6 Traurige Berühmtheit. Sioux-Falls in Süd-Dakota ist seit einigen Jahren zu einer traurigen Be rühmtheit gelangt. Die Stadt an den schönen Wasserfällen des großen Sioux wuchs, lebte und würd« wohlhabend durch sein« Ehsscheidungs-Mühlen. Die Candidaten männlichen und weiblichen Geschlechts, welche daselbst Erlösung aus den Banden einer unbe auem gewordenen Ehe suchen, werden von -den Einwohnern „Colonisten" ge nannt und mit scheelen Augen angese hen, obgleich sich Erstere an ihnen be reichern. Die Colonie besteht aus Männern und Frauen aus allen Staa ten der Union. All« führt ein Zweck nach Sioux Falls, wen» ihre Gründe auch verschiedene fein mögen. Einige suchen in aller Still« eine Scheidung zu erlangen, Andere weil es schnell gehen soll und die Dritten endlich, weil es ihnen am besten paßt. Zu den Erste ren gehören die armen gequälten Frauen, die Erlösung suchen ohne den damit verbundenen Skandal, welcher sich in ihrer Heimath nicht unterdrücken ließ. Die Zweiten sind die Leute, welche dem Gelderwerb nachjagen und wenig Zeit für andere Dinge übrig haben. Sie sind der irrigen Ansicht, daß ihre sechsmonatliche Anwesenheit in Sioux- Falls für alle Zwecke genügend sei. Pie dritte Klasse der Ehescheidungs-Can einander iii wilder Che zu leben, bis ein Richter das erlösende Wort gespro chen, damit sie in die Banden einer düng zu erlangen. Kaum hat man außerhalb Chicago seine Fahrkarte nach dem Städtchen abaeaeben, so macht sich bei den Angestellten der Pullman-Waggons eine gewisse freche wohl ärgern nw" der man aber nicht entschieden entgegen treten kann, da sich Einem kein rechter Anbaltspunkt bietet. Jedenfalls wird man von den Leuten für ein neues Mitglied der Colonie an gesehen. Es heißt sogar, daß die Con dukteure der verschiedenen in Sioux- Falls einlaufenden Züge in Diensten der dortigen Advokaten stehen und diesen sofort mittheilen, daß ein neuer Candidat anlangt«. Die Frauen wer den nach einem der populären Hotkls gefahren und wenige Stunden später macht ihnen bereits ein Advokat seine Aufwartung. Die armen Weiber er greifen mit Freuden die helfende Hand, die sich ihnen hier entgegenstreckt und so nebenbei ihre sauren Erwarnisse ein zustecken weiß. Die meisten Frauen kommen indessen mit ihren Liebhabern hierher, welche für sie die nöthigen Vorbereitungen treffen. Man miethet «in möblirtes Haus, um ungenirt-r leben zu können und sich größerer Frei heit zu erfreuen. Während eines der verflossenen Winter mieihete ein m"r»eriöses Pär chen ein solches Haus im oberen Stadt theile. Sofort wurde es für Schei dungs-Candidat:n gehalten, und ihr Auftreten rechtfertigte in der That den Verdacht. Di« Frau, welche höchst ele gant gekleidet war, ging nur selten aus. Zeigt« sie sich aber «inmal auf der Straße, so trug sie stets «ine Brille mit großen gefärbten Gläsern. Der Mann, welcher sich für einen deutschen Arzt ausgab, besorgte alle Einkäufe auf dem Markte und in den Läden. Eines Tages war das Pärchen ebenso geheimnißvoll verschwunden, wie es ge kommen war. D:r eine oder andere Theil hatte eine Scheidung erhalten. Ein anderes Parken trat mit Diener schaft auf und bewegte sich frei und offen. Der Umstand aber, daß man eines Tages einen d:r berüchtigtsten Scheidungs-Advokaten ihr Haus be treten sah, genügte, um sie sofort zu der verachteten Colonie zu zählen. Frau James G. Blain« jr. und Ma- Th«il dazu bei Frau Pollock kam mit ihren zwei Kindern von New Uorl nach dem Städtchen und war so arm, daß drei Tage und zwei Näck>te aufhielt. JhrGatle wohnte inzwischen in Siour- Falls mit einem Frauenzimmer.welch:? er für seine Schwester ausgab. Er sprach damals davon, daß