Erinnerungen eincr Schwiegermutter. (8. Fortsetzung.) 11. Erinnerung. I Die Leut« gegenüber. Niemals hätt« ich geglaubt, daß cin netter, ruhiger, liebenswürdiger Mann, wie mein deutscher Schwiegersohn Karl Gutzeit einer war, in Hinsicht auf ge wisse Dinge so verrannt sein könnte, als es sich nachher herausstellte. Vor kurzem habe ich einen Aufsatz gelesen, worin der Verfasser zu beweisen sucht, daß jeder Mensch in Beziehung auf ei nen Gegenstand mehr oder weniger ver rück! sei. Der Aufsatz interessirte mich -in Höchen, Grade, denn ich bin nicht mit geschlossenen Augen durch's Leben ge gangen, und ich muß zugeben, ich habe selbst beobachtet, daß die meisten Leute in einem besonderen Punkte ihren „Vo- Gern lese ich nicht über solche Dinge, denn ich bin der Ansicht, daß wir nach gerade etwas zu viel über uns selbst fernen. Durch die Bacillen, Bakterien unid Mikroben und wie das greuliche Zeug alles heißt, das die Gelehrten je den Tag entdecken, wiro das Leben für jemand, der nur ein bischen nervös ist, zu ungemiithlich. Daß viele Menschen, um es gelinde auszudrücken, in einer Hinsicht über spannt sind, ist zweifellos richtig. Ein Berwanbter von mir, ein Onkel, der liebenswürdigste, freundlichste Mann von der Welt, sagte mir selbst eimnal, Hen, weil er nur schwer der Versu chung widerstehen könne, an allen Klingelzügen zu reißen und dann wegzulaufen. Wenn er an einem Hause vorüberkäme und den Klingelgrifs er blicke, dann hätte er das Gefühl, als wisse, daß es schmählich wäre, wenn ein alter Herr, Familienvater und Kir chenäiltester, bei einer solchen Handlung «rwischt werde, nehme er stets eine Droschke oder den Omnibus, wenn er allein ausgehen müsse. Habe er jemand bei sich, dann bäte er seinen Begleiter immer, ihn festzuhalten und unter kei nen Umständen an einen Klingelgriff kommen zu lassen. Ferner kannte ich eine Dame, ive das Opfer einer ähnlichen Schwäche war, nur bestand ihre Leidenschaft da rin, die Nothbremse in den Eisenbahn wagen zu ziehen. Zwar hat sie es nie wirklich gethan, aber sie sagte mir, sie sei nie allein in einem Koupe, wo ihr ei?,: solche Bremse in's Gesicht starre, ohne die größte Versuchung zu fühlen, die Schnur zu zerschneiden, den Griff zu ziehen und zu schen, weiter geschehen we'.ee. Sie <>k' !eth dann in eine solche Angst, sie k 7 >5 / «'s wirtlich thun, daß ihr der Schweiß in dicken Tropfen auf die Stirn tra! und sie sehr dankbar war, wen' je.uzisd in den Wagen ;am od«: f.« ihr Reist» ziel erreichte. Ich bin der Ansicht, daß auch die so genannte Kleptomanie hierher gchört. jGanz achtbar- Mensche» werde» !/ lich vom Verlangen ergiften, lu'.mlich etwas in die Tasch' zu stocken und die ses Verlangen wirb stärker und stär ker. bis sie'ibm nicht n widerstehen können und un erliegen. Ich sprach ein mal mit meinem Manne darüber, und er versicherte mir, ei» sehr bekannter Herr ginge zu keinem Diner, ohne sil berne Löffel und Gabeln in die Tasche zu stecken, und das sei so wohlbekannt, daß niemand mehr daraus ichle, da seine Frau stets seine Taschen unter such- und sie das heißt die Löffel und Gabeln, nicht die Taschen sm nächsten Tage zurückschicke. Kurz nach unsrer Vecheirathung wohnten wir eine Zeitlang dicht neben einem alten Herrn, der ei» berührter Professor irgend einer —ologie war, ich habe vergessen, welcher. Er war ohne Zweifel geistig voülommen in Ord nung, denn er war Mitglied vieler ge lehrter Gesellschaften, schrieb für die Times u.s.w., aber er war der Schre- Karl Gutzeit. mein>Schwiegersohn und Zahnarzt (d. h. nicht mein Zahn arzt), in einer gewissen Hinsicht ver dreht war. in einen recht netten Ruf. Meiner Tochter Jane siel zunächst r.ichts auf, als zu war, was doch gar nicht gut aussähe, und sie stimmte ihm bei. Als er sich aber in seines Lehnstuhl und die Leute ersuchen, sie zu unsern, da lachte sie ihn aus. „Lieber Mann," sagie sie, „wie thö' trippelte und daß seine Mundwinte zualen. Als er aber eines Tages plö-> lich aufsprang, über die Strafte lief und an dem Hause gegenüber anklopfte, bekam sie einen gewaltigen Schreck. Er kehrte in großem Zorn zurück und sagte, die Leute seien „Biester"; sie hatten ihn schwer beleidigt und ihm gesagt, 'er soll« sich um seine eigenen Angelegenheiten kümmern, und von dem Augenblick an faßte er eine tiefe Abneigung gegen die Leute gegenüber und bildete sich ein, sie ärgerten ihn »bsichtlich. Eines Tages sah er