Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, July 05, 1895, Page 2, Image 2

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    2 I« »er yr««d«.
von ». W. Schlegel.
Ost hab' ich dich rauh gescholten,
Muttersprache, so vertraut.
Höher Hütte mir gegolten,
Südlicher Sirenen Laut.
Und nun irr' ich in der Ferne
Freudenlos von Ort zu Ort
Und vernähin', ach, wie so gerne.
Aber Bäche Winde, Wälder,
Und in bangem Sehnen ivallt.
In der Uebersetzung von A. Basker
»llle:
XNIiO^N.
Ein Schiffbruch.
Von Marz Krif.
Dichter, undurchdringlicher Nebel
liegt über der unendlichen Wasser
fläche. Vergebens schaut der Capitän
des mächtigen Dampfers nach dem
Leuchtfeuer der nahen Küste, nach dem
Leuchtthurme der Insel aus, in deren
Nähe er sich wähnt. Vergebens! Nicht
einmal auf dem Schiffe ist ein Licht
schein zu erkennen.
Die Passagiere haben sich längst zur
Ruh« begeben, die meisten sorglos, sie
Hoffen ja am nächsten Morgen die nahe
Küste, das Ziel ihrer Reise erreicht zu
haben. Hier und dort hört man noch
«ms den Kabinen die Stimmen kleiner
Kinder schallen; sie können sich noch
Lagerstätten befreunden. Erst 'die be
schwichtigenden Stimmen der Mütter
Geruhigen sie allmälig.
In einer Kabine flüstern noch zwei
«veibliche Stimmen. Eine junge blonde
Arau'klagt ihrer Gefährtin, einem schö
nen blühenden Mädchen, haß es ihr
schön chen ganzen Tag über wie nahen-
Ides Unheil auf der Seele läge. Sie
Wime 'sich deshalb noch gar -nicht recht
«ms das Wiedersehen mit ihrem Gatten
freuen, 'Derselbe hat den Seinen eine
«eue Heimath gegründet, an dem Orte,
»rn sie -morgen zu erreichen hofft. Sie
Hätte die Reise nicht gewagt im Winter
mit den Kleinen, aber die sehnsüchtigen
Briefe ihres Gatten, der das nahe
Wethnochtssest mit den Seinen zu ver
leben hofft, hatten sie endlich dazu be-
Bei ihrer Erzählung rrchen Hre
Augen iZft mit inniger Zärtlichkeit auf
ihren schlummernden Lieblingen, einem
Knaben rnm vier und einem Mädchen
rvn zwei Jahren. Diese bieten mit
ihren vom Schlafe gerötheten Wangen,
den blonden Lockenköpfchen, ein reizen
des Bild. Auch die Blicke des jungen
Mädchens haften immer wieder an
ihnen. Sie tröstet, so gut sie es ver
mag, die besorgte Mutter.
Tuch ste hofft mir bangem Herzen
aus ein Wiedersehen mit dem Gelieb
ten. Vor Drei Jahre.i ist er von ihr
gegangen, um in der Ferne das zu er
kämpfen, was ihm in der Heimath -nicht
gelungen, eine sorgensv.ie Zukunft für
sich nnd das Mädchen seiner Wahl.
DieMzen Verwandten'oerselben nwll-
Jetzt steht er <n.f sicheremßoden, un>
folgen, unt> sie kwsft dort das; Glück zu
finden, das di« H<ii«ath ihr versagte.
Sie dankt «och ei, mal herzlich ihrer
daß sie sich ihrer, der Einsamen, aus
der Reife so angenommen, so >«ß ihr
die bangen Stunden der Erwatwng in
ihrer und 'der lieben Kleinen Sesell
fchasl so angenehm verllossen seien.
Die junge Fra« wehn lächelnd ab;
sie freue sich, auf dieser Fahrt eine
Freundin gewonnen zu huben, und sie
Hoffe, da ihre künftigen Heimwese»
«ich! zu weit von einander entfernt lä
gen. auch fernerhin im fremden Lande,
im Verkehr mit ihr zu bleiben. Auch
ihre Kleinen würden jubeln, sie haben
.Tante Ellen" schon von Herzen lieb
gewonnen.