der Richter von ihm bestochen worden sei. Einen langen Kampf hatte die Frau des Ex- Repräsentanten Dunbam von Cbicago durchzumachen, ehe sie die verlangte Scheidung erhielt. Eine Frau Lock rer Gast. Wie das Mädchen aus der sondern lebte auf großem Fuße. Der Eiaenthüm-r des Cataract-House konnte oder wollte ihr keine Zimmer ge ben, sie begab sich daher nach dem Commercial Hotel, woselbst sie für sich und ihr« zwei Töchter und die Diener schaft sechs Zimm«r miethete. Da ihr der Teppich im Salon nicht gefiel, so ließ sie »denselben aufnehmen und auf eigene Kosten durch einen neuen er setzen. Später miethete sie eines der schönsten Häuser in d«r Duluth Ave nue und bezahlt« hierfik die in Sioux- Falls unerhörte Miethe von H 125 per Monat. Ebenso wie Frau Blaine nahm sie die «inzige Loge im Theater für die ganz« Saison in Beschlag. Das Theater war stets bis auf den letzten Sitz angefüllt, wenn man wußte, daß die Dame die Vorstellung besuch:» werde. Im Allgemeinen befind«» sich mehr scheidungslustige Männer als Frauen in dem Orte, welche nicht anstehen, manchmal für unfreiwilligen Humor zu sorgen. So beschuldigte ein Re gierungsbeamter seine Gattin der un erhörten Grauiamkeit, weil sie sich wei gere, ihm Kinder zu gebär«n. Ein lu stiges Stückchen lieferte auch ein«Dame, welch« nach Sioux-Falls kam und «in Putzgeschäft eröffnete. Einige Monate später kam ein Mann aus Texas in den Laden und sagte: „Ich komme für meine Tasse Thee, und der Weg war verdammt weit." Es stellte sich her aus, daß der gut« Mann krank im Bett« lag, als seine Frau, aus ihn zu trat und sagt«: „Ich will Dich jetzt vir lassen, um Dir eine Tasse Thee zu be reiten." Mit diesen Worten begab sich die Frau aus dem Zimmer, und ihr Mann sah sie nicht wieder, bis «r nach Sioux-Falls kam. Sie ließ sich schließ lich zum Verkaufe ihres Geschäftes überreden und kehrte mit ihrem Manne nach Texas zurück. Ein Wort über das Eataract-House, dessen Ruf ein weitverbreiteter ist. Alle Reisenden der Umgegend richten es so ein. um den Sonntag in Sioux-Falls zu verbringen. Das Hotel ist denn auch von Samstag bis Montag regelmäßig von Gästen überfüllt. Die Angestellten des Gasthauses wissen in all:» Schei dungs-Angelegenheiten Bescheid und sorgen dafür, daß di« Stadtlcute stets wisse», wenn eine besonders saftige Klage Verhandlung kommt. Die nach ihnen. fünf lah« alte Toch ter «in«r solchen Frau kam eines Tages mit großer Entrüstung zu ihrer Mut ter gelaufen und sagte, «in Mann habe sie einem anderen Manne als die Toch zeichnet. Das Kind wollte wissen, was das Wort zu bedeuten habe. KU Heirathscandidake». Die Colonisten sind in den Kirchen nicht gerne gesehen, obgleich auch Sie bilden in der That einiGefellfchaft südlich ftlbst. Ruf gebracht hatt«. für verkannt aus, nur um als Talent zu g«Uen. Achlittlhigt Wäsche. Der Skandal in den Berliner Hof kreisen ist in ein neues Stadium getre- C«remonienmeister Baron Lebrecht von Kotze vor einigen Monaten auf dem di rekten Befehl des deutschen Kaisers ver haftet und gegen ihn die Anklage erho ben. Briefe schmutzigen und verleumde« rischen Inhalts an die Mitglieder der kaiserlichen Familie geschrieben zu ha ben. Besonders war in diesen Briefen die Prinzessin Sophie, eine Schwester des Kaisers, in der abscheulichsten Weise verunglimpft. Nach einer lan «m Untersuchung wurde der Ange- Baron v. Kotze, klagte vor ein Kriegsgericht gestellt, von diesem aber freigesprochen; Kaiser Wil helm 11. bestätigte das Urtheil trotz der Bemühungen der Gegner des Herrn v. Kotze. Officiell rehabilitirt, ist der Letztere nun dazu geschritten, den ihm zugefügten Schimpf in dem Blute sei