Die tolle Komteß. (6. Fortsetzung.) 7. Kapitel. entfernte, um den Auftrag auszufüh ren, griff die erregte alte Dame nach dem Pappfutteral mit den Herrnhuter Losungen, deren Orakel sie in allen schwierigen Lagen zu befragen pflegte las: „Und weil Du Gott lieb warst, so mußte es so sein; ohne Anfechtung mußtest Du nicht bleiben, auf daß Du bewähret würdest." Tobias 12, 13. >,Hm!" machte die Gräfin und blickte sinnend auf den Spruch nieder. „Ja nun weiß ich nicht: geht das auf mich oder auf sie?" murmelte sie kopfschüt telnd. „Geht das auf mich, dann darf ich gar nicht mal recht was sagen. Und geht es aus sie je nun: eigentlich ist denn daß sie angefangen hat, das lügt die Pastorsdirn einfach dazu kenne ich meinen Helmuth doch zu gut! Er hat sich immer gern zum Werkzeug gebrauchen lassen, wenn der Himmel mal einein hübschen Mädchen eine kleine Anfechtung bereiten wollte. Ei gentlich ist die Sache so: weil sie dem Herrn Grafen lieb war, darum mußte sie angefochten werden, auf daß ich Gewähret würde als ein« christliche Ehefrau, die ihr Kreuz in Geduld trägt. Hm, ihm! Tetete! Der liebe Gott mag ja nichts dafür können; aber eine verdreht« Welt ist das doch: die Da men haben das Malheur und die Her ren das Pläsir! Na, m«ine Ansicht Sie schob den Zettel in die Schachtel zurück und schickte sich an, das Orakel zum andernmal zu befragen, als Fräu lein Sophie wieder eintrat und ihr das reine Taschentuch überreichte. Die Gräfin riegelte die Thür nach dem Speisesaal ab, nahm wieder auf dem Divan Platz, legte ihr Gesicht in möglichst streng: Falten und begann: „Erinnern Sie sich vielleicht, was ich Ihnen sagte, als ich Sie gestern an dieser selben Stelle willkommen hieß?" „Frau Gräfin legten mir Komteß Biktoria ganz besonders an's Herz," erwiderte mit leichtem Zögern die Stütze. „Das meine ich nicht. Ich sagte Ih nen: Sie kämen in ein christliches Haus und Sie mükten auf Ihren Lebens wandel selbst ein bischen achten, sonst...." „Ich erinnere mich wohl, Frau Grä fin." „So, wirklich? Na, dann haben Sie wohl bloß an einer augenblicklichen Gedächtnisschwäche gelitten, wie Sie sich da an der Weinmauer von meinem Mann abküssen ließen, wie?" Das Fräulein verbarg ihr Antlitz in den Hänsen und seufzte gar herzbre chend auf, ohne jedoch ein Wort zu äußern. Die gestrenge Gräfin fuhr daher nach einer kleinen Pause der Erwartung fort: „Pastors Beate, die die ganze Geschichte durch's Schlüsselloch beob achtet hat, sagt zwar aus, daß Sie meinen Mann erst durch Ihre Mätz chen dahin gebracht hätten, daß er sich so weit vergessen konnt:; doch oas will ich noch gar nicht einmal annehmen dornn sollen Sie unschuldig sein! Aber was ich unverzeihlich finde bei einem Mädchen, das meiner Vicki zum Vor bilde dienen soll, das ist, daß Sie sich so ganz gemüthlich, gleich am zweiten Tage Ihrer Anwesenheit, von dem Gatten, Vater und Brotherrn abküssen lassen, ohne auch nur zu mucksen! Es scheint, Sie haben der Welt doch noch nicht so recht gründlich entsagt; denn wissen Sie, mein Kind, ein Mädchen, das der Welt entsagt hat, läßt sich nicht Herren immer die Schlimmsten sind. Motive? Ich dächte, Ihre schwarzen, blanlen Guckeln wären schon Motive genug. Sie werden sie auch nicht „Was