6 Von Erich Jausen. Goldklare Frühherbstzeit, getheilt In tiefe Lust und leise Klage! O dehnt, o dehnt euch! weilt, o weilt, Ihr seligen Septembertage! Zieht nicht vorbei in Sturm und Hast, Verbreitet eure milden Strahlen, Legt eure reiche Segenslast Sanstfreundlich in die goldnen Scha len! Eh' ihr den Sommerträum begrabt, Umblüht von Astern und Reseden! Die Schwalben flieh'n, so weit, so weit. Du aber hemme deine Eile! Goldklare, holde Frühherbstzeit, Herbstveilchenzeit, o weile, weile! Aruno. dcr Bernhardiner. Port, Rhode Island. So hatte ihm seine dreimonatliche Ferienpause doch etwas genützt, abgesehen von dem ästhetischen Nutz:n, der sich durch Streifereien in alterthümlichen deut sck-en, schweizerischen und niederländi schen Städten Und deren Kunstschätzen erzielen läßt. Zu gönnen war dem guten, alten Professor ja diese Erho lung, denn das Geld dazu hatte er sich während des vorhergehenden Jahres mühsam genug absparen müssen, und sein« tägliche Last und Mühe, die da rin bestand, daß er den Jünglingen der alten Stadt am Meer die Sprache der alten Römer und 'Griechen etwas mundgerecht machen sollte, um ihnen so den Eintritt im Harvard oder Uale College zu ermöglichen, war auch nicht die leichteste Bürde, wennschon der classische Staub der Bücher für ihn in Folge langjähriger Gewohnheit schon beinahe ein nothwendiger Bestandtheil der Lebensluft war. Als der Dam pfer der Fall River Line an jenem sonnigeni, milden Septembertag aus New Uork anlangte und schwer pu stend am Pier anlegte, da hatte sich denn auch ein Empfangs-Ausfchuß seiner Lieblingsschiiler eingefunden, die den allverehrten Pädagogen mit donnerndem Hurrah empfing. Der Jubel steigert: sich aber in wahrhaft bedenklichem Grade, als die Gang- Planke vom Dampfer nicht nur Pro fessor Leslie selbst, sondern auch ein schüchterner junger Bernhardinerhund beschritten. „Der Professor hat 'nen Hund mitgebracht!" so ging es durch die Reihen der Herren Jungen. Ja, er hatte einen Hund mitge bracht, und zwar einen der edelsten Rasse, eine» Berhardinerhund. Bruno war er getauft und war ein schönes, prachtvolles Thier; ein wenig täp pisch wqr er noch und hatte erst sein halbes Wachsthum, denn er war eben noch jung, aber das weiche, goldbraun gefärbte Fell, die prächtige Ruthe, der schöngeformte Kopf Ivaren schon deut lich zu erkennen, und das tiefe, braune Auge des Thieres blickte schon so ver ständig und treu aus der dichten Be haarung hervor, daß man merken konnte, aus dem werde einmal ein prächtiger Kerl werden. Natürlich wurde Bruno sofort der erklärte Lieb ling von Rogers High School, wo sein Herr Professor des classischen Depar tements war; aber in noch höherem Grade war dies der Fall in der hüb schen Cottage an High Sreet, wo das Heim des Professors war. Seine Frau, eine Deutsche, und sein kleiner, blondlockiger Junge. Alexander, be willkommneten Bruno sofort als neuen Hausgenossen, und bald konnte man an der berankten Veranda der Cottage kaum je vorübergehen, ohne daß das mächtige Haupt des Hundes sich nicht durch das blattreiche Grün geschoben und hervorgelugt hätte, ob der Vorübergehende Freund oder Feind sei. Das wurde ein schönes Leben für Bruno. Als Sohn der freien Schweiz hatte er sich sehr bald an die frische Lust der großen Republik gewöhnt, und das Fleisch und die Knochen Amerikas deuchte» ihm beinahe noch sastiger und nahrhafter, waren auch entschieden reichlicher verabreicht, als die seiner Heimath jenseits des Oceans. Den meisten Spaß aber machte ihm sein neuer Spielgefährte, Alexander, der Sohn des Professors, damals noch ein Jüngelchen von 6 Jahren. Mit dem vollführte er die tollsten Streiche. Regelmäßig