ner Feinde abzuwaschen. Er hat die Letzteren zum Duell gefordert und sei» Hauptgegner, Freiherr v. Reischach, Hofmarschall der Kaiserin Friedrich, hat die Forderungen für sich und An dere übernommen. Das erste Duell zwischen den Beiden hat im Grune wald bei Berlin stattgefunden. Als Secundanten Reischachs fungirten Fürst zu Fürstenberg und Fürst von Lichnowsky, als Secundant v. Kotze's dessen Vetter Dietrich v. Kotze, welcher seinerseits in Verbindung mit der As faire bereits ein Duell ausgesochten hat. Als Waffen dienten Pistolen. Beim LlnS den FreilieitSkrtegen. „Die letzten Kämpfer lBl— 3 einen Zuwachs erhalten. Geboren am 16. September 1797 zu Zeulen roda im Voigtland, trat Carl im No vember 1813 zu Frankfurt am Main in das zum Aorl'schen Corps gehö- I. E. Traugott Carl, rende 1. Brandenburgische Hufarenre gim«nt. Er kämpfte in verschiedenen Jahren lebt er bei seinem Sohn in Leipzig. Trotz seines hohen Alters ist Herr Carl noch geistig frisch, wenn Fatal. „Wieso denn?" „Aber er heirathet auch nicht!" Der kranke Trinker. Arzt: „Auch würde ich Ihnen empfeh — Ein Unterschied. Chase (zum Zahnarzt): „Nein, ich will Nichts extra für Gas zahlen. Ziehen Sie den Zahn nur so aus, auch wenn es ein wenig schmerzt." Zahnarzt: „Sie sind ja sehr muthig. Lassen Sie mich einmal den Zahn sehen." Chase: „v, ich habe nicht Zahnschmerzen, es ist meine Frau. Sie wird in einer Minute hier sein." Das Panzerschiff der Zukunft. Ein englischer Schiffsconstructeur lnucht den Vorschlag, in Zukunft drei deckige Panzerschiffe zu erbauen. Wie einst die alten hölzernen Dreidecker stets di« größte Kraft der Flotten re präfentirten, so werden auch diese ge planten Dreideck-Panzerschiffe den Schrecken der Weltmeere bilden. Zu allen Zeiten ist die Dreideckform die höchste zulässige Schiffsform bei den Völkern gewesen. Die Trireme der Griechen, eine der complicirtesten Kampfmaschinen, die je auf den Flu jhen des Meeres Verwendung gefunden hat, besaß drei über einander hefind liche Bänke für die Ruderer. Bei Ein führung der Geschütze baute man zu erst wieder eindeckige Kriegsschisse,bald aber construirte man die Linienschiffe mit drei Batteriereihen. Dann wurde der Dampf der Schifffahrt zu Nutze gemacht, und mit ihm kam zunächst wieder nur ein Deck. Vor Kurzem wurde ein italienisches Kriegsschiff, die „Sardegna", vom Stapel gelassen, das in seinem Vau und seiner Con struction einem gepanzerten Dreidecker schon sehr nahe kommt. Doch der englische Ingenieur wünscht den Ty pus dieser Dreidecker noch schärfer aus gesprochen. i Lassen wir ihn mit seinen eigenen Worten reden, wie er sich sein Zu kunftsschiff denkt: „Dasselbe soll eine Geschwindigkeit von 23 Knoten und 10,000 Tons Wasserverdrängung er halten. An Armirung würde es zu tragen haben: 16 6zöllige, 20 4.7zö1» lige Schnellfeuerkanonen, 20 ILpsün dige, 20 6 und 3psündige Schnell eine vollständige Panzerung von völ ligem Stahlpanzer. ». Ich denke, in dieser Vollendung wird zerfchiffen mag es gelingen, eine kurze Zeit sich feiner zu erwehren. Doch bald müssen auch diese unterliegen, da sie an Bewaffnung und Stärke der Panzerung bei Weitem nicht gewachsen sind. das Schiff über 1000 Mann benöthi- S llt d' "sch« M"cht d' IL» Jaftre alt. In der Person des Noah Raby hat die Piscataway Armenfarm, N. 1., einen 123 Jahre alten Mann. Er ist von gedrungener Gestalt, seit 6 Jahren Noah Raby. Selbstverständlich sind ihm alle Daten, mit Ausnahme des Tages sei ner Geburt, des 1. April 1772, aus denen Plätze, an denen er Arbeit ge funden und g:l:bt hat, entsinnen. Seit 40 Jahren ist er schon «in Insasse des fem von so Bielen verpönten Laster sröhnte, den