Die tolle Komteß. (15. Fortsetzung.) „Tete te" machte die Frau Grä fin. „Daß man sich so in einem Men schen täuschen kann! Und da habe ich die arme Beat« gar noch übel angebla sen, daß si« mir das saub«r« Treiben dieser Perfonage aufdecken wollt«! Na, ich werd« mal h«ut« gleich hinüber ge hen und der kleinen Braut abbitten. Ein fchönts Hochzeitsgeschenk soll si« auch haben. Und mein guter Mann potztausend, hab« ich d«n schlicht ge macht! Und er hat alles auf sich ge nem nie wieder nehme ich mir eine solche Person in's Haus! Man weiß ja nie was für Schlangen und Ottern- «r sie am zweiten Tage in das Museum geführt. Aber die alten Bilder habe sie gräßlich gefunden und Herr wen sie vor sich hatte, habe sie ganz laut den Schesselschen Vers aus dem bekannten Römerliede herunter ge schnurrt: „Dem Augustus blieb vor Schrecken ein Stück Pfau im Halse ste cken." Und darüber sei ein würdiger Wasser in's Gesicht spritzen mußte. — Meister Fink malte in dieser Zeit denkwürdigen Nacht eine Erkältung mit leichtem Fieber zugezogen, welche si« wiederum tagelang an's Bett fef ben könne. Die Komteß bejahte und ersuchte die Mutter, ihr den Verwalter herauszuschicken. Ruhebett ausgestreckt. Ein Morgenrock statt. Mattgelbe Stores dämpften das Licht, wie der dicke Teppich das Ge räusch der Schritte. Eine milde Däm in Porzellan, Metall, und Leder. „Sie hat die Wahrheit ge- Schicksal selbst verdiente, daß ich Jh sinnens. „liebten Si« Miß Clark?" „Ob ich sie liebte- Die Fälligkeit zi, wahnwitzigen Streich hatte mich dock nur Liebe, blinde, tolle Liebe verführ das heißt, was ich damals dafüi hielt. Als ich den Boden der Neuen neuen Lebensplan, eine ganz neue Phi losophie zurscht gelegt. Ich hatte ein« wahrhaft närrische Angst bekommen Dummheit und Nichtswürdigk«it d«r Menschen mit cynifchem Lachen als etwas Selbstverständliches, dem Wis senden Ergötzliches, hinzunehmen. Ich wollte arbeiten, um zu leben, und viel leicht, wenn es mir glückte leben, um zu genießen! Mein altes Ich konnte Ich zu diesem Zweck nicht mehr gebrauchen, das fühlte ich schon nach kurzem Auf enthalte nur allzu deutlich an dem Mißbehagen, gegen das meine aristo kratisch Wohlerzogenheit auf Schritt und Tritt anzukämpfen hatt«. Ich habe Ihnen schon davon erzählt. Die vor nehmen Familien in den Vereinigten Staaten, die Knickerbockers und F F Virginians sind stolzer und unnahba rer als unser ältester Adel. Ein deut sch«! Entgl«ist«r darf nicht Hofken, in diesen Ring einzudringen. Vielleicht daß er mit seinem ramponirten Ritter thum in den Kreisen der Snobs und Nobodys noch einigen Effekt macht. Mir wenigstens führte die Ironie des Schicksals einen solchen Liebhaber von Antiquitäten in den Weg. Mister Clark war ein Getreidespekulant, der seine Geschäfte vorwiegend nach Deutschland hin machte. Er kannte deutscbeVerhältnisse und Anschauungen sen her, auf denen ihn auch seine ein zige Tochter wiederholt begleitet hatte. Diesem Umstände hatt« ich «s wohl zu mit ihrem besonderen Interesse be ehrten. Ich trat als «in« Art Ag«nt bei ihm ein, hatt« bestimmte ländlich« Be lustig hinweg zu flattern. Ah, Par don.... ich schiveise ab. Die Clarks behandelten mich bald wie zur FamiUe te. Mein Söhnchen hatate ich gut unter gebracht in der Familie eines Privat schuldirektors, der mich eine Zeitlang als Lehrer beschäftigt hatte. Sie wer den vielleicht begreifen. Komteß, daß mir Miß Clark in meiner damaligen Geistesverfassung sympathisch war. Ich sah sogar mit einer gewissen Verehrung zu ihr hinaus, als einem Wesen höherer Ordnung. Eine Ehe mit ihr konnte un möglich die grausamen Enttäuschungen einer Liebesheirath im Gesolge haben! Sie würde ihre hübsche runde Million meinen geistigen Besitzstand