ging er mit hinunter nach der Bucht zum Bade in der See, und die Wogen konnte» ihn gar nicht mächtig und wild genug schlagen. Hatte ihn eine Woge auf den Sand des flachen Users geworfen, so schüt telt« er sich einfach das Salzwasser aus dem P-lz und stürzte sich von Neuem in die Fluth zum Schwimmen. Häufig hing sich der klein? Junge an die breite Ruthe des Hundes und ließ und wenn er nicht mehr schwimmen konnte, so umklammerte er den Hals seines vierbeinigen Freundes und lieb sich von diesem wieder an's Land tra gen, wobei Bruno halb mitleidig, halb spöttisch den kleinen Jungen anblickte, denn er wußte eben ganz genau der Junge ist eben noch klein und schwach, man muß Nachsicht mit ihm üben. Und derselben Tugend be fleißigte er sich auch in seinem ganze' lich Alles gefallen. Im Winter ließ er sich vor einen kleinen Schlitten spannen und so fuhr er dann mit Alexander einen kleinen Hügel hinun ter, wobei ihm immer die Kufen des Schlittens zwischen die Hinterbeinen lamen. wie weit er einen Stock, den er gefun den, dem Thier in den Rachen stecken könne, und gleichlich hatte er auch den Stock so weit in den Schlund des Thieres gebracht, daß Bruno beinah« daran erstickt wäre. Kurzum, von dem Sohne des Hauses ließ er sich zu Allem gebrauchen und machte alle dummen und wilden Streiche dessel ben mit, stets mit einer gewissen phi losophischen Ruhe, als würdige er vollkommen den Umstand, daß sein Spielkamerad eben noch ein kleiner, unverständiger Knabe sei, dem man nicht ernsthaft bös sein dürfe, gleich viel wie schlimm er sich vergehen möge. Es herrschte ein Schutz- und Trutz bündniß zwischen Bruno und Alexan der, das vom Standpunkte eines Jun gen aus betrachtet als ein wahrhaft ideales verzeichnet werden darf. Nie mand durfte den Jungen anrühren, ohne es zugleich mit dem Hunde zu thun zu bekommen. Und Bruno war ein Gegner, der bald gebührend ge fürchtet wurde. Als neulich «in neuer Metzgerjüngling, der in dem Hause des Professors den Auftrag für den Braten am Abend entgegennehmen wollte, dabei sich auf eine verdächtige Art der Hinterthür näherte, stellte ihn Bruno sofort, trieb ihn in eine Ecke, und ließ den geängstigten jungen Mann nicht wieder aus seinem Win kel heraus, als bis die Frau Professo rin selbst auf das Hilfegeschrei dessel ben hinzugekommen war. Einen Peddler, der in Verfolgung seines Berufs Hosenträger und andere nützliche Dinge zu verkaufen auch eines Tages Bruno unvorsichtigerweise zu nahe gekommen war, biß der Hund «in gutes Drittel seiner Wade weg, was den Professor ein nicht unerheb liches Schmerzensgeld kostete. So wurde Bruno groß und stark und entwickelte sich zu einem wahren Prachtexemplar von Bernhardiner hund. Und als damals eine große Hundeausstellung in New Uork abge halten wurde, sandte der Professor feinen Bruno auch dahin, und empfing einen der höchsten Preise. Man bot Professor Leslie damals 5600 baar für seinen Bruno. Wer als ein lieb gewonnenes Mitglied der Familie, als einen treuen und aufopfernden Freund des Hauses, schlug der Professor, trotzdem die gebotene Summe ihm eine abermalige Sommerreise nach Europa gestattet hätte, die Offerte aus und behielt lieber seinen Hund. Und ein weiteres Jahr verging, und der Herbstsommer nahte wieder, und Professor Leslie berieth mit den Sei nigen, wohin sie diesmal ihre Schritte lenken sollten, um der Hitze und dem Staube zu entschlüpfen. Man kam überein, nach den White Mountains in New Hampshire zu gehen, wo die Bergluft rein und kräftigend war und wo man auch nach Herzenslust herum klettern durfte. „Was aber thun wir mit Bruno?" frug der Professor. „Natürlich nehmen wir den mit," sagte Alexander sofort. ..Ich