zum Fenster hinaus und bemerkte, daß die Frau ei nes Kutschers in dem vom Overations ivmmer aus sichtbaren Stallhofe Wä sche zum Trocknen aufgehängt hatte. Sofort rannte er über die Straße und verlangte von dem ihn empfangenden Kutscher, er solle "die Wäsche abnehmen und die Waschleine entfernen, da sie häßlich sei. Der Kutscher wurde grab und empfahl ihm, sich an einen Ort zu begeben, den man auf der Karte von Europa vergeblich suchen wird, und das erzürnte Karl so, daß er sporn streichs zu seinemNechtsanwalt lief und den Kutscher wegen Beleidigung ver klagen ließ. Dadurch entstand eine gro ße Erbitterung gegen ihn, und die Leute in dem Hofe gingen sogar so weit, daß sie im Schutze der Nacht häß liche Anspielungen aus seine Herkunft und seinen Bertis an seineThür schmier ten, wie z. B. „deutscher Schmutzfink" und „alter Zahnreißer", welche Be zeichnung an ihm hängen blieb. Die arme Jane erzählte mir, Karl werde ganz grau vor Wuth, wenn sie „aller Zahnreißer" hinter ihm herrie fen, und manchmal, wenn sie in einer Droschke sähen, müsse sie ihn mit aller Kraft festhalten, sonst würde er hin ausspringen und seine Quälgeister an fallen, und dann gäbe es sicher Blutver gießen. Als Jane mir diese Dinge mittheil te, hielt ich es für meine Pflicht, ein ernstes Wort mit Karl zu reden, und that das auch, aber ich erntete schlech ten Dank für meine Güte. Kart wur de ganz aufgeregt und behauptete, es bestünde eine Verschwörung gegen ihn in der Nachbarschaft, rim ihm in sei nem Geschäft zu schaden, weil er ein Ausländer fei. Natürlich entgegnete ich ihm, das sei abgeschmackt und er sei zu empfindlich. Wie da so viele Deutsche sind. Sie sind nicht an unsre etwas derbe englisch« Art gewöhnt, steifen sich auf ihre Wür de und sehen Geringschätzung und Kränkungen, wo keine beabsichtigt sind. KarlZ verdrehte Idee betresss des Be nehmens seiner Nachabrn gegen ihn beunruhigte mich «rnstlich; denn ich sürchtete/daß sie zu wirklichen Unan nehmlichkeiten führen werde, ich bat da lier Jane, zu versuchen, ihn dahin zu bringen, daß er solche Kleinigkeiten nicht mehr beachte, aber anstatt besser, wurde es schlimmer, denn er fing jetzt auch an, sich mit den Leuten nebenan zu streiten und Briefe zu schreiben. schreiben ist stets ein Fehler, sonders wenn man sie in der Hitze schreibt und sich nicht die Zeit dazu leaux Karl so geärgert hatten, besahen zwei Söhne, und diesen war es ein Hauptspaß, ihn zu necken. Kam er an's Fenster, dann traten auf ihren Bal lon und thaten so, als ob sie Zahnweh häiten. Sie hielten sich die Backen und stöhnten ganz erbärmlich. Natürlich hatten sie das volle Recht, auf ihrem Ballon zu thun, was sie mochten, aber Karl war wüthend, schrieb einen Brief an ihren Vater und sandte ihn hinüber. Nun war der Vater auch entrüstet und schrieb zurück, daß, wenn es Karl schon ärgere, Leute zu sehen, die nur so M ten, als ob sie Zahnweh hätten, dann könne er sich vorstellen, wie unangenehm es für sie sei, beständig Menschen mit wirtlichem Zahnweh aus- und eingehen zu sehen, und manchmal kämen ivelche aus dem Hause, die ihre Kinnladen in einer Weise festhielten, als ob sie ihnen zerbrochen seien. Er hatte die Unver schämtheit, ziemlich unverblümt an zudeuten, Kärl sei ein öffentliches Uebel und es gereiche der Gegend zum Scha den, daß jemand da, wo sonst nur Privathäuser seien, einen „Laden" für künstliche Zähne eröffnet habe. Das trug auch nicht gerade dazu bei, das nachbarlich« Verhältniß zu bes sern, und unglücklicherweise traf es mit der Zeit zusammen, wo Karl sich plötz lich in den Kopf fetzte, daß auch die Leute nebenan ihn zu belästigen begän nen. Er behauptete, der Kamin im Operationsziinmer raucbe, wenn das Eßzimmer im nächsten Hause geheizt werde. Sofort schickte er hin und be schnxrte sich, und der alte Herr, ein sehr geachteter Börsenmakler, lain her über und verlangte mit Karl zu spre chen. Er fragte ihn, wie er dazu kom me, ihm ein« so unverschämte Anfrage wegen seines Eßzimmers zu schicken, und es lam zu heftigen Worten. „lch will Ihnen was sagen," sprach der alteHerr zuletzt, „Sie sind eine ver wünschte Plage sür die ganze Kegend. und wenn Sie nicht bald machen, daß Sie von hier fortkommen, dann nierden um Ihr eigenes Geschäft und lassen .Sie Ihre Nachbarn im Frieden." ging hierauf wie zufällig hinein, weil sie sürchtete, es werde zu Thätlichkeiten toinmen, nioraus alte Herr seinen das