unangeta stet lassen. Ich hatte mich nicht bemüht, ihr Herz zu berauschen, sie handelte also die Enttäuschungen herkommen? Ich beschloß, mich heirathen zu lassen und danke schön zu sagen! An dem Ausgang meines Prozesses zweifelte ich nicht." „Aber warum eröffneten Sie dem Fräulein nicht ehrlich die volle Wahr heit, sobald Sie die Gewißheit hatten, daß Sie begehrt wurden?" warf die sen! Amerikanische Emporkömmlinge, welche sich erst in die gute Gesellschaft ihres Landes hineinarbeiten wollen, vermeiden aber nichts so ängstlich, wie eine Heirath mit abenteuerlichem Nei men guten Kenntnissen, der so wohl als ir> für die Gesellschaft, wie als tüchtige Arbeitskraft im Ge schäft zu gebrauchen war. Ich durfte mir schmeicheln, diese Eigenschaften in meiner Person zu vereinigen. Mister Clark- legte mir eines schönen Taget sie Sache so nahe, daß ich nicht mehr zögern konnte, ihn um die Hand seiner den und die Borbereitungen zur Hoch zeit in Angriff genommen. Zum Glück N>ar mein Schwiegervater Nicht so hin terlistig gewesen, Erkundigungen über meine Person in Deutschland einzuzie hen. Uebrigens hatte ich vorsichtshalber bei meinem Schreiben an das Landge »ntschlossen, vi» dumi»o zu spielen. Eine Woche vor dem festgesetzten Hoch zeitstage erhielt ich die Ablehnung mei- Gesellschaft von New Dort nicht als trägliche Regung meines Zartgefühls wurde mit schlecht verhehltem Miß trauen entgegengenommen. Nach der srer Clark mir gern größere Summen zur Verfügung stellen wollte. Ich sah »in, daß ich auf diese Weise meinen Fuße folgte. Josephine suchte, sobald nein Knall in die Luft jedenfalls hat es die Maschine zu büßen! Ich hatte mein vierzigstes Lebensjahr noch meine Natur und die Ordnung der Ge sellschaft mir vorschrieben. Ich bin zu Ende!" Weibe gemacht hattet S??"^"" .Jeden Abend?" .Nein, allerdings nicht mehr häufig jenem Tag«: sie liebte «S, mir Abends vorzuspielen »der Deutsch vor ! bessern." „Ah wirklich! Und war?» Sie nicht glücklich in Ihrer neuen Häuslichkeit?" „Ich hatte ja nie in Herz verloren! lind nicht Zeit gehabt, zu dieser Frau ein bestimmtes geistiges Verhältniß zu gewinnen. Ich kann nur sagen: sie war mir sympathisch, doch ich hätte sie nie bezehrt, wenn sie mir nicht angetragen »orden wäre." Die Komteß vermochte nicht, ein tie fes, schmerzvolles Auscrthmen zu unter» drücken. „Können Sie vergessen?" sagte sie leise und mühsam, während dunkle Gluth sich auf ihr Antlitz legte: „Kön nen Sie vergessen, daß ich mich hm» reißen 1ieß.... ich werde me aufhören, mir darüber Vorwürfe zu machen... eS soll meine letzte Tollheit gewesen fein!" Ich bin der Letzte, der Ihnen Ihre Tollheit falsch auslegen dürfte. Nein, lassen Sie Ihr GestLndniß den Anker sein, an dem sich di's schwankende Er blickt« überrascht zu ihr empor. .Eine Frau?....." „Ja ich bin überzeugt, daß Ihre „Es ist Ihre Pflicht, sich ihr zu stellen." Du das nicht selbst, Marie? Und D>» teß die Hände vor ihr glühendes Ge sicht. Und dann fühlt« sie sich plötzlich von seinen Armen fest umschlossen und liebst, so gebe. Wir können so nicht mit einander leben. Thue Deine Pflicht ich will Dir helfen. Und dann, wenn f-nheit der ersten Gattin «ntwars sie ein so grell beleuchtetes Bild, daß auch der strengst« Richter dem Manne mil sich vorhanden betrachten wollte. Zum Schluß bit sie, zunächst ihr Aufklärung darüber grdrn zu wollen, ob sie sich noch ersten Frau wirklich erfolgt fei, unt» selbst wenn dieselbe die Bestrafung sei ner Doppeleke in Deutschland nach sich Überzeugende Verteidigungsschrift zum mindesten das Herz der «en tief ergreifen, auch wenn «s nicht ia ih»r Macht lag, durch ihr Entgegen kommen das Geschehene ungeschehen zo machen. Graf Pfungk kehrte »ach einige» Ta