besten Beweis. Wie er erzählt, hat er einst George Washing» ton in Jorklown red«n hären. . . Berechtigte Annahme. Die kleine Else (zu ihrem Bater, der sich eines riesigen Körperumsangs er freut): Nicht wahr, Papa, Dich ha ben zwei Störche gebracht? Aha! Fräulein A.: Endet der Roman, den Du da eben gelesen hast, glücklich? Fräulein B.: Das läßt sich nicht daraus ersehen, der Bersasser ,agt nur, daß der Held und die Heldin > sich zum Schluß Heirathen! Auf dem Tovtenbette. Der Operettencomponist Franz v. Supp»Z in Wien ist sehr schwer erkrankt und sein Austand ist derartig, daß auf seine Wiederherstellung nicht zu hoffen ist. Herr v. Supp«Z ist der Componrst Franz v. SuppS. einer großen Anzahl von Operetten, von denen „Flotte Bursche", „Die schön« Galathea", „Fatinitza" und „Boccaccio" die populärsten und am häufigsten aufgeführten sind. Er ist 1820 zu Spalato in Dalmatien gebo ren, lebt aber seit Anfang der 40er und am Theater der Leopoldstadt als Kapellmeister thätig war. Ein Engel. „Es ist zum Teufel holen dieser mürrische verbissene Mensch und dieser Engel von Sanstmuth " Schafskopf!" Alliteration. HM > M w Sie (zum Cousin, sich feiner erweh rend): „Aber, Fritz, was willst Du denn von mir haben, daß Du mir keine Ruhe läßt?" Er: „Baserl bisserl Busserl!" Wohlmeinend. Frau Kreisthierarzt (welche etwas zu spät zur Kaffefchlacht kommt, zum Dienstmädchen): „Kann man eintre habens Ihnen drinn'n in der Ar beil!" Der Kuß. Der Kuß ist ein Ereigniß Der Typographenwelt; Mit Nachdruck hergestellt! Moderne Kunst. Erster Schriftsteller: Denke Dir mein Pech, stürze ich mich da in die Ehe, um so recht realistische Studien zu meinem Ehebruchsdrama machen zu können, Aweiter Schriftsteller-. Scheußlich! Aus der Klemme gehol fen. Frau: Du findest Dich wohl aus der Kneipe gar nicht mehr nach Hause? Mann: Um Dich vom Ge gentheil zu überzeuge», habe ich sogar gewartet, Sis die Laternen ausgelöscht E i n G e d e i k t a g. A.: Was! schlechten Zeit? B.: Ja, wissen Sie. um diese Zeit pflegte sich meine verstorbene Frau immer ihre Früh lassen! Guter Rath. Dame: Ich Doktor? Arzt: Ist es ein Knabe Mädchen. Arzt: Ein Mädchen? Dann sollten Sie doch nicht gegen die weisen Bestimmungen der Vorsehung murren. sich, Herr Doktor, wir hatten eben von I ich sehr." „Warum?" „Weil ich grundsätzlicher Feind jeder Schmeiche lei bin." Warin genug. Mrs. Crop der Janitor sagt, es wird wenigstens einen Mi»>at dauern, bis sie wieder reparirt sind." Mr. Croply: „Ach, nem Temperament und Deinem feuer roth gefärbten Haare werden wir, denke ich. nickt frieren." Der Dilnnantring. Ich möchte wissen, worher er nur kam? O, und denselben Wunsch hegte auch sie, denn ein großes Geheimniß lagerte darüber, von all' dem Hin- und Herrathen und dem vielen Nachdenken war es ihr schon ganz wirr in dem kleinen Köpfchen geworden. Es war 8 Uhr, der Morgen eines herrlichen Frühlingstages. Der Gatte lag noch im tiefsten Schlummer, der arme Mensch. Um 4 Uhr war «r ver-- gangene Nacht nach Hause gekommen, noch spät Abends hatte man ihn an das Krankenbett eines lieben Freundes gerufen. Und gerade heute bei diesem prachtvollen Wetter wollte das kleine Weibchen so gerne „Shopping" gehen. Leise näherte sie sich dem Bette ihres friedlich ruhenden Gatten, noch immer schien er nicht die geringste Miene zu machen, dem Pfühle endlich Lebewohl zu sagen. Zufällig fielen der jungen Frau die nachlässig über die Stuhl lehne gehängten „Unaussprechlichen" ihres Herrn und Gebieters in die Au gen. Was mochte er wohl in den vie len Taschen seiner Beinkleider stecken haben! Wie kam sie nur auf diesen Gedanken, sie konnte sich selbst keine