2 Sie werde» kommen, die blaut» Tage. So freudenarm ist keine Brust, Daß nie ein Strahl sie froh durch dränge, Kein Aug' so trüb, kein Mund so strenge. Daß er nicht einmal lacht vor Lust. Sie werden kommen, die blauen Tage Und mit des Spätherbsts bunte» Farben Eich Birke schmückt und Buchenhain. Sie werden kommen, die blauen Tage Die Nachtigall, im Busch verborgen. Das satte Grün der frischen Morge« Nach tobender Gewitterschlacht. DaS Glück, die Jugend sind Geschwi ster. Kein Mochtspruch trennt das holde Paar; Was auch der schönste Herbst beschie den, den Nur weht um das bereifte Haar. Mge aus Walhingtons Leben. Von W. v. Schicrbrand. Wohl selten hat ein Mann das Prä dikat „groß" mit so vollem Rechte er halten wie George Washington. Allerdings ist vieles über diesen selte nen Mann schon geschrieben und ge druckt worden, welches auf Zuverläs sigkeit keinen Anspruch erheben darf, und einer der bekanntesten Washing toner Biographen, Weems, hat sogar wissentlich eine Menge Unwahrheiten über seinen Helden in die Welt gesetzt, namentlich erfundene, aber gänzlich entstellte Anekdoten. So ist die be dem Kirschbaum vollständig aus der Luft gegriffen. Je mehr indessen das über Washington's Leben vorhandene zuverlässige Material geprüft, gerichtet und herabgemindert wird von den Fachgelehrten, umfomehr tritt auch die Wahrheit, daß nämlich George edler und reiner Charakter, einer der Ibedeutendsten in der Weltgeschichte überhaupt, in ein helleres Licht. Und dabei ist es merkwürdig, daß gerade einige der bemerkenswerthesten Züge aus dem langen und für sein Vater land so nützlichen Leben dieses Hel den noch gar zu wenig in weiteren So ist z. B. keine Thatsache in sei nem Leben so unanfechtbar wahr als die, daß er nach Beendigung des Be sreiungskrieges von dem britischen Joche der gekrönte Herrscher des neu zebildeten Staatenwesens hätte wer den können wenn er eben gewollt hätte. Die Dinge logen nämlich so: Die Armee, durch den sieben Jahre währenden Krieg verwildert und nur in Washington ihren Gebieter sehend, der sie durch Kampf und Noth, durch Pulverrauch und Pestilenz schließlich zum endgültigen Siege über das stolze, mächtige England gesiihrt, machte bei seiner Entlassung und Auf lösung, kurze Zeit nach der Uebergabe des Cornwallis'schen Heeres bei Uork town, Anstalten, sich seinen Lohn selbst zu erobern. Vom Congreß hatten sie, das wußte Jeder, nur we nig zu erwarten, denn oft während des langen Krieges hatte der Congreß sogar die nöthigsten Mittel an Geld nnd Nahrung hartnäckig versagt. Und der Gedanke, daß dies neubegründete Land eine Republik, ein nur vom Volkswillen geleitetes Staatenwesen sei, halte im Feldlager noch zu wenig Wurzel gefaßt, um auf diese abge härteten Veteranen besonderen Ein druck zu machen. So hielten sie denn, Osficiere und Mannschaften, bei Newburgh eine Art von Convention ab, worin sie beschlossen: 1) westlich zu marschiren und sich dort von den nehmen, was ihnen gerade passen würde; 2) den Congreß mittlerweile obne Armee zu lassen und ihnen die Abschließung des wirklichen Friedens auch ohne ihre Hülse anheim zu stel jungen Landes zu krönen. In Bezug auf den letzteren Punkt verhielten sich Osficiere und Mann schaften allerdings nicht, daß es wohl schwierig durchzuführen sein möchte. Sie betrauten deßhalb mit der Auf fassung des zu überreichenden Schrift stückes einen Ausschluß, dir sich aas den geschicktesten und sedergewandte stkn Ofsicieren des Heeres zusammen setzte. Diese? Schriftstück wurde nnd