gen aus Berlin zurück, und zwar in nicht besonders heiterer Stimmung; denn «r hatte in eingeweihten Kreisen über die wahrscheinliche nächste Zulu,st gewisser agrarischer Hoffimngen recht wenig Erfreuliches, j>a sogar bestimmte trostlose Prophezeiungen zu hören be kommen. Di« Folg« davon war, daß. er den Urheber seiner kostspieligen Moortultur mit weit weniger freundli chen Augen ansah, als wie bisher. Der Wege- und Brückenbau war bereits im vorschnellen Oberverwalter nicht feh len. Mch der Graf tonnte sich nicht enthalten, trotz der Achtung, welche er bildeten. Da die Komteß sich von ihrer letzten Krankheit rasch wieder erholte, so tonnte si« auch des väterlichen Ge che nach der Entfernung des Fräuleins beiden Pastorstöchter! hatte Meister Firit das Bildniß de« Zufriedenheit aller derer, die es zu se hen bekamen. Der Graf hatte zu Ehren des Künstlers ein kleines Abschiedsessen ! „Ja, denken Sie: Als ich bei meinem Neffen in Friedenau einen unangemel- beten Abschiedsbesuch machte, huschte über, die ich gan; bestimmt als unser Fräulein Sophie «kannte. Das ist ja beinahe ein« Entführung, was? Wo der gute Emich nur die Koc/eage her genommen hat! Aa, er ist ja fein Abenteuer! natürliche als In der That lehnte Meister Fink die Räsendorf sei es seine Pflicht als „O edles Birst von Bllsterloh," rief Die Ausdrücke lebhafter Anerken blieben ihnen ccklen räthselhaft. W. Kapitel. Herrn von Norwig die erschütternde Nachricht von Vetter Emichs Heirath und es hatte diesen glicht ten. Der Graf machte geltend, daß der unglückselige Busterloher seinen thö richten Streich bald genug bereuen drer Ansicht und erwiderte aufNorwigs völlig rathloses „Was nun?", daß sie nun sofort an ihren so arg betrogenen sein Verhältniß zu dieser Frau früher als beabsichtigt, das heißt, ehe er aus Amerika Antwort erhalten habe, an den Tag kommen würde; doch blieb die Komteß dabei, daß endlich dieser Hydra? der LÜU, ehe ihr immer neue Köpfe war beinahe heiter gestimmt dadurch und führte aus, daß sie ja nun ganz der immerhin unangenehmen Noth- Scheidungsprozeß dessen Ausgang, wie alles im Gebiete des Rechtes, unsicher sei. Es gelte ja jetzt, nur. nachzuweisen, daß sie nicht Fräu lein Bandemer, spndern vielmehr Jo sephine von Notwig, geborn« Schwo chel. sei. Dadurch würde sie ja selbst der Doppelehe überführt und djt gerichtliche Auflösung beider Ehen Ml, selbstver ständlichen Folge. Norwig mußte die Richtigkeit dieses Gedantens zugeben, blieb aber dab«, daß ihin ein« Ahnung sag«, er habe »n seinem Schicksal noch schlimmere Wendungen? zu erwarten. Josephine seil viel zu Aug, als daß sie: sich nicht in, ihrer neuen Stellung der nöthigen Deckung nach allen Seiten hm versichert >iätte. Er sei überzeugt, Lo-ß es ihrer Schlauheit leichter fallen wür de, einem Richter zu beweisen, dcch er selber nicht Hein/ Rols cxm Noewig. als ihm. daß sie nicht Sophie Bande m«r sk.i. Seinem GelöbnH nach konnte Augen zu öffnen. Das klassische Schrei am Schlüsse seiner Heirathsanzeige ver muthete sie ganz richtig, daß Fräulein Sophie ihre Entlassung als Folge ir gend eines harmlosen Annäherungsver suches dargestellt habe, und verfehle nicht, auch diesen Schwindel in rechte Licht zu rücken. (Fortsetzung folgt.) die Küche. Spanischer Salat pack»"). Altbackene Semmel, Zwie beln, frische Gurken und Tomaten» werden (alles zu gleichen Theilen) fein «oürfelig geschnitten und mit der sehr hcilb« Stunde vor dem Austrage« ge mischt werden. Er schmeckt ungemein erfrischend. Gebackene Kalbszunze: !Man t »cht die Kalbizirnge, welche vor her abgewaschen wird, in> der Fleisch brühe oder auch in Salzwasser weich, häutet sie ab «id schneidet sie der Länge mich in zwei Theile, salzt uirt>> pfeffert