenden Rußlands die Sitte, der Braut von vielen semitischen Stämmen, ge theilt wird. Gleichwie das heirathsfähige Alter durch bestimmte Merkmale charakteri sirt wurde, so gab es auch gewisse Ab zeichen in der Tracht für den Moment, wo die Frau durch die Hochzeitscere inonie aus der Obhut der Eltern in die des Mannes überging. Manchen Bräuchen waren zwar beide Brautleute unterworfen, im allgemeinen aber gab es viel mehr Abzeichen für die Tracht der Braut als für die des Bräuti gams. So war z. B. der Brautkranz schon in uralter Zeit ein charakteristi sches Merkmal der Braut. In der Bibel wird er bereits erwähnt. Bei den alten Griechen trugen beideßraut leute Kränze aus Mohnblumen und Sesam, zwei Pflanzen, die der Ve einen Kranz zu tragen, der aus stach lichtem, wildem Spargel geflochten war, als Sinnbild jungfräulicher Sprödigkeit. Noch heute sind Kranz und Schleier der bräutliche Schmuck für die Jung frau; die Wittwen dürfen diese beiden Embleme nicht anlegen. Die zum Brautkranz gebrauchten Pflanzen sind nicht überall gleich. Während in Deutschland die Myrte als das Sym bol der Keuschheit gilt, werden die Brautkränze in Frankreich und Polen aus Orangenblüthen geflochten, in Italien aus weißen Rosen, in Litauen aus Rosmarin. Der Schleier wird schon als Braut schmuck der ältesten orientalischen Völ ker erwähnt. Ebenso kannten ihn die daß dem Blicke der willenlosen Braut die Zukunft verhüllt blieb. Der Trauring galt schon dm Römern Kette. Mit dem Tage der Verheirathung trat meist eine Aenderung in der binde. Die Sitte, als Ehefrau das Haar zum Theil oder ganz zu verhül len, finden wir nicht nur im ganzen Alterthum und Mittelalter/ sondern in ganz Deutschland die solkslhüm liche Redensart: „Unter Sie Haube kommen." das Weib nach dem Tode ihres Man nes getödtet wurde, damit sie nicht in Bekannt ist das schreckliche Los der Wittwen in Indien. Finden diese Fast überall wird die Wittwe den und den Modernen, Civilisirten gezwungen, besondere Trauertracht an zulegen, der Wittwer dagegen keines wegs. Bei den alten Hebräern be stand das Hauptmerkmal der Trauer darin, daß die Wittwen das Kinn mit einem Tuch umhüllten. Bei den alten Indern trug die Wittwe ihr Haar in einer einzigen, lose herabhängenden Flechte, wobei sie zugleich allen Ziera then, Perlen, Blumen u. f. w. entsagte. Bei den Römern legten die Frauen dunkle, meist schwarze Trauergewän der an; erst unter l«en römischen Kai sern kam «ine Zeitlang die Sitte auf, in Weiß zu trauern. Im Mittelalter wohnten bunten Kleidung ein sackarti ges, die ganze Gestalt verhüllendes weißes Gewand, das ihnen ein non nenhaftes Ausscheit gab. Bei dem Jndianerstamin der Coroados in Ame rika ist es heute Sitte, daß die Witt wen sich schwarz malen. Noch bei an dern amerikanischen Stämmen werden den Wittwen die Haare geschoren und schwarz und roth gefärbte Mäntelchen, die den Kopf bedecken und auf die Brust herabfallen, umgeworfen. Diese Mäntelchen dürfen nicht eher abgelegt werden, als bis ihre Trägerinnen eine neue Ehe eingegangen sind. Bei den Grönländern muß die Wittwe, wenn sie ausgeht, Nahrung zu suchen, alte zerrissene, beschmutzte Kleider anha ben, darf sich nicht waschen, ist ge zwungen, die Haare abzuschneiden und unter freiem Himmel eine Trauer lappe auf dem Kopfe zu haben. Auf den Sandwichinseln lassen sich die Wittwen die Namen ihrer verstorbenen auf die Zunge tätowiren! Daß jedoch die Männer in so unvergänglicher Weise gezwungen würden, das An denken ihrer verstorbenen Frauen im Munde zu führen, finden wir nir gends. Wohl