„Und sollte ich jenen Ort, wo mein
Gatte meiner harrt, nicht erreichen,"
Hihrt die junge Frau feuchten AugcZ
fort, „so bringen Sie ihm unsere letzten
Grüße, wenn Sie dorthin kommen!"
Da Plötzlich, Ellen hat die
junge Frau eben beruhigend umfaßt,
ein furchtbarer Anprall des Schiffes.
Die Frauen werden an die Wand der
Kabine geschleudert. Die junge Mut
ter stürzt angsterfüllt zu ihren Kindern,
um sie in ihre Arme zu reißen. Das
„Schnell auf Deck, das Schiff ist im
Oben herrscht entsetzliche Verwir
rung, alle Lichter sind verlöscht, und da
ergießen sich schon brausend die Wo
gen über Alle. Der Capitän befiehlt
schreiend Allen, sich Rettungsgürtel
legt sich das Schiff auf die Seite, so
daß das Deck fast steht. Ellen
Schiff hin und eeißt Alles, was sich
nicht angeklammert hat, mit fort. Die
Capitiinsbrücke verschwindet mit dem
Capitän in den Wogen. Der erst«
Ossicier und ein Theil der Mannschaft
stürzen sich in das eine Boot; nun ist
Das entsetzliche Geschrei der Frauen
und Kinder macht die Scene noch
schauerlicher.
selbe des Entsetzens. Wie viele
Ellen hat wohl
Arm, es zittert vor Kälte, sie Ättet die
in den brausenden Wogen verschwun
den. Das Alles Hot sich im Zeitraum
»iner Secund« vor Ellens entsetzten
den? Er ist schauerlich, aber drüben
winkt Rettung!
Nun kein Zaudern mehr, sie gleitet
der SteÄe, wo die Leine befestigt ist.
Noch ein Gebet nach oben, und sie
wegen? Muth, Muth, und alle Kräfte
streckt.
Gerettet Dankesthräne» in den Au-
Da steht sv nun erschöpft und zit
ternd, üas erste weibliche Wesen, das
des Weg macht»?.
Die Männer fühlen, daß sich wieder
Jemand dem Felsen nähert, Elles
harrt jetzt auch.angstvoll der Näher
kommenden. sie w/iß ja, wie schrecklich
der Weg ist.
Jetzt müssen sie gleich heran sein, da
ein furchtbarer Aufschrei zioeier
weiblicher Stimmen! Zwei junge Mäd
chen hatten, durch Ellens Beispiel mu
thig gemacht, den Weg zewagt, doch zu
letzt hat die Kraft sie verlassen, sie ha
ben den Halt an der Leine verloren
und sind an den, Felsen zerschmettert
worden.
O fürchterlicht Nacht, wann wirst du
enden, und welchen schrecklichen Bil
dern wird der Morgen sein Licht lei
hen!
Stunde auf Stund« v«rrinnt, und
nach und nach hab«n sich dr«iunddr«ißig
Menschen durch den Weg an der Leine
gerettet, auch einige Frauen darunter.
Der erste bleiche Tagesschimmer zeigt
jetzt, daß das Schiff fast ganz gesun
ken ist. Immer noch braust Woge
über Woge darüber hin und reißt die
wenigen Ueberlebenden nach und nach
in's feuchte Grab.
Herzzerreißende Bilder bieten sich
den Geretteten dar. Hier und dort
kauern noch Mütter mit Kindern auf
den Schiffstrümmern.
Ellen wendet sich schaudernd ab, sie
will nicht Zeuge sein, wie auch diese
Armen heruntergerissen werden.
Einige der Männer wollen jetzt ver
suchen, einen Weg zu den Einwohnern
der Insel finden, die ihnen helfen
könnten, denn beim Morgengrauen
sehen jetzt Alle, daß die Insel oben mit
dichtem Walde bestanden ist, und hof
fen daher, menschliche Wohnungen dort
ihnen Sollten sie sich
und erzählt von dem furchtbaren
Schiffbruch, und bald wetteifern Alle,
den armen zum Tode erschöpften Men
schen Hilfe zu bringen.
Auch Ellen Nordon dankt mit Thrä-
und ihr ein bequemes Lager bereitet.