auch gethan, aber Jane war z» ängstlich, um offen zu sprechen; sie fürchtete, seine Gefühle zu verletzen. Sie l.ing mit großer Hingebung an ihm und vertheidigte ihn, so gut sie konnte Sie erklärte, «r sei, abgesehen von die ser Sucht, mit seinen Nachbarn zu sireiten, der liebenswürdigste und beste Mann, den eine Frau sich wünschin lönne, und das war er auch ganz ent schieden. Aber was tonnte das nützen. „Das ist alles recht schön und gut," sprach ich zu meinem armen Kinde, .aber er macht sich widerwärtig und verhaßt, und wenn euch eines schönen Slbends die Fenster eingeworfen »Ver den und die Steine treffen Dich, wa» hast Du dann von seiner Liebeswür digkeit und Hingebung?" Nachdem der kleine Karl geboren war, ging's ein« Zeitlang besser, und er beachtete die Dinge, womit man ihn »rgern wollte, weniger. Denn daß vie les absichtlich gethan wurde, un.erliegt keinem Zweifel; indeß er war allein daran schuld, weil er zuerst angefangen hatte, Kleinigkeiten übelzunehmen und sich unnachbarlich zu verhalten. Es gibt nichts Unleidlicheres, als einen un angenehmen und streitsüchtigen Nach barn, wie ich aus Erfahrung weiß, denn ich habe 'mal neben einer alten Dame gewohnt, die uns beständigSche rereien machte. Bald war es unser §)und, der im Borgarten bellte, bald halten die Kinder ihre Bälle über die Mauer geworfen, oder die Dienstboten linen Teppich ausgeklopft, der wirklich nicht viel größer war als eine Thür matte. Und wie mich das Frauenzim mer wegen einer meiner Lieblingskatzen gequält hat, ist gar nicht zu sagen. Es war die harmloseste Katze in der Welt, ,'ber sie gerieth manchmal in den Nach bargarien und sonnte sich auf dem Na sen. Dann kam die Person heraus, schrie das,arm« Thi«r an und schimpf te es. und ich wußt« sehr wohl, daß die Schimpfworte eigentlich mir galten. Über ich bin auch nicht von gestern, und wenn meine Katze zurückkam, dann spielte ich dasselbe Spiel und richtete einige Bemerkungen an sie, die auch für die Katze nebenan bestimmt waren. Zuletzt wurde die Geschichte ganz un «usstehlich, indem die Frau sogar die Unverschämtheit halte, wenn meine Tochter iibt«n, eine Grobheit herüber sagen zu lassen und zu verlangen, daß das Klavier an eine andre Wand ge stellt werde. Sie wolle uns verklagen, wenn wir es nicht thäten. Nun ging ich aber selbst hin, und als die Haus thür geöffnet wurde, trat ich gleich ein, ohn« erst lange zu fragen, ob sie zu Hause sei, und dann habe ich ihr meine Meinung so unverblümt gesagt, daß sie uns in Ruh« ließ und bald darauf cuszog. Nachdem der lieb- Kkine geboren war, hörte ich lange Zeit nichts von jtarl, denn ich ging aus's Land, und Jane erwähnte in ihren Briefen nichts von ihren Unannehmlichkeiten, weil sie mich nicht beunruhigen wollte und viel leicht auch, Werl sie fürchtete, ich könne denken, Karl fei zu exzentrisch, um ein ganz zufriedenstellender Gatte und Äater zu sbin. Ich hatte auch so viele andre Dinge, worüber ich mir Sorge machte, daß ich ganz froh war. in ihren Briefen nicht auch nqch schlechte Nachrichten zu sinden; ich versuchte mir also einzure den, Karl habe die Thorheit seines ewi gen Streitens «ingesehen und verhalle sich, wie es von ein«m ruhigen, verstän digen englischen Bürger erivartet wird. Kurz vor Weihnachten kam ich zu rück. und am Weihnachtstage aßen, wie gewöhnlich, alle meine Kinder mit ih ren Familien bei uns zu Mittag. Ich hatte es gern, wenn sich am Weih nachtstage die ganze Familie in ihrem alten Heim vereinigte, und soweit es möglich war, haben m«in« Kinder die sen Wunsch auch stets erfüllt, obgleich in den letzten Jahren >der Raum unsres Hauses dadurch oft auf's äußerste in Anspruch genommen wurde. Unsre Weihnachtsessen sind freilich manchmal durch Streitigkeiten gestört worden, aber diese waren nie ernster Art. Ich bin der Ansicht, daß ei» Weihnachts mahl nicht immer ein Förderer des Friedens ist, besonders bei einer Fa milie, die an Verdauungs- und gichti schen Beschwerden leidet. Mein« Mäd chen bleiben auch nach Putenbraten und Plumpudding wahre Engel, aber meine Jungen werden leicht, was wir „stän ierisch" nennen, und dann fangen sie an, sich in einer Weis» aufzuziehen, die gelegentlich zu kleinen Unannehmlich keiten führt. Bei dieser Gelegenheit bemühten wir uns alle, sehr liebenswürdig zu sein, und es verlies auch alles ganz glatt, bis John unglücklicherweise ansing, Karl zu necken, indem er ihn