bezweifle, ob das gehen wird will mich aber heute gleich darnach erkundigen." Es stellte sich heraus, daß das Mit nehmen des Hundts unterbleiben müsse die Kosten und die aus dem Transport erwachsenden Unbequem lichkeiten bei einer derartigen Reise waren zu groß. Wo aber sollte der Hund bleiben? Man frug überall herum, und endlich schien sich etwas Passendes gefunden zu haben. Auf Day's Island, einer kleinen im Hafen von Newport gelegenen Insel, steht ein Leuchtthurm, und der daselbst sta tionirte Wärter war «in Jrländer Namens Callaghan, ein sehr gutmü thiger Mensch und großer Hunde freund. Dieser erklärte sich bereit, gegen Geld und gute Worte den Hund während der 6 Wochen in „Board" zu nehmen. Am Abend vor der Ab reise nach New Hampshire brachte der Professor seinen Bruno selbst hinaus nach dem Jnselchen im Hasen. Mit jenem feinen Jnstinct, der in vielen Fällen bei den Hunden unseren Men schenverstand mehr als ersetzt, hatte Bruno gemerkt, daß etwas Unheimli ches gegen ihn im Schilde geführt werde, und es hatte thatsächlich des directen, scharfen Befehls seines Herrn bedurft, um ihn zum Betreten des Bootes, das ihn nach Day's Island — nach seinem Patmos in die Verban nung bringen sollte, zu bew.'g-n. Auf der Fahrt dahin blickte Bruno seinen Herrn unverwandt vorwurfs vollen Blickes an feine braunen, klaren Augen waren feucht und tief traurig. Das Boot landete, und Porsessor Leslie stieg aus demselben. Der Hund folgte willig und eilig ge nug, aber während sich der Professor mit Callaghan, dem Leuchtthurinwär ter, unterhielt und ihm genaue Ver haltungsmaßregeln gab betreffs der Fütterung des Thieres, betreffs der Vorsichtsmaßregeln, um ein Entkom men desselben zu verhindern, und ähnlicher Dinge, winselte Bruno auf ganz jämmerliche Weise, als .>b er merke, daß es nun zum Abschied Onl ine. Und als nun wenige Augenblicke später wirklich der Professor von sei nem treuen Hund Abschied nahm, ihm den Kopf und den Rücken streichelte und ihm einige ermuthizeide Worte zusprach von baldigem Wiedersehen nach kurzer Trennung, da blickk das kluge Thier seinen Herrn wieder mit denselben verständnißvollen, aber trau rigen Augen an und winselte dabei. Callaghan, der Wärter, wollte begü tigend dazwischen treten und rührte Bruno auf den Rücken an hierbei. Aber blitzschnell drehte sich Bru?o um dabei unheilvoll knurrend. „Na, er wird sich schon beruhigen," sagte der Professor, und wandte sich zum Gehen. Bruno folgte ihm, und am Strand, als er das Segelboot wieder besteigen wollte, war Bruno noch immer dicht an seiner Seite. Mit Gewalt mußte das Thier, das sich kräftig zur Wehr setzte, zurückgehalten werden, sonst wäre es seinem Herrn nachgesprungen. Das Segelboot fuhr ab, und als es um die Ecke, wo der Leuchtturm stand, herum war und den Blicken entschwunden war, ließ man Bruno endlich wieder die Freiheit. Sofort rannte das Thier querüber das Eiland nach jener Stelle des Ufers, von dem aus man die kleine Dacht noch eben er blicken konnte. Ohne Verzug stürzte sich Bruno in die Fluth und schwamm dem Fahrzeug nach. Er sah indeß bald ein, daß er dasselbe nicht mehr erreichen könne, und erschöpft und schwer athmend kehrte er zurück nach der Insel. Und das Ende von dieser Hundege schichte? Ich erzähle es in schlichten Worten, aber streng der Wahrheit ge mäß: Der Hund verweigerte jegliche Speise noch Trank, sondern lief ruhe los, einen kleinen Halbbogen beschrei bend, am Ufer hin und her, an jener Stelle, wo ihm zuletzt das Boot mit seinem Herrn den Blicken entschwand. Leise winselnd, und sich von Zeit zu Zeit flach dicht am Rande des Wassers hinlegend, unverwandt in die Ferne starrend und alles Rufen