Unzuträglichleit der Republik, Glaube sei, daß der „Titel König nur bei Wenigen Anstoß erregen wäre, so wäre der Staatsstreich auch ohne große Mühe und sogar wahr- schelnlich ohne Blutvergießen bewert» stelligt worde... Washington aber war aus anderem Caliber. Seine Antwort ließ an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig. Er drückt« sei nen ganzen Abscheu vor dem Com plott unverhohlen aus. Er sei nicht im Stande zu beyreifen, wodurch cr sie zur Abfassung einer solchen Adresse ermuthigt habe, sagte er. Im Urtext: Und darauf drohte er den Anfüh rern der Bewegung mit Veröffentli chung ihrer Pläne, wenn sie dieselben nicht sofort aufgäben. Nur ihm war die friedliche Auflösung des Heeres schließlich zu danken, und es bedurfte thatsächlich seines ganzen mächtigen Einflusses, um diese Auslösung in's Werl zu setzen. Wie tiefgreifend aber der persönlich« Einfluß Wash ington's war, das erhellt unter An derem aus einem nur wenig bekannt gewordenen Eircular, welches der erste Präsident der Republik bei sei nem Ausscheiden aus dem Amte an die Gouverneure der verschiedenen Staaten erließ und worin er diejeni gen Punkte anführte, die seiner Mei nung nach in den bestehenden Regie rungssonnen noch der Verbesserung, resp, der Abschaffung bedurften ein Schriftstück, dessen ruhiger, väter licher, von unbestrittener Autorität zeugender Ton zur Genüge beweist, wie hoch im allgemeinen Ansehen ver Verfasser desselben stehen mußte. Auch die Thatsache, daß er sich e«st lange sträubte, ehe er sein Salär als Oberbefehlshaber des Heeres wäh rend des Krieges oder als Präsident der Republik annehmen wollte, zeugt Daß Washington trotz alledem, wie jeder Präsioent seitdem, nicht unangefochten blieb und auch seine kläffende Meute von Feinden und Widersachern hatte, die sich sogar nicht scheuten, ihm die schlimmsten Verleumdungen nachzuheulen, dafür lege. Nannte ihn doch einer seiner besonderen Feinde in der Presse höh nisch chen „Stiefvater seines Vater landes", und zeitweise sogar wursen Wünsche lau! namentlich als die eine Partei im Lande zum Kriege mit Frankreich drängte (i. I. 1798) die deutlich auf Washington als „für die Guillotine reif" hinwiesen. Unredlichkeit im Amte vorzuwerfen und veröffentlichte gefälschte Briefe — angeblich von ihm verfaßt worin die abscheulichsten Dinge enthalten waren. Und all dies geschah nur wenige Jahre nachdem der „Vater des Vaterlandes", mit Ruhm ge krönt, sich wie ein zweiter Cincinna tus auf sein Landgut zurückgezogen hatte, um seine ererbten Aecker fried lich zu bestellen. Indessen gingen alle diese Angriffe nur von einer blieben wäre. Gleichwohl litt Wash im Jahre 1786 an Herrn Morris Werkstelligen, und das ist durch die Macht der Gesetzgebung. Soweit mein Einfluß und meine eigene glück in der Zukunft abwenden dürfte misi'liu'k). Indessen war Wash ington damals schon zu alt, um sich aus seinem B, Acres großen Be- Leben s» schlicht und einfach, wie es sein ganzes Dasein gewesen war. Er hatte sich bei einem Ritte im Schnee- stürm im Halse erkältet, und die Krankheit, die sich daraus entwickelte und an der er dann starb, hitzige La ryngitis, war damals wissenschaftlich noch gar nicht bekannt, so daß die erste ärztliche Beschreibung derselben mrhr als 10 Jahre nach Washing ton's Tode erst erfolgte. So wurde denn zu dem damals ollbeliebten Mit tel des Aderlasses gegriffen, und dazu gesellten sich ebenso beliebte Haus mittel, wie „Syrup, Essig und But ter", und „Essig und Kräuterthee", schließlich noch ein Pflaster