2 Dte Ltlte un» der Mondstraht. ; Der Mond hängt in die düstre Nacht Recht silberklar herein, Und sendet seiner Strahlen Pracht Und flugs in die erschlossene Brust Schwingt sich der leichte Strahl, Und schmiegt sich an in sel'ger Lust, And küßt sie tausendmal. Da richtet sich aus süßem Traum Die Lilie still empor, Und öffnet ihres Kelches Raum, Und läßt den Duft hervor. Sie aber schließt erfreut sich schnell, Und hält den Buhlen fest. Der, in der hellen zwiefach hell, Bon ihr sich wiegen läßt. Und morgens, wenn die Schäferin Die thau'ge Lilie pflückt, Und sie mit frommem Kindersinn An ihren Busen drückt: Da wird, wenn sich der Kelch er schließt. Ihr wunderbar zu Muth, Und unbekannte Sehnsucht fließt Durch ihr erglühtes Blut. Und seufzend wallt fie durch das Thal Sagt, hat das wohl der Mondenstrahl Im Lilienkelch gemacht? Schwesterliede. No» M. Schocpp. Endlich! Endlich! Mit zitternden Nicht umsonst gedarbt und geopfert! In knappen Worten stand da, daß das große Ziel erreicht war, daß er mit gen, daß aus dem eancl. zur. ein Re serendar geworden. Ach, das Glück! Die Freude! Ihr Junge, ihr Liebling, ihr Abgott Referenvar! Ahnte er, Worte und fuhr dann, leise vor sich hinweinend, fort, die kleine Küche auf zuräumen. „Der gute Junge," sagte sie dabei, „der liebe, gute Junge. Wann er wohl kommt? Gewiß bald, sehr bald." Die Schwester wird, die erste sein, der er sein Glück anvertraut; zu altdeutschen Napfkuchen. sein Lieblings, gebäck. Es ging zwar schlecht, sie hätk dafür «in Mittagessen herstellen können. Wie glücklich traf es sich doch, daß gerade heute die beiden Stunden aus fielen! Lenchen Krause hatte sich den Finger verrenkt und konnte deshalb »richt spielen, und bei Wends war Ge sellschaft, da war die kleine, altmodi sche Klavierlehrerin erst, recht nicht zu brauchen. Wie gut meint es doch oft das Schicksal! Hätte sie ein elegantes Kleid gehabt und ein wenig lebhafteres ben! Wenn er doch bald käme! Das Wasser kocht und sprudelt bereits im Kessel, der Kaffee ist schon gemahlen, ein Lot mehr als gewöhnlich. Er trinkt so gern starten Kaffee. Und so gemüthlich sieht es aus in dem kleinen Raume, gar nicht, als wäre er im vierten Stock; alles so lieb; so traulich, so bekannt die Familienbilder in den schwarzen Rahmen, das grüne Ripssopha, über dessen oerschabte Stel len sie gehäkelte Dicken gelegt, der ur alte Secretär, dessen Holz so wurm stichig ist, von dem sie trotzdem nichts in der Welt hätte trennen können. Neu Bücherregal, in dem Walther/ Rechts» gelehrtheit so enz zusammengedrängt fieht. Und Minchen kann sich auch paßt nicht", sagt sie, „es paßt durch aus nicht hinein." Und sie hat recht; es steh! so prahlerisch aus inmitten dieser bescheidenen, altmodischen Ein darunter leiden als sie. Und um nicht unthätig dazusitzen, holt sie ihre Hand arbeit; sie stickt Knopflöcher in Herren kragen für ein großes Weißwaarenge schäft. Natürlich darf er nichts davon wissen; sie sieht es auch ein, daß sich das für ihren Stand ihr Vater nicht schickt. Aber, mein Gott, es bringt Geld. Wie sollte sie ihm sonst die Biergroschen geben oder seine Wä sche zahlen und was soll sie auch mit der vielen freien Zeit beginnen, die ihr neben ihren Unterrichtsstunden »leibt! Und sie stickte und stickte, und Stun de auf Stunde verrann in vergeblichem Warten. Da verzehrte sie im Däm» «mrlicht ihr kärgliches Abendbrot; wenn er nicht da war, konnte ja das Petro leum gespart werden. Kurz vor Mit ternacht