und Locken nicht beachtend, jede Annäherung knurrend und zähnefletschend zurück weisend, irrte das treue Thier wie ein Gespenst am Strande dahin, bis es sich hinlegte und verendete. Drci Tage nach seiner Abfahrt er hielt Prof. Leslie in dem kleinen Sommerhotel in den White Moun tains, wo er mit seiner Familie mitt lerweile angelangt war, eine Depesche ..Iii'»»« <>k diolil>n li«>urt." Noch heute bildet der unter so unge wöhnlichen Umständen erfolgte Tod des Hundes öfters den Gesprächsstoff im Hause des Professors, und als er mir die Geschichte erzählte, schlich sich eine Thräne über seine gebräunte Wange. Gedankensplitter. Viele Menschen gehen ruhig und unangefochten durchs Leben, weil sie keinen Blick für seine Abgründe ha ben. Manches wird angegriffen, weil es nicht begriffen wird. Auf manche Leute machen nur die Erfahrungen des Geldbeutels Ein druck. Sich selber nur im Stillen, Für sich drückt man ein Auge zu, Für andre nimmt man Brillen. Die Jugend wagt, das Alter wägt. Willst du einen Menschen beur theilen, höre sein Urtheil über andere! Der Weise liebt das Wahre, Der Trinker liebt das Klare Und alle Welt das Baare. G'scheidt ischt er kinafalls, nei' aber Glück hat er bis jetzt ischt Schäfla am Himmel g'wesa!" Gut gegeben. Der Ritter gutsbesitzer von Bumski interessirt sich für nichts Anderes in der Welt als für sein« Pferde. Dieselben ste hen in prächtigen Stallungen, wäh rend in der Wohnung keineswegs Alles so ist, wie es sein soll. Eines Tages saßt sich der Klavierlehrer des jüngsten Fräulein von Bumski ein Herz und sagt zu dem Vater: „Der Herr Baron wollen gütigst gestatten, daß ich den Unterricht im Pferdestall weiter fortsetze, denn der ist wenigstens geheizt!" Gut pariert. Frau: „Was, Sie freche Person wollen behaupten, der Soldat, der Sie gestern in der Küche besuchte, sei wieder ein Bru der?" Dienstmädchen: „Ja wohl nicht von mir, aber von dem vori gen!" Enttäuscht. Chef: „Na, ist noch nichts auf die groben Mahn briefe eingelaufen, die wir vergangene Woche abgeschickt haben?" —-Commis: „Doch von dem Baron Pumpski!" Chef: „Das ist doch etwas; wieviel hat er eingeschickt?" Commis: „Gar nichts; er hat uns nur wegen Beleidigung verllagt!" Beim Schopf gefaßt. Onlel: „Diese fünfzig Mark pumpe ich Dir nicht ich kriege sie ja doch nicht zurück ich schenke sie Dir!" Neffe: „Herzlichen Dank, 0nke1.... aber dann pumpe mir doch auch noch fünfzig!" Das Buch der Liebe, A.: „Wo hat Dich die Liebe zuerst über rascht?" B. (der kürzlich reich ge heirathet hat): .Beim Häuser- Grundbuch!" Auf dem Holientwicl. Ein aus einer flachen fruchtbaren Gegend aufragender Fels und auf dem Gipfel desselben allerlei altes Ge sterhöhlen, in denen Mauerblumen wachsen; ein alter Thurm, von dessen Zinnen eine Zwergbirke ihre Zweige herabhängen läßt; ein wie ein kleiner Erdtrichter aussehender verschütteter Brunnen, aus dem ein Hollunder strauch emporwuchs so sieht unge fähr das Bild aus, das sich die zahllo sen Leser des Schesfelfchen Ekkehard vom Hohentwiel gemacht haben.' Auf diesen Berg begleiten sie in Gedanken den Dichter, nehmen neben ihm auf einer morschen Holzbank Platz und träumen, während ihr Blick aus der im Abendsonnenschein erglühenden Alpenkette verweilt und die Nachtigall im Busche hinter ihnen schlägt, von den Tagen, da Frau Hadwig in der Burg ihr strenges Regiment führte und Ekkehard in ihr liebte und litt. In Wirklichkeit sieht es auf dem Hohentwiel ganz anders aus, und Scheffel hat es schwerer gehabt, der schwäbischen Herzogin Heim wieder auferstehen zu lassen, als wir anneh men. Der Hohentwiel ragt in der That ganz ohne Zusammenhang mit andere» Bergen aus dem ebenen Lande