aber wird von Abessy nirinnen berichtet, die als Wittwen dauernd den Kopf mit einem Tuche umhüllt tragen, um anzuzeigen, daß sie nie mehr gewillt sind, eine Ehe einzugehen. Sie sollen indes meist nicht gerade die jüngsten sein. Di? Dauer der Wittwentrauer beträgt bei den Liianeke auf Madagaskar ein Jahr; während dieser Zeit wird die Wittwe schlecht behandelt, in Lum pen gekleidet und ihres Schmuckes be» raubt. Man ersieht aus allen diesen Bei spielen, daß die Moden und Gebräu che, die noch heute, freilich in abge schwächtem und verfeinertem Maße, für die Braut-, Frauen- und Witi wentracht angewendet werden, wohl sämmtlich in althergebrachten Sitten wurzeln und daß fast jeder von ihnen ursprünglich eine ganz bestimmte cul turelle Bedeutung zu Grunde gelegen hat, deren Sinn und Tendenz wir zwar zum Theil nicht verstehen, zum auch nicht mehr billigen können. Der Dritte will nicht länger warten; Der Vierte, weil Mama so spricht; Der Fünfte, um sich zu ergötzen; Der Neunte thut's aus Mitleidstriebe; — EinVorschlagzurGüte. Reiche Wittwe: „Herr Doctor, Sie sind Wittwer, ich bin Wittwe, Sie haben ein Haus, ich habe ein Haus; wolle» wir nicht gemeinsam durch's Leben gehen?" Doctor: .Mecht gerne, aber nur un ter der Bedingung, daß jeder von uns in seinem eigenen bleibt!" Der deutscht Soldat. In hohem Grade unterscheidet sich der deutsche Soldat von seinem fran zösischen Kametaden. Nach der Schlacht von Vionville schallten aus dem Lager Vazaine's die Weisen Of- Franzofen wie Indianer um die Bi vouakfeuer tanzen! Die Gefangenen von Sedan führten allerlei Narrens possen auf, theatralische Pantomimen, ebenso die sonst heroisch duldenden Ein geschlossenen in Metz. Solch' frivoles Treiben liegt dem Deutschen fern, nicht aber ein gesunder Frohsinn. Die 32er erbeuteten bei Wörth das Gepäck Mac- Mahon's, darunter auch viel Toiletlen- und Luxusgegenstände für Ewig Weibliches, da der Marschall zwei Si-ger mit Chignons und Hüten einen niedlichen Mummenschanz. Zugleich aber hatten sie bedeutende Zwiebackvor räthe erbeutet. Was thaten die selbst tend. Als bei Wörth kein Bataillon die Linie des 6. und 11. Corps sich nur: „Alles, was gelbe Achselklappen hat, vorwärts!" Das waren die vom 5. deutschen Gemüths mit der Musik! Bei Wörth scholl es: „Nun danket alle Siegerkranz!" von zwanzig Musikka pellen, wie ein Schrei aus tiefster Brust: Sieh, wir Haben's gut gemacht! auf Erden ist die Schlacht. Vor des Waffenthaten aller Zeiten bleibt immer der Gardesturm bei St. Privat. Da Hand, die Träger deckten sie mit ihrem Leibe. (Darunter besonders ruhmvoll der Einjährige Lehmann, heute Gehei mer Kriegsrath.) Durch ihren Riesen wuchs hervorragende Osficiere wie Ma jor Görne und Oberst Graf Kanitz gin gen zu Fuß, weithin sichtbar, aufrecht die Landstraße entlang. General Pape rauchte gelassen seine Cigarre fort, jede Sekunde den Tod vor Augen. Blut roth ging die Sonn« unter, da hatten Selbst ihre Musikcorps hatte!? in die nalpseisen sich noch vernehmbar mach ten; zu diesem gräßlichen Concert stimmte nur noch Todesröcheln als Be gleitung. Im Dorfe selbst brach der altgermanische Berserkergrimm durch: pitän zurief: „Ergeben Sie sich, Herr Kamerad!" Ein Pistolenschuß ant wortete, der Franzose lacht« nur höh- Das Gleiche fand auf dem anderen Flügel bei den Hessen - Nassauern statt. Und dabei hatten beide genannten Re- Später bei Fröschweiler hatten die Zuaven Tornisterverfchanzungen quer über den Abhang gebaut, die man nur geschah, wobei der tapfere Oberst Eyl, durch Blutverlust und Anstrengung er schöpft, mit dem Ausruf zusammen brach: „Noch ein Anlauf, ich kann nicht mehr!", nachdem er seine S9er zum Siege geführt. Diese Polen zeigten naive Unerschrockenheil, schrie in Fröschweiler einen Off« .