fragte, ob er seinen Nachbarn hübsche Weihnachts karten geschickt habe. Karl gab eine et was brummige Antwort, die ich auf Rechnung des Plumpuddings setzte, denn das ist eine Speise, woran Deut sche nicht gewöhnt siisd. John aber warf ich einen warnend«» Blick zu und ver suchte, die Unterhaltung auf etwas and res zu lenken. Das hals aber nichts, denn John, der nun einmal das Necken nicht lassen kann, obgleich er selbst au ßerordentlich empfindlich ist, sagte zu Karl, er meine, da nun einmal Weih nachten sei, müsse e.r seinen Nachbarn Ständchen bring«» und das bekannte Lied: „Friede auf Erden und den Men schen ein Wohlgefallen" mit Begleitung einer Bande böhmischer Musikanten vor ihren Thüren singen. Karl wurde dun kelroth und rief John zu. er möge sich um seine eigenen Angelegenheiten küm mern. „Das ist gerade, was Deine Nach barn von Dir verlangen, aller Freuno," versetzte »John, der sehr viel kalte und warme Pastete gegessen hatte und noch fortwährend Rosinen und Mandeln knabberte, obschon er wußte, daß das das reinste Gist für ihn war. Karl wurde wüthend, sprang auf, zog seinen Ueberrock an, stülpte seinen Hut auf i»nd rannt« hinaus, und ehe wir recht wußten, was vorgefallen war, hörten wir, wie er die Hausthür hinter sich Zuschlug. I Die arme Jane warf aus thränenden tlugen einen vernichtenden Blick auf John. „Warum mußt Du d«nn alle Men schen ärgern!" rief sie, lief hinaus und stürzte, ohne sich die Zeit zu nehmen, ztwas auf den Kopf zu fetzen, hinter Karl her. John, dem es leid that, daß lichen Auftritt gegeben hatt«, folgte ihr, und ich konnte es nicht unterlassen, of fen meine Meinung auszusprechen, daß es ganz schmählich sei und daß meine Schwiegersöhne und -töchter wirtlich versuchen könnten, den Werhnachtstag ohn« Zank zu oerleben, denn wir wären bielleicht nicht mehr oft alle zusammen. Mein Mann war natürlich wie ge wöhnlich nicht da, wo er hätte sein sollen. Er hatte sich unmittelbar nach dem Essen in seine Stube zurückgezo gen, um zu genießen, was er ein« ruhi ge halbe Stunde für sich nannte. Ich ging hinunter und fand ihn mit sei ner Pfeife und der Times in der Hand, der Times von gestern, denn am Weih nachtstage war teine erschienen. „Ich muß wirklich sagen, John Tres sider," sprach ich, „ich sollte denken, Du könntest am Weihnachtstage wohl 'mal ohne die Times, die Du gestern schon einmal gelesen hast, fertig werden. Wä rest Du da gewesen, wo Du hinge hörst, an der Spitze der Familie, dann hättest Du einem schmachvollen Auftritt vorbeugen können." „He?" entgegnete er. „Was ist denn schon wieder los?" Ich erzählte ihm das Vorgefallene und ersuchte ihn, sei nen Hut aufzusetzen, Karl und John schleunigst zu folgen und sie zurückzu bringen. Ich zweifelte nicht daran, daß sie ihren Zank irgendwo auf der Stra ße fortsetzten, und die Vorstellung, baß meine arme Jane ohne Hut dabei stehe, ihnen händeringend zuhöre und noch dazu am Weihnachtstage, war zu viel für mein mütterliches Herz. Ehe ich jodoch Mr. Tressider zu ge nügender Erkenntniß seiner Pflicht und aus seinem Sorgenstuhle aufgerüttelt hatte, klingelte es, und als die Thüre aufging, hörte ich Karls Stimme im Hausflur. Ich lief hin und fand, daß er sich mit John ausgesöhnt hatte und zurückgekommen war, aber mein: arme Jan« zitterte vor Kälte, denn es wehte ein scharfer Ostwind. Daß ich Karl sagte, er solle sich was schämen, sich so von seinem Aerger fort reißen zu lassen und seine arme Frau an einem so bitter kalten Nachmittag aus ihrem warm«n und glücklichen Heim zu tr«iben, versteht sich von selbst; allein er runzelte die Stirn, grunzte etwas, was ich nicht verstand, und ging dann in's Wohnzimmer. Glücklicherweise hatte der Zank teine weiteren Folgen, und wir verbrachten den Rest des Tages ganz vergnügt zu sammen, abgesehen von einer kleinen Störung, die durch Augustus Waltin shaw junior veranlaßt wurde. Dieser war unbemerkt über einen großen Topf mit chinesischen, in Syrup eingemachten Früchten gerathen und hatte beinahe den ganzen Inhalt aufgegessen. Dabei war fein schöner, neuer Matrosenan zug eine einzige klebrige Masse gewor den, und als ich ihm ein paar wohl verdiente Klapse gab, fing er an zu heulen und würd« dann plötzlich todten blaß und so trank, daß er hinauf und zu Bett gebracht werden mußte. Ich hatte Karl versprochen, am Neu jahrstage bei ihnen zu frühstücken, und ging ziemlich früh hin, da ich gern vorher