soll das? Wohin?" rief die Und in dem Tone dumpfer Ergebung versetzte Fräulein Bandemer: „Ich gehe, meine wenigen Habseligkeiten zu viel verlangt! Ich kann ja auch zu Fu ße gehen mein Köfferchen ist, ja nicht schwer." „Ach was papperlapapp! Habe ich Ihnen vielleicht schon die Thür gewie sen?" Die Gräfin erhob sich ärgerlich, ergriff das Fräulein ziemlich unsanft beim Arme und führte es in's Zimmer zurück. Dann setzte sie sich wieder auf ihren Lieblingsvlatz unter dem Thor waldsenschen und sagte: „Kein überflüssiges Echauffement, bit te! Wo wollen Sie denn jetzt so Knall und Fall hin?" „In die weite Welt, wo ich zu Hause bin. Ich bin es ja gewohnt, auf dem Ozean des Lebens ruhelos uiuherge tvorfen zu werden, wie die ätzten Split ter eines an, wie kam mir alles mit Liebe ent gegen! Es war mir zu Muthe, als ich die Schwelle dieses Schlosses betrat, als riefe der fromme Geist des Hauses mir den schönen Christengruß entgegen: im Schooße. Sie hatte ganz vergessen, daß sie ja eigentlich diesem Mädchen ein« gehörige Strafpredigt zugedacht zweiten Theil. „Es hat nicht sollen sein!" schloß das Fräulein mit bebendem, thränenschw«- mit Recht so beliebte Zitat: „Es wär' so schön gewesen es hat nicht sollen sein!" Fräulein wehmüthig verneinend den Kopf schüttelte, fuhr sie gleichgiltig fort: „Nicht? Na, dann sagt es eben je so sein sollen; denn die Schrift sagt: „Und weil Du Gott lieb warst, so mußte es so sein! Obne Anfechtung das steht?" Buch T^biä!°K^pit-^ noch stels vergebens gesucht habe. Ich hasse mein Gesicht, ich hasse meine Au gen auslöschen möchte ih ihre Flam men, die so unheiligen Brand in die Herzen der Männer werfen!" l , „Aber Kind, wie können Sie sich so verfündigen," suchte die erschrockene Gräfin sie zu beschwichtigen. „Hat Ih nen Gott dies Angesicht nicht gegeben, damit die Menschen den Schöpfer in seinen Werken preisen sollen?" „Ja, aber der Herr sagt auch: So Dich Dein rechtes Auge ärgert, so reiß es aus und wirf es von Dir!" »Herr Jemine! Aber doch nicht gleich beide!" rief die Gräfin ganz ent setzt ob solcher Schriftauslegung. „Ueberhaupt so was ist doch man bildlich zu verstehen. Denken Sie doch bloß an: wenn sich jeder gleich so ein Auge ausreißen wollte, wie einen holen Zahn! Puh! Das wäre ja gräßlich! I'i llnnic Gräfin ftieng. .Ein leichtes Un nach solcher Gemüthsbewegung, eine ganz ertlärl'che Sache. Es'ist durch aus nöthig, daß Du einige Tage ganz in dir Zurückgezugenheit zubringst, damit das Wort Gottes, mit dem ich Dich unterdessen speisen gedenke, Zeit hab«. Dir in Füiisch und Blut überzugeben und Dich z» stärken wie ToMs sagt?" „Ja. ja," stöhnte der G?if verzweis lungsvoll. daß Du in's Bett komnesi, lieber Hel vorläufig noch nicht allein mit dem Teufel fertig." Mit diesen Worten rauschte sie, ih res Gatten schwache Einwendungen ge flissentlich überhörend,, im Bewußtsein ttfülltcr Christenpflicht feierlich zur Als die Glocke zum Mittagessen läu- Bette und die Gräfin theilte sich mit ihrer jüngsten Tochter in die Pflege der beiden. So geschah es, daß: Herr von Norwig mit der schönen Stütze der Hausfrau allein speiste. Sobald der Diener die Suppe ab getragen hatte, lehnte sich das Fräu lein in ihren Stuhl zuvllck und