auf, sein Gipfel aber ist so breit, daß er nicht nur einer Burg, sondern auch einem Städtchen Platz bieten könnte. Dieser Gipfel ist allerdings mit Trüm mern bedeckt, aber die Trümmer ge hören nicht der Burg der schwäbischen Herzöge an, sondern einer wiirttem bergischen Festung. Was vom Wohn sitz der Herzogin Hadwig noch etwa übrig ist, das sind ein paar unsicht bare Grundmauern, alles, was uns dort oben an Thürmen und Mauern umgibt, besteht aus Ueberbleibseln ei nes Fürstenschlosses und aus Trüm mern vonßastionen und Kasernen aus der Zeit des dreißigjährigen Krieges. Wir stehen nicht unter den Resten einer längst verfallenen Burg aus der Zeit der Ottonen, sondern unter denen ei ner im Jahre 1801 gesprengten und zerstörten Festung. Der Held dieser Stätte ist der tapfere Obrist Konrad Widerholt, der während des dreißig jährigen Krieges mit seiner Festung fünf Belagerungen! aushielt und aus allen siegreich hervorging. Singen und Burg Hohen twiel. Der Ekkehard-Pilger, der von dem allen nichts weiß, ist zuerst bitter ent täuscht, denn was er hier sucht, findet er nicht. Nimmt er sich aber die Zeit, die wunderbare historische Lust, die ihn auf diesem merkwürdigen Berge umweht, einzuathmen, setzt er sich in einsamer Abendstunde auf die Bank, auf der Scheffel hier gern geträumt haben soll, so kann es wohl geschehen, daß die ganze thränenreiche Geschichte des deutschen Volles an ihm vorüber zieht, so greifbar deutlich, so erschüt ternd wie nie zuvor. Das blühende, von .Dörfern, Acker fluren, Wiesen und Wäldern bedeckte Land da tief unten wird im Süden vom Rhein, im Osten vom Bodensee, im Westen und Norden vom Schwarz wald und der Donau begrenzt. Der Bach, die Aach, der es durchfließt und in der Nähe von Radolfzell in den Bodensee mündet, ist ein Arm der letz teren, den sie, zum Theil unterirdisch, hierher abgibt. Blick vom Walle des Forts. unh Cohorten hielten auf dem Ho hentwiel, derDuellum hieß, die Grenz wacht. Dann drangen die Alleman lien hinübergezogenen Stämme der überlegenen kriegerischen Kraft der Franken, aber sie tragen deren Joch mit Widerwillen und immer wieder sammeln, um als thatsächlich unab hängiger Herzog das Land zu regie ren. Gindel erbaute Burg fast uneinnehm bar machte, so lag es in der Natur der Dinge, daß, wer ">m Herren lehnen. Sie büßen ihr Unternehmen mit dem Tode (917), aber «in anderer schwäbischer Graf Namens Burkhard ist glücklicher als sie und behauptet sich bis zu seinem Tode (926) als Herzog, Dann geht, um mit dem gleichzeitigen Ludwigsthor. Chronisten zu reden, die kaiserliche Würde von dem Volke der Franken auf das der Sachsen über, und ein Sohn Ottos 1., Liutolf, herrscht vom Hohentwiel aus über Allemannien. Aus ihn folgt als Schwiegersohn von Ottos Bruder Heinrich von Bayern ein Sohn Burkhards, Burkhard 11. Seine Gattin aber ist jene Hadwig, die Scheffel unsterblich gemacht hat. Mannes, den sie um 21 Jahr, über lebte, den Hohentwiel als Wittwensitz bewohnen, und sie führte auch den Ti tel einer Herzogin fort. Scheffel Hai ihr Bild sehr verschönert, in Wahr heit scheint sie eine jener harten, grausamen Naturen gewesen zu sein, wie sie der niedersächsischc Stamm zu allen Zeiten nicht eben sel ten hervorbrachte. '«UMK Rondel Augusta. Nach Hadwigs Tode fiel der Ho. hentwiel an Otto 111., und man denkt 11. Später befindet sich die Burg im Besitz des GegcnkaiserA Rudolf von Schwaben. Unter Heinrich IV. hat sich im Grunde das Geschick Deutschlands schon entschieden. Es wird keinem Stadt wird zu einer Festung, nur zu bald wird sich auch jedes große Dorf mit Wall und Graben umgeben oder Hof ziehen. Die Kaiser, die Herzöge, die Bischöfe, die Grafen alles braucht