suchte sie ihr Lager in dem schmalen Raum neben der Küche auf und schluckte tapfer die Thränen hin „Sieh 'mal, Minchen, es ging nicht", gestand Walther, als er am nächsten Mittag nach vielem Recken und Gäh nen ihr den Gefallen that, im Bett den Kaffee einzunehmen. „Hillmann hatte ein Souper großartig, sag' ich dir, zweiunddreißig Gedecke. Prachtvolle Cigarren Stück 'ne Mark, taxire ich; famose Weine, entzückende Toilet- Aber, wi« siehst du denn aus? Du pfinden." Sie wurde dunkelroth. Der Vor wurf that ihr weh. „Ich hatte dich fr, bestimmt gestern erwartet." klein« Zerstreuung schon gönnen. Oder glaubst du, ich fände sie in dieser Man. farde? Armsein ist ja «in s«hr christ licher Standpunkt. Ab«r di« Predig ten von der göttlichen Zufriedenheit leicht könnten wir damit bis an un ser Lebensende in diesen vier Wänden sitzen." „Ich meinte nur, Walther —" Schweigend ging sie hinaus. Das Mittagbrot mußte bereitet werden. Aber so bescheiden es auch war, so viel Zeit nahm es doch in Anspruch. Und Schlimm genug, daß die Welt soviel auf den Schein gibt! Da es nun aber 'mal so ist, muß man sich danach rich pers mit Damen oder zu einer Spa zierfahrt oder zur Oper (ersten Rang Loge) abholen und der Gedanke Walther hustete nervös und schloß die Augen. Di« Vorstellung war gräßlich. Und in- diesem Augenblick war er sicher, lieber sterben zu wollen, als sich mit dem Fluch der Lächerlichkeit Das Beste für ihn. Sie hatte ja so „Was ist denn das für ein abscheu licher Geschmack? Du merkst es nicht? Die Butter ist schuld? Warum laufst dich beleidigt? Nein? Das freut mich, lich: Märtyrergesicht. Man könnte Er klagt« über Kopfweh, und so gleich schlug sie ihm die verschiedensten Linderungsmittel vor. Nichts gefiel ihm davon. hat! Ich aber habe keins. Und in den Straßen herumzulaufen mit diesen, rührend kindlichen Bewußtsein, paßt mir nicht. Das können Schuster und Schneider thun. Ein Referendar kann sich jedoch eine derartige Freiheit nicht nehmen. Laß nur, es wird schon vor übergehen." Nichts that ihr so leid, als wenn er in so bitterer Resignation sprach. Der Arme! Nein, sie konnte es nicht übers wie Handschuhe, Schlipse. Stiefelbe sohlen und dergleichen. Und in fünf den die Honorar« gezahlt und imWeiß waarengeschäft abgerechnet. Mit «in«m stillen Läch«ln ging st« zu dem ehrwürdigen Secretär, schloß das Fach auf, in dem st« ihr« Heiliglhümer, tern, einen altmodischen Fächer und Walthers Photographien aus den Kin derjahren sorgsam bewahrte, und nahm aus «iner kleinen Holzbüchse ein« An zahl Münzen, Fünf- und Zehnpfen nigstücke größtentheils. Es war leicht zu erkennen, daß «s Sparpfennige wa „Du, Walther", sagte sie, und ihr sorgenvolles, mageres Gesichtchen war wie verklärt, „so schrecklich steht es noch nicht bei uns. Es sind fünf Mark und acht Groschen. Nun thu' mir den Ge fallen und geh, du stehst wirklich recht angegriffen auL." Sie legte das Geld vor ihm auf den Tisch und trippelte eiligst in ihre Küche. Und Walther saß mit aufge stützten Ellenbogen da, blickte von dem Gelde zurück auf das Geld, und es ward ihm ganz weich ums Herz, ganz sonderbar. Etwas, das Gewissensbis sen sehr ähnlich war, empfand er auf einmal. In dieser Stimmung eilte er ihr nach, und ganz gewiß hätte er ihr «inen Kuß gegtben, wenn nicht das Fenster offen gewesen. Es hätte also jemand sehen können, und das wäre doch peinlich. Verlegen lachend blickte sie zu ihm auf und strich verwirrt über ihr glatt anliegendes, schlicht