-r und sei nen Trupp an: „Gibst du her die Dege. bist du schon jetzt meine Gefangene!" Einem Tambour wurde der Troinmel schlug lustig draus los " .Mich kostet's lv.W!" Als es be! Spichern mit recht gehen wollte und sie, ungewohnt >es Steigens, ausglitten, zogen sie ein fach die Schuhe aus und strebten bar fuß dem Feinde entgegen, der in Schanzgräben von 3 Fuß Tiefe und 3 Fuß Brustwehrhöhe, oft zum Etagen seuer übereinander angelegt, auf ter- Humor im Heroismus ist eine echtger manische Eigenschaft. Als dem ritter lichen Commandeur der Füsiliere des 2. Garde - Regiments bei St. Privat ten, als die müden Mannschaften am Abend weichen, und führt die Ver sprengten mit brennender Cigarre vor. Beifallsjubel. „Viel zu hoch!" ruft ein Sergeant bei Spichern, als ihm ein Streifschuß die Mütze durchlöchert, und wischt sich gleichmiithig das Blut ab, unter mißbilligendem Kopfschütteln zosen. Vor St. Privat schimpft ein Schießunterofficier Schulze die Mann schaften mitten im fürchterlichsten Feuer aus, weil sie nicht das entsprechende Visir wählten: „I Jott bewahre, jetzt feh einer die Schassköppe, ob sie nicht mit dem Standvisir schießen? Hat man gelassen die Front "entlang spazierend. Als feindliche Chasseurs anreiten, nimmt er feine Brille ab, läßt sich ein die Brille putzen!", und wischt mit peinlicher Sorgfalt die Gläser. Setzt sie wieder auf, gibt dankend das Tuch schmäht es, sich mit der Fahne (Füsi lierbataillon 2. Garde - Regiment) nie derzulegen: „Kopf hoch, Füsiliere! Wer fallen soll, fällt doch! Daran ändert Niemand was!" Aehnlich der besonders beklagte heldenhafte Lieutenant v. Ha gen: „Ist ein« Kugel mir bestimmt, trifft sie mich doch!" Beide Recken star ben einen schönen raschen Soldatentod, der ein« seine Fahne, der andere seinen Degen mit letzten Kräften an sich pres send wie ein Heiligthum. Gefangene haben die Franzofen über haupt nur in der Schlacht von Vion ville gemacht, etwa 700 Mann, die aus gewechselt wurden. Wenn es bei Verne ville am 18. August den 6. ChasseurS la Rolande wiederholt, wo man ein preußisches Geschütz im Stich lassen mußte. Die pommersche Fahne, die bei Besitz gerathen ist. Bei Mars lä Tour der einzigen wirklichen Niederlage des ganzen Feldzuges, als die 38. Brigade an der allein 926 Todte und 4s und declamiren Sie mal das „Herenlied" von Wildenbruch!" Schauspieler (nachdem er den Wunsch des Wirthes erfüllt): „So, lieber Freund, jetzt sind Sie an der Reihe! Sie haben ja wohl ein Herrengardero benmagazir'' Jetzt zeigen Sie uns mal ,°>bre Muster,'ind sagen Sie. wie theuer Rock und Host. Ein Pariser Boulevard-Blait hat bei einigen Künstlerinnen angefragt, Welche Meinung sie bezüglich des Tra gens von Beinkleidern seitens der Frauen hegen, wie dieses jetzt infolge der in Frankreich besonders stark ent wickelten Radfahrsucht immer mehr Mode wird. Unter den Antworten be finden sich folgende: Sarah Bernhardt: „Die Hose mag vielleicht bequemer sein. Ich gestehe zu, daß in einzelnen Fällen die Frauen das Recht, ja die Verpflichtung haben, das männlicheCostüm anzulegen. Aber nicht vorkommenden Fällen sprechen alle meine weiblichen Jnstincte und mein KUnstlersinn für das lange Kleid. Selbst der kurze Rock unserer zeitge nössischen Radfahrerinnen beleidigt mich. Ich bin übrigens der Ansicht, unsere Sitten radicaler umzugestal ten, als man dies