Dann streckt sie endlich ihre müden
Glieder aus, und mit einem Dankgebet
für den sie sich mit Anstrengung all'
ihrer Kräfte gerettet hat, entschlum
mert sie endlich.
Vergebens erwartet man am folgen
den Morgen das Schiff an der Küste;
es wird Nachmittag, Abend nichts
zu sehen!
Noch trösten sich Alle, daß das Schiff
sehen! Jetzt sinkt den Meisten schon
der Muth, sie fürchten das Schreck
lichst«.
«in Fischerboot dem Strande. Es
kommt näher, so daß man mehrere
Männer darin erkennen kann.
Da ruft ein Mann am Strande:
„Mein Bruder, er war auf dem
Schiffe!"
Nun ahnen Alle, daß das Boot dort
schreckliche Nachricht bringt.
Kaum hat es gelandet, so stürzt Al
les auf die Manner zu und bestürmt sie
mit Fragen.
„Das Schiff, das Schiff, wo ist das
ner dumpf, „im Nebel aus einen Felsen
gefahren."
Ein Entsetzensschrei durchschallt die
Lust, dann wieder wildes Rufen.
Felseninsel gerettet," lautet die Ant
wort.
„Dreiunddreißig nur," schreit Alles
Jetzt sind sie Alle verstummt, Keiner
rettet?"
sechs," antworten die Männer.
Jetzt ist's vorbei mit der Fassung der
Männer, die Frau Kinder erwar
mehr zu hoffen, daß eines von seinen
Lieben unter den Geretteten sei. E!liz>st
wird nun ein kleiner Dampfer in
Stand gesetzt, um nach der Insel ab
zugehen und die Geretteten abzuholen,
die schon sehnlichst darauf warten, wie
die Fischer erzählen.
Alles drängt herzu, um ivitzufah
ren, hoch der knapp bemessene Raum
gestattet es nur Wenigen, die Uebrigen
müssen die qualvolle Ungewißheit <?-'ch
länger ertragen. Jetzt setzt sich der
Dampfer in Bewegung, Viele stauen
ihm trüben Blickes nach was wird
er bringen, wenn er zurückkehrt?
Auf dem Deck des Dampfers stehen
zwei stattliche Männer; sie haben sich
schlössen.
„Ich habe keine Hoffnung mehr,"
sagt endlich der Aeltere dumpf, „wo
meine Kleinen sind, ist auch meineFrau,
sie hat sich nicht von ihnen getrennt.
Alles, alles verloren!"
Der Andere findet kein Wort des
Trostes, er mutz den Befürchtungen ja
leider Recht geben.
Seine Hoffnung, die Geliebte zu
finden, ist sie nicht ebenso trügerisch?
Da taucht schon die verhängnißvolle
Felseninsel auf. Düsteren Blickes
schauen die Mitfahrenden nach ihr hin
war sie doch die Veranlassung die-
Näher und näher kommt man, hier
und dort sieht man Schiffstrümmer
auf den Wellen schwimmen. Jetzt
wenden sich die Blicke Mer wieder der
Jnkel zu, da, dort oben über der schrof
fen Felswand, sind das nicht Men
schen? Ja, es sind die Geretteten, sie
gen jetzt herunter, von den Inselbewoh
nern geführt. Angstvolle Blicke fliegen
den Kommenden entgegen.
jene Gestalt, ist das nicht Ellen, seine
Geduld, bald sind wir heran!
Da schallt eine jubelnde Mädchen»
stimme herüber: „Rudolf!"
gleich.
„Ellen, mein Lieb, hab' ich Dich wie
der," flüstert er ihr zu und blickt ent
zückt in ihr schönes Gesicht. Sie
schmiegt sich selig in seine Arme, doch
sich sanft los; hier ist nicht der Ort, sich
Pflicht zu erfüllen. Ihr Geliebter zieht
ihren Arm in den feinen und wendet
sich mit ihr zum Gehen. Jetzt sucht er
seinen Gefährten mit den Augen. Da,
dort hinter den Anderen steht er, sein
Körper sucht einen Halt an der Fels
wand, trostlos starren sein« Augen aus
dem fahl g«word«nen Antlitz zu den
Glücklichen, die sich gefunden haben,
hinüber.