eine ruhige Aussprache mit Jane haben wollte. Während wir rede ten, kam der Bediente mit einem Päck chen. das mit einer Neujahrskarte an der Hausthür abgegeben worden war. „Schicke hinunter, liebes Kind, und laß Deinen Mann heraufkommen," sagte ich. da es an Karl überschrieben war. „Wir wollen es zusammen aus packen, vielleicht ist es ein Neujahrsge schenk von einem seiner Kunden." „Höchst wahrscheinlich," entgegnete Jane, „er hat schon mehrere, worunter einige sehr schöne, erhalten." Der Bediente bat Herrn Gutzeit, nach dem Zimmer seiner Frau zu kom men, wo wir saßen, und als Karl ein trat, sagte ich: „Karl, hier ist wieder ein Neujahrsgeschenk für Dich; wir sind furchtbar neugierig." Er lachte und meinte, er sei ein Glückspilz, denn er habe eine Menge freundlicher Andenken erhalten, ein Be weis, daß er, wenn er auch bei den gräßlichen Leuten gegenüber nicht be liebt sei, doch anderswo eine Menge Freunde habe. Er fing an, das Päck chen zu öffnen, und als er das braune Papier entfernt hatte, kam ein kleines Kistchen zum Vorschein, das zugenagelt war. Er zog sein Messer hervor und hob mit der großen Klinge den Deckel ab. Sowie dieser nachgab, sprangen zwei ungeheure, scheußliche Kanalrat ten in's Zimmer. Ich stieß einen entsetzten Schrei aus und sprang, so gut ich konnte, auf ei nen Stuhl, und Jane schrie ebenfalls aus Leibeskräften und kletterte aus ei nen andern Stuhl, während die gräß lichen, geängsteten Ratten aus einer Ecke des Zimmers in die andre schössen. Karl rief einige furchtbare deutsche Worte aus, und als ihm eine der Rat ten zwischen dießeine rannte, jagte ihm die Furcht, sie könne ihm im Hosenbein binaufklettern, einen solchen Schrecken ein. dah er in die Lust sprang. Dabei fiel er und riß die Tischdecke, woran er sich halten wollte, mit allem, was dar auf war, mit sich. Ein« große Vase voll Blumen versuchte er zwar zu retten, aber sie entglitt ihm, siel mit großem Gepolter zu Boden und ging in tausend Stücke. Darüber schrieen wir noch lau ter als zuvor, so daß die Dienstboten in's Zimmer gestürzt kamen. Als sie aber die Ratten sahen, rafften sie ihre Röcke zusammen und nahmen Reiß aus. Furchtbar fluchend erhob sich Karl wieder. Glücklicherweise fluchte er deutsch, was ich nicht verstand, aber meine Tochter, die es verstand, muß ganz entsetzt gewesen sein. „So schreit doch nicht so!" rief er lanz Ärgerlich. „Die Re»ten furchten pch ja mehr vor euch, als ihr vor ih nen." Hierauf ergriff er die Feuerzange «nd fing an, nach den Ratten zu schla fen, traf aber meist nur den Fußbo den oder sonst etwas, und die Ratten, die sich hinter einem Vorhange versteckt hatten, kamen wieder hervor und rasten ln der Stube umher, Karl immer hin ter ihnen. Endlich gelang es ihm, sie todtzu ichsagen, aber ach! In welchem Zustan de befand sich Janes reizendes Zim merchen! Karl hatte in seiner Wuth mit der Feuerzange um sich geschlagen, ohn« Rücksicht, wo er hintraf, und hat te eine Menge hübscher Sachen zerstört, the es ihm gelungen war, die Ratten zu todten. Als wir etwas ruhiger geworden und ich von meinem Stuhle wieder herabgeklettert war und mein Zittern überwunden, und Jane ihr« Thränen getrocknet, die ihr der Anblick ihres >u Grunde gerichteten Zimmers abge preßt hatte, sah ich mir -das Kistchen etwas näher an und fand auf dessen Lotzen eine Kart«, worauf m einer un gebildeten Handschrift geschrieben war: „Prost Neujahr, alter Zahnreißer!" Karl riß mir die Karte aus der Hand. „Das wußte ich gleich," rief er, vis er sie angesehen hatte. „Das ha ben die Halunken da drüben gethan! O, wenn ich sie nur in Deutschland hät te, ich schösse si« todt, wie tolle Hunde, lvi« tolle Hunde schösse ich sie todt." Wir beruhigten und überredeten ihn, sich keine weiteren Unannehmlichkeiten »u machen, da es unmöglich sei, den Urheber zu entdecken, und um Janes willen willigte er endlich ein, die Sache nicht weiter zu verfolgen, aber ich bin ganz gewiß, daß es die Leute gegen über warm, die ihm d«n häßlichen Streich g«spielt hatten, denn als ich in's Eßzimmer ging und dort an's Fenster trat, sah ich, wie gegenüber zwei boshafte Jungengesichter unser Haus beobachteten und dabei grinsten' wie Teufel. Allein ich bin der Ansicht, daß selbst Ratten ihre guten Seiten haben, denn seit jener Zeit läßt Karl seine Nach barn und diese ihn in Ruhe. Leute, die versuchen, ein glückliches Heim mit Ka nalratten zu