im Allgemeinen an nimmt. Alle diese jungen Frauen und jungen Mädchen, die mit leiden schaftlicher Lust sich dem Radeln hin weiß nicht, ob das physische Interesse einem gesui de-, Körper herrscht ein ge sunder Geist. Die Regel hat indessen vie'e Ausnahmen... Und ist es denn Nachtheil sür die Muskcln und die Ich bin der Ansicht, daß dieses Außen das wenig dekorative männliche Co stUm höchst auffällig, auf welche» die Männer vielleicht selbst nicht stolz sind?" Madame Servine: ist nicht hygienischer als der Rock. Gerade das Gegentheil ist der Fall und das ich radle zwar, aber immer im lan gen Rock." Die Opernfängerin Frau Melba: „Ich verabscheue das männliche Co stllm für die Frau. Das ist häßlich, rischen und weiblichen Gefühlen mich verletzt fühle, wenn ich Frauen auf die Reize und die Anstandsregeln ih fahren hierfür nu» einen Vorwand bildet. Weniger aus Bequemlich keit- als aus viel geheimnisvolleren Gründen opfert man den Rock der Hos-'l" . s k . überhaupt keine Ansicht. Aber in mei ner Eigenschaft als Frau und Künst lerin kann ich Ihnen sagen, daß die bauschige Hose mir nur in seltenen Die Sängerin Nini Büffet: „Ich das bauschige oder straff anliegende Beinkleid den Frauen ein verdächti ges Aussehen gibt, dem ich mich nicht SchöiicSitte. Wenn in der Bretagne die Mulier eines Säuglings stirbt, so wird das Kind von anderen Müttern der Ge meinde oder des Dorfes als ihr eige nes angenommen. Der Priester wählt eine Mutter aus, auf welch- er sein besonderes Vertrauen setzt, und sie Kind zu sorgen, als ein Geschenk des Allmächtigen. Ist eine zu arm. als dah sie das Kind allein unterhalten könnte, so vereinigen sich mehrere für diesen Zweck. Eine der Mütter nimmt das Kind in ihre Wohnung pflegen es stundenweise abwechselnd. Alles, was auf die Kindhn! Bezug hat. wird in der Bretagne mit from- Dich!" Selbst der eingefleischteste waffnet. Der unversöhnlichste Mensch genswort zurufen, wenn dieser ein kleines Kind auf dem Arm hat. Vielversprechend. Vater (zum Bewerber seiner Tochter, welcher ein schwächlicher Herr ist): „Nun, ich habe gegen die Verbindung nichts ein zuwenden; nehmen Sie sie hin; aber daß Du mir ihn gut behandelst, Wally!" Kathederblüthe. Profes sor: „Meine Herren, auf den unbetre ienei? Pfaden der Zukunft sehen wir deutlich die Fußstapfen einer unsichtba ren Hand." zlnülicrlegte Worte. Folgenschweres Unheil kann jede? unbedacht ausgesprochene Wort her beiführen. ohne daß dieses auch nur im Entferntesten beabsichtigt war. Aber einmal gesprochene Worte lasse,», sich leider niemals zurückrufen, und es ist ein vergebliches Bestreben, durch nachfolgende Erklärungen die Wirkung desselben abschwächen zu wollen. Es ist eine schwere, aber nothwendige Kunst, auch in lebhafter Erregung bei der Aufwallung des Augenblicks voll kommen Herr seiner selbst zu bleiben, ohne durch ein rasches Wort der inne ren Verstimmung Ausdruck zu geben. Geistsprühend«, witzige Unterhaltung in der Gesellschaft ge/chieht nur zu oft auf Kosten abwesender Personen. Nie mand bedenkt, daß ein hartes, einmal ausgesprochenes Urtheil selten im klei nen ursprünglichen Kreise bleibt, son dern bei der leider vorhandenen Be ber das Schlechte, als das Gute zu glauben, wird jede Meinungsäußerung über denselben als beliebtes Geschäfts thema für weitere Kreise ausgebeutet, liche Aeußerung hinausgeht und den Betreffenden oft sehr ernstlich in der Achtung und dem Ansehen seiner Ne benmenschen schädigt. Man hatte das nicht beabsichtigt, wohl aber auch nicht bedacht, daß schnelle, unüberlegte Worte