geschei teltes Haar. Und ein großmüthiges Mitleid mit ihrer Dürftigkei!, mit ihrer Schüchternheit befchlich ihn; er nahm ihren Arm und führt« si« in die Stube zurück. „Dann sollst du wenigstens mitkom men, Minchen, willst du? Wir gehen in den Part und trinken dort Kaffee —- wieder.' Du bist doch «in« komisch« Person. Hol« d«in«n Hut, in zehn Mi nuten bin ich fertig." Minchen m«int« nicht recht gehört zu haben. Der Walther mit ihr in den Park? Der Walther! Seit langen, langen Jahren hatte sich das nicht mehr zugetragen. Ach, wie lieb war er doch, wi« gut! Weinte sie denn? Ei bewah re, das waren doch keine Thränen? Mals so recht beachtet. Von ihrer Woh- Und Walter lachte. „Wie naiv du noch ein rascher, scharfer Blick wahrhaftig, die Klvttews! Sie haben ihn längst bemerkt. Sie lachen und gleiterin in g.rad.zu herausfordernder Das Blut stieg ihm heiß in die Himmel, wie schön sie heute ist, Und jetzt beugt sich Kurt zu ihr, und sie lacht. grüßen ich habe dir von ihnen er zählt sehr einflußreich, reich, ton angebend du entschuldigst doch?" Und fort ist er. Wie sreudig sie ihn auf der Veranda begrüßen! Nur Littie behandelt ihn sehr von oben herab, und ihre Wort: recht, daß Sie Ihre Dame verlassen! Wie wollen Sie sich denn vor ihr recht „Wer est sie denn?" „Aeh, Ge heimniß?" „Gestörtes Tete-a-tete!" „Ach, liebster Doctor, wie schade, daß Sie nicht bleiben wollen! Rede ihn. doch zu, Littie! Ein Herr fehlt reizte Worte konnte er die Wahrheit sagen? greift Sie nicht. Wer ist sie denn?" Augenblick und Walther ist ent- Siellung in derGeskllsHast nicht "einzu büßen. Er hat ja kein« Wahl. Er weiß. daß in diesen Kreisen Armuth als Ver brechen gilt. Und mit einer nie ge kannten Wuth im Herzen und einem Lächeln auf d«n Lippen meint er achsel zuckend: „Ich begreife Sie nicht. Sagte ich Ihnen nicht, daß ich eine entfernt« Verwandte erwartete?" „Ah ja hm erinnere mich." „Da ist es doch erklärlich, daß ich mich für die kurze Zeit ihres Hierseins ihr widme." „Selbstverständlich. Aber in Ihrem Interesse sage ich Ihnen, bleiben Sie. Die Weiber sind launenhaft. Und un fere schöne Littie fühlt sich vernachläs sigt. Entschuldigen Sie sich lieber bei Ihrer Tante, wenn Sie sie nicht hierher bringe» wollen." „Es geht nicht anders", sagte Wal ther nach einer Weile zu Minchen, „du mußt allein zurückfahren. Sie ha ben mich dringend eingeladen ich kann derartige Beziehungen nicht auf geben —" Er sprach noch viel; sie achtete nicht darauf. Sie sah in fein geröthetes, verlegenes Gesicht, o, sie hatte ihn wohl beobachtet, auch all' die spöttischen, neugierigen Blicke gesehen, die sich auf ihn und sie richteten. Und sie wußte, daß er sich ihrer schämte, daß er die Unwahrheit gesagt. „Lebe wohl," sagte sie und stand auf. „So eilig ist eS doch nicht!" „Laß mich nur. Ich will dir nicht im Wege sein. Er begleitete sie hinaus und zwang sie, eine Droschke zu besteigen, küßte ihr ehrfurchtsvoll die Hand und fühlte, wic sie bei dieser Cvmödie zusammenzuckt«. Dann kehrte er zu seinen „Freunden" zurück. Me sie die Treppen hinaufgekom men? Sie Wichte es nicht. Sie lag auf den Knieen vor dem alten Sopha und weinte, wie sie niemals geweint in ihrem Leben, und ihr Körper zuckte und krümmte sich wie unter Schmer, zen. Das war der Dank für «in geopfer tes Lekn! Deshalb hatte sie ihren Mädchenträumen entsagt, um an dem zarten Kinde Vater und Mutter zu ver treten! Deshalb hatte sie ihr kleines Vermögen ihm gegeben, das sie vor