zerstören, schrecken vor nichts zurück, und Karl scheint zum Entschlüsse gekommen zu sein, nichts mehr zu thun, was ihre höchst unange nehme Aufmerksamkeit auf ihn lenken könnte. Zwölfte Erinnerung. Zwei meiner Enkelkinder. Eine Schwiegermutter erwartet selbstverständlich im natürlichen Ver laus der Dinge, Großmutter zu werden, wiewohl manche Schwiegermütter gar nicht begierig nach dieser Ehre sind. Im Worte Großmutter liegt allerdings et was, was auf hohes Alter himveist, und es ist ganz begreiflich, daß die Frauen die Zeit, wo die Welt sie als alt ansieht, möglichst lange hinauszu schieben suchen. Wenn ein Mädchen jung heirathet, dann kann es sehr wohl kommen, daß es mit vierzig Jahren eine erwachsene Tochter hat, und wenn diese ebenfalls jung heirathet, kann ih re Mutter mit zweiundvierzig Groß mutter sein, wenn sie sich auch noch so gut gehalten hat, und ihr niemand ihr Alter ansieht. Hat sie dann di« Eitel keit der Jugend noch nicht überwunden, so ist es allerdings etwas verdrießlich, mit Großmutter angeredet zu werden. Ich freue mich, aussprechen zu kön nen, daß mir das Wort nichts als gustus Walkinfhaw durch sein Erschei nen in dieser Welt zu diesem Titel ver half. Jetzt bin ich ganz Großmama, denn ich habe zehn Enkel, wovon einige rasch anwachsen, und ich habe mich längst in meine Rolle gefunden. Mr. Tressider hörte sich, glaube ich, zum erstenmal nicht gern Großpapa nsnnen. Männer sind trotz der allge mein verbreiteten gegentheiligen Ansicht viel eitler als die Frauen. Bald nach des kleinen Augustus Ge burt hatte ich Gelegenheit, mit Mr. sprechen. Es war bei einer kleinen Gartengesellschaft, wo er mich dadurch verletzte, daß er einer Dam«, der ich ihn eben erst vorgestellt hatte, eine lä cherliche Geschichte über mein Zanken mit ihm erzählte. Wir wären einmal in einer Droschke aus dem Theater nach Hause gefahren, und ich hätte ihn er sucht, auszusteigen und nachzusehen, ob der Kutscher nicht betrunken sei. E, hätte sich geweigert, und darauf wäre, wie er behauptete, meine Antwort ge wesen „Wenn Du nicht aussteigst, dann thue ichs." Darauf hätte ich meinen Kopf zum Fenster hinausgestreckt, um dem Kutscher zuzurufen, daß er halten solle, hätte aber dabei vergessen, es nie derzulassen, und mein Kops wäre durch die Scheibe gefahren, so daß er dem Kutscher hätte zivei Schillinge bezahkn Hausekunst zwei Stunden damit be schäftigt gewesen, di« Glasscherben aus meinem Hute zu lesen. Was ihn ver anlaßt hatte, die Geschichte zu erzählen, war eine Bemerkung der Dame über die Droschle, die sie nach unserem Hause gebracht uns deren Kutscher so betrun ten gewesen war, daß er nach dem Aussteigen der Dame gleich davon ge fahren war, ohne auf sein Fahrgeld zu warten. So, wie John Tressider die Geschichte «rzählt hatte, war sie un wahr, obgleich ihr etwas Thatsächliches zu Grunde lag. Aber er erzählte sie so, daß ich in einem g«nz lächerlichen Lich te erschien, worin manche Männer ein im Garlenzelt« sah und >as übrig ge bliebene Eis aufaß, nahm ich mir ihn »vl> „John Tressider," sagte ich, „ich meine, es wär« Zeit, daß Du Dich be nehmen lerntest, jetzt, wo Du Großva ter bist." „Du meine Güte, Jane, laß doch das!" rief «r, „wie kann ein Mensch nur auf den Gedanken kommen, einen baran zu erinnern, daß man Großva ter ist, während man den sechsten Tel ler Erdbeereis in Arbeit hat!" Er behandelte es als Scherz, allein etwas slpäber erwischte ich ihn im Schlafzimmer, wie er vor dem Spiegel stand und sein Haar untersucht«, daZ noch jetzt sehr start und nur wenig trgraut ist, und ich weiß ganz bestimmt, haß er bei sich -dacht«, «r sehe nicht im Mindesten wie ein Großvater aus. Doch er wollte sein« Rache haben. Lang« Zeit pannte er mich zu meiner großen Ent rüstung nicht anders, als Großmutter, und wenn ich irgend etwas fgate, waZ Ihm nicht gtfiel, dann sprach «r häufig in Gegenwart anderer: „Nur ruhig, meine Lieb«, rege Dich nicht auf; ver giß nicht, daß Du Großmutter bist." Allein wir gewöhnten uns bald an die neue Lage, und meine lieben En kelkinder brachten mir ein« ganz neue Freude in mein Leben, obgleich es manchmal zu Zwistigkeiten über die kltamen kam, «die sie erhalten sollten. Wenn ich einen Namen auswählt«, den ich für «ins von meinen Enkelkindern siir passend hielt, dann hatt« sein Va ter stets entschieden« Wünsche in andrer Uichtung, und ich mutzte natürlich nachgeben. Der kleine Augustus Walkinshaw