lachte höhnisch auf. Herr von Norwig sixirte sie über de» Tisch herüber mit einem strengen Blick und sagte: „Sie scheinen sehr guter Laune zu sein, Fräulein Bandenier." „Wundert Sie das, mein edler Herr von Norwig?" erwiderte sie, seinen strengen Ton nachäffend. „Warum soll te ich nicht lachen über das drollige Schicksalsspiel, das uns beide immer wieder zusammenführt? Wenn es nicht hier in Mecklenburg gewesen, wäre, so hätte ich Sie sicherlich eines schönen Norwig machte.eine Geberde des Er- < staunens, woraus sie sich weit über den Tisch beugte und mit drohend zusam ne daß ich es früher oder später er führe. Die Augen der Liebe sollen blind fein, aber die Augen des Hasses se hen um so schärfer — über Länder und „Verschone mich mit Deinen Redens arten," gab Norwig eben so drohend zurück. „Du wirst mich dadurch nicht glauben machen, daß Du mich hier ge sucht hast. Wie kämest Du sonst dazu, diesen Namen anzunehmen und den harmlosen Leuten im Hause diese ganz« unwürdige Komödie vorzuspielen?" „Bin ich Dir vielleicht Rechenschaft schuldig? Ich kenne nun einmal keine größere Lust, als Dich immer wieder aus Deiner hochmüthigen Ruhe auf zuschrecken. Wenn Du mir gegenüber Gewissen machst, wenn Du, Dich da durch von mir zu befreien hoffst, so darfst Du Dich doch wohl nicht wun dern, wenn ich mir das Vergnügen mache, Dich vor mir zittern zu sehen." „Ich vor Dir zittern!" rief Norwig halblaut mit, zornfunkelnden Blicken. magst." dieses fürchterliche Wort,? Haft Du sendorser Partes begriffen gewesen feien. Norwig! mußte im Stillen die ge- Als das Mahl beendet und Friedrich Hättest Du »ohl selbst/alle Ursache, Sie lächelte bosltaft: „Ah, er halten! Wer sagt Dir dem, dah ich pflegtest. Was thut das? (sine Frau (Fortsetzung folgt.) Air die Küche. Salakvonweißenßohnen. ! Man schwingt die weichgekochten Bvh- nen mit etwas Bulter durch, läßt sie a-bkMlen und mischt sie nun mit etwa? Essig, wenig Oel, Pfeffer und einigen Löffeln saurer Sahne. Man belegt' si« «it harten Eiersierteln und umgibt sie mit einem Rand von geriebenem Meer re Uich. .T-slliric s u'vpe. Einige sau ber geschält«, recht >arte Sellerieknollen werde» in Würfel zeschnitien. Dane ben bcki man 2 Eßliisfel feines Mehl in Butter, geldlich, gibt den Sellerie hin ein, schmort ihn auf schwachem Feuer 12 Minuten, rührt 2'Quart Bouillon hinzu, kocht d«n Sellerie langsam weich und rührt' Vi« Suppe 'durch ein seines Sieb. Wenn möglich, kocht man «in Stückchen' Kalbsniere mit. welches der, Suppe einen lmsonderen Wohlgeschmack gibt. Nach i»m Durchrähren wird sie wieder erhitzt, oft umgerührt und mit in Butter: gerösteten Weißbrotfcheiben s«rvirt. E n g'.l i s ch e r E'e Ks« ir pu d din a. Man kocht die Erbsen etwa 2 Pfund weich, und reibt: sie durch ein Sieb, kocht 10 große Kartoffeln gar, reibt sie nach dem Erkälten und mischt sie nebst 21-2 Unzeen geschmol zener Butter,,etwas Pfeffer und 2 ver auirlten Eiern. Ein« ausgestrichene Horm füllt'man mit'd«r Erbfenmasse, bedeckt sie mit einem mit Mehl bestreu ten Tuch und kocht den Pudding: 11-2 Stunden. Er wird gestürzt; mit ge schmolzen«? Butter, einfacher mit Sp«ck- und' Zwiebclwiirfeltr, iiöerfllllt und zu warmen? Schweinefleisch gege ben. Rothkrnut auf läg'erart. Man hobelt, Rothkraut recht fein und blanchirt es einen Augenblick iii sieden dem Wass«r; läßt es abtropfen und vermischt es. alsdann recht gleichmäßig mit einem Glase Essig, wodurch daS Rothkraut eine vorzügliche glänzende rothe Farbe erhält. Dann zerläßt man 13-4 Unzen Butter und 3-4 Unzen Gänse- oder Schweinefett, dämpft das Kraut langsam 10 Minuten und fügt 2 gehackte Zwiebeln. 