von spa nischen Fliegen am Halse. Der Pa triot überlebte, wie gesagt, diese ver schiedenen „Mittel" nicht lange, aber er blieb bei vollem Bewußtsein bis zum letzten Augenblick. Noch kurz vor seinem Ende entschuldigte er sich mit schwacher Stimme gegen seine Aerzte und sogar gegen die ihn um stehenden Haussklaven, wegen der vielen Mühe, die er ihnen mache. Dann ertheilte er seinem treuen Se kretär, Herrn Lear, Auftrag bezüglich des einfachen Begräbnisses, nur be stimmend, daß sein Körper erst nach Ablauf von 3 Tagen im Grabgewölbe beigesetzt werden solle, da er stets Angst vor dem Lebendigbegraben ge habt hätte. Dann frug er Lear, ob er ihn verstanden habe, und als Je ner bejahte, sagte er: „Es ist gut!" (It i» v«17.) Das waren seine letz ten Worte der Arzt drückte dem Sterbenden die Augen zu. Der Tod erfolgte ohne Seufzer oder Zucken. Fünf Tage darauf, am 19. De cember 1799, also nahe der Scheide des jetzigen Jahrhunderts, Wirde ein stimmig im Repräsentantinhause der von John Marshell eingereichte Be schluß, angenommen, worin die be- Hier stehe ich... bester Eintracht und Zufriedenheit lebt. Nur hatte sie einen kleinen Feh ler. .. Ich sage ausdrücklich „hatte", denn ich habe sie davon curirt. Sie weiß allerdings bis heut« noch nicht, daß ich der Uebelthäter war und deshalb muß ich den freundlichen Leser und die lieb liche Leserin darin erinnern, daß Dis kretion Ehrensache ist. Und nun zur Sache! Meine liebe Frau wagte sich gar zu gerne auf die Bretter, die die Welt be deuten. Allerdings, sie besitzt Talent, sie stellt die ihr übergebenen Rollen mit solcher Natürlichkeit und Lebendigkeit dar, wie es eine Schauspielerin von Profession nicht besser machen würde. Am liebsten spielt sie Stubenmädchen und Köchinnen. (Frau Steuerräthin meinte neulich, nur deshalb, um ihre vollen Arme in den kurzen Aermeln besser bewundern lassen zu können. Daß ist ja nur der Neid..) Ich hatte sie sogar auf einer Liebhabervorstellung kennen gelernt und dort hatte ich ihr versprochen, extra für sie einmal ein len sollte. Trotzdem ich sie dann zum Altare führte, hatte ich doch mein Ver sprechen halten können. Daß sie aller dings dafür heimlich sorgte, daß das Stückchen auch aufgeführt würde, ahnte ich nicht. Nach der Hochzeit bat ich sie sofort, von den Vereinen, in denen gemimt wurde, fern zu bleiben, denn ich kann es nicht gut sehen, wenn da meine Frau sonst «inem Gigerl um die Tailh ge faßt wird und o, ich bin durchaus nicht eifersüchtig. chen. So sitze ich denn eines schönen Mor gens ganz gemüthlich in meinem Lehn stuhl und rauche ein« Cigarette und lasse Gott einen guten Mann sein. Da kommt mein Frauchen in der reizend sten Morgentoilette die ich übrigens bezahlt habe zu mir, schlingt ihre Arme um meinen Hals und küßt mich tüchtig ab. (Nochmals: Discretion bleibt Ehrensache!) im Schilde führt," denke ich. „Mein herzallerliebstes Männchen", beginnt sie. „Schatz, was willst Du?" Sie setzt sich dicht neben mich und senkt erröthend ihr Köpfchen. „Gestern war Herr Kippes hier." Herr Kippesist nämlich Präsident ei nes Vereins. „So," sagte ich ruhig, „was ist denn dabei?" „Ja, er bat mich so, ich sollte doch bei dem nächsten Äesellschaftsabend eine Rolle in dem Theaterstückchzn überneh men." „Kind, Du weißt, was Du mir ver sprochen hast." „Das schon. (Sie erröthete auf's Neue.) Aber er bat so dringend, und da tes Um-den-Hals-sallen, erneute Küsse u. s. w. „Nun, für diesmal will ich nichts sagen. Aber dann vergiß Dein Ver sprechen nicht!" „O Du