war anfangs ein s«hr zartes Kind, aber seine Mutter macht« viel zu viel Wesen von ihm, und ich mutzt« ihr offen mei ne Meinung sagen und sie daran er innern, dah ich neun Kinder aufgezo gen hätte und doch wohl etwas davvii verstehen mützte. Sie verhätschelte daZ Kind zu s«hr und machte sich Sorge über den geringsten Lustzug, der ei trcts, und dann quälte si« sich immer wegen der Form seiner Nase. Eines Tages traf ich das Kinder mädchen mit d«m kleinen Augustus, wie es rückwärts ging und mit großer Hef tigkeit gegen einen Metzgerjungen ge rannt wäre, der einen auf einem Kirch thurme arbeitenden Dachdecker mit ei ner Muld« Fleisch auf der Schulter der Metzgerjunge Haide die Muld« Fleisch auf der Schulter, nicht der Dachdecker bewunderte, wenn ich es nicht noch rechtzeitig angerufen und vor der Gefahr gewarnt hätte. Und als ich dem Mädchen sagte, es solle sich was schämen, auf öffentlicher Straße mit einem Kinde auf dem Arme so herum zulaufen, entgegnete es mir, «s gehe auf Befehl ihrer Herrin so, da ein kal ter Wind wehe und das lcind so davor geschützt werde. Ich sprach sofort mit Sabine darüber und sagte ihr, ein sol ches Verhalten sei ganz lächerlich, da so verzärtelte Kinder immer kränklich blieben. Allein es half nichts, si« war gleich hinterher gerade so übermäßig ängstlich, und als die kleine Sabin« geboren war, fing die Geschichte von vorn« an. Mir war dieses Benehmen eine Qu«ll« großen Verdrusses, weil meine älteste Tochter sich vollständig zur Sklavin ihrer Kinder machte und sie kaum jemals außer Sehweite ließ, und wenn sie 'mal von Hause weg war, dann befand sie sich fortwährend in ei nem Zustande der Aufregung, der für ihre Umgebung geradezu peinlich war. Beständig bildete sie sich ein, es werde während ihrer Abwesenheit ihren Kin dern etwas Furchtbares zustoßen, und sie wechselte die Kindermädchen so häu- Wichtversäuinniß, daß ihr Nam« nie mals aus dem Buche der Gesindever miethungsanstolt verschwand, woher si« ihr« Leute bezog. Endlich fand sie «in Mädchen, daZ ihr und denKindern gefiel; dieses wur de indeß bald Herrin im Haus«. So wohl Sabine als auch Augustus füg ten sich ihr sie hieß Anna in al lem, aus Angst, si« zu beleidigen, und Anna brauchte nur mit Kündigung zu drohen, um alles zu erreichen, was si« wollte. Als sie entdeckte, wie grotz ihre Macht im Hause war, wurde sie über müthig, und das war nur natürlich. Die Kinder waren damals etwa vi«r oder fünf Jahre alt und hatten große Anhänglichkeit an Anna, Venn diese war die einzige, die sie verstand und richtig behandelt«. Als sie dahinter kam, für- wie unentbehrlich mein« Tochter sie für das Wohlergehen der Kinder hielt, sagte sie alle Augenblicke, sie müsse ge hen, oder sie erzählte den Kindern, ihre „Nanna" müsse si« verlassen, und dann weinten di« Kleinen und klammert«» sich an sie. Der Gedanke an ein neues Kindermädchen war Sabine indetz so schrecklich, daß sie Anna in allem nach gab. und um sie am Ausgehen zu ver hindern, erlaubte sie ihr, ihre Bekann ten und Freund« im Hause zu «mpfan gen. Als ich eines Abends hinüberging, um meine Tochter zu besuchen, hörte ich viel Lachen und lautes Sprechen in der Küche, während ich durch d«n Haus» slur schritt. „Allmächtiger Himmel, was ist denn los?" fragte ich, „haben denn di« Mäd chen ein ganzes Regiment Soldaten unten?" „O nein, Mama," entgegnete meine Tochter, „es sind nur Annas Verwand te und einige Freunde: ihr Vater und ihre Mutter, ihre Schwestern und Brüder, die Köchin von neben.in und das Hausmädchen von gegenüber." (Fortsetzung folgt.) Beim Armenarzt. Arzt: ~S!« nehmen also diese Medizin drei Mal des Tages nach jeder Mahlzeit." —Pa- — Arzt: „Aber >varum denn nicht?"— Patient: „Ja, wer gibt mir denn die drei Mahlzeiten?" Zur die Küche. Speck klöße. Ein Stück ge» »öucherter Speck von der Größe e!neZl Eies wird in lleine Würfel geschnit ten und gelb gebraten (man kam- auch Zwiebel mit durchbraten) und in rem Fett brät man eine kleine Ob«:tass« Weißbrotwürfel durch. Die Speck» Würfel, zwei Eier, Salz und en» kleine Tasse »„gebratenes gewürfelte» Weißbrot mengt man zus.imnitir, dann ein« Tasse Milch, das gebraiene Brot und etwa zwei Tassen Mehl, daß es ein fester Teig wird, den man gut durchschlägt. Diese Klöße wer den gerne zu Sauerbraten und ge dörrten, Obst gegessen. Gebackene Spätzele. Für sechs Personen nehme man e.n Pfun!» Weizenmehl, rühre sechs Eier, eine