vor allem Krieger und wieder nach alle eigene Habe an solche ausge than, bis schließlich der Herr daran zu Grunde geht, daß er den Vasallen nichts mehr zu bieten hat. So wird auch der Hohentwiel, der mit dem Herzogthum Schwaben an die Hohen staufen gekommen ist, von diesen an einen Ritter verlehnt. Es gibt nun Herren vom Twiel, denen später die Herren von Klingenberg als Besitzer folgten. Aus der Wohnstätte der rö mischen Kaiser und der schwäbischen Herzöge ist eine Ritterburg geworden. Und eine solche winkt nun von allen den Bergkegeln herab, die sich aus dem Hegau erheben: vom Hohenkrä hen, vom Mägdeberg, vom Hohenstos seln, vom Höhenhöwen. vom Neuhö wen. Das deutsche Schwert unter wirft nicht mehr Dänen und Tsche chen, Polen und Ungarn, es wird nur noch gezogen, um in wüster Fehde mit dem des Nachbarn gekreuzt zu wer den. Es gibt kein anderes Recht als das des Stärkeren. AuS dem Chaos dieser Welt ringen sich einige Geschlechter empor, denen ein besonderes Maß von Kraft und Rücksichtslosigkeit verliehen war. So die Grafen von Württemberg, die es fertig bringen, sich selbst gegen die zu greifende Schlauheit des Hauses Hab sburg mit Erfolg zu wehren. Die Württemberg» sagen sich, daß es un ter Umständen gut sein kann, auch au ßerhalb der abgerundeten und fern von diesen ein festes Heim zu haben, und sie richten ihr Augenmerk auf den Hohentwiel. Auf diesem sind V o r b u r g. die Klingenberge aneinander gerathen, «in Bruder steht wider den anderen. Der eine verkaust die Burg widerrecht lich an den Herzog Ulrich von Würt temberg, der andere will sie dem Hause Oesterreich zuwenden. Das Ende vom Liedeist, daß dcr aus seinem Lande vertriebene Herzog die Burg besetzt (1519). Sie war ihm wegen ihrer Uneinnehmbarkeit und wegen der Nähr der Schweiz, aus der er seine Söldner bezog, vom höchsten Werth. Bon hier aus zog er 16W vergeblich, 1634 mit Erfolg aus, um sein Land wiederzu erobern. Von jetzt ab wurde der Hohentwiel eine württembergische Festung, und es entstehen die Bauten, deren Trümmer heute seinen Gipfel bedecken. Eiiu unterhalb desselben gelegene Terrasse nahm die untere Festung auf, er selbst die obere. Drei über schwindelerre> Das Fürstenhaus, gende Abgründe führende Zugbrücken verbinden die eine mit der anderen. Neben dem Urgestein entstehen zahl reiche Mauerwerke, auf denen man Bastionen errichtet, die mit Kanonen gespickt sind. Die alte Kaiserpfalz, die Burg verschwinden spurlos und an ihrer Stelle entstehen neben ei nem Fürstenhause Kasernen und Ma gazine. Während des dreißigjährigen Krie ges bewährt sich die Festung vorzüg lich. Ihr Commandant, Conrad Wt» wie ein Aar, aber was unter seinen Fängen blutet, sind deutsche Menschen. Noch lastet der volle Fluch der ge schichtlichen Entwickelung auf den deut schen Landen, wer in ihnen ein Held wird, ist es auf Kosten seiner Bolks wandelt, damit sich die Feinde, die den Hohentwiel fünfmal belagerten, nicht in ihnen festsetzen konnten. Blick auf den Hohenkrähn. Aus dem Elend des dreißigjähri gen Krieges entsteht die Allmacht des Landesfürstenthums. Der völlig» ver armte Adel ist froh, im Hofdienst einen Unterschlupf zu finden; über dem um alle Habe gekommenen Bürger der Städte schaltet und waltet nach Belie ben der fürstliche Beamte; der zum Leibeigenen gewordene Bauer zählt nicht mehr mit als das magere Och sengespann. das seinen Pslug zieht. Die Fürsten aber, denen keine gesetz liche Autorität mehr entgegentreten kann, verwildern in furchtbarer Weise, und die deutsche Welt erlebt schau dernd das Beispiel von vom Cäsaren wahnsinn ergriffenen Herren über ein paar hundert Ouadratmeilen. Ihre Gunst erhebt die Knechte, über die