Ellen durchzuckt es seltsam. Sollte
das etwa der Mann ihrer Freundin
sein? Sie fragt hastig ihren Rndolf
nach dem Namen des Unglücklichen.
„Brandau," antwortet er.
„Meine Ahnung!" ruft sie entsetzt.
Nach wenigen Minuten stehen sie vor
dem Trostlosen. Rudolf reicht ihm tief
ergriffen, sprachlos die Hand, da sagt
Ellens thränenerstickte Stimme:
„Ich bringe Ihnen die letzten Grüße
Ihrer Gattin, Ihrer Kinder!"
Er fährt auf und starrt sie an.
„Sie haben sie gekannt?" fragt er
hastig.
Und nun erzählt ihm Ellen Alles
vom Beginn ihrer Bekanntschaft bis
zum schauerlichen Ende.
Als sie geendet, ergreift er ihre bei
den Hände und küßt sie mit zuckendem
Mund« und flüstert tief ergriffen:
„O. wie danke ich Ihnen, daß Sie
ihr beigestanden haben bis zum letzten
Augenblick, es wird mir ein Trost sein
in meinem Schmerz!"
Bald stehen nun Alle am Landungs
platze, die Geretteten, die ihre Angehö
rigen nicht unter den Mitfahrenden
des Dampfers gefunden haben, harren
ungeduldig d«r Abfahrt, um ihre Lie
ben endlich aus der entsetzlichen Angst
erlösen zu können.
Unsere Bekannten haben sich ein stil
les Plätzch«n in der Kajüte gesucht und
hier erzählt Ellen von ihrer gefahrvol
len Rettung, von dem Opfermuth der
armen Mütter, die bis zum letzten Au
genblicke ihre Kinder umklammert hiel
ten und lieber mit ihnen in den Tod
gingen, als daß sie allein den Ret
tunasweg betraten. Tief ergriffen hö
ren die Männer zu. Wie viel Men
verspricht's ihnen.
Der Dampfer legt an, und Rudolf
sucht Ellen so schnell wie möglich durch
das Gedränge zu führen. Er will ihr
ts'"st
ihm Ellen jedes Wort seines Weibes,
seiner Kinder auf jener Fahrt erzählen
müssen.
ter: „Sie haben diesen Herrn, als»?»
Ihnen auf den Fuß trat, einen Esel
genannt!" Angeklagter: „Allerdings
aber was hätte ich ihn denn sonst
heißen sollen?"
Unüberlegte Antwort.
Besuch: „Sagen Sie. ick hörte, in
Schlosse soll ein Geist umge
ben." Schloßherr (sehr beschränkt):
'.Unsimi.! Wo sollte denn der herkom
men?"
Da» neue Marim-Geschiih.
Aller Wahrscheinlichkeit nach wird
unsere Bundes-Armee im Laufe des
nächsten Jahres das neue MaximGe
schütz erhalten, dessen Effectivität bei
dem jüngst auf Sandy Hook im Beisem
des Eapt. Heath, Maj. Phipps und
anderer Osficiere stattgehabten Probe
schießen zur Genüg« constatirt ist. Das
Geschütz ist ein« tragbare und autom»-
lich zur Verwendung im Jnsanteriege
fecht bestimmt ist, Mit seiner vollen
Ladung von 600 Patronen kaum 26
Maxim-Geschütz im Feuern,
ist. Es hat nur einen Lauf, Kaliber
KW) Schuß in der Minute. Das Ge-
Waffe das bei seinen größeren Ge
schützen angewandte Princip zu Gru»>
Soldat mit Maxim-Ge
schütz.
Abgabe des ersten Schusses geht das
die Patrone vorschiebt und den zurück
springenden Hahn auf's Neue nieder
schlägt. Selbstverständlich können auch
Maschinenkanone Gardner.