Sorgen schützen sollte, hatte ihn erzo gen, wie es nur «ine Mutter hätte thun können; hatte entbehrt für ihn, war vor der Zeit alt geworden in der Sorge und Arbeit für ihn! Und nun nun schämte er sich ihrer, der einzigen, die ihm «ine große, selbstlos« Liebe entgegengebracht! In grausamer Weise waren ihr die Augen geöffnet worden und das Glück ihres Lebens, ihre Träume für die Zu kunft zerstört, vernichtet. „Du nimmst es wirklich zu ernst," sagte Walther am nächsten Morgen, „wie oft habe ich dir gesagt, daß heut zutage Gefühle und Empfindungen und alles, was damit zusammenhängt, schweigen müssen, wenn man Carri«r« machen will, besonders, wenn man arm ist. Hätte ich ahnen könn«n, daß du die Sache so tragisch annähmest, wäre ich natürlich nicht geblieben. Uebri gens werd« ich morg«n Abend mit Lieu tenant Kurt zu seinen Eltern fahren; st: haben ein großes Rittergut inSchle. sten. Und kostet mich garnichts, Trink gelder höchstens die Leute können mir mal viel nützen." Und er fährt, und Minchen bleibt allein. Er hat recht; gewiß er hat recht. Und vielleicht ahnt er garnicht, wie weh er ihr gethan. Ais er zurückkehrt, empfängt sie ihn freundlich und'sorgt und schafft weiter für ihn und hört geduldig seinen Er zählungen zu, von Glanz und Pracht und Schein und den stolzen Plänen für die Zukunft. „Wie langweilig sie geworden ist," denk! Walther seufzend, „so recht alt jüngferlich mit ihren achtunddreißig Jahren. Man steht's, sie gehört zu den Frauen, die ihren Vekus verfehlt haben. Ich taxire, sie hat nie geliebt in ihrem Leben." Und fast bedauernd steht er sie an, wie sie an ihrem Nähtisch sitzt und näht und näht gottlob, sie ha! einen großen Auftrag. Und während er sich dert, rechnet sie sorgenvoll aus, ob sie sich wohl die Brille laufen dürfe, deren sie jetzt so nöthig bedarf. Walther muß ja nun an feinen Assessor denken. Und st? hofft weiter. Er verdient es ja nicht. Aber er hat niemanden als sie, der Arme! Umschriebene Brautvater ich möchte gern die haben, die Ihnen am ähnlichsten steht! —ln München. Fremder: Fahren Sie mich also zwei Stunden in der Stadt umher, zeigen Sie mir alle Sehenswürdigkeiten, und dann fahren Sie zuletzt zum Droschkenkutscher: No, dös brauchens gar nicht erst zu sagen, i wois schon, zum Hofbräuhaus! Der Unterschied. Was für ein Unterschied ist zwischen einem Lieutenant, einem Bürger, und einem Studenten in der Kneipe? Der Lieutenant zahlt, der Bürger bezahlt, der Student bezahlt nicht. Be st raste Großspreche rei. ~k>ör', Robert, jetzt müssen wir aber geh'n ... das Souper wartet auf uns!" „Aber Weiberl, ich hab' ja die Wurst hier bei mir!" —lm zoologischen Gar „. ..Das also ist das Thier, von dem uns der Feldwebel schon so viel erzählt hat!" Vom höheren Ku-ms. Zwei große Perioden des höheren Luxus hat die Kulturgeschichte aufzu weisen: die römische Kaiserzeit und das Zeitalter Ludwig's XIV. Er ster« möchten wir die purpurn«, die zweite die diamantene nennen, weil einerseits der Purpur, andererseits der Diamant deren charakteristisches Merk mal bildeten, wobei freilich noch an dere Gegenstände mit in Betracht kom men. Der Purpur war zwar feit uralten Zeiten bekannt. Sein« Entdeckung verliert sich im Dunkel der Sagenzeit. Der Hund des syrischen Herakles soll am Meeresstrand eine Purpurschnecke gefressen haben, wovon seine Schnauze purpurroth gefärbt wurde. Die Farbe wurde aber während des früheren Al terthums theils wegen der Kostspielig keit ihrer