Rechenschaft darüber geben. Aber als eine richtige Tochter Eva's hatte dieser Wunsch in demselben Augenblicke die größte Neugierde in ihr erweckt. Also was birgt wohl diese erste Tasche! Ei-- nen Korkenzieher, das Pik-Aß eines Kartenspiels, eine blaue Spielmarke. In der anderen fanden sich 39c, und um sich mit einem Freunde, und noch dazu mit einem sehr kranken zu tref fen, das macht« sie doch etwas nach denklich. In der dritten Tasche —ah da zeigte sich etwas ihren Augen, das ihr Herz rascher klovsen machte, ein kleines rundes Backet in gelbes Sei- Sorgsältig machte sie das Packetchen auf, mit zitternden Händen. Gott im Himmel! Das Herz schien ihr zer springen zu wollen! Argwöhnisch warf sie einen Seitenblick auf ihren Herrn Gemahl, der Athem schien ihr ausgehen zu wollen. Dann entnahm sie dem Kästchen den verrätherischen Ring und ließ ihn über ihren Finger gleiten. Er saß wie angegossen. Gotl sei Dank dafür. So war ihr schreck licher Verdacht doch grundlos gelve» sen. In tiefster Reue, zerknirscht, daß sie auch nur aus einen Moment solch schlechte Gedanken hatte in sich aufkom men lassen, warf sie sich reuevoll über ihren Gatten, der so unschuldig und friedlich dalag,und Gottlob nicht ahnte, wie niedrig sie soeben von ihm gedacht hatte. Etwas überrascht von d«r gro ßen Zärtlichkeitsäußerung seiner besse ren Hälfte, wachte der liebe Gatte mit einem recht verdutzten Gesichte auf, das etwas enttäuscht darüber zu sein schien, daß es nur sein Weibchen war, das ihn nun mit einer nicht endenwol lend«» Anzahl von Küss«n bedeckte. Was seine Frau zu diesem Ausbruch« ihrer Leidenschaft und dem Ueberfchüt» ten mit allen möglichen Schmeichelwor» t«n verlassen mochte, war ihm zum Mindesten unklar: „Du bist doch mein einziger, süßer Mann," rief sie aus, ihre Worte gelegentlich mit einer Salve von Küssen unterbrechend. „Wie gut, wie aufmerksam Du immer gegen mich bist, selbst in den Stunden, in denen Du mit Geschäften überbürde bist, findest Du noch so viel Zeit, um an mich zu denken. Einige Dutzend Küsse Nicht wahr Du dachtest daran, daß ich nächste Woche meinen Geburtstag feiere? Oh, Du lieber Kerl. Wiederholt« Kllsserei. Du, Du bist ber beste, süßte, gütigste Doch wozu diese heißen Worte des Ge fühls und wonniger Liebe mit kalten Buchstaben der gefühllosen Welt an vertrauen!" Der Börsenmagnat von der Wall straße erhob sich endlich in feinem Bette. Wenn er nur erst begreifen könnte, was seine sonst so vernünftiges Frauchen so vollständig aus dem Häuschen gebracht hätte. Da sielen Ane Blicke auf die Beinkleider mit den umgekehrten Tgschen, und zugleich auf den Diamantring, den ihm sein Weib so ostentativ vor dasGesicht hielt, er versuchte zu sprechen, aber die Kehle war wie zugeschnürt. Was stürmischen Liebkosungen seiner besse ren Hälfte so in die Knochen gefahren. Schnell zog er sich an, eilie dann nach unten und mischt« sich hier einen steifen .Vdxiut I'i'uppi«. Bielleicht gab ihm das seinen Gleichmath und seine Fassung wieder. Wenig« Stun den später finden wir unseren Börsia» ner allein in der Ossicce der Herren Putt, Call <Ä Co., deren Theilhaber er ist. An seiner rechten Seil« sitzt o Wunder feine hübsche Privat» schreiberin, Miß Uplosnüsf. Nach dem er ihr mehrere Briefe dictirt und der ältere Geschäftstheilhaber zum ge wohnten Frühstück gegangen war, warf das schüchtere holde Wesen, an seiner dann: „Billy, Geliebter, hast Du eS Liebling", antwortet« der gute Billy. . „Wo denn?" klang es in fieberischer Aufregung. «Zn den Nacken." Was weiter ge schah, wir wollen es dahin gestellt sein lassen. Unser Billy trägt aber jetzt Aorlezeschlöffer an seinen Taschen,