Einzelschüsse abgegeben werden. Die
Tragfähigkeit beträgt 3200 Mrds, bei
einer Fluggeschwindigkeit von 1850
Fuß in der Secunde, und die Geschosse
durchschlagen auf emerEntser-nung von
40 Zoll dicke. Das Geschütz kostet ca.
51000. Bei dem Probeschießen war
Gatlingkano ire.
nennenswerthe Unterbrechung zu erle>
den braucht. Für die Offensive dürft»
das Geschütz kaum verwendbar sein,
dagegen, in der Defensive, einem an
stürmenden Feinde gegenüber eine ge«
Unser« Illustrationen veranschaulichen
das neue Maxim-Geschütz und behufs
Anstellung von Vergleichen sind Abbil»
Kanone beigefügt.
Ein Greis hat gesagt: erst
gegenwärtige zu trösten.
Verhängnißvolle Ver
geßlichkeit. „Hilfe! Hilfe! Ist
das Ihr Hund?" „Jawohl!"
„Das ist's ja eben: ich hab' ihn vorhin
l gekauft und vergessen, nach seinem Na
men zu fragen!" . / .
Achönlicitspf^ege.
Unter dem Titel „Die Kunst, schön
zu bleiben" hat Ilona Pataki in
Wien ein Büchlein veröffentlicht,
welches über die Schönheitsmittel der
eleganten Damenwelt ausführliche
Mittheilungen macht.
Es ist Morgen, die Modedame hat
eben ihr Schlafgemach verlassen und
das Heiligthum der Toilette betre
ten; der erste Blick fällt auf den
Spiegel, die erste Sorge gilt der
Pflege des Teints; derselbe muß
zart, fein, rosig, frisch und sammt
weich sein, wenn er Jugend bedeuten
soll, und was ist Schönheit ohne Ju
gend? Für Frauen ist „am schädlich
sten für die Schönheit der Haut
Wasser, das Kalt enthält"; also Rei
nigung des Gesichtes mit Creme,
dann allenfalls abgekochtes und aus
gekühltes, mit Eau de Cologne oder
Benzoe gemischtes Wasser und das
Gesicht nicht abgewischt, sondern nur
abgetupft. Nun folgt das Bad, wel
ches lau sein soll, mit cosmetischem
Zusätze, wie mit Salz, um zu stär
ken, Soda, um Ueppigkeit zu
angenehmen PaHumirung.
Steigt Venus aus dem Bade, das
ziemlich lange dauern muß, um die
Abschuppung der Haut zu fördern, ist
die nächste Zeit dem Haarschmucke
Natur auf das Haupt der Frauen
gesetzt als Diadem, das alle Juwelen
ersetzt". Die Schönheit der Haare
besteht darin, daß sie glänzend, weich,
glatt, reichlich und nicht vorzeitig er
graut sind. Den Glanz bekommt das
Haar durch Bürsten, trockene und
spröde Haare werden mit Oelen und
Pomaden gefettet, deren Ausfallen
zelne graue Haare dürfen nicht aus
gerissen werden, denn sonst wachsen
an derselben Stelle mehrere graue
nach, sie müssen gefärbt werden; der
Färbemittel gibt es seit den Zeiten
der Egypter, Römer, der italienischen
Renaissance ein« Unzahl, und es ha
ben sich die Stoffe wenig geändert;
das Kräuseln mit heißem Eisen ist
verpönt, hierfür gibt es eine Menge
Maschinen.
Nun greift die Dame zur Schminke,
aber nur wenn es nothwendig ist; es
bleibt ihrem Geschmacke überlassen,
ob sie Rouge Vermillon oder
Pompon wählt. Gebot ist Handha
bung der Puderquaste, denn Puder
ist zur Erhaltung des Teints wesent
lich. Die Augenbrauen müssen sich
in einem feinen Bogen über den
Augen wölben, ein Bllrstchen mit
Rosenwasser erhält sie schön; sind sie
spärlich oder nicht schön gezeichnet,
muß die Kunst nachhelfen, die flüs
sige Schminke Kohol, deren Haupt
bestandtheil Lampenruß, wird aufge
benetzt, wodurch das Auge sich ver
tieft und der Blick leuchtend wird.
Die Pflege des Auges bleibt der
Medicin überlassen, vor Belladonna
wird gewarnt, es schädigt in kurzer
Zeit die Kraft der Pupille, die un
natürlich erweitert wird, wie von
Arsin, das meist eine chronische Ver
giftung nach sich zieht.