in ihren Folgen unberechenbar sind, und daß ein sittlich gereister Mensch auch nicht im Scherz achtlos - etwas thun und sagen darf, was er nicht jederzeit vertreten kann, und wo von er nicht sicher weiß, daß es Nie mand verletzen oder gar schaden kann. Es ist nicht zu viel gesagt, daß gut drei Viertel aller Widerwärtigkeiten des Lebens ihre Ursache in unbedachten Worten finden. Namentlich sind es die Taufende von Mißverständnissen und Verdrießlichleiten des täglichen Lebens, die aus dieser Quelle ent springen; sie verbittern oft die näch sten Angehörigen untereinander ohne rechten Grund, nur weil sie nicht im Stande waren, ihrer augenblicklichen Aufregung Herr zu werden und ihre Worte zu mäßigen. Dazu kommt das harte lieblose Urtheil, welches die Men schen sogleich aussprechen, wo es sich um einen Fehler, einen Irrthum oder ein Vergehen des Nächsten handelt. Oft wissen sie gar nicht den Zusam menhang, kennen die Versuchung nichts die der That voranging, aber sie rich ten streng und unerbittlich über den Thäter. 'Das ist weder christlich noch menschlich gehandelt; wenn ' auch Sünde strafbar bleibt, ist es doch nicht am Nächsten, da zu richten, wo es nicht seines Amtes ist, und wo schonende- Liebe viel mehr leistet, als schroffe Berurtheilung. Das gilt ganz beson ders für den Familienvertehr, de» Freundeskreis, wo die Sucht, zu rich ten. zugleich mit der Leidenschaft. Alles besser zu wissen, so verderblich wirkt, so manches Glück zerstört, ohne daß für dies- verderblich- Thätigkeit auch nur ein stichhaltiger Grund vor handen ist. Unbedacht« Worte sind es. die den häuslichen Frieden stören und hier ganz besonders nachhaltig wirken, weil sie an emvfindlicbster Stelle treffen und im täglichen Ver kehr leicht ein« Schranke ausrichten, die wieder niederzureißen ist. Wie oft entschlüpft dem Hausherrn, der Hausfrau im Verkehr miteinander, mit den Kindern od«r den Dienstboten ein ungerecht ist und verbittert, oder eine Kleinigkeit scharf richtet, die so unbe deutend ist. daß sie kaum die ihr ge währte Beachtung rechtfertigt. Solch«- Worte und Urtheile sind stechende Do rnen. die am schlimmsten kränken, be sonders wenn sie sich häufig wiederho len und ihre Ungerechtigkeit klar aus d«r Hand liegt. Gegen Eltern und Voraesetzte kann sich der ungerechtVer urtheilte od«r durch schroffe Worte Vorletzte nicht wehren, kann unver dienten Tadel nickt zurückweisen, und eine erregte Rechtfertigung gekränkter Gefühle bringt ihn aus dem Regen in die Traufe. Wie unrecht ist es daher von allen Denjenigen, die Macht Über andere haben, wenn sie sich zum Nach theil derselben durch Zorn fortreißen lassen, sie durch unbedachte Worte ver letzen. Weniger Unheil würden unbe dachte Worte gnrichten. wenn die Her zen mehr der liebevollen Gesinnung milder dächten. „Richte nicht!" sei der Wahlspruch jedes ernst denkenden Menschen; er wird Freude und Wohl behagen um sich verbreiten, überall gern gesehen werden, das ganze Fa milien- und Gescllschaftsleben würde einen edleren, höheren Gehalt haben, wenn dies Alle thäten und stets des !,R°ichtet nicht, auf nicht ge richtet werdet." Das Wetterfähnchen am Firste dreht Im Wind sich und knarrt ohn-? Ruh; Die blonde Kläre seufzt und näht Und schaut dem Fähnchen zu. Sie näht sich noch um's Augenlicht, Ihr Herz ist wund und schwer; Sie schaut dem Fähnchen zu uud spricht: ' „Ach Gott so ist auch er!" Stichhaltiger Grund. Vertheidiger: „Meine Herren, ich be ches Angeklagten Schulze freizuspre chen, weil von dem Bestehen eines- Hausfriedens bei dem Müllc'i'sjen