Herstellung, theils, weil es so Braach war, nur zur Färbung von Stoffen für Kultuszwecke und Herr schergewänder angewenvet. So kostete noch zur Zeit des Cornelius Ncpos, der um Christi Geburt lebte. einPfund Purpurwolle nach unseremGelde H2OO, ein Pfund Purpurseide zur Zeit Dio kletians nicht weniger als ?936. Die Purpurseide wurde zu Zeiten mit Gold aufgewogen. Dabei war aber die Farbe von einer unver gänglichen Dauerhaftigkeit. Während nämlich andere Farben in der Sonne verschossen (was ja jetzt auch noch zu meist der Fall ist), gewann diese durch die Einwirkung des Sonnenlichtes erst ihre eigentliche Entwicklung, nämlich jene tiefe Gluth, welche bei keiner an deren Farbe gefunden wurde. Uebri» gens gab es eine Menge von Abstufun gen (Abtönungen) des Purpurs, von denen die rothe aber stets die beliebtest« blieb. Die Prätexta (Obergewand) des Königs Servius Tullius soll nach 660 Jahren noch den alten Glanz be wahrt haben. Mexandei! der Große fand in Sufa zweihundertjährige Purpurgewiinder und dessen purpur ner Königsmantel schmückte noch die Schultern' des Pompejus. Dieser Mantel hatte als» das Alter von bei nahe 300 Jahren. Die Heimaih 'der Purpursärberei war der Orient. Je mehr die Römer in diese Länder eindrangen, verpflanzte sie sich auch nach Rom. Anfangs be gnügte man sich dort mit schmalen Purpureinfassungen der Gewänder, bald aber ging man zu ganz purpur nen Gewändern über und als feit der Cäsarischen Zeit alle Schätze des Orients, als Opfer des herrschenden Raubsystems, nach Rom flössen, da kannte der purpurne Luxus keine Grenzen mehr. Die Reichen ruhten nur noch auf purpurnen Pfühlen und schließlich erreichte der Aufwand einen solchen Grad, daß die Imperatoren, eingedenk ihres Vorrechtes auf den Purpur, Verbote dagegen erließen und diese mit solcher Sirenge durchführten, daß der Industriezweig zu Grunde ging und die Kunst der Purpursärbe rei sich schließlich ganz verlor. Ein nicht minder verschwenderischer Luxus wurde mit den Tafelgenüssen getrieben. Von der Königin Kleopa tra ist es bekannt, daß sie bei einem Gastmahl ihre kostbarste Perle, die ei nen Werth von Millionen hatte, in Es sig auflöste und verschluckte. Die Gastmähler des Lucullus sind durch ihren verschwenderischen Aufwand sprichwörtlich geworden. Man suchte sich durch die Seltsamkeit und Kost spieligkeit der einzelnen Gerichte förm lich zu überbieten. Man bewirthete sich mit Gerichten aus Straußengehir nen, Nachtigallenzungen und so wei-. ter. Die Weine, an sich schon von ausgesuchtester Feinheit, wurden mit den kostbarsten Essenzen parfümirt. Es war eine Art des wahnwitzigsten Sportes. Ein reicher Schlemmer, der eines Tages die Wahrnehmung machte, daß er nur noch ein« Million im Besitz hatte, hielt sich für ruimrt und nahm sich das Leben. Wenigstens scheint man damals das Schuldenmachen im großen Siile noch nicht gekannt zu haben. Was nun die diamanten« Periode des Luxus betrifft, so begann sie ei gentlich schon unter Ludwig Xlll., er reichte aber ihren Gipfel unter Ludwig XIV., den die Franzosen so gerne I.oui» I»- (ii'nntl nennen, ohne zu be denken, daß er es hauptsächlich gewe sen, der das Land durch seine überaus verschwenderisch« Wirthschaft an d«n Rand des Verderbens brachte. Er nöthigte sein« Zeitgenossen förmlich zu Aufwand und Verschwendung und gab auch in eigener Person das Beispiel dazu. Als bei einer Theatervorstel lung die Toiletten nicht die gewöhn!