Die Nase, „dieser auserkorene
Lieblingsplatz aller kleinen kosmeti
schen Fehler des Teints", erfordert
manche Sorge; für kleine Fehler em
pfiehlt sich eine Paste von Schwesel
milch, Alkohol und Glycerin, bei den
Ohren, die rosiq, klein und fein ge
säumt sein müssen, kann die schlechte
Form nur durch eine geschickte Frisur
gedeckt werden. Der Mund gibt dem
ganze« Gesichte Ausdruck und mei
stens stimmen die Charaktereigen
schaften einer Person mit der Forma
tion ihres Mundes Überein. Dicke
Lippen deuten auf Gutmüthigkeit,
schmale auf Bosheit und Neid. Da
muß dit Lippenschminke helfen, ein
schmalen Munde seinen häßlichen
Ausdruck, ein kleiner Strich nach
oben an den Mundwinkeln wird den
boshaften Zug in ein sanftes Lächeln
verwandeln. Die Zahnpflege gehört
weniger zur Kosmetik als zur Arz
neikunde. Furchen am Halse werden
durch Frottirungen mit einer harten
Bürste und heißem Wasser curirt, die
Büste festigen Abwaschungen mit
Eau de Cologne, Creme macht die
Arme weiß, heißes Wasser bleicht
rothe, rauhe Arme, die Hände, deren
Zartheit bei jeder Arbeit durch das
Tragen fester Handschuhe gehütet
werden muß, dürfen nicht zu oft ge
waschen werden, was die Hand rauh
und rissig macht, sondern mit Gly
cerin und Lanolin behandelt werden,
das Bein soll durch Fußpromenaden
seine richtige Form bekommen, die
Pflege der Fingernägel haben die
Manicure zur förmlichen Wissenschaft
erhoben, selbst die Härchen der Ober
lippe, so pikant sie der Jugend stehen,
sie einer drohenden Abmagerung
durch „Faulenzerei", kräftige Kost
oder eine förmliche Mastcur begegne
Points durch Entfettungscur oder
Massage entgegenwirke.
I m Wa g g o Erster Rei
ob an dem Zug Signalleinen ange
bracht sind?" Zweiter Reisender
(nachdem er zu beiden Fenstern hinaus
gesehen): „Nein, ich sehe keine." Er
ster Reisender: „Dann darf ich Sie
vielleicht um Ihre Börse ersuchen."
Das VMM.
Das Glück ist für uns Menschen
nicht ein leuchtender, vom Himmel ge
fallener Stern, nicht eine duftende
Wunderblume, die über Nacht er
blüht, den Schläfer am Morgen be
grüßt, sondern ein mühsam zusam
mengesuchter Strauß kleiner Blü
then, den zwei Bänder: Erinnerung
und Hoffnung, umschlingen. Da
heißt es sich bücken, da heißt es sich
heißt netzen und erquicken, damit die
zarten Dinger nicht allzu schnell ver
welken.
Ja, die kleinen Freuden des Le
bens sind es, aus denen sich das zu
sammensetzt, was wir Glück nennen.
Nicht ein Ganzes ist es, sondern
tausendfach Zersplittertes, täglich Er
kämpftes.
Denn was hätte Bestand auf die
ser Welt? Gesundheit? Ein Zufall
kann sie zerstören. Geldbesitz? Ver
günstige Conjunkturen können ihn
verkleinern. Liebe und Freundschaft?
Ein Neider, ein einziges Mißver
ständniß können sie untergraben. DaS
Schicksal schenkt nichts, es leiht nur.
Und wenn es dem unerfahrenen
Blick auch scheint, als schütte es sein
Füllhorn aus; nur aus der Ferne
gesehen, glänzt und gleißt fren-.deS-
Schicksal. Der Reiche weiß, daß er
Sorgen hat, und seinem übersättigten
Gaumen ist mancher Genuß schal und
nichtig. Talente bedürfen unausge
setzten Fleißes zu ihrer Entfaltung,
sollen sie sich nicht in Enttäuschung
verwandeln. Selbst Lorbeerkränze
wellen ohne Schweißtropfen ihrer
Besitzer. So ist nichts, was Gottes
gabe scheint, von Bestand, selbst nicht
das Reinste und Beste in der Weit:
die Elternliebe, denn der Tod mit
seiner Hippe steht drohend dahinter.