dieselben, werrvet sie in ver rührtem Ei und dann m Semmelmehl goldgelb. Wiid mit Kartoffelsalat von außen gesalzen und unter fleißi gem Begießen init Lütter Sei Hellem Feuer gebraten; sobald sie beinahe gar läßt sie bräunen und c?ibt sie mit Kopf salat, Gurkensalat, Stachelbosrcompott und dergleichen zu-Tisch. Spatrzel'ge mi!s e. Nur ganz'zarte' Spargel eig i:en sich zur Bereitung dieses vortreff lichen Gemüses. Man- schneidet alle Spargel zu gleicher Länge; etwa 4 Zoll, zurecht, bindet sie in Bündchen und kocht sie auf" bekannte Weife in Salzwasser/ dem man ein kleines Stück Butter, eine 'CitroneirscheiVe und ganz wenig Zucker zusezt: Schon einige Zeit früher, als man die Spargel koch te, hat man 'die abgeschnittenen unteren Spargelenden m Kalbfleisch- ober Hühnevbouillon mit etwas Petersilien grün und Wurzelwerk ganz weich ge kocht, damit'man dieses durchstreichen kann, wobei man darauf achten muß. daß das Durchreiben vollendet ist, wenn di« großen Spargel, fast gar sind. Der Spargelbrei wird- mit einigen Ei gelb, einem Stück frischer Butter und wenig Spargelwasser verrührt, und alsdann, sowie er- heiß geworden ist (man darf ihn ja-nicht kochen lassen!) über die auf heißer Schüssel angerich teten Spargel gefüllt. Gerolltes vch senfle i fch. Zwei Pfund Rümpsteakfleisch, das nicht zu dick geschnitten sein darf, legt man auf ein Brett und rollt mit dem Kuchenroller mehreremcrl darüber hm, damit die Fläche recht glatt wird, be streicht sie mit unten beschriebener Farce, rollt 'das Fleisch ganz fest zu sammen, wickelt es in ein reines Tuch, dessen Enden man fest oerknotet, und kocht das Ganze irr schwacher Fleisch brühe ungefähr zwei' Stunden. Aus der Brühe genommen, läßt man das Fleisch fast kalt werden, bindet das Tuch, falls es sich gelockert haben sollte, wieder fest und preßt die Rolle zwi schen zwei flachen Brettern, die man tüchtig beschwert, so lange, bis sie völ lig erkaltet ist. ZNm Serviren ent fernt man das Tuch und übergießt da» Fleisch mit Aspic, welcher auch zum Garniren verwendet wird, indem man Blätter davon schneidet bnd damit die Oberfläche der- Rolle verziert. Farce: Ein Viertelpfund von Sehnen und Fett befreites Kalbfleisch, das man 16 Minuten in Butter kocht, wrrd in der Hackmaschine fein gewiegt, hierzu gibt man Unzen in kochender Milch geweichte Brotkrumen, Unzen ge wiegten Sch'mktn oder Zunge; einen Eßlöffel voll gewiegter Pstersiike, eine Kleinigkeit Thymian, die gehackte Schale einer halben Citrone: etwas Mliskatblü'the, geriebene Muskatnuß, Salz und' Cayenne-Pfeffer. Man mischt diese Ingredienzen wotL zusam men und feuchtet sie mit einem Ei an. Gefüllte Linzer Torte. Es werden ein halbes Pfund Mehl, ein halbes Pfund süße undi>-ine Unze bittere- geriebene Mandeln, ein halbes Pfund Zucker. 7 Unzen frische Butter. 2 rohe-und 3 hartgekochte dnrchpassirte Eidotter, die kleingeschnittene Schale einer- Citrone und 2 Eßlöffel feiner Rum zu einem Teige oermischt, den man vor dem Verarbeiten eine Stunde kaltstellt und dann zwei dünnen Platten ausrollt, die mcm auf einer Seite: mit ObstmarmirlÄx bestreicht und- aufeinander legt.mil: Ei bepinselt, mit Zucker bestreut »n» bei mäßiger Hitze eise halbe bis »eidiertel Stunde bäckt. Erdbe er- P g. 4 Oran gen irnd eine Citren«« werden zerschnit ten. ausgepreßt airk s«r Saft c-urch ein reines Tuch lauf«?! gelasser? (man thut das am besten «n Abend zuvor). Knapp ein hal!,s Pfund Zuctt-r wird crKdann »ad erkalten lassen, dann fügt in», kwopv eine Hrze auf gelöste Gelatine bi»zu, giebt den Saft hinein und Ltzt- dies so nxet erkalten, daß es gerate im Begriff «ficht, sich zu festigen. Tann treibt mb-->-.n ,>"d reicht , Ladies-Fingeri* »nd Schlagsahne dazu. 3