« Pracht zeigten, vermerkte er dies in mißbilligender Weise. Dies genügte, um bei der nächsten Gelegenheit die Herrlichkeit des ganzen Diamanten- und Pretiosenapparates zur Entfal tung zu bringen. Er selbst erschien 1698 bei einem Feste, das er zu Ehren des persischen Gesandten veranstaltete, in einem goldgestickten Rock, der mit Diamanten im Werthe von 12i Mil lionen Francs eingesäumt' war. Der Rock war so schwer, daß der König froh war, das Kleidungsstück nach der Ceremonie ablegen zu können. Er ließ eine besonders kostbare Cassette herstellen und mit Juwelen aller Art anfüllen, um daraus bei Gelegenheit nach Belieben schöpfen zu können. Der größte Theil dieses Cassetteninhaltes fiel der Madame de Montespan zu. Die Verschwendung des Königs ging „Dame" in dem ihr zu Ehren erbauten Schlosse zu Oiron zum Theil mit Dia manten besetzen ließ. Die reichen Bürgersfrauen wetteiferten mit den Damen des hohen A°dels in verschwen derischem Aufwand. Eine reich ge wordene und geadelte Wäscherin besaß standen. Die Damen trugen so breite Colliers, daß fast die ganze Brust da von bedeckt wurde. Ein ganz er gehänge, welchc bis zu den Hüften, ja nicht selten bis zu den Knieen reichten und so schwer waren, daß man nicht begreift, wie die Ohrläppchen sie tra gen konnten, ohne abgerissen zu wer den. Selbst Uhren und Glöckchen, die selbstverständlich auf's reichste mit Edelsteinen, in, erster Linie mit Ma die Ohren. Unter Ludwig XV. dauerte dieses System der Verschwendung fort. War unter seinem Vorgänger die Mor.tes pan die große Diamantenkonsumentin gewesen, so ließ ihr jetzt die Dubarry kaum etwas nach. In ihrem Schlosse zu Luciennes häufte sie in einem Schrank, der allein 80,Odl) Francs ge kostet hatte, ihre Kostbarkeiten an. Einige ihrer Bedienten stahlen diesen Schatz, wurden aber in London festge nommen. Man fand bei ihnen 140 große Diamanten, 700 Brillanten, 300 große Perlen, 3 Riesenrubine, 7 Riesensmaragde, «ußerdem eine Menge mit Edelsteinen besetzter Schmucksa chen. Der Schatz war aber noch grö ßer gen.-c.en, denn die Dubarry hatte schon für Millionen Kostbarkeiten im Auslande versilbern lassen, um drängende Gläubiger zu befriedigen. Die Königin Maria Antvii ctte, die bekanntlich als Opfer der Revolution unter dem Fallbeil ihr Leben lassen mußte, hatte eine so große Vorliebe für Diamanten, daß sie noch zur Zeit, als die öffentliche Unzufriedenheit be reits einen drohenden Charakter ange nommen hatte, und trotzdem daß sie vom Finanzminister warnend hierauf aufmerksam gemacht worden war, ein Paarj Diamanten - Armbänder um 609,(XX) Francs kaufte. Leider verpflanzte sich diese Seuche auch nach Deutschland. Die Höfe, deren es damals hier die dreifach« Zahl gab als heute, wetteiferten unter ein ander in luxuriöser Verschwendung. Selbst der bisher so musterhaft spar same preußisch« Hof blieb nicht frei von der Ansteckung. Allen aber that es zuvor der säch sische Hof. August der Starke wollte ein zweiter Ludwig XIV. s«in. Hätte ihm das nöthige Geld zu Gebote ge standen, so würde er dies Ziel auch er reicht haben, ausgenommen etwa im Kriegsruhm, denn er hatte in seinen Kriegen nur verloren« Schlachten zu verzeichnen. Um so mehr suchte er sich durch rauschende Festlichkeiten, nächt liche Gelage, überhaupt durch ver schwenderischen Glanz zu entschädigen. Das Land wurde dadurch um so mehr ausgesogen, als auch die Großen des Hofes in luxuriöser Verschwendung wetteifert«,,. Der «iner mittellosen thüringischen Adelsfamilie entsprossene Premierminister Brühl, der nament lich der Günstling des Sohnes und Nachfolgers August des Starken war, hinterließ ein Vermögen von annä hernd dreißig Millionen Mark nach heutigem Geldeswerth. Die Hälfte davon bestand in Grundbesitz, die an dere in Staatspapieren, Baargeld, Außenständen, Kleidern, Mobilien und Kostbarkeiten. Unter letzteren befan den sich unter anderem: 87 Ringe, 835 Schnupftabaksdosen. 