herziger Mann! Nun will ich Dir auch sagen, daß wir Dein Stück zur Aufführung bringen." Also mein Stück wird aufgeführt. Schön, liebes Frauchen, dadurch' will ich Dich curiren. Denn sonst sagtest Du noch häufig „ja", wen» Herr Kip pes käme. Verehrte Leserin: Ehemänner sind doch immer durchtriebene Men schen. Die Frauen sind wie die Franzosen. Das Lächerliche kann sie bis in die tiefste Seele hinein kränken. Beleidigst Du eine Dame sie verzeiht es Dir. lachst Du sie aus, so haßt fi« Dich tödt lich. In meinem Schwank kommt eine Scene vor, wo der Hausherr mit fei ner Köchin in Streit geräth. Sie stellt sich zornbebend vor ihm hin, ballt die Fäuste, stampft mit den Füßen und schreit: „Hier stehe ich. Ich weiche nicht." Warum ich das erwähne, wird der Leser bald erfahren. Am Tzge der Aufführung ging ich einmal unter die Bühne und sah mir die Versenkungsmsschinen genau an. Der Arbeiter, der schon- dabei stand, um nachzusehen, ob für den Abend ginge. Einige Minuten noch verhandelte ich mit dem Manne, dann gab ich ihm ein Thalerstllck und ging. Der Abend war 4a. Das Haus überfüllt. Mein« Frau schwimmt in S«ligkeit (das ist auch so ein Aus druck), ich dito. Der erste Akt gefällt. Zum Schlüsse lebhaftes Händeklatschen, Bravorufen etc. Die Darsteller muß ten heraus. Und dann der zweite und letzte Act, in dem oben erwähnte Scene vor kommt. Ich stehe selbst hinter den Coulisse» und hatte vorher noch meiner Frau ge zeigt, wo sie sich dabei am besten hin zustellen habe. Daß das gerade auf der Verseilung war, ist Nebensache. Der Streit geht los. Meine Frau geräth in Wuth. (Händeballen, Fuß stampfen. Siehe oben.) Jetzt ruft sie: „Hier stehe ich. Ich weiche nicht!" Ein« dröhnendes Gelächter ertönte durch das volle Haus, das war kein Lachen des Beifalls. Das war das Lachen, das sich freute, wenn einem Menschen etwas Unangenehmes wider fährt. Ich weiß nicht, ob meine Frau roth wurde... dem sie war in der Ver senkung verschwunden, trotz ihrem: „Ich weiche nicht." „Ahnt jetzt einer, weshalb ich dem Arbeiter einen Thaler gab?" Der Vorhang mußte fallen. Das Stück konnte nicht zu Ende gespielt werden, denn meine Frau war sporn streichs nach Hause gerannt. Als ich etwas später in's Zimmer trat, fiel sie mir weinend um den Hals: „Franz, ich spiele mein ganzes Leben nicht mehr." Und ich Heuchler küßte sie auf die Stirne und meinte: „Da hast du Recht, mein Kind." Ich sage ja: Ehemänner sind immer durchtriebene Menschen, wenn sie ihre «leider aus Torf. In Paris geht man jetzt daran, Kle ider aus Torf zu verfertigen. Das klingt wie ein Scherz, ist indessen voll ständig ernst zu nehmen. Es ist näm lich schon seit längerer Zeit bekannt, dqß der Torf bedeutende antiseptische Eigenschaften besitzt; man h«t einen Leichnam gefunden, der fast ein Jahr hundert lang im Torfmoor lag und vollständig conservirt war. Im Nor den gebraucht man Torf zu Verbän den, und nach den günstigen Resulta ten, welche russische Chirurgen bei Versuchen mit Torfverbänden gefunden haben, ist der Torf auch vom französi schen Kriegsministerium als Verband material in den Spitälern verwendet worden. Außerdem hat man consta tirt, daß Torffasern in Zusammen setzung mit anderen Stoffen einen sehr hohen Grad von Absorbirungsvermö gen besitzen. Auf diese Eigenschaften des Torfes sich stützend, hat Dr. Ra furel es versucht, die Torffasern zur Herstellung von Unterkleidern zu ver wenden und dadurch den Flanell zu ersetzen. Die neuen Kleider sollen sich ausgezeichnet bewähren, vortrefflich den