Wehmüthig durchklingt noch immer
die ewige Sehnsucht nach dem Glück
das Lied des Dichters ewig und
ungestillt. Und doch sollte es nicht
also sein.
Werdet wie die Kinder, lehrt dos
Christenthum. Nehmt freudig aus
der Vaterhand Gottes, was er in
Gnaden gibt; nehmt es als ein Ge
schenk mit dankbarem Sinn und
pocht nicht auf ein Recht, das euch
Niemand verbriefte. Dann wird
auch die rechte Freude in eure Herz:,«
einziehen und das Glück das Him
melreich auf Erden zu euch kom
men und die ewige Sehnsucht in Zu
friedenheit verwandeln.
Einschränkung lehrt auch unser
Goethe, der philosophischste unserer
Dichter.
Mählig senkt sich dann der stillere
Blick und erkennt in jedem Siege,
den der Mensch über sich selbst ge
wann. in jedem Gelingen seiner Ar
beit. in jedem Entfallen seiner Kräfte,
in jedem andächtigen Schauer über
die Wunder der Schöpfung, in jedem
fröhlichen Genießen treuer Liebe und
Freundschaft ein Bliimlein in dem
Strauße seines Glückes.
Nährwert» der Et«r.
Ueber den Werth der Eier als
menschliches Nahrungsmittel hört
man im Leben oft Urtheile, die durch
aus nicht richtig sind. Weit verbrei
tet ist die Ansicht, Eier seien nähr»
haster als Fleisch. Dem gegenüber
muß folgendes erklärt werden: Ein
Hühnerei hat etwa 1.75 Unze In
halt; dieser ist aber stark wasserhal
tig, und ein Ei liefert in Dotter und
Eiweiß zusammen an Nährstoffen
108 Gran Eiweiß und 60 Gran Fett.
Somit sind im Ei etwa 14 Procent
Eiweiß und 8 Procent Fett enthal
ten. Nun haben vielfache Untersu
chungen ergeben, daß das Fleisch
eines mittelfetten Ochsen etwa 21
Procent Eiweiß und 6 Procent Fett
enthält. Das Ei ist also durchaus
nicht nahrhafter als Rindfleisch. Ver
gleichen wir es mit fettem Schweine
fleisch, so finden wir, daß es auch
diesem nachsteht; denn das Fleisch
vom fetten Schwein besitzt denselben
Eiweißgehalt von etwa 14 Procent,
aber dabei den weit höheren Fettge
halt von etwa 30 bis 40 Procent.
Ost wird auch gestritten, waS
nahrhafter sei, das Gelbe oder das
Weiße vom Ei. Im Dotter sind 45
Gran Eiweiß und 60 Gran Fett
enthalten, im Eierweiß dagegen nur
60 Gran Eiweiß und kein Fett. Der
Dotter ist also dem Eierweiß über
legen, denn er enthält Fett und sast
dieselbe Menge Eiweiß, obwohl er
im Durchschnitt nur 0.7 S Unze wiegt,
während das Eierweiß 1 Unze schwer
ist-
Ein ganz vollkommenes Nahrungs
mittel sind aber die Eier überhaupt
nicht; denn es fehlen in ihnen die zu
Kohlenhydrate, wie Stärke. Zucker
u. dergl. Der Nährwerth der Eier
wird schließlich durch die Zubereitung
beeinflußt. Am besten werden rohe
Eier ausgenutzt, namentlich wenn sie
in Suppen oder Thee gemischt wer
den. Hartgesottene Eier sind dage
gen schwer zu verdauen, namentlich,
wenn sie in größeren Stücken ver
zehrt werden. Wir ersehen daraus,
daß das ja sehr schmackhafte Ei dem
Fleische doch keineswegs überlegen ist
und daß man gewöhnlich, wenn Eier
als Ersatz für Fleisch dienen sollen,
ihre Menge zu gering bemißt.
—U ndank macht leiden, haupt
sächlich,wenn dieWohlthaten alt Kapu»
talsanlage betrachtet werden. ...