5S Etuis. 102 Taschenuhren und so weiter. Der Gesammtwerth der Kostbarkeiten belief sich auf 376,843 Thaler, was aber heute ungefähr den etwa fünffachen Geldwert'h ausmachte. Außerdem! an Silberwerk für 62.660 Thaler, an Porzellan für 27.214 Thaler, an Garderobe für 63,966 Thaler, dar unter 198 gestickte Anzüge, 43 Schlaf röcke. 30 Hüte, 47 Pelze. 17 Zobel müffe und so weiter. An Wäsche und Spitzen für 21,446 Thaler, an Mobi liar für 28,162 Thaler; die Gewehr kammer figurirte mit 13,936 Thaler, die Bildergalerie mit 106,329 Thaler, die Bibliothek mit 66,600 Thaler, die Kellerei mit 66,644 Thaler und so weiter. Nicht zu verkennen ist, daß die Prachtliebe und der Aufwand aller die ser Fürsten und Großen vielfach zur Aufmunterung und wirksamen Unter stützung der Künste und Wissenschaf ten Veranlassung gaben. Brühl's 62,000 Bände zählende Bibliothek, die der Staat für 66,600 Thaler ankaufte, ist zum Beispiel noch jetzt der Haupt bestandtheil der königlichen öffentlichen Bibliothek in Dresden. terhieliest? Nichte: Darüber sorge ! steinreich und der andere ein phänome naler Dichter! Tante: So das wäre! Was haben sie denn gesagt, wenn man fragen darf? Nichte: kapitalen Mensch, und jener nannte ihn darauf einen classischen Kerl! ! Au! A.: Du, mein Doctor hat meinen Arm brillant kurirt. B.: Kein Wunder der ist ja auch Ar- menarzt! ! Die Hauptsache. Mama, Du willst also nicht, daß ich mich mit Vetter Hans verlobe? Nein, mein Kind. Mein Gott, aber was sollen wir denn da mit den Verlobungskarten anfangen? Das Keder in der Confection. In dem Schaufenster eines der ersten Berliner Damenconfections-Gefchäste stellt, das die Aufmerksamkeit der Pas santen, auch der männlichen, in beson derem Maße in Anspruch nahm. In Form und Schnitt unterschied es sich nicht wesentlich von den für die Mode des nächsten Herbstes und Winters fest gesetzten Modellen, aber es wies eine ganz neue Eigenart auf, die ihm die Beachtung „weitester Kreise" sichert. Das neue Damen-Jacket trug nämlich einen veritablen Lederbesatz, und die Verzierungen, mit denen Brust und Hals reichlich geschmückt sind, bestan den ebenfalls aus zartem, weichen Le der. Welch einen Blick in die Zukunft er öffnet diese Verwendung des Leders bei der Toilette! In der That ist die Einführung des Leders in die Consection ein Schritt von so außerordentlicher Bedeutung, daß sich die Folgen noch gar nicht ab sehen lassen. Schon im letzten Jahre kam es zu kleinen, schüchternen Anfän gen: man versah die Hüte mit ledernen Einfassungen. Daß die Idee Anklang fand, ergibt sich aus dem lederbesetzten Modell-Jacket, und wenn, die kühnen Neuerer nicht auf halbem Wege stehen bleiben, so dürste uns die kommende Saison noch manche Ueberraschung bringen. Hat dann erst einmal das Leder in der Damenconsection festen Fuß gefaßt, so kann sich die Herren- Schneiderei der neuen Richtung nicht lange verschließen, zumal die männliche Gewandung für die Verwendung des Leders noch weit geeigneter erscheint als die weibliche. Auch die Literatur wird sich recht- zeitig mit