Schweiß aufsaugen und rasch wie der trocknen. Das Torfgewebe soll nach der Aussage des Dr. Rasurel eine „hydraulische Pumpe" sein und in hohem Grade vor Erkältungen schützen. Bedenklich. „Unsere Be kanntschaft ist so lurz, Herr Müller, daß ich entschieden noch mehr über Sic erfahre muß. ehe ich einwilligen kann, Ihre Frau zu werden!" „O, sehr gern; ich kann Ihnen ja einige von den jungen Damen, mit denen ich schon verlobt gewesen, als Referenz aufgeben!" Durch die Blume. Redac teur: „Sagen Sie 'mal, ist dieser Witz wirtlich Original von Ihnen?" Schriftsteller: „Allerdings!" Redac bedeutend al.er sein, a.s ausse- Gleichbedeutend. Re „schutzlos..'«" Mädchen". Cor?ector: „Ich ließ es stehen, weil ja beide Be griffe doch gleichbedeutend sind!" Er hat Recht. „Hat Ihre Frau Geist?" „Ja, kider!" „Leider? Das scheint mir ein Widerspruch!" „Eben, Widerspruchsgeist ist's!" Der einträgliche Mops. Karl Otto August. Graf von Ve naissin, Baron von Argill, Edler Herr zu Pantin und anderer Orte, dessen Stammbaum die edelsten Namen aus wies, d«r mit Fürsten- und Herzogs geschlechtern verwandt war, wäre sicher lich der erste Edilmann in Europa gewesen, hätt« sein Vermögen seinem Namen entsprochen. Leider aber hat ten ihn seine Eltern, die selbst nur kümmerlich ihr Leben gefristet, im größten Elend zurückgelassen und er nannte nichts sein eigen als ein ganzes Bündel sauber bemalter Familien-Ur kunden und Pergamente und auf die borgt Einem heutzutage bekanntlich kein Mensch etwas. Bis zu seinem zwanzigsten Jahre da nährte er noch schöne Träume von irgend einer plötzlichen Wendung seines Schicksals zum Guten, Glänzen den, aber dann gab er di« Hoffnung auf, nachdem er eine Enttäuschung nach der anderen erlebt. Abgemagert, blaß, hungrig strich er eines Tages er war mittlerweile dreißig Jahre alt geworden durch die Straßen, da siel sein Blick auf ein Inserat in einer Zeitung, die er von d«r Erde aufgelesen: „Junge Dame, drei Millionen, später mehr, wünscht sich mit einem gänzlich vermögenslosen Edelmann von altem, authentischem Adel zu verheirathen. Gesl. Offer tes unter 15. 36 postlagernd Post- Karl Otto August, Graf von Ve naissain, überkam «s wie eine Offen barung, er fühlte, daß der Augenblick in feinem Leben gekommen war, wo man, wie der Dichter sagt, „dem Schicksal näher ist als sonst." Er ging in die nächste Kneipe, ließ sich für seine letzten zwanzig Pfen nig ein Glas Schnaps und außer dem Tinte und Feder geben und schrieb: „Mein Fräulein! Ich bin d«r, den Sie suchen. Ich besitze keinen Gro schen. Mein Name ist Karl Otto Au gust, Graf von Venaissin, Baron vo» Argill, Edler Herr zu Pantin und an derer Orte. Meine Ahnen wa«n schon, als die Bourbons noch einfach bürger lich waren, adlig. Ich besitze einen ganzen Schrank voller authentischer Urkunden darüber. Uns«r Geschlecht hat sich zu jeder Zeit ausgezeichnet. Ich zähle sieben Feldmarschälle, achtzehn Generäle, fünf Bischöfe zu meinen Vorfahren. Die Grafschaft Venaissin und neunzehn Schlösser waren unser eigen aber die Revolution ! Wenn ich Ihnen sofort „Hotel zu allen vier Winden." Ich habe noch vergessen hinzuzufügen, daß ich 30 Jahre alt bin, und wenn ich scchs Monat« täglich zu essen haben werde, wieder gesund und kräftig sein und in jeder Beziehung das Zeug zu einem tüchtigen Ehemanne haben werde. —" Dann unterschrieb er: „Karl Otto XXIII." « 5 « Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten: „Herr Graf! Mehr wie Ihre Adelsprädikate, die mich einfach blen den, hat mir das