sie herrschen, und zermalmt sie wieder. Die Festungen werden zu Staatsge fängnissen, auf dem Hohentwiel trau ern der Reihe nach als Staatsgefan gene der Vertheidiger der wiirttember aifchen Stände Johann Jakob Moser, der brutale Günstling des noch bruta leren Herzogs Karl Obrist Rieger, ein preußischer Herr von Knobelsdorf, der sich als Werbeofficier das Miß fallen von Serenissimus zugezogen hatte und ebenso hinterlistig gefangen genommen worden war und ebenso abscheulich behandelt wurde wie Schu bart. Aussichts- und Ekkehard I- Thürm. Während der Herzog in Ludwigs» burg sein« frivolen Feste feierte oder auf unsinnigen Jagden die Arbeits kraft feiner Bauern vergeudete, hatte er kein Geld, um die Festung Hohen twiel auch nur nothdürftig zu erhal -1800 in's Land sielen, lag sie schon von uralten Officieren commandirt wurden. Am 1. Mai wurde die Fe stung, ohn« daß auch nur ein Schuß fi«l, durch Capituldtion übergeben, und als wieder ein Jahr vergangen war, da hatten die Franzosen sie voll ständig zerstört. Was im großen abgespielt im ganzen Reich, das hatte hier im kleinen fein Wiederspiel gefunden: die Ritter burg hatte die Kaiserpfalz abgelöst und hatte dann der landesherrlichen Festung mit ihren Verließen Platz ge macht. Jetzt legten die zu einem gro ßen politischen Ganzen geeinten Nach barn sie in Trümmer, wo sie Worms und Speier und Heidelberg und so viele andere Stätten einst glanzvollen deutschen Sonderlebens schon vorher Au» Staatöruder. Fräulzin Eleanor Alice Richards, die schöne Tochter des Gouverneurs W. A. Richards von Wyoniing, zählt erst 19 Sommer und hat schon das Steuer des Staatsschisfleins in Hän den gehabt. Die junge Dame fungirt als PrivatfekretZr ihres Vaters, und als derselbe kürzlich eine längere Reise Eleanor A. Richards. ist dem Gesetze nach natürlich dcr Staatssekretär, allein der Letztere ist ein sehr galanter Herr und er ließ dem Fräulein Richards freie Hand, soweit es anging. An jedem Abcnd erstattete sie dem abwesenden Papa Bericht über Staatsaffairen, ohne die häuslichen Angelegenheiten zu vergessen, denn sie war nicht blos „Gvvernor", sondern auch Hausmütterchen. Ein Finanzgenie. Bankcassirer: „Der Check ist nicht ia Ordnung, gnädige Frau!" schrift Ihres Gatten, aber es fehlt die Angabe, wieviel Geld wir auszahle» sollen." „Ach, wenn's weiter nichts ist; dann geben Sie nur Alles, was da ist!" Galant. Dienstmädchen (welche- einen Braten gekauft hat): „Ach Sie könnten mir noch diesen Knochen abschlagen!"— Geselle: „Das ist aber auch das Einzige, was ich Ihnen abschlagen kann, Mariechen!" —Zw «ideutig. Herr: „Was thäten Sie wohl, Fräulein Hedwig; wenn ich Ihnen ein Küßchen auf die Schulter gäbe?" Fräulein: „Was ich thäte? Ich würde Ihnen eins auf den Mund geben!" Immer galant. Sie (zu ihrem bezecht nach Hause kommenden Gatten): „Aber, Mann, ich glaub' immer. Du siehst doppelt!" Er: ~Js' ja 'n Glück bei so 'nein hübschen Weiberl!" Auskunft. Onkel (der sich fen erkundigt): „Ist der junge Mann denn jetzt etwas sotider geworden, wo er so nahe vor dem Examen steht?" — „O ja; seit hier unten im Haus eine Kneipe ist, geht er fast nicht mehr vor die Thür!" Hereingefallen. Ge schäftsreisender: „Ach, da sind ja auch die Kinder; reizende Geschöpschen die beiden Mädchen ganz die Mama, und der liebe Bengel dem Papa aus dem Gesicht geschnitten."— „Aber mein Herr, das sind ja die Nachbarskinder!" Die Hauptperson. Ge meindeschreiber (den versammelten Gemeindevätern das Ergebniß der Wahl verkündigend): „Der Huber bauer ist einstimmig zum Bürgermei ster gewählt!" Huberbauer: „Jetzt wart's noch a' wengl ich muß erst niei Alle fragen, ob ich die Wahl an nehmen derf!"