der neuen Moderichtung ver traut machen müssen. „Fräulein Lud milla sah in ihrem knapp anschließen den Jäckchen von echtem Sassianleder allerliebst aus." Oder: „Der blinde Geiger errieth die Nähe der Gräfin aus dem eigenartigen Parfüm, das ihr Juchtenjacket ausströmlc." „Wie lange hatte die arme Näherin darben und sparen müssen, um die zwei Zie genfelle anschaffen zu können, dio ihre kunstfertige Hand nun zu einen^ Win termäntelchen verarbeitete." Solchen und ähnlichen Stellen wird man in den neuen belletristischen Erscheinungen des nächsten Jahres beaegnen, und noch überraschender wird die Ausbeute sein, die uns die Lyrik darbietet. Wie ge fühlvoll kann in Zukunft der verliebte Poet „vom Leder ziehn": Zwar ein Jacket mit Ledertheilen Umspannet Deinen zarten Leib; Doch nicht vor Amors kleinen Pfeilen Schützt solch ein Panzer, holdes Weib.. Ich weiß zu gut, daß dieses strasfe Kalbfell ein weiches Herz umschlingt, In das Gott Amors kleine Waffe Mit starkem Widerhaken dringt! Und welch neues Feld bietet sich den jenigen Schriftstellern dar, die auf einen packenden Titel Werth legen! „Die Dame in Kalbleder" zum Bei spiel ist ein Titel, der sich gewiß hören läßt. Was aber sagen die Kleiderstoff-Fa brikanten zu der neuesten Laune der Göttin Mode? Haben Sie schon da ran gedacht, daß ihre Existenz geradezu bedroht ist? Werden sie die Sache ru hig ihren Gang gehen lassen oder die Hilfe des Staates anrufen, damit er hemmend und ordnend in die Jrrgänge der Mode eingreife? Schielende «lugen. Ein entstellendes Leiden, das weder die regelmäßigste Körperentwicklung, noch die schönste Gesichtsbildung ganz übersehen macht! Wie manche Thräne weint die Mutter über das Unglück des hübschen, blühenden Kindes, daS schielt! Und doch hat sie in vielen Fällen das Leiden selbst verschuldet, indem sie, unbelehrt und ungewarnt, versäumte, was zur richtigen Entwick lung der Augenstellung, nöthig war: es ist die richtige Stellung des Kinder bettchens z»m Lichte. Im ersten kind lichen Alter sind die Augen noch nicht geübt zusammenzuarbeiten, d. h. sich stets zugleich nach rechts und links, oben und unten, innen und außen zu drehen. Vielmehr macht jedes Auge im Anfange seine Drehung ziemlich unabhängig vom anderen Auge. Wenn nun die Wiege des Kindes so steht, daß sie nur von einer Seite Licht erhält, und meistens noch recht Helles Licht, so hat das Kind nach dem Lichte mit dein einen Auge nur eine geringe Drehung zu machen, mit dem anderen dagegen eine um so größere. Da nun alle Kinder gerne nach dem Lichte schauen, so bildet sich, wenn die Wiege den un geeigneten. von einer Seite beleuchte ten Platz längere Zeit behält, dauernd ein« ungleich? Stellung der Augenaxe aus: das Kind schielt. In vielen Fällen „verwächst" der Fehler bei recht zeitig eingeholtem Ratbe und dessen Befolgung; oft bringt eine Operation in späteren Jahren Hilfe; oft aber bleibt der Fehler in mehr oder weniger hohem Grade unabstellbar. Darum sollen all: Mütter des Kindes Bettchen so stellen, daß es das Licht von beiden Seiten in gerechter Weise bekommt, also am besten mit dem Kopfende nach dem Fenster zu. Neugierig. Amme (mit dem Neugeborenen in's Zimmer tre tend): Hier, Herr Professor! Pro fessor (dem schon zwei Mal Zwillinge bescheert worden sind): Na, wieviel sind's denn diesmal. Frau Müller? Revanche. Herr: „Mein Fräulein, darf ich Ihnen meinen »lrm anbieten?" Fräulein: „Gerne, '.venn ich mich mit meiner Hand re vanchiren darf."