Zartgefühl impo nirt, mit dem Sie über alle nebensäch lichen Dinge hinwegsehen. Sie haben mich weder nach meinem Alter, noch nach der Farbe meiner Haare oder mei ner Augen gefragt. So hören Sie denn: Ich bin jung, hübsch und Sie gefallen mir. Kommen Sie heute Abend zu meinem Vater zu Tisch: Anton Buzon, Fabrik von Servietten, ringen und Zahnstochern, Rue St. De nis 312. Sagen Sie, Sie hätten mich beim Herausgehen aus der Kirche bemerkt und wären mir nachgegangen. Das werde ich schon besorgen. Eleo nore Buzon." Um 7 Uhr trat Karl Otto August. Graf von Venaissin, Baron von Argill, bei den Buzons an. Er war doch etwas aufgeregt und fürchtete eine unangenehme Ueberraschung, denn der Brief seiner Zukünftigen war denn doch etwas zu lakonisch. El wurde wie ein Bekannter aufgenom men. Eleonore stand bei seinem Eintritt auf, überflog prüfend seine Gestalt, und anscheinend zufrieden, sagte sie zu ihrem Vater, einem dicken, behäbi gen Alten, der aus einer kurzen Pfeife „Papa, das ist der Herr, den ich bei der Messe gesehen habe und der mir immer auf der Straße nachgeht. Er gefällt mir, wenn er auch äußerlich einfach aussieht. Aber er hat etwas Vornehmes in seiner ganzen Haltung. Ich wette, er ist adlig. Bitte, ant worten Sie, mein Herr!" Karl Otto August gewann bei die sen Worten seine Sicherheit wieder. Er sagte seine Adelstitel her. Der alte Buzon erhob sich und zog respektvoll sein« Mütze ab. „Herr Graf, seien Sie in unserem Hause willkommen. Wir haben heute Abend Huhn mit Reis und Rehbra ten... Ich acht« den Adel und seine Traditionen. Heutzutage, wo die mei sten Menschen nicht einmal ihren eige nen Vater kennen, kann sich nicht Je um lhrigen. Zu Tisch, zu Tisch! Nach den zärtlichen Blicken zu urthei len, welche Ihnen Eleonore zvwirfl, gefallt Ihr euch Beide, und in drei Monaten, wenn Sie sich etwas her ausgemacht haben, werden Sie mein Schwiegersohn sein, ich werde Karl Otto zu Ihnen und Sie werden Papa zu mir sagen. Ich werde stolz sein, ei nen Edelmann zum Sohn zu haben, denn ich bin ein alter Plebejer und be kenne mich frei als solcher. Meine D-> vise war immer: „Einfachheit und Seelengröße."..." Nun fühlte sich der Graf schon Kind des Hauses Platz. Nach der hübsch war, und er beschloß, um j-Pen Preis vollständig ihre Eroberung zu machen und zu dem Zweck sein« Adels titel auszukramen. Er zog aus d«r weiten Tasche seines Hinteren Rock schooßes eine dicke Rolle vergilbter Ur kunden, an denen halb verschimmelte Siegel herabhingen, und sagte das ein Und Eleonore ließ sich nicht lange bitten. Gierig durchblätterte sie das dicke P».cket, während Papa Buzon be haglich lächelte und das Huhn mit Reis tranchirte. ganz verzückt: „Es stimmt Alles. Ich weiß in Gotha Bescheid. Das ist Alles echt und richtig. Kein Talmi. Gras, wenn Sie wollen, werd« ich Gräfin fein vorausgesetzt, daß Papa damit einver standen ist." Der alte Buzon antwortete: „Papa ist einverstanden. Du wirst Gräfin sein." Galant und höflich erhob Venaissin sein Glas. „Papa soll leben! Prosit! Dein Wohl, Papa! Auf unser Beider Wohl, Eleonore!" Sie heiratheten und waren die er sten drei Monat« sehr glücklich mitein ander. Während di«ser Flitterwochen überließ Eleonore ihrem Manne den Schlüssel zur Kasse, die Papa Buzon jeden Abend neu füllte und die Mor gens regelmäßig leer war. Karl Otto August wurde sehr bald fett und dick und ebenso schnell er wachte seine so lange verhalten gewe sene Natur. Er empfand den Drang, sich an allen Genüssen zu betäuben, die ihm bisher versagt gewesen