4 gehackte- füuev-- liche Aepfel, ein«n Löffel Zucker, Salz, etwas Pfeffer und 1 Glas Nothwein rührt man es mit einem Löffel Jo hannisbeergelee, garnirt das Gericht mit kleinen rothen Aepf«lir und reicht Schmorkartoffeln dazu. Ruf 112 ifch e Sup p «: Man kocht vorerst aus Rindfleisch, einem Suppen huhn und einem Stück magere», rohen Schinken längsam «ine kräftige Fleisch brühe. Man seiht sie durch, schwitzt drei in- Scheiben geschnittene Zwiebeln nebst 13-4 Unzen Mehl in Butter braun und verkocht hiermit- die durchge gebene Brühe' eine Virtelstunde. In deß schneidet man, vier kleine Köpse Weißkraut in Achtel, brüht sie ab, legt weich. Ist dies erreicht; legt man ihn nebst derp zerschnittenen Wurzeln, dem abgelösten, steifig geschnittenen Hühner- Kraftfleisch, einigen kleinen Saucischen und würfelig geschnittenein, weich ge kochtem Bauchspeck in «ine Terrine, gibt die Suppe nochmals durch ein Sieb, Einlagen. T.h!li.ri P'r.vptzete n ko chen.' 1 Pfund Mehl,, 12 Eidotter, ein Viertelpfund. Butter, ll Pfund Za cker. Vor dem Backen wird der Kuchen mit Bütter bestrichen, und mit Zucker und Zhnmet bestreut., Möglichst früh am Morgan mengt! man den Teig und auf ein mit Med! befrtmtes Backbsett, bestreut ihn mit, Meist. rollt, ihn meiner» rückendick au»! und? stürzt ihn auf ein gut mit Speck gestnctsnil'Z Kuchenblech, bäckt ihn bei guter Hitze m 10 Minuten gar/ Er muß cri'Mrefarben aussehen, nicht braun. Da lus Mehl verschieden gedeiht, muß man llisw«:len beim Aus rollen noch Mthl in den Teig Kasten, w er sich sonst nicht! Löst. Bor ,z ü,g l i che Sch int « n - wurst. In acht! Tqzen läßt M die selbe leicht herstellen. Hierzu oerwendet man cÄ. bksservr Abfallstück des Schweines, die, mczn zu Bratwürsten nicht verwenden nM. Dieselben wer den gesalzen, sehr Nenig Salpeter und etwas ist letzterer i.-n Som mer erfahrungsgemäß thunlichst wegzu- und znsazrmen in «im Pökelfaß, Schaff odex- devzl. eingelezZ und jeden Tag gut, umwendet. Zln fünften Tc,ge bringt! man das Fleisch auf einen Durchschlag-, lW dm d«r sich ge ll'ldet, «lt ablaufen, gidas Fleisch WlindsarinX preßt >tlle Luft bei»» Einfügen Ms. bindet die Wurst fest zu. HÄgt stc einen Ta» i-'n die Luft, da mit ''Melde gut ab!rom:e, und gebe sie zum Gelchen. Wer liebt, kann die ser Wurft Or,'linver, Wachh»ld«r ur,d gr?6eN Pfeffer beimischen. Diese Wuvst sollte sehr lsirgsam "?sott«!? wer ben und wird nsch dem Sieden be fthwerl. damit sich leine Lnsträume bilden, die einem schönen Schneiden der Wurst nachteilig sind. So behan delt. hält sich Wurst sehr lange und ?ann sowohl, warm wie tatt genossen »erden. Gut parirt. Herr: „Den zen Sie sich, FräiMn Mathilde, ich iräuint« neulich, daß ich Ihnen «ine gemacht hätte!" Fräu lein tbrüsk): .Zu dumm!" Herr: i „Nicht wahr, wie man nur so alherneH > Zeug träumcn taan!" 3