halbe Tasse Wasser und etwas Salz dazu. Der Teig darf nicht fest, son dern muß dickflüssig sein. daZ Weizenmehl kann man «inen Eßlöffel gutes Backpulver mischen, daooa wer den die Spätzele sehr locker. Ist die Masse gut durchgerührt, nimmt man etwas davon auf ein kleines Holzbrett, welches vorher in kaltes Wasser ge taucht wurde. Von der Masse auf dem Brett stoße man mit einem gro ßen Messer schmale, kurze in kochendes Salzwasser in emem °?Z -Ben, breiten Topf, der drei Quart Wasser enthält, und lasse sie fünf Mi nuten kochen. Daraus werden sie mit einem Schaumlöffel auf e>n Seb gelegt, und man kocht auf diese Weis« nach und nach den ganzen Teia. Tann werden die Spätzele auf ein Holzbrett breit gelegt, damit sie etwas trock nen. Dann thut man sie mit -:nas Butter in eine Bratpfanne und läßt sie schön hellbraun auf dem Herd backen. Sie werden mit Schinken und Salat servirt. Fleischsalat. Man verwen det zu diesem wohlschmeckenden Salat Ueberrest« von gebratenem Fleisch, selbst gekochtes Rindfleisch eignet sich dazu. Das sorgsam von Fett, Haut. Knorpeln und dergleichen befreite Fleisch schneidet man in nicht zu kleine Würfel, mischt nach Verhältniß der Fleischmenge gewässerte, ausgegrätete und in kleine Streischen geschnittene Sardellen oder Hering, einige Eß löffel voll Kapern, etliche ebenfalls würflig geschnittene saure Gurke» und einige feingehackte Ehalotten zu, fügt reichlich feines Speiseöl, Weinessig oder Estragonessig hinzu, außerdem einige Messerspitzen voll ge > stoßenen Psesser, mengt den Sala sehr gut und garnirt ihn mit kleine in Essig eingemachten Champignons, Scheiben von hartgekochten Eiern, kleinen Pfeffergurken oder Streifen von geräucherter Zunge. Samba von Gurken. Groß« Gurken werden geschält, durchge schnitten und rein vom Kernhaus be freit. Dann schneidet man Ii- in feine Streifen, legt sie drei Siuncen in Salz und läßt sie a,'' eine?n ans gehängten Tuche ablaufen. Sind si« qanz trocken, schichtet man sie mit ganzer Muskatblüthe. Pfefferkörnern und kleinen Ehalotten in ein GlaS und gießt gekochten, wieder erkalteten Weinessig darauf. Man kocht dei, Essig nach drei Tagen noch emmak auf, schüttet ihn abermals kalt auß die Gurkenschnitzel. (Vortrefflich« Beigabe zu Fleisch und gut zur Mischung unter Heringssalat.) Sauerbraten: I« einen ir denen oder steinernen Topf legt man Nwiebelfcheiben, Lorbeerblätter, cinige Nelken und Pfefferkörner, kocht dann Essig mit etwas Wasser und laßt es abkühlen, deckt eine weitere Lage obengenannter Dinge über den Bra ten und gießt den Essig dazu. Der Braten wird tägl'ch gewendet. I« nach Größe und Jahreszeit läßt man ihn von drei bis fünf Tagen m de» Marinade, spickt ihn dann mit ensen und stellt ihn auf wie anderen Schmorbraten: in heißem Fett erst etwas anbraten, gibt dann Wasftr und Salz hinzu, eine gelbe Rübe, kleingeschnittene Zwiebel und ein« Schwarzbrotrinde. So läßt man ihn zugedeckt schmoren. Die Sauce muh sehr pikant sein, wird sie das vom Fleisch selbst nicht, so gießt man den Marinadeessig hinzu. Em« halb« Tasse Rahm kurz vor dem Anrichten mit durchgekocht, schmeckt sehr gut. Die Sauce wird dann entfettet und verdickt. . Gehirn in Gelee. SchweinZ- oder Kalbsgehirne werden mit kaltem Wasser zugesetzt, langsam erwarm» und sauber geputzt, dann >n einer Marinade von verdünntem Weines sig, Salz. Zwiebeln. Wurzelwerk u-nd Gewürzen weich gekocht und darin erkalten lassen. Hierauf läßt man sie abtropfen, bestreut sie mit etwas Salz und weißem Pfeffer, legt si« Stunde in Essig und Oel und stellt inzwischen eine Form auf Eis, m die man -in« drei Viertel Zoll hohe Schicht gut geklärtes Aspic gießt, nach deren Erstarren man den Boden mit einer Verzierung aus TrUffel scheiben, Petersilienblättchen, harten Ei-m, Rotberübenscheiben, Kapern und dergleichen belegt und mit Aspie begießt.' Nun schneidet man die Ge- Hirne in Scheiben oder Halsten und ordnet sie schichtweise mit dazwischen gegossenem Aspic in der Form bis dieselbe genügend gefüllt ist; berm Aiisstürzen kann man eine Mayon naisen-Sauce dazu geben oder ring» um das Gelee auf die Schüssel füllen-. Unter Kindern. Erstes Kind: Alle Zerren behaupten, mein» Schwestir besäße sehr spxechendeAugei». Zweites Kind: Das ist gar nichts Be sonderes! Mein Bruder spricht sogar mit seinen Beinen. Erstes Kind: Wie, Du scherzest! Zweites Kind: Durch aus nicht! «eine Beine sogen bestänq ' dig Ol 3