waren. <Ähr liebenswürdig und nett zu seiner Gattin, bemerkte er doch, daß es außer ihr auch noch ander« Frauen gab, die auch hübsch waren, die ihm auch gesie- Mit einem Wort«, er lebte herrlich und in Fr«uden, bis Eleonore ihm ei nes schönen Tages sehr energisch er klärte, daß sie in zwei Jahren ruinirt sein würden, wenn sie so weiter lebten, und daß sie ihm daher künftighin I Frcs. Taschengeld monatlich geben und selbst den Kassenschlllssel führen Karl Otto August war dabei sehr traurig. Aber er machte gute Miene zu bösem Spiele, lächelte, erwiderte lein Wort und dacht« bei sich: „Es gibt auch noch andere Wege." Und er fand andere Wege! Oh! alle möglichen. Zum Beispiel: Eleonore besaß seit Langem «inen kleinen Mops, der Fisi hi«ß und der ein süßes Thier war. Sie nannte ihn nie anders als „mein Zuckerschnut chen" und liebte ihn mehr als ih? Mann und ihren Vater zusammen«, nommen. Eines Morgens war Fifi verschwun den. Eleonore raufte sich die Haare aus. Karl Otto August zuckt« die Ach „Geliebtes Weib! Du bist unver nünftig. Fifi hat sich sicher nur ver laufen, ein so unschuldiges Thier. Du weißt ja so gut mit Jnseriren Be scheid, setz' ihn in die Zeitungen, versprich an allen Anschlagssäulen dem Wiederbringe? eine riesig! Beloh nung. Und da er nicht bissig,taub, räu dig,blind und schmutzig.kannstDu sicher sein, daß man ihn Dir wiederbringen wird. „Du hast Recht," antwortete Eleo nore. „Ich werde dem Wiederbringer 600 Franken versprechen." Der Graf zuckte nochmals die Ach seln. „Man muß immer den richtigen Maßstab innehalten. Fünfhundert Franken bei unserem Vermögen das ist schäbig... Versprich fünftausend, um so schneller und sicherer bekommst Du ihn wieder." „Gut. Also fünftausend Franken für Fifi. Ich würde mein Vermögen und unsere Grasenlrone sür ihn herge ben. Geh', laus', setz' es in alle Zei tungen, laß es an allen Säulen an schlagen: Fünftausend Franken Dem. der Fifi, mein süßes Zuckerschnutchen, Am nächsten Morgen war Fifi wie dergefunden und der Liebe seiner Her rin wiedergegeben. „Wer hat ihn wiedergebracht?" fragt« sie. Der Gras antwortete: „Ein Unglück licher Familienvater von sechszehn Kindern, ohne Schlafstelle, die Ehrlich „Ach, richtig," sagte Eleonore. „Ich hätte beinahe vergessen, ich Un dankbare." Mann und sag' ihm meinen tiefgefühl ten Dank." Der Graf ging hinaus, steckte die Und ein merwürdiger, böser Zufall wollte es, daß Fifi in demselben Jahn sechs Mal verloren ging und sechs Mal wiedergefunden wurde. Karl Otto August aber lebt weiter Weibliche Doctoren in Gester.- Zlngarn. Die Ausübung der Heilkunde Ist in Oesterreich den Frauen immer worden war, in Wien vergebens be müht, den Doctorhut der Medicin zu erwerben, da das Unterrichtsministe weibliche Aerzte in Oesterreich zuzu lassen. Ein analoger Fall ist der einer anderen Wienerin, Baronin Die Dame hat in Wien am akademi schen Gymnasium die Maturitäts prüfung abfolvirt, in der Schweiz ein zweites Mal das Maturitätsexa men bestanden und dann in Zürich forderlich ist. Ihre Dissertation be krankheiten und erhielt von autorita tiver Seite das Zeugniß besonders dankenswerther Sorgfalt. Dann kehrte die Baronin nach ihrer Hei math zurück, trat in die Wiener gynäkologische Klinik des Professors Schauta als Volontärin ein und wurde unter dessen Leitung mit den selben Arbeiten betraut, wie sie die 23 männlichen Operationszöglinge zu verrichten haben. Nun hat der Oberste Sanitätsrath ein Gutachten dahin abgegeben, daß eine allgemeine Zulassung der Frauen zum Studium der Medicin principiell nicht wün schenswerih wäre, daß aber in einzel nen, bessnders berücksichtigungswer then Fällen ausnahmsweise auch Da men zu den Prüfungen zugelassen werden können. Aus Grund dieses Gutachtens hat nun Baronin Possaner beim Unter richtsministerium ein Gesuch um An erkennung ihres Züricher Diploms eingereicht, worin sie sich vorsichts weise auch anheischig machte, alle wie immer gearteten Nachtragsprüfun gen, die man etwa von ihr verlangen sollte, abzulegen und eventuell sogar sämmtliche Rigorosen, die sie in der Schweiz gemacht hat, noch einmal vor einer österreichischen Priisungs commission zu wiederholen. Allein ihre Bemühungen blieben ohne Er folg. Es wurde ihr nämlich seitens des Unterrichtsministeriums die Mit theilung gemacht, daß man nicht in der Lage sei, ihrem Gesuche zu ent sprechen. Ein dritter Fall! Eine Dame, Fräulein Schorr, hospiiirte nach Ablegung der Maturitätsprü fung an der Wiener Universität und ist nun um die Bewilligung zur Ab legung der Vorprüfungen in Zoolo gie, Botanik und Mineralogie einge kommen aber auch mit diesem Gesuche wurde sie abgewiesen. Nach alledem thllrmt sich also jetzt vor den Bemühungen um die Erweiterung der Frauenbildung in Oesterreich Hinderniß um Hinderniß auf. Aehnlich liegen die Verhältnisse in Ungarn. Dort war das weibliche Geschlecht bisher vom höheren akade mischen Studium, vom öffentlichen Besuche der Hochschulen absolut aus geschlossen. Wohl gab es vereinzelte Ausnahmsfälle, wo junge Mädchen im Wege des Privatstudiums das Gymnasium absolvirtm und zur Maturitätsprüfung zugelassen wur den. aber mit der Erlangung des Reifezeugnisses war auch die Car riere abgeschlossen, denn so oft sich die Damen um die Jmmatriculirung als ordentliche oder auch nur als außerordentliche, Universitätshörerin nen bewarben, wurden die Gesuche vom akademischen Senate zurückge wiesen. Erst kürzlich wurde das Ge such einer in der Schweiz zum Doctor der gesammten Heilkunde promovir ten Gräsin Vilma Hugermay, welche sich beim Senate der Budapester Universität um Anerkennung ihres Diploms und um Gestattung der Ausübung der ärztlichen Praxis be warb, abschlägig beschieden. Die gräfliche Doctorin mußte sich begnü gen, als Geburtshelferin in Bu dapest wirken zu dürfen. Nun soll eine Aenderung des bisherigen Zu standes geschaffen werden. Die An regung hierzu scheint von den Apo thekern ausgegangen zu sein, welche die Frage der Zulassung von Frauen zur Verwendung in Apotheken auf geworfen haben. Das Gutachten der Apotheker lautete zumeist bejahend und so dürfte denn in Bälde der pharmaceutische Curs an der Univer sität auch von Frauen besucht wer den. Der Unterrichtsminister hat ferner den Universitäissenat zur Ab gabe eines Gutachtens darüber auf gefordert, unter wetten Umständen die Zulassung weiblicher Studenten zum ordentlichen Besuche der Univer sität erfolgen könnte. Das Gutach ten des Senats lautete dahin, daß die Jmmatriculiruna weiblicher Hö rer an der Universität erfoloen könne, wenn die Aspirantin im Besitze eines Maturitätszeugnisses sich befindet? über die Aufnahme aber habe auch dann von Fall zu Kall der Universi tötsfenat im Einvernehmen mit dem Minister zu entscheiden. Ehelicher Zwist. Gattin: „Der Schürte im Theaterstück ist im mer ein Mann!" Gatte: „Ja, und die, die ihn dazu macht, ist immer eine Frau!" Gegenseitig. A.: „Würde ich Ihre Gefühle verletzen, wenn ich Sie einen Lügner nenne?" B.? „Ach nein, aber ich glaub:, ich würde t>ann Ihre Knochen verletzen!"